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kompendium für private ermittler in europa - Der Detektiv

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Operation Scarface:<br />

Bunte vs Stern<br />

Die Illustrierte „Bunte“ soll fragwürdige Recherchen<br />

über das Privatleben der Politiker Franz<br />

Müntefer<strong>in</strong>g, Oskar Lafonta<strong>in</strong>e und Horst Seehofer<br />

<strong>in</strong> Auftrag gegeben haben – berichtet die<br />

Illustrierte „Stern“. „Bunte“ soll der Berl<strong>in</strong>er<br />

Presseagentur „CMK Images“ gut e<strong>in</strong>e<br />

Viertelmillion Euro da<strong>für</strong> gezahlt haben, Fotos<br />

zu besorgen, mit denen sich Affären der<br />

Politiker nachweisen lassen.<br />

Im vom „Stern“ angeprangerten Fall<br />

soll die Agentur zu unlauteren Methoden<br />

gegriffen haben: Angeblich wurde<br />

Müntefer<strong>in</strong>g „beschattet“ und der<br />

Briefkasten se<strong>in</strong>er späteren Gatt<strong>in</strong><br />

Michelle Schumann mit Werbematerial<br />

„manipuliert“, um festzustellen, ob<br />

sie das Haus betreten hat. Im Fall Lafonta<strong>in</strong>e<br />

hätten die CMK-Mitarbeiter<br />

Überwachungsprotokolle unter dem<br />

Codenamen „Scarface“ angefertigt,<br />

e<strong>in</strong>e unpassende Anspielung an e<strong>in</strong>e<br />

Narbe, die Lafonta<strong>in</strong>e seit e<strong>in</strong>em<br />

Messerattentat zeichnet. Die erwogene<br />

Installation e<strong>in</strong>er Kamera sei<br />

jedoch unterblieben. Neben schriftlichem<br />

Material belegt der „Stern“<br />

se<strong>in</strong>e Geschichte mit den Zeugenaussagen<br />

ehemaliger Mitarbeiter von<br />

CMK. Die Chefredakteur<strong>in</strong> der Bunten,<br />

Patricia Riekel, ließ die Vorwürfe<br />

zurückweisen. Ihr Blatt habe lediglich<br />

e<strong>in</strong>e „journalistische Fotorecherche“<br />

<strong>in</strong> Auftrag gegeben. <strong>Der</strong> Inhaber der<br />

Agentur habe der Chefredaktion der<br />

„Bunte“ versichert, die vom „Stern“<br />

beschriebenen Methoden nicht angewendet<br />

zu haben.<br />

Die Kronzeugen des „Stern“ seien<br />

ehemalige Mitarbeiter, von denen<br />

sich die Agentur im Streit getrennt<br />

habe. Es handele sich um e<strong>in</strong>en Versuch<br />

der „Verleumdung e<strong>in</strong>es erfolgreichen<br />

Mitbewerbers“. Tatsächlich<br />

kämpfen „Stern“ und „Bunte“ um die<br />

Marktführerschaft am Donnerstag,<br />

dem schwierigsten Tag am deutschen<br />

Kiosk. <strong>Der</strong> Burda-Enterta<strong>in</strong>ment-Verlag,<br />

der zur Verlagsgruppe<br />

Burda gehört, kündigte nun juristi-<br />

12 „der detektiv“ März 2010<br />

sche Schritte gegen den „Stern“ an.<br />

Die Berl<strong>in</strong>er CMK Images gilt <strong>in</strong><br />

Branchenkreisen als normale Paparazzi-Agentur,<br />

spezialisiert darauf,<br />

Prom<strong>in</strong>ente jedweder Couleur abzuschießen,<br />

wie es im Jargon ihres<br />

Gewerbes heißt. Dass die CMK<br />

aber auch mit geheimdienstlichen<br />

Methoden Politiker beschatten soll,<br />

um Details aus deren Privatleben<br />

<strong>in</strong> Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen und beim<br />

Bezirksamt als Firmenzweck den<br />

„Betrieb e<strong>in</strong>er Detektei“ angegeben<br />

hat, ist neu. Herausgefunden haben<br />

will das der „Stern“ und berichtet,<br />

das People-Magaz<strong>in</strong> „Bunte“ habe<br />

die CMK mit der Observierung von<br />

Horst Seehofer, Oskar Lafonta<strong>in</strong>e<br />

und Franz Müntefer<strong>in</strong>g beauftragt.<br />

So habe die Agentur versucht,<br />

Lafonta<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e Affäre mit der<br />

