Kunstgenuss in Singapur: Die Sammlungen der ... - Impulse Singapur
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Achtzigern e<strong>in</strong>ige Jahre auf verschiedenen Kreuzfahrt-<br />
schiffen <strong>der</strong> Cunard Ree<strong>der</strong>ei zur See. Ob hier schon se<strong>in</strong>e<br />
Sehnsucht nach <strong>der</strong> Ferne geweckt wurde? „Weniger e<strong>in</strong>e<br />
Sehnsucht nach Ferne, als eher e<strong>in</strong> Trieb auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach neuen Rezepten und Köstlichkeiten für die Küche“,<br />
me<strong>in</strong>t Erich, hätten ihn dazu angetrieben.<br />
Mit Stolz erzählt Erich dann, dass zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />
Achtziger Jahre <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Küche e<strong>in</strong> Umdenken<br />
stattfand, weg von Altgewohnten, h<strong>in</strong> zu Neuem und<br />
<strong>der</strong> Begriff „Essen wie Gott <strong>in</strong> Deutschland“ wurde geschaffen.<br />
In dieser Zeit kochte Erich sich durch die Küchen<br />
renommierter Restaurants, zum Beispiel <strong>in</strong> Hannover und<br />
Saarlouis. Aber auch dort hielt es ihn nicht lange und<br />
e<strong>in</strong>e amerikanische Hotelkette schickte ihn <strong>in</strong> den darauffolgenden<br />
fast zehn Jahren quer durch Asien. Ch<strong>in</strong>a,<br />
Thailand, Malaysia und Indonesien waren se<strong>in</strong>e Stationen.<br />
Der e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Geschäftsreisende mag also<br />
schon e<strong>in</strong>mal unwissend von Erich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hotel <strong>in</strong> Asien<br />
bekocht worden se<strong>in</strong>.<br />
1997 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weihnachtszeit kam er dann schlussendlich<br />
nach S<strong>in</strong>gapur, wo er e<strong>in</strong>em deutschen Freund kurz<br />
entschlossen unter die Arme griff: <strong>der</strong> Deutsche Club,<br />
damals noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> First Avenue angesiedelt, benötigte<br />
dr<strong>in</strong>gend „deutschen E<strong>in</strong>fluss“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Küche. Und<br />
so blieb Erich fürs Erste e<strong>in</strong>mal dort und bekochte die<br />
German Community. Hier hält Erich kurz <strong>in</strong>ne und holt<br />
e<strong>in</strong> sorgfältig gehütetes Fotoalbum aus dem Laden und<br />
wir blättern geme<strong>in</strong>sam durch die Aufnahmen aus den<br />
Neunzigern, auf denen die üblichen Feste und Feiern zu<br />
sehen s<strong>in</strong>d. Da die Anzahl <strong>der</strong> Deutschen zu diesem Zeitpunkt<br />
wesentlich ger<strong>in</strong>ger war als heute, merkt man Erich<br />
beim Erzählen an, dass es e<strong>in</strong>e nette und fröhliche Runde<br />
war, die sich dort regelmäßig e<strong>in</strong>fand. Man kannte sich<br />
eben. Anschließend war Erich Küchenchef <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kant<strong>in</strong>e<br />
im German Centre.<br />
Erichs „Ruhestand“<br />
„Na und dann g<strong>in</strong>g ich endlich 2003 <strong>in</strong> den Ruhestand“,<br />
eröffnet mir Erich. Moment Mal, was heißt denn hier Ruhestand?<br />
Ich sitze ihm doch gerade an se<strong>in</strong>em Würstchenstand<br />
gegenüber? Verschmitzt klärt mich Erich auf, dass<br />
mit dem sogenannten Ruhestand se<strong>in</strong>e Selbstständigkeit<br />
geme<strong>in</strong>t ist und er im November 2004 die Gelegenheit<br />
bekam, e<strong>in</strong>en von <strong>in</strong>sgesamt elf Ständen auf dem neu gegründeten<br />
