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Wenn nun ein Mensch auch einen Druck von 200 at auszuhalten<br />
vermöchte, so würde er doch unter diesem Druck stehende Luft<br />
nicht mehr atmen können. Die Lunge hat einen bestimmten<br />
Fassungsraum und eine bestimmte Oberfläche, die von Luft bestrichen<br />
werden muß, um sie von den vom Körper ausgeschiedenen<br />
Verbrennungsprodukten, vornehmlich <strong>der</strong> Kohlensäure<br />
und dem Wasserdampf zu reinigen. Zur gründlichen Durchführung<br />
dieser Ausspülung ist, unabhängig vom herrschenden Druck,<br />
stets dasselbe Luftvolumen nötig. Das mit jedem Atemzug aufgenommene<br />
Volumen an Frischluft schwankt je nach <strong>der</strong> Arbeitsleistung<br />
in weiten Grenzen, und beträgt nach Stelzner bei<br />
vollkommener Ruhe in <strong>der</strong> Minute 5 Liter, bei angestrengter<br />
Arbeit aber 17mal so viel. Damit ist ungefähr jene Atemleistung<br />
erreicht, zu <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mensch überhaupt befähigt ist. Bei einem<br />
Druck von 17 at wiegen nun die zum Atmen notwendigen 5<br />
Liter Luft auch 17mal so viel wie unter Normaldruck. Unter diesem<br />
Druck wird somit die gesamte Arbeitsfähigkeit schon durch<br />
das Atmen bei vollkommener Ruhe in Anspruch genommen. Da<br />
dieser Druck einer Tauchtiefe von 160 m entspricht, muß diese<br />
als Grenze für das Gerättauchen angenommen werden. Arbeit<br />
leisten kann man in dieser <strong>Tiefe</strong> nicht, nur beobachten. Damit<br />
<strong>der</strong> Taucher aber auch nur das kann, muß ihm Atemluft von<br />
an<strong>der</strong>er Zusammensetzung zugeführt werden als jener, die in<br />
<strong>der</strong> freien Atmosphäre herrscht. Dort besteht die Luft, abgesehen<br />
von Spuren an<strong>der</strong>er Gase, dem Volumen nach aus 78%<br />
Stickstoff, 21% Sauerstoff, 0,9% Argon und 0,05% Kohlensäure.<br />
Von diesen Gasen ist Sauerstoff für die Atmung notwendig,<br />
Stickstoff und Argon spielen lediglich die Rolle von Verdünnungsmitteln,<br />
Kohlensäure wirkt, wenn sich ihr Anteil über ein<br />
gewisses Maß steigert, auch unter Normaldruck schädlich.<br />
Aus großen <strong>Tiefe</strong>n hochgekommene Taucher erkrankten an<br />
schweren Lähmungen, nicht wenige starben. Vor ungefähr einem<br />
halben Jahrhun<strong>der</strong>t wurde <strong>der</strong> Stickstoff, von dem man es<br />
eigentlich nicht erwartet hatte, weil er chemisch sehr träge ist,<br />
als <strong>der</strong> Hauptübeltäter erkannt. Das hängt mit seiner mit zunehmendem<br />
Druck wachsenden Löslichkeit im Blut zusammen.<br />
Diese Eigenschaft ist um so heimtückischer, als beim Nie<strong>der</strong>tauchen<br />
und beim Arbeiten in <strong>der</strong> <strong>Tiefe</strong> keinerlei hierdurch hervorgerufene<br />
Störungen eintreten. Sie machen sich erst beim,<br />
beziehungsweise nach dem Wie<strong>der</strong>hochtauchen bemerkbar. Sobald<br />
<strong>der</strong> Körper unter geringeren Druck gelangt, scheidet sich<br />
<strong>der</strong> im Blut gelöste Stickstoff in Form von Gasbläschen aus. Ein<br />
solches von Erbsengröße kann, ins Herz gelangt, den sofortigen<br />
Tod herbeiführen. Bis zu einem Druck von 2,3 at, was einer<br />
<strong>Tiefe</strong> von 13 m entspricht, bleibt <strong>der</strong> Stickstoff im Blut noch<br />
in <strong>der</strong> nunmehr übersättigten Lösung. Bis zu dieser <strong>Tiefe</strong> braucht<br />
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