Kunstgenuss in Singapur: Die Sammlungen der ... - Impulse Singapur
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politisch wichtigsten und aktivsten Mitglied <strong>der</strong> Familie<br />
wurde 1608 die erbliche Fürstenwürde verliehen und folglich<br />
begann die Familie ihre Residenzen zu erweitern und<br />
diese standesgemäß mit Kunstschätzen aller Art auszustatten.<br />
Karl I. von Liechtenste<strong>in</strong> (1569 – 1627) vererbte<br />
Titel und Kunst<strong>in</strong>teresse an se<strong>in</strong>en Sohn Karl Eusebius I.<br />
(1611 – 1684). Wie se<strong>in</strong> Vater, kommissionierte dieser<br />
Werke für die Familie. E<strong>in</strong>e Leidenschaft und Tradition,<br />
die auch nachfolgende Generationen pflegen sollten. Als<br />
erster <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie partizipierte Karl Eusebius am <strong>in</strong>ternationalen<br />
Kunsthandel, <strong>in</strong>itiierte neue Gebäudeplanungen,<br />
beschäftigte Architekten, Bildhauer, Maler und Stuckateure<br />
im großen Stil, was ebenfalls <strong>in</strong> die Familientradition<br />
e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g. Er bevorzugte e<strong>in</strong>en geordneten Stil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Präsentation<br />
<strong>der</strong> gesammelten Gemälde und Skulpturen <strong>in</strong><br />
verschiedenen dafür eigens gebauten Galerien, und unter<br />
se<strong>in</strong>er Regie wuchs die Sammlung stetig heran.<br />
Se<strong>in</strong> Sohn Johann Adam Andreas I. (1657 – 1712),<br />
e<strong>in</strong> <strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzen geschickter Fürst, erwarb die Herrschaften<br />
Schellenberg (1699) und Vaduz (1712), die Geme<strong>in</strong>den<br />
des heutigen Fürstentums Liechtenste<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d.<br />
Er war e<strong>in</strong> repräsentativer Herrscher des Barock<br />
und galt als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> großzügigsten Kunstsammler und<br />
Mäzene se<strong>in</strong>er Zeit. Er ließ verschiedene Paläste bauen,<br />
darunter das oben genannte Stadtpalais Liechtenste<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Bankgasse im Zentrum Wiens und das Gartenpalais<br />
im Alsergrund (Rossau Quartier), welches ganz im Stil des<br />
Wiener Hoch-Barock gehalten ist.<br />
Wie Briefe mit Künstlern und Architekten belegen<br />
nahm er selbst deutlichen E<strong>in</strong>fluss auf die Gestaltung<br />
se<strong>in</strong>er Palais. Er plante die Kunstausstattungen <strong>der</strong> Galerien<br />
und brachte se<strong>in</strong>e Vorstellungen <strong>in</strong> kommissionierte<br />
Werke e<strong>in</strong>, wie z.B. <strong>in</strong> das Gemälde „<strong>Die</strong> Metamorphose<br />
des toten Adonis“ von Marcantonio Francesch<strong>in</strong>i, welches<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausstellung zu sehen ist. Er hatte e<strong>in</strong> Faible für<br />
große, farbenfrohe Gemälde mit starken Kompositionen<br />
und bereicherte die Sammlung um bedeutende Werke<br />
Flämischer Meister. So gehen die Käufe des Portraits<br />
von Rubens „Clara Serena Rubens“ und des Gemäldes<br />
von Rubens „Mars und Rhea Silvia“, die auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Ausstellung gezeigt werden, auf se<strong>in</strong>e Ära zurück. Letzteres<br />
ist weltbekannt. <strong>Die</strong> für die Epoche typische Wahl<br />
des Themas, die Dramatik im Ausdrucksstil sowie die<br />
für Rubens typische opulente Darstellung <strong>der</strong> Personen<br />
machen es als Barockgemälde unverkennbar. Nachfolgende<br />
Fürsten wie Joseph Wenzel I. (1696 – 1772), Alois<br />
I. (1759 – 1805) und Johann II. (1840 – 1929) erwarben<br />
ebenfalls Werke von Rubens, von denen sechs Gemälde <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> hiesigen Ausstellung präsentiert werden.<br />
Das Portrait <strong>der</strong> Marie Louise von Taxis von Anthonis<br />
van Dyck, ebenfalls von Johann Adam Andreas I. erworben,<br />
ist e<strong>in</strong> weiterer Höhepunkt <strong>der</strong> Ausstellung. Es zeigt<br />
e<strong>in</strong>e junge, schöne und selbstbewusste Adlige und gilt als<br />