Nachtmarkt <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>atown zu übernehmen. <strong>Die</strong><br />
Regierung wollte damals e<strong>in</strong>en Gegenpol zu allem Asiatischen<br />
bilden und seitdem ist Erich mit se<strong>in</strong>em Würstelstand<br />
sozusagen <strong>der</strong> westliche Anziehungspunkt im sonst<br />
komplett asiatischen Viertel. Auf die Wurst sei er e<strong>in</strong>fach<br />
gekommen, weil sich „die leicht organisieren lässt“. Wenn<br />
man den w<strong>in</strong>zigen Stand so ansieht, kann man dieses Bestreben<br />
nur zu gut nachvollziehen. „Also bietet sich die<br />
Wurst an und das Kraut und das Brot ebenfalls“, me<strong>in</strong>t<br />
Erich <strong>in</strong> ruhigem Ton. Ganz <strong>der</strong> Küchenprofi eben. <strong>Die</strong><br />
Wurst wird nach deutschem Rezept mit deutschen Zutaten<br />
und Gewürzen hier <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur produziert. Ebenso das<br />
Sauerteigbrot <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Sortiment. E<strong>in</strong>e Zeit lang habe er<br />
das Brot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Backstube gleich auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden<br />
Straßenseite sogar selbst gebacken, das wäre ihm<br />
dann aber mit <strong>der</strong> Zeit zu viel geworden.<br />
Erichs Kunden<br />
Was mich am meisten <strong>in</strong>teressiert, ist die Antwort auf die<br />
Frage, wer denn nun eigentlich se<strong>in</strong>e täglichen Kunden<br />
s<strong>in</strong>d: <strong>der</strong> heimwehkranke Europäer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> probierfreudige<br />
Asiate? Erich sieht mich dabei etwas verdutzt an, denn<br />
für ihn ist es selbstverständlich, dass sie alle kommen. Er<br />
kann überhaupt nicht sagen, ob e<strong>in</strong>e Gruppe häufiger vertreten<br />
ist als e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e. E<strong>in</strong> bisschen stolz ist er schon,<br />
als er mir erklärt, dass se<strong>in</strong> Stand <strong>in</strong> jedem deutschen Reiseführer<br />
erwähnt ist. Bis auf e<strong>in</strong>en. Das heißt also, das die<br />
deutschsprachigen Touristen auf jeden Fall schon e<strong>in</strong>mal<br />
von ihm gelesen haben. Aber <strong>der</strong> Hauptteil se<strong>in</strong>er Kunden<br />
seien tatsächlich die Asiaten. Sowohl die E<strong>in</strong>heimischen,<br />
die regelmäßig bei ihm essen, aber auch Reisegruppen aus<br />
Ch<strong>in</strong>a, Japan o<strong>der</strong> Korea. Manchmal ist sogar die Klasse<br />
e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heimischen Schule dabei o<strong>der</strong> wie neulich e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe holländischer Studenten, die im Zuge e<strong>in</strong>er Schnitzeljagd<br />
zum ihm an den Stand kamen. Selbst beim zufälligen<br />
Schlen<strong>der</strong>n durch Ch<strong>in</strong>atown, das bei jedem Touristen<br />
mit Sicherheit auf dem Plan steht, läuft man unweigerlich<br />
an Erichs Stand vorbei. Und wenn jemand auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach ihm ist, dann können die an<strong>der</strong>en Standbesitzer auf<br />
jeden Fall den Weg zu ihm erklären. Manche von ihnen,<br />
wie zum Beispiel <strong>der</strong> alte Ch<strong>in</strong>ese mit se<strong>in</strong>en gerösteten<br />
Kastanien am Ende <strong>der</strong> Straße, ist auch so e<strong>in</strong> „alter<br />
Hase“, <strong>der</strong> von Anfang an mit dabei war.<br />
Leute<br />
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