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Das Bienengift im Dienste der Homöopathie - Kathrin-von-basse.de

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DAS BIENENGIFT<br />

IM DIENSTE DER HOMOEOPATHIE<br />

Eine monographisch-therapeutische Abhandlung<br />

zu<br />

Ehren und auf Veranlassung<br />

<strong>de</strong>s<br />

nach Phila<strong>de</strong>lphia berufenen homöopathischen Weltcongresses<br />

redigirt<br />

<strong>von</strong><br />

DR. H. GOULLON<br />

prakt. Arzt in We<strong>im</strong>ar, Redakteur <strong><strong>de</strong>r</strong> homöopathischen Rundschau,<br />

<strong>de</strong>s ADg. ärztl. Vereins für Thüringen, <strong>de</strong>s Centralvereins homöopathischer Aerzte<br />

Deutschlands, Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Hahnemann-Sociedad zu Madrid und <strong>de</strong>s American Institute<br />

of Homoeopathy<br />

correspondiren<strong>de</strong>m Mitglied.<br />

Leipzig,<br />

Dr. Willmar Schwabe.<br />

1880


Herrn<br />

PROFESSOR DR. CONSTANTIN HERING<br />

in Phila<strong>de</strong>lphia<br />

widmet diese Blätter<br />

mit <strong>de</strong>m Ausdruck aufrichtiger Hochachtung und Verehrung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

VERFASSER.<br />

2


Chaque mèdicament est au fond un véritable<br />

polynôme, et quand on s`est moqué <strong>de</strong> la multitu<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s symptomes dans les pathogénésies <strong>de</strong>s Hahnemann,<br />

on a fait acte <strong>de</strong> sa propre ignorance et<br />

prouvé qu´on n´a jamais sérieusement étudié un seul<br />

médicament ». 1<br />

Imbert-Gourbeyre.<br />

1 Je<strong>de</strong>s Arzne<strong>im</strong>ittel ist <strong>im</strong> Grun<strong>de</strong> ein echtes Polynom, und wenn man sich über die Menge <strong><strong>de</strong>r</strong> Symptome<br />

in <strong>de</strong>n Pathogenesen Hahnemanns lustig macht, zeigt das die eigenen Unwissenheit und<br />

beweist, dass man nie ernsthaft auch nur ein Arzne<strong>im</strong>ittel studiert hat.<br />

3


Inhalt<br />

Vorwort ....................................................................................................................................................... 5<br />

Erstes Capitel. ..................................................................................................................................................... 7<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Bereitungsweisen <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis mellifica................................................................................ 7<br />

zu therapeutischen Zwecken. .................................................................................................................... 7<br />

Zweites Capitel................................................................................................................................................. 10<br />

Prüfungen. .................................................................................................................................................... 10<br />

A. Durch <strong>de</strong>n Stich <strong><strong>de</strong>r</strong> Biene............................................................................................................... 10<br />

B. Prüfungs-Ergebnisse nach innerer Darreichung <strong>de</strong>s Präparates. ............................................. 14<br />

Drittes Capitel................................................................................................................................................... 17<br />

Systematische Zusammenstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> durch <strong>de</strong>n Stich <strong><strong>de</strong>r</strong> Biene bewirkten Symptome in<br />

topographisch-anatomischer Gruppirung. .......................................................................................... 17<br />

Viertes Capitel.................................................................................................................................................. 20<br />

Allgemeiner Ueberblick über die klinische Ausbeute. ......................................................................... 20<br />

Fünftes Capitel. ................................................................................................................................................ 23<br />

Apis verglichen mit analog wirken<strong>de</strong>n Mitteln...................................................................................... 23<br />

Sechstes Capitel. ............................................................................................................................................. 24<br />

Casuistik. ....................................................................................................................................................... 24<br />

A. Krankheiten <strong>de</strong>s Nervensystems. .................................................................................................... 24<br />

Catechismus..................................................................................................................................................... 71<br />

Anhang.............................................................................................................................................................. 74<br />

Dr. J. Kafka´s therapeutische Erfahrungen über das <strong>Bienengift</strong>. .................................................. 74<br />

Uebersichtliche Zusammenstellung.............................................................................................................. 79<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> durch das <strong>Bienengift</strong> bewirkten Heilungen mit Angabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Dosis und <strong>de</strong>s Präparates... 79<br />

4


Vorwort<br />

Nach<strong>de</strong>m durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>signirten Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s zu Phila<strong>de</strong>lphia <strong>im</strong> Jahre<br />

1876 tagen<strong>de</strong>n homöopathischen Weltcongresses, Herrn D r . C a r o l l D u n h a m<br />

an mich die ehrenvolle Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ergangen war, eine Abhandlung einzureichen,<br />

welche einen Gegenstand unserer Arzne<strong>im</strong>ittellehre betreffen sollte, entschied<br />

ich mich um so lieber für <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n, als mir bereits zwe<strong>im</strong>al die freudige<br />

Genugthuung zu Theil gewor<strong>de</strong>n war, für eine <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Monographie <strong>von</strong><br />

competenter Seite anerkennen<strong>de</strong>s Lob zu ernten: ich meine die Abhandlung über<br />

Graphit („Was verspricht und was leistet Graphit in <strong><strong>de</strong>r</strong> homöopathischen Praxis?“),<br />

die 1871 vom homöopathischen Centralverein Deutschlands preisgekrönt wur<strong>de</strong>,<br />

und die über Thuja occi<strong>de</strong>ntalis, welche 1875 das Glück hatte, dieselbe Auszeichnung<br />

zu erfahren. War nun damit aus <strong>de</strong>m Mineralreich und aus <strong>de</strong>m Pflanzenreich<br />

je ein Repräsentant monographisch bearbeitet wor<strong>de</strong>n, so erübrigte jetzt, mich<br />

<strong>de</strong>m Thierreich zuzuwen<strong>de</strong>n und etwa unter Cantharis, Lachesis, Aranea dia<strong>de</strong>ma<br />

u. s. w. eine Auswahl zu treffen. Weshalb ich schließlich Apis mellifica <strong>de</strong>n Vorzug<br />

gab, wird aus <strong>de</strong>m Folgen<strong>de</strong>n ersichtlich wer<strong>de</strong>n.<br />

A l t s c h u l nennt Apis (in seinem 1864 erschienenen Reallexicon) „ein neues,<br />

<strong>von</strong> H e r i n g in Nordamerika mit vieler Umsicht geprüftes Mittel“, und M a r t i n y in<br />

seinen sehr beachtenswerthen pathogenetischen Aufsätzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Revue homoeopath.<br />

Belge sagt, dass die Prüfung <strong>von</strong> Apis eine <strong><strong>de</strong>r</strong> besten seit H a h n e m a n n<br />

sei. Also <strong><strong>de</strong>r</strong> Nestor <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Homöopathie</strong> <strong>im</strong> neuen Welttheil, <strong><strong>de</strong>r</strong> ebenso unermüdliche<br />

als gründliche Forscher D r . C o n s t a n t i n H e r i n g ist es, <strong>de</strong>m wir die Einführung<br />

<strong>von</strong> Apis in die homöopathische Praxis verdanken. Es hat aber nun seit <strong>de</strong>m<br />

Zustan<strong>de</strong>kommen <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis-Pathogenese das Mittel eine so verschie<strong>de</strong>nartige<br />

Würdigung unter <strong>de</strong>n Praktikern gefun<strong>de</strong>n, dass es dringend geboten erscheint,<br />

die Spreu <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Weizen zu son<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Beinah ergeht es Apis, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Homöopathie</strong><br />

selbst; auf <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Seite glühen<strong>de</strong> Verehrer und Enthusiasten <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es,<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite Skeptiker, Ungläubige, ja Spötter. Und schlägt man D r .<br />

C . W . W o l f ´ s „homöopathische Erfahrungen“ auf, mit <strong>de</strong>m Motto: „Die Biene<br />

hilft alle <strong>de</strong>ine innerlichen und äusserlichen Krankheiten heilen und ist <strong><strong>de</strong>r</strong> beste<br />

kleine Freund, <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch hat in dieser Welt“, so möchte man in <strong><strong>de</strong>r</strong> That sich<br />

auf die Seite <strong><strong>de</strong>r</strong> Ungläubigen stellen und ausrufen: Difficile est satira … 2 scribere!<br />

G r e n z k e in Lützow veröffentlicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuen Zeitschrift f. Hom. Klinik - 1.<br />

Dec. 1860 u. f. No. - eine sehr beherzigenswerthe Abhandlung über das <strong>Bienengift</strong>.<br />

Auch er verurtheilt zunächst die Voreingenommenheit W o l f ´s und misstraut <strong>de</strong>ssen<br />

unnatürlichen Lobpreisungen. Dann fährt er fort: „Dies Misstrauen ist jedoch<br />

nur relativ, und ich unterschei<strong>de</strong> hier sehr genau. Ob Mittheilungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Art <strong>von</strong><br />

Männern herrühren, welche mit <strong><strong>de</strong>r</strong> nöthigen Ruhe und Besonnenheit ihre Prüfungen<br />

angestellt haben o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> phantastischen Ultras, welche mehr <strong>im</strong> Traumleben,<br />

als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit ihr <strong>Das</strong>ein vollbringen und <strong>de</strong>shalb <strong>im</strong>mer geneigt sind,<br />

ihre Hirngespinnste <strong><strong>de</strong>r</strong> staunen<strong>de</strong>n Welt für wirkliche Erfahrungen aufzutischen“. -<br />

Diese Ultras haben, beiläufig bemerkt, <strong><strong>de</strong>r</strong> rationellen <strong>Homöopathie</strong> unendlichen<br />

Scha<strong>de</strong>n gethan, mehr als es ein B o c k , J ü r g e n s e n u. a. vermochten. Deshalb<br />

verzichten wir aber auch in unserer Monographie auf v o l l s t ä n d i g e Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> angeblich durch <strong>de</strong>n innern Gebrauch <strong>von</strong> Apis und Apisin in Gott weiss<br />

welchen Potenzen erlangten Symptome und betonen vielmehr die unantastbaren<br />

2 nicht lesbar<br />

5


Folgeerscheinungen <strong>de</strong>s Bienenstichs, welche durch die Acuität ihres Auftretens<br />

unwillkürlich an <strong>de</strong>n Effekt <strong>de</strong>s B e r n a r d ´schen Versuchs erinnern. Ja, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> e-<br />

minent physiologisch-therapeutischen Beziehung <strong>von</strong> Apis zum Gehirn und zu <strong>de</strong>n<br />

Nieren liegt sogar die Möglichkeit vor, dass bei<strong>de</strong> „Piquûres“ <strong>von</strong> chemischen Alterationen<br />

<strong>de</strong>s Urins begleitet sind. Bemerkenswerth ist überdies die wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte Heilung<br />

solcher nach traumatischen Einwirkungen entstan<strong>de</strong>nen Urin-Anomalien<br />

(Morbus Brightii) durch Apis.<br />

Je<strong>de</strong>nfalls braucht man nur, wie ange<strong>de</strong>utet, die mehr wie einmal <strong>de</strong>n Tod<br />

nach sich ziehen<strong>de</strong> acute Wirkung eines Bienenstichs an sich o<strong><strong>de</strong>r</strong> An<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu beobachten,<br />

um a priori zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Ueberzeugung zu gelangen, es müssen specifische<br />

und differente, selbst heroische (arzneiliche) Kräfte diesem Insekt eigenthümlich<br />

sein. Aber erst an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand vorurtheilsloser Prüfung sind wir <strong>im</strong> Stan<strong>de</strong>, die reine<br />

und wahre Wirkungssphäre <strong>von</strong> Apis kennen zu lernen. Und die Be<strong>de</strong>utung und<br />

Aufgabe einer monographisch-therapeutischen Bearbeitung besteht eben darin,<br />

das alte und das inzwischen neu hinzugetretene klinische Material zu sichten und<br />

auf Grund und mit Hilfe <strong>de</strong>s letzteren früher aufgestellte Hypothesen zu corrigiren<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu bestätigen. Dadurch soll sie die Handhabung <strong><strong>de</strong>r</strong> Waffe, wie sie je<strong>de</strong> Arznei<br />

darstellt, sichern und erleichtern. So erst treiben wir wissenschaftliche <strong>Homöopathie</strong>.<br />

Es liegt mir nun nur noch ob, an dieser Stelle Herrn Collegen D r . K a f k a senior<br />

in Prag für die Bereitwilligkeit zu danken, mit welcher <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe meinem Wunsche<br />

entsprochen hat, diese Monographie durch Mittheilung <strong>von</strong> einschlägigen Erfahrungen<br />

und Beobachtungen aus seiner langjährigen Praxis zu sichern. Der Leser<br />

fin<strong>de</strong>t dieselben gewissermaassen als Dessert am Schluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Abhandlung in einem<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Anhang <strong>de</strong>ponirt.<br />

We<strong>im</strong>ar, am 20. August 1879.<br />

H. Goullon<br />

6


Erstes Capitel.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Bereitungsweisen <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis mellifica<br />

zu therapeutischen Zwecken.<br />

D r . W . S c h w a b e beschreibt in seiner polyglotten Pharmakopöe folgen<strong>de</strong><br />

Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Zubereitung (nach Humphrey): L e b e n d e Bienen wer<strong>de</strong>n in eine Flasche<br />

gebracht, durch Schütteln <strong><strong>de</strong>r</strong>selben zornig gemacht und mit <strong><strong>de</strong>r</strong> fünffachen<br />

Gewichtsmenge starkem Weingeist übergossen. Durch acht Tage mit zwe<strong>im</strong>aligem,<br />

täglichem Umschütteln macerirt, wird diese Tinktur, in<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n oben<br />

stehen<strong>de</strong>n klaren Theil abgiesst (nach § 4) potenzirt. - Gehalt 1/10. -<br />

D r . H a l e nahm (zur Beseitigung einer Eierstocksgeschwulst) 10 - 12 leben<strong>de</strong><br />

Bienen, warf sie in eine Tasse und übergoss sie mit heissem Wasser. Von diesem Infusum<br />

liess er vierstündlich einen Esslöffel voll nehmen.<br />

D r . M a r c y betrachtet die Infusion als die ursprüngliche Form gegen Wassersucht.<br />

D r . H a l e schlägt noch zwei Ersatzmetho<strong>de</strong>n vor für <strong>de</strong>n Fall, dass lebendige<br />

Bienen und daher auch die Infusion nicht zu haben wäre.<br />

1) Eine Verreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen leben<strong>de</strong>n Biene o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur <strong>de</strong>s <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />

abgeschnittenen unterm Drittel <strong>de</strong>s Leibes mit feinem Milchzucker. Zehn Bienen zu<br />

90 Gran Zucker als erste Verreibung.<br />

2) Die leben<strong>de</strong> Biene in heissem Wasser als Urtinctur. Zehn Bienen auf 9<br />

Drachmen heisses <strong>de</strong>stillirtes Wasser. Die drei ersten Verdünnungen sind mit <strong>de</strong>stillirtem<br />

Wasser anzufertigen, nach <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Dilution n<strong>im</strong>mt man kaltes Wasser. Um<br />

die Präparate in gutem Zustan<strong>de</strong> zu erhalten, kann man 1/10 Alkohol zusetzen.<br />

Von <strong><strong>de</strong>r</strong> vierten Verdünnung an n<strong>im</strong>mt man reinen Alkohol.<br />

D r . H a l e glaubt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> wirksame Bestandtheil sehr flüchtig ist und daher<br />

die Gefässe hermetisch verschlossen sein müssen. Er ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, d a s s<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Alkohol das unverdünnte Gift zerstört, wie er überhaupt alle<br />

thierischen Gifte vernichtet. - Aus diesem Grun<strong>de</strong> könnte man D r . S c h w a b e ´s<br />

Verfahren angreifen, welcher gleich <strong>von</strong> Anfang an die fünffache Menge s t a r -<br />

k e m Weingeist zusetzt; und aus <strong>de</strong>mselben Grun<strong>de</strong> wür<strong>de</strong> College M a y l ä n -<br />

d e r ´s therapeutisches Verfahren gegen Coxitis nicht kritiklos hinzunehmen sein. M.<br />

verbin<strong>de</strong>t nämlich dort die Darreichung <strong>von</strong> allerdings nicht unverdünnter Apis mit<br />

Reizmitteln „in Form reichlicher Alkoholgaben“ (Wein, Champagner, gewässerter<br />

Cognac). An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Herausgeber <strong><strong>de</strong>r</strong> polyglotten homöopathischen<br />

Pharmakopoe D r . S c h w a b e dadurch gerechtfertigt, dass er grundsätzlich nur<br />

diejenigen Präparate namhaft macht und nur an diejenige Bereitungsweise sich<br />

hält, welche für die P r ü f e r maassgebend waren. Die meisten Apis-Symptome<br />

aber verdanken wir H u m p h r e y ´s resp. S c h w a b e ´s Präparat. Die klinischen Erfolge<br />

müssen <strong>de</strong>n Ausschlag geben, in wie weit und ob überhaupt eine Neutralisation<br />

durch <strong>de</strong>n Alkohol geschieht o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht.<br />

D r . A l t s c h u l sagt in einer Anmerkung zu Apis (in seinem Reallexicon S. 30):<br />

gegen die Hydropsieen und Blasenlei<strong>de</strong>n wird meistens d a s P u l v e r <strong><strong>de</strong>r</strong> gedörrten<br />

Bienen angewen<strong>de</strong>t. Und die Bereitungsweise <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis-Dilution beschreibt <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe<br />

also: Es wird das ganze Insekt lebend in Stücke zerschnitten und mit Weingeist<br />

7


übergossen. Da aber anzunehmen ist, dass in <strong>de</strong>m Inhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinen Giftblase hinter<br />

<strong>de</strong>m Stachel, die sich be<strong>im</strong> Stich mit entleert, <strong><strong>de</strong>r</strong> wirksame Theil <strong>de</strong>s Insekts zu<br />

suchen ist, so ist vorzugsweise <strong><strong>de</strong>r</strong> Hinterkörper hierzu zu verwen<strong>de</strong>n, doch nur mit<br />

g e w ä s s e r t e m Weingeist auszuziehen, weil das <strong>Bienengift</strong> in starkem Weingeist<br />

unlöslich ist, in<strong>de</strong>m es damit gerinnt.<br />

Einsammlung und Zubereitung soll um die Zeit <strong>de</strong>s Schwärmens geschehen,<br />

weil da die Bienen am zornigsten, also das Gift am intensivsten sei.<br />

Die originellste Art das <strong>Bienengift</strong> zu incorporiren, hat gewiss D r . L u k o w s k i<br />

(Courier médical 1864 S. 278). Derselbe heilte 1858 5 Kranke mittelst B i e n e n s t i -<br />

c h e : zwei Wechselfieber (Tertianae), eine Quotidiana und eine quotidian intermittiren<strong>de</strong><br />

Gastralgie. In einer hartnäckigen Gastrodynie bei einem Landmann bemerkte<br />

er be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Besserung. 1861 heilte er wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Quotidianfieber; 1862<br />

eine intermittiren<strong>de</strong> Tertiana (duplicata) - eine remittiren<strong>de</strong> Tertiana (triplex) und<br />

eine Cardialgie. (Ein Tumor am Os sacrum fing an sich zu bessern nach Wespenstichen<br />

und heilte das Jahr darauf durch Bienenstiche).<br />

D r . A l b in Wien schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t (in <strong><strong>de</strong>r</strong> am 29. Okt. 1875 abgehaltenen Sitzung <strong>de</strong>s<br />

Vereins <strong><strong>de</strong>r</strong> homöopathischen Aerzte Oesterreichs) sein Verfahren also:<br />

Die Bienen wer<strong>de</strong>n in einem mit Tüll verschlossenen Glase gehalten aus <strong>de</strong>m<br />

sie mit einer Pincette am Nacken gefasst, herausgeholt wer<strong>de</strong>n; sogleich wird mit<br />

einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Pincette <strong><strong>de</strong>r</strong> Stachel ergriffen, die gefüllte Giftblase herausgezogen<br />

und verrieben. Damit die durch das Erfassen gereizte Biene das Gift nicht herausspritze,<br />

muss man sofort <strong>de</strong>n Stachel sammt <strong><strong>de</strong>r</strong> Giftblase herausziehen.<br />

M a y l ä n d e r ´s Metho<strong>de</strong> fasst die vorher gereizte Biene mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Pincette und<br />

taucht das am Stachel hervortreten<strong>de</strong> Gifttröpfchen sofort in 60grädigen Weingeist.<br />

Von diesem Präparat wer<strong>de</strong>n dann die weiteren Dilutionen angefertigt.<br />

Dr. Sorge´s Verfahren kritisirt Dr. Hartlaub folgen<strong><strong>de</strong>r</strong>maassen: „Es wur<strong>de</strong><br />

viel Sorgfalt darauf verwen<strong>de</strong>t, eine Tinctur <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Biene, so wie eine zweite<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> alleinigen Giftblase zu gewinnen. Bei ersterer wird die Biene zu einem Brei<br />

verrieben, und College S o r g e meinte, die Bereitung nach H u m p h r e y , welcher<br />

die Bienen nicht zerstösst, könnte schwerlich viel <strong>Bienengift</strong> enthalten. Dagegen<br />

möchte - fährt H a r t l a u b fort - m e i n Präparat sprechen, welches sich mir öfter in<br />

unzwei<strong>de</strong>utiger und kräftiger Wirkung (6. …. potenz 3 ) erwiesen hat, bei Diphtheritis,<br />

Hydrops etc. - Ich begab mich mit Bienenhaube etc. versehen (an einem sehr<br />

warmen Tage <strong>de</strong>s Monats April) vor einen Bienenstock, in <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Hand ein Gläschen<br />

mit engem Hals, in <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten eine Pincette, ergriff <strong>von</strong> <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Bienenstock<br />

kriechen<strong>de</strong>n Bienen so viele als möglich sogleich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Pincette, und<br />

steckte je<strong>de</strong> lebendig in´s Glas. Die Arbeit machte keine Schwierigkeit; nur wur<strong>de</strong>n<br />

die Bienen bald so unruhig, dass ich mich entfernen musste. Dadurch dass ich nur<br />

aus <strong>de</strong>m Stocke kommen<strong>de</strong> Bienen nahm, vermied ich die Verunreinigung <strong>de</strong>s<br />

Präparats mit Blumenstaub, welchen die zufliegen<strong>de</strong>n Bienen (ihre sog. Höschen)<br />

tragen. Die Bienen wur<strong>de</strong>n dann <strong>im</strong> Glase geschüttelt, Weingeist darauf gegossen,<br />

und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> geschüttelt, so wie auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten Woche regelmässig. Die<br />

dann abgegossene T i n c t u r a e s s e n t i a l i s zeigte eine klare, wasserhelle Flüssigkeit<br />

mit einem gelben Scheine. 4<br />

Auch muss hier noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Benutzung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es in Form <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten<br />

Wachstrester gedacht wer<strong>de</strong>n. Ein an acuter Gelenkgicht Lei<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> liess sich<br />

3 nicht lesbar<br />

4 Allg. H. Z. vom 1. Mai 1877.<br />

8


die meist aus Nymphenhäutchen und einzelnen zurückgebliebenen Bienen bestehen<strong>de</strong>n<br />

Trester zerstossen, rösten und in Säckchen gefüllt warm auflegen und zwar<br />

mit bestem Erfolge. (S. <strong>de</strong>n Fall unter Affectionen <strong>de</strong>s Muskelsystems und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelenke.)<br />

-<br />

Apisinum s. Apium virus.<br />

Man zieht <strong>von</strong> frisch getödteten Bienen <strong>de</strong>n Stachel sammt <strong><strong>de</strong>r</strong> Giftblase<br />

heraus, fasst die Blase, steckt die Spitze <strong>de</strong>s Stachels in ein Glasröhrchen und presst<br />

das Gift hinein. <strong>Das</strong> Gift zur Verreibung nach § 8 <strong><strong>de</strong>r</strong> D r . W . S c h w a b e ´schen<br />

Pharmacopoea homoeopathica polyglotta 2. Aufl. - Nach C . H e r i n g verhält<br />

sich Apisin (also die Verreibung <strong>de</strong>s reinen <strong>Bienengift</strong>es mit Milchzucker) zur Tinctur,<br />

wie das Alkaloid zum rohen Arzneistoff.<br />

Anmerkung.<br />

Mehr <strong><strong>de</strong>r</strong> Merkwürdigkeit und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollständigkeit wegen sei hier noch <strong>de</strong>s Giftes<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bienenkönigin gedacht, welches sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung vom Gift <strong><strong>de</strong>r</strong> gemeinen<br />

Biene unterschei<strong>de</strong>n soll. In <strong><strong>de</strong>r</strong> stattlichen Versammlung <strong><strong>de</strong>r</strong> homöopathischen<br />

Aerzte Rheinlands und Westphalens zu Dortmund am 26. Juli 1860 machte<br />

D r . G r a f z u r L i p p e die Bemerkung, „dass das Gift <strong><strong>de</strong>r</strong> B i e n e n k ö n i g i n erfahrungsmässig<br />

als das wirksamste Mittel gegen Eifersucht erwiesen habe, vielleicht<br />

aus <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong>, weil diese das eifersüchtigste Thier auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt sei und keine<br />

Nebenbuhlerin dul<strong>de</strong>.“ - Relata refero! -<br />

So unerwiesen ja die Behauptung für die Meisten erscheinen mag, so gewiss<br />

ist dagegen ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Phänomen, das wir in<strong>de</strong>ssen nirgends erwähnt fan<strong>de</strong>n<br />

und welches darin besteht, dass die Apis-Tinctur eine klebrige Masse ausschwitzt<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> emanirt, was sich schon be<strong>im</strong> Anfassen eines solchen Flacons leicht constatiren<br />

lässt.<br />

Wenn man will, kann man sogar d e n H o n i g , <strong>von</strong> <strong>de</strong>m ja das Insekt <strong>de</strong>n<br />

Namen hat, als „Apis-Präparat“ auffassen. Denn kommt hierbei auch das eigentlich<br />

wirksame Princip: Apisin nicht mehr in Frage, so müssen wir doch zugeben, dass<br />

charakteristische Apis-Symptome auch auf die zur Prüfung benutzten ungiftigen<br />

Theile <strong>de</strong>s Thieres kommen.<br />

Aus meiner Praxis kann ich mich erinnern, dass Honig zuweilen einen die<br />

Schle<strong>im</strong>haut <strong><strong>de</strong>r</strong> V e r d a u u n g s w e r k z e u g e reizen<strong>de</strong>n, die Verdauung selbst<br />

unverkennbar anregen<strong>de</strong>n Effekt hatte, also etwa <strong>im</strong> Sinne eines s. g. Stomachicum´s<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> alten Schule wirkte; so am Schluss eines gastrischen, bis dahin mit gänzlicher<br />

Appetitlosigkeit verbun<strong>de</strong>nen Fiebers. 5 Solche Patienten pflegen dann<br />

instinctiv <strong>von</strong> selbst auf Honig zu verfallen, (wie An<strong><strong>de</strong>r</strong>e wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um nach Sauerkraut<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> saurer Gurke - Milchsäure - lechzen, und darin weniger das Verlangen eines<br />

launischen Gaumenkitzels als vielmehr das nach einer specifisch-arzneilichen Kraft<br />

zu erblicken ist.)<br />

5 Auf die R e s p i r a t i o n s o r g a n e hat ja Honig ebenfalls einen heilsamen Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht nur auf Rechnung<br />

<strong>de</strong>s Zuckers per se kommen dürfte.<br />

9


Zweites Capitel.<br />

Prüfungen.<br />

A. Durch <strong>de</strong>n Stich <strong><strong>de</strong>r</strong> Biene.<br />

1.<br />

Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> S., Farmer, 25 Jahre alt, robuster Constitution, war <strong>im</strong>mer gewöhnt unter<br />

Bienen zu arbeiten, wur<strong>de</strong> öfters <strong>von</strong> ihnen gestochen, aber stets ohne an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Nachtheil,<br />

als dass die H a u t l e i c h t s c h w o l l , was jedoch nach einigen Stun<strong>de</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verging.<br />

Im August 1858 wur<strong>de</strong> er auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Nasenspitze gestochen. Sofort hatte er eine Empfindung<br />

wie einen elektrischen Schlag durch <strong>de</strong>n ganzen Körper, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu<br />

<strong>de</strong>n Spitzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Finger und Zehen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> herausfuhr. Er ging gleich in das etwa 3 Ruthen<br />

entferne Haus, das er aber, da er kaum zu gehen vermochte, und <strong>im</strong>mer wankte, nur mit<br />

Anstrengung erreichen konnte. G e d a n k e n v e r w o r r e n , Kopf schwer, eingenommen.<br />

Als er nach Hause gekommen, hatte er so starkes Herzklopfen, dass er selbst und die Uebrigen<br />

<strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer das Herz schlagen hörten. O h n m a c h t und todtenähnliche Hinfälligkeit,<br />

die eine halbe Stun<strong>de</strong> anhielt und <strong>von</strong> g r o s s e r A n g s t und einem unangenehmen Gefühl<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Magengegend, Oppressionen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Brust, Dyspnoe, kurzem schnellem Athem,<br />

schnellem Puls, Uebelkeit und Erbrechen gelber und bitterer Massen (45 Minuten nach <strong>de</strong>m<br />

Stich) begleitet war. Zu dieser Zeit hatte er auch Kälteüberlaufen und Schauer mit einem<br />

erschrecklich peinigen<strong>de</strong>n Schmerz durch <strong>de</strong>n Kopf; noch stärkere Hinfälligkeit: kein Puls<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Radialis; das Blut unter <strong>de</strong>n Fingern und Zehennägeln stockend; Ohren purpurroth;<br />

Muskelhüpfen (jactation of the muscles); vollständige Bewusstlosigkeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach einer halben<br />

Stun<strong>de</strong> Hitzeüberlaufen abwechselnd mit Schauer folgte. D i e H a u t g e g e n B e -<br />

r ü h r u n g s e h r e m p f i n d l i c h , bei <strong><strong>de</strong>r</strong> leichtesten Berührung schmerzhaft, er konnte<br />

das Betttuch nicht auf sich lei<strong>de</strong>n; rothe und weisse Flatschen auf <strong>de</strong>m Körper und <strong>de</strong>n Extremitäten,<br />

w i e N e s s e l . Nach drei Stun<strong>de</strong>n kam die Besinnung wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Kopfschmerz<br />

verschwand allmählich, aber schwach blieb er noch einige Wochen; er durfte seinen<br />

Geist nicht anstrengen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Kopf ward benommen, wenn er studirte o<strong><strong>de</strong>r</strong> las, auch<br />

kommen noch Anfälle <strong>von</strong> Schwin<strong>de</strong>l und B l i n d h e i t vor.<br />

Sept. 1859 wur<strong>de</strong> er auf <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Stelle abermals <strong>von</strong> einer Biene gestochen. Es<br />

zeigten sich folgen<strong>de</strong> Symptome:<br />

Plötzliche Hinfälligkeit mit Kälte;<br />

20 Minuten lang an <strong><strong>de</strong>r</strong> Radialis pulslos;<br />

schneller schwacher Herzschlag;<br />

starke Dyspnoe;<br />

dann folgte Hitzeüberlaufen, Uebelkeit, Erbrechen und s t a r k e w ä s s r i g e D i -<br />

a r r h o e , Muskelzucken (twitching); rothe Flatschen mit grosser Empfindlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut<br />

gegen Berührung.<br />

Zersprengungs- und Dehnungsschmerz <strong>im</strong> Kopf mit Schwin<strong>de</strong>l und Gedanken-<br />

Verwirrung; er konnte we<strong><strong>de</strong>r</strong> klar <strong>de</strong>nken, noch sich klar aussprechen.<br />

Er trank als Antidot ungefähr ½ Pint verdünnten Alkohol, ohne <strong>im</strong> Geringsten berauscht<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Die hauptsächlichsten Symptome verschwan<strong>de</strong>n nach 3 - 4 Stun<strong>de</strong>n, es<br />

blieb aber noch lange Zeit Schwäche zurück. Er konnte seit jener Zeit keine schwere Arbeit<br />

verrichten; sobald er sich anstrengt, kommen <strong><strong>de</strong>r</strong> Dehnungsschmerz <strong>im</strong> Kopfe, Schwin<strong>de</strong>l<br />

und Herzklopfen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

(Transactions of the Hom. Society of the State of N. G. 1865. -<br />

Dr. Morgan in Syrakus)<br />

10


2.<br />

Ein Mann wur<strong>de</strong>, als er in seinem Garten arbeitete, 2 Zoll über <strong>de</strong>m äusseren Augenwinkel<br />

<strong>von</strong> einer Biene gestochen. Kurz nachher schien sein ganzer Körper w i e v o n<br />

n e r v ö s e m Z i t t e r n b e w e g t , worauf eine unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> S t e i f i g k e i t d e s N a -<br />

ckens eintrat, während <strong><strong>de</strong>r</strong> nur mit Schwierigkeiten sprechen konnte und unten<br />

am Sternum eine s c h m e r z h a f t e Z u s a m m e n z i e h u n g empfand. Darauf folgten<br />

krampfhafte Contractionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Streckmuskeln <strong><strong>de</strong>r</strong> Schenkel<br />

und W a d e n und u n w i l l k ü r l i c h e Z u ckungen <strong><strong>de</strong>r</strong> meisten Muskeln <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

o b e r n u n d u n t e r e n G l i e d e r . <strong>Das</strong> Gesicht und die oberen Extremitäten waren <strong>von</strong><br />

einem kalten, zähen Schweisse be<strong>de</strong>ckt. Plötzlich e r b r a c h e r s i c h unter einer heftigen<br />

Anstrengung, worauf alle gefährlichen Symptome verschwan<strong>de</strong>n. Die Zufälle dauerten <strong>im</strong><br />

Ganzen nur eine halbe Stun<strong>de</strong>.<br />

(The med. Record. 1827, Jan.)<br />

Ein 34 Jahre alter, robuster Mann ging Abends in seinem Garten in Hemdärmeln spazieren,<br />

als man ihn benachrichtigte; einer seiner Bienenkörbe sei vom Win<strong>de</strong> umgestossen.<br />

Er läuft hinzu und will ihn schnell wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>n Stein rücken, wird aber während <strong>de</strong>ssen<br />

<strong>von</strong> einer Menge Bienen angefallen, die sich ihm auf die Brust und auf das Gesicht setzen<br />

und heftige Schmerzen verursachen. Er ruft um Hilfe, entflieht eilig und verlangt einen Mantel.<br />

Allein trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Bemühungen eines Mannes, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Bienen abzuwehren versucht, verfolgen<br />

sie ihn bis in sein Haus. Dort erst konnte man ihn da<strong>von</strong> befreien. Er rief jedoch aus,<br />

er sei verloren und fühle, dass er sterbe. Wirklich fiel er ohnmächtig hin. Der schnell herbeigerufene<br />

Arzt fand ihn auf einem Polster ausgestreckt, bleich, ununterbrochen schwache<br />

Seufzer ausstossend, sein Puls war kaum fühlbar, die Haut schon kalt. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, eine<br />

Biene sei ihm in die Luftröhre gekrochen, schritt er sofort zur Tracheotomie (!). Doch starb<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Unglückliche fast unmittelbar nachher in seinen Armen. Zwischen <strong>de</strong>m Anfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Bienen<br />

und <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> waren 10 Minuten, höchstens eine Viertelstun<strong>de</strong> verflossen.<br />

(Froriep´s Notizen. Bd. 19. No. 413.)<br />

3.<br />

4.<br />

En<strong>de</strong> Juni 1869 wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bürgermeister <strong>von</strong> Habsthal in Hohenzollern <strong>von</strong> einer Biene<br />

in die Arterie <strong>de</strong>s Handgelenks gestochen. Während einer Feldarbeit wur<strong>de</strong> er vom Regen<br />

durchnässt und unterliess <strong>de</strong>n Wechsel <strong><strong>de</strong>r</strong> Klei<strong><strong>de</strong>r</strong>. Bald darauf traten be<strong>de</strong>nkliche Krankheitserscheinungen<br />

ein, an <strong>de</strong>nen er, wie die öffentlichen Blätter berichteten, unter <strong>de</strong>n<br />

Anzeichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Tollwuth starb. Die Symptome <strong><strong>de</strong>r</strong> Wasserscheu sollen in<strong>de</strong>ss nach an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Wahrnehmungen nicht ganz zweifellos zu Tage getreten sein. Der Kranke litt an Athmungsnoth<br />

und sprang, <strong>von</strong> unsäglicher Qual gefoltert, wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt <strong>von</strong> seinem Lager auf. <strong>Das</strong><br />

Bewusstsein verliess ihn erst etwa 8 Stun<strong>de</strong>n vor seinem Tod. Die Obduction ergab keine<br />

Anhaltspunkte zu <strong><strong>de</strong>r</strong> einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Annahme. Man glaubt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod durch <strong>Bienengift</strong><br />

erfolgt sei.<br />

(A. H. Z. Bd. 81. Nr. 24.)<br />

5.<br />

Eine 30jährige Frau wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> mehreren Bienen gestochen und bald darauf wur<strong>de</strong>n<br />

die Stacheln entfernt. Die gestochenen Stellen schwollen nicht, wie dies früher bei ihr geschah,<br />

und sie fühlte sich die nächsten fünf Tage ganz wohl. Dann trat Lähmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberglie<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

hierauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterglie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf; zwei Tage später starb sie. Der Hals war aussen und in-<br />

11


nen sehr geschwollen, die Venen am Hals auch geschwollen und missfarbig (Monthly Nom.<br />

Rev. 17. 569. Strong.)<br />

(Auszüge aus amerikanischen Journalen; v. Dr. G. Oehme, Staten Island, N. Z.)<br />

12<br />

6.<br />

Der Chausseeeinnehmer Hansen in Sylstedt in Schleswig ward <strong>im</strong> Juli 1828 <strong>von</strong> einer<br />

Biene sehr schmerzhaft in´s Knie gestochen. „Es fing gleich an zu k r a b b e l n ü b e r d e n<br />

g a n z e n K ö r p e r , so dass er nicht wusste, wie es ihm zu Muthe war. Er sah nach, was die<br />

Ursache wäre und ent<strong>de</strong>ckte nun, dass er am ganzen Körper aufgeschwollen war, und<br />

unmittelbar darauf waren die Blasen (wohl richtiger Quad<strong>de</strong>ln) da. Er bemerkte, mit welch`<br />

unbeschreiblicher Schnelligkeit sich dieser Zustand nach allen Theilen <strong>de</strong>s Körpers verbreitete;<br />

selbst Arme, Hän<strong>de</strong> und Finger waren ganz angeschwollen, e s b l i e b k e i n e S t e l -<br />

l e v e r s c h o n t , dabei gingen schau<strong><strong>de</strong>r</strong>hafte Gefühle durch alle Nerven und <strong>im</strong> G e -<br />

hirn fühlte er eine son<strong><strong>de</strong>r</strong>bare Verwirrung, es fing an, ihm dunkel vor <strong>de</strong>n<br />

Augen zu wer<strong>de</strong>n, so dass er frug, ob <strong>de</strong>nn an seinen Augen etwas zu sehen wäre, worauf<br />

man ihm sagte, dass das Weisse mit Blut unterlaufen und ganz roth<br />

sei. Jetzt fing die Zunge an ihren Dienst zu versagen, schwoll so dick an, dass er<br />

nicht mehr sprechen konnte. <strong>Das</strong> Gesicht verlor sich gänzlich; es trat ein bewusstloser Zustand<br />

ein - und alles das kaum 20 Minuten nach <strong>de</strong>m Stich, <strong><strong>de</strong>r</strong> sehr kräftig war, an einem<br />

vortrefflichen Honigtag gegen 11 Uhr Vormittags.<br />

Der mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> min<strong><strong>de</strong>r</strong> bewusstlose Zustand dauerte über eine Stun<strong>de</strong>, trotz<strong>de</strong>m dass<br />

Körper und Kopf fortwährend mit kaltem Wasser gekühlt wur<strong>de</strong>n. Und auch nachher noch<br />

war eine Mattigkeit und Schlaffheit <strong>im</strong> Körper und Gehirn, die ihm eine höchst unangenehme<br />

Empfindung verursachten und fast <strong>de</strong>n ganzen Nachmittag ununterbrochen anhielten.<br />

Erst am zweiten Tage verloren sich Geschwulst und Blasen.<br />

(Bienen - Zeitung 19. Jahrg. 1863. Nr. 16 u. 17.)<br />

7.<br />

Herr R., ein Mann <strong>von</strong> 48 Jahren, mittlerer Grösse, vortrefflicher Gesundheit und fern<br />

<strong>von</strong> übertriebener Sensibilität, begab sich kurz nach <strong>de</strong>m Frühstück, bestehend aus Butterbrod<br />

und Käse, wozu er eine Flasche Kitzinger Bier getrunken hatte, in das Bienenhaus,<br />

um in einem Bienenstocke etwas zu besichtigen. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Eröffnung <strong>de</strong>s Deckels schwärmen<br />

die Bienen ganz wi<strong><strong>de</strong>r</strong> ihre sonstige Gewohnheit wüthend auf <strong>de</strong>n Mann los und treiben ihn<br />

zum Bienenhaus hinaus; drei da<strong>von</strong> stechen ihn, eine auf die Stirn, eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e auf <strong>de</strong>n linken<br />

Zeigefinger, die dritte auf <strong>de</strong>n Rücken <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Hand.<br />

Sofort nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwundung befällt <strong>de</strong>n Mann eine fürchterliche Angst, eine wahre<br />

T o d e s a n g s t , wie er sich ausdrückte; er läuft in seine ganz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe befindliche Wohnung<br />

und verlangt zum Schrecken seiner Angehörigen so schnell als möglich ärztliche Hilfe,<br />

weil er sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> nahe fühle. <strong>Das</strong> Gesicht war angeblich roth und geschwollen, ebenso<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Hals, am ganzen Körper fühlte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestochene ein heftiges Jucken und Brennen, so<br />

dass er nicht fertig wur<strong>de</strong> mit Kratzen. Wo er sich ansah, da stan<strong>de</strong>n auf <strong><strong>de</strong>r</strong> lebhaft gerötheten<br />

Haut grosse blasse Quad<strong>de</strong>ln (Urticaria). In seiner Angst legte er sich zu Bette,<br />

blieb aber nicht lange darin; er sprang wie<strong><strong>de</strong>r</strong> heraus, lief unbekümmert um seine Umgebung<br />

<strong>im</strong> Hemd in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stube herum und sprach lauter unsinnige unzusammenhängen<strong>de</strong><br />

Worte. <strong>Das</strong> Delirium dauerte angeblich 5 Minuten, dann kehrte <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstand wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kranke legte sich zu Bette, bekam aber bald sehr starkes Erbrechen, Anfangs <strong><strong>de</strong>r</strong> genossenen<br />

Speisen, dann dünner grünlicher Massen; auf das Erbrechen stellte sich eine kurze<br />

Ohnmacht ein und auf diese eine Ausleerung vieler dünner grünlich schillern<strong><strong>de</strong>r</strong> Brühe. Die<br />

Quantität <strong><strong>de</strong>r</strong> so auf einmal ausgeleerten Massen betrug etwa zwei Pfund. <strong>Das</strong> Alles geschah<br />

in einer Zeit <strong>von</strong> etwa ¾ Stun<strong>de</strong>n dann verlor sich die Röthe und Anschwellung <strong>de</strong>s<br />

Gesichts, am Hals, sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Haut, die Urticaria-Quad<strong>de</strong>ln verschwan<strong>de</strong>n, nur die


drei Stichstellen blieben roth und ein wenig geschwollen. Der Puls machte noch 100 Schläge;<br />

in <strong>de</strong>n Gesichtszügen war noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdruck <strong>von</strong> Angst vorhan<strong>de</strong>n, diese bestand<br />

auch noch ganze Stun<strong>de</strong>n und verlor sich erst allmälig. Gegen Abend, also 8 Stun<strong>de</strong>n<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Verletzung war vollständiges Wohlbefin<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>n. Der Berichterstatter dieses<br />

Falles (Geh. Medicinalrath Dr. Goullon sen. in We<strong>im</strong>ar - Allg. Hom. Z. Bd. 69. Nr. 8. -) bemerkt<br />

hierzu noch: dass Herr R. schon mehrere Male <strong>von</strong> Bienen gestochen wor<strong>de</strong>n ist, a-<br />

ber noch niemals Folgen, wie die aufgezählten, da<strong>von</strong> getragen hat.<br />

13<br />

8.<br />

Den 4. Aug. 1863 Abends 6 Uhr wur<strong>de</strong> eine Verwandte <strong>von</strong> Dr. Rückert in Herrnhut,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Fall referirte, eine grosse starke Frau, die schon so manchen Bienenstich erhalten<br />

hatte, ohne auffallend da<strong>von</strong> belästigt wor<strong>de</strong>n zu sein, durch das Haar auf <strong>de</strong>n Kopf gestochen.<br />

Nach einer Viertelstun<strong>de</strong> bekam sie am ganzen Körper ein h e f t i g e s J u c k e n ,<br />

das sich <strong>von</strong> Augenblick zu Augenblick bis z u m h e f t i g s t e n S t e c h e n steigerte, nach<br />

ihrer Beschreibung, als wenn Millionen Na<strong>de</strong>ln in <strong>de</strong>n Körper gestochen wür<strong>de</strong>n. Dabei<br />

überzog sich <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Körper mit einer starken Entzündung und bil<strong>de</strong>ten sich N e s s e l n ,<br />

die endlich in grosse Blasen <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Grösse eines Zweigroschenstückes zusammenschwammen,<br />

so dass keine gesun<strong>de</strong> Stelle, auch nicht einmal wie ein Steckna<strong>de</strong>lkopf am<br />

ganzen Körper zu fin<strong>de</strong>n war. Der Zustand war <strong><strong>de</strong>r</strong> eines heftig Fieberkranken. Eine weniger<br />

nervenstarke Person wür<strong>de</strong> unbedingt Nervenzufälle bekommen haben. Nach einigen<br />

Stun<strong>de</strong>n lies die Heftigkeit nach und am an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tag war Alles verschwun<strong>de</strong>n.<br />

(Böttner, Bienenzeitung, 20. Jahrg. Nr. 12. S. 137.)<br />

9.<br />

Der Landwirth G., etwa 50 Jahre alt, bis dahin ein grosser Bienenfeind, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>nselben<br />

überall ängstlich aus <strong>de</strong>m Wege ging, befand sich an einem nicht sehr heissen Juni-Tage in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe <strong>de</strong>s Bienenstan<strong>de</strong>s mit Gartenarbeit beschäftigt, ohne sich weiter um die Bienenvölker<br />

zu bekümmern. Letztere flogen in regem Fleisse aus und ein. Plötzlich bekam er<br />

zwei Stiche am Kopfe. Sofort wandte er sich zur Flucht, so gut als möglich abwehrend.<br />