L<strong>in</strong>ken-Politiker<strong>in</strong> Sahra Wagenknecht<br />

nachzuweisen. Die Operation<br />

namens „Scarface“ scheiterte,<br />

obwohl man den Politiker <strong>in</strong>tensiv<br />

beschattet und e<strong>in</strong> CMK-Mitarbeiter<br />

versucht habe, sich als Praktikant<br />

bei der Bundestagsfraktion der<br />

L<strong>in</strong>ken e<strong>in</strong>zuschleichen.<br />

Erfolgreicher war die CMK im Fall<br />

Müntefer<strong>in</strong>g: Im vergangenen Frühjahr<br />

meldete die „Bunte“ auf ihrer<br />

Website, sie habe das „schönste<br />

Geheimnis des Liebes-Monats Mai<br />

enthüllt“. Im Blatt s<strong>in</strong>d CMK-Bilder<br />

zu sehen, die Müntefer<strong>in</strong>g mit se<strong>in</strong>er<br />

damaligen Lebensgefährt<strong>in</strong> und<br />

heutigen Gatt<strong>in</strong> Michelle Schumann<br />

zeigen. Vorangegangen war laut<br />

„Stern“ e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Beschattung,<br />

<strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e Videokamera e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

e<strong>in</strong> Briefkasten manipuliert und e<strong>in</strong>e<br />

Fußmatte präpariert worden seien.<br />

Das Blatt beruft sich auf zwei CMK-<br />

Aussteiger und auf Rechercheprotokolle.<br />

Auch die CMK verwahrte<br />

sich gegen die Vorwürfe:<br />

„Die CMK dulde widerrechtliches<br />

Verhalten – wie vom „Stern“ kolportiert<br />

– <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>ster Art und Weise“,<br />

sagte Firmensprecher Stefan Kiessl<strong>in</strong>g.<br />

Dem Handelsblatt bestätige<br />

er aber, vor se<strong>in</strong>er journalistischen<br />

Tätigkeit als <strong>Detektiv</strong> gearbeitet zu<br />

haben. Auf e<strong>in</strong>zelne Arbeits- und<br />

Auftragsverhältnisse wollte er aber<br />

nicht e<strong>in</strong>gehen. Er führe seit mehr<br />

als zehn Jahren ke<strong>in</strong>e Detektei<br />

mehr.<br />

„Bunte“-Chefredakteur<strong>in</strong> Patricia<br />

Riekel räumt e<strong>in</strong>, die CMK mit<br />

Recherchen über die Politiker beauftragt<br />

zu haben. Dennoch will<br />

das Blatt juristisch gegen den<br />

„Stern“ vorgehen. Die Illustrierte<br />

erwecke „<strong>in</strong> fahrlässiger Art den<br />

E<strong>in</strong>druck, dass die Zeitschrift ,Bunte‘<br />

von verme<strong>in</strong>tlich unlauteren<br />

und nicht journalistischen Recherchemethoden<br />

gewusst und diese<br />

gebilligt habe“. Aber konnte man<br />

wirklich nicht wissen, um was <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>e Agentur es sich bei der CMK<br />

handelt? Auf ihrer Website f<strong>in</strong>det<br />

sich das Angebot „CMK I.R.S. (Investigative<br />

Reported Services)“.<br />

Es wäre <strong>in</strong>teressant zu wissen,<br />

was die Agentur darunter versteht.<br />

Doch seit Beg<strong>in</strong>n der „Stern“-Recherchen<br />

hat die CMK alle Informationen<br />

darüber gelöscht. E<strong>in</strong>ige<br />

Merkwürdigkeiten aber bleiben. So<br />

hat die Bunte-Schwesterzeitschrift<br />

Focus, <strong>in</strong> Ausgabe 48/2009 bereits<br />

ausführlich über e<strong>in</strong>e Observation<br />

Oskar Lafonta<strong>in</strong>es berichtet. Damals<br />

Focus-exklusiv. Wenn man<br />

den Text heute nachliest, ersche<strong>in</strong>t<br />

er <strong>in</strong> gänzlich anderem Licht. „Oskar<br />

Lafonta<strong>in</strong>e hat offenbar noch<br />

ganz andere Gegner“, heißt es da<br />

mit Bezug auf se<strong>in</strong>e parti<strong>in</strong>ternen<br />

Rivalen. Und weiter <strong>in</strong> bester Investigativ-Sprache:<br />

„Unheimliche<br />

Gegner. Solche, die <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Berl<strong>in</strong>er<br />

Privatleben herumschnüffeln,<br />

mit h<strong>in</strong>terhältigen Methoden. Denn<br />

Focus-Recherchen ergaben: Diverse<br />

Privatdetektive waren auf die<br />

Zielperson Lafonta<strong>in</strong>e angesetzt. In<br />

Sicherheitskreisen kursieren H<strong>in</strong>weise,<br />

dass er sogar <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

beschattet worden sei. E<strong>in</strong>er der

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