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Kunstgenuss in Singapur: Die Sammlungen der ... - Impulse Singapur

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14<br />

S<strong>in</strong>gapur<br />

<strong>Die</strong> grüne Seite <strong>der</strong> Stadt<br />

Von Bäumen im Meer und<br />

Fischen an Land<br />

Wi<strong>der</strong>standslos wie e<strong>in</strong> Messer durch Butter<br />

vers<strong>in</strong>ken me<strong>in</strong>e Füße bis über die Knie im<br />

weichen Untergrund. Bei jedem Durchbrechen <strong>der</strong><br />

Oberfläche wird e<strong>in</strong> bisschen von dem im Schlick<br />

gefangenen Schwefelwasserstoff freigesetzt, <strong>der</strong><br />

Geruch von faulen Eiern umwabert permanent<br />

me<strong>in</strong>e Nase. Nur wi<strong>der</strong>willig und begleitet von<br />

e<strong>in</strong>em feuchten „Schmatz“ lockert <strong>der</strong> klebrige<br />

Brei se<strong>in</strong>e schmierigen Griffel, mit denen er me<strong>in</strong>e<br />

Be<strong>in</strong>e aufs Innigste umschlungen hält. Je<strong>der</strong><br />

Schritt artet so zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Zweikampf aus,<br />

<strong>der</strong> Schlamm ist e<strong>in</strong> zäher Gegner. Mühsam bahne<br />

ich mir me<strong>in</strong>en Weg durch den Morast, vorbei<br />

an knorrigen Bäumen, die auf Stelzen über <strong>der</strong><br />

modrigen, grauschwarzen Pampe thronen. Willkommen<br />

im Reich <strong>der</strong> Mangroven!<br />

Es ist e<strong>in</strong>e seltsame Welt, die mich umgibt: Bei Ebbe dem<br />

Land verbunden, bei Flut dem Meer e<strong>in</strong>verleibt. Mal Fisch,<br />

mal Fleisch. <strong>Die</strong>ser vom Rhythmus <strong>der</strong> Gezeiten bee<strong>in</strong>flusste<br />

Lebensraum stellt Organismen vor Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

denen nur ausgemachte Überlebenskünstler gewachsen<br />

s<strong>in</strong>d und sorgt so für zum Teil bizarre Lebensformen und<br />

-weisen. Denn das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gezeitenzone ist hart.<br />

Mangroven s<strong>in</strong>d Überlebenskünstler par excellence.<br />

Alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Salzgehalt des Meerwassers würde je<strong>der</strong> Zimmerpflanze<br />

den Garaus machen. Und was das Vorhandense<strong>in</strong><br />

von Süßwasser betrifft, könnte man sich auch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sahara bef<strong>in</strong>den. Mangrovenwurzeln s<strong>in</strong>d deshalb<br />

richtige Meerwasserentsalzungsanlagen – mittels Ultrafiltration<br />

und Umkehrosmose decken die Pflanzen ihren<br />

Bedarf an Süßwasser. Überschüssiges Salz wird bei e<strong>in</strong>igen<br />

Mangrovenarten über Drüsen <strong>in</strong> den Blättern ausgeschieden,<br />

an trockenen Tagen kann man dann Salzkristalle auf<br />

Blattoberflächen glitzern sehen. Festen Halt im weichen<br />

Substrat bieten Wurzelsysteme, die sich entwe<strong>der</strong> flach,<br />

aber unauffällig, über e<strong>in</strong>e weite Fläche ausbreiten, o<strong>der</strong><br />

markant, Sp<strong>in</strong>nenbe<strong>in</strong>en nicht unähnlich, emporwachsen.<br />

Den nötigen Sauerstoff beziehen die Bäume über Atemwurzeln,<br />

die wie Schnorchel aus dem fauligen Schlamm<br />

hervorragen. Viele Mangroven s<strong>in</strong>d auch gute Eltern: Ihre<br />

Samen keimen bereits, während sie noch an <strong>der</strong> Mutterpflanze<br />

hängen. <strong>Die</strong> schwimmfähigen Keiml<strong>in</strong>ge werden<br />

erst dann <strong>in</strong>s warme Wasser gestoßen, wenn sie reif<br />

genug dazu s<strong>in</strong>d – e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er, aber entscheiden<strong>der</strong> Vorteil<br />

<strong>in</strong> diesem dynamischen Lebensraum.<br />

Der Begriff „Mangrove” ist allerd<strong>in</strong>gs mehrdeutig. Er<br />

bezeichnet sowohl dieses fast ausschließlich <strong>in</strong> tropischen<br />

Küstenregionen vorkommende Ökosystem, als auch die<br />

<strong>in</strong> ihm wachsenden Pflanzen. E<strong>in</strong>en Mangrovenbaum an<br />

sich gibt es nicht. Mangrovenbäume gehören unterschiedlichen<br />

Pflanzenfamilien an, sogar e<strong>in</strong>e Palmenart ist darunter.<br />

Weltweit werden zirka 70 Baum- und Straucharten zu<br />

den Mangroven gezählt. Mangroven gelten als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong><br />

produktivsten Ökosysteme, das von ihren Wurzeln geformte<br />

Labyr<strong>in</strong>th dient als K<strong>in</strong><strong>der</strong>stube für viele <strong>der</strong> Kreaturen,<br />

die Tag für Tag <strong>in</strong> den Mägen von Seafood-Liebhabern<br />

landen. Zugvögel, die auf ihren Reisen auf Fast Food im<br />

wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes angewiesen s<strong>in</strong>d, wissen das<br />

reichhaltige Nahrungsangebot im McSchlick ebenfalls zu<br />

schätzen. Seit dem Tsunami 2004 ist zudem auch die Be-<br />

deutung von Mangroven für den Küstenschutz <strong>in</strong>s Bewusst-<br />

se<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit gerückt.<br />

Nur Mangrovenbäume <strong>der</strong> Gattung Rhizophora, die mit<br />

drei Arten <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur vertreten ist, besitzen übrigens die<br />

klassischen Stelzwurzeln. Das Holz dieses von den Malaien<br />

„Bakau” genannten Baumes wird zur Erzeugung von Holzkohle<br />

verwendet und hat wohl schon an gar manchem Grillabend<br />

für zarte Steaks gesorgt. Entlang <strong>der</strong> LRT-L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>

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