Trotz<strong>de</strong>m aber erhielt er noch etwa 10 weitere Stiche am Kopfe, welche recht fühlbar<br />

schmerzten. Obgleich nun kühlen<strong>de</strong> Essigumschläge die Wirkung <strong>de</strong>s Giftes abschwächen<br />

sollten und wohl tatsächlich auch abschwächten, so trat nicht nur Schwellung an je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stich-Stelle ein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>im</strong> Laufe <strong>de</strong>s Tages schwoll <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Körper, selbst die Zunge, sowie<br />

die Hän<strong>de</strong> und Füsse, wo gar kein Stich hingekommen war. Dazu gesellte sich ein Jucken<br />

und Brennen am ganzen Körper, wenn auch vorzugsweise an <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n und Fusszehen,<br />

und war Patient genöthigt, sich in´s Bett zu begeben. Appetit war verschwun<strong>de</strong>n, es<br />

stellte sich Kopfweh und furchtbare Hitze am ganzen Körper ein. Dieser Zustand währte einen<br />

Tag, sodass <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Tag Patient das Bett wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verlassen konnte.<br />

Bemerkenswerth ist noch „die Unruhe und ärgerliche Aufregung“, welche <strong>de</strong>nselben<br />

erfasst hatte; und konnte er sich diese „Gemüths-Aufwallung“ nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als durch die<br />

Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bienenstiche erklären.<br />

Uebrigens scheint jene Wirkung in <strong>de</strong>m Maasse abgeschwächt wer<strong>de</strong>n zu können,<br />

als ein Individuum öfters gestochen wird. So war es auch hier. Und drückt <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann sein Befrem<strong>de</strong>n<br />

aus, dass er jetzt <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Bienen nicht mehr verfolgt und nur selten gestochen<br />

wer<strong>de</strong>, trotz<strong>de</strong>m die Verhältnisse es mit sich brachten, dass er ein eifriger Bienenzüchter<br />

wer<strong>de</strong>n musste; o<strong><strong>de</strong>r</strong> wie er sich ausdrückte, aus einem Saulus ein Paulus gewor<strong>de</strong>n war.<br />

Erhält er aber jetzt einmal einen Stich, so schwillt und schmerzt die Stelle nicht mehr<br />

wie vormals, welche Thatsache auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Bienenkundigen nicht neu ist. Der Bienenstich<br />

hat mit einem Wort zuweilen die Be<strong>de</strong>utung einer prophylaktischen Impfung.<br />

Endlich erfahre ich aus <strong>de</strong>m Mun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s intelligenten Landwirthes, eines umsichtigen<br />

und aufmerksamen Beobachters <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur, dass ein intensives rheumatisches Lei<strong>de</strong>n, wor-


an er mit kleineren und grösseren Unterbrechungen vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Bienen-Attacke zu laboriren<br />

hatte, verschwand, somit das Gift auch in dieser Richtung seine <strong>de</strong>n homöopathischen<br />

Aerzten längst bekannte curative Wirkung äusserte.<br />

G.<br />

14<br />

10.<br />

Dr. B. bekam Donnerstag 17. Juli in bei<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong> eine ziemliche Anzahl Bienenstiche<br />

durch vorsichtshalber angezogene Handschuhe hindurch, ausser<strong>de</strong>m mehrere an<strong><strong>de</strong>r</strong>e in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gegend <strong>de</strong>s Handgelenkes und höher hinauf. Die Stiche, welche am meisten schmerzten,<br />

wur<strong>de</strong>n mit ein wenig Salmiak, <strong><strong>de</strong>r</strong> gleich zur Stelle war, befeuchtet, und reiste Herr B.<br />

noch <strong>von</strong> 4 - 7 ½ Uhr nach H., ohne in nennenswerther Weise sich irgendwie<br />

weiter belästigt zu fühlen. Erst in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht stellte sich lebhaftes Jucken ein,<br />

das am Schlafen hin<strong><strong>de</strong>r</strong>te und an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tages (18. Juli) war die linke Hand und <strong><strong>de</strong>r</strong> rechte<br />

Unterarm sehr geschwollen. Im Laufe <strong>de</strong>s Tages nahm die Anschwellung zu und ergriff<br />

auch <strong>de</strong>n halben rechten Oberarm. Unleidiges Brennen und Jucken dauerte fort, auch die<br />

Nacht vom Freitag zum Sonnabend hindurch, doch waren dies die einzigen Beschwer<strong>de</strong>n,<br />

die „<strong><strong>de</strong>r</strong> angehen<strong>de</strong> Bienenvater“ durchzumachen hatte. Sonnabend Abend ging die Anschwellung<br />

zurück und war Sonntag Abend fast ganz verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>s Sonntages fühlte er ein bereits stärkeres Jucken auf <strong>de</strong>m R ü c k e n , das<br />

er <strong>von</strong> einem sogenannten Blüthchen herrührend sah. Dies entwickelte sich aber unerwartet<br />

weiter und <strong>von</strong> Mittwoch an blieb er zu Hause. Die Nutzlosigkeit warmer Aufschläge erkennend,<br />

wur<strong>de</strong> nun <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Sonntag, also <strong>de</strong>n 8. Tag darauf, <strong><strong>de</strong>r</strong> Beistand <strong>de</strong>s Dr.<br />

T. in B. erboten, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n vorgefun<strong>de</strong>nen u n g e w ö h n l i c h g r o s s e n C a r b u n k e l<br />

durch 3 - 4 Zoll lange Querschnitte sofort spaltete, diese auch am Dienstag verlängerte<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonst vervollständigte. Nach<strong>de</strong>m endlich am Freitag starke Eiterung eingetreten,<br />

nahm die Sache regelmässig-günstigen Verlauf. Die Wun<strong>de</strong> ward mit in verdünnte Carbolsäure<br />

getauchter Charpie resp. Watte verbun<strong>de</strong>n.<br />

Herr. Dr. T. selbst erklärte, einen Zusammenhang zwischen Bienenstich und Bildung<br />

<strong>de</strong>s Carbunkels für möglich; <strong><strong>de</strong>r</strong> Hausarzt aber <strong>de</strong>s Herrn B. glaubt einen solchen Zusammenhang<br />

sicher annehmen zu müssen, nach<strong>de</strong>m er selbst zwei eigenthümlich-heftige Wirkungen<br />

<strong>de</strong>s Bienenstichs beobachtet hat.<br />

B. Prüfungs-Ergebnisse nach innerer Darreichung <strong>de</strong>s Präparates.<br />

Genzke´s Thier-Prüfung mit <strong>Bienengift</strong>.<br />

D r . G e n z k e gab seinem fünfjährigen Wachtelhund <strong>de</strong>n ersten Tag zwei<br />

Tropfen Apis-Tinktur, 4mal; die folgen<strong>de</strong>n Tage je<strong>de</strong>s Mal einen Tropfen mehr und<br />

setzte dies fort bis zum 14. Tage, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Hund am letzten Tage 4x15 Tropfen erhielt.<br />

In <strong>de</strong>n ersten Tagen wur<strong>de</strong> keine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>im</strong> Befin<strong>de</strong>n bemerkt, das<br />

Thier war lebhaft, wie seither, und seine Fresslust unvermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Am fünften Tag<br />

zeigte sich eine geringe Abweichung <strong>de</strong>s Pulses vom normalen Verhalten. Während<br />

die Cruralarterie bis dahin 90 Schläge gehabt hatte in <strong><strong>de</strong>r</strong> Minuten (synchronisch<br />

mit <strong>de</strong>m Herzschlag), hat dieselbe eine Stun<strong>de</strong> nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Gabe eine Frequenz<br />

<strong>von</strong> 96 Schlägen erreicht; am an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Morgen beträgt aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

90. <strong>Das</strong>selbe Verhalten grösserer Pulsfrequenz liess sich die folgen<strong>de</strong>n Tage stetig<br />

wahrnehmen, und zwar nahm dieselbe in <strong>de</strong>m Maasse zu, je grösser die gradat<strong>im</strong><br />

gesteigerte Dosis war. Am 8. Tage, an welchem 9 Tropfen in <strong>de</strong>n best<strong>im</strong>mten Zeitfristen<br />

verabreicht wur<strong>de</strong>n, nahm <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls nach <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Gabe eine Frequenz<br />

<strong>von</strong> 104 und nach <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Gabe <strong>von</strong> 106 Schlägen an, war dagegen am


neunten Tage Morgens vor <strong>de</strong>m Eingeben auf 84 gesunken. Am vierzehnten Tage,<br />

<strong>de</strong>m letzten <strong>de</strong>s Versuches, erreichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls die be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Frequenz <strong>von</strong> 124<br />

Schlägen, also 34 über die Normal-Höhe; <strong><strong>de</strong>r</strong> Herzschlag, zwar synchronisch mit<br />

<strong>de</strong>m Pulse, trat pochend hervor; am an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tag war <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls auf 74 retardirt, also<br />

16 Schläge vom Normalen, 50 <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> am vorhergehen<strong>de</strong>n Tage gesteigerten<br />

Frequenz abweichend. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Tagen nach <strong>de</strong>m letzten Versuche hatte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Puls wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um seine ursprüngliche Geschwindigkeit <strong>von</strong> 90 Schlägen erreicht.<br />

Durch einen Nachversuch mit Weingeist (16 Tropfen viermal <strong>de</strong>s Tages) erhielt D r .<br />

G e n z k e Gewissheit darüber, dass die weiter oben beobachtete Pulsfrequenz<br />

nicht a l l e i n auf die Rechnung <strong>de</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis-Tinktur enthaltenen Alkohols gesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n durfte. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls erreichte bei diesem Nachversuch nur die Zahl 100.<br />

<strong>Das</strong> Allgemeinbefin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s schien während <strong><strong>de</strong>r</strong> Prüfung intact zu bleiben.<br />

Er hatte kaum <strong>von</strong> seiner Lebhaftigkeit, vielleicht etwas an Appetit verloren, Seund<br />

Excretionen waren aber normal.<br />

Dagegen zeigte das A u g e interessante Befin<strong>de</strong>ns-Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, in<strong>de</strong>m<br />

am neunten Tage <strong>de</strong>s Versuchs sich <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> C o n j u n c t i v a <strong><strong>de</strong>r</strong> Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong> und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Membrana nictitans <strong>de</strong>utliche G e f ä s s i n j e c t i o n e n wahrnehmen liessen,<br />

wobei die C o r n e a ein umflortes Aussehen erhielt und <strong>de</strong>s Morgens die A u g e n -<br />

l i d e r durch abgeson<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Schle<strong>im</strong> v e r k l e b t waren. Auch erwiesen angestellte<br />

Versuche eine A b s c h w ä c h u n g <strong>de</strong>s S e h v e r m ö g e n s . Nach Beendigung<br />

<strong>de</strong>s Arzneiversuchs verschwan<strong>de</strong>n diese Erscheinungen.<br />

Anhang.<br />

Wespengift.<br />

1.<br />

D r . F l i n t <strong>von</strong> Norwich hat an einem Knaben, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> einer Wespe in <strong>de</strong>n<br />

linken Daumen gestochen wor<strong>de</strong>n war, folgen<strong>de</strong> Erscheinungen beobachtet:<br />

Innerhalb 10 Minuten nach <strong>de</strong>m Stich schwoll <strong><strong>de</strong>r</strong> Daumen beträchtlich an,<br />

darauf trat G e s c h w u l s t und Auftreibung <strong>de</strong>s ganzen Gesichtes und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> A u g e n l i d e r ein, das Gesicht und die Ohren wur<strong>de</strong>n roth, als ob sie<br />

mit einem S c h a r l a c h a u s s c h l a g be<strong>de</strong>ckt seien. In <strong><strong>de</strong>r</strong> darauf folgen<strong>de</strong>n<br />

Nacht war das Kind sehr unruhig und klagte über h e f t i g e s J u c k e n . Wo es sich<br />

kratzte, entstan<strong>de</strong>n kleine Flecke, ähnlich wie ein N e s s e l a u s s c h l a g .<br />

2.<br />

Die Redaction <strong><strong>de</strong>r</strong> M. H. R. führt aus Anlass eines ähnlichen Falls aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Medical<br />

Press and Circular noch folgen<strong>de</strong> Symptome an:<br />

„Ich taumelte, wie ein Trunkener nach <strong>de</strong>m Hause und setzte mich in einen Stuhl, a-<br />

ber einen Augenblick darauf sank ich herab auf meine Knie und wur<strong>de</strong> o h n m ä c h t i g .<br />

Sie spritzten mir Wasser in´s Gesicht und endlich war ich <strong>im</strong> Stan<strong>de</strong>, mich in´s Bett zu begeben.<br />

Gleich darauf stellte sich r e i c h l i c h e s E r b r e c h e n ein und meine Hän<strong>de</strong>, Füsse<br />

und Brust wur<strong>de</strong>n roth, a l s o b i c h S c h a r l a c h h ä t t e . Ein furchtbares Jucken verbreitete<br />

sich über <strong>de</strong>n ganzen Körper, dann zitterte ich, und meine Zähne klapperten, als<br />

15


ob ich Wechselfieber hätte. Keine Ruhe die ganze Nacht. Ein o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwe<strong>im</strong>al war es mir, als<br />

ob ich sterben müsste. 6<br />

(A. H. Z. Bd. 81. Nr. 24.)<br />

Anmerkung.<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Folgen <strong>de</strong>s Bienen- und Wespengiftes die Re<strong>de</strong> war, ist<br />

hier wohl die geeignete Stelle <strong>de</strong>s Bienen- und Wespen-G e g e n g i f t e s zu ge<strong>de</strong>nken.<br />

Ein solches ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Liquor Amonii vinosus (1 Theil ätzen<strong>de</strong> Ammoniumflüssigkeit<br />

und 2 Theile Weingeist). Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wenn empfindliche Theile, z. B. die Zunge<br />

getroffen wor<strong>de</strong>n sind, eignet sich das genannte Präparat, in welches man ein<br />

Stück Leinwand taucht, um solches um <strong>de</strong>n afficirten Theil zu schlagen. - An<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Male nützt <strong><strong>de</strong>r</strong> äussere Gebrauch <strong>von</strong> Arnica o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kampher in geeigneten Verdünnungen.<br />

6 Im Annual Record of hom. Literature 1870 heisst es bei Apis: „Gefühl als ob je<strong><strong>de</strong>r</strong> Athemzug <strong><strong>de</strong>r</strong> letzte wäre“,<br />

ein Phänomen, <strong>de</strong>m man <strong>im</strong> Typhus begegnet, so dass selbst die Angehörigen solcher Kranken wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt<br />

zu <strong>de</strong>m Irrthum veranlasst wur<strong>de</strong>n, es sei <strong><strong>de</strong>r</strong> letzte Moment gekommen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Tod sitze schon auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zunge u. s. w. - Du die „Apis-Peritonitis“ ist ausser <strong>von</strong> scharfen und plötzlichen Schmerzen <strong>von</strong> grosser Prostration<br />

und Erwartung eines plötzlichen To<strong>de</strong>s begleitet.<br />

16


Drittes Capitel.<br />

Systematische Zusammenstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> durch <strong>de</strong>n Stich <strong><strong>de</strong>r</strong> Biene bewirkten<br />

Symptome in topographisch-anatomischer Gruppirung. 7<br />

Allgemeines: (Fall 1): Ohnmacht und todtenähnliche Hinfälligkeit (eine<br />

halbe Stun<strong>de</strong> während), <strong>von</strong> grosser Angst und einem unangenehmen Gefühl in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Magengegend und <strong>von</strong> Oppressionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Brust (Dyspnoe), kurzem schnellem<br />

Athem, schnellem Puls, Uebelkeit und Erbrechen gelber bitterer Massen begleitet. -<br />

45 Minuten nach <strong>de</strong>m Stich. -<br />

Empfindung eines elektrischen Schlages, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die Finger- und Zehen-<br />

Spitzen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> herauszufahren scheint (nach einem Stich in die Nase). -<br />

Plötzliche Hinfälligkeit mit Kälte - starke Dyspnoe; dann folgt Hitzeüberlaufen,<br />

Uebelkeit, Erbrechen und starke wässerige Diarrhoe. -<br />

(Fall 2): Der ganze Körper scheint wie <strong>von</strong> n e r v ö s e m Z i t t e r n bewegt,<br />

worauf eine unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Steifigkeit <strong>de</strong>s Nackens eintritt. Schmerzhafte Zusammenziehung<br />

am Sternum unten. - Plötzliches anstrengen<strong>de</strong>s Erbrechen, worauf<br />

aber alle gefährlichen Zufälle verschwan<strong>de</strong>n.<br />

(Fall 3): Gefühl, dass er sterben müsse. Ohnmächtiges Zusammenstürzen, Blässe;<br />

ununterbrochen seufzend; kalte Haut. (Tod.)<br />

(Fall 4): Stirbt unter <strong>de</strong>n Anzeichen <strong>von</strong> T o l l w u t h . Springt, <strong>von</strong> unsäglicher<br />

Qual gefoltert, wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt <strong>von</strong> seinem Lager auf (Dyspnoe).<br />

(Fall 6): Nach einem Stich in´s Knie: K r a b b e l n ü b e r d e n g a n z e n<br />

K ö r p e r , so dass er nicht wusste, wie ihm zu Muthe war. Ein schau<strong><strong>de</strong>r</strong>haftes Gefühl<br />

durch alle Nerven.<br />

(Fall 7): Fürchterliche Angst. To<strong>de</strong>sangst. Fühlt sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> nahe. -<br />

Am ganzen Körper heftiges Jucken und Brennen, so dass er nicht fertig wur<strong>de</strong><br />

mit Kratzen.<br />

Springt aus <strong>de</strong>m Bett, das er erst aufgesucht, heraus und läuft in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stube<br />

umher (unbekümmert um seine Umgebung), Erbrechen (erst <strong><strong>de</strong>r</strong> genossenen Speisen)<br />

dann grünlicher Massen - darnach kurze Ohnmacht, schliesslich gallichte Diarrhoe.<br />

Ausdruck <strong>von</strong> Angst in <strong>de</strong>n Gesichtszügen (verliert sich zuletzt).<br />

(Fall 8): Heftiges Jucken am ganzen Körper sich steigernd bis zum heftigsten<br />

Stechen (Millionen Na<strong>de</strong>ln). -<br />

Der Zustand war <strong><strong>de</strong>r</strong> einer heftigen Fiebererkrankung.<br />

(Fall 9): Unruhe und ärgerliche Aufregung („Gemüths-Aufwallung“).<br />

Sensorium.<br />

(Fall 1): Gedankenverwirrung. Kopf schwer und eingenommen. Vollständige<br />

Bewusstlosigkeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach einer halben Stun<strong>de</strong> Hitzeüberlaufen abwechselnd mit<br />

Schauer folgt. - Nach drei Stun<strong>de</strong>n kam die Besinnung wie<strong><strong>de</strong>r</strong>; auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Kopfschmerz<br />

verschwand allmälig, aber schwach blieb er noch einige Wochen; er<br />

durfte seinen Geist nicht anstrengen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Kopf war benommen; wenn er studirte<br />

7 Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollgiltigkeit, welche diese rein toxicologischen, nicht <strong>von</strong> voreingenommenen Prüfern gesammelten<br />

Symptome beanspruchen, wird man unvermeidliche Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holungen <strong>de</strong>s bereits weiter oben Gebrachten<br />

mir gewiss gern nachsehen.<br />

17


o<strong><strong>de</strong>r</strong> las, auch kamen noch Anfälle <strong>von</strong> Schwin<strong>de</strong>l und Blindheit vor. - Er konnte<br />

we<strong><strong>de</strong>r</strong> klar <strong>de</strong>nken, noch sich klar aussprechen.<br />

(Fall 2): Konnte nur mit Schwierigkeit sprechen.<br />

(Fall 4): <strong>Das</strong> Bewusstsein verlässt ihn erst 8 Stun<strong>de</strong>n vor seinem Tod. -<br />

(Fall 6): Im Gehirn eine son<strong><strong>de</strong>r</strong>bare Verwirrung. - Es trat ein bewusstloser Zustand<br />

ein.<br />

(Fall 7): Sprach lauter unsinnige und unzusammenhängen<strong>de</strong> Worte. <strong>Das</strong> Delirium<br />

dauerte 5 Minuten, worauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Vverstand wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehrte.<br />

Haut.<br />

(Fall 1): Leichte Schwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut (was jedoch nach einigen Stun<strong>de</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verging). - Die Haut gegen Berührung sehr empfindlich, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> leisesten Berührung<br />

schmerzhaft; er konnte das Betttuch nicht auf sich lei<strong>de</strong>n; rothe und weisse<br />

Flatschen auf <strong>de</strong>m Körper und <strong>de</strong>n Extremitäten, wie N e s s e l n .<br />

(Fall 5): Während sonst bei einer Frau die Stellen anschwollen wo sie gestochen<br />

wur<strong>de</strong>, geschah dies das letzte mit tödtlichem Ausgang verbun<strong>de</strong>ne Mal<br />

nicht.<br />

(Fall 6): Am ganzen Körper geschwollen und unmittelbar darauf Blasen -<br />

(Quad<strong>de</strong>l?-) Exanthem. Dieser Zustand geht mit unglaublicher Schnelligkeit vor<br />

sich. Es bleibt keine Stelle unverschont.<br />

(Fall 7): Gesicht roth und geschwollen. - Wo er sich ansah, da stan<strong>de</strong>n auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

lebhaft gerötheten Haut grosse blasse Quad<strong>de</strong>ln (Urticaria.)<br />

(Fall 8): Der ganze Körper (Haut) überzieht sich nach heftigem Jucken und<br />

Stechen mit einer starken Entzündung und bil<strong>de</strong>n sich Nesseln, die endlich in Blasen<br />

<strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Grösse eines 50Pfennigstückes übergehen, so dass keine gesun<strong>de</strong> Stelle zu<br />

fin<strong>de</strong>n ist.<br />

(Fall 9): Trotz kühlen<strong><strong>de</strong>r</strong> Essigaufschläge, Schwellung an je<strong><strong>de</strong>r</strong> Stichstelle und<br />

<strong>im</strong> Laufe <strong>de</strong>s Tages <strong>de</strong>s ganzen Körpers - selbst <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunge - <strong><strong>de</strong>r</strong> Hän<strong>de</strong> und Füsse.<br />

Jucken und Brennen am ganzen Körper.<br />

(Fall 10): Carbunkelbildung auf <strong>de</strong>m Rücken. Vorausgeht: Lebhaftes Jucken,<br />

das am Schlafen hin<strong><strong>de</strong>r</strong>te. Unleidiges Jucken und Brennen.<br />

Kopf.<br />

(Fall 1): Erschrecklich peinigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Schmerz durch <strong>de</strong>n Kopf. Kopf schwer und<br />

eingenommen.<br />

(Fall 2): Zersprengungs- und D e h n u n g s s c h m e r z <strong>im</strong> Kopf (mit Schwin<strong>de</strong>l).<br />

Kopfschmerz be<strong>im</strong> Lesen und Studiren. - Sobald er sich seit<strong>de</strong>m anstrengt, kommt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Dehnungsschmerz <strong>im</strong> Kopf (Schwin<strong>de</strong>l und Herzklopfen) wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

(Fall 9): Kopfweh (und furchtbare Hitze am ganzen Körper).<br />

Hals.<br />

(Fall 5): Der Hals war aussen und innen sehr geschwollen; auch die Venen am<br />

Hals geschwollen.<br />

(Fall 7): Hals geschwollen.<br />

18


Herz und Gefässsystem.<br />

(Fall 1): Herzklopfen so stark, dass er selbst und die Umgebung <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer es<br />

hört. - Kein Puls <strong><strong>de</strong>r</strong> Radialis; das Blut unter <strong>de</strong>n Fingern und Zehennägeln stockend;<br />

Ohren purpurroth. - Bei späterer Vergiftung: Zwanzig Minuten lang an <strong><strong>de</strong>r</strong> Radialis<br />

pulslos. - Schneller schwacher Herzschlag. -<br />

(Fall 3): Kaum fühlbarer Puls.<br />

Augen.<br />

(Fall 1): Anfälle <strong>von</strong> Schwin<strong>de</strong>l und B l i n d h e i t .<br />

(Fall 6): Es fing an, ihm dunkel vor <strong>de</strong>n Augen zu wer<strong>de</strong>n, so dass er frug, ob<br />

<strong>de</strong>nn an seinen Augen etwas zu sehen wäre, worauf man ihm sagte, dass das<br />

Weisse mit Blut unterlaufen und ganz roth sei.<br />

Zunge.<br />

(Fall 6): Die Zunge versagte ihren Dienst und schwoll so dick an, dass er nicht<br />

mehr sprechen konnte. - Dies geschah nach einem Stich in´s Knie. -<br />

(Fall 9): Schwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunge.<br />

Obere und untere Extremitäten.<br />

(Fall 1): Krampfhafte Contractionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Streckmuskeln <strong><strong>de</strong>r</strong> Schenkel und Wa<strong>de</strong>n<br />

und unwillkürliche Zuckungen <strong><strong>de</strong>r</strong> meisten Muskeln <strong><strong>de</strong>r</strong> oberen und unteren<br />

Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>. - <strong>Das</strong> Gesicht und die oberen Extremitäten waren <strong>von</strong> einem kalten<br />

zähen Schle<strong>im</strong> be<strong>de</strong>ckt.<br />

(Fall 5): Lähmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberglie<strong><strong>de</strong>r</strong> (nach 5 Tagen). Hierauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterglie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

(Fall 9): Jucken und Brennen (aussen am ganzen Körper) vorzugsweise an<br />

<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n und Fusszehen.<br />

(Fall 20): Linke Hand und rechter Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>arm sehr geschwollen.<br />

Anmerkung.<br />

Um unsere kleine pathogenetische Sammlung rein zu erhalten, haben wir die<br />

Symptome <strong>de</strong>s Wespengiftes hier unberücksichtigt gelassen. Der Leser weiss aber<br />

schon aus <strong>de</strong>m obigen Mitgetheilten, dass die Wirkung eine nahezu i<strong>de</strong>ntische ist.<br />

Hier wie dort dieselben unverhältnissmässig intensiven Depressionserscheinungen<br />

bis zur Ohnmacht, dieselben Phänomene <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut (Schwellung, Röthe, Jucken,<br />

Quad<strong>de</strong>l-Ausschlag) ja sogar eine Vorliebe für die Augenl i d e r , die Apis therapeutisch<br />

so unzwei<strong>de</strong>utig beeinflusst, und hier wie dort dasselbe (kritische) biliöse<br />

Erbrechen. Aus <strong>de</strong>n mangelhaften Beobachtungen könnte allein etwa noch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schluss gezogen wer<strong>de</strong>n, dass das Wespengift noch mehr als das <strong>Bienengift</strong> auf<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Haut ein scharlachrothes Exanthem zu erzeugen vermag, also mehr Hilfe <strong>im</strong><br />

(glatten) Scharlach verspricht.<br />

19


Viertes Capitel.<br />

Allgemeiner Ueberblick über die klinische Ausbeute.<br />

Die klinische Ausbeute, welche die <strong>Homöopathie</strong> auf Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> gesammelten<br />

physiologischen Prüfungsergebnisse <strong>von</strong> Apis gemacht hat, bezieht sich, wie<br />

aus <strong>de</strong>n tagtäglich vorkommen<strong>de</strong>n u n f r e i w i l l i g e n Prüfungen, <strong>de</strong>m empfindlichen<br />

Stich durch das kleine und nützliche Insekt zu erwarten stand, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auf<br />

das H a u t s y s t e m o<strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlicher und das Wesen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache bezeichnen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

muss man sagen: es fan<strong>de</strong>n solche (innere) Krankheitszustän<strong>de</strong> Heilung,<br />

die sich auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut r e f l e c t i r e n . Denn z. B. ein mit b r e n n e n d e n und<br />

wundschrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit jucken<strong>de</strong>n Schmerzen verbun<strong>de</strong>nes E-<br />

xanthem, ein N e s s e l a u s s c h l a g mit rothen o<strong><strong>de</strong>r</strong> weissen (rothumhoften) Flecken<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Quad<strong>de</strong>ln, ein B l ü t h c h e n - A u s s c h l a g mit bläulich-rothem, hartem,<br />

heissen Grun<strong>de</strong>; eine ö<strong>de</strong>matöse o<strong><strong>de</strong>r</strong> erysipelatöse A n s c h w e l l u n g (mit rothen<br />

Streifen) o<strong><strong>de</strong>r</strong> endlich gar gewisse G e s c h w ü r s -Arten - stellen sämmtlich nur die<br />

ä u s s e r l i c h wahrnehmbare Physiognomie best<strong>im</strong>mter pathologischer Vorgänge<br />

<strong>im</strong> Innern unseres Organismus dar. Wir kommen auf diese zurück, nach<strong>de</strong>m wir die<br />

übrigen anatomischen Apis-Gebiete aufgezählt haben wer<strong>de</strong>n. Schon hier aber<br />

möge die Bemerkung Platz fin<strong>de</strong>n, dass wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt mit <strong>de</strong>m Akt <strong>de</strong>s Heilens durch<br />

Apis, und zwar betraf die Heilung schwere Affectionen <strong>de</strong>s Auges o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Gehirns,<br />

gleichzeitig auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut ein krätzartiger Ausschlag erschien, respective wie<strong><strong>de</strong>r</strong>erschien.<br />

Und J a h r nennt Apis eins <strong><strong>de</strong>r</strong> vorzüglichsten Mittel gegen u n t e r -<br />

d r ü c k t e E x a n t h e m e (Scharlach, Masern und hauptsächlich N e s s e l f r i e -<br />

s e l ). Ausser <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut erfreut sich also das A u g e und seine Umgebung (die L i -<br />

d e r ) (und hier wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr die oberen) <strong>de</strong>s heilen<strong>de</strong>n Einflusses <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es.<br />

<strong>Das</strong>selbe heilt somit E n t z ü n d u n g e n <strong><strong>de</strong>r</strong> A u g e n und L i d e r , mit drücken<strong>de</strong>n,<br />

jucken<strong>de</strong>n, brennen<strong>de</strong>n Schmerzen, Röthung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lidrän<strong><strong>de</strong>r</strong>, viel Thränen und<br />

Schle<strong>im</strong>abson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung; H o r n h a u t g e s c h w ü r e , V e r d u n k e l u n g e n und narbige<br />

Flecke, S t a p h y l o m mit Entzündung, Gerstenkörner. Oe<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Augapfels,<br />

T h r ä n e n f i s t e l n . <strong>Das</strong>s auch auf das Leben und Ge<strong>de</strong>ihen <strong><strong>de</strong>r</strong> H a a r e Apis wirken<br />

wer<strong>de</strong>, liess sich aus ihrer Beziehung zur Haut erwarten. Und so wur<strong>de</strong> Apis<br />

(meist Bienenpulver mit Honig) wirklich vortheilhaft benutzt gegen Kahlheit und<br />

Ausfallen <strong><strong>de</strong>r</strong> Haare.<br />

Ausser <strong>de</strong>m Hautsystem gebührt <strong>de</strong>m S c h l e i m h a u t -System eine hervorragen<strong>de</strong><br />

Stelle. Schle<strong>im</strong>hautentzündung <strong>de</strong>s M u n d e s , G a u m e n s , R a c h e n s<br />

und H a l s e s (Man<strong>de</strong>ln, Uvula); Anginen, wenn solche zu Vereiterungen neigen,<br />

Diphtheritis, aber gewiss auch die platte, rothlaufartige, mit flammen<strong><strong>de</strong>r</strong> Röthe<br />

verbun<strong>de</strong>ne Entzündung <strong><strong>de</strong>r</strong> Fauces gehört hierher, gegen die sonst Belladonna,<br />

Rhus und Causticum gerühmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Fortsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rachenhöhle: <strong><strong>de</strong>r</strong> M a g e n - D a r m k a n a l ist nicht min<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ein grosses Heilgebiet unseres Mittels. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s aber wur<strong>de</strong>n solche k a t a r -<br />

r h a l i s c h e R e i z z u s t ä n d e daselbst mit Apis gehoben, welche einen mehr<br />

chronischen Verlauf zeigten, mit trockener, wie lackirter, leicht belegter Zunge, (rissigen<br />

Lippen), Brennen und Aufsteigen aus <strong>de</strong>m Magen, Soodbrennen, Empfindlichkeit,<br />

Vollheitsgefühl, Brennen <strong>im</strong> Magen, galligem Erbrechen, schle<strong>im</strong>igwässerigen,<br />

grünlich-gelblichen (biliösen, erysipelatösen) Durchfällen, <strong>von</strong> beson-<br />

20


<strong><strong>de</strong>r</strong>er Hartnäckigkeit, vergesellschaftet waren. Wie bei Nux vom. wollte man Früh-<br />

Verschl<strong>im</strong>merung beobachten, daher Diarrhöe <strong>de</strong>s Morgens; Hän<strong>de</strong> blau und kalt;<br />

häufige, blutige, schmerzlose und schmerzhafte Stühle. Gewisse g a s t r i s c h e o-<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> S c h l e i m f i e b e r bieten offenbar das hier ange<strong>de</strong>utete Krankheitsbild, und<br />

es ist recht gut <strong>de</strong>nkbar, dass gleichzeitig so frappante an<strong><strong>de</strong>r</strong>sartige Apis-<br />

Symptome (z. B. auf <strong><strong>de</strong>r</strong> äusseren Haut, wassersüchtige, ö<strong>de</strong>matöse o<strong><strong>de</strong>r</strong> erysipelatöse<br />

Zustän<strong>de</strong>) in die Erscheinung treten, dass in Apis für <strong>de</strong>n einzelnen Fall o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

für eine Reihe <strong>von</strong> Fällen das helfen<strong>de</strong> S<strong>im</strong>ile zur Geltung kommt. (Epi<strong>de</strong>misches<br />

Heilmittel!)<br />

Ein hochwichtiges specifisches Apis-Correlat ist ferner, wie schon oben gesagt<br />

wur<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> functionell gewissermassen zwischen Haut- und Schle<strong>im</strong>hautsystem stehen<strong>de</strong><br />

u r o p o e t i s c h e Apparat, Blase und Nieren. Strangurie, Harnverhaltung<br />

<strong>von</strong> Blasenentzündung, auch <strong>von</strong> Canthari<strong>de</strong>n-Missbrauch, ist ebenso wohl, wie<br />

Morbus Brightii, <strong>von</strong> Apis beseitigt wor<strong>de</strong>n. <strong>Das</strong> Pulver <strong><strong>de</strong>r</strong> gedörrten Bienen benutzte<br />

man bei Blasenlei<strong>de</strong>n. Im Annual record of homoeop. Literature 1870 wird: das<br />

Unvermögen, <strong>de</strong>n Urin zu halten mit grosser Reizbarkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Theile; schl<strong>im</strong>mer <strong>de</strong>s<br />

Nachts und be<strong>im</strong> Husten - R. Gardiner - als Indication genannt. Wir zweifeln ferner<br />

nicht, dass nach Analogie <strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>im</strong> weiblichen Geschlecht beobachteten Thatsachen<br />

auch das männliche G e n i t a l s y s t e m mit hereingezogen wer<strong>de</strong>n darf in<br />

<strong>de</strong>n Bereich jener Correlate. Be<strong>im</strong> Weib heilte Apis O v a r i e n - L e i d e n (Eierstockwassersucht,<br />

wobei die Haut ungewöhnlich weiss und fast durchsichtig war;<br />

Eierstockwassersucht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Seite mit stechen<strong>de</strong>n Schmerzen, allgemeinem<br />

Anasarka und wachsartigem Aussehen <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut), drohen<strong>de</strong>n Abortus, Schamlippengeschwulst,<br />

Amenorrhöe, unterdrückte Regel, Dysmenorrhöe mit spärlichem,<br />

schle<strong>im</strong>igem Blutabgang, mit scharfen, stechen<strong>de</strong>n Schmerzen <strong>im</strong> Uterus, zuweilen<br />

<strong>von</strong> Convulsionen gefolgt.<br />

Für kein Mittel aber scheint, abgesehen <strong>von</strong> <strong>de</strong>m anatomischen Sitz <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns,<br />

das Symptom <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwellung und wässerigen Ansammlung so<br />

best<strong>im</strong>mend auf die Wahl o<strong><strong>de</strong>r</strong> richtiger auf die Zulässigkeit <strong>de</strong>sselben zu sein, als<br />

für Apis, mögen diese hydropischen Erscheinungen acut o<strong><strong>de</strong>r</strong> chronisch verlaufen;<br />

ja das plötzliche (höchstens vom Witterungswechsel - Regen - nachweisbar abhängige)<br />

Kommen und Gehen <strong><strong>de</strong>r</strong> wässerigen Edukte, das Recidiviren <strong><strong>de</strong>r</strong> Oe<strong>de</strong>me<br />

und Anschwellungen (ohne Durst) an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Körperstellen (zumal<br />

aber <strong>im</strong> Gesicht) bil<strong>de</strong>t offenbar einen charakteristischen Hinweis auf das Bienen-<br />

Gift. Zu jenen ö<strong>de</strong>matösen Anschwellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut gehörig und ganz an die<br />

Folgen <strong>de</strong>s Bienenstichs erinnernd, ist noch speciell zu nennen: das blasse, livi<strong>de</strong><br />

Oe<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Gesichts (G e s i c h t s r o s e , aber auch Kopfrose) und die Lid-<br />

Schwellungen; ferner das K e h l k o p f - O e d e m , das A n a s a r k a nach Scharlach<br />

(so oft zusammenfallend mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> Apis geheilten Eiweiss-Niere), die B r u s t - und<br />

B a u c h -Wassersucht, und die Hydropsieen mit Abgang blutigen Harns (ohne<br />

Durst-Zunahme).<br />

Ausser <strong>de</strong>m Haut- und Schle<strong>im</strong>haut-System mit seinen Anhängen und Aequivalenten<br />

berührt Apis mächtig einzelne Abschnitte <strong>de</strong>s N e r v e n s y s t e m s . Unverkennbar<br />

ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluss auf das Gehirn selbst: daher Mittel gegen Schwin<strong>de</strong>l, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sich näher <strong>de</strong>finiren lässt. Verschl<strong>im</strong>merung be<strong>im</strong> Aufrichten, Besserung <strong>im</strong> Liegen,<br />

Gefühl <strong>von</strong> Schwanken <strong>de</strong>s Gehirns, wie Wasser <strong>im</strong> Kopf. Unverkennbar ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluss<br />

auf s e n s i t i v e Nerven, daher Mittel gegen R h e u m a t a l g i e n . Selbst P s y -<br />

c h o s e n (Manie, angeblich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Sexual-Manie, Apathie) verliefen günstig<br />

21


unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Einwirkung <strong>von</strong> Apis. Aber auch K o p f s c h m e r z e n , nervöses Kopfweh,<br />

Migräne <strong>im</strong> Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>kopf mit Verdauungsstörungen, vom Unterleibe <strong><strong>de</strong>r</strong> Ganglien-<br />

Centren ausgehend, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis biliös-gastrischer Constitution, eigneten sich weiterhin<br />

dafür.<br />

Jetzt ein Wort über das Verhalten <strong>de</strong>s kranken G e f ä s s s y s t e m s . Da ist es<br />

<strong>de</strong>nn beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s das abendlich exacerbiren<strong>de</strong> Fieber mit schnellem hartem Pulse,<br />

welchem Apis entspricht, wenn auch die meisten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> ihr geheilten Lei<strong>de</strong>n fieberfrei<br />

verlaufen sind. Daher auch die Abwesenheit <strong>von</strong> Durst (und spärlicher Urin)<br />

ceteris paribus auf Apis hinweisen. Häufig han<strong>de</strong>lt es sich also nur noch um die<br />

A u s g ä n g e mit Fieber verlaufener Entzündung, z. B. bei <strong><strong>de</strong>r</strong> bereits erwähnten<br />

Bauchwassersucht (nach Unterleibsentzündung); ferner bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Drüsen-Verhärtung<br />

und Abscedirung (nach vorangegangener diphtheritischer Halsentzündung) u. s.<br />

w.<br />

<strong>Das</strong>s auch in Herzlei<strong>de</strong>n Apis geschickte Verwendung fin<strong>de</strong>n kann, lehrt uns<br />

Annual Record of hom. Literature 1870; hier wird unser Mittel empfohlen in Herzlei<strong>de</strong>n,<br />

allerdings mit fieberhafter Aufregung, mit grosser Bekümmerniss, Angst und<br />

Unruhe; Lageverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung bringt keine Erleichterung; durstig o<strong><strong>de</strong>r</strong> durstlos.<br />

Unter <strong>de</strong>n grossen zum Blutleben in Beziehung stehen<strong>de</strong>n Drüsen sei noch die<br />

Schilddrüse erwähnt, <strong><strong>de</strong>r</strong>en pathologische Vergrösserung Apis wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt beseitigt<br />

hat. Auch zu Milz und Leber besitzt Apis grosse therapeutische Affinität. Dies geht<br />

aus ihrer Heilkraft <strong>im</strong> Wechselfieber und gegen biliös-gastrische Affectionen hervor.<br />

Wir schliessen unser kleines Resumé unter Hinweis auf <strong>de</strong>n für Kliniker nicht<br />

gleichgiltigen Erfahrungssatz, wonach Apis sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Frauen<br />

(und hier wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um in specie Wittwen) dienlich gezeigt hat.<br />

22


Fünftes Capitel.<br />

Apis verglichen mit analog wirken<strong>de</strong>n Mitteln.<br />

Dieses Kapitel, welches eine vergleichen<strong>de</strong> Gegenüberstellung <strong>von</strong> Apis mit:<br />

Belladonna,<br />

Arsenik,<br />

Canthari<strong>de</strong>s,<br />

Graphit,<br />

Thuja<br />

enthält, fin<strong>de</strong>t sich bereits <strong>im</strong> IX. Ban<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Intern. Homoeop. Presse, weshalb<br />

wir auf eine Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe hier glauben, verzichten zu sollen. 8<br />

Dazu kommt noch eine weitere Parallele: Apis verglichen mit R h u s t o x i -<br />

c o d e n d r o n , welche <strong>von</strong> uns Nr. 14 und 15 <strong>de</strong>s 98. Ban<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Allgem. Hom. Zeitung<br />

einverleibt wor<strong>de</strong>n ist.<br />

8 Als selbständige Arbeit eingereicht, kam dieses Kapitel Dienstag <strong>de</strong>n 27. Juni 1876 bei Gelegenheit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Worlds homoeopathic Convention“ in Phila<strong>de</strong>lphia zur öffentlichen Diskussion.<br />

23


Sechstes Capitel.<br />

Casuistik.<br />

A. Krankheiten <strong>de</strong>s Nervensystems.<br />

I. Erkrankungen <strong>de</strong>s Gehirns und seiner Häute.<br />

Allgemeines.<br />

Da das Wesen <strong><strong>de</strong>r</strong> hierher gehörigen Krankheitsform in einem s e r ö s e n E r -<br />

g u s s in die Hirnventrikel besteht, solche Ergüsse aber sehr charakteristisch sind für<br />

die physiologisch-c u r a t i v e Wirkung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es, so liess sich a priori die erfolgreiche<br />

Verwendbarkeit <strong>de</strong>sselben am Krankenbett M e n i n g i t i s c h e r annehmen.<br />

Und so ge<strong>de</strong>nkt <strong>de</strong>nn auch das Lehrbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> homöopathischen Therapie<br />

nach <strong>de</strong>m <strong>im</strong> Anfangsstadium zu verabreichen<strong>de</strong>n Kali hydrojodicum und Bryonia<br />

alba und nach Merc. solub. (als <strong>de</strong>m wichtigsten Mittel), sobald das Lei<strong>de</strong>n<br />

wirklich ausgebrochen ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis, welche in 3. - 6. Potenz soll verabreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Apis wür<strong>de</strong> vor Arnica, Helleborus niger, Cuprum met. u. Zincum met. <strong>de</strong>n<br />

Vorzug verdienen, „wenn rothlaufartige Ausschläge vorausgingen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>gleichen<br />

noch während <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit bestehen, bei irregulärem, langsamem Pulse,<br />

schreckhaftem Zusammenfahren, Convulsionen, profusem Schweiss.“<br />

Beispiele <strong>von</strong> Heilung mit Apis gegenüber <strong>de</strong>m erworbenen Wasserkopf (als<br />

abgelaufenem Krankheitsprocess) o<strong><strong>de</strong>r</strong> gegenüber <strong>de</strong>m angeborenen Wasserkopf<br />

sind uns nicht bekannt. Dagegen sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis-Pathogenese die Symptome<br />

<strong>de</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> Entstehung begriffenen H y d r o c e p h a l u s a c u t u s in unverkennbarer<br />

Weise enthalten: „<strong>Das</strong> Kind liegt in Starrsucht; p l ö t z l i c h e s c h r i l l e A u f -<br />

s c h r e i e . Schielen. Zähneknirschen. Der Kopf wird in die Kissen gebohrt; die eine<br />

Hälfte <strong>de</strong>s Körpers zuckend, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e gelähmt. Kopf nass vom Schwitzen; wenig<br />

Urin.“ Auch ist die Hypothese gestattet, dass nach schweren Hirnstörungen (Meningiten)<br />

verbliebene Amaurose <strong>de</strong>shalb konnte durch Apis geheilt wer<strong>de</strong>n, weil<br />

dieses Mittel durch seine die Resorption kräftigst unterstützen<strong>de</strong> Macht seröse<br />

(Druck und Lähmung bedingen<strong>de</strong>) Ergüsse zur Aufsauchung schicklich machte.<br />

Weil lehrt: „Bei Gesichtsrose mit drohen<strong>de</strong>m Uebergang auf die<br />

H i r n h a u t wen<strong>de</strong> man sofort Apis 2. - 3. Verd. an.“<br />

Klinik.<br />

1. Hydrocephalus acutus.<br />

(Meningitis granulosa)<br />

Von D r . F ö r s t e r in Görlitz . 9<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Seltenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung <strong>de</strong>s Hydrocephalus acutus verdient wohl die<br />

folgen<strong>de</strong> Krankengeschichte ausführlicher mitgetheilt zu wer<strong>de</strong>n. Auch ist die bei<br />

dieser Gelegenheit beobachtete Hautkrisis <strong>von</strong> hohem klinischem Interesse.<br />

9 Allg. H. Z. Bd. 60. S. 4.<br />

24


Am 7. Sept. 1859 wird Dr. F. zu <strong>de</strong>m 2 Jahre alten Knaben H. gerufen, angeblich wegen<br />

Krämpfen. <strong>Das</strong> Kind, welches bereits alle 20 Zähne hat, war bis jetzt gesund, ist wohlgenährt,<br />

kräftig, aber blass, <strong>von</strong> skrophulösem Habitus; am Halse sind auch Drüsenanschwellungen,<br />

erbsengross und grösser zu fühlen. Es fiebert leicht, ist etwas wärmer als gewöhnlich,<br />

und man sieht dann und wann leichte Zuckungen um <strong>de</strong>n Mund, die Mutter<br />

nennt sie innere Krämpfe.<br />

Acon. 13. in Wasser, zweistündlich einen Theelöffel.<br />

8. Sept.: Status i<strong>de</strong>m, nur dass früh das Fieber etwas vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t war, welches sich in<strong>de</strong>ss<br />

Abends steigerte, wo auch die Zuckungen häufiger und die Pupillen etwas erweitert<br />

waren. Der Kranke schreit öfters, ohne dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrei etwas Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es darbot. - Bellad.<br />

13. 4 Tropfen in ½ Theetasse Wasser, dreistündlich einen Theelöffel.<br />

9. Sept.: Die Gehirnaffection tritt <strong>im</strong>mer <strong>de</strong>utlicher hervor. <strong>Das</strong> Kind ist mitunter etwas<br />

soporös, <strong><strong>de</strong>r</strong> Kopf dabei nicht heiss, das Fieber aber vermehrt. Nachmittags tritt plötzlich<br />

