Österreich gelingt Einigung bei EU-Budget - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 37 / 16. 06. 2006 8<br />
Innenpolitik<br />
BAWAG P.S.K. – die Nachwehen<br />
Die Auswirkungen der hohen Verluste, die die viertgrößte Bank <strong>Österreich</strong>s<br />
durch Spekulationen des früheren Managements hinnehmen mußten, sind<br />
weder betragsmäßig, noch für deren Eigentümer ÖGB abschätzbar.<br />
In einer Sondersitzung befaßte sich der Nationalrat<br />
am Anfang Mai mit der Sanierung<br />
der BAWAG P.S.K in Form einer 900-<br />
Mill. €-Bundeshaftung. Das dafür notwendige<br />
Bundesgesetz samt begleitenden Gesetzesänderungen<br />
lag dem Plenum in Form<br />
eines Antrags des Finanzausschusses vor.<br />
In einer einleitenden Erklärung erinnerte<br />
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel an das dramatische<br />
Wochenende rund um den 1. Mai,<br />
als Milliardenklagen gegen die BAWAG zur<br />
Sperre von US-Konten der Bank und zur<br />
Abhebung von Spareinlagen in der Höhe<br />
von mehreren Hundert Millionen Euro führten.<br />
Nachdem klar geworden sei, daß ÖGB<br />
und BAWAG nicht in der Lage seien, die Sanierung<br />
der BAWAG zu finanzieren, war<br />
rasch, umsichtig und gemeinsam zu handeln.<br />
Ergebnis von Gesprächen mit den Vertretern<br />
der BAWAG, des ÖGB und Nationalbank-<br />
Gouverneur Liebscher – über die der<br />
Bundeskanzler im Detail berichtete – ist eine<br />
Bundeshaftung von bis zu 900 Mill. €,<br />
befristet bis 1. Juli 2007. Dazu komme<br />
Eigenkapitalersatz in der Höhe von 450<br />
Mill. € von Banken und Versicherungen, ein<br />
beschleunigter Verkaufs der BAWAG und<br />
rückhaltlose Aufklärung. Kunden und Sparer<br />
der Bank werden abgesichert, der Verkauf<br />
professionell abgewickelt. Der gute Ruf<br />
des Finanzplatzes <strong>Österreich</strong> bleibe gewahrt,<br />
und der ÖGB werde in der Lage sein, seine<br />
Aufgabe als Eigentümervertreter wahrzunehmen.<br />
Es sei ihm auch sehr wichtig, betonte<br />
der Bundeskanzler, daß die Sozialpartnerschaft<br />
erhalten bleibe.<br />
Das Geld der Steuerzahler werde nicht<br />
leichtfertig in die Hand genommen, daher<br />
sei sichergestellt, daß der ÖGB seine Verpflichtungen<br />
als Eigentümer erfüllen müsse<br />
und erst dann Steuergeld in Anspruch genommen<br />
werde. Dafür wiederum sei die<br />
Offenlegung der ÖGB-Finanzen die Voraussetzung,<br />
eine Aufgabe, die OeNB-Gouverneur<br />
Liebscher übernommen habe.<br />
Generaldirektor Ewald Nowotny, der die<br />
Führung der Bank erst Anfang 2006 übernommen<br />
hat und von all dem, was auf ihr<br />
zukommen würde, nichts ahnen konnte,<br />
Von Michael Mössmer.<br />
stellte fest, dieses Gesetz bilde die Basis für<br />
die weitere Stabilisierung und Stärkung der<br />
BAWAG P.S.K. „Die Kundeneinlagen sind<br />
damit sicher und wir können nun daran<br />
gehen, das zuletzt strapazierte Vertrauen der<br />
Kunden wieder zu gewinnen und weiter zu<br />
rechtfertigen.“ Das Gesetz zeige, daß die<br />
Republik <strong>Österreich</strong> zur viertgrößten Bank<br />
des Landes stehe und Verantwortung übernehme.<br />
Weiters gewährleiste das Gesetz, , so<br />
Nowotny, „daß die noch notwendigen Schritte<br />
zur Finalisierung der Bilanz 2005 der<br />
BAWAG P.S.K. nun sehr rasch durchgeführt<br />
werden können.“ Der Aufsichtsrat werde sich<br />
umgehend mit dem Bilanzentwurf befassen.<br />
Die formelle Feststellung der Bilanz könne<br />
erfolgen, wenn das Gesetz in Kraft trete.<br />
Dann „verschwand“, mit einigen Ausnahmen,<br />
das Thema „BAWAG“ aus den<br />
Schlagzeilen.<br />
Umfassende Vergleichslösung<br />
Nach intensiven Verhandlungen mit dem<br />
US-Justizministerium, der Börsenaufsichtsbehörde<br />
(SEC), den Refco-Gläubigern, Vertretern<br />
von Sammelklägern von Refco-Wertpapierinhabern<br />
sowie Thomas H. Lee und<br />
Partner, konnte der Vorstand der BAWAG<br />
P.S.K. am 5. Juni einen umfassenden Vergleich<br />
von Ansprüchen in Zusammenhang<br />
mit der Refco-Insolvenz positiv abschließen.<br />
Die Vereinbarungen sehen vor, daß die<br />
BAWAG P.S.K. nach Vergleichsabschluß<br />
eine erste Zahlung in Höhe von USD 158 Millionen<br />
leistet, wovon USD 150 Millionen zwischen<br />
den Refco–Gläubigern und dem US-<br />
Justizministerium zu gleichen Teilen aufgeteilt<br />
wird. Das Justizministerium wird sodann<br />
seinen Anteil an die Refco–Gläubiger,<br />
die Wertpapiersammelkläger und Th. H. Lee<br />
verteilen. Zusätzliche USD 8 Millionen werden<br />
direkt an den Sammelklagevergleichsfonds<br />
bezahlt.<br />
Entweder nach einem Jahr oder <strong>bei</strong> einem<br />
früheren Verkauf der Bank wird eine weitere<br />
Zahlung von USD 525 Millionen geleistet<br />
werden. Dieser Betrag wird wiederum zunächst<br />
zu gleichen Teilen zwischen dem US-<br />
Justizministerium und den Refco–Gläubigern<br />
aufgeteilt. Das Justizministerium wird auch