download - Gymnasium Francisceum Zerbst
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Kissen oder Decken zu haben waren. Die meisten kamen mit Pferden, hunderten<br />
von Pferden. Die Schmiede in Gehrden hatten viel zu tun, da alle Pferde<br />
beschlagen werden mussten. Im Großen und Ganzen verhielten sich die Männer<br />
der Sowjetunion jedoch sehr ruhig und wir brauchten sie eigentlich nicht<br />
fürchten.<br />
Wie wurdet ihr mit Nahrungsmitteln versorgt?<br />
Anfangs wurden die Großgrundbesitzer enteignet, dieses Land wurde dann<br />
aufgeteilt. Jeder bekam 5 ha Land zugeteilt und musste diese bewirtschaften.<br />
Von den Endprodukten, die der Acker brachte, musste ein bestimmtes Soll an<br />
z.B. Eiern, Weizen, Milch abgegeben werden und von dem Rest mussten wir<br />
leben. Das Soll wurde dann der Stadtbevölkerung zugeteilt, da diese sich ja nicht<br />
selbst versorgen konnte.<br />
Konntet ihr zur Schule gehen?<br />
Der Unterricht war gesichert, es wurde eine Notschule in einer Gaststätte in<br />
Lübs eingerichtet, die von Kindern aus Gehrden, Lübs, Prödel und Dornburg<br />
besucht wurde. Der Schulweg musste allerdings selbst gemeistert werden, da<br />
keine Busse fuhren. Das hieß für uns, dass wir laufen mussten, denn ein Fahrrad<br />
war Luxus, den wir nicht besaßen.<br />
aufgezeichnet von Daniel Schemionek, Klasse 10/4<br />
Der Ausschnitt eines Dialogs mit der Cousine meines Vaters (75 Jahre)<br />
Wo hast du den Zweiten Weltkrieg erlebt?<br />
Ich habe meine Kindheit bis zur Vertreibung in meinem Geburtsort verlebt. Er<br />
hieß Großkunzendorf und lag damals in Schlesien. An den genauen Hergang des<br />
Krieges kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich war damals noch sehr klein.<br />
Jedoch wurde mir vieles nachträglich erzählt. Von meinen Verwandten und von<br />
Freunden, die ich später wieder gesehen habe. Meine Mutter war Schneiderin<br />
und mein Vater arbeitete auf dem Hof, der sich nur ein wenig die Straße runter<br />
befand. Er half dort beim Versorgen der Tiere und bei der Ernte.<br />
Wie würdest du deine Kindheit beschreiben?<br />
Na ja ... ich würde schon sagen, dass ich ein glückliches Kind war. Unser Dorf<br />
war ziemlich klein und Gefechte gab es in unserer näheren Umgebung auch<br />
nicht. Jedoch kann ich mich noch gut daran erinnern, dass meine Mutter und<br />
meine Tante, die im Nachbarort nicht weit entfernt wohnte, häufig weinten. Uns<br />
Kindern war dann auch klar, dass wieder jemand aus der Familie oder dem<br />
Freundeskreis gefallen sein muss.