Lähmung <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Extremitäten ein; während <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke sich umherwirft, wer<strong>de</strong>n Arm<br />

und Bein linkerseits nicht bewegt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gehorchen nur <strong>de</strong>n Gesetzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwere. Gesicht<br />

und Zunge sind nicht verzogen. Die sehr weiten Pupillen reagiren fast gar nicht; Schielen<br />

wur<strong>de</strong> nicht bemerkt. Der etwas aufgetriebene Bauch ist weich. Seit <strong>de</strong>m 7. Sept. kein<br />

Stuhl, Klystiere sind auch heute ohne Erfolg. Bellad. wird fortgegeben.<br />

10. Sept. Der Sopor ist vermehrt, die Augen halb offen mit nach oben gewen<strong>de</strong>ter<br />

Pupille. Die d i c k g e l b l i c h b e l e g t e Z u n g e ist and er Spitze etwas roth, <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls<br />

klein, sehr frequent, <strong><strong>de</strong>r</strong> Durst unersättlich, kein Stuhl.<br />

Aconit 13. und Apis 13. in Wasser; abwechselnd, 2stündlich 1 Theelöffel.<br />

11. Sept. <strong>Das</strong> Kind ist kaum auf einen Augenblick aus <strong>de</strong>m Sopor zu erwecken. Der<br />

Puls fast unzählbar. Die Zunge an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze mehr roth als gestern und trocken. D a g e g e n<br />

ist die Lähmung <strong><strong>de</strong>r</strong> untern Extremität nicht mehr da. Der kleine Kranke<br />

hat seit gestern viel Harn gelassen, freilich stets unter sich, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe nie untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n konnte, und hat viel und anhaltend geschwitzt. Einmal ist festerer aber wenig<br />

Stuhl abgegangen. Abends wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke unruhiger, und man hört ihn oft eigenthümliche<br />

Schreie ausstossen (Coïn<strong>de</strong>t´s hydrocephalischer Schrei)<br />

12. Sept. Etwas Besserung. <strong>Das</strong> Kind schläft ruhiger, öfters eine Viertelstun<strong>de</strong> lang, ist<br />

nicht mehr so stark soporös und leichter zu erwecken, <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls be<strong>de</strong>utend langsamer und<br />

etwas kräftiger. Apis wird <strong>im</strong> Wechsel mit Aconit fortgegeben.<br />

13. Sept. <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustand ist wie gestern, eher schlechter. <strong>Das</strong> Kind soll zwar früh <strong>von</strong> 5 - 9<br />

Uhr hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> ruhig geschlafen haben, doch war es gestern Abend und die Nacht<br />

be<strong>de</strong>utend unruhiger, hatte seit <strong>de</strong>m 11. Sept. keinen Stuhl und wenig Harn. Apis 13. in<br />

Wasser, viertelstündlich 1 Theelöffel. Acon. bleibt weg.<br />

14. Sept. Es geht schlechter als gestern, er ist unruhiger, dabei aber stets soporös,<br />

schwer zu erwecken, <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls hat 172 Schläge in <strong><strong>de</strong>r</strong> Minute. Versuchsweise Atropin 4. in<br />

Wasser zweistündlich 1 Theelöffel.<br />

15. Sept. Noch schlechter als gestern. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Apis 13. in Wasser.<br />

16. Sept. B e s s e r u n g . Der Puls ist auf 156 Schläge gesunken, das Kind sieht dann<br />

und wann auf und folgt mit <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>n Bewegungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter, hat <strong>von</strong> selbst Stuhl<br />

gehabt und viel Urin gelassen, heute auch das erste Mal etwas mühsam gegessen. Seit<br />

mehreren Tagen sind <strong>im</strong> linken Arm und Bein Convulsionen eingetreten, es schleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t dieselben<br />

jetzt lange Zeit hindurch und meist synchronisch umher; die hydrocephalischen<br />

Schreie dauern noch fort. Mit Apis fortgefahren.<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Tagen besserte es sich constant. Am 17. Sept. zählte <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls 152,<br />

<strong>de</strong>n 18. Sept. nur 132 Schläge, die Convulsionen <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Extremitäten wer<strong>de</strong>n selten. <strong>Das</strong><br />

Kind kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Reinigung wegen nicht oft <strong>von</strong> seinem Lager genommen wer<strong>de</strong>n, da je<strong>de</strong>s<br />

Mal be<strong>im</strong> Anfassen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>de</strong>s Kopfes eine <strong>de</strong>m Tetanus ähnliche Steifheit<br />

<strong>de</strong>s ganzen Körpers eintritt, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kleine sehr schreit, das Gesicht angstvoll verzerrt<br />

und sich schwer beruhigt, wie er überhaupt sehr empfindlich gegen je<strong>de</strong> Berührung ist. Unter<br />

<strong>de</strong>m Fortgebrauche <strong>von</strong> Apis besserte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustand <strong>im</strong>mer mehr, die Pupillen verengern<br />

sich und reagiren <strong>im</strong>mer lebhafter, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sopor schwin<strong>de</strong>t ganz. <strong>Das</strong> Kind magert rasch<br />

25


ab, entwickelt aber einen ausgezeichneten Appetit. Der Harn wur<strong>de</strong> noch lange, nach<strong>de</strong>m<br />

das Medicament ausgesetzt war, in grösseren Quantitäten und öfterer ausgeschie<strong>de</strong>n,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Stuhl wur<strong>de</strong> regelmässig. Am 30. Sept. kamen die linksseitigen Convulsionen zum<br />

letzten Male und einige Tage später wich auch das Steifwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Körpers, weshalb auch<br />

<strong>von</strong> diesem Tage ab je<strong>de</strong> Medication ausgesetzt wur<strong>de</strong>.<br />

Am 18. Okt. fand Dr. F., dass sich ein trockener sehr jucken<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

krätzähnlicher Ausschlag auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut eingefun<strong>de</strong>n hatte, gegen<br />

<strong>de</strong>n Sulphur 13. in Wasser gegeben wur<strong>de</strong>. <strong>Das</strong> Kind hatte bis dahin ziemlich zugenommen<br />

und fing an zu sprechen, was es vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit noch nicht gethan.<br />

„Dieser Fall“ - schliesst Dr. F. seine interessante Heilung - „bestätigt eine <strong>von</strong> W o l f f ´s<br />

Empfehlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis, und ich kann hinzufügen, dass ich sie in <strong>de</strong>n meisten Fällen, wo er<br />

sie empfohlen, wie gegen Ruhr, Wassersucht, Rose, Scharlach u. s. w. mit sehr gutem Erfolge<br />

gegeben, weshalb wir sowohl ihm, als <strong>de</strong>m D r . H e r i n g <strong>de</strong>n grössten Dank für diese<br />

Bereicherung unserer Arzne<strong>im</strong>ittellehre mit einem Polychrest schuldig sind.“<br />

2. Hydrocephalus<br />

D r . S c h ä d l e r theilte <strong>im</strong> Verein <strong><strong>de</strong>r</strong> schweizerischen homöopathischen Aerzte (21.<br />

Juni 1861) einen Fall <strong>von</strong> Hydrocephalus acutus bei einem dreijährigen Knaben mit, das er<br />

in einem schon ziemlich vorgerückten Stadium <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit übernahm und welches mit<br />

Apis in Zeit <strong>von</strong> 8 Tagen gänzlich geheilt wur<strong>de</strong>. 10<br />

3. Hirnhautentzündung. 11<br />

Ein 16 Monate altes Kind hatte sich mit heisser Suppe aussen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wange, am Hals<br />

und an <strong><strong>de</strong>r</strong> Brust ziemlich intensiv verbrannt. Nach 24 Stun<strong>de</strong>n traten Abends K r a m p f a n -<br />

f ä l l e ein: Zuckungen, stieres verdrehtes Auge, schlaffes hängenlassen <strong><strong>de</strong>r</strong> Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>, grosse<br />

Kopfhitze, mit Pulsationen an <strong><strong>de</strong>r</strong> grossen Fontanelle, dabei wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holtes Erbrechen; Stuhl<br />

mehrmals <strong>de</strong>s Tages.<br />

Apis 10., 2stündlich. Kühle Umschläge auf <strong>de</strong>n Kopf. Den nächsten Tag Kopfhitze geringer,<br />

zeitweilig Starrwer<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen und noch manchmal Erbrechen <strong>von</strong> Milch, die das<br />

Kind sehr begierig an <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutterbrust trinkt. Apis fortgesetzt, machte alle Gehirnsymptome<br />

verschwin<strong>de</strong>n, sodass die rein eitern<strong>de</strong>n Brandwun<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> einfachen Behandlung mit Oellappen<br />

überlassen wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

4. Miliartuberculose.<br />

Eine sehr abgemagerte, kachektische aussehen<strong>de</strong>, 32 Jahre alte Kranke wur<strong>de</strong> am<br />

26. Juli 1860 in die homöopathische Heilanstalt zu Sechshaus in Wien aufgenommen. Der<br />

sie behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> D r . C a r l C h m e l berichtet nun hierüber, dass die Kranke öfter an<br />

Bluthusten gelitten habe, häufig <strong>von</strong> trockenem Kitzelhusten gequält wur<strong>de</strong> und einige Tage<br />

vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufnahme wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> Bluthusten befallen wor<strong>de</strong>n sei. Auch jetzt besteht fortwährend<br />

trockener Kitzelhusten; ferner sind vorhan<strong>de</strong>n: mässig mit Blut gemengte Sputa,<br />

ähnlich wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Tuberkelschmelzung, hohe Athemnoth, sehr schneller, kleiner Puls und<br />

Typhomanie mit ihren bekannten Erscheinungen. Aconit 3., 2stündlich. Die Athemnoth steigert<br />

sich an selbigem Tage noch mehr. Die Sputa sind noch mehr mit Blut tingirt, so dass<br />

noch am selben Abend je<strong>de</strong> dritte Stun<strong>de</strong> Phosphor gereicht wird. In <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Nacht<br />

n<strong>im</strong>mt das Delirium so zu, dass die Kranke nicht kann <strong>im</strong> Bett erhalten wer<strong>de</strong>n. <strong>Das</strong>selbe<br />

10 Bei <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Gelegenheit sprach D r . S c h e l l i n g über zwei Fälle <strong>von</strong> Hydrocephalus acutus, welche<br />

er bei<strong>de</strong> mit Helleborus niger zur Heilung brachte, also wer<strong>de</strong>n auch bei<strong>de</strong> Mittel vergleichbare therapeutische<br />

Eigenthümlichkeiten besitzen.<br />

11 Dr. F. Sum Allg. Hom. Z. Bd. 80, Nr. 19.<br />

26


hielt auch noch am an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Morgen an. Die Athembeschwer<strong>de</strong>n, die noch <strong>im</strong>mer einen<br />

hohen Grad <strong>von</strong> Heftigkeit haben, exacerbiren <strong>im</strong>mer d e s N a c h t s . Dieser Zustand wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte<br />

sich durch 6 Tage hindurch, ohne dass irgend welche Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>im</strong> Krankheitsbil<strong>de</strong><br />

eingetreten wäre. Am 7. Tag trat starkes Schle<strong>im</strong>rasseln auf, weshalb Tart. stibiat. 3.<br />

je<strong>de</strong> vierte Stun<strong>de</strong> gereicht wur<strong>de</strong>. In<strong>de</strong>ss erhielt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustand bis zum 12. Tage gleich,<br />

nun traten in <strong>de</strong>n Delirien Intermissionen ein. Da sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustand sonst sehr wenig verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te,<br />

so wur<strong>de</strong> hauptsächlich <strong><strong>de</strong>r</strong> c e r e b r a l e n Erscheinungen wegen Apis 6. dre<strong>im</strong>al<br />

<strong>de</strong>s Tages gegeben. Die Wirkung war auffallend, die Nächte wur<strong>de</strong>n ruhig, die Delirien hörten<br />

auf, und am 16., Tage <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung waren auch das Fieber und die Athembeschwer<strong>de</strong>n<br />

geschwun<strong>de</strong>n.<br />

D r . J . O . M ü l l e r (<strong><strong>de</strong>r</strong> Leiter jener Anstalt) ist überzeugt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgang ohne<br />

Apis ein lethaler gewesen wäre. Ganz sicher aber muss er das rasche Aufhören <strong><strong>de</strong>r</strong> cerebralen<br />

Erscheinungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis zuschreiben. 12<br />

5. Hydrocephalus acutus.<br />

Von D r . A . S . S i g m a n n in Pressburg.<br />

A. H. Z., Bd. 62, Nr. 12.<br />

Robert K., 5 Jahre alt, war, ein mehrmonatlicher Keuchhusten abgerechnet, stets gesund<br />

gewesen. Plötzlich und ohne nachweisbare Ursache fing er an über K o p f s c h m e r -<br />

z e n zu klagen, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Kopf nicht aufrecht zu halten vermochte. Sein Gang wur<strong>de</strong><br />

unsicher, die Gemüthsst<strong>im</strong>mung eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e. Bald hierauf stellte sich Fieber und Schmerzen<br />

in <strong>de</strong>n Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein, die ihm die leiseste Bewegung erschwerten, A n s c h w e l l u n g<br />

d e r G e l e n k e <strong><strong>de</strong>r</strong> oberen und unteren Extremitäten, Heisshunger und Erbrechen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

genossenen Speisen, mit G a l l e vermischt. Chinin, vom Hausarzt verordnet, verschl<strong>im</strong>merte<br />

<strong>von</strong> Tag zu Tag, das Fieber nahm zu, es traten Delirien, u n w i l l k ü r l i c h e r S t u h l -<br />

u n d H a r n a b g a n g ein, und wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauch stärker und schmerzhafter. Ein Kind soll<br />

<strong>de</strong>n Eltern schon unter ähnlichen Erscheinungen gestorben sein.<br />

Dr. S. fin<strong>de</strong>t einen gut genährten, ziemlich kräftigen Knaben, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit Unruhe <strong>im</strong> Bett<br />

liegt, heissen Kopf, injicirte Augen, Lichtscheu hat, bald roth, bald bleich aussieht, contrahirte<br />

Pupillen und verzerrte Gesichtszüge zeigt. Nase, Lippen und Zunge sind trocken; be<strong>im</strong><br />

geringsten Geräusch Zusammenschrecken und Zittern <strong>de</strong>s ganzen Körpers; er erkennt nicht<br />

mehr die ihm vorgestellten Gegenstän<strong>de</strong> und Menschen; Puls langsam und ungleich. B e i<br />

aufgetriebenem Bauch unwillkürliche Harn- und Stuhlentleerung.<br />

Alle diese Erscheinungen sprachen <strong>de</strong>utlich für einen in <strong>de</strong>n vorgerückten Stadien begriffenen<br />

Hydrocephalus acutus, gegen <strong>de</strong>n in<strong>de</strong>ssen mehrere angewandte Arzneien: Acon.,<br />

Bellad., Helleb. niger nichts Wesentliches auszurichten vermochten.<br />

Apis 3. (5 Tropfen in 1 Tasse Wasser, da<strong>von</strong> stündlich 1 Kaffeelöffel). Nach<br />

24stündigem Gebrauche dieser Arznei trat (am 14. Tage seit <strong>de</strong>m Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit)<br />

plötzlich ein allgemeiner, ruhiger, <strong>von</strong> keinen nervösen Erscheinungen mehr begleiteter<br />

S c h l a f mit einem darauf folgen<strong>de</strong>n allgemeinen Schweissausbruch ein, worauf das Fieber<br />

mit <strong>de</strong>n Gehirnerscheinungen nachliess und <strong><strong>de</strong>r</strong> Knabe in wenigen Tagen gänzlich genesen<br />

war.<br />

Anmerkung.<br />

Sind wir auch nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass hier das klinische Krankheitsbild eines<br />

Hydrocephalus acutus in opt<strong>im</strong>a forma vorliegt, so hebt sich doch nicht min<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

belehrend und <strong>de</strong>utlich genug die Indication für das <strong>Bienengift</strong> ab, und welches<br />

12 Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Vereinssitzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wiener homöop. Aerzte am 19. Nov. 1860.<br />

27


allopathische Mittel o<strong><strong>de</strong>r</strong> überhaupt an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Heilverfahren hätten hier Besseres geleistet?<br />

6. Acute Gehirnzufälle: Parese <strong>de</strong>s oberen Li<strong>de</strong>s mit Lichtscheu und Schwin<strong>de</strong>l.<br />

Von Dr. H. Goullon jr.<br />

Eine Dame, welche <strong>im</strong> 66. Lebensjahre steht, klagt, dass sie die Augen nicht öffnen<br />

könne, ohne stechen<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> bohren<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstige Schmerzempfindungen zu haben;<br />

sie ist unvermögend, die Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong> nach oben zu bewegen (also besteht ein l ä h -<br />

mungsartiger Zustand <strong>de</strong>s Augenlidhebers). Gelingt das Oeffnen nach<br />

grosser Anstrengung doch, so zeigt sie sich sehr empfindlich gegen Lichteindrücke. Zu dieser<br />

L i c h t s c h e u kommt nun noch eine effective Betheiligung d e s G e h i r n s . Sie hat<br />

bereits fünfmal gebrochen, das erste Mal kam „ein Strom Wasser“, die letzten Male Galle,<br />

keine Speisen. <strong>Das</strong> Erbrechen tritt ein, sobald sie die Rückenlage verlässt und sich aufrichten<br />

will. Diese Bewegung ist auch mit be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>m Kopfschwin<strong>de</strong>l verbun<strong>de</strong>n. Sie spricht<br />

zwar in logischem Zusammenhang, allein sie beschreibt ihren Zustand in Bezug auf das<br />

Denk- und Vorstellungsvermögen ähnlich, wie <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Fieber-Phantasien, ohne doch Fieber<br />

zu haben. Es geht ihr <strong>im</strong> Kopf wirr durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> und sie thut die charakteristische<br />

Aeusserung, so müsse es Jemand zu Muthe sein, <strong><strong>de</strong>r</strong> an Hirnerweichung lei<strong>de</strong>; auch fürchtet<br />

sie, dass dies in <strong><strong>de</strong>r</strong> That bei ihr die Vorboten solch´ einer Krankheit sein möchten. Vielleicht<br />

das wichtigste Phänomen aber besteht in <strong>de</strong>m Gefühl, a l s o b W a s s e r i n d e r<br />

Schä<strong>de</strong>lhöhle sei und als ob das Gehirn bei je<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegung<br />

n a c h v o r n f a l l e , überhaupt sich etwa, wie ein <strong>im</strong> Wasser schw<strong>im</strong>men<strong><strong>de</strong>r</strong> Körper verhalte.<br />

Sie nennt es Schwappern o<strong><strong>de</strong>r</strong> „wässeriges Gefühl“. - Die Zunge ist mässig belegt.<br />

Frost ist nicht vorausgegangen, auch kein Schweiss dagewesen und Patientin liegt völlig<br />

angeklei<strong>de</strong>t, ruhig und geduldig auf <strong>de</strong>m Rücken.<br />

Obgleich sie noch Tage vorher einen Spaziergang hatte machen können, so fühlte<br />

sie doch, dass es besser gewesen wäre, wenn sie zu Hause geblieben, und Viele hätten ihr<br />

es schon lange angesehen, dass sie nicht wohl sei.<br />

Die Prognose durfte etwas dubios gestellt wer<strong>de</strong>n, zumal Schlaganfälle und schwerere<br />

Nervenzufälle zu Zeit nicht zu <strong>de</strong>n Seltenheiten gehörten.<br />

Apis hat: Schwin<strong>de</strong>l, schl<strong>im</strong>mer be<strong>im</strong> Sitzen als be<strong>im</strong> Gehen, Blutandrang und Völle <strong>im</strong><br />

Kopf, dumpfen schweren Druck <strong>im</strong> Kopf, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in Stirn und Schläfe veranlasst, und das<br />

Symptom <strong><strong>de</strong>r</strong> Lichtscheu fast ebenso prägnant, als Belladonna. - Für letztere fehlte das<br />

Symptom activer Congestion und <strong><strong>de</strong>r</strong> fieberhaft beschleunigte Puls. - Apis hat ferner nicht<br />

nur wassersüchtige Anschwellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut, Fussö<strong>de</strong>m, Bauchwassersucht u. s. w. erzeugt,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es enthält auch gera<strong>de</strong> i n B e z u g a u f d a s G e h i r n und seine Umgebung<br />

die Pathogenese <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es jene pathologischen Vorgänge <strong>von</strong> ihrem ersten<br />

Auftreten bis zur Stufe grösster Entwickelung.<br />

So befand sich <strong>de</strong>nn auch Patientin auf 3stündliche Gaben <strong>von</strong> Apis 4. an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tags<br />

schon so gut, wie wohl. Der Kopf war frei, je<strong>de</strong> Schwin<strong>de</strong>lempfindung beseitigt, die Augen<br />

wur<strong>de</strong>n willkürlich geöffnet und geschlossen, das Denkvermögen zeigt sich völlig intact und<br />

auch die Lichtscheu ist spurlos verschwun<strong>de</strong>n. Erbrechen ist seit <strong>de</strong>m Einnehmen nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erfolgt.<br />

II. Die Apis-Migräne.<br />

Allgemeines.<br />

Die Apis-Migräne beschreibt D r . M . E i d h e r r (Nr. 21. <strong>im</strong> 60. Bd. <strong><strong>de</strong>r</strong> A. H. Z. )<br />

also: „Der Schmerz stellt sich dar als eine fortwähren<strong>de</strong> dumpfe Empfindung, dicht<br />

28


über <strong>de</strong>n Augen anfangend, nach <strong>de</strong>m Scheitel emporsteigend und zum Hinterhaupt<br />

herabfallend, mit Druck in <strong>de</strong>n Augen, schwerer Beweglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Li<strong><strong>de</strong>r</strong> und<br />

Lichtscheu. Die Kranken sind weniger erregt, sie liegen vielmehr in einem Halbschlummer<br />

und <strong>de</strong>liriren nicht selten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht. Die Pupille ist verengert, das Auge<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Seite zuweilen injicirt und die ganze Kopfhälfte heisser anzufühlen,<br />

gerötheter und mehr turgescirend, als jene <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit nicht afficirte<br />

Kopfseite. Der Puls zeigt nicht selten eine grössere Häufigkeit.<br />

So geartete Fälle fin<strong>de</strong>n am schnellsten <strong>im</strong> <strong>Bienengift</strong> <strong>de</strong>n gewünschten Erfolg.“<br />

In zwei Fällen, die mit genannten Erscheinungen auftraten, und wo Belladonna<br />

und Ignatia erfolglos blieben, trat nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwendung <strong>von</strong> Apis Besserung<br />

und später gänzliches Aufhören sämmtlicher Erscheinungen auf. War man durch<br />

das Vorhan<strong>de</strong>nsein obiger Symptome auf die Wahl <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es geführt und<br />

wur<strong>de</strong> dasselbe gleich <strong>von</strong> Anfang an gereicht, so liess sich das Lei<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utend<br />

abkürzen.<br />

Ehe wir zu einem einschlägigen klinischen Fall kommen, sei hier noch <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen<br />

pathogenetischen Symptome gedacht, welche überhaupt Praktiker best<strong>im</strong>men<br />

mussten, Apis gegen Migräne zu geben, welch´ letztere ohne Zweifel h ä u -<br />

f i g e r mit Atropin. sulf., Bellad., Ignatia, Sepia, Calc. carb., Cyclamen, Coffea u. s.<br />

w. bekämpft wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Im Allgemeinen kommt die Wirkung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es in vielen Beziehungen,<br />

so auch in seinen K o p f s y m p t o m e n d e r T o l l k i r s c h e ziemlich nahe. Dies<br />

wird um so auffallen<strong><strong>de</strong>r</strong>, wenn man dieselben mit jenen <strong>von</strong> Belladonna vergleicht.<br />

Bei Apis aber fin<strong>de</strong>n wir: Murmeln und Delirien <strong>im</strong> Schlafe. - er wusste nichts mehr<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>n Dingen um sich her - versank in einen unempfindlichen Zustand - Schwere<br />

und Vollheit <strong>im</strong> Scheitel - dumpfes Wehtun <strong>im</strong> Hinterkopfe, vermehrt be<strong>im</strong> Kopfschütteln<br />

- Druck, Vollheit und Schwere <strong>im</strong> H i n t e r k o p f (fehlt beiläufig fast nie bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Diphtheritis, zumal vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Localisirung) - das ganze Gehirn ist ihr, wie mü<strong>de</strong>,<br />

eingeschlafen und kriebelnd, zugleich fühlt sie dasselbe in bei<strong>de</strong>n Armen, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

<strong>im</strong> linken - als wäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Kopf zu gross, Kopfgeschwulst - schreckhaftes Auffahren<br />

<strong>im</strong> Schlaf - auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Stelle so schwach, dass er einschlafen musste und das Bewusstsein<br />

verlor. - Grosses Verlangen nach Schlaf bis zur äussersten<br />

Schläfrigkeit.<br />

Für das Krankheitsbild <strong><strong>de</strong>r</strong> Migräne sprechen auch die Augen-Symptome:<br />

Lichtempfindlichkeit bei Kopfweh - Röthe <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen - hält die Augen stets geschlossen,<br />

Licht unerträglich - die Augen schmerzen und wer<strong>de</strong>n angegriffen,<br />

wenn er sie braucht. Schwäche <strong>im</strong> Sehen bei Vollheitsgefühl <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen - fippern<strong>de</strong>s<br />

Zucken <strong>de</strong>s linken Augapfels - Schweregefühl in <strong>de</strong>n Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong>n und in <strong>de</strong>n<br />

Augen - drücken<strong>de</strong>, wehtuen<strong>de</strong>, brennen<strong>de</strong> Schmerzen darin<br />

und darum und darüber in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stirn - Röthe <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen und Li<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

29<br />

Klinik.<br />

Migräne.<br />

Von D r . A . S . S i g m a n n in Pressburg.<br />

A. H. Z. Bd. 62, No. 24.<br />

Frau D., 50 Jahre alt und seit einigen Jahren in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kl<strong>im</strong>axis begriffen, litt seit ihrer Jugend<br />

an habitueller Verstopfung und seit einigen Jahren, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Cession <strong><strong>de</strong>r</strong>


Katamenien, an sehr heftigen, stechen<strong>de</strong>n, bohren<strong>de</strong>n Kopfschmerz<br />

e n , welche gegen 12 Stun<strong>de</strong>n andauerten und mit A u f s t o s s e n o<strong><strong>de</strong>r</strong> E r b r e c h e n<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> genossenen Speisen o<strong><strong>de</strong>r</strong> blossen Schle<strong>im</strong>s verbun<strong>de</strong>n waren und durch fette Kost<br />

leicht hervorgerufen wur<strong>de</strong>n. Alle bisherigen Curen waren erfolglos.<br />

Patientin ist blond, <strong>von</strong> zarter Körperbeschaffenheit, schlaffer Muskulatur, die äussere<br />

Haut<strong>de</strong>cke, Lippen und Zahnfleisch auffallend blass. Die Zunge mit einer dünnen weissen<br />

Schicht belegt; Herztöne rein, Unterleib etwas empfindlich und zuviel Gase enthaltend. Der<br />

reichliche Urin sieht blass aus.<br />

Zu <strong>de</strong>n erwähnten jetzt öfters auftreten<strong>de</strong>n Kopfschmerzen gesellt sich zur Zeit<br />

Frostüberlaufen mit darauffolgen<strong><strong>de</strong>r</strong> trockener Hitze, grosse Unruhe und Gemüthserregung,<br />

bedingt und erhöht durch einen ihre Wäsche braungelb färben<strong>de</strong>n, j u c k e n d e n und<br />

sehr lästigen Schei<strong>de</strong>nausfluss - Stuhl, erhalten. Nux vom., Puls., Sepia und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arzneien<br />

waren ganz erfolglos. A p i s hingegen in <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Potenz, 10 Tropfen in eine Tasse Wasser<br />

und da<strong>von</strong> 2stündlich 1 Esslöffel, bewirkte innerhalb einiger Tage eine vollständige Heilung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Migräne.<br />

B. Affectionen <strong>de</strong>s Muskelsystems und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelenke (Rheumatismen).<br />

Klinik.<br />

1. Fliegen<strong>de</strong> Gicht. Acuter Gelenkrheumatismus.<br />

Ein Lehrer hatte schon 3 Wochen b r e n n e n d e S c h m e r z e n (<strong>von</strong> Erkältung herrührend)<br />

in <strong>de</strong>n Gelenken <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Schulter und <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Knie verspürt, als er eines<br />

Morgens nur mit grösster Mühe sich auf das rechte Bein stellen konnte. Den an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tag gelang<br />

es ihm auch mit aller Anstrengung nicht mehr; er musste ärztliche Hilfe suchen. Am<br />

dritten Tage wur<strong>de</strong> das Gelenk <strong>de</strong>s linken Knies ergriffen; am vierten das rechte Knie, am<br />

fünften die linke Hand, am sechsten endlich die Gelenke <strong><strong>de</strong>r</strong> Schulter und <strong><strong>de</strong>r</strong> Füsse. Sechzehn<br />

Stun<strong>de</strong>n lag er an allen Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n steif da, ohne die min<strong>de</strong>ste Bewegung machen zu<br />

können, in Durst - und fieberhafter Aufregung bei Tag, in Phantasie bei Nacht, mit <strong>de</strong>m Gefühl<br />

<strong>von</strong> wenigstens ½ Centner in je<strong>de</strong>m Unterschenkel.<br />

Von einem Freund, <strong><strong>de</strong>r</strong> schon häufig da<strong>von</strong> Erfolg beobachtet, wur<strong>de</strong> ihm gerathen,<br />

W a c h s t r e s t e r , hauptsächlich bestehend aus Nymphenhäutchen und einzelnen zurückgebliebenen<br />

Bienen klein zu stossen, in einer Pfanne zu rösten, in längliche Säckchen zu<br />

füllen, erwärmt um die schmerzen<strong>de</strong>n Gelenke zu legen und be<strong>im</strong> Erkalten neu zu erwärmen,<br />

bis Lin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung bei eintreten<strong>de</strong>m Schweiss erfolgt.<br />

Noch um 9 Uhr Vormittags mussten <strong>de</strong>n Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n mehrere Männer in Leintüchern<br />

aus <strong>de</strong>m Bett und dahin zurücktragen; e r k o n n t e w e d e r H a n d n o c h F u s s b e -<br />

w e g e n . Gegen 11 Uhr waren alle Gelenke mit Säckchen versehen und konnten regelmässig<br />

durch frisch geröstete ersetzt wer<strong>de</strong>n. Er hatte je eins um die Schultern, um die<br />

Hand- und Kniegelenke. In aller Ordnung liess er bis gegen 5 Uhr Abends fortfahren, bis er<br />

keinen Schmerz mehr verspürte. Nun liess er alle Säckchen abheben, zog die durchschwitze<br />

Wäsche selber aus, frische an, stieg aus <strong>de</strong>m Bett und setzte sich zur Verwun<strong><strong>de</strong>r</strong>ung aller<br />

Anwesen<strong>de</strong>n rasch auf einen Stuhl, ehe ihm Jemand zu Hülfe eilen konnte. Die folgen<strong>de</strong><br />

Nacht kehrte bereits erquicken<strong><strong>de</strong>r</strong> Schlaf wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, und er fühlte sich die nächsten Tage sehr<br />

behaglich <strong>im</strong> Ausruhen, wie nach einem gewaltigen Marsche. Nur in <strong>de</strong>m kleinen Finger,<br />

bis zum Handgelenk zurück, war die Gicht geblieben, wur<strong>de</strong> aber durch ein Paar Umschläge<br />

um das Handgelenk endlich doch auch vertrieben. Der Appetit gesellte sich zu<br />

<strong>de</strong>m Schlafe und Patient erstarkte rasch wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

„Wer möchte bezweifeln“ - schliesst D r . R ü c k e r t , <strong><strong>de</strong>r</strong> in No. 2 <strong>de</strong>s 20. Ban<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Allg. H. Z. <strong>de</strong>n Fall mittheilt, „dass die wohlthätige Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bienentrestern <strong>de</strong>m <strong>Bienengift</strong><br />

zuzuschreiben waren, und wer <strong>de</strong>nkt dabei nicht an W o l f ´s (2, 124) Empfehlung <strong>de</strong>s-<br />

30


selben und i n a c u t e n G i c h t a n f ä l l e n , wo die lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stellen rosenartig entzün<strong>de</strong>t<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> glänzend weiss geschwollen erscheinen?“<br />

2. Rheumatismus<br />

Ein Mönch <strong>im</strong> Franziskanerkloster zu Laibach hatte an <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Hand ein so starkes<br />

Rheuma, dass er mit <strong><strong>de</strong>r</strong>selben keinen Gegenstand heben konnte; die gewöhnlichen Einreibungen<br />

hatten nur schwachen Erfolg. Eines Tages ging <strong><strong>de</strong>r</strong> Pater <strong>im</strong> Klostergarten, in<br />

welchem ein Bienenhaus stand, spaziren und wur<strong>de</strong> bei dieser Gelegenheit <strong>von</strong> einer Biene<br />

<strong>im</strong> Handgelenk auf eine A<strong><strong>de</strong>r</strong> gestochen. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Oeffnung <strong>de</strong>s Stiches spritzte in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Figur einer Parabel Blut heraus. Der Pater, ein 70jähirgr Herr, w u r d e b e t ä u b t . Nach<strong>de</strong>m<br />

er zu sich gekommen war, nahm er Er<strong>de</strong> und verstopfte die Wun<strong>de</strong>, welche dann eine<br />

Kruste bil<strong>de</strong>te. Nach über zwei Tagen war diese wie<strong><strong>de</strong>r</strong> weggegangen. Die Folge aber<br />

war, dass die Hand am an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tag gut und völlig gesund war. 13<br />

3. Gicht.<br />

„Zum Heil <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit“ schreibt ein Gichtkranker in <strong><strong>de</strong>r</strong> „Augsburger Abendzeitung“.<br />

„<strong>Das</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Bienenstich <strong>de</strong>n Podagra und Gichtlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n augenblickliche Lin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> unsäglichen Schmerzen dieser Krankheit verschafft, wur<strong>de</strong> schon in mehreren Artikeln<br />

<strong>von</strong> solch´ rasch Genesen<strong>de</strong>n frohlockend <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt verkün<strong>de</strong>t. Am 28. März d. J. als ich gera<strong>de</strong><br />

an <strong>de</strong>n heftigsten Gichtschmerzen am linken Fusse krank <strong>im</strong> Bette lag und <strong>de</strong>n Fuss<br />

kaum mehr rühren konnte, kam mir ein solcher Artikel in die Hand, worin ein Herr Kollege<br />

humoristisch seine Heilung mittelst Bienenstich zum Besten gab. Ich, <strong><strong>de</strong>r</strong> ich schon Vieles, ja<br />

Alles, was mir offerirt wur<strong>de</strong>, diese Krankheit zu bewältigen, probirte - und Alles für Schwin<strong>de</strong>l<br />

erkannte, entschloss mich sofort, <strong>de</strong>n kranken Theil <strong>von</strong> Bienen stechen zu lassen.<br />

Schleunigst richtete ich ein Bienenschächtelchen zurecht, so eingerichtet, dass nur eine<br />

Biene herauskriechen konnte, worauf die Thür an <strong><strong>de</strong>r</strong> Bienenschachtel wie<strong><strong>de</strong>r</strong> geschlossen<br />

wur<strong>de</strong>. Die erste Biene wur<strong>de</strong> mit einem Stäbchen, welches vorn in Honig getaucht war,<br />

angepappt und an die lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Stelle gebracht, worauf unter Zurücklassung <strong>de</strong>s Stachels<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Stich erfolgte. Eine zweite und dritte Biene wur<strong>de</strong> ebenso behan<strong>de</strong>lt und ich hatte <strong>von</strong><br />

ihnen dieselbe Behandlung zu erdul<strong>de</strong>n. Nach mehreren Sekun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n die zurückgebliebenen<br />

Stacheln aus <strong>de</strong>m Fuss gezogen und als <strong><strong>de</strong>r</strong> Schmerz <strong><strong>de</strong>r</strong> Bienenstiche nachliess,<br />

war <strong><strong>de</strong>r</strong> Gichtschmerz total verschwun<strong>de</strong>n. Noch am selben Tage verliess ich das Bett und<br />

schon <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tages konnte ich meinem Berufe (ich bin Forstmann) ungehin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

nachgehen. Längere Zeit hatte ich noch leichtes Brennen <strong>im</strong> Fuss, welches sich nach 4 - 5<br />

Tage gänzlich verlor. Ich mache diese meine glückliche Kur meinen vielen Lei<strong>de</strong>nsgenossen<br />

mit <strong>de</strong>m Wunsche bekannt, dass sie nach Anwendung obigen Mittels so schnell Lin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

und Heilung fin<strong>de</strong>n mögen, wie ich.<br />

4. Rheumatismus articulorum.<br />

D r . A . S . S i g m a n n in A. H. Z. Bd. 62, Nr. 12.<br />

Mr. H., 35 Jahre alt, Uhrmacher, <strong><strong>de</strong>r</strong> in seiner Jugend öfter an Rothlauf gelitten und<br />

vor einigen Jahren andauern<strong>de</strong>s Quartanfieber überstan<strong>de</strong>n haben will, das <strong>de</strong>m fortgesetzten<br />

Gebrauch <strong>von</strong> Chinin wich, bekam nach einer Abends vorher zugezogenen Erkältung<br />

heftiges Fieber, wobei er s e i n e r e c h t e H a n d und d e n r e c h t e n F u s s w i e<br />

g e l ä h m t f ü h l t e und wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> heftigen Schmerzen in diesen Theilen die leisesten<br />

Bewegungen nicht zu machen vermochte. Bald gesellten sich hierzu Kopfschmerzen, Mattigkeit<br />

und grosse Abgeschlagenheit.<br />

13 Diese interessante Beobachtung ist Verf. direkt <strong>von</strong> einem in Laibach leben<strong>de</strong>n Apotheker mitgetheilt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

31


Am 30. Nov. Ist die Hautwärme be<strong>de</strong>utend erhöht, Puls 92, und zeigen sich vorwiegend<br />

gastrische Erscheinungen. H e f t i g r e i s s e n d e S c h m e r z e n in <strong>de</strong>n rechten<br />

Hand- und Fussgelenken, mit <strong>de</strong>m Gefühl, als wür<strong>de</strong> ihm das Fleisch gewaltsam <strong>von</strong> <strong>de</strong>n<br />

Knochen gerissen, und besteht gänzliches Unvermögen, diese Organe zu bewegen, obgleich<br />

man ausser einer geringen Röthe keine sonstigen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen wahrnehmen<br />

konnte. Auf Apis 3. (5 Tropfen in 1 Tasse Wasser, stündlich 1 Kaffeelöffel) nahm dieser mehreren<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Mitteln trotzen<strong>de</strong> Rheumatismus ab und hörte bei fortgesetztem Gebrauch<br />

<strong>von</strong> Apis ganz auf.<br />

5. Rheumatismus <strong>de</strong>s Arms und rheumatische Coccygodynie.<br />

Anna W., Wittwe, 42 Jahre alt, brünett und <strong>von</strong> guter Körperconstitution, Mutter zweier<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, hatte vor 15 Jahren, bald nach <strong>de</strong>m Tod ihres Mannes, an einer mit beträchtlicher<br />

L e b e r a u f t r e i b u n g complicirten Hepatitis gelitten, <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> sie sich lange Zeit<br />

nicht erholen konnte, und in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Folge mannigfache Magen- und Blähungsbeschwer<strong>de</strong>n<br />

aufgetreten waren, welche zwei Jahre lang <strong><strong>de</strong>r</strong> allopathischen Behandlung trotzten,<br />

nach dieser Zeit aber verschwan<strong>de</strong>n.<br />

1855 musste sie wegen einer rheumatischen Affection <strong>de</strong>s rechten Arms das Bad<br />

Deutsch-Altenburg besuchen und kehrte nach <strong>de</strong>m Gebrauche <strong>von</strong> 10 Bä<strong><strong>de</strong>r</strong>n gebessert<br />

<strong>von</strong> dort zurück. Vier Jahre später, wo sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrschaft in Horpáts als Kindsfrau diente<br />

und bei schlaflosen Nächten das Kind häufig auf <strong>de</strong>m Arm herumtragen musste, kam <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schmerz <strong>im</strong> Monat December wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Einreibungen mit Frantzbranntwein nützten wenig,<br />

vielmehr setzte sich <strong>im</strong> Februar <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Jahres <strong><strong>de</strong>r</strong> Schmerz, <strong><strong>de</strong>r</strong> stechend war, <strong>im</strong><br />

rechten M u s c u l u s d e l t o i d e u s fest, strahlte nach <strong>de</strong>m Schulterblatte und Ellbogengelenke<br />

aus und ward durch Heben und Bewegung vermehrt.<br />

17. Febr. hatte sich nach einem Spaziergang noch ein stechen<strong><strong>de</strong>r</strong> S c h m e r z an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

rechten Brustseite in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegend <strong><strong>de</strong>r</strong> 5. Rippe hinzugesellt, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bei Bewegung <strong>de</strong>s Arms<br />

und Körpers steigerte, bis in <strong><strong>de</strong>r</strong> obern Theil <strong>de</strong>s Schwerdtknorpels erstreckte und die Respiration<br />

etwas beengte.<br />

Franz M i n n i c h r e i t e r (Hausarzt <strong>de</strong>s Grafen Zichy in Nikits in Oe<strong>de</strong>nburg) liess <strong>von</strong><br />

Apis mellifica 3. 3 Tropfen in ½ Glas Wasser thun und da<strong>von</strong> 2stündlich 1 Theelöffel nehmen.<br />

Schon am an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tage waren die Schmerzen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Brust und die Athembeschwer<strong>de</strong>n<br />

vollständig verschwun<strong>de</strong>n.<br />

19. Febr. setzte sie sich einer neuen Erkältung aus und empfand am Abend einen<br />

brennend drücken<strong>de</strong>n Schmerz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegend <strong>de</strong>s Os coccygis, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Sitzen nicht<br />

gestattete und sich bei je<strong>de</strong>m Versuch dazu ungemein steigerte.<br />

Am Morgen <strong>de</strong>s 20. Febr. klagte sie noch über ein Steifheitsgefühl <strong>im</strong> Rücken, über<br />

stechen<strong>de</strong> Schmerzen <strong>im</strong> Oberarm mit Lähmigkeit und erzählte, dass sie am Abend einen<br />

starken Frostschauer gehabt habe. Kein Fieber. Appetit wenig.<br />

Apis 15. 10 Tropfen in ½ Glas Wasser. Alle 2 Stun<strong>de</strong>n einen Löffle.<br />

Am folgen<strong>de</strong>n Tage waren die Kreuz- und Rückenschmerzen nicht gemin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, vielmehr<br />

fühlte sie in bei<strong>de</strong>n unteren Extremitäten vom Oberschenkel bis zu <strong>de</strong>n Knöcheln<br />

brennen<strong>de</strong> Schmerzen, so dass sie die Füsse nicht mehr bewegen konnte, da die leiseste<br />

Bewegung, selbst die <strong><strong>de</strong>r</strong> Hän<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Schmerz steigerte.<br />

Den 22. Febr. traten Nachmittags noch Kopfschmerz und Schlaflosigkeit hinzu. Puls<br />

nicht fieberhaft, Hautwärme erhöht. Es wird mit Apis fortgefahren.<br />

Den 23. Febr. Besserung unter <strong>de</strong>m Ausbruch eines profusen<br />

Schweisses.<br />

1. März kann sie schmerzfrei wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an ihre Arbeit gehen. Dem entsprechend wur<strong>de</strong><br />

die Arznei <strong>im</strong>mer seltener, zuletzt nur einmal täglich gegeben.<br />

„Zur Anwendung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es“ schliesst M i n n i c h r e i t e r diese klinische Beobachtung<br />

(Allg. H. Z. Bd. 63. No. 25.) „best<strong>im</strong>mten mich die vielen auf Rheumatismus hin<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

Symptome <strong><strong>de</strong>r</strong> physiologischen Prüfung <strong>von</strong> C o n s t . H e r i n g .“<br />

32


6. Coxarthrocace. 14<br />

Herr V. - w., 35 Jahre alt, erkrankte <strong>im</strong> Nov. 1859 plötzlich an einem heftigen Schmerz<br />

<strong>im</strong> linken Beine und wandte sich nach einer siebenwöchigen erfolglosen allopathischen<br />

Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Homöopathie</strong> zu. Am ersten Tage wur<strong>de</strong> Aconit verordnet, dann hob Apis<br />

3. <strong>im</strong> Laufe einer Woche die Entzündung; hierauf vollzog Silicea 18. allmälig die Heilung und<br />

mit Ausnahme einer unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Verkürzung <strong>de</strong>s Beins ist Herr K. z. Zeit vollkommen gesund.<br />

7. Freiwilliges Hinken, Luxatio spontanea.<br />

Juli 1859 fing das Mädchen plötzlich an zu hinken, ohne über beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Schmerzen<br />

zu klagen. Die Eltern bemerkten ein Hervortreten <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Hüfte und suchten am 28. Juli<br />

Hilfe.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung fand D r . R ü c k e r t in Herrnhut <strong>de</strong>n l i n k e n Schenkel um 1 ½<br />

- 2 Zoll länger als <strong>de</strong>n rechten. <strong>Das</strong> Gehen und Druck mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand auf <strong>de</strong>n Trochanter<br />

gegen das Hüftgelenk verursachte Schmerz; sie hinkte be<strong>de</strong>utend. <strong>Das</strong> gleiche Ausstrecken<br />

<strong>de</strong>s Schenkels erregte keinen Schmerz. Die linke Hüfte erschien aber viel dicker, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Körper bekam <strong>von</strong> hinten betrachtet ein ganz schiefes Aussehen, die Schenkelgrube links<br />

war grösser als rechts.<br />

Die beginnen<strong>de</strong> Luxatio femor. spont. war unverkennbar, wobei Patientin<br />

über nichts, als einzelne, zuweilen sich zeigen<strong>de</strong> Stiche in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hüfte klagte.<br />

28. Juni. Eine Gabe Apis 3.<br />

29. und 30. Kali c. 30.<br />

6. Juli. Es geht in allen Stücken besser, die Deformität <strong><strong>de</strong>r</strong> Hüfte vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kranke Schenkel hat sich fast ganz verkürzt. Der Schmerz bei Druck gegen die Pfanne und<br />

die einzelnen Stiche in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben noch nicht ganz geschwun<strong>de</strong>n.<br />

4. Aug. Sie geht ganz ohne Spur <strong>von</strong> Hinken, nur die erwähnten Schmerzen sind noch<br />

nicht ganz geschwun<strong>de</strong>n, daher noch 2 Gaben Kali c. 30.<br />

17. Aug. Bis auf noch einzelne Stiche <strong>im</strong> Hüftgelenk ist alles Krankhafte völlig geschwun<strong>de</strong>n.<br />

Sie erhielt noch 3 Gaben Apis 6. und konnte am 28. Aug. als geheilt entlassen<br />

wer<strong>de</strong>n und blieb bisher in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Beziehung gesund.<br />

