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„Figuren, Stelen, Blicke“ zu drei Installationen von Christine Düwel

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III. Blicke<br />

Es handelt sich um ein Mögliches, das …als Mögliches möglich<br />

bleibt und …in sich – als Narbe einer Verlet<strong>zu</strong>ng und als Potentialisierung<br />

der Kraft – die Unterbrechung <strong>zu</strong>m Akt markiert,<br />

eine absolute Unterbrechung, die hier kein anderes Siegel trägt<br />

als das des Todes: …ein Denken des virtuellen Werks, …das<br />

das Mögliche als solches vollendet, also ohne es <strong>zu</strong> löschen<br />

oder vielmehr in der Realität <strong>zu</strong> erfüllen: das Denken einer<br />

spektralen Macht des virtuellen Werks. (Jacques Derrida) ix<br />

1. Umstellungen<br />

Bisher konnten wir in der Serie der <strong>Installationen</strong> ein Spiel mit<br />

Orten erkennen. Von den auf schlanken Sockeln stehenden<br />

Figuren, über ihren „Fall” oder ihre Flucht an die Seitenflächen<br />

der Pfeiler, bis <strong>zu</strong> ihren „Einschreibungen” in die Wachsstelen<br />

war eine Serie <strong>von</strong> Umstellungen <strong>zu</strong> beobachten: die Situierung<br />

der Figuren <strong>zu</strong> ihrer Grundlage instabilisierte sich <strong>zu</strong>nehmend,<br />

und <strong>zu</strong>gleich trat an ihre „ursprüngliche” Stelle erst eine Leere,<br />

dann ein Feuer. Zudem beobachten wir ein Spiel mit wechselnden<br />

Materialien: <strong>von</strong> den (materiell indifferenten) Vertikalen,<br />

über die Holzstämme bis <strong>zu</strong> den Wachsstelen veränderte sich<br />

nicht nur die Materialität der „Unterlagen”, sondern mit diesem<br />

Wechsel ging auch stets eine Veränderung der Bedeutung und<br />

Funktion (Trägerschaft, „Aufstand”, Gedächtnis) einher. Und<br />

wenn wir nun den Blick <strong>zu</strong>r Szenerie der Transparenz der Lebenssicherung<br />

[Abb.] lenken, fallen zwei Umstellungen besonders<br />

ins Auge: einmal das Fehlen der Figuren, die somit eine<br />

leere Stelle hinterlassen, sowie eine andere Anordnung und<br />

Materialität der <strong>Stelen</strong>. Die Installation eröffnet sich uns als ein<br />

begehbarer Raum, der durch <strong>drei</strong> Reihen schlanker, <strong>von</strong> der<br />

Decke hängender Transparentpapierbahnen gegliedert wird.<br />

Diese Bahnen, die hier die Stelle der <strong>Stelen</strong> einnehmen (d.h.<br />

als <strong>Stelen</strong> funktionieren), sind mit verschiedenen Aufzeichnungen<br />

bedeckt, die wiederum den Platz besetzen, den vordem die<br />

Figuren eingenommen hatten. Doch diese Umstellung ereignet<br />

sich nicht unvorbereitet. Bereits in FALL-WEISE-EIN-SICHT<br />

war es uns möglich, die Bronzefiguren der Funktion der Schrift<br />

an<strong>zu</strong>nähern: sie erschienen uns, in ihrer „Einschreibung” in das<br />

Wachs der <strong>Stelen</strong>, wie die Beschriftung eines Grabmonuments.<br />

Und wenn wir uns der Transparenz der Lebenssicherung <strong>zu</strong>wenden,<br />

so können wir beobachten, wie das Quasi-Schriftliche<br />

der Figuren buchstäblich wurde, oder genauer: wie die anfängliche<br />

Ankündigung des Ent<strong>zu</strong>gs der Figuren buchstäblich wurde<br />

und im gleichen (Rück-)Zug die Möglichkeit der Schrift eröffnete.<br />

Als hätten sie ihr antizipiertes Verschwinden eingelöst und<br />

ihren Platz in der Installation endgültig verlassen, treten nun<br />

Linienzüge, Text und Zeichnung, an ihre Stelle. Das Auftreten<br />

der Schrift scheint mit einem Verschwinden einher<strong>zu</strong>gehen,<br />

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