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„Figuren, Stelen, Blicke“ zu drei Installationen von Christine Düwel

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konstituiert, eine Anachronie erzeugt: Eine sichtbare Gegenwart<br />

wird hier <strong>von</strong> einer ungleichzeitigen Mitgegenwart unterbrochen,<br />

indem sie diese <strong>zu</strong> einer irreversiblen Vergangenheit in<br />

Beziehung setzt. Daher kann sich bei Betrachtung der Wachspfeiler<br />

jener Eindruck des Gespenstischen einstellen, der all<br />

denjenigen paradoxen Erscheinungen anhaftet, die ohne Gegenwart<br />

gegenwärtig und somit virtuelle Erscheinungen einer<br />

Abwesenheit sind. Derart „figurieren” die <strong>Stelen</strong> figurale Virtualitäten:<br />

sie wirken als quasi-gespenstische, unähnliche Doppel<br />

der vergangenen Wachsdubletten. Zählen wir nach, um dies,<br />

spaßeshalber, <strong>zu</strong> validieren: es gibt neun Pfeiler und neun Figuren<br />

(allerdings befindet sich nicht an je einem Pfeiler eine<br />

Figur; eine Vertikale ist doppelt besetzt, und folglich eine andere<br />

ohne Beset<strong>zu</strong>ng). Scheint damit alles darauf hin <strong>zu</strong> deuten,<br />

dass die Relation Bronzefigur–Wachspfeiler eine Relation zwischen<br />

Gegenwart und erinnerter Vergangenheit, zwischen Dasein<br />

und Tod exponiert? Zwischen der Anwesenheit einer Figur<br />

und dem erinnerten Tod ihrer Vorgängerin? v<br />

4. Zeitlichkeit der Trauer<br />

Die Tode, das Aus-der-Form-geraten <strong>von</strong> Negativ- und Positivform,<br />

sind wesentliche Momente eines Prozesses, dessen<br />

Zweck die Formierung einer Bronzefigur war, – und wir sind<br />

hier geneigt, FALL-WEISE-EIN-SICHT als eine Inszenierung <strong>zu</strong><br />

verstehen, die diesen Formierungsprozeß in Szene setzt, indem<br />

sie die Abfallprodukte dieses Prozesses mit der Endform<br />

ins Verhältnis setzt. Die Beziehungsgeschichte, die wir hier<br />

erzählen, verläuft deshalb <strong>zu</strong>gleich „vorwärts” (entlang der Linie<br />

der Erzählung, <strong>zu</strong> der wir die Arbeiten <strong>von</strong> <strong>Christine</strong> <strong>Düwel</strong> verarbeiten)<br />

und „rückwärts” (entlang der Linie, in der sich diese<br />

Arbeiten in der künstlerischen Genese <strong>zu</strong>rück bewegen). Der<br />

Ausgangspunkt der Inszenierungen, die wir hier betrachten, war<br />

diejenige Situation, mit der wir die Erzählung beginnen ließen<br />

und die man gewöhnlich als „plastische Kunst” oder „Bildhauerkunst”<br />

beschreibt: das (schöne oder hässliche) Objekt, auf einer<br />

Grundlage exponiert. Und während wir unsere Geschichte weiterspinnen,<br />

erzählen wir <strong>von</strong> einer Bewegung, die sich nicht nur<br />

<strong>von</strong> dieser Situation entfernt, sondern ihr <strong>zu</strong>gleich, in der Bewegung<br />

einer Selbstreferenz, auf den Grund geht. <strong>Christine</strong><br />

<strong>Düwel</strong>s Kunst bearbeitet ein Ensemble <strong>von</strong> Aspekten, welche<br />

die konventionelle Situation der plastischen Kunst konstituieren:<br />

so z.B. das Schema der Anordnung (Kunstobjekt auf Sockel),<br />

die Funktion der Repräsentation (Kunstobjekt referiert auf ein<br />

Abwesendes), oder eben den Verlauf der Herstellung. Daher ist<br />

die Szene <strong>von</strong> FALL-WEISE-EIN-SICHT keine bloße plastische<br />

Darstellung, die etwas darstellt und darüber hinaus noch As-<br />

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