Anmerkung.<br />

Speciell in <strong><strong>de</strong>r</strong> Coxitis verdienen die <strong>von</strong> M a y l ä n d e r veröffentlichten Erfahrungen<br />

über Apis volle Beachtung. Derselbe sagt (S. 108 <strong><strong>de</strong>r</strong> „Skizze chirurg. Erf.):<br />

„Die praktische Anzeige für Apis fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>m p l ö t z l i c h e n A u f t r e t e n<br />

d e r e n t z ü n d l i c h e n S y m p t o m e ohne durch längere Zeit vorangegangene<br />

Vorboten und in <strong>de</strong>m plötzlichen Auftreten höherer, wenig differiren<strong><strong>de</strong>r</strong> Temperaturen.<br />

<strong>de</strong>shalb ist Apis auch bei acuter O s t e o m y e l i t i s , <strong><strong>de</strong>r</strong>en furchtbarste Formen<br />

oft in wenigen Tagen zu kolossaler Schwere <strong><strong>de</strong>r</strong> Erscheinungen, constanten<br />

Temperaturen <strong>von</strong> 40 - 41˚C führen und mit <strong>de</strong>n heftigsten Gehirnsymptomen (Typhus<br />

<strong>de</strong>s membres) auftreten können, die geeignetste Arznei, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> ich dann<br />

zugleich Reizmittel in Form reichlicher Alkoholgaben (Wein, Champagner, gewässerten<br />

Cognac) verbin<strong>de</strong>.“<br />

Uebrigens hält es <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Autor für zweckmässig, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> plötzlich auftreten<strong>de</strong>n<br />

Synovitis A c o n i t mit Apis wechselweise zu reichen und betrachtet eine sofortige<br />

sachgemässe mechanische Behandlung als selbstverständlich.<br />

14 Mit einem solchen Schweissausbruch fällt auch die Genesung eines Hydrocephalus acutus zusammen. (S.<br />

Fall 5 bei „Erkrankungen <strong>de</strong>s Gehirns“.)<br />

33


Je<strong>de</strong>nfalls wird man, da, wo Apis bei Gelenk-Affectionen half, nicht selten die<br />

<strong>von</strong> M a y l ä n d e r sogenannte S y n o v i t i s s e r o s a o<strong><strong>de</strong>r</strong> c a t a r r h a l i s (auch<br />

pr<strong>im</strong>äre Synovitis) vor sich gehabt haben, für welche <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Apis als die „nächstliegen<strong>de</strong><br />

Arznei“ bezeichnet.<br />

Anhang.<br />

Apis in <strong><strong>de</strong>r</strong> Trichinosis. 15<br />

Allgemeines.<br />

C. Hering ist wohl <strong><strong>de</strong>r</strong> erste, welcher auf Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> ihm gesammelten Pathogenese<br />

<strong>von</strong> Apis auf dieses Mittel die Aufmerksamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeuten lenkte<br />

gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> T r i c h i n o s i s .<br />

Einen sehr lesenswerthen Artikel über diesen Gegenstand enthält <strong><strong>de</strong>r</strong> 69.<br />

Band <strong><strong>de</strong>r</strong> Allgem. Hom. Z. - 4. Juli 1864. - Wer nach Hahnemann´s Anweisung - sagt<br />

dort C . H e r i n g - die Zeichen <strong>de</strong>s Trichinenlei<strong>de</strong>ns erst nur aneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> reiht, sodann<br />

aber nach ihrem Werthe in Rangordnung mit <strong>de</strong>n Zeichen unseres Arzneischatzes<br />

vergleicht, wird vor allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitteln Apis zu erwägen haben. <strong>Das</strong><br />

durch B ö h l e r als charakteristisch erkannte O e d e m <strong>de</strong>s Angesichts (vergl. Am.<br />

Arzpr. 260 u. folg.), beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong> (293) bis zur Unkenntlichkeit, fin<strong>de</strong>t<br />

sich (A. A. 1255 u. f.) ohne Röthe und Schmerzhaftigkeit bei S i m o n ebenso, wie:<br />

gedunsenes und rothes Gesicht bei A n s t e r s e n . Die L i c h t s c h e u , die g e -<br />

röthete Conjunctiva dabei (Anstersen), sowie die wässerige Abs<br />

o n d e r u n g <strong>de</strong>s Auges (188, 230 u. f. 247 bis 260); ferner: <strong><strong>de</strong>r</strong> a u f g e t r i e b e n e<br />

s c h m e r z h a f t e U n t e r l e i b (Z e n k e r ) in 571 - 4, die Heiserkeit und Schmerzhaftigkeit<br />

be<strong>im</strong> Sprechen, (F r i e d r i c h ) in 730 u. f. 736, die grosse Schmerzhaftigkeit,<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei Berührung und leisestem Druck (F r i e d r i c h ), die S c h m e r z -<br />

h a f t i g k e i t <strong><strong>de</strong>r</strong> H a u t b e i m g e r i n g s t e n D r u c k e , S i m o n 1766. 969 u. v.<br />

a. m.; auch die Furunkeln Friedrichs und Drüsenentzündungen S<strong>im</strong><br />

o n s fin<strong>de</strong>n sich 1196, sogar S i m o n ´ s A u s f a l l e n d e r N ä g e l 916. 959; e-<br />

benso das allgemeine A n a s a r k a mit Oe<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Schenkel, 1240 - 60. Nur das<br />

<strong>de</strong>m Trichinenlei<strong>de</strong>n eigentliche Verbreiten <strong>de</strong>s Oe<strong>de</strong>ms <strong>von</strong> oben nach unten,<br />

während sonst (also ausser in <strong><strong>de</strong>r</strong> Trichinose) <strong>de</strong>ssen Verbreitung <strong>von</strong> unten sich<br />

nach oben erstrecht, ist nicht Apis. Alle langwierigen Vergiftungen, wenn sie Oe<strong>de</strong>m<br />

erzeugen, fangen ebenfalls unten an.<br />

Klinik.<br />

Der 29 Jahre alte Landmann G. in D. hatte am 20. Nov. zwei rohe Bratwürste gegessen,<br />

die <strong>von</strong> einem Trichinenschwein stammten 16 . Die ersten acht Tage bemerkte er nichts<br />

krankhaftes in seinem Körper, in <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Woche aber Schwin<strong>de</strong>l, Appetitlosigkeit und<br />

eine ausseror<strong>de</strong>ntliche Müdigkeit in allen Muskeln und kam mit <strong>de</strong>m 21. Tage zum Liegen.<br />

Er bekam „einen ganz dicken Kopf und kleine wässerige Augen“, verlor<br />

allen Schlaf und das Genick war geschwollen und „w i e g e l ä h m t “. Er nahm allopa-<br />

15 Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Trichinose vorherrschen<strong>de</strong>n rheumatischen Schmerzen glauben wir diese Erkrankung<br />

hier am geeignetsten folgen lassen zu dürfen.<br />

16 Von <strong>de</strong>m Genusse <strong><strong>de</strong>r</strong> Würste bei einem und <strong>de</strong>mselben Fleischer waren in zwei Dörfern zu gleicher Zeit<br />

40 - 50 Personen erkrankt, und bei mehreren <strong><strong>de</strong>r</strong>selben die Thiere <strong>im</strong> Muskelfleische nachgewiesen wor<strong>de</strong>n.<br />

34


thische Mittel. Appetit und Schlaf fan<strong>de</strong>n sich etwas wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, allein seit zehn Tagen ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

rechte Arm, die Beine und Füsse sehr angeschwollen und die Schwäche<br />

i n d e n G l i e d e r n noch sehr gross. Der Stuhl wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ziemlich in Ordnung, Urinabgang<br />

<strong>im</strong>mer sehr unbe<strong>de</strong>utend.<br />

D r . R ü c k e r t - Herrnhut - schickt sechs Pulver, <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen 1. 3. und 5. Apis 3. enthalten;<br />

je<strong>de</strong>s mit 3 Esslöffeln Wasser zu lösen, da<strong>von</strong> Abends und früh ½ Esslöffel.<br />

10. Jan. geht es in Allem besser, die Geschwulst <strong>de</strong>s rechten Armes seit einigen Tagen<br />

geschwun<strong>de</strong>n, nicht aber die am Unterschenkel.<br />

Bekommt <strong>de</strong>n 10. Jan. 5 und <strong>de</strong>n 23. Jan, 3 Gaben Arsen 30., je<strong>de</strong>n 3. Abend eine zu<br />

nehmen, worauf bald vollkommene Genesung erfolgte. 17<br />

C. Wassersüchtige Lei<strong>de</strong>n<br />

I. Brust- und Bauchwassersucht. 18<br />

Klinik.<br />

1. Brustwassersucht.<br />

L. Ch. erkrankte <strong>im</strong> April 1858 an Seitenstechen. Abführmittel, Schröpfköpfe, Brechmittel,<br />

Senfteige hatten höchst nachtheiligen Einfluss auf <strong>de</strong>n Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit, so dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selbe <strong>de</strong>s Abends um 5 Uhr bei regelmässig eintreten<strong>de</strong>m Fieber noch das fürchterlichste<br />

Erbrechen auszuhalten hatte. Der behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Arzt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Anfangs die Sache für ungefährlich,<br />

dann aber für Nervenfieber hielt, pobirte drei Monate lang seine Arzne<strong>im</strong>ittel an<br />

<strong>de</strong>m Kranken ohne Erfolg. Durch tägliches Trinken <strong>von</strong> frischer Milch kehrten die Kräfte wie<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

und Patient hielt sich schliesslich doch für genesen. Allein <strong>im</strong> Monat December erkrankte<br />

er <strong>von</strong> Neuem. Dieses neue Uebel sollte durch Leberthran, Malzbä<strong><strong>de</strong>r</strong>, Schröpfköpfe<br />

auf <strong>de</strong>n Rücken beseitigt wer<strong>de</strong>n. Da diese Mittel nicht anschlugen, erklärte <strong><strong>de</strong>r</strong> Arzt, es<br />

han<strong>de</strong>lte sich um unheilbare Rückenmarksschwindsucht.<br />

15. Febr. 1859 sucht Herr Ch. Hilfe bei H e r r n D r . K i r s c h sen. in Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

Damals erscheint <strong><strong>de</strong>r</strong> Rücken gewölbt, die Wirbelsäule nach einer Seite gezogen und<br />

die eine Brustseite enthält Wasser. Schon nach kurzer Frist verspürte Patient die wohlthätige<br />

Einwirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> gereichten hom. Mittel. Nach ¾ jähriger Behandlung war er vollständig hergestellt,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Rücken wie<strong><strong>de</strong>r</strong> gera<strong>de</strong>, die Ausschwitzung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Brust sowie copiöse Diarrhöen<br />

und weiter erfolgte allgemeine Wassersucht ebenfalls durch homöopath. Arzneien beseitigt.<br />

„Arsenik und Apis in Hochpotenzen waren die letzten mit auffallen<strong><strong>de</strong>r</strong> Einwirkung angewandten<br />

Medicamente.“ 19<br />

2. Bauchwassersucht<br />

Ein Mann <strong>von</strong> 35 Jahren litt an Bauchwassersucht, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermuthung nach in Folge<br />

einer verschmierten Krätze entstan<strong>de</strong>n war. 20 Nicht nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Leib, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch Hän<strong>de</strong> und<br />

Füsse und selbst das Gesicht waren geschwollen. Zehnmonatliche erfolglose allopathische<br />

17 Allg. Hom. Z. Bd. 80, Nr. 22.<br />

18 „In mehreren Arten <strong>von</strong> Wassersucht“ - schreibt uns <strong><strong>de</strong>r</strong> erfahrene D r . F l o r i a n S i r s c h (in Mähren) -<br />

„Brust- und Bauchwassersucht, habe ich <strong>von</strong> Apis die herrlichsten Erfolge gesehen, d o c h s e l t e n a l -<br />

l e i n , <strong>de</strong>nn entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> gingen an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mittel voraus, wur<strong>de</strong>n <strong>im</strong> Wechsel gegebene, o<strong><strong>de</strong>r</strong> sie folgten, wie z.<br />

B. oft Arsenik - aber die gute Apis-Wirkung war nie zu verkennen.“<br />

19 Bd. 85, Nr. 19 <strong><strong>de</strong>r</strong> Allg. H. Z.<br />

20 D r . B o l l e heilte mit Apis eine auf Trübung <strong><strong>de</strong>r</strong> Cornea beruhen<strong>de</strong> völlige Blindheit, Nach 6 Dosen (früh<br />

und Abends) bekam die 11jährige Patientin eine k ä r t z a r t i g e n Ausschlag <strong>im</strong> Nacken. Früher hatte dieselbe<br />

wirklich an Scabies gelitten.<br />

35


Behandlung. Die Abzapfung <strong>de</strong>s Wassers wur<strong>de</strong> vorgeschlagen; aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke wur<strong>de</strong> so<br />

schwach, dass man die Operation nicht vorzunehmen wagte. Unter diesen Umstän<strong>de</strong>n<br />

gab D r . R o c k w i t h Apis mell. 1. Dec. In zwei Wochen waren alle Spuren <strong><strong>de</strong>r</strong> Wassersucht<br />

verschwun<strong>de</strong>n, und nach zwei weiteren Wochen stand er Mann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit.<br />

Nach Verlauf <strong>von</strong> 2 Jahren kein Rückfall. (A. J. H. M. M.) - Auch in Bd. 83, No. 22 <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Allg. Hom. Z. -<br />

3. Hydrops abdominalis diffusus.<br />

Von Dr. Baumann in Buxhe<strong>im</strong><br />

„Der Kranke bot ein wahres Bild <strong>de</strong>s Jammers, auf seinen Ellenbogen sich stützend,<br />

sass er <strong>im</strong> Bette, <strong>von</strong> oben bis unten hydropisch angeschwollen, eine unförmliche Masse;<br />

das bleigraue Gesicht vor Angst verzerrt; bis zum Ersticken grosse Athemnoth; kurzer quälen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Husten mit blutig gefärbtem Auswurf; die St<strong>im</strong>me heiser, fast erloschen. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nase<br />

tröpfelte schwarzes, pechartiges Blut. <strong>Das</strong> Zahnfleisch aufgelockert, weissfarbig, die Beine<br />

voll Petechien. Die Intercostalräume <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Thoraxseite stark vorgewölbt, die <strong><strong>de</strong>r</strong> linken<br />

Seite verstrichen. Der Brustkorb be<strong>im</strong> Athmen gänzlich unbeweglich. <strong>Das</strong> Athemgeräusch<br />

unhörbar, die Herzbewegung unbest<strong>im</strong>mt. Fast überall Schenkelschall. Der hochgradige<br />

Hydrops abdominalis diffusus liess keine Untersuchung zu.<br />

Vor 10 Jahren hatte Patient e i n e n N e s s e l a u s s c h l a g gehabt, welcher in Folge<br />

einer heftigen Erkältung plötzlich verschwun<strong>de</strong>n sei; <strong>von</strong> dieser Zeit an habe sich eine Engbrüstigkeit<br />

eingestellt, sie sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>im</strong> Frühjahr und Herbste und später bei je<strong>de</strong>m Witterungswechsel<br />

mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger stark bemerkbar gemacht habe. Vor sechs Wochen sei<br />

Patient nach Angabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Aerzte an einer Lebernetzündung be<strong>de</strong>utend erkrankt und vor<br />

drei Tagen sei <strong>im</strong> Consilium die Rettungslosigkeit <strong>de</strong>s Patienten ausgesprochen wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Prognose war in diesem Falle natürlich höchst ungünstig. „Um jedoch noch etwas<br />

zu versuchen“, verordnete Dr. B. Apis 30. Der ganze Vorrath <strong>von</strong> Streukügelchen (das Präparat<br />

war <strong>von</strong> Dr. B. selbst bereitet) wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Taschen-Apotheke entnommen und in ein<br />

Weinglas voll Wasser gethan, da<strong>von</strong> bekommt <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke alle 3 Stun<strong>de</strong>n einen Kaffeelöffel.<br />

Nach 4 Tagen trifft die Nachricht ein, dass es auffallend besser gehe. Schon am<br />

zweiten Tage nach <strong>de</strong>m Einnehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Arznei seien zuerst am linken Arme, dann am ganzen<br />

Oberkörper kleinere und grössere Blasen aufgefahren, die nun ein unausstehliches Jucken<br />

und Beissen verursachten; seit<strong>de</strong>m sei aber das Athemholen viel leichter und die Geschwulst<br />

<strong>de</strong>s Köpers schon um die Hälfte gefallen.<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Apis 30., aber nur Abends und Morgens. Nach 14 Tagen empfängt Patient Dr.<br />

B. selbst unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Hausthür und begleitet ihn lachend und plau<strong><strong>de</strong>r</strong>nd die Treppe hinauf.<br />

Die Wassersucht war vollständig verschwun<strong>de</strong>n, ebenso <strong><strong>de</strong>r</strong> Blasenausschlag;<br />

das Allgemeinbefin<strong>de</strong>n in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Beziehung sehr befriedigend. Es ergab aber die Untersuchung:<br />

Insufficienz <strong><strong>de</strong>r</strong> Aortenklappen (mit einem systolischen Geräusch<br />

<strong>im</strong> linken Ventrikel), äusserst schwachen Puls und hochgradige H y p e r t r o p h i e d e r<br />

Leber. 21<br />

21 Nach mehreren Wochen wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht Dr. B. benachrichtigt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient (<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirth war) am Tage<br />

vorher be<strong>im</strong> Kartenspiel sehr ernstlich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erkrankt sei; und ehe folgen<strong>de</strong>n Tags Dr. B. <strong>de</strong>n gewünschten<br />

Besuch noch vollen<strong>de</strong>t hat, erfährt er, dass sein Kranker unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> schleunigst herbeigerufenen<br />

Aerzte gestorben ist.<br />

36


II. Oe<strong>de</strong>me und Zellgewebshärten.<br />

Klinik.<br />

1. Periodische Anfälle <strong>von</strong> acutem Oe<strong>de</strong>m.<br />

Eigene Beobachtung.<br />

Der folgen<strong>de</strong> Fall, <strong>de</strong>n man unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufschrift: „Eine frappante und belehren<strong>de</strong><br />

Heilwirkung <strong>von</strong> Apis mellifica“ nachlesen wolle: Bd. 91, No. 22 <strong><strong>de</strong>r</strong> Allg. Hom.<br />

Z., scheint mehr als ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er die klinische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es zu charakterisiren.<br />

Und ohne die Kenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenthümlichen therapeutischen Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>sselben ist man gar zu leicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sagen zu müssen, es han<strong>de</strong>le<br />

sich um ein unheilbares Lei<strong>de</strong>n. So hatte man zu unserem Kranken auch gesprochen,<br />

bis er sich <strong><strong>de</strong>r</strong> erfolgreichen homöopathischen Kur unterzog.<br />

Am 21. April erhält <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Apis 4., <strong>de</strong>ssen Berechtigung aus folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenstellung<br />

hervorging:<br />

1.<br />

Krankheitssymptome:<br />

Plötzlich auftreten<strong>de</strong> Geschwulst an<br />

verschie<strong>de</strong>nen Theilen <strong>de</strong>s Körpers,<br />

meistentheils aber <strong>im</strong> Gesicht.<br />

(6. April): das linke Auge ganz zu und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mund so angeschwollen, dass er<br />

die Lippen kaum öffnen kann.<br />

Ehe die Schwellung ihren Höhepunkt<br />

erreicht, besteht f u r c h t b a r e s J u -<br />

c k e n . Möchte Alles herunterkratzen.<br />

Zur Zeit, als Apis verabreicht wur<strong>de</strong>:<br />

Schwellung am linken Fuss über <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Spanne <strong><strong>de</strong>r</strong>massen, dass er keinen Stiefel<br />

anziehen konnte.<br />

Die Geschwulst (<strong>im</strong> Gesicht und an<strong><strong>de</strong>r</strong>wärts)<br />

wird als hart beschrieben. D i e<br />

Haut erscheint dabei stets<br />

roth.<br />

Flechtenartiger Ausschlag an bei<strong>de</strong>n<br />

Beinen.<br />

Fürchterliches Jucken sobald sich Krusten<br />

gebil<strong>de</strong>t haben.<br />

Apis-Symptome:<br />

Aufschwellen und eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Rose ähnliche<br />

Röthe. Aufschwellen <strong>de</strong>s Gesichts, so dass er<br />

kaum sehen konnte, nach Stichen in´s Gesicht.<br />

Gesichtsgeschwulst, b e s o n d e r s u m d i e<br />

A u g e n . <strong>Das</strong> rechte Auge völlig, das linke<br />

beinahe geschlossen.<br />

Bis zur Unkenntlichkeit geschwollenes Gesicht.<br />

Geschwulst <strong><strong>de</strong>r</strong> Lippen. Oberlippe so geschwollen,<br />

als wäre das Innere nach aussen<br />

gewen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n.<br />

Lästiges Jucken.<br />

Oe<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Füsse und Unterschenkel.<br />

Grosse harte Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut.<br />

Harte livi<strong>de</strong> purpurrothe Geschwülste o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kleine Erhebungen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Stirn, <strong>de</strong>m Gesicht<br />

und <strong>de</strong>n Unterglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

J u c k e n und Stechen an <strong>de</strong>n Unterglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

22<br />

22 Nachträglich und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollständigkeit wegen erwähnen wir noch, dass die für Apis nicht geeigneten<br />

Krankheitserscheinungen Mezereum (1. C.) heilte, welches überhaupt unter solchen Unstän<strong>de</strong>n gewissermassen<br />

als ein Adjuvans <strong>im</strong> Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Schule Apis darf an die Seite gesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

37


Mit welchem Nutzen nun Apis verabreicht wur<strong>de</strong>, mag aus einer betreffen<strong>de</strong>n<br />

Stelle <strong>de</strong>s letzten Briefes <strong>de</strong>s Kranken erhellen:<br />

„Da mir“, schreibt <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe, „die letzte Verordnung sehr gut that, hielt ich es nicht für<br />

nöthig, gleich nach Ablauf <strong>von</strong> 14 Tagen Nachricht zu geben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ich fing damit wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>von</strong> vorn an, was mir auch sehr gut bekam. Zeitweise zeige sich zwar noch hier und da<br />

die Anfänge, doch ist dies nicht <strong>von</strong> Be<strong>de</strong>utung, und ich l e b e i n d e r U e b e r z e u -<br />

gung, dass sich das Uebel jetzt gehoben hat. Die Hitze bekommt mir sehr<br />

gut, und ich mache mir recht viel Bewegung, wobei ich oft tüchtig schwitze und nach<strong>de</strong>m<br />

mich zwar recht mü<strong>de</strong>, aber doch auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> leicht fühle. Ich wer<strong>de</strong> aus Vorsorge das<br />

letzte Mittel noch eine Zeit lang fortgebrauchen. In<strong>de</strong>m ich Ihnen für Ihre erfolgreichen<br />

Bemühungen meinen herzlichen Dank sage“ u. s. w.<br />

2. Oe<strong>de</strong>matöse Schwellung <strong>de</strong>s submucösen Zellgewebes <strong>de</strong>s Larynx und<br />

daher rühren<strong><strong>de</strong>r</strong> Husten.<br />

J o s e p h M a n s in Brüssel sagt <strong>von</strong> Apis: Wirkt beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auf die Schle<strong>im</strong>haut<br />

<strong>de</strong>s Larynx und scheint hier sich einer noch grösseren Specificität zu erfreuen,<br />

als Belladonna; zumal bei bestehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Infiltration <strong>de</strong>s submucösen Gewebes.<br />

Der Apis-Husten ist s t i c k e n d , schmerzhaft und nicht so hart, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Belladonna-Husten,<br />

aber gewöhnlich besteht mehr D y s p n o e ; weshalb man geneigt<br />

ist, eine ö<strong>de</strong>matöse Schwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mucosa zu diagnosticiren, welche eben Apis<br />

rasch beseitigt. Diese Indication wird noch verstärkt, wenn ö<strong>de</strong>matöse Eruption <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

äusseren Haut bereits besteht.<br />

Die Wirkung <strong>von</strong> Apis auf <strong>de</strong>n Larynx bietet grosse Analogien mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> Belladonna<br />

auf dasselbe Organ; und da, wo letztere versagte, trotz<strong>de</strong>m<br />

sie angezeigt erschien, heilt erstere oft schnell. 23<br />

Endlich ist Apis <strong>von</strong> Nutzen gegen <strong>de</strong>n rauhen, schmerzhaften <strong>von</strong> einer hellen<br />

fa<strong>de</strong>nziehen<strong>de</strong>n S a l i v a t i o n begleiteten Husten, wie solche Speichelung<br />

<strong>de</strong>m Mercur eigenthümlich ist.<br />

3. Apis mellifica bei festen Exsudaten. (Zellgewebs-Verhärtung.)<br />

Unter dieser Aufschrift bringt die Pop. Z. f. H., S. 91 <strong>de</strong>s 7. Jahrganges folgen<strong>de</strong><br />

Heilung:<br />

Frau Sch., 30 J. alt, robust, nie krank gewesen, bekam über Nacht ein dickes Gesicht,<br />

das sie ganz unkenntlich machte, d i e A u g e n w a r e n f a s t g a n z v e r s c h w o l l e n .<br />

Der herbeigerufene (allop.) Arzt erklärte die Geschwulst für Folge eines Zahnlei<strong>de</strong>ns (trotz<strong>de</strong>m<br />

we<strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnschmerzen noch Zahnfleischlei<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>n gewesen waren) und lässt<br />

<strong>de</strong>n <strong>von</strong> ihm als Sün<strong>de</strong>nbock bezeichneten Zahn ausziehen; die Geschwulst blieb aber dieselbe.<br />

Nun wur<strong>de</strong>n Umschläge u. s. w. verordnet; alles vergebens. Nach<strong>de</strong>m die Geschwulst<br />

fast unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t 8 Wochen bestan<strong>de</strong>n hatte, waren die schmerzhaften Empfindungen<br />

noch dieselben, wie zu Anfang, es bestand dasselbe Spannen und leichte Brennen,<br />

sonst hatte Patientin über nichts zu klagen.<br />

Sie erhielt nun Apis 6. und wur<strong>de</strong> in 6 Tagen vollständig geheilt.<br />

Silicea (12. Verd. o<strong><strong>de</strong>r</strong> 3. Verreibung) hat bekanntlich auf solche Z e l l g e -<br />

w e b s - V e r h ä r t u n g e n nach Abscess ähnliche Wirkung.<br />

23 Kafka behauptet ein Gleiches <strong>von</strong> Atrop. sulph. gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> Belladonna.<br />

38


4. Ho<strong>de</strong>ngeschwulst mit Röthe und jucken<strong>de</strong>m Schmerz.<br />

N., 22 Jahre alt, Sohn eines Bäckers, bekam ohne wesentliche Anstrengung eine Ho<strong>de</strong>ngeschwulst,<br />

so dass <strong><strong>de</strong>r</strong> rechte Ho<strong>de</strong>n so gross wur<strong>de</strong>, dass er kaum <strong>im</strong> Ho<strong>de</strong>nsack<br />

Platz fand. Heftiges Jucken <strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>nsackes mit Röthe und Schmerz <strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>ns bei Berührung.<br />

Apis 3. Alle 4 Stun<strong>de</strong>n einen Tropfen. Nach 2 Tagen Genesung. 24<br />

III. Erkrankungen <strong>im</strong> Bereich <strong>de</strong>s uropoëtischen Apparates.<br />

Morbus Brightii.<br />

Allgemeines.<br />

„Gera<strong>de</strong> diese Krankheit ist vor Allem geeignet, die Heilkraft <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis in ein<br />

helles Licht zu setzen, da man hier, mit <strong>de</strong>m Reagensglas in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand, die Abnahme<br />

<strong>de</strong>s wesentlichen Krankheits-Symptoms nachweisen kann <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Zeitpunkt<br />

an, wo das Mittel gereicht wur<strong>de</strong>.“<br />

Mit diesen Worten schliesst D r . L o r b a c h e r die Mittheilung dreier Apis Heilungen<br />

(<strong>im</strong> 78. Bd. No. 11 <strong><strong>de</strong>r</strong> Allg. H. Z.), welche allein schon hinreichen sollten, die<br />

Aufmerksamkeit auf Apis zu lenken und die Geringschätzung, mit welcher diese<br />

Arznei noch <strong>von</strong> Manchem betrachtet wird, zu beseitigen. Wohl mag nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fall <strong>von</strong> Morbus Brightii sich für das <strong>Bienengift</strong> eignen(s. w. u.), allein bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Rathund<br />

Planlosigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Allopathen ist es <strong>im</strong>merhin <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> grössten Wichtigkeit für<br />

uns, dass wir <strong>im</strong> Besitz einer Art Specificum sind. Und sind überdies die p h y s i o l o -<br />

g i s c h e n Beziehungen <strong>von</strong> Apis zur Haut und zu <strong>de</strong>n gesammten Organen <strong>de</strong>s<br />

Urogenitalapparates, in specie zu <strong>de</strong>n Nieren, ferner zum pathologischen Vorgang<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwellung o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s O e d e m s Bürgschaft genug, dass und weshalb gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Krankheitsprocess <strong><strong>de</strong>r</strong> A l b u m i n u r i e be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> therapeutische Erwartungen<br />

an das Mittel geknüpft wer<strong>de</strong>n dürfen. Heilt aber Apis Morbus Brightii <strong>im</strong><br />

Allgemeinen, so wird man jetzt auch wissen, was man gegenüber jener sogenannten<br />

R e t i n i t i s b r i g h t i c a zu thun hat. Ja, die Tragweite jener Erkenntnis lässt sich<br />

noch mehr aus<strong>de</strong>hnen, man wird nämlich Apis auch ohne weiteres da anwen<strong>de</strong>n,<br />

wo ein <strong><strong>de</strong>r</strong> Retinitis brightica ähnliches Krankheits-Bild vorliegt. Dies kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall<br />

wer<strong>de</strong>n bei Gelegenheiten gewisser perniciöser Intermittens-Formen, sowie bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wechselfieberkachexie, wo die Untersuchung mit <strong>de</strong>m Augenspiegel in <strong><strong>de</strong>r</strong> Netzhaut<br />

ein p e r i p a p i l l ä r e s O e d e m ergab (neben mässiger Neuritis mit grauschmutziger<br />

Nüancirung <strong><strong>de</strong>r</strong> Färbung <strong><strong>de</strong>r</strong> Papille und Netzhauthämorrhagieen).<br />

Noch mehr gewinnt hier die Wahrscheinlichkeit, dass Apis nicht <strong>im</strong> Stich lassen wird,<br />

weil in dieser <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Franzosen Rétino-choroïdite p a l u s t r e genannten gefährlichen<br />

Augenentzündung unter <strong><strong>de</strong>r</strong> L<strong>im</strong>itans interna <strong><strong>de</strong>r</strong> Retina e i n e F l ü s s i g k e i t<br />

<strong>von</strong> granulirtem Aussehen ausgebreitet, ferner ein i n t e r s t i t i e l l e s O e d e m <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Papille vorhan<strong>de</strong>n ist. 25<br />

Wir <strong>de</strong>nken, es ist dies zugleich ein schlagen<strong>de</strong>s Beispiel, wie man an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hand homöopathisch-pathologischer Erfahrungen Schritt für Schritt weiter gehen<br />

und für die Therapie werthvolle Schlüsse zu ziehen vermag. So ist hier das Oe<strong>de</strong>m<br />

(bei gleichzeitiger Nieren-Erkrankung) <strong><strong>de</strong>r</strong> rationelle Wegweiser.<br />

24 Allg. Hom. Z. Bd. 89, No. 24.<br />

25 S. No. 11 <strong>im</strong> 29. Jahrg. <strong><strong>de</strong>r</strong> Erlanger Mediz. Neuigkeiten.<br />

39


Doch wen<strong>de</strong>n wir und nach diese kleinen Abschweifung <strong>de</strong>m realen Bo<strong>de</strong>n<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> exacten Beobachtung, bezüglich <strong>de</strong>n concreten Heilungsfällen zu.<br />

40<br />

Klinik.<br />

Clara W., 4 ½ J. alt, Gutsbesitzers Tochter aus E., ein sonst gesun<strong>de</strong>s Kind, bei <strong>de</strong>m<br />

vorher längere Zeit eine Impetigo <strong>im</strong> Gesicht bestan<strong>de</strong>n, ohne dass sonstige Zeichen einer<br />

Skrophulose bei ihr vorhan<strong>de</strong>n gewesen, erkrankte <strong>im</strong> Anfang Oktober ohne <strong>de</strong>utliche<br />

Veranlassung, vermuthlich in Folge einer Verkühlung durch Sitzen auf <strong>de</strong>m kühlen Erd-<br />

Bo<strong>de</strong>n. Sie klagte zuerst abwechselnd über Leibschmerzen, wozu sich bald Erbrechen <strong>von</strong><br />

Schle<strong>im</strong> gesellte, und auch zuweilen <strong><strong>de</strong>r</strong> genossenen Speisen, ohne dass ihr Appetit sich<br />

vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>te. Ein hinzu gerufener Arzt erklärte die Krankheit für Magenkatarrh und beharrte<br />

auch bei dieser Diagnose, trotz<strong>de</strong>m V e r m i n d e r u n g d e r U r i n s e c r e t i o n u n d<br />

H a u t w a s s e r s u c h t sich einstellten. Die sich ziemlich rasch über <strong>de</strong>n ganzen Körper<br />

verbreiten<strong>de</strong> Hautwassersucht veranlasste die Eltern, D r . L o r b a c h e r ´s Hilfe in Anspruch<br />

zu nehmen.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung fand sich ein für sein Alter ziemlich kräftig entwickeltes Kind <strong>von</strong><br />

anämischem Aussehen, mit über <strong>de</strong>n ganzen Körper verbreitetem Oe<strong>de</strong>m, einem bald in<br />

längeren, bald in kürzeren Zwischenräumen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehren<strong>de</strong>n, zuweilen einige Minuten<br />

anhalten<strong>de</strong>n, ziemlich heftigen Schmerz <strong>im</strong> Bauche, <strong>de</strong>m Verlaufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Ureteren entlang,<br />

plötzlich eintretend und ebenso verschwin<strong>de</strong>nd; Erbrechen <strong>von</strong> Schle<strong>im</strong> und zuweilen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

genossenen Speisen, gewöhnlich bald nach <strong>de</strong>m Essen, mit <strong>de</strong>n Schmerzen nicht zusammenhängend;<br />

Zunge und Geschmack rein, Appetit gut, Stuhl ziemlich normal; die Urinabson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, <strong><strong>de</strong>r</strong> Urin blutig. Schmerzhaftigkeit in bei<strong>de</strong>n Nierengegen<strong>de</strong>n bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung, eine in <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Nierengegend bemerkliche Erhöhung und ziemlich<br />

weit verbreitete Dämpfung <strong>de</strong>s Percussionstones. Die chemische Untersuchung zeigte das<br />

massenhafte Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>von</strong> Eiweiss, und die mikroskopische eine<br />

Menge <strong>von</strong> Blutkörperchen neben <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en in dieser Krankheit gewöhnlichen<br />

Bestandtheilen.<br />

Apis 4., vierstündlich 2 Tropfen, heisse Bä<strong><strong>de</strong>r</strong> und eine kräftige Diät.<br />

Nach fünf Tagen hat die Urinabson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung be<strong>de</strong>utend abgenommen, das Erbrechen<br />

und die Schmerzen sind seltener gewor<strong>de</strong>n. Der Urin sah viel heller aus, und die Untersuchung<br />

ergab schon eine Abnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Blutkörperchen und <strong>de</strong>s Albumens.<br />

Der 8 Tage später erstattete Bericht lautete noch günstiger, das Erbrechen und die<br />

Schmerzen hatten beinah ganz aufgehört, die Abnahme <strong>de</strong>s Köpervolumens war bei fortdauernd<br />

starker Diurese eine ganz auffallen<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> Gehalt <strong>de</strong>s Urins an Eiweiss und Blutkörperchen<br />

unbe<strong>de</strong>utend. Bei fortdauern<strong>de</strong>m, natürlich <strong>im</strong>mer seltener wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>m Gebrauche<br />

<strong>von</strong> Apis war in circa 4 - 6 Wochen die Krankheit vollständig beseitigt. Die Untersuchung<br />

ergab keine Spur <strong>von</strong> Eiweiss mehr <strong>im</strong> Urin, die Anschwellung und Empfindlichkeit in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Nierengegend war nicht mehr zu fin<strong>de</strong>n, und das Kind erholte sich sichtlich und seine<br />

gewöhnliche Heiterkeit stellte sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein.<br />

Anna K., 3 ½ Jahre alt, Thierarzt´s Tochter, ein sonst blühen<strong>de</strong>s und munteres Kind, bis<br />

auf Disposition zu Katarrh gesund, bekam eine Art Keuchhusten leichteren Gra<strong>de</strong>s, wo<strong>von</strong><br />

es jedoch nicht <strong>im</strong> Geringsten angegriffen wur<strong>de</strong>. Eines Abends fiel das Kind in seiner Ausgelassenheit<br />

vom Sopha, wobei es mit <strong>de</strong>m Kopf gegen ein Tischbein flog und wahrscheinlich<br />

auch einen Stoss in <strong>de</strong>n Rücken bekam. Erst nach einigen Tagen wur<strong>de</strong> Dr. L. die schon<br />

in Eiterung begriffene, unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Stirnwun<strong>de</strong> gezeigt. Trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Unbe<strong>de</strong>utendheit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wun<strong>de</strong> verlor das Kind seine gewöhnliche Munterkeit, wur<strong>de</strong> blass und appetitlos und klag-<br />

1.<br />

2.


te zuweilen über einen scheinbar unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n K o p f s c h m e r z , was <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Angehörigen<br />

auf Rechnung <strong>von</strong> Würmern gesetzt wur<strong>de</strong>. Ungefähr am vierzehnten Tage nach<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verletzung zeigte sich das erste Mal eine Anschwellung <strong>de</strong>s Gesichts, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stirn und u m d i e A u g e n , welche Dr. L. <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>im</strong>mer noch eitern<strong>de</strong>n Wun<strong>de</strong> zuschreibt,<br />

ohne sich jedoch <strong>de</strong>n Zusammenhang recht erklären zu können. Nach einigen Tagen verschwand<br />

diese Geschwulst wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und das Kind wur<strong>de</strong> scheinbar wie<strong><strong>de</strong>r</strong> wohler. Diese<br />

scheinbare Besserung war nicht <strong>von</strong> Bestand, und die jetzt stärker als das erste Mal auftreten<strong>de</strong><br />

Gewichtsgeschwulst erregte <strong>de</strong>n Verdacht auf Morbus Brightii, welcher <strong>de</strong>nn auch<br />

durch die Untersuchung <strong>de</strong>s Urins constatirt wur<strong>de</strong>. Letzterer war, wenn auch nicht so <strong>de</strong>utlich,<br />

wie <strong>im</strong> 1. Falle, blutig gefärbt und ergab be<strong>im</strong> Erhitzen ein ziemliches Quantum Eiweiss.<br />

Apis 4. und eine kräftige Diät.<br />

Schon am dritten Tage seit Beginn <strong>de</strong>s Apisgebrauches verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te sich die Farbe<br />

<strong>de</strong>s Urins, die blutige Beschaffenheit <strong>de</strong>sselben war sichtbar geringer und verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te dich<br />

täglich. Die ungefähr alle 4 Tage vorgenommene chemische Untersuchung ergab eine stetige<br />

Abnahme <strong>de</strong>s Albumens, und nach 14 Tagen schon war keine Spur mehr da<strong>von</strong> zu<br />

ent<strong>de</strong>cken, und damit verschwan<strong>de</strong>n auch alle übrigen Krankheitserscheinungen.<br />

Der dritte Fall betraf <strong>de</strong>n 5jährigen Sohn <strong>de</strong>s Stellmachers B. zu C. Der an sich ziemlich<br />

kräftige und für sein Alter grosse Knabe war seinen Eltern schon einige Zeit wegen seines<br />

träumerischen und schlaffen Wesens, Mangels an Appetit und blassen Aussehens aufgefallen,<br />

hatte auch zuweilen über L e i b und F ü s s e g e k l a g t . Man hatte dies theils auf<br />

Rechnung <strong>von</strong> Würmern, theils auf das Wachsen geschoben. Doch hinzutreten<strong>de</strong>s Frösteln,<br />

Neigung zu Schlaf und abwechseln<strong>de</strong> Gedunsenheit (Oe<strong>de</strong>m) <strong>de</strong>s Gesichts, welche nach<br />

einer mit seinem Vater auf offenem Leiterwagen bei kaltem Wetter gemachten kleinen<br />

Reise constant wur<strong>de</strong>, veranlassten die Consultation. Die sofort vorgenommene Untersuchung<br />

stellte das Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>von</strong> Morbus Brightii fest, wenn auch in geringerem Gra<strong>de</strong>,<br />

als <strong>im</strong> Fall 1 und 2. Die Behandlung war dieselbe, wie <strong>im</strong> zweiten Falle, und Apis wirkte e-<br />

benso exact. In Zeit <strong>von</strong> noch nicht drei Wochen war <strong><strong>de</strong>r</strong> Knabe vollständig geheilt.<br />

Den Einwand, dass <strong>im</strong> ersten Falle die heissen Bä<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Ausschlag gegeben haben<br />

könnten, sucht L. dadurch zu entkräften, dass diese Bä<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n zwei an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Heilungen<br />

nicht in Anwendung kamen. 26<br />

3.<br />

4. Apis gegen Albuminurie.<br />

Von D r . B . F . J o s l i n in New-York.<br />

Ein New-Yorker Kaufmann, 35 Jahre alt, <strong><strong>de</strong>r</strong> stets eine exemplarisch regelmässige Lebensweise<br />

geführt hatte, zeigte zuerst <strong>im</strong> Nov. 57 die charakteristischen Zeichen <strong>von</strong> A l -<br />

b u m i n u r i e . Am 13. <strong>de</strong>s gen. Monats wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Urin vermittelst Kochens untersucht und<br />

s e h r v i e l E i w e i s s in <strong>de</strong>mselben ent<strong>de</strong>ckt. Vor einigen Monaten hatte er auf seinem<br />

Landsitze in einem Malariadistrict die Nächte zugebracht, und als er nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt zurückgekehrt<br />

war, wur<strong>de</strong> er v o n I n t e r m i t t e n s b e f a l l e n , <strong>von</strong> welcher er 4 Wochen<br />

vor <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzigen Krankheit befreit wor<strong>de</strong>n war. Nur theilweise und vorübergehend wur<strong>de</strong> ein<br />

Monat lang mit Bellad., Sulph., Chin., Arsen, Bryon. und Pulsatilla Erfolg erzielt. Bereits waren<br />

26 Eingang dieser drei Apis-Heilungen sagt Dr. L., dass er in einer früheren klinischen Mittheilung schon einen<br />

Fall <strong>von</strong> M. Brightii, <strong>de</strong>ssen Heilung durch Apis bewerkstelligt wur<strong>de</strong>, veröffentlicht habe. „Es betraf“, wie Herr<br />

Dr. L. die Güte hatte, mir brieflich anzugeben, „dieser Fall einen Bäckerlehrling <strong>von</strong> circa 16 Jahren, welcher<br />

<strong>von</strong> seinem Meister mit einem Stocke einen Schlag über die Nierengegend bekommen hatte und bei <strong>de</strong>m<br />

sich in Zeit <strong>von</strong> 3 - 4 Tagen eine allgemeine H a u t w a s s e r s u c h t , und, wenn ich mich recht erinnere,<br />

auch ein geringer Ascites entwickelt hatte. In <strong>de</strong>m spärlichen Urin fand sich Eiweiss in Menge. Dazu<br />

Schmerzhaftigkeit und Anschwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Nierengegend. Leichtes Coma und einige Male Erbrechen. Apis 3.<br />

in 4stündlichen Pausen wirkte sehr prompt, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Knabe war in Zeit <strong>von</strong> 3 Wochen hergestellt.“<br />

41


die unteren Extremitäten sehr geschwollen und Ascites in so hohem<br />

Gra<strong>de</strong> vorhan<strong>de</strong>n, dass ihm alle Klei<strong><strong>de</strong>r</strong> zu eng gewor<strong>de</strong>n waren. Am 13. Nov. war das Gesicht<br />

<strong>de</strong>s Pat. blass und g e l b l i c h , <strong><strong>de</strong>r</strong> Leib sehr ausge<strong>de</strong>hnt, d i e R e s p i r a t i o n b e -<br />

e n g t , die Bauch<strong>de</strong>cken nicht ö<strong>de</strong>matös, wohl aber die Unterglie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Der röthlich braune<br />

Urin trübte sich bald nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Entleerung - Husten am Morgen.<br />

D r . J o s l i n stützte sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl auf C . H e r i n g ´ s Prüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis: Blässe <strong>de</strong>s<br />

Gesichts; Bauch voll und geschwollen, Füsse geschwollen und sparsamer Urin; seltener,<br />

hochgefärbter Urin, früh Husten, beschwerliches Athmen.<br />

13. Nov. Apis mell. 3. 3 Glob. in zwei Drachmen Wasser, alle 4 Stun<strong>de</strong>n. -<br />

14. Nov. Seit gestern ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Leib um ¾ Zoll stärker. Pat. klagt über Kopfschmerz, an<br />

<strong>de</strong>m er nie gelitten (Erstwirkung <strong>von</strong> Apis?); Urin etwas vermehrt und nicht ganz so roth. -<br />

Apis zweistündlich.<br />

15. Nov. Patient fühlt sich behaglich; <strong><strong>de</strong>r</strong> Leibumfang hat um ½ Zoll abgenommen; U-<br />

rin heller; be<strong>im</strong> Stehen nicht trüb. - Apis früh und Abends.<br />

17. Nov. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte Abnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauchgeschwulst um ½ Zoll. - Apis 1/16 Gtt. 3. in<br />

Wasser, früh und Abends ein Viertel <strong><strong>de</strong>r</strong> Lösung.<br />

19. Nov. Keine Besserung - Apis, wie oben.<br />

Die Untersuchung ergiebt be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Abnahme <strong>de</strong>s Albumen. Nach 5 Dosen Apis<br />

1/16 war <strong>de</strong>s Ascites be<strong>de</strong>utend gebessert.<br />

21. Nov. Apis 3. täglich dre<strong>im</strong>al. - Bis 28. Nov. war unter <strong>de</strong>m Fortgebrauch <strong>von</strong> Apis<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Leib zur Norm zurückgekehrt und unter <strong><strong>de</strong>r</strong> weiteren Anwendung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es (12.<br />

und 30.) bis zum 28. Jan. 1856 auch das Oe<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> unteren Extremitäten und überhaupt<br />

je<strong>de</strong> Spur <strong><strong>de</strong>r</strong> Albuminurie geschwun<strong>de</strong>n, so dass Pat. nun schon 2 Jahre ganz gesund ist.<br />

Am 19. Dec. 58 wur<strong>de</strong> D r . J o s l i n zu <strong><strong>de</strong>r</strong> 5jährigen Tochter eines Schiffscapitäns gerufen.<br />

Sie klagte über einen Schmerz um <strong>de</strong>n Nabel, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich früh verschl<strong>im</strong>merte. D a s<br />

