kompendium für private ermittler in europa - Der Detektiv
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ch<strong>in</strong>a, e<strong>in</strong>e schöne<br />
geheimagent<strong>in</strong> und e<strong>in</strong><br />
politiker fern der heimat<br />
Mit Honig fängt man Fliegen, Bären<br />
- und britische Lokalpolitiker.<br />
In diesem Fall mit ch<strong>in</strong>esischem<br />
Honig. Ian Clement (44), der frühere<br />
stellvertretende Bürgermeister<br />
von London, g<strong>in</strong>g anlässlich der<br />
Sommerolympiade 2008 <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g<br />
e<strong>in</strong>er ch<strong>in</strong>esischen Agent<strong>in</strong> <strong>in</strong> die<br />
Falle. Zuerst gab es Dr<strong>in</strong>ks, dann<br />
Sex und anschließend Betäubungsmittel.<br />
In Branchenkreisen nennt<br />
man so etwas „Honeytrap“ oder<br />
„Honeypot“. Wie die britische Zeitung<br />
„The Daily Mirror“ berichtet,<br />
lernte Clement die schöne Asiat<strong>in</strong><br />
auf der offiziellen Party im Rahmen<br />
der Feierlichkeiten zur Eröffnung<br />
der Olympiade kennen. Nach e<strong>in</strong>igen<br />
Dr<strong>in</strong>ks lud er die Dame auf se<strong>in</strong><br />
Hotelzimmer e<strong>in</strong> und hatte Sex mit<br />
ihr (oder auch nicht, er weiß es nicht<br />
mehr genau). Anschließend verlor<br />
er das Bewusstse<strong>in</strong> - die schöne<br />
Ch<strong>in</strong>es<strong>in</strong> hatte ihm ansche<strong>in</strong>end<br />
Betäubungsmittel <strong>in</strong> den Dr<strong>in</strong>k gemixt.<br />
Während der Politiker schlummerte,<br />
durchsuchte die Agent<strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />
Zimmer und kopierte ansche<strong>in</strong>end<br />
auch se<strong>in</strong>en Blackberry. Als ihr<br />
Opfer erwachte, verließ sie das Zimmer<br />
und ward nicht mehr gesehen.<br />
Pikanterweise verschwieg Clement<br />
se<strong>in</strong>erzeit den Vorfall und <strong>in</strong>formierte<br />
weder den Bürgermeister<br />
Boris Johnson noch (wie es sche<strong>in</strong>t)<br />
den MI-5 bzw. MI-6. Erst jetzt gab<br />
er zu, auf den ältesten Trick der<br />
Welt here<strong>in</strong>gefallen zu se<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>e<br />
Begründung <strong>für</strong> das 16-monatige<br />
Schweigen, es habe sich nicht um<br />
e<strong>in</strong>e Verletzung britischer Sicherheit<br />
auf nationaler Ebene gehandelt,<br />
kl<strong>in</strong>gt natürlich reichlich hohl. Pe<strong>in</strong>lich<br />
war es ihm und pe<strong>in</strong>lich darf<br />
es ihm auch wirklich se<strong>in</strong>: der MI-6<br />
hatte die britische Delegation vor<br />
Reiseantritt <strong>in</strong>formiert und besonders<br />
vor den schönen Sirenen des<br />
ch<strong>in</strong>esischen Nachrichtendienstes<br />
gewarnt. Auf der Party <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g<br />
gab es bei Clement dann aber wohl<br />
e<strong>in</strong>e situationsbezogene Prioritätenverschiebung.<br />
E<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Lichtblick gab es allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>für</strong> den Politiker: zum<strong>in</strong>dest<br />
wurde er anschließend nicht mit<br />
Videoaufnahmen erpresst, wie es<br />
dem Diplomaten James Hudson im<br />
Juli <strong>in</strong> Russland passiert war. Letz-<br />
22 „der detektiv“ März 2010<br />
terer hatte sich aber dem Ansche<strong>in</strong><br />
nach mit Prostituierten e<strong>in</strong>gelassen<br />
und war zudem verheiratet.<br />
Auch Clement befand sich zum<br />
Zeitpunkt se<strong>in</strong>er Indiskretion angeblich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er festen Beziehung.<br />
Ungewöhnlich ist der Fall leider<br />
nicht. Schon viele Geheimnisträger<br />
s<strong>in</strong>d auf diese „Technik“<br />
here<strong>in</strong>gefallen, was ihre anhaltende<br />
Popularität begründet. Das<br />
zweitälteste Gewerbe der Welt hat<br />
schon immer gerne die Methoden<br />
der älteren Schwester e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Nahezu unverzeihlich ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
das Schweigen des Politikers.<br />
Zum<strong>in</strong>dest den heimischen Nachrichtendienst<br />
hätte Clement <strong>in</strong>formieren<br />
müssen. Dieser hätte so<br />
den Schaden abschätzen und evtl.<br />
Gegenmaßnahmen treffen können.<br />
Se<strong>in</strong>e Beschwichtigungen Marke<br />
„eigentlich nichts passiert“ dürften<br />
bei den Nachrichtendienstlern<br />
jedenfalls auf wenig Verständnis<br />
stoßen. (Via Sicherheitsblog.<strong>in</strong>fo)<br />
Steuerdaten-cD um € 2,5<br />
