Feminismus und Glücksvorstellungen
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Aus der gesamten Auseinandersetzung ergeben sich für mich folgende<br />
Forschungsergebnisse oder Schlussfolgerungen:<br />
1. Eine Trennung von privatem <strong>und</strong> gesellschaftlichem Glück erscheint mir<br />
künstlich, sowie weiters unnötig <strong>und</strong> unsinnig. Unnötig, denn das eine schließt<br />
das andere nicht aus. Unsinnig, denn das eine kann ohne das andere nicht<br />
existieren, nur beides zusammen kann wirkliches Glück ergeben. Wie könnte<br />
frau völlig glücklich sein im einen Bereich <strong>und</strong> völlig unglücklich im anderen?<br />
Es gibt kein richtiges Leben im falschen. (Adorno (1989) [1951] S.42) Eine<br />
Polarisierung oder Dichotomisierung wie sie zum Teil in feministischen<br />
Diskursen passiert ist, dient der Sache nicht.<br />
2. Beide Bereiche, privates sowie gesellschaftliches Glück, sind wichtig <strong>und</strong><br />
potenzieren sich gegenseitig. Fortschritte in einem Bereich können sich<br />
positiv auf den anderen auswirken. So kann das „subjektive Vermögen“ zum<br />
Glück dadurch gefestigt <strong>und</strong> befördert werden, dass frau gemeinsam mit<br />
anderen agiert <strong>und</strong> sich feministisch engagiert (– <strong>und</strong> damit alle<br />
Charaktereigenschaften stärkt, die auch die Positive Psychologie als zentral<br />
für das Glücksempfinden ansieht.)<br />
3. Aktivismus im <strong>Feminismus</strong> bringt Glücksgefühle. Eine Ahnung davon gibt der<br />
Spruch, den Frauen am 23. Mai 2000 bei einer Aktion in Innsbruck auf ein<br />
Transparent geschrieben hatten: „Widerstand ist das Geheimnis des Glücks“.<br />
<strong>Feminismus</strong> sollte sich trauen, lustvoll zu agieren <strong>und</strong> Spaß zu fördern!<br />
4. Als glückbringende Vorstufe zu feministischem Aktivismus sehe ich eine<br />
gemeinsame Auseinandersetzung mit relevanten Themen an, wie sie z.B.<br />
durch das Feministische Gr<strong>und</strong>studium ermöglicht wird: durch das<br />
Austauschen <strong>und</strong> Diskutieren in der Gruppe lässt sich das positive Gefühl<br />
erleben, mit den eigenen Wahrnehmungen nicht alleine zu sein <strong>und</strong><br />
gemeinsam damit umgehen zu können – ein Gefühl das entlastet <strong>und</strong> stärkt.<br />
D.h. hier kommen individuelle Erkenntnis, der Bezug zu anderen <strong>und</strong><br />
gesellschaftspolitische Auseinandersetzung zusammen.<br />
5. Dem <strong>Feminismus</strong> würde die Auseinandersetzung mit Glück guttun: ein<br />
positives Bild, eine Alternative, ein Glücksversprechen würde dem<br />
<strong>Feminismus</strong> auch in heutigen Zeiten mehr Interesse verschaffen. Auch eine<br />
politische Befreiungsidee muss etwas Positives anbieten, um attraktiv zu sein,<br />
um auf Menschen anziehend zu wirken. <strong>Feminismus</strong> sollte sich erlauben, den<br />
Anspruch auf Glück stellen!<br />
Elisabeth Moder, <strong>Feminismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Glücksvorstellungen</strong>, FGS VI 42