Gesicht war etwas geschwollen; <strong><strong>de</strong>r</strong> Stuhl dunkelbraun und sehr stinkend; Urin<br />

roth und trübe; etwas Husten: Puls frequent: 112 Schläge. Nachts noch mehr Fieber.<br />

24. Dec. G e s i c h t und F ü s s e ö d e m a t ö s ; Fliessschnupfen; Zunge an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze<br />

roth; <strong><strong>de</strong>r</strong> Appetit, früher stark, fehlt. Erbrechen <strong>von</strong> Schle<strong>im</strong>. Der Leib <strong>von</strong> Flüssigkeit aufgetrieben,<br />

nicht ö<strong>de</strong>matös. Urin nicht häufig, <strong>von</strong> üblem Geruch; Heiserkeit und übelriechen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Athem.<br />

Dr. J. erinnert an folgen<strong>de</strong> A p i s - S y m p t o m e : Gesichtsgeschwulst; Zunge<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze roth; Appetitmangel; Erbrechen, Leibschmerz; seltener Urin, Heiserkeit.<br />

Husten, welcher nach <strong>de</strong>m geringsten Auswurf wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufhört. Puls häufig.<br />

Bauch voll. Füsse geschwollen.<br />

Der untersuchte Urin enthält sehr viel Eiweiss. Apis 12. in Auflösung,<br />

4stündlich.<br />

27. Dec. Ascites und Oe<strong>de</strong>m haben beträchtlich zugenommen; Geicht blass; Puls<br />

120; A p p e t i t s e h r s t a r k ; Schläfrigkeit, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Mahlzeit.<br />

Apis 0. einige Kügelchen in einer Viertelpint Wein, alle 2 Stun<strong>de</strong>n 2 Drachmen, verschl<strong>im</strong>merten<br />

<strong>de</strong>n Zustand. Unter <strong>de</strong>m Gebrauch <strong>von</strong> Apis 3. hingegen vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>te sich<br />

die Geschwulst, und schon am 31. Dec. w a r d e r U r i n g a n z f r e i v o n E i w e i s s .<br />

Merkwürdig war die v i o l e t t - r o t h e Farbe <strong>de</strong>s Urins nach seiner Befreiung <strong>von</strong> Albumen.<br />

Am 5. Jan. vollständige Heilung.<br />

Amer. Hom. Review, März 1860.<br />

5.<br />

42


Anmerkung.<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt zeigt sich nach Apis anfängliche Verschl<strong>im</strong>merung (so auch in einem<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> M a y l ä n d e r ´ s c h e n Fälle <strong>von</strong> Ovarialcyste); welche Verschl<strong>im</strong>merung<br />

mit pr<strong>im</strong>ären, die Heilung einleiten<strong>de</strong>n Congestionszustän<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n interessirten<br />

Theilen ihren Grund zu haben scheint.<br />

6. Anasarka <strong><strong>de</strong>r</strong> Nieren.<br />

Von D r . N a n k i v e l l .<br />

Ein zartes Mädchen <strong>von</strong> 19 Jahren hatte einen mil<strong>de</strong>n Anfall <strong>von</strong> S c h a r l a c h f i e -<br />

b e r überstan<strong>de</strong>n und durch eine darauf folgen<strong>de</strong> Erkältung zog sie sich eine Krankheit zu,<br />

die alle Symptome eines scarlatinösen Anasarka an sich trug. Der Urin hatte das gewöhnliche<br />

rauchig-wolkige Aussehen und war sehr e i weisshaltig. Sie nahm 14 Tage lang Apis<br />

mellific. 3., nach<strong>de</strong>m einige Dosen Aconit vorausgeschickt wor<strong>de</strong>n waren. Die Wirkung war<br />

eine vollkommen befriedigen<strong>de</strong>.<br />

Ich habe - fährt <strong><strong>de</strong>r</strong> N. fort - viele Ursachen zur Versicherung, dass Apis eine<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> besten Arzneien b e i m A u s b r u c h d e s E r u p t i v s t a d i u m s d e s<br />

S c h a r l a c h f i e b e r s i s t , und es ist höchst wahrscheinlich, dass, wenn es rechtzeitig<br />

in Anwendung gebracht wird, die g e f ä h r l i c h e C o n g e s t i o n d e r<br />

N i e r e n in weit selteneren Fällen folgen wird, als wenn seine Anwendung unterbleibt.<br />

7. Hydropsieen <strong>im</strong> Scharlach.<br />

D r . T e l l e r in Prag beschreibt eine Scharlach-Epi<strong>de</strong>mie mit verhältnissmässig<br />

mil<strong>de</strong>m Charakter. Trotz<strong>de</strong>m blieben Sterbefälle nicht aus, und viele<br />

H y d r o p s i e e n schienen <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> kräftigsten Mittel trotzen zu wollen.<br />

In solch hartnäckigen Fällen, wo Bryonia, Cantharis, Digitalis, Helleborus und mehrere<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> in diesem Zustan<strong>de</strong> als wirksam bekannten Mittel ohne Erfolg geblieben<br />

waren, wen<strong>de</strong>te Dr. T. A p i s 2 . Verdünnung in Wasser, Anfangs stündlich, dann<br />

zweistündlich einen Kaffeelöffel voll mit <strong>de</strong>m besten Erfolge an. Die Diurese, hier<br />

das gewöhnliche Kriterium <strong><strong>de</strong>r</strong> Besserung, die nach einem o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehreren <strong><strong>de</strong>r</strong> genannten<br />

Mittel nicht eintreten wollte, erschien gewöhnlich nach <strong>de</strong>m zweiten o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

dritten Tage <strong><strong>de</strong>r</strong> fortgesetzten Anwendung, und mit ihr wur<strong>de</strong> das kranke Kind bei<br />

<strong>de</strong>m consequenten Fortbebrauch <strong>von</strong> Apis <strong><strong>de</strong>r</strong> Genesung zugeführt.<br />

Bei Morbus Brightii in F o l g e v o n K l a p p e n f e h l e r n konnte keine Lin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

durch Apis erzielt wer<strong>de</strong>n, je<strong>de</strong>nfalls sah hier Dr. T. <strong>von</strong> Arsenik und Bryonia<br />

besser Wirkung. 27<br />

Anmerkung 1.<br />

Es wur<strong>de</strong> weiter oben ange<strong>de</strong>utet, dass sich natürlich nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong> Fall <strong>von</strong><br />

Morbus Brightii für Apis, resp. Apisin eigene; auf die Frage nun, wo soll das verheissen<strong>de</strong><br />

Mittel gegeben wer<strong>de</strong>n, scheint uns das P u h l m a n n ´ s c h e Lehrbuch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

hom. Therapie die richtige und zugleich conciseste Antwort zu geben. Folgen<strong>de</strong><br />

Stelle <strong>de</strong>s I. Ban<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> e r s t e n Aufl. (S. 448) gehört hierher:<br />

27 Allg. Hom. Z. Bd. 64, No. 8.<br />

43


„Der secundäre Morbus Brightii (also die parenchymatöse Nieren-<br />

Entzündung) wird bekanntlich am häufigsten nach Scharlach beobachtet und verläuft<br />

in diesem Falle, unter ziemlich hohen Temperaturen, sehr rapi<strong>de</strong>. Der Process<br />

ist zunächst <strong><strong>de</strong>r</strong> eines einfachen Katarrhs <strong><strong>de</strong>r</strong> Harnkanälchen, und<br />

gegen diesen giebt es kein besseres Mittel, als Apisinum 3. Der wesentlich vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

Harn ist stark eiweisshaltig. Ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s angezeigt ist dieses Mittel aber,<br />

wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls sehr voll und frequent ist, wenn klopfen<strong>de</strong>, stechen<strong>de</strong> und brennen<strong>de</strong><br />

Kopfschmerzen und so lange n u r O e d e m e a n d e n H ä n d e n s i n d ,<br />

überhaupt wenn das Lei<strong>de</strong>n schnell verläuft 28 . - Zieht es sich dagegen<br />

in die Länge, gehen die Temperaturen zwar herunter, aber <strong><strong>de</strong>r</strong> H y d r o p s<br />

vermehrt sich und <strong><strong>de</strong>r</strong> Harn bleibt be<strong>de</strong>utend eiweisshaltig, so soll H e p a r s u l p h .<br />

c a l c . 3., täglich 2 - 3 Gaben verabfolgt wer<strong>de</strong>n; zumal wenn die Nierenschmerzen<br />

unbe<strong>de</strong>utend sind, und wenn wir keine Blutcylin<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>im</strong> Harn bemerken. (K a f -<br />

ka, Bähr.)<br />

Der pr<strong>im</strong>äre Morbus Brightii (also die i n t e r s t i t i e l l e Nierenentzündung) erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mittel, als Apis und Apisin (nämlich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Phosphor, Arsen und<br />

Lycopodium).“<br />

Anmerkung 2.<br />

Heilungen und Affectionen <strong><strong>de</strong>r</strong> H a r n b l a s e stehen uns zur Zeit nicht zu Gebote,<br />

doch hat Apis folgen<strong>de</strong> auf Blasenlei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Symptome: Brennen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Harnröhre vor und nach <strong>de</strong>m Harnen. Unangenehmes Gefühl in <strong><strong>de</strong>r</strong> Blase mit<br />

Abwärtsdrängen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegend <strong>de</strong>s Sphincter und häufigem Harndrang. Unfähigkeit<br />

<strong>de</strong>n Harn zu halten, mit grosser Irritation <strong><strong>de</strong>r</strong> Theile, schl<strong>im</strong>mer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht und<br />

be<strong>im</strong> Husten. Fast unaufhörlicher Harndrang. Harn hochroth und häufiger Abgang<br />

<strong>von</strong> kleinen Quantitäten. Urin strohfarbig mit ziegelrothem Bo<strong>de</strong>nsatz. 29<br />

D. Krankheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Mund- und Rachenschle<strong>im</strong>haut.<br />

I.<br />

Diphtheritis.<br />

Allgemeines.<br />

Professor L i l i e n t h a l fasst die Indicationen für Apis in <strong><strong>de</strong>r</strong> Diphtheritis,<br />

respective <strong>im</strong> Scharlach also zusammen:<br />

Trockne Nase, Trockenheit <strong>de</strong>s Halses.<br />

Haut sehr roth, heiss und empfindlich, etwas gebessert durch kalte Abwaschung;<br />

grosse Unruhe und nervöse Aufregung; ö<strong>de</strong>matöses Aussehen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Halsgeschwüre, mit stechen<strong>de</strong>n Schmerzen. H a r n u n t e r -<br />

d r ü c k u n g öfterer, als häufiges und schmerzhaftes Harnen; Röthe, Hitze, Brennen<br />

und Trockenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunge; W a s s e r s u c h t n a c h S c h a r l a c h , beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s mit<br />

28 Die A c u i t ä t <strong>de</strong>s Verlaufs sehen wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt indicatorischen Werth für Apis beanspruchen. (S.<br />

Diphtheritis, die Luxatio spontanea u. a. )<br />

29 Aus einem in <strong><strong>de</strong>r</strong> mediz. homöop. Gesellschaft zu Pennsylvanien gehaltenen Vortrag.<br />

44


hydrocephalischen Erscheinungen; typhöses Scharlach, wenn das ganz<br />

e N e r v e n s y s t e m unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Scharlachgiftes steht. 30<br />

Auch das P u h l m a n n ´ s c h e Lehrbuch betont die Scharlach-Diphtherie als<br />

die für das <strong>Bienengift</strong> (Apisinum 3.) geeignetste, „wenn hochgradiges Fieber vorhan<strong>de</strong>n,<br />

wenn die Schlingbeschwer<strong>de</strong>n sehr heftig sind, die H a r n a b s o n d e -<br />

rung sehr vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t und <strong><strong>de</strong>r</strong> Harn eiweisshaltig ist; wenn heftige Kopfschmerzen<br />

<strong>im</strong> Hinterkopf und Genick vorhan<strong>de</strong>n sind.“<br />

Neben <strong>de</strong>m <strong>Bienengift</strong>, das Einige als Diphtheritis-Prophylacticum geben, hat<br />

sich in manchen Epi<strong>de</strong>mien Lachesis bewährt. 31<br />

D r . W e i l giebt Apis <strong>im</strong> Scharlach bei starker Halsaffection; heftigen Schmerzen<br />

und drohen<strong>de</strong>m Uebergang in Diphtheritis.<br />

D r . H e y n e rühmt (in <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung <strong><strong>de</strong>r</strong> homöop. Aerzte Rheinlands und<br />

Westphalens <strong>im</strong> Jahre 1862) die vortreffliche Wirkung <strong>de</strong>s Apis mellifica selbst bei<br />

diphtheritischen M u n d - u n d R a c h e n g e s c h w ü r e n . Die eigentliche, wahre<br />

Angina diphtheritica war in<strong>de</strong>ssen bisher noch Keinem <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesen<strong>de</strong>n vorgekommen.<br />

Es scheint fast, als ob die hier erwähnten diphtheritischen Mund- und<br />

Rachengeschwüre i<strong>de</strong>ntisch wären mit <strong>de</strong>n <strong>von</strong> D r . H i r s c h beschriebenen<br />

„pr<strong>im</strong>itiv an <strong><strong>de</strong>r</strong> Tonsillarschle<strong>im</strong>haut sich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Aphthen“, weshalb wir glaubten<br />

die H e y n e ´ s c h e Empfehlung hier einschalten zu sollen.<br />

Anmerkung.<br />

K a f k a theilte mir brieflich mit, dass er A p i s gegen die nach Diphtheritis zurückbleiben<strong>de</strong><br />

Drüsen-Verhärtung mit Nutzen anwen<strong>de</strong>, während in seinem grossen<br />

Lehrbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> Hom. Therapie Apis nur empfohlen wird (neben Belladonna) gegen<br />

Angina tonsillaris o<strong><strong>de</strong>r</strong> d i e p h l e g m o n ö s e E n t z ü n d u n g d e r T o n s i l -<br />

l e n (Man<strong>de</strong>lbräune, A m y g d a l i t i s ): Be<strong>de</strong>uten<strong><strong>de</strong>r</strong> Schmerz be<strong>im</strong> Schlingen und<br />

bei Berührung <strong><strong>de</strong>r</strong> äusseren Halsgegend unterhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterkiefer, Trockenheit <strong>im</strong><br />

Hals, grosser Durst; Schlaflosigkeit, heisser Kopf, Delirien, Ueberreizung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gehörund<br />

Geruchsnerven, wobei die ganze Rachenparthie hochroth und dunkelroth erscheint,<br />

die Tonsillen hart, geschwollen und sehr schmerzhaft sind.<br />

Hier also concurriren Belladonna und Apis; „o<strong><strong>de</strong>r</strong> in schl<strong>im</strong>men Fällen auch<br />

Kali hydrojod. 3.“<br />

45<br />

Klinik.<br />

D r . B a u m a n n in Buxhe<strong>im</strong> war wohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Erste, welcher Apis gegen Diphtheritis<br />

benutze. Seine <strong>im</strong> Jahre 1861 gemachten Mittheilungen (S. Bd. 62, No. 9 <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Allg. H. Z.“) beanspruchen daher ein ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es pathologisches und therapeutisches,<br />

je selbst historisches Interesse.<br />

Er sagt dort: „Die <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Arzt in N<strong>im</strong>wegen gegebene Beschreibung ist<br />

ganz naturgetreu; die käse- o<strong><strong>de</strong>r</strong> rahmähnlichen Aftermembranen aber zeigten<br />

30 H e r i n g hält Arum triphyllum für das Specificum gegen Diphtheritis.<br />

31 D r . H e y n e und D r . S c h ö n f e l d haben Apis in <strong><strong>de</strong>r</strong> Urtinctur bei mehreren Fällen <strong>von</strong> Angina tonsillaris<br />

mit Erfolg angewen<strong>de</strong>t, während in <strong>de</strong>n Fällen, w o n u r das L e e r - u n d S p e i c h e l s c h l i n g e n<br />

s c h m e r z h a f t war, L a c h e s i s (oft in einer einzigen Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochpotenz) half (v . B ö n n i n g h a u -<br />

sen.)<br />

1.


nach meinen Beobachtungen keine Neigung, sich nach <strong>de</strong>n Seiten hin auszubreiten,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bil<strong>de</strong>ten einzelne Inseln und thürmten sich traubenförmig übereinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

auf, so dass man hätte glauben können, sie müssten sich durch die eigene<br />

Schwere <strong>von</strong> <strong>de</strong>m violetten Grun<strong>de</strong> abheben. Am meisten waren das Zäpfchen<br />

und die Gaumensegel afficirt. Am Anfange <strong><strong>de</strong>r</strong> Epi<strong>de</strong>mie wur<strong>de</strong>n nur Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> zwischen<br />

<strong>de</strong>m 3. und 10. Lebensjahre befallen; später kamen auch Erwachsene an<br />

die Reihe. Die ersten 4 Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, welche erkrankten, wur<strong>de</strong>n <strong>von</strong> einem allopathischen<br />

Arzte behan<strong>de</strong>lt und s t a r b e n r a s c h a m 3 . u n d 4 . T a g . Die Höllensteinbetupfungen<br />

waren <strong>von</strong> sehr schlechter Wirkung. Mein erster Patient war ein<br />

Knabe <strong>von</strong> 10 Jahren, <strong>de</strong>ssen jüngerer Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> als Leiche noch <strong>im</strong> Haus lag. Die<br />

Symptome <strong>de</strong>uteten unzweifelhaft auf eine croupöse Entzündung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rachenschle<strong>im</strong>haut;<br />

die ganze Rachenhöhle sah aus, a l s o b s i e m i t k l e i n e r e n<br />

und grösseren Stückchen <strong>von</strong> Milchkäse besäet wäre.<br />

Hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Mittelwahl war mein erster Gedanke Apis, mein zweiter Lachesis.<br />

Aengstlich gemacht durch die vorausgegangenen To<strong>de</strong>sfälle unter allopathischer<br />

Behandlung und besorgt um die Ehre <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Homöopathie</strong>, liess ich <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheit<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> noch besser <strong><strong>de</strong>r</strong> Unsicherheit wegen bei<strong>de</strong> Mittel in zweistündigem<br />

Wechsel nehmen, <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 15. Verdünnung 1 Tropfen. Am 6. Tag entliess ich <strong>de</strong>n<br />

Kranken als genesen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung. Unglücklicherweise wollte ich aber eine<br />

„reine Erfahrung“ machen und verordnete ich <strong>de</strong>n nächsten zwei Fällen einem<br />

Knaben <strong>von</strong> 3 Jahren Apis und einem Mädchen <strong>von</strong> 9 Jahren Lachesis; <strong><strong>de</strong>r</strong> Knabe<br />

genas, das Mädchen starb am 5. Tage, nach<strong>de</strong>m es noch einige Stun<strong>de</strong>n vorher<br />

selbst aus <strong>de</strong>m Bett gegangen war, um sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe <strong>de</strong>s Fensters in <strong>de</strong>n Hals<br />

sehen zu lassen. Von da an war Apis das einzige Mittel, welches<br />

ich bei weiteren 6 Fällen mit <strong>de</strong>m günstigsten Erfolg anwend<br />

e t e . (Nur in einem einzigen Falle hielt ich es für rathsam, <strong>von</strong> Arsen Gebrauch zu<br />

machen, da die Exsudate in faulige Zersetzung überzugehen drohten.)<br />

Der panische Schrecken, <strong>de</strong>n diese Krankheit verursacht hatte, war nun gewichen.<br />

Sobald die Eltern bemerkten, dass ein Kind Schlingbeschwer<strong>de</strong>n bekam<br />

und einen steifen Hals machte, wur<strong>de</strong> zu mir geschickt und auf einige Gaben Apis<br />

15. ging je<strong>de</strong>smal <strong><strong>de</strong>r</strong> drohen<strong>de</strong> Krankheitsprocess abortiv zu Grun<strong>de</strong>; am 2. o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

4. Tag war keine Spur <strong>von</strong> Erkrankung mehr zu fin<strong>de</strong>n.“<br />

D r . B a u m a n n schliesst seine belehren<strong>de</strong>n Beobachtungen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> bemerkenswerthen<br />

Wahrnehmung, dass die allermeisten Fälle <strong>von</strong> Diphtheritis in ein<br />

und <strong>de</strong>mselben Ort vorkamen, wo einige Wochen früher <strong><strong>de</strong>r</strong> sonst seltene Typhus<br />

ziemlich häufig aufgetreten war. <strong>Das</strong> Interesse aber, welches wir gera<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Fall beanspruchen möchten, ist ein vielfaches. Einmal geht daraus<br />

hervor die Ueberlegenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> homöopathischen Schule überhaupt. Diese sieht<br />

sich einem bis dahin unbekannten in seinem Auftreten furchtbaren Krankheits-<br />

Element gegenüber, aber an Hand ihres einheitlichen rationellen Heilungsprincips<br />

fin<strong>de</strong>t sie mit scharfem Blick aus <strong>de</strong>m reichen Arsenal ihrer Waffen sofort die<br />

schneidigste und wirksamste heraus. Zweitens lehrt uns die B a u m a n n ´ s c h e<br />

Mittheilung, dass trotz scheinbarer Concurrenz eben mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitteln doch Apis<br />

die an<strong><strong>de</strong>r</strong>n in specie Lachesis aus <strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> schlug. Drittens sehen wird die<br />

phrophylactische Kraft <strong>von</strong> Apis sich bewähren, <strong><strong>de</strong>r</strong> wahre Prüfstein eines specifischen<br />

Heilmittels, wie wir <strong>de</strong>nn auch bei an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Gelegenheit das <strong>Bienengift</strong> als<br />

Prophylacticum schätzen lernten. Endlich erfreut uns mit innerer Genugthuung das<br />

gleich bei Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Epi<strong>de</strong>mie <strong>von</strong> <strong>de</strong>m bewährten Praktiker gefällte Urtheil, dass<br />

Aetzungen, Höllensteinbetupfungen u. s. w. ein Schlag in´s Wasser be<strong>de</strong>uten; ja<br />

46


noch mehr, man muss heutzutage sagen, sie tragen zum tödtlichen Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Krankheit bei.<br />

Nicht min<strong><strong>de</strong>r</strong> lehrreich ist die folgen<strong>de</strong> Diphtheritis-Heilung <strong>von</strong> D r . N a s h (in<br />

Hahneman Monthly):<br />

Ein Mädchen <strong>von</strong> 14 Jahren, mit hellem Haar, blauen Augen und nervösem Temperament,<br />

wur<strong>de</strong> zur Zeit einer mör<strong><strong>de</strong>r</strong>ischen Epi<strong>de</strong>mie <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit ergriffen. Als D r .<br />

N a s h ihr in <strong>de</strong>n Hals sah, fand er die Man<strong>de</strong>ln und Zäpfchen heftig geschwollen, die<br />

Man<strong>de</strong>ln so sehr, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlund fast ganz verschlossen war, während das Zäpfchen wie<br />

ein langer „W a s s e r s a c k “ herunter hing. Der ganze Schlund bot ein entschie<strong>de</strong>n ö d e -<br />

m a t ö s e s Aussehen dar (wässerig und durchsichtig). Bei<strong>de</strong> Man<strong>de</strong>ln waren mit einer<br />

g e l b l i c h e n Membran be<strong>de</strong>ckt, während eine solche zugleich einen Ring um das Zäpfchen<br />

bil<strong>de</strong>te.<br />

Grosse Verstopfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Nase (das Athmen konnte durch zwei Z<strong>im</strong>mer gehört<br />

wer<strong>de</strong>n). Schlingen fast unmöglich wegen Schmerz, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bis in die Ohren erstreckte,<br />

grosse Unruhe, Umherwerfen <strong>im</strong> Bett, Schlaflosigkeit, Puls 130, H a u t a b w e c h s e l n d<br />

heiss und trocken, dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> reichlich schwitzend (sehr charakteristisch<br />

für Apis). „Hier lag ein Fall vor“ - schreibt Dr. N. - „in welchem ein Mittel klar und entschie<strong>de</strong>n<br />

angezeigt war, und ich glaube, dass kein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es <strong>de</strong>n Fall geheilt hätte.“ Apis 6.<br />

wur<strong>de</strong> alle zwei Stun<strong>de</strong>n gereicht mit <strong>de</strong>m Erfolg, dass nach sechs Stun<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls auf 100<br />

reducirt war und <strong>de</strong>m Fortschritt <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit sofort Einhalt geschah, während die Besserung<br />

ohne Unterbrechung bis zur vollständigen Genesung fortschritt.<br />

„Dieses Mittel wur<strong>de</strong> später in mehreren Fällen mit Erfolg angewen<strong>de</strong>t, und<br />

ich bin vollkommen überzeugt, dass Apis eines unserer besten Mittel in dieser<br />

schrecklichen Krankheit ist. Natürlich kann man sich aber nur dann darauf verlassen,<br />

wenn es, wie je<strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mittel, gehörig angezeigt ist. 32<br />

D r . A r n u l p h y beschreibt einen Fall <strong>von</strong> bösartiger Scarlatina bei einem<br />

16jährigen Mädchen, wo Aconit und Belldonna vollständig <strong>im</strong> Stich liessen. Prof. I m p e r t -<br />

G o u r b e y r e , <strong><strong>de</strong>r</strong> sich gera<strong>de</strong> in Nizza befand, wur<strong>de</strong> zugezogen, schon vorher aber war<br />

Apis 3. gegeben wor<strong>de</strong>n, 2 Tropfen in 4 Unzen Wasser, 2stündlich 1 Kaffeelöffel, und bei<strong>de</strong><br />

Collegen hatten nun die Genugthuung, eine totale Umgestaltung <strong>de</strong>s Krankheitsprocesses<br />

zu constatiren. Namentlich waren seit <strong>de</strong>m Gebrauch <strong>von</strong> Apis eigenthümliche pseudomembranartige<br />

Stücken <strong>von</strong> Mund- und Pharynxschle<strong>im</strong>haut gelöst wor<strong>de</strong>n. Offenbar<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um Complication mit Diphtheritis. Trotz<strong>de</strong>m gelang es die Dauer dieser<br />

malignen Form auf acht Tage zu beschränken. 33<br />

2.<br />

3.<br />

Anmerkung.<br />

D r . S y b e l in Aschersleben sagt in seinen praktischen Mittheilungen - Allgem.<br />

Hom.- Z. Bd. 74, No. 13 -, dass er bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Diphtherie zu Anfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkrankung<br />

32 D r . D i t t r i c h in Dres<strong>de</strong>n half Apis 3. bei <strong>de</strong>n gutartigen Fällen, ungefähr sechs, sehr gut, während in<br />

<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Erkrankungen die günstige Wirkung <strong>von</strong> Apis nicht zu erkennen war, die diphtheritische Ablagerung<br />

stets überhand nahm, die ganze Rachenparthie ergriff, bis in die Nasenhöhlen sich erstreckte, aus<br />

<strong>de</strong>nen sich massenhafter Ausfluss ergoss. In diesen Fällen half Merc. corros. 3. bei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, und bei Erwachsenen<br />

Merc. corros. 2., zweistündlich 1 Gran (=0,06). Allg. H. Z. Bd. 85, No. 11.<br />

33 Bibliothèque hom. 1868, 2.<br />

47


mit Apis in Tropfen sehr gut fahre; zeigt aber dieses Mittel ausnahmsweise binnen<br />

zwei Mal 24 Stun<strong>de</strong>n keine <strong>de</strong>utliche Besserung, so giebt er Acid. nitri 2. Verd.<br />

(entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> allein o<strong><strong>de</strong>r</strong>, in zweifelhafter Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis, alternative).<br />

4. Diphtheritis.<br />

Ein junger Mann erkrankte plötzlich, etwa 19 Tage vor seiner Hochzeit, mit starkem<br />

Fieber und Schüttelfrost. Am Tage nachher, Sonntag, fin<strong>de</strong>t D r . F i s c h e r - Berlin - <strong>de</strong>n Patienten<br />

mit starkem Fieber, Trockenheit <strong>de</strong>s Halses und starker Röthe <strong><strong>de</strong>r</strong> Gaumensegel.<br />

Belladonna.<br />

Montag: Ganzer Gaumen und Zäpfchen mit weissem d i p h t h e r i t i s c h e m Belag<br />

be<strong>de</strong>ckt.<br />

Apis 100. Glob. in Lösung (Verd. selbst bereitet). Dienstag besser. Mittwoch rechts<br />

noch ein wenig Belag. Donnerstag noch eine Spur. Am Dienstag darauf <strong>im</strong> besten<br />

Wohlsein Hochzeit. 34<br />

II. Angina faucium phlegmonosa.<br />

Von Dr. Baumann in Buxhe<strong>im</strong>.<br />

Klinik.<br />

F r i e d r i c h P r o b s t in Thonnhe<strong>im</strong>, 23 Jahre alt, <strong>von</strong> kräftigem Körperbau, war, als<br />

ich gerufen wur<strong>de</strong>, seit fünf Tagen erkrankt. Krankheitsbild: Soporöser zustand (Coma vigil);<br />

auf heftiges Rütteln und lautes Aufschreien öffnete er für einige Augenblicke die Augen.<br />

<strong>Das</strong> Gesicht aufgetrieben, cyanotisch verfärbt; ringsum die Unterkieferdrüsen angeschwollen,<br />

Zunge zwischen <strong>de</strong>n Zähnen eingekeilt, mit croupartigem Belage; die Schle<strong>im</strong>haut <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lippen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Backenwän<strong>de</strong> mit käseähnlichen Exsudaten be<strong>de</strong>ckt, jedoch kein übler<br />

Geruch. Verlust <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache und <strong>de</strong>s Schlingvermögens. Athemholen äusserst schwierig<br />

und pfeifend. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht heftige, periodisch exacerbiren<strong>de</strong> Erstickungszufälle mit beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

behin<strong><strong>de</strong>r</strong>tem Einathmen. Puls frequent, klein, <strong>im</strong> höchsten Grad unregelmässig.<br />

Es wer<strong>de</strong>n 8 - 10 Tropfen <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Apis-Verdünnung in die Mundhöhle geträufelt. Im<br />

Nacken Einreibungen mit <strong>de</strong>mselben Mittel. Nach<strong>de</strong>m dasselbe Verfahren innerhalb 6<br />

Stun<strong>de</strong>n viermal wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt wor<strong>de</strong>n war, ging die Zunge hinter die Zähne zurück, die Erstickungsanfälle<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holten sich zwar noch öfter aber schwächer und schwächer wer<strong>de</strong>nd,<br />

und schien <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Einträufelung etwas verschluckt zu haben.<br />

<strong>Das</strong> Verfahren wird bis zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tag fortgesetzt, wo eine unverkennbare Besserung eingetreten<br />

ist. - Alle 3 Stun<strong>de</strong>n ein Tropfen Apis 1. und nach 3 Tagen alle 6 Stun<strong>de</strong>n eine Gabe.<br />

Am 10. Tage ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke Reconvalescent. 35<br />

Anmerkung.<br />

Neun Fälle <strong>von</strong> Halsweh heilte Y e l d h a m . Schmerz und Beschwer<strong>de</strong> be<strong>im</strong><br />

Schlingen, Röthe und Entzündung <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s, <strong><strong>de</strong>r</strong> Man<strong>de</strong>ln und <strong>de</strong>s Zäpfchens,<br />

mit starker Schle<strong>im</strong>abson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung an <strong>de</strong>n afficirten Theilen;<br />

dabei starkes Fieber mit Kopfweh und Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>schmerzen sind die angegebenen<br />

Symptome. In einem Falle war Scharlach die Ursache <strong><strong>de</strong>r</strong> Hals- (wohl richtiger Rachen-)bräune.<br />

In allen Fällen soll Apis 3. vierstündlich o<strong><strong>de</strong>r</strong> zweistündlich, zuweilen<br />

auch <strong>im</strong> Wechsel mit Acon. wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar schell geholfen haben.<br />

34 Bd. 92 <strong><strong>de</strong>r</strong> A. H. Z. S. 45.<br />

35 S. 20 <strong>im</strong> 61. Bd. d. Allg. H. Z.<br />

48


III: Stomatitis aphthosa. Aphthen.<br />

Aphthöse Halsentzündung.<br />

Eine junge vollsaftige kräftige Frau war <strong>von</strong> D r . H i r s c h - Prag - vier Tage an S t o -<br />

m a t i t i s a p h t h o s a behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n. Zahlreiche höchst schmerzhafte Aphthen hatten<br />

bei Beginn <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns theils die Innenseite <strong><strong>de</strong>r</strong> Lippen, theils die Schle<strong>im</strong>haut <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wangen befallen. Bei <strong>de</strong>m anfänglichen Gebrauche <strong>von</strong> Merc. solubilis und <strong>de</strong>m nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

<strong>von</strong> Nitri. acidum war bis zum vierten Tage <strong><strong>de</strong>r</strong> grösste Theil <strong><strong>de</strong>r</strong> so zahlreichen<br />

Aphthen zur Heilung gebracht, doch fand sich bei Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rachenhöhle, wobei<br />

die Patientin über S c h l i n g b e s c h w e r d e n zu klagen begann, ein ähnlicher neu entstan<strong>de</strong>ner<br />

Vorgang <strong>von</strong> Aphthenbildung a u f d e r S c h l e i m h a u t b e i d e r M a n -<br />

d e l n . D r . H i r s c h ´s Wahl fiel nun auf Apis, da es ihm schon öfter gelungen war, <strong><strong>de</strong>r</strong>gleichen,<br />

pr<strong>im</strong>itiv an <strong><strong>de</strong>r</strong> Tonsillarschle<strong>im</strong>haut sich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Aphthen durch Apis rasch<br />

zu beseitigen.<br />

Zwei Tropfen <strong><strong>de</strong>r</strong> 6. Verdünnung wur<strong>de</strong>n mit einem halben Glas Wasser gemischt und<br />

2stündlich 2 Kaffeelöffel voll da<strong>von</strong> verabreicht. Am nächsten Tage bereits war die<br />

vortheilhafte Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung unverkennbar. Nicht blos an <strong><strong>de</strong>r</strong> Schle<strong>im</strong>haut <strong>de</strong>s Rachens,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch an jener <strong><strong>de</strong>r</strong> Mundhöhle, die Tags zu vor noch <strong>im</strong>mer stellenweise krankhaft<br />

afficirt war, zeigte sich das objective Krankheitsbild ganz ähnlich einem in <strong>de</strong>n Momenten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verschwin<strong>de</strong>ns begriffenen Nebelbil<strong>de</strong> und in <strong>de</strong>mselben Maasse waren auch die subjectiven<br />

Symptome ihrem Erlöschen nahe, so dass am nächsten Tage die Patientin sich<br />

selbst als vollkommen geheilt erklärte. - 36<br />

E: Affectionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Darmschle<strong>im</strong>haut.<br />

Klinik<br />

Apis gegen chronischen und acuten Durchfall.<br />

Ein grosser, kräftiger, 38jähriger Neger hat seit 20 Monaten Durchfall, gegen <strong>de</strong>n alle<br />

Mittel erfolglos gewesen sind. Er hat 6 bis 8 Stühle <strong>de</strong>n Tag über und 4 bis 5 Nachts; sie sind<br />

dunkel, stinkend, weich, mit dunkelbraunem Blute und glasigem Schle<strong>im</strong> gemengt und<br />

schwer zurückzuhalten; sogleich nach <strong>de</strong>m Essen heftiger Drang zum Stuhle. Beständiges<br />

Kollern <strong>im</strong> Bauche mit Kolik, schl<strong>im</strong>mer während <strong>de</strong>s Stuhles. Appetit nur zuweilen hinreichend,<br />

sonst keinen. Geringer Kopfschmerz. Nicht viel Schlaf Nachts. Harn dunkelbraun,<br />

klar, mit geringem Bo<strong>de</strong>nsatz und <strong>von</strong> 1,0245 spec. Gewicht.<br />

Apis 12. 7 Tropfen auf ½ Maasskanne Wasser, täglich einen Schluck. Eie Woche später<br />

kann er <strong>de</strong>n Stuhl zurückhalten, auch be<strong>im</strong> Abgang <strong>von</strong> Wind; weniger Blut, Kolik und<br />

Stühle. Nach 2 Wochen kein Stuhl mehr Nachts. Völlige Heilung in 2 Wochen.<br />

(North. Amer. Journ. Nr. 93, Aug. 1875, S. 112. Higgins.)<br />

36 D r . H i r s c h , ein grosser Verehrer <strong>von</strong> Apis in <strong>de</strong>n genannten Fällen, verhelt aber nicht, das zuweilen<br />

Apis sowohl, als Mercur sol., <strong>de</strong>n er in 2. Verreibung dre<strong>im</strong>al täglich trocken auf die Zunge nehmen lässt,<br />

ebenso Acid. nitri, das er „nach vollkommen o<strong><strong>de</strong>r</strong> grösstentheils gewichenem rothen Hofe <strong><strong>de</strong>r</strong> Aphthe“<br />

giebt, <strong>im</strong> Stiche lassen. In solchen perniciösen Fällen nun, wobei trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> n i c h t gar intensiven Röthe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

n i c h t be<strong>de</strong>utend geschwollenen Schle<strong>im</strong>haut eine hochgradige Schlingbeschwer<strong>de</strong> sich bemerkbar<br />

macht und gleichzeitig eine vermehrte Thätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> benachbarten Schle<strong>im</strong>drüsen sich zeigt (stets mühsames<br />

Ausspucken eines zähen Schle<strong>im</strong>s), giebt <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe A l a u n , einen Gran <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Dec<strong>im</strong>alverreibung<br />

in einem Trinkglas Wasser. Von dieser Lösung je<strong>de</strong> zweite Stun<strong>de</strong> einen Theelöffel voll in <strong>de</strong>n Mund zu nehmen,<br />

daselbst durch 1 - 2 Minuten in ganz ruhiger Rückenlage zu behalten und dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ausfliessen zu<br />

lassen. (Allg. Hom. Z. Bd. 80, No. 13.)<br />

49


Ein 68jähriger Mann hat seit 2 Jahren Durchfall. Viele Mittel erfolglos. Den Tag über 2 -<br />

3, Nachts 5 - 6 reichliche, aschfarbige, stinken<strong>de</strong>, halbflüssige, halbfeste Stühle; oft kann er<br />

nicht Urin lassen, ohne dass nicht auch zugleich Stuhl abgeht. Gebratene Speisen verschl<strong>im</strong>mern.<br />

Apis 12., täglich eine Gabe,. besserte sogleich und heilte in 3 Wochen. - Ebenda. -<br />

Ein 40jähriges, unverheirathetes Dienstmädchen hat seit 5 Monaten Durchfall. Des<br />

Tages 5 - 6, Nachts 6 - 7 halbflüssige, blutige Stühle: viel Schmerz quer über <strong>de</strong>n Bauch und<br />

beständiger Tenesmus; Bauch empfindlich gegen Druck. Schmerzhaftes Drängen nach unten<br />

links in <strong><strong>de</strong>r</strong> Brust. Viele Mittel erfolglos, auch Merc. viv. 6.<br />

Apis 12., 2stpündlich, besserte n 3 Tagen und heilte in 10 Tagen. - Ebenda. -<br />

2.<br />

3.<br />

4. und 5.<br />

Ein 32jähriger, schwarzhaariger, blauäugiger Schmied hatte colliquativen Durchfall<br />

mit Erbrechen und heftiger Kolik, wahrscheinlich in Folge <strong>von</strong> Genuss verdorbener Austern.<br />

Kollern <strong>im</strong> Bauche.<br />

Apis 12., 3 Tropfen auf ein Glas Wasser, einen Löffel voll, zweistündlich; eine Gabe beseitigte<br />

in 15 Minuten alle Beschwer<strong>de</strong>n. -<br />

Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er ähnlicher Fall in Folge <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Gelegenheitsursache, aber mit heftigerer<br />

Kolik genas auf eine Gabe Apis 12. in 10 Minuten.<br />

Eine 46jährige, grosse, kräftige Negerin hat seit 4 - 5 Tagen blutige Stühle mit Tenesmus.<br />

Beständiges Drängen nach unten mit Neigung zu Stuhl; alle Stun<strong>de</strong>n eine geringe Ausleerung.<br />

Apis 12. in Wasser stündlich: Erleichterung nach <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Gabe.<br />

Eine 27jährige stillen<strong>de</strong> Frau hat seit 4 Tagen blutigen Durchfall mit Blutabgang vom<br />

Uterus und hin und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mit geringen krampfhaften Schmerzen <strong>im</strong> Leibe.<br />

Apis 30. in Wasser, zwe<strong>im</strong>al täglich, heilte in einem Tage.<br />

6.<br />

7.<br />

Anmerkung.<br />

Diese ein und <strong>de</strong>mselben Autor entlehnten Fälle <strong>von</strong> Heilung, o<strong><strong>de</strong>r</strong>, wie in Nr.<br />

6. - <strong>von</strong> Besserung - geben uns interessanten Aufschluss über einige wichtige therapeutische<br />

Eigenschaften <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es. Hierdurch reiht sich dasselbe unmittelbar<br />

an Ipecacuanha, Phosphor, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s aber an Mercurius bichloratus corrosivus<br />

an (mit <strong>de</strong>m es, wie wir bereits sahen, auch die antidiphtheritische Eigenschaft<br />

theilt.) Der Subl<strong>im</strong>at hat offenbar häufigere Berechtigung, in<strong>de</strong>ssen lernt<br />

man aus <strong>de</strong>n citirten Heilungen, dass da, wo <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe etwa <strong>im</strong> Stich lässt, durchaus<br />

noch kein Grund vorhan<strong>de</strong>n ist, die Hän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Schooss zu legen. Denn blutige,<br />

diarrhoisch-schle<strong>im</strong>ige Stühle mit Tenesmus heilt auch Apis.<br />

50


Ob Dr. H. in Bezug auf die Dosis <strong>im</strong>mer <strong>de</strong>n rechten Weg eingeschlagen hat,<br />

steht dahin. So könnte man Anstoss nehmen, dass in einem 5 Monate währen<strong>de</strong>n<br />

Lei<strong>de</strong>n (Fall 3) Apis z w e i s t ü n d l i c h , in <strong>de</strong>m acuten Auftreten <strong>de</strong>s Darmkatarrhs<br />

aber (Fall 7) nur früh und Abends verabreicht wird. -<br />

C h a r g é zählt Apis zu <strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> C h o l e r a i n f a n t u m hilfreichen Mitteln.<br />

M o r t i n g betont das Eintreten <strong><strong>de</strong>r</strong> Apis-Diarrhoe f r ü h , schliesst aber seinen<br />

pathogenetischen Ueberblick über das <strong>Bienengift</strong> damit, dass er <strong>de</strong>n Eintritt bez.<br />

die Verschl<strong>im</strong>merung <strong><strong>de</strong>r</strong> Haupt-Symptome auf <strong>de</strong>n A b e n d verlegt.<br />

Ganz in Uebereinst<strong>im</strong>mung mit <strong>de</strong>m eben ausgesprochene Hinweis auf die in<br />

therapeutischer Beziehung bestehen<strong>de</strong> Aehnlichkeit <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es mit <strong>de</strong>m an<br />

Intensität nicht nachstehen<strong>de</strong>n Quecksilbergifte, speciell aber mit <strong>de</strong>m Subl<strong>im</strong>at,<br />

reihen wir die folgen<strong>de</strong> Heilung an:<br />

Ein 40jähriger Mann hatte sich <strong>im</strong> Frühjahr wahrscheinlich durch Erkältung <strong><strong>de</strong>r</strong> Füsse,<br />

einen h e f t i g e n D u r c h f a l l zugezogen, <strong><strong>de</strong>r</strong> anfangs weniger beachtet, nach 8 - 10<br />

Tagen einen r u h r a r t i g e n C h a r a k t e r angenommen hatte. Der Stuhl erfolgte innerhalb<br />

24 Stun<strong>de</strong>n wohl 15 - 20 Mal; zuletzt war blos heftiger S t u h l z w a n g mit Entleerung<br />

einer sehr geringen, zähen, mit B l u t s t r e i f e n d u r c h z o g e n e n S c h l e i m m a s s e<br />

vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Mercur. corr. 3. beseitigte wohl nach einigen Tagen diesen Anfall, doch blieb die<br />

Neigung zur Diarrhöe zurück, die sich <strong>de</strong>nn auch nach je<strong><strong>de</strong>r</strong> unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Erkältung<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach <strong>de</strong>m geringsten Diätfehler wie<strong><strong>de</strong>r</strong> einstellte, ohne jedoch die Heftigkeit <strong>de</strong>s ersten<br />

Anfalles zu erreichen. Namentlich konnte Patient Früchte, saure Speisen, Salate u. s. w.,<br />

die er früher sehr liebte, durchaus nicht mehr vertragen; die geringste Menge da<strong>von</strong> genossen,<br />

brachte ein Recidiv zu Stan<strong>de</strong>.<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke ungefähr ein halbes Jahr an diesem Uebel, das ihn sehr herabbrachte,<br />

gelitten hatte und die gewöhnlich gegen <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Fälle angewandten Mittel:<br />

Ipecacuanha, Dulcam., Acid. phosphoricum, Pulsatilla, Mercur, Arsenicum, Veratrum, Nux -<br />

v., Sulphur sich mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger unwirksam gezeigt hatten, gab D r . P e r u t z (Teplitz)<br />

<strong>de</strong>m Kranken Apis 2., wodurch nicht nur <strong><strong>de</strong>r</strong> letzte Anfall förmlich coupirt wur<strong>de</strong>, da hierauf<br />

nur noch eine einzige flüssige Ausleerung erfolgte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es wur<strong>de</strong> auch durch <strong>de</strong>n Fortgebrauch<br />

dieses Mittels die Disposition zu <strong>de</strong>m Lei<strong>de</strong>n getilgt, so dass seit 8 Monaten sich<br />

kein Rückfall zeigte und Patient Früchte, Salate etc. ohne die geringste Unbequemlichkeit<br />

befürchten zu müssen, geniessen kann. 37<br />

Mit Apis heilte D r . A . S . S i g m a n n , Pressburg, eine in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sommerzeit mehrere<br />

Monate bestehen<strong>de</strong> Diarrhöe b i l i ö s e r N a t u r bei einem 28jährgen, kräftigen, sonst gesun<strong>de</strong>n<br />

Manne. Durch Missbrauch <strong>von</strong> Abführmitteln bei ohnehin gereiztem Zustan<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gallenapparate war diese Diarrhöe entstan<strong>de</strong>n und trotz vieler angewandter Arzneien bis<br />

dahin nicht zum Stillstand o<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Heilung gebracht wur<strong>de</strong>.<br />

8.<br />

9.<br />

37 Allg. H. Z. Bd. 62, Nr. 24. - <strong>Das</strong> obigen Mitteln (also auch Apis) gegen chronischen Durchfall, namentlich<br />

bei rheumatischer Diathese und bei bestehen<strong><strong>de</strong>r</strong> hydrogenoi<strong><strong>de</strong>r</strong> Körperconstitution reiht sich übrigens neuerdings<br />

noch die Salicylsäure, respective Natrum salicylicum an.<br />

51


F. Apis <strong>im</strong> Typhus und Wechselfieber.<br />

Allgemeines.<br />

Nach<strong>de</strong>m D r . W o l f aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Pathogenese <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es <strong>de</strong>ssen vorzugsweise<br />