Millionen<br />
E<strong>in</strong> Informatik-Spezialist der britischen<br />
Bank hat der deutschen<br />
Regierung e<strong>in</strong>e CD mit Daten von<br />
1.300 deutschen Bankkunden angeboten.<br />
Die CD mit Schweizer<br />
Kontodaten mutmaßlicher deutscher<br />
Steuerflüchtl<strong>in</strong>ge stammt<br />
nach Informationen der Zeitung „F<strong>in</strong>ancial<br />
Times Deutschland“ von der<br />
britischen Großbank HSBC. Dabei<br />
soll es sich dem Bericht zufolge um<br />
Daten handeln, die e<strong>in</strong> Informatikspezialist<br />
der HSBC Private Bank <strong>in</strong><br />
Genf, der 37-jährige Hervé Falciani,<br />
bereits im vergangenen August den<br />
französischen Behörden angeboten<br />
hatte. Den „FTD“-Informationen<br />
zufolge will Falciani den deutschen<br />
Behörden nun Daten von 1.300<br />
deutschen Kunden <strong>für</strong> 2,5 Millionen<br />
Euro verkaufen. <strong>Der</strong> Fiskus könnte<br />
mit E<strong>in</strong>nahmen von den Steuersündern<br />
<strong>in</strong> Höhe von 100 Millionen Euro<br />
rechnen. Die Liste sorgt <strong>für</strong> heftige<br />
Diskussionen über den Umgang<br />
des Staates mit gestohlenen Daten.<br />
<strong>Der</strong> Informatiker hatte bei der HSBC<br />
tausende Kundendaten abgegriffen<br />
und die Namen mutmaßlicher<br />
französischer Steuerflüchtl<strong>in</strong>ge<br />
im vergangenen Jahr an die Regierung<br />
<strong>in</strong> Paris weitergereicht.<br />
Die Debatte um den Ankauf von<br />
Steuersünderdateien hat <strong>in</strong> Bayern<br />
zu e<strong>in</strong>er Welle von Selbstanzeigen<br />
geführt. Bisher haben sich 644 reuige<br />
Steuersünder bei den Behörden gemeldet.<br />
Das sagte e<strong>in</strong>e Sprecher<strong>in</strong><br />
des F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isteriums am Mitte<br />
Februar <strong>in</strong> München. In der deutschen<br />
Abgabenordnung (AO) regelt<br />
der Paragraf 371 die „Selbstanzeige<br />
bei Steuerh<strong>in</strong>terziehung“. Diese<br />
grundlegende Norm des Steuerrechts<br />
spielt gerade <strong>in</strong> der Diskussion über<br />
deutsche Steuersünder mit Vermögen<br />
<strong>in</strong> der Schweiz e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />
Im Gegensatz zu anderen Straftaten<br />
ermöglicht die Selbstanzeige e<strong>in</strong>es<br />
reuigen Steuerh<strong>in</strong>terziehers beim zuständigen<br />
F<strong>in</strong>anzamt im Idealfall die<br />
völlige Straffreiheit. <strong>Der</strong> Täter muss<br />
lediglich die unrichtigen Angaben<br />
gegenüber der Behörde nachholen,<br />
allerd<strong>in</strong>gs bevor ihm das F<strong>in</strong>anzamt<br />
auf die Schliche kommt. Auch hat er<br />
das h<strong>in</strong>terzogene Geld plus Z<strong>in</strong>sen<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er bestimmten Frist an<br />
den Staat zurückzuzahlen.<br />
Ist e<strong>in</strong> Amtsträger dagegen schon<br />
zur steuerlichen Prüfung oder zur<br />
Ermittlung e<strong>in</strong>er steuerlichen Straftat<br />
beziehungsweise Ordnungswidrigkeit<br />
erschienen, ist es zu spät <strong>für</strong><br />
e<strong>in</strong>e Selbstanzeige. Gleiches gilt <strong>für</strong><br />
den Fall, dass der Täter von der Entdeckung<br />
der Tat Kenntnis hatte oder<br />
damit rechnen musste. Wenig zu<br />
bestellen ist auch, wenn dem Steuersünder<br />
oder se<strong>in</strong>em Vertreter, etwa<br />
dem Steuerberater, die E<strong>in</strong>leitung<br />
e<strong>in</strong>es Verfahrens bekanntgegeben<br />
wurde. Weniger streng ist der Fiskus<br />
bei „leichtfertigen Steuerverkürzungen“:<br />
Hier kann sich der reuige<br />
Steuersünder bis zur Bekanntgabe<br />
des Straf- oder Bußgeldverfahrens<br />
selbst anzeigen.<br />
Das niedersächsische F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium<br />
weist auf se<strong>in</strong>er Internetseite<br />
aber darauf h<strong>in</strong>, dass es <strong>für</strong> die Straffreiheit<br />
nicht ausreicht, e<strong>in</strong>e Selbstanzeige<br />
ohne konkrete Angaben bloß<br />
anzukündigen, h<strong>in</strong>terzogene Steuern<br />
lediglich nachzuzahlen oder Beträge<br />
stillschweigend <strong>in</strong> der folgenden<br />
Steuererklärung anzugeben.<br />
E<strong>in</strong>e italienische Steueramnestie<br />
hat zuletzt im Ausland verstecktes<br />
Vermögen im Höhe von mehr als<br />
€ 85 Mrd. <strong>in</strong>s Land zurückgespült.<br />
Alle<strong>in</strong> aus der Schweiz seien <strong>in</strong> den<br />
vergangenen fünf Monaten knapp<br />
€ 60 Mrd. an Schwarzgeld zurückgeflossen,<br />
hatte die Banca d‘Italia <strong>in</strong><br />
Rom mitgeteilt.