Glanzstück <strong>der</strong> Kunst von van Dyck, dessen Portraitmalerei<br />
auch bei König Charles I. von England gefragt war. Van<br />
Dyck hatte e<strong>in</strong>en weitreichenden und langfristigen E<strong>in</strong>fluss<br />
auf die Entwicklung <strong>der</strong> Portraitmalerei <strong>in</strong> Europa, was<br />
auch an späteren Werken e<strong>in</strong>iger englischer Portraitmaler<br />
<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Galerien des s<strong>in</strong>gapurischen Nationalmuseums<br />
zu sehen ist.<br />
Johann I. (1760 – 1836) erweiterte den Sammlungsbestand<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> holländischen und<br />
italienischen Malerei und erwarb 1823 „Portrait e<strong>in</strong>es<br />
Mannes“ gemalt vom Meister <strong>der</strong> Renaissance, Raphael<br />
(Rafaello Sanzio). <strong>Die</strong> kräftigen Farben <strong>der</strong> Komposition<br />
ergeben e<strong>in</strong>e harmonische Verb<strong>in</strong>dung von Modell und<br />
landschaftlichem H<strong>in</strong>tergrund und das Werk ist e<strong>in</strong>es<br />
<strong>der</strong> Glanzstücke <strong>der</strong> Sammlung und <strong>der</strong> Ausstellung hier.<br />
Unter Johann I. erfolgte ab 1807 auch die Übersiedlung<br />
<strong>der</strong> <strong>Sammlungen</strong> vom Stadtpalais <strong>in</strong>s Gartenpalais <strong>in</strong>nerhalb<br />
Wiens.<br />
Johann II. (1840 – 1929) war mit e<strong>in</strong>er langen Regentschaft<br />
von 70 Jahren e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>flussreicher Herrscher,<br />
<strong>der</strong> auf sozialem, humanitärem und wissenschaftlichem<br />
Gebiet viel for<strong>der</strong>te und gleichzeitig als hervorragen<strong>der</strong><br />
Kunstkenner und Mäzen bekannt war. Er veranlasste die<br />
Neuordnung <strong>der</strong> liechtenste<strong>in</strong>ischen Gemäldegalerie und<br />
erweiterte sie durch umfangreiche Ankäufe. Er konzentrierte<br />
sich dabei vor allem auf Kunstwerke des 14., 15.<br />
und des frühen 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts, hatte aber auch Interesse<br />
an zeitgenössischen venezianischen Meistern.<br />
1938 fand die 130-jährige Präsentation <strong>der</strong> „Fürstlichen<br />
<strong>Sammlungen</strong>“ im Gartenpalais Liechtenste<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
jähes Ende, als die Galerie für das Publikum gesperrt<br />
wurde. Aus politischen Gründen verlegte die Familie im<br />
selben Jahr erstmals <strong>in</strong> ihrer Geschichte den Wohnsitz<br />
nach Vaduz und transferierte ihre Kunstschätze <strong>in</strong> den<br />
letzten Kriegswochen ebenfalls dorth<strong>in</strong>. Dadurch wurde<br />
die Hauptstadt von Liechtenste<strong>in</strong> bis zum heutigen Tag<br />
auch zum Sitz <strong>der</strong> <strong>Sammlungen</strong> des Fürsten, die allerd<strong>in</strong>gs<br />
seit 2004 wie<strong>der</strong> im Gartenpalais und Stadtpalais (2013)<br />
<strong>in</strong> Wien zu sehen ist.<br />
Unter dem <strong>der</strong>zeitigen Fürsten Hans-Adam II. erfuhr<br />
die Sammlung <strong>in</strong> den letzten Dekaden e<strong>in</strong>e Erweiterung<br />
und e<strong>in</strong>ige Werke, die als Folge des 2. Weltkrieges veräußert<br />
waren, wurden <strong>in</strong> die Sammlung zurückgeführt. Zusätzlich<br />
wurden Werke berühmter Künstler neu erworben,<br />
wie z.B. von Andrea Mantegna, Canaletto und Friedrich<br />
Georg Waldmüller, <strong>der</strong>en Kunst ebenfalls im Nationalmuseum<br />
zu sehen ist.<br />
Dr. Maren Kraemer-Dreyer | Fotos: © LIECHTENSTEIN.<br />
The Pr<strong>in</strong>cely Collections, Vaduz–Vienna<br />
Weitere Informationen:<br />
„Pr<strong>in</strong>cely treasures<br />
From the House of Liechtenste<strong>in</strong>”<br />
Wo: National Museum of S<strong>in</strong>gapore,<br />
93 Stamford Road, S<strong>in</strong>gapore 178897<br />
Wann: täglich 10:00 – 18:00 Uhr<br />
<strong>Die</strong> German Association veranstaltet am<br />
<strong>Die</strong>nstag, 20. August, 10:00 bis 11:00 Uhr<br />
e<strong>in</strong>e Führung mit Maren Dreyer<br />
Kultur<br />
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