Einwirkung auf die Schle<strong>im</strong>häute <strong>de</strong>s g a n z e n A l i m e n t a r k a n a l s erkannte<br />

(und in <strong><strong>de</strong>r</strong> That wir sehen Apis ebenso gut die <strong>im</strong> Mastdarm sitzen<strong>de</strong> Ruhr,<br />

wie die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mundhöhle auftreten<strong>de</strong>n Aphthen heilen), vermuthete <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe,<br />

dass auch <strong><strong>de</strong>r</strong> t y p h ö s e Process (Darm- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Unterleibstyphus) ei geeignetes Heilobject<br />

für das Mitteil sei, nur erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>e dasselbe, je vollen<strong>de</strong>ter <strong><strong>de</strong>r</strong> Typhus, eine um<br />

so längere fortgesetzte Einwirkung, um allmälig die so stark afficirte Schle<strong>im</strong>haut<br />

<strong>de</strong>s ganzen Verdauungskanals auszuheilen, die Durchfälle in normalen Stuhl umzuwan<strong>de</strong>ln,<br />

einen ruhigen natürlichen Schlaf herzustellen u. s. w. Während daher<br />

<strong>im</strong> Anfange einige Tropfen <strong><strong>de</strong>r</strong> 3. Verdünnung in Wasserlösung überraschen<strong>de</strong> Erleichterung<br />

bringen, genüge dies nicht mehr, sobald die Entwicklung <strong>de</strong>s typhösen<br />

Charakters nicht abzuwen<strong>de</strong>n, sobald apathisches, bewusstloses, soporöses Darnie<strong><strong>de</strong>r</strong>liegen<br />

mit <strong>de</strong>lieren<strong>de</strong>m Murmeln bestehen; Schwerhörigkeit, Unfähigkeit die<br />

Zunge herauszustrecken, o<strong><strong>de</strong>r</strong> zum Sprechen zu bewegen, Trockenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunge<br />

mit Rissig--, Wund-, Blasig-, Geschwürigwer<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong>selben; erschwertes Schlingen,<br />

schmerzhafte, gegen Berührung und Druck empfindliche Spannung und Auftreibung<br />

<strong>de</strong>s Bauches, lange fehlen<strong>de</strong> Darmausleerung, o<strong><strong>de</strong>r</strong> in schl<strong>im</strong>meren Fällen<br />

häufiger, schmerzhaftem, fauliger, unwillkürlicher Durchfall etc. etc.<br />

Klinik.<br />

1. Typhus.<br />

N., 40jähriger Lohnkutscher, erkrankte an <strong>de</strong>n gewöhnlichen Erscheinungen <strong>de</strong>s Typhus.<br />

Der Durchfall gelblich wässerig, war sehr häufig und lange andauernd. Nach<strong>de</strong>m<br />

Bryonia und Rhus und be<strong>im</strong> Eintreten einer grösseren Stupidität Acid. muriat. erfolglos angewen<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n waren, führte D r . H . M u h r <strong><strong>de</strong>r</strong> dabei stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> trockene und mit<br />

Brechwürgen endigen<strong>de</strong>, das Liegen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Seite nicht gestatten<strong>de</strong> Husten auf A-<br />

pis, wobei <strong>de</strong>nn auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Krake, nach<strong>de</strong>m er 4 Woche darnie<strong><strong>de</strong>r</strong>lag, in einer Woche als<br />

Reconvalescent erklärt wer<strong>de</strong>n konnte. 38<br />

2. Pustula maligna mit typhösen Erscheinungen.<br />

D r . M ü l l e r berichtete (in <strong><strong>de</strong>r</strong> am 29. Okt. zu Wien abgehaltenen Sitzung<br />

<strong>de</strong>s Vereins homöopath. Aerzte Oesterreichs) über einen Fall, <strong><strong>de</strong>r</strong> an Rotz erinnerte.<br />

Ein Kutscher kam mit einer Pustula maligna am Mittelfinger <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Hand in´s Spital;<br />

hierauf entwickelte sich eine chronische katarrhalische Ozaena, sodann eine Lymphangeitis<br />

am linken Arme mit knotenartigen Anschwellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Lymphdrüsen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe; das<br />

Zellgewebe war infiltrirt, bretthart, es kam zu Eiterung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Abscess öffnete sich spontan auf<br />

Merc. sol. und Silicea. Der Fall verlief mit bedrohlichen Allgemeinerscheinungen, mit<br />

t y p h ö s e n Symptomen, Delirien, Diarrhoe, und wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>swegen <strong>von</strong> <strong>de</strong>n oben erwähnten<br />

Mitteln A p i s , Arsen, Kampher gereicht.<br />

38 Allg. Hom. Z. Bd. 85, No. 19.<br />

52


Anmerkung.<br />

Was Apis als Fiebermittel betrifft, so rühmt M a y l ä n d e r die Heilkraft <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Nachtheilen constant höherer Temperaturen z. B. in <strong><strong>de</strong>r</strong> (granuliren<strong>de</strong>n)<br />

Coxitis und „zur Bekämpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> beständigen phogogenen Rückwirkung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Eiterbildung auf die Gesammtconstitution“, während bei zu befürchten<strong>de</strong>m<br />

Auftreten septischer Processe Lachesis vorzugsweise angezeigt sei. - Und Professor<br />

L i l i e n t h a l hält, wie wir bereits sahen, Apis in <strong>de</strong>n Scharlachformen für indicirt,<br />

in welchen das ganze Nervensystem unter <strong>de</strong>m Einflusse <strong>de</strong>s Scharlachgiftes<br />

steht (t y p h ö s e s Scharlach“).<br />

Apis <strong>im</strong> Wechselfieber. 39<br />

Allgemeines.<br />

Apis hat so zahlreiche therapeutische Berührungspunkte mit Arsenik, bekanntlich<br />

einem soveränen <strong><strong>de</strong>r</strong> China nicht nachstehen<strong>de</strong>n Wechselfiebermittel gemein,<br />

dass es Niemand Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> nehmen wird, auch <strong>von</strong> <strong>de</strong>n wechselfieberwidrigen<br />

Arznei-Tugen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es zu hören. Und die erwähnte constante Betheiligung<br />

<strong>von</strong> Milz und L e b e r an <strong>de</strong>n Vorgängen <strong><strong>de</strong>r</strong> I n t e r m i t t e n s lässt uns<br />

vermuthen, weshalb dasselbe Mittel welches in <strong>de</strong>n (auch mit Leber-Affection so<br />

häufig vergesellschafteten) erysipelatösen Processen grosse Specificität entfaltet,<br />

ebenfalls zur Malaria auffallen<strong>de</strong> Heilbeziehungen unterhält. <strong>Das</strong> Verdienst diese<br />

letzteren in das rechte Licht gestellt und nach ihrer Be<strong>de</strong>utung für die Praxis gewürdigt<br />

zu haben, gebührt D r . L e o p o l d S t e r n in Miskolcz. Derselbe stellte<br />

nach D r . W o l f ´ s Vorgang etwa um das Jahr 1860 Versuche an, die sehr günstig<br />

ausfielen. Damals bediente er sich <strong><strong>de</strong>r</strong> 3. Potenz, später griff er angeblich mit noch<br />

viel mehr Erfolg zu Hochpotenzen: Apis 100. So behan<strong>de</strong>lte er 65 Wechselfieberkranke<br />

verschie<strong>de</strong>nen Alters und Geschlechts, darunter 19 Individuen, die bereits<br />

mehrere Monate vorher das Wechselfieber zu wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holten Malen mittelst grosser<br />

Quantitäten Chinin, allein o<strong><strong>de</strong>r</strong> in Verbindung mit Eisen, Piperin etc. verscheucht<br />

hatten, und <strong>de</strong>mzufolge meist die gewöhnlichen Krankheitserscheinungen <strong>de</strong>s<br />

China-Siechthums darboten.<br />

In <strong>de</strong>n meisten Fällen reichte zur gründlichen Heilung<br />

d a s B i e n e n g i f t a l l e i n a u s , jedoch obwalten<strong><strong>de</strong>r</strong> Plethora abdominalis mit<br />

Stuhlverhärtung, Magen-, Leberbeschwer<strong>de</strong>n etc. und namentlich bei Individuen,<br />

die früher häufig Spirituosa als tägliches Getränk o<strong><strong>de</strong>r</strong> als Arznei mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

Ingredienzen als Hausmittel gebrauchten, musste Nux vom. 100. interponirt wer<strong>de</strong>n.<br />

Zumeist war schon <strong>im</strong> nächsten Fieberanfalle die mächtige Heilwirkung <strong>de</strong>s<br />

hoch potenzirten <strong>Bienengift</strong>es nicht zu verkennen, da <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe ex- und intensiv<br />

vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t erschien; <strong><strong>de</strong>r</strong> nun folgen<strong>de</strong> Paroxysmus konnte kaum noch als solcher<br />

bezeichnet wer<strong>de</strong>n. D r . S t e r n macht aber noch auf eine zweite stören<strong>de</strong><br />

Complication aufmerksam, die man mit Recht o<strong><strong>de</strong>r</strong> Unrecht „schlummern<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

latente Psora“ nennt. Nicht genug können man daher in hartnäckigen Wechselfieberfällen<br />

die Anwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> sogen. Antipsorica und namentlich <strong>de</strong>s S u l p h u r<br />

39 Wir glauben keinen Fehlgriff zu thun, wenn wir die auf das Wechselfieber bezüglichen Mittheilungen hier<br />

anreihen. Schon die Betheiligung <strong><strong>de</strong>r</strong> Milz und Leber in bei<strong>de</strong>n Erkrankungen <strong>im</strong> Verlauf <strong>de</strong>s Typhus, wie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Malaria berechtigen hierzu.<br />

53


etonen (also <strong>de</strong>s Mittels, welches doch auch die allopathische Schule in <strong><strong>de</strong>r</strong> zuerst<br />

genannten Complication <strong>von</strong> Plethora zu schätzen weis!)<br />

D r . S t e r n sah auf <strong>de</strong>n Gebrauch einiger Gaben <strong>de</strong>s hochpotenzirten<br />

Schwefels solche Wechselfieber sich mil<strong><strong>de</strong>r</strong>n und in Kürze heilen, oft auch ohne<br />

ferneren Gebrauch an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Arzneien und ohne Recidiv.<br />

In <strong>de</strong>n meisten <strong>von</strong> ihm mit Apis glücklich behan<strong>de</strong>lten Erkrankungen fehlte<br />

das Schweissstadium fast gänzlich o<strong><strong>de</strong>r</strong> war nur in unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>m Gra<strong>de</strong> vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Nicht min<strong><strong>de</strong>r</strong> charakteristisch erschien, dass diese Kranken w ä h r e n d<br />

d e s H i t z e s t a d i u m s , wobei über mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger K o p f s c h m e r z geklagt<br />

wur<strong>de</strong>, meistens in einen anhalten<strong>de</strong>n tiefen Schlaf verfielen. Für die<br />

complicirten Fälle beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s legt D r . S t e r n noch grossen Werth auf <strong>de</strong>n Aconit-<br />

Gebrauch während <strong>de</strong>s Paroxysmus (er giebt Aconit, in Hochpotenz, in 10 - 15 minütlicher<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung, allein, o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei sehr heftigem Kopfschmerz <strong>im</strong> Wechsel mit<br />

Atrop. o<strong><strong>de</strong>r</strong> Glonoin - auch hoch). Aconit, so verabreicht, coupirt sowohl das Kälte-<br />

als auch Hitzestadium, vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>de</strong>n Durst und erzeugt eine wohlthätige Ausdünstung<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen förmlichen Schweiss, wo dieser früher sich noch nicht eingestellt<br />

hatte. 40<br />

D r . P e r k i n s erzählt in einer Arbeit über das Wechselfieber einen durch Apis<br />

geheilten Fall, wo vorher Natrum mur. gegeben wor<strong>de</strong>n war, und D r . B a l k -<br />

m e i s t e r bemerkte, dass dies ein constanter Erfolg sei und Apis in fast allen Fällen<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n könnte als Ergänzung <strong>von</strong> Natrum muriaticum, bekanntlich ein<br />

seinerseits ausgezeichnetes Intermittens-Mittel (in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestalt <strong>de</strong>s Härings auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Volks-Medizin bereits geläufig).<br />

Endlich sei hier <strong><strong>de</strong>r</strong> Wechselfieber-Charakteristik gedacht, welche für Apis in<br />

einem Vortrag am Hahnemann Medical College in Chicago vom Professor <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Materia med. und Therapie, <strong>de</strong>m D o c t o r H o y n e gegeben wur<strong>de</strong> - The med.<br />

Invest., März 1870 - :<br />

„Frost gegen 4 Uhr Nachmittags; schl<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> warmen Z<strong>im</strong>mer o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nähe <strong>de</strong>s Ofens. Frost tritt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinsten Bewegung wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein, mit Hitze <strong>de</strong>s Gesichts<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Hän<strong>de</strong>. - Verschleppte Fälle; kein Schweiss; verfallen in<br />

tiefen Schlaf.“<br />

Klinik.<br />

1.<br />

Kein Schweiss!<br />

Die Abwesenheit <strong>de</strong>s Schweisses kennzeichnet auch die folgen<strong>de</strong>n <strong>von</strong> <strong>de</strong>m<br />

genannten D r . L e o p . S t e r n in Miskolcz <strong>im</strong> Jahre 1862 geheilten Fälle <strong>von</strong><br />

Wechselfieber.<br />

<strong>Das</strong>selbe grassirte <strong>im</strong> Monat September und October in ziemlich hohem Gra<strong>de</strong><br />

dort und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung. Durch quotidianen Typus sowie durch intensive Affectionen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Magenschle<strong>im</strong>haut, <strong><strong>de</strong>r</strong> Leber und Milz zeichneten sich die Fälle aus.<br />

Nach geringer und kurzdauern<strong><strong>de</strong>r</strong> K ä l t e <strong><strong>de</strong>r</strong> Extremitäten stellte sich das H i t z e -<br />

s t a d i u m ein, verbun<strong>de</strong>n mit heftigem Brechreiz und häufigem Erbrechen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

genossenen Speisen o<strong><strong>de</strong>r</strong> blossen Schle<strong>im</strong>s mit und ohne Galle; das eigentliche<br />

40 S. Allg. H. Z. Bd. 67, No. 1.<br />

54


Schweissstadium fehlte entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz, o<strong><strong>de</strong>r</strong> zeigte sich nur <strong>im</strong> geringen Gra<strong>de</strong>,<br />

dagegen aber blieben D u r s t und heftiger K o p f s c h m e r z während <strong>de</strong>s ganzen<br />

Paroxysmus selten aus. Während <strong><strong>de</strong>r</strong> Apyrexie waren Mattigkeit, Gereiztheit <strong>de</strong>s<br />

Gemüths und Appetitlosigkeit zu bemerken.<br />

Nach<strong>de</strong>m sich Ipecacuanha we<strong><strong>de</strong>r</strong> allein noch in Wechsel mit Nux vomica<br />

bewährt hatte, schritt D r . S t e r n zu <strong>de</strong>m „ihm noch in gutem An<strong>de</strong>nken gebliebenen,<br />

mächtigen Antipyreticum, Apis mellifica und versuchte sie hier in <strong><strong>de</strong>r</strong> 100.<br />

Potenz anzuwen<strong>de</strong>n.<br />

In 11 Fällen reichte sie allein aus zur Beseitigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Paroxysmen, die sich<br />

nach ihrer Anwendung höchstens noch 2 - 3 Mal, aber mit <strong>im</strong>mer geringerer Intensität<br />

und Dauer zeigten. In <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en 7 Fällen mit hartnäckiger Stuhlverstopfung<br />

und grosser Schmerzhaftigkeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regio epigastrica vollen<strong>de</strong>ten noch einige<br />

Gaben Nux vomica die gründliche Heilung. 41<br />

Ein vierjähriger Knabe, einziges Kind, daher verweichlicht und zur Weihnachtszeit mit<br />

allerlei Leckereien überfüttert, war unter <strong>de</strong>n Erscheinungen eines g a s t r i s c h e n F i e -<br />

b e r s erkrankt, aus <strong>de</strong>m sich dann eine Art W e c h s e l f i e b e r entwickelt hatte. Dagegen<br />

ward ihm allopathischer Seite Chininum sulphuricum verordnet wor<strong>de</strong>n. Da dies aber <strong>de</strong>m<br />

Jungen nicht beizubringen war, so nahm man Zuflucht zur <strong>Homöopathie</strong>.<br />

D r . M o s s a fand <strong>de</strong>n Jungen mit einem blassen Gesicht, die Hauttemperatur etwas<br />

erhöht, <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterleib aufgetrieben, sehr empfindlich bei Druck, die Zunge weisslich, mit<br />

röthlichen Punkten. <strong>Das</strong> Fieber hat das Eigenthümliche, dass es erst Nachmittags um 2 Uhr<br />

mit Frösteln beginnt, worauf Hitze mit Kopfweh erscheint, die Nacht w e n i g S c h w e i s s ;<br />

am nächsten Vormittag ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Knabe ziemlich munter und spielt sogar <strong>im</strong> Bett. Der Appetit<br />

war gering; <strong><strong>de</strong>r</strong> Stuhl bot nichts Krankhaftes; Urin wenig, geröthet. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Menge <strong><strong>de</strong>r</strong> hier in<br />

die Wahl fallen<strong>de</strong>n Mittel gab die Ueberempfindlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauch<strong>de</strong>cken und <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstand,<br />

dass um jene Zeit Masern, Scharlach und Diphtheritis landläufig waren, die Entscheidung<br />

für A p i s , wo<strong>von</strong> 5 Körnchen <strong><strong>de</strong>r</strong> 30. Potenz in Wasser gelöst, dreistündlich ein<br />

Schlückchen gegeben wur<strong>de</strong>n; und dies „Doctor-Wasser“, wie es <strong><strong>de</strong>r</strong> Knabe in seiner naiven<br />

Weise nannte, traf wirklich das Beste.<br />

Es kam, trotz <strong>de</strong>m ängstlichen Aufmerken <strong><strong>de</strong>r</strong> lieben Eltern, gar kein Fieberanfall mehr<br />

zum Vorschein; die Krankheit war gehoben und alle Functionen regelten sich in kurzer Zeit.<br />

„Derartige Fälle“, schliesst D r . M o s s a , „obwohl wir sie öfters erleben, haben für<br />

<strong>de</strong>n Arzt, noch mehr aber für das Publicum, etwas Ueberraschen<strong>de</strong>s, fast Zauberhaftes.“ 42<br />

2.<br />

G. Krankheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> weiblichen Geschlechts-Sphäre.<br />

Allgemeines.<br />

Apis mellifica übt eine specifische Wirkung auf die E i e r s t ö c k e aus, in<strong>de</strong>m<br />

sie dieselben sehr reizt.<br />

Sie soll bei schwangeren Frauen oft Fehlgeburten verursacht haben, und heilte<br />

Amenorrhöe, Dysmenorrhöe und Menorrhagie, a l s F o l g e v o n a c t i v e r<br />

C o n g e s t i o n zu <strong>de</strong>n Eierstöcken, und selbst chronische Affectionen <strong><strong>de</strong>r</strong> letzteren.<br />

-<br />

41 Allg. H. Z. Bd. 62, No. 7.<br />

42 Pop. Zeitschrift f. Homöop. 1. Juni 1875.<br />

55


Unter <strong>de</strong>n pathogenetischen Symptomen fin<strong>de</strong>n wir: „Schmerzhaftigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ovarien bei Berührung, fortwähren<strong>de</strong> Schmerzen in <strong>de</strong>n Eierstöcken mit zeitweiligem<br />

Gefühl eines Druckes nach unten in <strong>de</strong>n Ovarien und <strong>im</strong> Uterus; heftige,<br />

schnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schmerzen <strong>im</strong> linken Ovarium, zeitweilig schl<strong>im</strong>mer, sich nach abwärts<br />

bis in <strong>de</strong>n Schenkel erstreckend, heftige Anfälle <strong>von</strong> Zusammenziehung und<br />

krampfhaftem Schmerz <strong>im</strong> rechten Eierstock, alle 15 - 20 Minuten, 1 - 3 Minuten<br />

anhaltend. Sechs Tage vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Perio<strong>de</strong> Gefühl <strong>von</strong> Schwere und Druck in <strong>de</strong>n<br />

Ovarien; pressen<strong>de</strong> Schmerzen <strong>im</strong> Os uteri; vorzeitiges Erscheinen <strong><strong>de</strong>r</strong> Menses, mit<br />

ungewöhnlich copiösem Ausfluss; grosse Empfindlichkeit über <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegend <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gebärmutter, mit herabdrücken<strong>de</strong>n Schmerzen, Leukorrhöe und schmerzhaftes<br />

Harnlassen nach vier Gaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Tinctur; grüner und scharfer Weissfluss mit häufigem<br />

und schmerzhaftem Uriniren.“ Auf Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> letzteren Symptome ist Apis<br />

auch angezeigt b e i C o n g e s t i o n d e s U t e r u s . 43<br />

Dr. Betts sagt über Apis:<br />

Apis und Lach. wirkten speciell auf die O v a r i e n , während Sepia und Murex<br />

mehr auf <strong>de</strong>n Uterus einwirken.<br />

Letztere bei<strong>de</strong>n Mittel stören die Regelmässigkeit <strong>de</strong>s Monatsflusses mehr, als<br />

Apis und Lach.<br />

Apis und Lach. haben: Unterdrückung <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel mit Congestion nach <strong>de</strong>m<br />

Gehirn.<br />

Sepia und Lach. können gute Resultat bei Ulceration <strong>de</strong>s Muttermun<strong>de</strong>s geben;<br />

nicht so Apis.<br />

Apis hat acute, tiefe, „wie mit einem Dolch“ durchbohren<strong>de</strong> Schmerzen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gebärmutter o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>im</strong> collum uteri, welche zuweilen <strong>von</strong> Krämpfen und<br />

Schmerz <strong>im</strong> rechten Ovarium begleitet wer<strong>de</strong>n. 44<br />

Reihen wir hieran die sehr beachtenswerthen Winke <strong>de</strong>s erfahrenen Collegen<br />

M a y l ä n d e r , mit <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe zwei in seiner vortrefflichen Skize chirurgischer<br />

Erfahrungen veröffentlichte Heilungen <strong>von</strong> O v a r i a l c y s t e n einleitet: „<strong>Das</strong> gegen<br />

Eierstockskrankheiten in genere empfohlene <strong>Bienengift</strong> ist unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

ein mächtiges aber bisher ohne genügen<strong>de</strong> Kritik angewandtes Mittel.“<br />

M a y l ä n d e r verdient für diese Categorie <strong>von</strong> Geschwülsten <strong>de</strong>n Namen<br />

eines Specialarztes, also haben seine diagnostischen Beurtheilungen mehr Werth,<br />

als die an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Autoren; ausser<strong>de</strong>m ist <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe so frei <strong>von</strong> Vorurtheilen und Selbsttäuschung<br />

in Bezug auf die Wirkung und Leistungsfähigkeit homöopathischer Arzneien,<br />

dass auch diese objektive Nüchternheit seinen Beobachtungen zu Gute<br />

kommt. Letztere haben in ihm die Ueberzeugung hervorgerufen, dass Apisin nur<br />

auf reine, nicht mit soli<strong>de</strong>n Geschwülsten complicirte Eierstockscysten einwirkt und<br />

zwar durch Veranlassung eines zu einer Entzündung <strong><strong>de</strong>r</strong> Cystenwand führen<strong>de</strong>n<br />

Congestionszustan<strong>de</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben. In <strong><strong>de</strong>r</strong>en weiterem Verlauf kann eine Verlöthung<br />

<strong>de</strong>s Bauchfellüberzuges <strong><strong>de</strong>r</strong> Cyste mit anliegen<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>weitigen Partien<br />

<strong>de</strong>s Peritonäums, resp. <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> diesem letzteren umklei<strong>de</strong>ten Organe eingeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n durch welche ein Durchbruch <strong>de</strong>s eiterig gewor<strong>de</strong>nen Cysteninhaltes in<br />

diese Organe o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch durch die äusseren Bauch<strong>de</strong>cken erfolgen kann. Die Diagnose,<br />

ob <strong>im</strong> einzelnen Falle eine reine Cyste, ob Cyste mit s o l i d e r G e -<br />

s c h w u l s t b i l d u n g , ob soli<strong>de</strong> Ovarialgeschwulst (Cystoid, Sarkom, Dermoid-<br />

43 S. Ueber Pathologie und Therapie <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauenkrankheiten <strong>von</strong> D r . C a r f r a l , Frauenarzt <strong>im</strong> homöop.<br />

Spital zu London. S. 178 <strong><strong>de</strong>r</strong> Allg. H. Z. Bd. 95.<br />

44 S. 252 <strong>im</strong> 4. Jahrgang <strong><strong>de</strong>r</strong> R. H. Belge; und vergl. Heilung 5.<br />

56


cyste), mit freier Bauchwassersucht complicirt, vorliege, könne überhaupt und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

bei sehr ausge<strong>de</strong>hnter Anschwellung <strong>de</strong>s Unterleibes recht schwierig sein<br />

und nicht ohne Explorativpunction festgestellt wer<strong>de</strong>n, wenn auch eine e n o r m e<br />

Anschwellung <strong>de</strong>s Bauches meist zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme berechtige, dass man es mit<br />

c o m p l i c i r t e r Eierstockscyste zu thun habe. -<br />

Eine Heilung complicirter und soli<strong><strong>de</strong>r</strong> Ovarialgeschwülste<br />

ist nach Maylän<strong><strong>de</strong>r</strong>´s Beobachtung nur durch <strong><strong>de</strong>r</strong>en Exstirpation<br />

möglich.<br />

M a y l ä n d e r bediente sich, wie es scheint, stets <strong><strong>de</strong>r</strong> 3. bis 6. Verdünnung;<br />

eine sehr instructive Heilung wur<strong>de</strong> aber <strong>von</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Seite mit <strong>de</strong>m Infus mehrerer<br />

ganzer Bienen erreicht; „die ursprüngliche Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Darreichung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es<br />

gegen Wassersucht.“<br />

Klinik.<br />

I.<br />

Die Ovarien betreffen<strong>de</strong> Heilungen.<br />

1. Tumor ovarii.<br />

Frau S. in Z., 47 J., litt seit beinahe 15 Jahren an einer allmälig zunehmen<strong>de</strong>n Geschwulst<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Bauchseite, die <strong>von</strong> <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Aerzten ohne Erfolg behan<strong>de</strong>lt<br />

wor<strong>de</strong>n war. M. hat die Kranke 4 Jahre lang beobachtet, die Geschwulst als Ovarialcyste<br />

erkannt und mit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten theilweise energetischen Mitteln behan<strong>de</strong>lt -<br />

ohne je<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en als vorübergehen<strong>de</strong>n Erfolg hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitweiligen Besserung<br />

einzelner hervorstechen<strong><strong>de</strong>r</strong> Symptome. Die Frau kam schliesslich herunter, bekam g e l b -<br />

l i c h e n Teint, wur<strong>de</strong> <strong>im</strong>mer schwächer und in <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Zeit so kraftlos, dass ihr das Steigen<br />

weniger Treppenstufen die grösste Mühe machte. Der Appetit verlor sich, die Urinabson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

wur<strong>de</strong> spärlicher, die Haut war meist trocken, zeitweise trat Oe<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Füsse<br />

auf. Keine örtlichen Schmerzen. Perio<strong>de</strong> sehr spärlich in <strong>de</strong>n letzten Monaten und verspätet<br />

eintreten; weshalb sie 8 Tage lang Abends und früh Pulsatilla bekam.<br />

Nun aber erhält sie A p i s , auch früh und Abends. Nach ungefähr dreiwöchentlichem<br />

Gebrauch dieses Mittels trat eine bis dahin nicht beobachtete zunehmen<strong>de</strong><br />

Schmerzhaftigkeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschwulst ein; sie wur<strong>de</strong> gegen Berührung und Druck <strong>im</strong>mer<br />

empfindlicher. Diese Schmerzen steigerten sich unter hinzutreten<strong>de</strong>n Fieberbewegungen<br />

und bei eigenthümlicher Depression <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemüthsst<strong>im</strong>mung - (in welcher<br />

die Frau auf die geringste Veranlassung hin Ströme <strong>von</strong> Thränen vergoss) - binnen 10<br />

Tagen so arg, dass die Kranke mit <strong><strong>de</strong>r</strong> dringen<strong>de</strong>n Bitte um Hülfe Dr. M. kommen lässt, sie<br />

könne nicht leben und nicht sterben und sei nicht <strong>im</strong> Stan<strong>de</strong> die Arznei länger einzunehmen,<br />

da sie ihr je<strong>de</strong>smal eine auffällige Verschl<strong>im</strong>merung ihrer<br />

Schmerzen und enorme Gemüthsaufregung verursache 45 . Der Leib war<br />

stark gespannt, die Geschwulst sehr prall, sehr empfindlich bei mässigem Druck; die Kranke<br />

überhaupt in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>von</strong> häufiger Schlaflosigkeit geplagt, hatte in <strong>de</strong>n letzten<br />

Nächten so gut wie gar nicht geschlafen.<br />

Apis wird für <strong>de</strong>n Abend ausgesetzt und statt ihrer Bell. in stündlicher Gabe genommen,<br />

worauf sie <strong>von</strong> 1 Uhr ab 7 Stun<strong>de</strong>n hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> schläft, v o r h e r s i n d z w e i<br />

grosse Nachtgeschirre Urin abgegangen. Die Bauchgeschwulst ist seit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

45 Dieser <strong>de</strong>pr<strong>im</strong>iren<strong>de</strong> Einfluss auf das Gemüthsleben erinnert stark an die <strong>von</strong> D r . B ä h r beobachtete<br />

ähnliche Pr<strong>im</strong>ärwirkung <strong>de</strong>s G o l d e s , mit welchem Apis noch viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e interessante Berührungspunkte<br />

physiologischer sowie therapeutischer Art gemein hat.<br />

57


zeit vollständig verschwun<strong>de</strong>n. Der Leib fühlt sich schlank an, ist schmerzfrei. Wahrscheinlich<br />

war in Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Cyste aufgetretenen Entzündung eine Verletzung <strong><strong>de</strong>r</strong>selben mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wand <strong>de</strong>s Blasenscheitels erfolgt und hatte eine Ruptur <strong><strong>de</strong>r</strong> Cyste in die Blase stattgefun<strong>de</strong>n.<br />

Der weitere Verlauf war sehr günstig. Patientin erholte sich bei zunehmen<strong>de</strong>m Appetit<br />

zusehends. Bis dahin kaum mehr <strong>im</strong> Stan<strong>de</strong>, ihr Z<strong>im</strong>mer zu verlassen, konnte sie nach 6 Wochen<br />

bereits eine nothwendige kleine Reise <strong>von</strong> 3 Meilen ohne Beschwer<strong>de</strong>n unternehmen.<br />

Es trat kein Recidiv ein.<br />

Die Natur hat es gethan! Die Kranke wäre auch so gesund gewor<strong>de</strong>n!<br />

Diese wohlfeile Re<strong>de</strong>nsart lässt man sich wohl einmal gefallen, wenn aber<br />

Beobachtungen, wie die oben beschriebenen in duplo vorkommen, dann hat es<br />

„die Natur zwar auch gethan“, d. h. es ist keine Hexerei dabei, allein die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Absicht<br />

zu heilen und aus Grün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft verabreichte Arznei beansprucht<br />

doch nicht gänzlich ignorirt zu wer<strong>de</strong>n. So schliesst <strong>de</strong>nn auch M a y l ä n d e r ´ s Fall<br />

1 mit <strong>de</strong>n Worten: „<strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg könnte als rein zufälliger angesehen wer<strong>de</strong>n, wenn er<br />

sich nicht nach 2 Jahren in einem zweiten Falle auf ganz ähnliche Weise wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt<br />

hätte.“<br />

2. Tumor ovarii.<br />

Fr. H. in B., c. 38 J. alt. litt seit längerer Zeit an einer kindskopfgrossen Geschwulst <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

rechten Weichengegend, die als <strong>de</strong>m rechten Ovarium angehörend erkannt wur<strong>de</strong>. Die<br />

Wahrscheinlichkeits-Diagnose wur<strong>de</strong> auf einfache Ovarialcyste gestellt und <strong>de</strong>m zufolge<br />

Apis 6., 3mal täglich, gereicht. <strong>Das</strong> Präparat hatte M a y l ä n d e r selbst aus <strong>de</strong>m Gifte gereizter<br />

Bienen so bereitet, dass das Thier mit einer Pincette gefasst und das am Stachel befindliche<br />

Gifttröpfchen sofort in 60grädigen Weingeist getaucht wur<strong>de</strong>. Von diesem Präparat<br />

wur<strong>de</strong>n dann die weiteren Dilutionen angefertigt. Nach ungefähr 4wöchiger Behandlung<br />

zeigten sich Erscheinungen lebhafter Congestion nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Cyste, sie wur<strong>de</strong> schmerzhaft;<br />

nach ungefähr weiteren 14 Tagen röthete sich die überliegen<strong>de</strong> Bauchwand, nachgera<strong>de</strong><br />

zeigte sich an einer Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong>selben etwas Fluctuation, welche eine künstliche Incision<br />

veranlasste. Es wur<strong>de</strong>n durch dieselbe mehrere Tassenköpfe dünnen Eiters entleert. Die<br />

Son<strong>de</strong> drang in eine ungefähr 4 Zoll lange Höhle. Die Heilung schritt <strong>von</strong> da an günstig vorwärts,<br />

es wur<strong>de</strong> für gehöriges Offenbleiben <strong><strong>de</strong>r</strong> Fistel Sorge getragen und bei roboriren<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Behandlung und Diät war die Frau nach 3 Monaten völlig hergestellt.<br />

3. Tumor ovarii.<br />

D r . H e n d r i c h s sen. wird zu einer <strong>von</strong> <strong>de</strong>n bisherigen Aerzten aufgegebenen Frau<br />

gerufen. Sie war 60 Jahre alt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauch aufgetrieben und schmerzhaft bei Berührung. In<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Unterbauchseite fand sich eine kindskopfgrosse, glatte, schmerzhafte Geschwulst,<br />

die einen geringen Grad <strong>von</strong> Beweglichkeit besass. Die Kranke war schlaflos, hatte<br />

allen Appetit verloren und fühlte sich in einem verzweiflunsgvollen Zustand. H. erklärte<br />

die Geschwulst für einen Ovarialtumor, welcher Art konnte er nicht best<strong>im</strong>men. Die Kranke<br />

erhielt Apis 2. (3mal täglich) und in 4 Wochen war <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschwulst auch keine Spur<br />

mehr zu fin<strong>de</strong>n. Die Schmerzen waren und blieben verschwun<strong>de</strong>n, und das Allgemeinbefin<strong>de</strong>n<br />

ist gegenwärtig vollkommen gut.<br />

4. Eierstocks-Wassersucht. 46<br />

Frau Pastor M. aus B. bei H. in <strong><strong>de</strong>r</strong> Provinz Sachsen, ist 30 Jahre alt und klagt über eine<br />

Menge gastrischer Beschwer<strong>de</strong>n; Leibweh mit Drängen nach unten, Schmerzen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Un-<br />

46 S. 131, Bd. 95 d. A. H. Z.<br />

58


terbauchgegend, Vollsein und Aufgetriebenheit <strong>de</strong>s Bauches, Uebelkeit u. s. w. In <strong><strong>de</strong>r</strong> linken<br />

Weichgegend fin<strong>de</strong>t sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung eine citronenförmige harte Geschwulst,<br />

welche be<strong>im</strong> Rückwärtsbeugen und Hochlangen fühlbarer hervortritt, sich verschieben<br />

lässt und be<strong>im</strong> Liegen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Seite sich fast bis zur Mitte <strong>de</strong>s Bauches<br />

begiebt. Die Geschwulst ist nach Angabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Patientin allmälig entstan<strong>de</strong>n und <strong>im</strong> Laufe<br />

eines Jahre fühlbar, bis zur jetzigen Grösse gewachsen. Die Diagnose lässt sich hiernach mit<br />

ziemlicher Sicherheit auf einfache Eierstocks-Wassersucht (Ovarial-Cyste) stellen. -<br />

Vom 17. Oktober an bekommt Patientin Apisinum 3. Centes<strong>im</strong>al-Verreibung, je<strong>de</strong>n<br />

Morgen eine kleine Messerspitze voll in etwas Wasser.<br />

Am 20. November ist unverkennbare Besserung eingetreten, weshalb das Mittel, <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>m sie <strong>im</strong> Ganzen 10 Gramm genommen, repetirt wird.<br />

Am 9. Januar <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Jahres schreibt Herr Pastor M.: „Schon längst hätte ich<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> berichtet, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit meiner Frau nicht fortwährend günstiger<br />

gewesen wäre, und nicht ausser<strong>de</strong>m die grosse Arbeitslast <strong><strong>de</strong>r</strong> nun hinter mir liegen<strong>de</strong>n<br />

Festzeit dazu gekommen wäre. Die Geschwulst ist nunmehr ganz verschwun<strong>de</strong>n, und auch<br />

meine Frau kann keine Spur da<strong>von</strong> ent<strong>de</strong>cken. <strong>Das</strong> Drängen nach unten hat ganz aufgehört,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Stuhlgang hat sich vollständig geregelt, nur selten ist noch eine Beschwer<strong>de</strong> <strong>von</strong><br />

Blähungen beobachtet wor<strong>de</strong>n.“<br />

5. Eierstocksgeschwulst.<br />

Eine Dame hatte eine Eierstocksgeschwulst, die so gross war, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Kopf eines neugeborenen<br />

Kin<strong>de</strong>s. P r o f . B y f o r d bestätigte die Diagnose und wollte die Geschwulst in<br />

einigen Monaten exstirpiren. D r . H a l e wur<strong>de</strong> consultirt und verordnete Apis, aber in eigenthümlicher<br />

Weise. Er nahm 10 - 12 leben<strong>de</strong> Bienen, warf sie in eine Tasse und übergoss<br />

sie mit heissem Wasser. Von diesem Infusum liess er viertelstündlich einen Esslöffel voll nehmen.<br />

Schon nach 8 Tagen hatte die Geschwulst merklich abgenommen, und ehe noch<br />

die für die Operation festgesetzte Zeit kam, war sie fast ganz verschwun<strong>de</strong>n. Nach D r .<br />

M a r c y war die Infusion die ursprüngliche Form gegen Wassersucht. Verf. hat öfters noch<br />

mit <strong>de</strong>m Infus Erfolg erzielt, nach<strong>de</strong>m Tinctur und Verreibung fehlgeschlagen hatten. - Medical<br />

Investig. und A. H. Z. Bd. 83, No. 11. -<br />

II. Gebärmutterlei<strong>de</strong>n.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> am 28. und 29. Juli 1867 zu Luzern tagen<strong>de</strong>n Versammlung homöopathischer<br />

Aerzte kam ein Fall <strong>von</strong> „Gebärmutterbrand“ zur Sprache, <strong><strong>de</strong>r</strong> unter allopathischer<br />

Behandlung mit Blutigeln u. s. w. tödtlich verlaufen war. D r . F e i e r -<br />

a b e n d knüpfte daran die Geschichte eines ähnlichen Falles, mit Lungenentzündung<br />

und Kindbettfieber gepaart, welcher unter homöopathischer Behandlung<br />

genas. Es war dabei vorzüglich Apis angewandt wor<strong>de</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Besprechung dieser<br />

Fälle wur<strong>de</strong> noch auf Arnica, Secale, Arsenik und Lachesis aufmerksam gemacht.<br />

1.<br />

2. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachgeburts-Perio<strong>de</strong>.<br />

Der Thierarzt B ö h m in Gr.-Surany in Ungarn wur<strong>de</strong>, wie er in einem Artikel <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Pop. Z. f. H. S. 95 <strong>de</strong>s 5. Jahrganges sagt, in seiner langjährigen Praxis noch nie in<br />

die Nothwendigkeit versetzt, bei Verzögerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachgeburt bei Stuten, die ma-<br />

59


nuelle Lösung vorzunehmen, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Abgang <strong><strong>de</strong>r</strong>selben nach einigen Gaben Apis<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Pulsatilla, bei genügen<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegung, nach einigen Tagen stets erfolgte.<br />

S. 121 <strong>de</strong>s 7. Jahrganges <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Zeitung bespricht <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Autor einen<br />

concreten Fall, wo ein allopathischer Kollege die manuelle Lösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachgeburt<br />

für unerlässlich erklärte, wo aber eben durch Apis 3. (ohne Pulsatilla) die Lösung<br />

auf natürlichem Wege bewirkt wird, und die Stute gesund bleibt.<br />

3. Fehlerhafte Beschaffenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wehen.<br />

Apis 3. empfiehlt das P u h l m a n n ´ s c h e Lehrbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> Hom. Therapie:<br />

„Bei grosser Spannung <strong>de</strong>s Unterleibs und Empfindlichkeit <strong>de</strong>sselben gegen<br />

Berührung, sehr schmerzhaften und unwirksamen Wehen, bei ausserhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Wehen<br />

fortdauern<strong>de</strong>n Schmerzen, Hitze, Trockenheit und Empfindlichkeit <strong>de</strong>s Muttermun<strong>de</strong>s<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schei<strong>de</strong>. Fieber mit kleinem härtlichen, zusammengezogenem<br />

Pulse.“<br />

4. Blutige Milch.<br />

D r . G r a f z u r L i p p e theilt (in <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung <strong><strong>de</strong>r</strong> homöop. Aerzte<br />

Rheinlands und Westphalens zu Dormund, am 28. Juli 1860) mit, dass b l u t i g e<br />

M i l c h in <strong>de</strong>n Brüsten ebenfalls eine Anzeige für die Anwendung <strong>von</strong> Apis abgebe<br />

(v . B ö n n i n g h a u s e n nennt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelegenheit Ipec. und Phosphor).<br />

Apis 3. empfiehlt das Lehrbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> Hom. Ther., wenn in <strong>de</strong>n ersten Schwangerschaftsmonaten<br />

Abortus droht, sowie bei h e f t i g e m S t e c h e n und B r e n -<br />

nen in <strong>de</strong>n Brüsten.<br />

H. Pathologische Vorgänge auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut.<br />

Allgemeines.<br />

In erster Linie kommt hier <strong><strong>de</strong>r</strong> erysipelatöse Process <strong>im</strong> Allgemeinen in Betracht.<br />

Die engeren Indicationen fasst: „<strong>Das</strong> Lehrbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> homöopathischen Therapie“<br />

dahin zusammen: „Bei mässigem Erscheinungen und bei glatter Rose reicht<br />

man mit <strong>de</strong>m Gebrauche <strong>von</strong> Belladonna (3.) vollkommen aus. Sind heftigere<br />

Symptome vorhan<strong>de</strong>n: starkes Pulsiren <strong><strong>de</strong>r</strong> Schläfearterien, be<strong>de</strong>uten<strong><strong>de</strong>r</strong> Kopfschmerz,<br />

Ohrensausen u. s. w., so ist Atropinum sulphuricum 5. vorzuziehen. Gelingt<br />

es hierdurch nicht, <strong>de</strong>n Sturm zu beschwichtigen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n treten sogar D e p r e s -<br />

s i o n s e r s c h e i n u n g e n ein, Schlummersucht mit Aufschrecken und Aufschreien<br />

aus <strong>de</strong>m Schlafe, o<strong><strong>de</strong>r</strong> nehmen die S c h l e i m h ä u t e an <strong>de</strong>m Krankheitsvorgange<br />

Theil, also bei Hitze und Trockenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mund- und Rachenschle<strong>im</strong>haut, so<br />

passt Apisinum 3., falls die Geschwulst prall und roth ist; ist sie bläulich o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gelblichroth o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit kleinen Bläschen besetzt: Rhus toxico<strong>de</strong>ndron.<br />

Ganz appart, also specifisch erscheint <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluss <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es in geeignetem<br />

Präparat auf das W u n d -Erysipel, wie wir <strong>im</strong> Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> klinischen Mittheilungen<br />

sehen wer<strong>de</strong>n. Denn bald verdankt dort das Erysipel seine Entstehung einem<br />

Insektenstich, bald einer Verbrühung, bald einer Verletzung bei Gelegenheit<br />

einer Sektion, bald <strong><strong>de</strong>r</strong> Verletzung be<strong>im</strong> Impfen, bald <strong><strong>de</strong>r</strong> regelrecht vorgenommenen<br />

Circumcision <strong>de</strong>s Penis u. s. w. - Und tritt in einigen <strong><strong>de</strong>r</strong> genannten Fälle <strong>von</strong><br />

60


Neuem die <strong><strong>de</strong>r</strong> Arnika- und Kampherwirkung vergleichbare Schutzkraft hervor, <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

<strong>im</strong> Verlauf unserer Abhandlung wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt gedacht wird.<br />

Endlich erinnern wir an die vielleicht auch durch T r a u m a veranlassten und<br />

ebenfalls durch Apis geheilten zwei Fälle, <strong><strong>de</strong>r</strong>en wir bei Gelegenheit <strong>de</strong>s Morbus<br />

Brightii gedachten.<br />

„Den einfachen Venenentzündungen, w i e s i e n a c h A d e r l ä s s e n<br />

m i t u n t e r a u f t r e t e n , entspricht in <strong>de</strong>n häufigsten Fällen Arnica. Stellt sich dagegen<br />

rosenartige Entzündung <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung ein, so ist Apis 3. angezeigt“<br />

(Arsenicum album 3. bei teigiger Geschwulst.)<br />

Klinik.<br />

1. Gesichtsrose.<br />

N., 14 Jahre alt, bekam ohne wesentliche Ursache eine Gesichtsrose. Im Verlauf <strong>von</strong><br />

2 Tagen war das ganze Gesicht dunkelroth angeschwollen. <strong>Das</strong> Fieber mittelmässig, Schlaf<br />

mit leichten Delirien. Kopf- und Gesichtsschmerz, <strong><strong>de</strong>r</strong> mehr spannend war, mässig. Apis 3.,<br />

alle Stun<strong>de</strong>n 1 Tropfen. Nach 3 Tagen Abschuppung und gänzliches Wohlbefin<strong>de</strong>n. 47<br />

Y e l d a m heilte mit Apis sieben Fälle <strong>von</strong> E r y s i p e l a s , welche fast alle Kopfund<br />

Gesichts-(Blasen-Rose) betreffen und sich durch keine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Erscheinungen<br />

auszeichnen. Es wur<strong>de</strong> gewöhnlich ½ - 1 Tropfen Apis 3. viertelstündlich<br />

gegeben, wodurch binnen 2 - 3 Tage das Uebel gehoben war. In <strong>de</strong>n meisten Fällen<br />

war vor Apis schon Aconit und Belladonna gegeben wor<strong>de</strong>n.<br />

2.<br />

3. Erysipelas post circumcisionem.<br />

Die ausführliche <strong>von</strong> K a f k a sen. mitgetheilte Krankengeschichte wolle man<br />

einsehen S. 108, Bd. 90 <strong><strong>de</strong>r</strong> A. H. Z. Für unsere Zwecke reicht es wohl aus, die<br />

Schlussworte <strong><strong>de</strong>r</strong> Beobachtung wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zugeben.<br />

