Österreich gelingt Einigung bei EU-Budget - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 37 / 16. 06. 2006 6<br />
Innenpolitik<br />
Nationalratswahl im Frühherbst?<br />
Der Wahlkampf für die turnusmäßige Wahl zum Nationalrat im Herbst dieses Jahres<br />
hat bereits voll eingesetzt. Themen wie Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit, Zuwanderung, Bildung<br />
und, nicht zuletzt BAWAG und ÖGB, sorgen für vielfältige Auseinandersetzungen.<br />
Seit Monaten schon ist ein Thema in der<br />
heimischen Innenpolitik immer wieder<br />
am Tapet: Wie lange wird die derzeitige Koalitionsregierung<br />
zwischen ÖVP und BZÖ<br />
halten? Wie wird letzteres <strong>bei</strong> der im Herbst<br />
notwendigen Nationalratswahl abschneiden?<br />
Bis vor einigen Wochen schien die Koalition<br />
– zumindest nach außen hin – meist<br />
einig, Erfolge wurden, wenn auch nicht mit<br />
allzu großer Begeisterung, „gemeinsam“<br />
vermarktet. Ansprüche auf Urheberschaft dieser<br />
Erfolge müssen aber naturgemäß sukzessive<br />
lauter werden, je mehr es gilt, das<br />
eigene Profil für die Wählerschaft zu schärfen.<br />
Ein Dilemma, vor dem jede zusammengesetzte<br />
Regierung früher oder später steht,<br />
wenn es gilt, vor allem der eigenen Klientel<br />
zu beweisen, wie richtig es gewesen sei, dem<br />
„Lager“ treu geblieben zu sein. Und das<br />
bringt unweigerlich Sand ins Getriebe, die<br />
Opposition, selbst auf dem Sprung (oft zurück)<br />
in die Regierungsverantwortung, sorgt<br />
dafür, daß das Knirschen im Getriebe auch<br />
von jedermann im Lande gehört wird.<br />
Über weite Strecken während <strong>Österreich</strong>s<br />
<strong>EU</strong>-Präsidentschaft war von einem „ziemlich<br />
wahrscheinlichen“ Wahltermin im November<br />
zu hören, man wolle schließlich bis zuletzt<br />
ar<strong>bei</strong>ten, „die Ernte“ der guten Ar<strong>bei</strong>t<br />
auch gemeinsam einfahren und, hier läßt die<br />
Gemeinsamkeit schon etwas nach, nach der<br />
geschlagenen Wahl die langfristigen Ziele<br />
weiterzuverfolgen. Das wird aber umso<br />
schwieriger, als – zumindest nach derzeitiger<br />
Betrachtung – der kleinere Regierungspartner<br />
BZÖ in der Wählergunst an letzter Stelle<br />
rangiert. Umfragen zufolge („Sonntagsfrage“)<br />
kommt das BZÖ auf nur rund 3 Prozent<br />
der Wählerstimmen, 4 sind aber die magische<br />
Grenze für den Einzug ins Parlament.<br />
OGM hat für die Zeitschrift „profil“ auch<br />
erhoben, daß die ÖVP auf 39, die SPÖ auf<br />
37, die Grünen auf 11 und die FPÖ auf 9 Prozent<br />
kommen würden, wo<strong>bei</strong> die ÖVP – im<br />
Vergleich einer Umfrage von vier Wochen<br />
zuvor – einen Prozentpunkt zugelegt, SPÖ<br />
und FPÖ je einen verloren haben. Bei der<br />
„Kanzlerfrage“ („würde ihn direkt wählen,<br />
wenn dies ginge“) konnte SPÖ-Chef Alfred<br />
Gusenbauer übrigens zwei Prozentpunkte<br />
Foto: Bernhard J. Holzner / HOPI-Media<br />
BZÖ-Chef Peter Westenthaler, Vizekanzler Hubert Gorbach <strong>bei</strong>m traditionellen<br />
Frühstück der Koalitionspartner vor Beginn der Regierungssitzung<br />
auf 21 Prozent zulegen, Bundeskanzler<br />
ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel liegt unverändert<br />
mit 30 Prozent in Führung.<br />
Es überrascht also nicht, daß das BZÖ<br />
zunehmend auf Konfrontationskurs zum<br />
Koalitionspartner steuert, um die eigene<br />
Wählerschaft von der Leistungs- und vor allem<br />
Umsetzungskraft zu überzeugen. Auf<br />
der Suche nach einem geeigneten Spitzenkandidaten<br />
für die Nationalratswahl ist das<br />
BZÖ in einem ehemaligen Mitstreiter fündig<br />
geworden, der 2002 nach der „Knittelfeld-<br />
Affäre“ der Politik den Rücken zugekehrt<br />
hatte (und keinesfalls mehr zurückwollte):<br />
im früheren FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler.<br />
Und das bringt stärkere Spannung<br />
zur ÖVP als bisher, denn Westenthaler<br />
braucht, um seiner Funktion entsprechenden<br />
Stellenwert in der Öffentlichkeit zu erlangen,<br />
eine Funktion in der Bundesregierung.<br />
Die Funktion des Vizekanzlers, so heißt es,<br />
würde für ihn angepeilt. Der heißt derzeit<br />
Hubert Gorbach, hat aber vor geraumer Zeit<br />
schon erklärt, er würde später wieder in die<br />
Privatwirtschaft zurückkehren. Wäre also<br />
eine einfache Lösung für das Bündnis, hätte<br />
da Bundeskanzler Schüssel nicht mit einem<br />
knappen „nein, keine Regierungsumbildung“,<br />
reagiert. Daraufhin pochte der Regierungspartner<br />
auf das Recht, „seine“ Regierungsmannschaft<br />
selbst aussuchen zu können.<br />
Man darf gespannt sein, wie die Kraftproben<br />
ausgehen werden.<br />
Heftige Kritik übte Westenthaler bereits<br />
in seiner ersten Pressekonferenz an den anderen<br />
Parteien. Die SPÖ sei im BAWAG-<br />
Sumpf versunken und nicht handlungsfähig,<br />
die ÖVP – als kleiner Vorgeschmack (siehe<br />
oben) – sei nur mehr an der Macht interessiert.<br />
Die Grünen würden sich nur noch mit<br />
der Aussicht auf neue Posten nach der Nationalratswahl<br />
beschäftigen, die FPÖ sei im<br />
rechten Eck gelandet und unter Strache in<br />
die Bedeutungslosigkeit abgedriftet.<br />
Sehr viel war von der ÖVP dazu noch<br />
nicht zu hören, einzig Generalsekretär Reinhold<br />
Lopatka erklärte, es sei eine „innerparteiliche<br />
Entscheidung“ des BZÖ, ihren Parteichef<br />
sowie Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl<br />
festzulegen.