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„Figuren, Stelen, Blicke“ zu drei Installationen von Christine Düwel

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wird) oder Desinteresse, gar Langeweile hervorrufen (wenn<br />

eine Reduktion auf die Seite der Nicht-Adressierung stattfindet,<br />

etwa weil der Weg der Interpretation <strong>zu</strong> anstrengend erscheint;<br />

man geht dann einfach weiter ...). Wie aber könnte man sich in<br />

dieser Situation aufhalten? Wäre es möglich, in der situativen<br />

Paradoxie <strong>zu</strong> verbleiben, sie gewissermaßen in ihrer Doppelgesichtigkeit<br />

wirken <strong>zu</strong> lassen?<br />

3. Doppelt (durch)blicken<br />

An dieser Stelle möchten wir diese Paradoxie der Betrachtersituierung,<br />

die mit einer zweideutigen Störung des Auffassungsprozesses<br />

korreliert, nicht entscheiden. Wir werden vielmehr<br />

versuchen, ihren divergenten Perspektiven <strong>zu</strong> folgen, indem wir<br />

einerseits damit beginnen, die Aufschriften <strong>zu</strong> lesen und ihren<br />

möglichen Sinn <strong>zu</strong> erschließen, dies aber stets andererseits in<br />

Hinblick auf die Situation des Stockens, die mit der paradoxen<br />

Adressierung einhergeht. Zunächst werden wir uns dabei auf<br />

die Perspektive selbst konzentrieren, schließlich ruft sich mit<br />

der räumlichen Situierung der Aufschriften die triviale Doppelnatur<br />

des lesenden Blicks in Erinnerung: Jedes Lesen ist ein<br />

Sehen („wenn du lesen willst, musst du Schriftzeichen sehen,<br />

und wenn sich diese in einem unvorteilhaften Verhältnis <strong>zu</strong><br />

deinen Augen befinden, ist dein ganzer Körper gefordert, um<br />

ihnen eine bessere Position erstreiten <strong>zu</strong> können”). So schiebt<br />

sich die visuelle Dimension der Schrift auf eine spürbare Weise<br />

in dem Moment zwischen Leser und Zu-lesendes, in dem eben<br />

diese Relation gestört wird.<br />

Die räumliche Anordnung der Aufschrift verweist demnach auf<br />

ihre Visualität: In dem Maße, in dem uns in dieser Installation<br />

das Lesen erschwert wird, schiebt sich neben die Aufmerksamkeit<br />

für die Bedeutung des Geschriebenen eine Aufmerksamkeit<br />

für dessen Sichtbarkeit, – und gerade auf diese doppelte Valenz<br />

scheint ein bestimmter Schrift<strong>zu</strong>g [Abb.] – in seiner Bedeutung<br />

und graphischen Signifikanz – hin<strong>zu</strong>weisen: »Schrift – Bild<br />

Koordination <strong>von</strong> Hand und Auge Konvergenz Konkurrenz«.<br />

In dieser Sequenz, die uns eine Art innere Rahmung der<br />

Aufschriften <strong>zu</strong> sein scheint, werden uns <strong>drei</strong> Wortpaare vorgestellt,<br />

wobei die Weise, in der die zwei ersten Terme (Schrift<br />

und Bild) relationiert sind, <strong>von</strong> den folgenden gewissermaßen<br />

erläutert wird: Schrift und Bild werden hier als »Koordination<br />

<strong>von</strong> Hand und Auge« verstanden, womit vielleicht – neben dem<br />

Verweis auf das (sichtbar) Gestische der Aufschriften – angedeutet<br />

wird, dass wir es mit einer Verflechtung <strong>von</strong> Handgeschriebenen<br />

und Gesehenem, <strong>von</strong> Handschrift und Bild als<br />

Schrift-Bild <strong>zu</strong> tun haben. Die Aufschriften besitzen einen bildhaften<br />

Charakter und müssen somit (auch) wie ein Bild genommen<br />

werden. Sie erhalten das Supplement einer visuellen,<br />

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