Dieser Fall, heisst es dort, ist für die Practicer beachtenswerth, weil kein ähnlicher<br />

bis jetzt in <strong><strong>de</strong>r</strong> homöopathischen Literatur aufgezeichnet und weil die Wirkung<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es <strong>im</strong> W u n d e r y s i p e l eine so auffallen<strong>de</strong> ist, dass schon nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zweiten Gabe die vehementen Schmerzen sich min<strong><strong>de</strong>r</strong>ten und die Entzündung mit<br />

Riesenschritten zum Weichen gelangte. Ich habe bisher we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> Belladonna<br />

noch <strong>von</strong> Arnica eine so schnelle Abnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Erscheinungen wahrgenommen. -<br />

K a f k a liess nasse kalte (Eis-)Aufschläge machen, alle 5 Minuten wechselnd,<br />

und tröpfelte 4 Tropfen Apis 3. Dec. auf ein feines Zuckerpulver, welches er mit<br />

<strong>de</strong>m eigenen vorher gereinigten Finger etwa eine Viertelstun<strong>de</strong> verrieb. Da<strong>von</strong> je<strong>de</strong><br />

Viertelstun<strong>de</strong> eine feine Prise.<br />

47 Allg. H. Z. Bd. 85, No. 19.<br />

61


4. Wasserschwülstiger Rothlauf <strong>de</strong>s Kopfes.<br />

Bei einem achtjährigen Zugochsen <strong>de</strong>s Gräfl. Käroly´schen Wirthschaftshofes<br />

Cajosmüve heilte Thierarzt B ö h m in Surány durch Apis 3. in Wechsel mit Belladonna<br />

3. 48<br />

5. Apis gegen Verbrennung.<br />

(Die <strong>Homöopathie</strong> in England. S. Allg. H. Z. Bd. 81, No. 23.)<br />

D r . U s h e r erzählt einen Fall, in welchem ein dreijähriger Knabe aus einem Theekessel<br />

sie<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Wasser verschluckt hatte. Athemnoth, Angst und Sinken <strong><strong>de</strong>r</strong> Kräfte stellten<br />

sich ein. Belladonna und Apis wur<strong>de</strong>n abwechselnd alle 2 Stun<strong>de</strong>n gegeben, und das Kind<br />

genas.<br />

6. Anschwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand mit Rothlauf.<br />

D r . M u h r verletzte sich bei einer Section an <strong><strong>de</strong>r</strong> innern Fläche <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Hand. Ueber<br />

Nacht schwoll die Hand bis zur Ellenbogenbeuge mit bläulicher Röthe sehr an und verursachte<br />

brennen<strong>de</strong> Schmerzen. Apis 3., äuserlich Opium apium. Nach 2 Tagen waren Geschwulst<br />

und Schmerzen beseitigt.<br />

Ein 2 Jahre altes Kind eines Klein-Bauern bekam nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Impfung eine heftige Entzündung<br />

um die Impfpusteln; <strong><strong>de</strong>r</strong> Arm, ein Theil <strong><strong>de</strong>r</strong> Brust und die Achseldrüsen waren geschwollen.<br />

Es zeigte sich eine dunkle Röthe und eine wässerige schmerzlose Diarrhöe. Rhus<br />

3 Tage ohne Erfolg. Apis heilte schnell. Die dunkle Röthe und die begleiten<strong>de</strong> Diarrhöe führte<br />

D r . M u h r zu <strong>de</strong>m Gebrauch <strong>von</strong> Apis, wobei nach Verlauf <strong>von</strong> 6 Tagen gänzliche<br />

Genesung erfolgte. Derselbe erwähnt nun noch, dass ihm in seiner Eigenschaft als Todtenbeschauer<br />

zwei sehr ähnliche aber eben tödtlich verlaufene Fälle vorgekommen seien, die<br />

äusserlich mit Salben und Pflaster, innerlich mit Laxanzen behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n waren. 49<br />

Uebrigens nennt L u d l a m Apis unter <strong>de</strong>n Mitteln gegen die einfache V a r i -<br />

c e l l a selbst und C h a r g é unter <strong>de</strong>n Mitteln gegen V a r i o l a .<br />

7.<br />

Uebele Folgen eines Fliegenstiches.<br />

Eigene Beobachtung.<br />

Am 23. Juli, zur Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> grössten Sommerhitze, suchte Frau T. ärztliche Hülfe nach, weil<br />

sie Tags vorher <strong>von</strong> einer Fliege gestochen wor<strong>de</strong>n war. - Trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Bestreichung <strong><strong>de</strong>r</strong> etwas<br />

geschwollenen Hand mit Salmiakgeist und trotz Auflegens <strong>von</strong> Arnika-Bäuschchen, wur<strong>de</strong><br />

die Frau in <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Nacht ernstlich krank.<br />

Sie hatte Abends einen Schüttelforst gehabt, war ohnmächtig gewor<strong>de</strong>n, bekam<br />

heftiges Herzklopfen und konnte sich <strong>de</strong>s Gefühls nicht erwehren, dass sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten<br />

Minute sterben müsse. Gera<strong>de</strong> letzteres Phänomen ist zu charakteristisch für die Folgen<br />

schädlicher giftiger Insekten, namentlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Biene und Wespe, als dass ich das ganze gegenwärtige<br />

Krankheitsbild hätte auf etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es schieben mögen. Die Angehörigen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Patientin behaupteten nämlich, sie könne sich auch durch <strong>de</strong>n Genuss zu frischen Bro<strong>de</strong>s<br />

verdorben haben. Dazu kam aber nun noch, dass die Geschwulst <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand sich inzwischen<br />

nicht allein nicht gesetzt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zugenommen hatte. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Dringlichkeit <strong>de</strong>s Falles<br />

48 Pop. Z. f. H. 15. Juli 1875.<br />

49 Ibi<strong>de</strong>m.<br />

62


liess ich Bäuschchen <strong>von</strong> Kampfer-Spiritus aufschlagen, legte aber auch Werth darauf, innerlich<br />

Apis zu geben, welche homöopathisch am indicirtesten erschien. Denn, wie gesagt,<br />

nichts ist so <strong>de</strong>n intensiven Vergiftungen durch <strong>Bienengift</strong> eigen, a l s d a s p l ö t z l i c h e<br />

Gefühl grösster Hinfälligkeit bis zur Ohnmacht, Blässe und Kälte <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut,<br />

Erbrechen, Frost und stürmische Herzaction. Patientin bekommt also Apis 4., einige Tropfen<br />

in ½ Weinglas Wasser. Da<strong>von</strong> sollte sie <strong>im</strong> Wechsel mit Aconit 3. - ebenso zubereitet - stündlich<br />

einen Kaffeelöffel nehmen. Schon nach einigen Stun<strong>de</strong>n trat Ruhe und Schlaf ein unter<br />

reichlichem Schweiss. An<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tags war die Geschwulst kleiner, und nun konnte man auch<br />

die Stelle sehen, wo das Insekt, über <strong>de</strong>ssen Natur einige Zweifel erlaubt sind, gestochen<br />

hatte.<br />

A l b hatte bei Bienen- und Wespenstichen <strong>von</strong> Apis die besten Erfolge. 50<br />

D r . K r i e g e r erwähnt (in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vers. hom. Aerzte Rheinlands und Westphalens<br />

zu Dortmund am 26. Juli 1860) zuerst die überaus schnell heilen<strong>de</strong> Wirkung <strong>von</strong> Apis<br />

bei Wanzenstichen.<br />

9.<br />

10.<br />

11. Pustula maligna.<br />

Zwei Fälle <strong>von</strong> Pustula maligna in Folge <strong>von</strong> Fliegenstich gaben Anlass zu einer Parallele<br />

zwischen Allopathie und <strong>Homöopathie</strong>. Der allopathisch behan<strong>de</strong>lte Patient wur<strong>de</strong> am<br />

Arm gestochen. Es folgte heftiges Fieber und starke Armgeschwulst, in welche mehrfache<br />

Einschnitte gemacht wur<strong>de</strong>n. Dabei natürlich die entsprechen<strong>de</strong>n Arzneien. Der Stich erfolgte<br />

vor sieben Wochen, allein es ist noch heute nicht besser.<br />

Der homöopathisch behan<strong>de</strong>lte Mann wur<strong>de</strong> in die Unterlippe gestochen. Die Stichstelle<br />

wur<strong>de</strong> sofort schwarz. Die Lippen hart und dick. D r . B r i s k e n aus Arnsberg, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />

Fall in <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung homöopathischer Aerzte <strong>von</strong> Rheinland und Westphalen (25. August<br />

1864) referirt, gab Apis 3. Nach 12 Stun<strong>de</strong>n hatte sich die Geschwulst be<strong>de</strong>utend vermehrt,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Hals war afficirt und das Schlingen unmöglich. Trotz<strong>de</strong>m liess er Apis fortbrauchen,<br />

worauf <strong>de</strong>nn auch bald Besserung eintrat. Patient hat längst kein Fieber mehr und<br />

die Stichstelle ist bei guter Eiterung und gesun<strong><strong>de</strong>r</strong> Granulation <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung nahe, <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient<br />

auf <strong>de</strong>n Beinen.<br />

12. Furunkel.<br />

D r . F i s c h e r - Berlin - behan<strong>de</strong>lte einen Kutscher, welcher am Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>arm einen<br />

stark entzündlichen <strong>de</strong>m Durchbruch nahen Furunkel zeigte <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Grösse eines Zweithalerstückes<br />

mit vielfachen Pfropfen abgestorbenen Bin<strong>de</strong>gewebes, die sich unter <strong><strong>de</strong>r</strong> noch<br />

nicht preforirten Haut markirten.<br />

Sonnabend erhielt <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Apis 100. einige Kügelchen in Lösung und da<strong>von</strong> stündlich<br />

1 Theelöffell voll.<br />

Montag war alles ausgeeitert, und zeigten sich gute Granulationen.<br />

50 Bei dieser Gelegenheit rühmt M ü l l e r - Wien - die gute Wirkung <strong>von</strong> Arnika gegen Insektenstiche überhaupt,<br />

innerlich und äusserlich. G e r s t e l macht auf die Furunkel erzeugen<strong>de</strong> Eigenschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Arnika aufmerksam,<br />

P o r g e s auf die Resorption beför<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>. - Sitzungsbericht <strong>de</strong>s Vereins homöop. Aerzte Oesterreichs<br />

vom 13. Oct. 1876. - Apis wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um halt Furunkel h e i l e n d e Eigenschaft. S. Sitzungsbericht <strong>de</strong>s<br />

Vereins hom. Aerzte Berlin, vom 15. Dec. 1875.<br />

63


D r . S u l z e r erklärte bei <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Gelegenheit - Sitzung <strong>de</strong>s Vereins hom. Aerzte in<br />

Berlin, am 15. Dec. 1975 - Apis für das beste Mittel bei F u r u n k e l und K a r b u n k e l , mit<br />

<strong>de</strong>nen er in verschie<strong>de</strong>nen Fällen auffallend günstige Erfolge erzielte; er gab 03 - 04, 2 -<br />

3stündlich 2 Tropfen.<br />

(M a y l ä n d e r hält neben Apis <strong>de</strong>n Wein in grossen Gaben für ein treffliches Mittel in<br />

septikämischen Zustän<strong>de</strong>n.)<br />

Aus <strong>de</strong>n F i s c h e r - S u l z e r ´ s c h e n Beobachtungen und ähnlichen geht hervor,<br />

dass Apis mit Silicea auf eine Rangstufe gestellt wer<strong>de</strong>n darf, was <strong>de</strong>n heilen<strong>de</strong>n Einfluss auf<br />

Suppurationsprocesse, zumal mit <strong>de</strong>m Charakter <strong><strong>de</strong>r</strong> Zellgewebs-Gangrän betrifft.<br />

(S. auch D r . B a u m a n n ´s Heilung einer Angina faucium phlegmonosa).<br />

13. Zellgewebsentzündung.<br />

Von. D r . M . E i d h e r r .<br />

- Aus <strong>de</strong>m klinisch-statistischen Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> k. k. homöopathischen Heilanstalt<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Leopoldstadt zu Wien über die Monate Juli bis December 1860. - 51<br />

I. Krankheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen und ihrer Umgebung.<br />

Allgemeines.<br />

D r . V . M e y e r beobachtete beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong>de</strong>njenigen Augenlei<strong>de</strong>n <strong>von</strong><br />

Apis sehr gut Erfolge, wo die H a a r d r ü s e n <strong><strong>de</strong>r</strong> C i l i e n mit ergriffen waren, wie<br />

dies bei <strong>de</strong>m Ectropium, <strong><strong>de</strong>r</strong> Tylosis, <strong>de</strong>m Trachom und <strong><strong>de</strong>r</strong> Madarosis ciliorum <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fall ist. Diese Erkrankung <strong><strong>de</strong>r</strong> Haardrüsen und Haarzwiebeln fin<strong>de</strong>n<br />

sich auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Prüfung, wo vom Ausfallen <strong>de</strong>s Kopfhaars die Re<strong>de</strong> ist, zutreffend<br />

ange<strong>de</strong>utet. M e y e r bestätigte ferner die Erfahrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizer Homöopathen,<br />

dass nämlich in gewissen Fällen skrophulöser Ophthalmie Apis die Entzündung so<br />

gestaltet, dass nachher Sulphur (und Calcarea) das ganze Lei<strong>de</strong>n rasch heilt 52 .<br />

Namentlich kennzeichnet solche Ophthalmien ein O e d e m <strong><strong>de</strong>r</strong> Li<strong><strong>de</strong>r</strong>, wie <strong>de</strong>nn<br />

je<strong>de</strong> Complication <strong>von</strong> Augenaffectionen mit Lid-Erkrankungen die Aufmerksamkeit<br />

auf das <strong>Bienengift</strong> lenken wür<strong>de</strong>.<br />

Bei dunkelrothen, umgestülpten, o<strong><strong>de</strong>r</strong> sackartig geschwollenen Li<strong><strong>de</strong>r</strong>n und<br />

wulstig aufgetriebener, rother Conjunctiva, wie rohes Fleisch, giebt Clotar<br />

Müller Apis.<br />

53<br />

D r . W e l l ´s homöopath. Handbuch nennt gegen sie skrophulöse Augenentzündung<br />

nur wenige Mittel, unter diesen aber Apis 3. - 5. bei „äusserst heftiger<br />

51 S. Allgem. Hom. Z. - Wir recapituliren aus dieser klinischen Beobachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kürze wegen: „Unter <strong>de</strong>m<br />

Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzt angezeigten Apis wur<strong>de</strong> die Kranke ruhiger und die Delirien hörten auf; das Fussö<strong>de</strong>m verlor<br />

sich, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Puls wur<strong>de</strong> normaler.<br />

52 D r . K r i e g e r sah namentlich die Lichtscheu und die Reizungserscheinungen weichen, sobald er die<br />

Cur mit Apis einleitete, die er nur einige Tage zu geben rathet. - S. auch Fall 10: Amaurose! -<br />

53 In <strong><strong>de</strong>r</strong> gemeinen c h r o n i s c h e n Blepharitis sind nach <strong>de</strong>mselben Autor Graphit und Subl<strong>im</strong>at die Haupotmittel.<br />

Besteht das Lei<strong>de</strong>n noch nicht sehr lange: Sulphur; bei gleichzeitiger Affection <strong><strong>de</strong>r</strong> Knochen: Calcarea<br />

und Silicea. B e l l a d o n n a : bei be<strong>de</strong>uten<strong><strong>de</strong>r</strong> schmerzhafter rothlaufartiger Geschwulst <strong><strong>de</strong>r</strong> Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong>;<br />

R h u s t o x i c .: bei ö<strong>de</strong>matöser Schwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Li<strong><strong>de</strong>r</strong> mit copiöser scharfer seröser Secretion, die die<br />

benachbarten Theile wund und geschwürig macht; H e p a r s u l p h . bei Bildung <strong>von</strong> grösseren furunkelartigen<br />

Blüthen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auf <strong>de</strong>m Haarkopfe, sowie überhaupt bei bestehen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Complication mit Tinea; P u l s a t i l l a bei vorzugsweiser Affection <strong><strong>de</strong>r</strong> Thränendrüsen und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Canal mit<br />

abscessartiger Eiterung; S t a p h i s a g r i a bei trockener Röthe <strong><strong>de</strong>r</strong> Augenlid-Rän<strong><strong>de</strong>r</strong> mit harten Knötchen<br />

und Zerstörung <strong><strong>de</strong>r</strong> Haarzwiebeln.<br />

64


L i c h t s c h e u , mit stechen<strong>de</strong>n Schmerzen und weissen entzün<strong>de</strong>ten A u g e n l i -<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>n“.<br />

Klinik.<br />

1. Conjunctivitis catarrhalis.<br />

Von D r . P e r u t z in Teplitz. 54<br />

Ein 5jähriges Mädchen litt seit einiger Zeit an einer durch Erkältung entstan<strong>de</strong>nen katarrhalischen<br />

Entzündung <strong><strong>de</strong>r</strong> Augenlidbin<strong>de</strong>haut, die mit s e h r c o p i ö s e r S c h l e i m -<br />

a b s o n d e r u n g v e r b u n d e n war, so dass die Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Morgens durch Massen<br />

zähen Schle<strong>im</strong>s geschlossen waren und erst nach Abwaschen mit lauem Wasser geöffnet<br />

wer<strong>de</strong>n konnten. Die Conjunctiva palpebrarum war etwas aufgelockert, stark geröthtet,<br />

die Augenwinkel, sowie die Augenlidrän<strong><strong>de</strong>r</strong> und Meibomschen Drüsen s e h r g e -<br />

s c h w e l l t und empfindlich. <strong>Das</strong> Kind ist l i c h t s c h e u und klagt über fortwähren<strong>de</strong>s J u -<br />

cken und Brennen <strong>im</strong> Auge.<br />

Apis 3. 2stündlich 2 Tropfen in einem Theelöffel Wasser, brachte schon am nächsten<br />

Tage eine sehr be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Besserung; das Jucken und Brennen hatte aufgehört, die<br />

Röthe <strong><strong>de</strong>r</strong> Bin<strong>de</strong>haut war blässer gewor<strong>de</strong>n und die Schle<strong>im</strong>secretion auf geringe Spuren<br />

reducirt. Am nächsten Tag hatten die Augen ganz ihr natürliches Aussehen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> gewonnen,<br />

es war auch nicht die leiseste Spur <strong>de</strong>s vorhergegangenen Lei<strong>de</strong>ns mehr sichtbar.<br />

2. Conjunctivitis catarrhalis.<br />

Von D r . A . , S . S i g m a n n in Pressburg.<br />

H. Z. Bd. 62, No. 12.<br />

Eine Arbeiterin hatte sich in Folge <strong>von</strong> Erkältung obige Entzündung zugezogen, welche<br />

trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> angewandten Zugpflaster, Blutegel und verschie<strong>de</strong>ner Augenwässer schon<br />

volle 14 Tage mit <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Heftigkeit fortdauerte.<br />

Conjunctiva bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Augen l e b h a f t g e r ö t h e t und a n g e s c h w o l l e n , über<br />

gewöhnliches Niveau hervorragend, ausser<strong>de</strong>m ist ein schle<strong>im</strong>ig-eiteriges Secret an bei<strong>de</strong>n<br />

Augen sichtbar. Lichtscheu, brennend klopfen<strong>de</strong>, bei Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

vermehrte Schmerzen, gestörtes Sehvermögen.<br />

Apis äusserlich und innerlich (10 Tropfen <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 3. Dilution in ½ Sei<strong>de</strong>l Wasser und<br />

darin Leinwandläppchen getränkt und auf´s Auge gelegt). Einige Tage später begegnet<br />

die Frau <strong>de</strong>m Dr. S. ohne Lichtschirm und, abgesehen <strong>von</strong> einer geringen Röthung mit<br />

ziemlich reinen Augen.<br />

3. Chronische Conjunctivitis bulbi et palpebrarum.<br />

Kathinka Bl. aus Frankfurt a. M., 15 Jahre alt, noch nicht menstruirt, lei<strong>de</strong>t schon seit<br />

1½ Jahren an chronischer Conjunctivitis bulbi et palpebrarum, die in Folge einer Ophthalmia<br />

aegyptiaca zurückgeblieben war. Anfangs in Frankfurt behan<strong>de</strong>lt, suchte sie dann in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Augenheilanstalt Wiesba<strong>de</strong>n Hilfe, wo sie mit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten äusseren Mitteln,<br />

aber ohne allen Erfolg behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung (durch D r . K i r s c h sen. in<br />

Wiesba<strong>de</strong>n) zeigten sich bei<strong>de</strong> Augen l i c h t s c h e u und g e s c h w o l l e n ; R ö t h u n g<br />

<strong>de</strong>s Bulbus und <strong><strong>de</strong>r</strong> Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong>; Thränen <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen; Stechen und Klopfen<br />

in <strong>de</strong>nselben. Den 23. August erhält sie Aconit 30. und Ais 30. (je<strong>de</strong>s Medicament in 8 Esslöffeln<br />

voll Wasser, in je einem beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gefäss umgerührt, und da<strong>von</strong> 3stündlich abwech-<br />

54 Bd. 62. Nr. 24 <strong><strong>de</strong>r</strong> Allg. Hom. Z.<br />

65


selnd einen Esslöffel voll). Den 30. August hatten sich die Augen gebessert, sowohl in Bezug<br />

auf Röthe, als auf Schmerzen.<br />

Aconit 6. und Apis 6. (wie oben). Vierzehn Tage gehörten nur noch dazu, um verschwin<strong>de</strong>n<br />

zu sehen, was in an<strong><strong>de</strong>r</strong>thalb Jahren je<strong><strong>de</strong>r</strong> ärztlichen Behandlung Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand<br />

geleistet hatte.<br />

4. Augen-Blennorrhoe.<br />

Unerwartete und schnelle Heilung durch einen Bienenstich.<br />

D r . d e l P o z o erzählt in <strong><strong>de</strong>r</strong> spanischen Zeitschrift „Es siglo Medico“, dass ein Mann <strong>von</strong><br />

32 Jahren, <strong><strong>de</strong>r</strong> schon <strong>im</strong> Winter 1857 eine 7 Monate währen<strong>de</strong> A u g e n e n t z ü n d u n g<br />

durchgemacht hatte, <strong>im</strong> März 1860 wie<strong><strong>de</strong>r</strong> da<strong>von</strong> ergriffen wur<strong>de</strong>, nach<strong>de</strong>m er sich längere<br />

Zeit einem kalten Nordwind ausgesetzt hatte. Bei<strong>de</strong> Augen waren <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitz einer reichlichen<br />

S c h l e i m a b s o n d e r u n g . Verschie<strong>de</strong>ne adstringiren<strong>de</strong> Augenwässer, Salben,<br />

Fussbä<strong><strong>de</strong>r</strong>, Sinapismen, Abführmittel u. s. w. u. s. w. - alles war vergeblich, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke<br />

hatte sich schon ganz in die Unheilbarkeit seines Lei<strong>de</strong>ns gefun<strong>de</strong>n, als er am 23. Juli <strong>von</strong><br />

einer Biene an <strong><strong>de</strong>r</strong> äussern Seite <strong><strong>de</strong>r</strong> Augenbrauen (links) stark gestochen wur<strong>de</strong>, sofort<br />

schwoll die Stelle an. Allein an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Tags be<strong>im</strong> Aufstehen war <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke angenehm überrascht,<br />

dass es das linke Auge öffnen konnte, ohne durch das Licht incommodirt zu wer<strong>de</strong>n<br />

und ohne die purulente Abson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu fühlen. Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermuthung ausgehend, dass er<br />

die Heilung <strong>de</strong>m Bienenstich zu verdanken habe, liess er sich nach? 55 Tagen noch einmal<br />

stechen und zwar in <strong><strong>de</strong>r</strong> unteren Partie <strong><strong>de</strong>r</strong> Stirn, rechts. Die Folge war ein ganz ähnliches<br />

Heilresultat, wie auf <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Auge. 56<br />

5. Hornhaut-Entzündung.<br />

D r . J o u s s e t theilt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung <strong>de</strong>s homöopath. Vereins Frankreichs, vom<br />

10. Oktober 1876, mit, dass er zahlreiche Keratiten mit Ipecac. in nie<strong><strong>de</strong>r</strong>er Verreibung<br />

u n d A p i s behan<strong>de</strong>lt habe. <strong>Das</strong> letzte Jahr aber sei es ihm zwe<strong>im</strong>al vorgekommen,<br />

dass die Heilung nicht gelang. So bei einer Dame, die schon einmal geheilt<br />

wor<strong>de</strong>n war. Hier bil<strong>de</strong>te sich ein Fleck und so noch zwei an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Fälle. Während<br />

nun Apis mellifica versagte, gelang die Cur mit A p i u m v i v u s , d. h. <strong>de</strong>m in<br />

Milchzucker verriebenen b l o s s e n Gift <strong><strong>de</strong>r</strong> Biene. (Also unser A p i s i n !) Auch aus<br />

<strong>de</strong>m P u h l m a n n ´schen Lehrbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> hom. Therapie erhellt die specifische arzneiliche<br />

Einwirkung <strong>von</strong> Apisin o<strong><strong>de</strong>r</strong> Apis auf die H o r n h a u t . Und zwar ist es das s.<br />

g. H o r n h a u t e x a n t h e m , eine häufige Begleiterscheinung <strong><strong>de</strong>r</strong> Skrophulose,<br />

gegen welches das Mittel empfohlen wird, während die Keratitis vasculosa, ebenso<br />

wie die parenchymatöse Hornhautentzündung, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Heilagentien erhei-<br />

55 Nicht lesbar<br />

56 D r . H e n r y A n g e l l , Professor <strong><strong>de</strong>r</strong> Ophthalmologe an <strong><strong>de</strong>r</strong> medicinischen Schule zu Boston, Augen -<br />

Operateur <strong>de</strong>s Homöopathischen Krankenhauses <strong>von</strong> Massachusetts, <strong>de</strong>ssen klassischem (in vierter Auflage<br />

erschienenen) Werke über Augenkrankheiten wir obige Mittheilung entnehmen, bemerkt hierzu: „D r .<br />

J o u s s e t heilte ein junges skrophulöses Mädchen vollständig, welche <strong>von</strong> einer Hornhautentzündung mit<br />

Geschwürsbildung und ausge<strong>de</strong>hnter Infiltration <strong><strong>de</strong>r</strong> Cornea seit 3 Jahren befallen war und ohne Erfolg <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Reihe nach <strong>von</strong> Liebreich, Wecker u. a. behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n war. Dieses Kind, welches so weit gekommen<br />

war, dass es nur noch Tag und Nacht unterschei<strong>de</strong>n konnte, hat heute wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein ausgezeichnetes Sehvermögen,<br />

und seine Hornhaut ist vollständig <strong>von</strong> je<strong>de</strong>m weissen Fleck befreit; man muss sehr nahe hinsehen,<br />

um, die kleinen narbigen Facetten wahrzunehmen, die einzigen Zeichen <strong>de</strong>s früheren schweren Uebels,<br />

welches durch alleinige Anwendung <strong>von</strong> Ais mellifica beseitigt wor<strong>de</strong>n<br />

ist.<br />

66


schen 57 . <strong>Das</strong> Hirnhaut-Exanthem charakterisirt Verf. als eine Bläschenbildung, die in<br />

mil<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fällen mit Hinterlassung einer Trübung heilt, während <strong>im</strong> schwereren die<br />

Hornhaut perforirt wer<strong>de</strong>n kann. Neben Apis begegnen wir Hep. sulph. calc., was<br />

schon einmal <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war, nämlich be<strong>im</strong> parenchymatösen Morbus Brightii. (Der<br />

vasculären Hornhautentzündung sowie <strong>de</strong>m skrophulösen Gefässbändchen - Herpes<br />

conjunctiva bulbi - entspricht Acidum nitri und Hepar mehr, als Apis.) -<br />

Auch unter <strong>de</strong>n Mitteln gegen das A u g e n f e l l (Pannus, richtiger Pterygium)<br />

zählt das Lehrbuch Apis 3. auf (neben Sulphur, Hepar s. c., Calc. c., Baryt. c., Euphrasia,<br />

Cannab. und Conium).<br />

Endlich soll gegen S t a p h y l o m e (Narbenstaphylome) und H o r n h a u t -<br />

flecke Apis sich nützlich erweisen. Gegen Hypopion und Iritis Brightica<br />

wird <strong><strong>de</strong>r</strong>selben noch Erwähnung geschehen.<br />

6. Acute ulceriren<strong>de</strong> Hornhautentzündung.<br />

Charles G., 7 J. alt, lymphatischer Constitution, mit Narben am Hals <strong>von</strong> einem früheren<br />

<strong>im</strong>petiginösen Ausschlage. Ophthalmie seit 8 Tagen; Geschwür mitten auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Cornea,<br />

<strong>von</strong> dreieckigen, <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Conjunctiva ausgehen<strong>de</strong>n Gefässsträngen umgeben; Lichtscheu;<br />

Thränen; brennen<strong><strong>de</strong>r</strong> Schmerz. Am 29. Dec. 1878 Apis mellif. 6. Gtt. 1. - Am 5. Januar<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Abnahme aller subjectiven Symptome; das Geschwür auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Cornea noch<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>mselben Aussehen, Conjunctiva weniger injicirt. - Apis 30. 19. Januar vollständige<br />

Heilung. 58<br />

Anmerkung.<br />

Gegen die gefürchtete Ophthalmia neonatorum haben wir Apis noch nicht<br />

benutzen sehen, zweifeln in<strong>de</strong>ssen keinen Augenblick, dass die innerliche und äusserliche<br />

Anwendung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es <strong>von</strong> Erfolg begleitet sein wür<strong>de</strong>, schon wegen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> in therapeutischer Beziehung grossen Aehnlichkeit <strong>de</strong>s Mittels mit <strong>de</strong>m<br />

Quecksilber, speciell mit Merc. bichlor. corros.; so gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> Diphtheritis, <strong>de</strong>n<br />

dysenterischen Durchfällen, vielen skrophulösem Affectionen u. s. w.<br />

7. Staphylom.<br />

Marie Häusler aus W., 13 Jahre alt, <strong>von</strong> skrophulösem Habitus, erscheint mit einem<br />

Hornhaut-Staphylom, welches so gross ist, dass es die Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>im</strong> Schliessen nicht be<strong>de</strong>cken.<br />

Der Specialarzt Dr. St. hatte die Kranke volle 4 Monate allopathisch behan<strong>de</strong>lt und<br />

jetzt für unheilbar erklärt. Die ganze Zeit (seit einem Jahre) hatte kein Mittel die Ausbildung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit zurückgehalten.<br />

Sie n<strong>im</strong>mt nun Apis mellif. 3., viermal täglich 4 Tropfen in Wasser. Nach 3 Wochen<br />

konnten die Li<strong><strong>de</strong>r</strong> das Staphylom be<strong>de</strong>cken, in 10 Wochen war vollkommene Heilung erreicht.<br />

Auch die seit<strong>de</strong>m sichtbar gewor<strong>de</strong>nen zwei Hornhautflecke waren in ½ Jahre ganz<br />

verschwun<strong>de</strong>n. <strong>Das</strong> Mädchen sieht vollkommen gut, hat seit<strong>de</strong>m nie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Augenlei<strong>de</strong>n<br />

gehabt, obgleich 8 Jahre vergangen sind.<br />

Seit jener Zeit hat <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Autor noch zwei Fälle, einen bei einer 32 Jahre alten<br />

Bäuerin und einen bei einem 9 Jahre alten Knaben vollständig geheilt. Bei<strong>de</strong><br />

57 Nach G l . M ü l l e r ´ s Erfahrung ist M e r c u r . s o l u b . das Mittel, welches eine ganz entschie<strong>de</strong>ne Wirkung<br />

auf die H o r n h a u t zeigt und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Entzündungs-, Ulcerations- und Trübungsprocesse mehr, als irgend<br />

ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mittel, zur Heilung zu bringen vermag.<br />

58 Klinische Fälle aus <strong>de</strong>m Dispensaire homoeop. d. Saint-Laurent in Paris.<br />

67


Fälle waren noch nicht so weit, als <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Fall, entwickelt. Es kam auch hier Apis<br />

3. und 6. verd. in Anwendung. 59<br />

8. Gichtische Augenentzündung. Hypopion.<br />

N., 56 Jahre alt, Köchin, bekam eine g i c h t i s c h e Augenentzündung mit einem Hypopion<br />

rechts. Sehr grosse Lichtscheu, heftiges Stechen <strong>im</strong> Auge und <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Umgebung<br />

<strong>de</strong>s Auges, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Nachts. Spigelia durch drei Tage fruchtlos, freilich wur<strong>de</strong> die<br />

gehörige Ruhe nicht beobachtet. Apis 3., alle 4 Stun<strong>de</strong>n 1 Gran. Heilte binnen 8 tagen das<br />

Auge ganz rein. 60<br />

9. Apis gegen Augenentzündung.<br />

durch Einwirkung ungelöschten Kalks.<br />

Einem Knaben war ungelöschter Kalk in die Augen geworfen wor<strong>de</strong>n. Sie sind ausseror<strong>de</strong>ntlich<br />

schmerzhaft und geschwollen. Auswaschen <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen mit verdünntem Essig.<br />

Apis innerlich und äusserlich heilte völlig bis zum nächsten Morgen. 61<br />

Sechs Fälle <strong>von</strong> Conjunctivitis, <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen zwei Erwachsene betrafen, heilte<br />

Dr. Y e l d a m . Bald waren es mehr erysipelatöse Erscheinungen, bald mehr<br />

s k r o p h u l ö s e , welche diese Conjunctiva-Entzündungen charakterisiren. In allen<br />

wur<strong>de</strong> durch Apis 3., täglich 2 - 3 Mal - bei <strong>de</strong>n chronischen Formen auch öfters in<br />

Kügelchen - das Uebel wun<strong><strong>de</strong>r</strong>voll gehoben. Y e l d a m ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass Apis<br />

bei Erysipelas und skrophulöser Ophthalmie noch Belladonna übertreffe.<br />

10. Apis gegen Lupus <strong>de</strong>s Augenli<strong>de</strong>s.<br />

Den 18. Oktober 1860 erschien in <strong><strong>de</strong>r</strong> Leipziger Homöopathischen Berathungs-Anstalt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> 37 Jahre alte Gottfried Lugenhe<strong>im</strong> aus Wurzen wegen eines ziemlich 18 Monate bestehen<strong>de</strong>n<br />

Augenlei<strong>de</strong>ns. Sein ganzes Aussehen bietet das Prototyp eines echt skrophulösen<br />

Individuums. In seinen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>jahren hat er häufig an Anschwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Halsdrüsen gelitten,<br />

ausser<strong>de</strong>m die Masern überstan<strong>de</strong>n. Erst vor 5 Jahren wur<strong>de</strong> er <strong>von</strong> einer Intermittens quotid.<br />

duplex befallen, die trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> starken und häufigen Gaben Chinin volle 22 Wochen andauerte.<br />

Seit dieser Zeit wur<strong>de</strong> er häufig <strong>von</strong> klopfen<strong>de</strong>n Schmerzen <strong>im</strong> Kopf, Reissen in<br />

Brust und Rücken und rheumatischer Lähmigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Extremitäten, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong>de</strong>n Schultergelenken<br />

geplagt. Diese Schmerzen verschwan<strong>de</strong>n erst, als das Augenlei<strong>de</strong>n begann.<br />

Im März 1859 nämlich bemerkte Patient zuerst am unteren Li<strong>de</strong> <strong>de</strong>s linken Auges, nahe<br />

<strong>de</strong>m inneren Augenwinkel, eine kleine warzenartige Geschwulst, die, nach und nach sich<br />

vergrössernd, endlich in Eiterung überging und durch die abfliessen<strong>de</strong> Flüssigkeit die umliegen<strong>de</strong>n<br />

Theile stark corrodirte. Patient wen<strong>de</strong>te sich nun an einen Batallions-arzt in Wurzen,<br />

unter <strong>de</strong>ssen blos örtlicher Behandlung aber die Verschwärungen <strong>im</strong>mer weiter um sich<br />

griffen. Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke dies bemerkte, begab er sich am 16. Mai in die Ruete´sche Augenheilanstalt,<br />

wo in<strong>de</strong>ssen ebenfalls trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> angewen<strong>de</strong>ten Augenwässer, Ueberschläge,<br />

Aetzungen und innerlichen Arzneien das Lei<strong>de</strong>n bis zum 16. Januar, also nach 8 Monaten,<br />

nicht <strong>de</strong>n geringsten Fortschritt zur Besserung gemacht hatte. Am genannten Tage wur<strong>de</strong><br />

Patient in die chirurgische Abtheilung <strong>de</strong>s Jacobshospitals transferirt. Nach einem achtwöchentlichen<br />

Aufenthalt daselbst verliess er zwar das Hospital etwas gebessert, er wur<strong>de</strong><br />

aber zur nothwendigen Fortsetzung <strong>de</strong>s Behandlung in die mit <strong>de</strong>m chirurgischen Spital<br />

59 Florian S i r s c h . Schönberg i. Mähren<br />

60 Allgem. Hom. Z. Bd. 89, Nr. 19.<br />

61 North. Amerik. Journal Nr. 86. 245. Deschère. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e empfehlen in solchen Fällen, das Auge mit kaltem<br />

concentrirtem Zuckerwasser auszuwaschen.<br />

68


verbun<strong>de</strong>ne chirurgische Poliklinik beschie<strong>de</strong>n, wo man ihn so wacker ätzte, dass das Lei<strong>de</strong>n<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> seine frühere Aus<strong>de</strong>hnung gewann. Dieser Behandlung überdrüssig, kam <strong>de</strong>nn<br />

Patient zur genannten Zeit in die homöopathische Poliklinik.<br />

D r . V . M e y e r fand nun das ganze untere linke Augenlid <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Epi<strong><strong>de</strong>r</strong>mis entblösst,<br />

stark geschwollen und geröthet, theilweise nach aussen umgestülpt, mit jauchigem,<br />

übelriechen<strong>de</strong>m Eiter be<strong>de</strong>ckt, an mehreren Stelen <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Eiterung so tief ergriffen, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Substanzverlust nicht unbe<strong>de</strong>utend war; hier und da kleine, breite, abgeplattete, mehr<br />

weich anzufühlen<strong>de</strong> Tuberkeln, die mit kleinen festaufsitzen<strong>de</strong>n Krusten be<strong>de</strong>ckt waren, unter<br />

<strong>de</strong>nen etwas gelblicher, corrodiren<strong><strong>de</strong>r</strong> Ichor hervorsickerte. Die Cilien, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>de</strong>s<br />

unteren Li<strong>de</strong>s, waren ausgefallen; die Conjunctiva bulbi stark injicirt; die Cornea leicht getrübt,<br />

das Sehvermögen theils hierdurch, theils durch das viele Thränen und die vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Lichtscheu etwas beeinträchtigt. Dabei klagt Patient über fressen<strong>de</strong> Schmerzen in <strong>de</strong>m<br />

afficirten Li<strong>de</strong>, die <strong>de</strong>n Nachtschlaf häufig stören. Gleichzeitig war <strong><strong>de</strong>r</strong> linke Nasenflügel<br />

etwas geschwollen und geröthet und aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nasenhöhle <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Seite tröpfelte etwas<br />

jauchiger Eiter. Ebenso war Mundgestank vorhan<strong>de</strong>n. Die Fauces waren ebenfalls wahrscheinlich<br />

in Folge <strong>de</strong>s zeitweiligen Abfliessens <strong>de</strong>s Ichors durch die hinteren Choanen, in<br />

einem entzündlichen Zustan<strong>de</strong>, wodurch be<strong>im</strong> Trinken Schlingbeschwer<strong>de</strong>n und häufiges<br />

Verschlucken entstan<strong>de</strong>n. Im Allgemeinen war <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke sehr geschwächt, doch waren<br />

die übrigen Functionen normal.<br />

D r . M e y e r diagnosticiert einen L u p u s p a l p e b r a e i n f e r i o r i s s i n i s t r a e ,<br />

wofür die Affection auch <strong>im</strong> Spital angesprochen wor<strong>de</strong>n war. Vor einer Verwechslung mit<br />

Epithelialkrebs schützte <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstand, dass keinerlei wirkliche Verhärtungen <strong>de</strong>s Zellgewebes<br />

sich darboten und die Zerstörungen verhältnissmässig langsam vorgeschritten waren.<br />

Unter <strong>de</strong>n hier hauptsächlich in die Wahl fallen<strong>de</strong>n Arzneien, wie Ars., Acid. nitri,<br />

Staphys., Posph., Silicea etc. entschied sich M. für A p i s m e l l i f i c a und verordnete dieselbe<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> 4. Cent. Verd., früh und Abends 2 Tropfen zu nehmen. Aeusserlich empfahl er<br />

nur Waschungen mit lauem Wasser und Be<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Li<strong>de</strong>s mit feiner Charpie.<br />

Schon als Patient nach 5 Tagen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kam, wollte ihm das Aussehen <strong>de</strong>s Auges etwas<br />

gebessert erscheinen, wie auch nach <strong>de</strong>m Referate <strong>de</strong>s Kranken die Schmerzen <strong>im</strong> Li<strong>de</strong><br />

etwas geringer gewor<strong>de</strong>n waren.<br />

Am 1. November sprach sich die Besserung schon weit entschie<strong>de</strong>ner aus. Mehrere<br />

Stellen waren bereits vernarbt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Eiter hatte eine bessere Farbe und Consistenz angenommen,<br />

die Lichtscheu war etwas geringer, die Schmerzen hatten ganz aufgehört, so<br />

dass Patient die letzten Nächte ungestört geschlafen hatte, die Schlingbeschwer<strong>de</strong>n waren,<br />

obgleich die Rachenwand noch etwas geröthet war, vollständig geschwun<strong>de</strong>n; <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mundgeruch weniger auffallend. Es wird mit Apis 4. fortgefahren.<br />

26. November war Alles bis auf 2 kleine Stellen, die noch etwas Feuchtigkeit abson<strong><strong>de</strong>r</strong>ten,<br />

vernarbt, sonst war das Lid trocken gewor<strong>de</strong>n, und hier und da begann bereits<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> die Epi<strong><strong>de</strong>r</strong>misbildung. Der früher stark nach aussen gewulstete Lidrand war wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ziemlich zur Norm zurückgekehrt; die Conjunctiva war nur noch wenig injicirt, die Fauces<br />

gar nicht mehr geröthet, die Photophobie gänzlich geschwun<strong>de</strong>n, nur schien <strong><strong>de</strong>r</strong> Thränenkanal<br />

etwas verstopft. <strong>Das</strong> Allgemeinbefin<strong>de</strong>n und <strong><strong>de</strong>r</strong> Muth <strong>de</strong>s Patienten hatten sich<br />

merklich gehoben.<br />

Apis 30., je<strong>de</strong>n dritten Tag einige Kügelchen. Am 18. Januar, also nach einer nur<br />

dre<strong>im</strong>onatlichen Behandlung, während welcher kein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mittel als das <strong>Bienengift</strong> angewen<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n war., erschien das Auge vollständig geheilt, so dass ausser <strong><strong>de</strong>r</strong> etwas<br />

dunkleren Färbung <strong><strong>de</strong>r</strong> das Auge umgeben<strong>de</strong>n Haut und einer unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Verkleinerung<br />

<strong>de</strong>s Auges selbst, kaum noch eine Spur <strong>de</strong>s früheren Lei<strong>de</strong>ns zu bemerken war.<br />

Zwar brach etwas später <strong><strong>de</strong>r</strong> Lupus am linken Nasenflügel wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aus, woran <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient<br />

poliklinisch noch behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>, allein das Auge ist vollständig frei geblieben.<br />

69


11. Beginnen<strong>de</strong> Catarakt.<br />

Eine Frau in vorgerückteren Jahren litt an <strong>de</strong>n Augen, sah allerlei Phantome, so dass<br />

man beginnen<strong>de</strong> Catarakt-Bildung diagnosticiren konnte. Zuweilen gesellte sich, namentlich<br />

Nachts, eine ungemeine S c h w e r e d e r L i d e r hinzu; Unvermögen, diese zu öffnen,<br />

mit sehr heftigen Schmerzen, die erst nachliessen, s o b a l d e i n S t r o m v o n T h r ä n e n<br />

d e n A g e n e n t q u o l l . Sie behauptet gegen diese Zufälle in Apis eine zuverlässige Hilfe<br />

zu haben, in<strong>de</strong>m sich das Mittel nun schon wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt bewährt habe. 62<br />

12. Amaurose. 63<br />

Wenn auch in diesem Falle Apis allein <strong>de</strong>n Heilungsakt nicht vollzog, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

in Gemeinschaft mit Belladonna und Sulphur, so bewirkte sie doch unzweifelhaft<br />

<strong>de</strong>n ersten Impuls zur Befin<strong>de</strong>ns-Aen<strong><strong>de</strong>r</strong>ung. Es gehört <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ausser<strong>de</strong>m zu <strong>de</strong>njenigen,<br />

wo Apis die Krankheit unter <strong>de</strong>utlichen Haut-Krisen zu heilen bestrebt war.<br />

Im Verlaufe dieser Abhandlung wur<strong>de</strong>n zwei an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Heilungen (die eine betraf<br />

auch das Auge, und war dort ebenfalls <strong>von</strong> gänzlicher Erblindung die Re<strong>de</strong>) zur<br />

Sprache gebracht, wobei krätzartige Exantheme <strong><strong>de</strong>r</strong> Besserung auf <strong>de</strong>n Fuss folgten.<br />

Hautkrisen sind in solchen Fällen keine Seltenheiten. Es sei hier einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Heilung <strong>von</strong> Amaurose auf homöopathischem Wege - und durch Phosphor - gedacht.<br />

(S. S. 188 <strong>de</strong>s 92. Ban<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Allg. Hom. Z.) In jenem Falle war <strong>von</strong> Prof. Gräfe<br />

in Halle die bestehen<strong>de</strong> Blindheit auf Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s Sehnerven selbst zurückgeführt<br />

und für schwerlich rückbildungsfähig erklärt wor<strong>de</strong>n. D a s A u f t r e -<br />

ten <strong>von</strong> <strong>im</strong>petiginösen grindigen Exsudaten längs <strong><strong>de</strong>r</strong> Ciliarrän<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong> leitete die Heilung ein. „Sobald diese<br />

Abson<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen bemerkbar wur<strong>de</strong>n, hatte auch eine Aufhellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen, eine<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehr <strong><strong>de</strong>r</strong> Lichtempfindung stattgefun<strong>de</strong>n.“<br />

Anmerkung.<br />

Es unterliegt für mich keinem Zweifel, dass Apis, welche zu <strong>de</strong>m Auge so wichtige<br />

Heilbeziehungen aufzuweisen hat, auch Affectionen <strong>de</strong>s G e h ö r - und G e -<br />

s c h m a c k s o r g a n e (Zunge) zu heilen vermag. Es ist wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt <strong>im</strong> Verlaufe unserer<br />

Abhandlung hingewiesen wor<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es auf das<br />

Haut-, Schle<strong>im</strong>haut-, Nerven- und Muskelsystem <strong>im</strong> Allgemeinen. Trotz<strong>de</strong>m fehlt es<br />

fast gänzlich an klinischen Beiträgen und Beobachtungen auf <strong>de</strong>m ange<strong>de</strong>uteten<br />

