Kunstgenuss in Singapur: Die Sammlungen der ... - Impulse Singapur

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16 Kultur eo-Klassik Biedermeier Barock Rokoko Renaissance Die Kunstschätze des Fürstenhauses Liechtenstein Falls Sie ein Liebhaber eher traditioneller Kunst sind und es in Europa schon länger nicht mehr ins Museum geschafft haben, dürfte Sie die derzeitige Ausstellung „Princely Treasures from the House of Liechtenstein“ im Nationalmuseum Singapur (NMS) interessieren. Bis zum 29. September sind 91 Kunstwerke des Fürstenhauses Liechtenstein aus vier Jahrhunderten zu sehen. Darunter befinden sich auch einige bedeutende Werke großer Meister wie z.B. von Lucas Cranach dem Älteren, Raphael, Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Frans Hals und Rembrandt Harmenszoon van Rijn. Die fürstlichen Kunstschätze (Gemälde, Tapisserien, Skulpturen, Bronzen und Möbel) stellen mit insgesamt 1.700 Werken die zweitgrößte private Sammlung weltweit dar. Sie ist heute vor 1 2 1 Peter Paul Rubens (*1577 Siegen, +1640 Antwerpen): “Mars und Rhea Silvia”, 1616/1617, Öl auf Leinwand 2 Adriaen van Ostade (*1610 Haarlem, +1685 Haarlem): „Bauerntanz in der Scheune“, 1653, Öl auf Holz 3 Raphael (Rafaello Sanzio or Santi), (*1483 Urbino, +1520 Rom): “Portrait eines Mannes”, Öl auf Holz allem im Gartenpalais Liechtenstein in Wien beheimatet, wobei die Werke des Biedermeier, Klassizismus und Neorokoko vor allem im Stadtpalais Liechtenstein in Wien gezeigt werden. In beiden Palais vermittelt eine erlesene Auswahl an Spitzenwerken dem Besucher in einer dichten Präsentation die Vielfalt und Opulenz dieser weltweit bedeutendsten Familiensammlung von hohem kunsthistorischem Rang. Die Ausstellung im singapurischen Nationalmuseum gibt einen Eindruck vom Glanz der fürstlichen Schlösser sowie der Geschichte des Fürstenhauses und seiner Sammlung, deren Ursprung bis in das 15. Jahrhundert zurück geht. Die Bemühungen des Fürstenhauses, ernsthaft Kunstwerke zu sammeln, begannen allerdings erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts, also mit Beginn des Barock. Dem 3
politisch wichtigsten und aktivsten Mitglied der Familie wurde 1608 die erbliche Fürstenwürde verliehen und folglich begann die Familie ihre Residenzen zu erweitern und diese standesgemäß mit Kunstschätzen aller Art auszustatten. Karl I. von Liechtenstein (1569 – 1627) vererbte Titel und Kunstinteresse an seinen Sohn Karl Eusebius I. (1611 – 1684). Wie sein Vater, kommissionierte dieser Werke für die Familie. Eine Leidenschaft und Tradition, die auch nachfolgende Generationen pflegen sollten. Als erster in der Familie partizipierte Karl Eusebius am internationalen Kunsthandel, initiierte neue Gebäudeplanungen, beschäftigte Architekten, Bildhauer, Maler und Stuckateure im großen Stil, was ebenfalls in die Familientradition einging. Er bevorzugte einen geordneten Stil in der Präsentation der gesammelten Gemälde und Skulpturen in verschiedenen dafür eigens gebauten Galerien, und unter seiner Regie wuchs die Sammlung stetig heran. Sein Sohn Johann Adam Andreas I. (1657 – 1712), ein in Finanzen geschickter Fürst, erwarb die Herrschaften Schellenberg (1699) und Vaduz (1712), die Gemeinden des heutigen Fürstentums Liechtenstein sind. Er war ein repräsentativer Herrscher des Barock und galt als einer der großzügigsten Kunstsammler und Mäzene seiner Zeit. Er ließ verschiedene Paläste bauen, darunter das oben genannte Stadtpalais Liechtenstein in der Bankgasse im Zentrum Wiens und das Gartenpalais im Alsergrund (Rossau Quartier), welches ganz im Stil des Wiener Hoch-Barock gehalten ist. Wie Briefe mit Künstlern und Architekten belegen nahm er selbst deutlichen Einfluss auf die Gestaltung seiner Palais. Er plante die Kunstausstattungen der Galerien und brachte seine Vorstellungen in kommissionierte Werke ein, wie z.B. in das Gemälde „Die Metamorphose des toten Adonis“ von Marcantonio Franceschini, welches in der Ausstellung zu sehen ist. Er hatte ein Faible für große, farbenfrohe Gemälde mit starken Kompositionen und bereicherte die Sammlung um bedeutende Werke Flämischer Meister. So gehen die Käufe des Portraits von Rubens „Clara Serena Rubens“ und des Gemäldes von Rubens „Mars und Rhea Silvia“, die auch in der Ausstellung gezeigt werden, auf seine Ära zurück. Letzteres ist weltbekannt. Die für die Epoche typische Wahl des Themas, die Dramatik im Ausdrucksstil sowie die für Rubens typische opulente Darstellung der Personen machen es als Barockgemälde unverkennbar. Nachfolgende Fürsten wie Joseph Wenzel I. (1696 – 1772), Alois I. (1759 – 1805) und Johann II. (1840 – 1929) erwarben ebenfalls Werke von Rubens, von denen sechs Gemälde in der hiesigen Ausstellung präsentiert werden. Das Portrait der Marie Louise von Taxis von Anthonis van Dyck, ebenfalls von Johann Adam Andreas I. erworben, ist ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung. Es zeigt eine junge, schöne und selbstbewusste Adlige und gilt als Glanzstück der Kunst von van Dyck, dessen Portraitmalerei auch bei König Charles I. von England gefragt war. Van Dyck hatte einen weitreichenden und langfristigen Einfluss auf die Entwicklung der Portraitmalerei in Europa, was auch an späteren Werken einiger englischer Portraitmaler in anderen Galerien des singapurischen Nationalmuseums zu sehen ist. Johann I. (1760 – 1836) erweiterte den Sammlungsbestand insbesondere im Bereich der holländischen und italienischen Malerei und erwarb 1823 „Portrait eines Mannes“ gemalt vom Meister der Renaissance, Raphael (Rafaello Sanzio). Die kräftigen Farben der Komposition ergeben eine harmonische Verbindung von Modell und landschaftlichem Hintergrund und das Werk ist eines der Glanzstücke der Sammlung und der Ausstellung hier. Unter Johann I. erfolgte ab 1807 auch die Übersiedlung der Sammlungen vom Stadtpalais ins Gartenpalais innerhalb Wiens. Johann II. (1840 – 1929) war mit einer langen Regentschaft von 70 Jahren ein einflussreicher Herrscher, der auf sozialem, humanitärem und wissenschaftlichem Gebiet viel forderte und gleichzeitig als hervorragender Kunstkenner und Mäzen bekannt war. Er veranlasste die Neuordnung der liechtensteinischen Gemäldegalerie und erweiterte sie durch umfangreiche Ankäufe. Er konzentrierte sich dabei vor allem auf Kunstwerke des 14., 15. und des frühen 16. Jahrhunderts, hatte aber auch Interesse an zeitgenössischen venezianischen Meistern. 1938 fand die 130-jährige Präsentation der „Fürstlichen Sammlungen“ im Gartenpalais Liechtenstein ein jähes Ende, als die Galerie für das Publikum gesperrt wurde. Aus politischen Gründen verlegte die Familie im selben Jahr erstmals in ihrer Geschichte den Wohnsitz nach Vaduz und transferierte ihre Kunstschätze in den letzten Kriegswochen ebenfalls dorthin. Dadurch wurde die Hauptstadt von Liechtenstein bis zum heutigen Tag auch zum Sitz der Sammlungen des Fürsten, die allerdings seit 2004 wieder im Gartenpalais und Stadtpalais (2013) in Wien zu sehen ist. Unter dem derzeitigen Fürsten Hans-Adam II. erfuhr die Sammlung in den letzten Dekaden eine Erweiterung und einige Werke, die als Folge des 2. Weltkrieges veräußert waren, wurden in die Sammlung zurückgeführt. Zusätzlich wurden Werke berühmter Künstler neu erworben, wie z.B. von Andrea Mantegna, Canaletto und Friedrich Georg Waldmüller, deren Kunst ebenfalls im Nationalmuseum zu sehen ist. Dr. Maren Kraemer-Dreyer | Fotos: © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna Weitere Informationen: „Princely treasures From the House of Liechtenstein” Wo: National Museum of Singapore, 93 Stamford Road, Singapore 178897 Wann: täglich 10:00 – 18:00 Uhr Die German Association veranstaltet am Dienstag, 20. August, 10:00 bis 11:00 Uhr eine Führung mit Maren Dreyer Kultur 17
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