Gebiete. Ich erinnere mich nur einer vagen Empfehlung <strong>von</strong> Apis gegen<br />

S c h w e r h ö r i g k e i t (in einer kurzen Bemerkung unter Text ein einem Schweizer<br />

Blatte) 64 . Noch auffälliger erscheint das Fehlen <strong>von</strong> Heilungen bei Zungen-<br />

Affectionen, wo Apis entschie<strong>de</strong>n mächtig concurrirt mit Silicea und Aurum und<br />

schon seine frappanten physiologischen Zungen-Symptome (Anschwellung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zunge nach Stichen in a n d e r e n Theilen) for<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf,<br />

diese Concurrenz einge<strong>de</strong>nk zu bleiben. Einen Heilungsfall <strong>von</strong> Geschwür <strong><strong>de</strong>r</strong> Zun-<br />

62 P. Z. f. H. 8. Jahrg. No. 1.<br />

63 Allg. Hom. Z.<br />

64 „Als ein Naturheilmittel gegen T a u b h e i t wird <strong>von</strong> verschie<strong>de</strong>nen erfahrenen Bienenzüchtern <strong><strong>de</strong>r</strong> B i e -<br />

nenstich angegeben.“<br />

70


ge mittelst Apis habe ich zwar s. Z. gebracht 65 , allein es wur<strong>de</strong> noch Silicea verabreicht,<br />

han<strong>de</strong>lte sich also nicht um eine völlig reine Beobachtung. Dagegen<br />

schreibt unser Herr College S i r s c h in einem vom 26. Juni 1879 datiren<strong>de</strong>n Briefe:<br />

„Eine Verhärtung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunge (Knoten, wie eine kleine Haselnuss) heilte ich allein<br />

mit Apis (<strong>von</strong> 6. Verdünnung bis herab zur 3.) in sechs Wochen vollkommen.“ An<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

empfahlen Apis überhaupt gegen Geschwulst, Entzündung Eiterung und<br />

Krebs <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunge. Und D r . C h a r g é heilte Angina mit G e s c h w u l s t d e r Z u n -<br />

g e und brennen<strong>de</strong>n stechen<strong>de</strong>n Schmerzen <strong>im</strong> Hals.<br />

Catechismus.<br />

Worin besteht eine specielle Eigenschaft <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es? In <strong>de</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt<br />

beobachteten Ausschlag erzeugen<strong>de</strong>n Wirkungen am Schluss einer Heilung.<br />

Welcher Art ist dieses Exanthem? Es wird als k r ä t z a r t i g beschrieben 66 . Es<br />

tritt als Urticaria o<strong><strong>de</strong>r</strong> als Ekzem, o<strong><strong>de</strong>r</strong> Impetigo auf. Beispiele: eine vollständige Trübung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Cornea vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Pupille schwand nach 6 Pulvern Apis 1., worauf ein<br />

s c a b i ö s e r Nackenausschlag erfolgte (das 1jährige Mädchen hatte früher wirklich<br />

an Krätze gelitten). - D r . B o l l e . -<br />

Ein trockener sehr jucken<strong><strong>de</strong>r</strong> krätzähnlicher Ausschlag auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut fand sich<br />

bei einem an Hydrocephalus acutus lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n durch Apis genesen<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong> ein.<br />

- D r . F ö r s t e r - Welche an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Eigenthümlichkeit hat das <strong>Bienengift</strong>?<br />

Man hat beobachtet, dass ein und dieselbe Person wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt ungestraft gestochen<br />

wor<strong>de</strong>n ist, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Male die schwersten selbst tödtliche Zufälle erlitt.<br />

Welche pathologischen Processe beeinflusst das <strong>Bienengift</strong> ganz speciell?<br />

Die Erysipele.<br />

Und wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um welche Rothlaufsformen mit Vorliebe?<br />

Die nach traumatischer Ursache.<br />

Beispiele: K a f k a ´s Heilung eines Erysipelas post circumcisionem, Heilung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Impf-Erysipele und an<strong><strong>de</strong>r</strong>er so genannter Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>ysipele. Verletzungen bei einer<br />

Section; durch giftige Insekten. Auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Krankheiten nach Verletzung (nicht<br />

nur Rothlauf) hat Apis geheilt, z. B. solchen Morbus Brightii u. s. w. Welchem Mittel<br />

gleicht Apis gera<strong>de</strong> durch seine Heilkraft gegen über <strong>de</strong>n F o l g e z u s t ä n d e n<br />

<strong>von</strong> Verletzung?<br />

Der Arnica.<br />

65 L´Homoeopathie militante 1878 Féor. p. 60. „Des Ulcérations <strong>de</strong> la langue. » Der Fall betraf eine 56 Jahre<br />

alt sehr magere Dame <strong>von</strong> zäher Constitution und förmlicher Lallomanie. Seit Jahren lei<strong>de</strong>t sie am Magen<br />

und n<strong>im</strong>mt zu kohlensaurem Natron Zuflucht. Nach einem 14tägigen Vorläuferstadium (Frost, psychische<br />

und geistige Abspannung, Appetitlosigkeit, Schmerzen <strong>de</strong>s Zahnfleisches, belegte Zunge) erscheint plötzlich<br />

am linken Zungenrand e i n e u l c e r ö s e S t e l l e <strong>von</strong> verdächtigem Aussehen. <strong>Das</strong> rasche Umsichgreifen<br />

liess Schl<strong>im</strong>mes vermuthen. Frau. v. L. klagt über sehr heftige, stechen<strong>de</strong>, lanciniren<strong>de</strong> Stiche in dieser stelle<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zunge. Früh war es schl<strong>im</strong>mer und am s c h l i m m s t e n b e i m S p r e c h e n . Nach Verlauf einiger<br />

Tage war <strong><strong>de</strong>r</strong> Substanzverlust <strong><strong>de</strong>r</strong> Art, dass eine grosse Erbse das Geschwür kaum ausgefüllt hätte. Der<br />

Grund <strong>de</strong>sselben zeigte sich speckig. - 13. October. Merc. sol. 3. dre<strong>im</strong>al täglich; vermochte weitere <strong>de</strong>utliche<br />

Verschl<strong>im</strong>merung nicht aufzuhalten. - 15. October. Apium virus (Apisin) 4. C. 3 Tropfen in 12 Löffel Wasser,<br />

und Silicea 12. <strong>im</strong> Wechsel. - 16. October <strong>Das</strong> Geschwür bessert sich merklich. Cont. - 21. October. Grosse<br />

Besserung. N<strong>im</strong>mt jetzt Silicea allein, alle 4 Stun<strong>de</strong>n. - 25. October. fin<strong>de</strong>t man an Stelle <strong>de</strong>s Geschwürs<br />

eine leichte Fissur kaum so gross, um <strong>de</strong>n Kopf einer kleinen Steckna<strong>de</strong>l hineinzupassen. - 27. October. Vollkommene<br />

Heilung. Auch entsprechend gutes Allgemeinbefin<strong>de</strong>n.<br />

66 Von Bienen Gestochene empfin<strong>de</strong>n heftiges Jucken und Brennen. Von einem solchen Patienten heisst es<br />

<strong>im</strong> Verlaufe unserer Abhandlung, dass er nicht fertig wer<strong>de</strong>n konnte mit Kratzen.<br />

71


Ausser <strong>de</strong>m Rothlaufprocess kommen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s noch welche Krankheitsvorgänge<br />

in Betracht?<br />

Die wassersüchtigen (Hydrops).<br />

Beispiele: Apis heilte wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt Hydrocephalus acutus, Ascites, Eierstocks-<br />

Wassersucht, Hydrothorax.<br />

Also überall, wo Erysipelas o<strong><strong>de</strong>r</strong> Oe<strong>de</strong>m (zumal acut) auftritt, <strong>de</strong>nke man an<br />

Apis.<br />

Furunkelbildungen. Karbunkel.<br />

Die Skrophulose.<br />

Beispiel: Die <strong>von</strong> Apis geheilten Augenkranken. -<br />

Welche Mittel sehen wir die Apis - Wirkung ergänzen? Mercur, Silicea, Mezereum,<br />

Lachesis, Sulphur, Aurum, Kali carb., Rhus tox., Natrum muriaticum, Arsen, A-<br />

cidum nitri, Belladonna.<br />

Oertlich specifisch zeigt sich das <strong>Bienengift</strong> wo?<br />

Bei Erkrankungen <strong><strong>de</strong>r</strong> L i d e r und H o r n h a u t (Staphylom), <strong><strong>de</strong>r</strong> Zunge, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

E i e r s t ö c k e (einfache Ovarialcyste); <strong><strong>de</strong>r</strong> N i e r e n (Morb. Brightii).<br />

Welche a n a t o m i s c h e n S y s t e m e dürfen als specifische Apis - Correlate<br />

aufgefasst wer<strong>de</strong>n?<br />

<strong>Das</strong> H a u t - u n d S c h l e i m h a u t system. <strong>Das</strong> D r ü s e n - u n d M u s k e l system,<br />

fibröses und synoviales Gewebe (Maylän<strong><strong>de</strong>r</strong>´s „katarrhalische Synoviti<strong>de</strong>n“);<br />

Knochengewebe (Osteomyelitis); endlich auch noch das N e r v e n s y s t e m .<br />

Von <strong>de</strong>n D r ü s e n sind zu nennen?<br />

Die Leber, die Nieren, die Haardrüsen (<strong><strong>de</strong>r</strong> Cilien), die Schilddrüse<br />

(Kropf), aber auch die M i l z , wie aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Hilfe <strong>von</strong> Apis gegen Wechselfieber hervorgeht.<br />

Wodurch ist das Apis-Wechselfieber charakterisirt?<br />

Durch <strong>de</strong>n f e h l e n d e n S c h w e i s s .<br />

Welches G e s c h l e c h t zeigt sich für die Heilwirkung <strong>de</strong> <strong>Bienengift</strong>s zugänglicher?<br />

<strong>Das</strong> w e i b l i c h e Geschlecht.<br />

Welches Alter?<br />

<strong>Das</strong> k i n d l i c h e Alter.<br />

Unter <strong>de</strong>n Frauen? Die <strong>de</strong>m W i t t w e n t h u m Verfallenen.<br />

Ist zwischen Apis und Apisin ein Unterschied?<br />

Bei Hornhaut-Erkrankungen soll Apisin (das Präparat aus <strong>de</strong>m Gift allein) <strong>de</strong>n<br />

Vorzug bedienen.<br />

Ist Apis schmerzstillend?<br />

Abgesehen <strong>von</strong> <strong>de</strong>n rheumatisch-gichtischen Schmerzen <strong>im</strong> acuten Gelenkrheumatismus,<br />

bei Coccygodynie, in Fällen <strong>von</strong> Gastralgie und <strong>von</strong> Migraine, <strong>von</strong><br />

Tenesmus be<strong>im</strong> Blasen- und Harnröhrencatarrh, sind es beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Furunkel und<br />

Karbunkel begleiten<strong>de</strong>n Schmerzen, welche Apis beschwichtigt 67 . (Aufhören<br />

rheumatischer Schmerzen nach <strong>de</strong>m Stich <strong><strong>de</strong>r</strong> Biene!)<br />

Welches therapeutische Symptom hat Apis mit Graphit gemein?<br />

Die ptosisartige Schwere <strong><strong>de</strong>r</strong> Li<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Welche Gabe verdient <strong>de</strong>n Vorzug?<br />

Verschl<strong>im</strong>merungszeit? Abends und Nachts, durch die Z<strong>im</strong>merwärme.<br />

67 Eine Verwundung durch stechen<strong>de</strong> Bienen hatte das Auftreten eines aussergewöhnlich grossen Karbunkels<br />

auf <strong>de</strong>m Rücken zur Folge. (S. Fall 10 <strong><strong>de</strong>r</strong> Pathogenese.)<br />

72


Am häufigsten sehen wir nie<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gaben anwen<strong>de</strong>n, also wür<strong>de</strong> etwa die<br />

dritte o<strong><strong>de</strong>r</strong> vierte Verdünnung durchschnittlich die geeignetste sein.<br />

73


Anhang.<br />

Dr. J. Kafka´s therapeutische Erfahrungen über das <strong>Bienengift</strong>.<br />

Geehrteste Herr Collega!<br />

Ihrer geschätzten Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, Ihnen meine Selbsterfahrungen über Apis<br />

mellifica zum Behufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Vervollkommnung Ihrer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Herausgabe begriffenen<br />

Monographie über dieses Arzne<strong>im</strong>ittel bekannt zu geben, komme ich hiermit bereitwilligst<br />

nach. Seit nahezu 20 Jahren, seit<strong>de</strong>m nämlich die klinischen Erfahrungen<br />

über das <strong>Bienengift</strong> <strong>von</strong> D r . C . W . W o l f , damaligem Kreisphysikus in Berlin, erschienen<br />

sind, habe ich zahlreiche und vielfältige Versuche mit Apis 3. - 6. Dec.<br />

sowohl am Krankenbette, als auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> H a u s p r a x i s unternommen, habe sorgfältigst<br />

die <strong>von</strong> An<strong><strong>de</strong>r</strong>en gemachten Beobachtungen geprüft, habe so viel wie<br />

möglich nachexper<strong>im</strong>entiert, und bin danach in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, Ihnen das Résumé meiner<br />

Erfahrungen aphoristisch mitzutheilen. Ich habe diese Form gewählt, weil sie für<br />

<strong>de</strong>n Praktiker am wenigsten zeitraubend ist, weil sie <strong>von</strong> vagen Theorien sich fern<br />

hält und eine leichte Uebersicht über die verschie<strong>de</strong>nen Wirkungen darbietet.<br />

Nach meiner Ueberzeugung ist Apis kein Polychrest! Es verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Constitutionsverhältnisse<br />

beinahe gar nicht, es alterirt die Cirkulations-, Respirations- und<br />

Verdauungsapparate nicht wesentlich, es afficirt das Sensorium, die Harn- und Geschlechtsorgane<br />

nur wenig, die Bewegungs-, Gelenks- und Bän<strong><strong>de</strong>r</strong>apparate nur<br />

mittelbar, d. h. durch Fortpflanzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Entzündung <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> äusseren Haut auf die<br />

<strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>selben be<strong>de</strong>ckten Organen.<br />

Hingegen ist die Einwirkung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es eine entschie<strong>de</strong>ne auf die ä u s -<br />

sere Haut, auf die Schle<strong>im</strong>häute, auf die serösen Gebil<strong>de</strong> und auf<br />

die Drüsen.<br />

Unter <strong>de</strong>n Krankheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> äusseren Haut ist das glatte Erysipel in erster Reihe<br />

zu nennen, welches für die Einwirkung <strong>de</strong>s in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong>n Mittels beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

zugänglich ist. Ich kann jedoch die Bemerkung nicht unterdrücken, welche auch<br />

schon E i d h e r r vor 2 Jahren machte, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> intensive, mehr ausgebreitete und<br />

mit heftigem Fieber und Gehirnerscheinungen auftreten<strong>de</strong>n Rothlauf auf Belladonna<br />

schneller und sicherer weicht, und dass Apis mehr für leichtere o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch<br />

für solche Rothlaufformen passt, welche in Folge <strong>von</strong> Verwundungen und Quetschungen<br />

entstehen. Bei bereits eingetretener Entzündung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lymphgefässe mil<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Gra<strong>de</strong>s habe ich Apis mit Erfolg angewen<strong>de</strong>t; bei höheren Gra<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lymphangioïtis sind Bellad. und Merc. wirksamer. Bei wan<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>m Erysipel sah ich<br />

<strong>von</strong> Apis keine so entschie<strong>de</strong>ne Wirkung, wie <strong>von</strong> Hepar calc. o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sulphur. Be<strong>im</strong><br />

Blasenrothlauf wirkt Rhus toxic. viel sicherer. Be<strong>im</strong> chronischen Erysipel leistet Apis<br />

sehr wenig, hingegen bringt Hep. calc. eine schnelle und nachhaltige Heilung zu<br />

Stan<strong>de</strong>.<br />

Be<strong>im</strong> sekundären Erysipel, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e nach Eiteraufsaugung, wie z. B. bei<br />

sich senken<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei nicht rechtzeitig geöffneten Abscessen hat mir Apis einmal<br />

gute <strong>Dienste</strong> geleistet.<br />

<strong>Das</strong> Erythem verliert sich auf die Anwendung <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es, aber es verschwin<strong>de</strong>t<br />

auch häufig <strong>von</strong> selbst, d. h. wenn gar nichts gebraucht wird.<br />

Die akuten Zellgewebsentzündungen, gleichviel ob sie subkutan o<strong><strong>de</strong>r</strong> submukös<br />

auftreten, wenn sie nicht mit sehr heftigen Fiebererscheinungen, intensiver<br />

Röthe und be<strong>de</strong>uten<strong><strong>de</strong>r</strong> Sklerose verbun<strong>de</strong>n sind, sind für Apis zugänglich. Jene<br />

Zellgewebsentzündungen, welche die Ostitis und Periostitis begleiten, weichen<br />

74


auch häufig <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwendung dieses Mittels, wenn sie nicht auf specifischer Basis<br />

beruhen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in Folge <strong>von</strong> Erkältung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchnässung entstan<strong>de</strong>n sind.<br />

Auch die Zellgewebsinfiltration <strong>im</strong> Verlaufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Furunkeln, ja selbst <strong><strong>de</strong>r</strong> Karbunkeln,<br />

selbst wenn sie tief in die Cutis sich einsenken, pflegen sich auf Apis zu bessern. Jedoch<br />

bei hohen, intensiven Gra<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Zellgewebsentzündungen und Infiltrationen<br />

sind Belladonna, Mercur und Hep. calc. vorzuziehen.<br />

Im Verlaufe <strong>de</strong>s Scharlachs, als Hautentzündung betrachtet, ist Apis <strong>im</strong> Stan<strong>de</strong>,<br />

dieselbe einigermassen zu mil<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die Schlundbeschwer<strong>de</strong>n zu mässigen und<br />

die gleichzeitige Erregung <strong>de</strong>s Gehirns zu kalmirn. Die Erfolge bei Croup und<br />

Diphtheritis, so wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Scharlachwassersucht wer<strong>de</strong> ich weiter unten besprechen.<br />

Be<strong>im</strong> akuten Ekzem leistet stets Mercur bessere und verlässlichere <strong>Dienste</strong>, als<br />

Apis.<br />

Bei fieberhaften Zustän<strong>de</strong>n in Folge <strong>von</strong> Durchnässung o<strong><strong>de</strong>r</strong> nass-kalter Luft ist<br />

stets Aconit <strong>de</strong>m <strong>Bienengift</strong>e vorzuziehen.<br />

Bei rheumatischen und katarrhalischen Affektionen in Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Einwirkung<br />

<strong>von</strong> Nässe sind Dulcamara und Rhus hilfreicher.<br />

Bei leichteren Gra<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Gaumen-, Zahnfleisch- und Zungenentzündung<br />

war ich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung dieses Mittels zufrie<strong>de</strong>n; bei höheren Gra<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />

sind Belladonna und Mercur wichtiger.<br />

Die Entzündung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rachenschle<strong>im</strong>haut, solange auf <strong><strong>de</strong>r</strong>selben keine croupöse<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> diphtheritische Ablagerung sichtbar wird, gehört in <strong>de</strong>n Wirkungskreis<br />

<strong>von</strong> Apis, auch wenn die Schlingbeschwer<strong>de</strong>n sehr gross sind, und die Röthe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schle<strong>im</strong>haut eine sehr intensive ist. Sind zugleich die Tonsillen entzün<strong>de</strong>t, be<strong>de</strong>utend<br />

angeschwollen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlund verengt, so verdienen Belladonna und Mercur<br />

unbedingt <strong>de</strong>n Vorzug.<br />

Sobald croupöse o<strong><strong>de</strong>r</strong> diphtheritische Exsudate bemerkbar sind, wie z. B. <strong>im</strong><br />

Verlaufe <strong>de</strong>s Scharlachs, o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Einwirkung scharfer Win<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Aufnahme eines Contagums ist Apis allein nicht ausreichend, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es muss unverzüglich<br />

<strong>von</strong> Mercurpräparaten Gebrauch gemacht wer<strong>de</strong>n, unter welchen bei<br />

croupösen Auflagerungen Merc. solub. und Merc. bijoduret., bei diphtheritischen<br />

jedoch Merc. cyanat. o<strong><strong>de</strong>r</strong> Subl<strong>im</strong>at <strong>de</strong>n Vorzug verdienen.<br />

Ich bin am Krankenbette ein entschie<strong>de</strong>ner Gegner <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>ntificirung <strong>de</strong>s<br />

croupösen und diphtheritischen Processes, in<strong>de</strong>m ich vollkommen überzeugt bin,<br />

dass selbst am Leichentisch be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Differenzen zwischen Croup und Diphtheritis<br />

<strong>de</strong>s Rachens obwalten.<br />

Hält man, so wie ich, am Dualismus fest, worüber ich in meiner Therapie mich<br />

hinreichen ausgesprochen habe, so wird man nicht so leicht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwendung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> einschlägigen Mittel in Verlegenheit gerathen.<br />

Nur die I<strong>de</strong>ntificirung <strong>de</strong>s Croups mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Diphtheritis ist daran schuld, dass <strong>von</strong><br />

Einem ein Mittel als hilfreich proklamirt und angepriesen, <strong>von</strong> <strong>de</strong>m An<strong><strong>de</strong>r</strong>en jedoch<br />

dasselbe als absolut unwirksam gefun<strong>de</strong>n und verworfen wird.<br />

Ich bin fest überzeugt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Rachencroup in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle gar<br />

nicht gefährlich, ja sogar rasch zu beheben ist; dass jene Aerzte, welche das croupöse<br />

Exsudat für ein diphtheritisches halten und erklären, nie eine rechte Einsicht in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl und Anwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mittel haben, und dass die Angst und Besorgnis, die<br />

solche Aerzte über die betroffenen Familie bringen, sehr oft eine unnütze und ü-<br />

bertriebene ist.<br />

75


Nur die wahre Diphtheritis ist oft ein gefährlicher, epi<strong>de</strong>misch auftreten<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

und das Leben bedrohen<strong><strong>de</strong>r</strong> Process, welcher jedoch unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong>de</strong>s homöop.<br />

Arztes viel seltener tödtlich verläuft.<br />

Gestützt auf sehr zahlreiche Bobachtungen, behaupte ich, dass we<strong><strong>de</strong>r</strong> croupöse<br />

noch diphtheritische Entzündungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlingorgane mit Apis allein schnell<br />

und dauernd zur Heilung gelangen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dass zur Unterstützung dieses Mittels<br />

stets die Anwendung einer intensiver wirken<strong>de</strong>n Arznei, wie z. B. Mercur, o<strong><strong>de</strong>r</strong> Iod,<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Brom, o<strong><strong>de</strong>r</strong> Chin. arsenicos. nothwendig ist.<br />

Die Heiserkeit und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schnupfen in Folge <strong>von</strong> Erkältung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchnässung<br />

pflegen auf Apis rasch zu weichen, hingegen ist die St<strong>im</strong>mlosigkeit in ihre höheren<br />

Gra<strong>de</strong>n diesem Mittel unzugänglich. Jene Schnupfenformen, welche mit häufiger<br />

Thränenabson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, Bronchial- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kehlkopfhusten, mit gastrischen Erscheinungen,<br />

Kopf- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gehirnsymptomen und mit allgemeiner Angegriffenheit (Grippe)<br />

auftreten, erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Anwendung <strong>von</strong> Mercur, Pulsat., Nux vom., Bryon., Caust.,<br />

etc.<br />

Auf die Augenschle<strong>im</strong>haut hat Apis nur be<strong>im</strong> akuten Augenkatarrh eine günstige<br />

Einwirkung, wenn die Augenli<strong><strong>de</strong>r</strong> erysipelatös angeschwollen sind, die Temperatur<br />

sehr erhöht, die Conjunctiva palpebrarum o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch <strong>de</strong>s Bulbus hochroth,<br />

die Abson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Thränen und <strong>de</strong>s eiterartigen Schle<strong>im</strong>es sehr vermehrt, die<br />

Augenspalte verkleinert und mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger verklebt und die Einwirkung <strong>de</strong>s<br />

Lichts unerträglich o<strong><strong>de</strong>r</strong> bis zur Lichtscheu entwickelt ist. Bei höheren Gra<strong>de</strong>n dieser<br />

Augenaffection, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s, wenn die Entzündung auf <strong>de</strong>n Bulbus o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf die<br />

Cornea o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf die Iris etc. sich erstreckt, sind Belladonna, Merc., Hep., Calc.,<br />

Atrop. etc. vorzüglicher.<br />

Auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> skrophulösen Augenaffection ist Apis nur so lange wirksam, als<br />

keine Hornhautgeschwüre auftreten. Sobald diese sichtbar sind, ist Sulphur, Calc.,<br />

Merc., Ars., Sil. etc. <strong>im</strong> Wechsel mit Apis anzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Be<strong>im</strong> Darmkatarrh, welcher mit heftigem Tenesmus auftritt und einer Erkältung<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchnässung zugeschrieben ist, leistet zuweilen Apis gute <strong>Dienste</strong>. Sobald<br />

jedoch die Leibschmerzen heftig wer<strong>de</strong>n, die Stühle sich sehr vermehren, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stuhlgang unerträglich und die Abson<strong><strong>de</strong>r</strong>ung blutig wird, ist Apis ungenügend, und<br />

die Anwendung <strong>von</strong> Bellad., Merc., Rhus., Pulsat. etc. erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. -<br />

Be<strong>im</strong> Blasen- und Harnröhrenkatarrh, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Tenesmus ad mixtum gross ist,<br />

pflegt Apis die schmerzhaften Erscheinungen zu mil<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gonorrhoe und<br />

be<strong>im</strong> Schei<strong>de</strong>nkatarrh hat mir dieses Mittel nichts geleistet.<br />

Unter <strong>de</strong>n Krankheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> serösen Gebil<strong>de</strong> sind es vorzüglich jene <strong><strong>de</strong>r</strong> Meningen<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gehirnhöhlen, welche unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.<br />

Sowohl die acute als auch die chronische Meningitis bessern sich auf Apis, solange<br />

die Erscheinungen mild sind und die Exsudation keinen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Druck<br />

auf´s Gehirn ausübt. Sobald jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong> Reizustand <strong>de</strong>s Gehirns entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> in wil<strong>de</strong><br />

und laute Delirien o<strong><strong>de</strong>r</strong> in Apathie o<strong><strong>de</strong>r</strong> in Sopor übergeht, das Bewusstsein <strong>im</strong>mer<br />

mehr schwin<strong>de</strong>t und auch die peripherischen Nerven unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong>von</strong> Krämpfen<br />

verschie<strong>de</strong>ner Art in <strong>de</strong>n Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund treten dann ist Apis zu schwach, und es<br />

ist nothwendig, dass zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitteln, wie z. B. zu Bell., Atrop., Kali hydrojodic.,<br />

Strammon., Hyoscyam., Ammon. carb., Opium etc, gegriffen wird.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Pleuritis und Pericarditis, sowie be<strong>im</strong> Hydrothorax und be<strong>im</strong> Hydropericardium<br />

habe ich keine wesentliche Einwirkung <strong>von</strong> Apis beobachtet.<br />

76


Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Peritonitis verdient unstreitig Belladonna o<strong><strong>de</strong>r</strong> Opium <strong>de</strong>n Vorzug e-<br />

ben so bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Enteritis.<br />

Be<strong>im</strong> Erguss seröser Flüssigkeit in <strong>de</strong>n Bauchfellraum in Folge <strong>von</strong> Erkältung<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchnässung wirkt Apis ziemlich günstig, jedoch nicht schneller, als Bryon.,<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Rhus tox., o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kali acetic.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ovariumcyste soll Apis gute <strong>Dienste</strong> leisten. Ich hatte bis jetzt keine<br />

Gelegenheit, mich hier<strong>von</strong> zu überzeugen. Bei Hydrocele in Folge <strong>von</strong> Druck war<br />

ich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung dieses Mittels zufrie<strong>de</strong>n.<br />

Auch die Drüsenkrankheiten gehören in <strong>de</strong>n Wirkungskreis <strong>de</strong>s <strong>Bienengift</strong>es;<br />

namentlich die entzündlichen Affektionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Tonsillen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Lymphdrüsen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Brust- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Milchdrüsen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ovarien, <strong><strong>de</strong>r</strong> Ho<strong>de</strong>n und endlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Nieren.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> einfachen, katarrhalischen Tonsillitis, auch wenn die Man<strong>de</strong>ln sehr angeschwollen,<br />

die Schlingbeschwer<strong>de</strong>n sehr gross sind, <strong><strong>de</strong>r</strong> Isthmus faucium sehr<br />

verengt und die Schle<strong>im</strong>haut <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s sehr intensiv geröthet erscheint, ist die<br />

Apiswirkung ziemlich verlässlich. Sobald jedoch Kopfschmerzen und sogar Delirien<br />

eintreten und die Schlingbeschwer<strong>de</strong>n so gross wer<strong>de</strong>n, dass die Schlundspalte<br />

wie geschlossen erscheint und die Flüssigkeiten durch die Nasenlöcher zurückfliessen,<br />

ist Bellad. o<strong><strong>de</strong>r</strong> Atropin. wichtiger und hilfreicher. Wenn in <strong>de</strong>n entzün<strong>de</strong>ten,<br />

sehr geschwellten und hart sich anfühlen<strong>de</strong>n Halsman<strong>de</strong>ln klopfen<strong>de</strong> Schmerzen<br />

entstehen und dieselben <strong>von</strong> Schüttelfrost o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schauer begleitet sind, dann bil<strong>de</strong>t<br />

sich ein Abscess, in welchem Falle Mercur o<strong><strong>de</strong>r</strong> He. calc. nebst warmen Fomentationen<br />

angezeigt sind. Es dauert oft 6 - 7 Tage, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Abscess zum Durchbruch gelangt;<br />

bei sehr beängstigten o<strong><strong>de</strong>r</strong> ungeduldigen Kranken kann man <strong>de</strong>nselben<br />

künstlich eröffnen lassen.<br />

Zur Nachkur <strong><strong>de</strong>r</strong> verhärteten und vergrösserten Tonsillen kann man wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>von</strong> Apis mit Erfolg Gebrauch machen. Gegen die Anschwellung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verhärtung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Schilddrüse habe ich <strong>von</strong> diesem Mittel keinen Erfolg gesehen.<br />

Die strang- o<strong><strong>de</strong>r</strong> rosenkranzartig vergrösserten und verhärteten Hals- und Nackendrüsen<br />

weichen auf Apis nicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Anwendung <strong>von</strong> Baryt.<br />

carb. o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> Calc. jodata.<br />

Die entzün<strong>de</strong>te Brustdrüse während <strong>de</strong>s Stillens ist <strong>im</strong> Entstehen <strong><strong>de</strong>r</strong> Apiswirkung<br />

zugänglich. Sobald jedoch Schüttelfröste o<strong><strong>de</strong>r</strong> klopfen<strong>de</strong> Schmerzen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gespannten, heissen und mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger gerötheten Brust sich einstellen, ist ein<br />

Abscess <strong>im</strong> Entstehen, welcher, sobald Fluctuation sich zeigt, mit <strong>de</strong>m Messer geöffnet<br />

wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Die Anschwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Brüste, <strong><strong>de</strong>r</strong> Brustdrüsen, zuweilen auch Achseldrüsen<br />

nach <strong>de</strong>m Abstillen weicht rascher auf Bellad. als auf Apis ohne dass hierbei öftere<br />

Stuhlentleerungen nothwendig sind.<br />

Es ist mir noch niemals gelungen, Entzündungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Achsel- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Leistendrüsen<br />

mittelst Apis so zum Rückgang zu bringen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Uebergang in Eiterung verhütet<br />

wer<strong>de</strong>n konnte, was jedoch mit Bellad., Merc. o<strong><strong>de</strong>r</strong> Hep. calc. o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kali. jod.<br />

häufig möglich ist.<br />

Schmerzhaftigkeit und Anschwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ho<strong>de</strong>n nach grosser geschlechtlicher<br />

Aufregung, o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach anhalten<strong>de</strong>m Druck, o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach Quetschung, selbst<br />

wenn bereits seröse Ansammlung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tunica vaginalis vorhan<strong>de</strong>n ist, weichen<br />

leicht und oft sehr schnell auf die Anwendung <strong>von</strong> Apis.<br />

Jedoch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> wahren Orchitis o<strong><strong>de</strong>r</strong> Epididymitis sind Bellad., Merc. und Jod<br />

verlässlicher.<br />

77


Jene Nierenetzündung, welche nach Erkältung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchnässung entsteht,<br />

mit geringen Schmerzen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nierengegend, mit mil<strong>de</strong>n Fiebererscheinungen, mit<br />

trübem, o<strong><strong>de</strong>r</strong> schle<strong>im</strong>igem Urin und mit geringem Harndrang auftritt, bessert sich<br />

häufig auf Apis. Sobald die Symptome an Heftigkeit zunehmen, ist dieses Mittel<br />

nicht genügend.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>squamativen Nephritis, nach Scharlach, o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach Erkältung sind<br />

Hepar calc. o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mercur viel verlässlicher, als Apis. Gegen die Scharlachwassersucht<br />

war dieses Mittel zu schwach.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Pyelitis, be<strong>im</strong> Harnsand, so wie bei Blasensteinen sah ich <strong>von</strong> Apis gar<br />

keinen Erfolg.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> parenchymatösen Nierenentzündung nach Scharlach, welche durch<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Vergrösserung <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Niere, und durch kontinuelles Blutharnen<br />

sich kundgab, wen<strong>de</strong>te ich Apis erfolglos an; hingegen trat eine sehr rasche Besserung<br />

auf Jodkali ein.<br />

Soweit reichen meine Erfahrungen über das <strong>Bienengift</strong>, aus welchen <strong>de</strong>utlich<br />

zu ersehnen ist, dass dasselbe we<strong><strong>de</strong>r</strong> eine tiefgreifen<strong>de</strong>, noch eine weit umfassen<strong>de</strong><br />

Einwirkung auf die verschie<strong>de</strong>nen Organe, Systeme und Apparate besitzt, und<br />

leicht durch Bellad., Merc., Hep. calc., Kali jod. etc. ersetzt wird. Seine Wirkung ist in<br />

vielen Fällen nicht ausreichend und muss durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mittel verstärkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Darum behalte ich meine Behauptung aufrecht, dass Apis kein Polychrest, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

mehr ein symptomatisches o<strong><strong>de</strong>r</strong> Organmittel ist, welches wohl häufig zur Anwendung<br />

kommen, aber auf keinen grossen Wirkungskreis Anspruch machen kann.<br />

Ihr ergebener College<br />

Dr.- J. Kafka.<br />

78


Uebersichtliche Zusammenstellung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> durch das <strong>Bienengift</strong> bewirkten Heilungen mit Angabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Dosis und<br />

<strong>de</strong>s Präparates.<br />

A. Krankheiten <strong>de</strong>s Nervensystems.<br />

I. Erkrankungen <strong>de</strong>s Gehirns und seiner Häute.<br />

Dosis:<br />

1. Hydrocephalus acutus Dr. Förster - Görlitz Apis 13.<br />

(Meningitis tuberculosa)<br />

2. Hydrocephalus acutus Dr. Schädler - Bern Apis 4.<br />

3. Meningitis Dr. Sum Apis 10.<br />

4. Miliartuberculose Dr. S. Chmel - Wien Apis 6.<br />

5. Hydrocephalus acutus Dr. Sigmann - Apis 3, 5 Tropfen in eine Tasse Wasser,<br />

Pressburg<br />

stündlich ein Kaffeelöffel<br />

6. Acute Gehirnzufälle,<br />

Parese <strong>de</strong>s oberen Li<strong>de</strong>s<br />

mit Lichtscheu und<br />

Schwin<strong>de</strong>l<br />

Dr. Goullon - We<strong>im</strong>ar<br />

Apis 4.<br />

II. Die Apis-Migraine. - Dr. M. Eidherr - Wien<br />

Migraine Dr. Sigmann -<br />

Pressburg<br />

Dosis:<br />

Apis 3., 10 Tropfen in eine halbe Tasse<br />

Wasser, 2stündlich einen Esslöffel<br />

B. Affectionen <strong>de</strong>s Muskelsystems und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelenke. (Rheumatismen)<br />

Dosis:<br />

1. Acuter Gelenkrheumatismuphenhäutchen<br />

Geröstete Wachstrester (aus Nymgebliebenen<br />

und einzelnen zurück-<br />

Bienen bestehend, erwärmt<br />

auf die Gelenke gelegt)<br />

2. Rheuma Stich durch die Biene<br />

3. Gicht Stich durch die Biene<br />

4. Rheumatismus articulorum<br />

Dr. Sigmann Apis 3, 5 Tropfen in eine Tasse Wasser,<br />

stündlich ein Kaffeelöffel<br />

5. Rheumatismus <strong>de</strong>s Franz Münnichreiter<br />

Apis 3, 3 Tropfen in ein halbes Glas<br />

Armes und rheumatische<br />

Wasser, stündlich ein Theelöffel<br />

Coccygodynie<br />

6. Coxarthrocace Apis 3.<br />

7. Luxatio spontanea Dr. Rückert Apis 3.<br />

79


Anhang.<br />

Apis in <strong><strong>de</strong>r</strong> Trichinose - Dr. Rückert.<br />

Dosis:<br />

Trichinosis Apis 3.<br />

C. Wassersüchtige Lei<strong>de</strong>n<br />

I. Brust- und Bauchwassersucht.<br />

Dosis:<br />

1. Brustwassersucht. Dr. Kirsch sen. - Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Apis Hochpotenz.<br />

2. Bauchwassersucht Dr. Rockwith Apis 1., Dec.<br />

3. Hydrops abdominalis diffusa Dr. Baumann - Buxhe<strong>im</strong><br />

(Memmingen)<br />

Apis 30. Glob.<br />

II. Oe<strong>de</strong>me und Zellgewebshärten.<br />

Dosis:<br />

1. Periodische Anfälle <strong>von</strong> acutem<br />

Dr. Goullon - We<strong>im</strong>ar Apis 4.<br />

Oe<strong>de</strong>m<br />

2. Oe<strong>de</strong>matöse Schwellung <strong>de</strong>s Joseph Mans - Brüssel<br />

submucösen Zellgewebes <strong>de</strong>s<br />

Larynx und daher rühren<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Husten<br />

3. Apis bei festen Exsudaten -<br />

Apis 6.<br />

Zellgewebsverhärtungen<br />

4. Ho<strong>de</strong>ngeschwulst Apis 3.<br />

III. Erkrankungen <strong>im</strong> Bereich <strong>de</strong>s uropoetischen Apparates.<br />

Dosis:<br />

1. Morbus Brightii Dr. Lorbacher Apis 4.<br />

- Leipzig<br />

2. Morbus Brightii Dr. Lorbacher Apis 4.<br />

- Leipzig<br />

3. Morbus Brightii Dr. Lorbacher Apis 4.<br />

- Leipzig<br />

4. Apis gegen Albuminurie Dr. Joslin - Apis 3. (Glob.)<br />

New York<br />

5. Apis gegen Albuminurie Apis 12., 4stündlich<br />

6. Anasarka <strong><strong>de</strong>r</strong> Nieren Dr. Nankivell Apis 3.<br />

7. Hydropsien <strong>im</strong> Scharlach Dr. Teller - Prag Apis 2., Anfangs stündlich, dann zweistündlich<br />

80


D. Krankheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Mund- und Rachenschle<strong>im</strong>haut<br />

I. Diphtheritis.<br />

Dosis:<br />

1. Diphtheritis Dr. Baumann Apis 15., ein Tropfen<br />

2. Diphtheritis Dr. Nash Apis 6., 2stündlich<br />

3. Diphtheritis Dr. Arnulphy Apis 3., 2 Tropfen in 120 Gramm Wasser,<br />

stündlich 1 Kaffeelöffel.<br />

4. Diphtheritis Dr. Fischer - Berlin Apis 100., Glob.<br />

II. Angina faucium phlegmonosa<br />

Dosis:<br />

Phlegmonöse Angine Dr. Baumann 10 Tropfen Apis 1. in die krampfhaft<br />

verschlossene Mundhöhle geträufelt.<br />

III. Stomatitis aphthosa.<br />

Halsentzün-<br />

Aphthöse<br />

dung<br />

Dr. Hirsch - Prag<br />

Dosis:<br />

Apis 6., 2 Tropfen in einem halben Gas<br />

Wasser, zweistündlich 2 Kaffeelöffel.<br />

E. Affectionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Darmschle<strong>im</strong>haut.<br />

Chronischer und acuter Durchfall.<br />

Dosis:<br />

1. Catarrhus intenstinalis chron. Higgins Apis 12., 7 Tropfen auf<br />

eine halbe Maasskanne<br />

Wasser, täglich einen<br />

Schluck.<br />

2. Catarrhus intenstinalis chron. Higgins. Apis 12.<br />

3. Catarrhus intenstinalis chron. Higgins. Apis 12., 2stündlich.<br />

4. Durchfall, Erbrechen, Kolik,<br />

chron.<br />

Higgins<br />

Apis 12., 3 Tropfen in einem<br />

Glas Wasser,<br />

2stündlich 1 Löffel.<br />

Higgins Apis 12.<br />

5. acuter Darmkatarrh mit Tenesmus<br />

6. acuter Darmkatarrh Apis 12., in Wasser stündlich<br />

7. chronische Dysenterie Apis 30., 2mal täglich<br />

8. ruhrartiger Durchfall Dr. Perutz - Teplitz Apis 2.<br />

9. Diarrhoe <strong>von</strong> biliösem Charakter<br />

Dr. Sigmann<br />

Apis<br />

81


F. Apis <strong>im</strong> Typhus und Wechselfieber<br />

I. Typhus.<br />

Dosis:<br />

1. Typhus Dr. Muhr Apis<br />

2. Pustula maligna mit Dr. Müller - Wien Apis.<br />

typhösen Erscheinungen<br />

II. Wechselfieber.<br />

Dosis:<br />

1. Malaria (11 Fälle) Dr. L. Stern - Miskolcz Apis 100.<br />

2. Wechselfieber auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Dr. Mossa - Bromberg Apis 30., 5 Glob. in Wasser,<br />

Basis eines Schle<strong>im</strong>fiebers<br />

3stündlich ein Schlückchen.<br />

G. Krankheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> weiblichen Geschlechtssphäre.<br />

I. Die Ovarien betreffen<strong>de</strong> Heilungen.<br />

Dosis:<br />

1. Tumor ovarii Dr. Maylän<strong><strong>de</strong>r</strong> - Berlin Apis<br />

2. Tumor ovarii Dr. Maylän<strong><strong>de</strong>r</strong> - Berlin Apis 6., 3mal täglich (aus <strong>de</strong>m Gifttröpfchen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> gereizten Biene)<br />

3. Tumor ovarii DR. Heinrichs sen. Apis 2., 3mal täglich<br />

4. Eierstocks-Wassersucht Homöop. kl. Institut <strong>de</strong>s<br />

Dr. Schwabe in Leipzig<br />

Apisinum 3. Cent. Verreibung, je<strong>de</strong>n<br />

Morgen eine kleine Messerspitze in<br />

Wasser<br />

5. Entzündung <strong>de</strong>s rechten<br />

Dr. Rückert Apis 5.<br />

Ovariums<br />

6. Eierstocks-Geschwulst. Dr. Hale 10 - 12 leben<strong>de</strong> Bienen wer<strong>de</strong>n in<br />

eine Tasse geworfen und mit heissem<br />

Wasser übergossen; da<strong>von</strong><br />

vierstündlich 1 Esslöffel<br />

II. Gebärmutterlei<strong>de</strong>n.<br />

1. Gangrain <strong>de</strong>s Uterus Dr. Feierabend<br />

2. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachgeburts- Thierarzt Böhm<br />

Perio<strong>de</strong><br />

3. Fehlerhafte Beschaffenheit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wehen<br />

4. Blutige Milch<br />

5. Be<strong>im</strong> Abortus<br />

Dosis:<br />

82


H. Pathologische Vorgänge auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut.<br />

Dosis:<br />

1. Gesichtsrose Apis 3., alle Stun<strong>de</strong>n ein Tropfen.<br />

2. Gesichts- und Kopfrose Yeldam Apis 3., ½ - 1 Tropfen vierstündlich.<br />

3. Erysipelas post circumcisionem<br />

Kafka Apis 3., Dec., 4 Tropfen auf Zucker verrieben,<br />

da<strong>von</strong> alle ¼ Stun<strong>de</strong> eine feine Prise.<br />

4. Wasserschwülstiger Rothlauf<br />

Dr. Muhr Apis 3.<br />

<strong>de</strong>s Kopfes<br />

5. Verbrennung Dr. Usher Apis.<br />

6. Anschwellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand Dr. Muhr Apis 3 und Oleum apium<br />

mit Rothlauf<br />

7. Impf-Erysipel u. s. w. Dr Muhr Apis<br />

8. Uebele Folgen eines Fliegenstiches<br />

Dr. Goullon Apis 4.<br />

9. Bienen- und Wespenstiche<br />

Dr. Alb Apis<br />

10. Wanzenstiche Dr. Krieger Apis.<br />

11. Pustula maligna Apis 3<br />

12. Furunkel Dr. Fischer -<br />

Berlin<br />

Apis 100., Einige Glob. in Lösung; da<strong>von</strong><br />

3stündlich 1 Theelöffel.<br />

13. Zellgewebsentzündung Dr. Eidherr<br />

1. Conjunctivitis catarrhalis Dr. Perutz -<br />

Teplitz<br />

2. Conjunctivitis catarrhalis Dr. Sigmann -<br />

Pressburg<br />

J. Krankheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Augen und ihrer Umgebung.<br />

83<br />

Dosis:<br />

Apis 3., 2stündlich 2 Tropfen<br />

Hier auch äusserlich 10 Tropfen Apis 3. in<br />

½ Sei<strong>de</strong>l Wasser; darin Läppchen getränkt<br />

und auf das Auge geleget.<br />

Apis 6.<br />

3. Conjunctivitis bulbi et<br />

palpebrarum<br />

4. Augen-Blennorrhoe Dr. El Pozo Stich <strong><strong>de</strong>r</strong> Biene<br />

5. Hornhaut-Entzündung Dr. Jousset Apisin.<br />

6. Acute ulceriren<strong>de</strong> Hornhaut-Entzündung<br />

Apis 6., und Apis 30.<br />

7. Staphylom Dr. F. Sirsch Apis 3., 4mal täglich 4 Tropfen in Wasser.<br />

8. Gichtische Augenentzündung.<br />

Apis 3., alle 4 Stun<strong>de</strong>n ein Gran.<br />

Hypopion<br />

9. Augenentzündung durch<br />

Apis innerlich und äusserlich<br />

Einwirkung ungelöschten<br />

Kalks<br />

10. Lupus <strong>de</strong>s Augenli<strong>de</strong>s Dr. Veit Meyer<br />

- Leipzig.<br />

11. Beginnen<strong>de</strong> Katarakt Dr. Goullon Apis<br />

12. Amaurose Dr. Kirsch Apis 200.<br />

Apis 4. C. verd., früh und Abends 2 Tropfen,<br />

und Apis 30. Glob. je<strong>de</strong>n dritten Tag<br />

einige Kügelchen.

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