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Renée Wagener
Ein zäher Kampf um Anerkennung
Elsy Jacobs (1933–1998)
Neben Charly Gaul und anderen männlichen Radsport-Stars gerät die Radweltmeisterin von 1958 und
langjährige Landesmeisterin in den Medien oft in den Hintergrund. Dabei war Elsy Jacobs nicht nur eine
Kämpferin auf dem Rennrad: Das Leben der selbstbewussten Rennfahrerin, die ihre Rechte erobern musste,
reiht sich ein in den Einsatz der Frauen des 20. Jahrhunderts um Gleichberechtigung.
An einem Samstag Ende August 1958 meldet das
Luxemburger Wort unter dem Titel Radweltmeisterschaften
1958: „Heute Samstag und morgen Sonntag
finden in der Champagnerstadt Reims die Straßen-
Weltmeisterschaften statt. Heute Samstagmorgen um
9 Uhr senkte sich die Startfahne zur ersten Weltmeisterschaft
der Frauen, an der luxemburgischerseits
Elsy Jacobs – UC Dippach teilnimmt. Die „inconnues“,
diesmal im wahrsten Sinne des Wortes, sind zu
zahlreich, um eine Voraussage zu machen.“ Der größte
Teil des Artikels jedoch ist Charly Gaul gewidmet, der
am folgenden Tag zur Weltmeisterschaft der Berufsfahrer
starten soll.
Drei Tage später muss die Zeitung berichten,
Gaul und seine zwei Luxemburger Kollegen Ernzer
und Schmitz hätten infolge der „übermäßigen Hitze“
aufgegeben. Die Nachricht des Tages ist dagegen
der „überlegene Sieg“ von Elsy Jacobs bei der ersten
Weltmeisterschaft der Frauen: „Heiß drückte schon
die Sonne, als am Samstagmorgen punkt 10 Uhr die
eingeschriebenen Rennfahrerinnen auf die 59 km
messende Strecke (3 Runden zu 19,8 km) geschickt
wurden. Bereits in der ersten Runde suchten Elsy
Jacobs und sechs weitere Fahrerinnen das Weite und
fuhren einen Zeit vorsprung von 45 Sekunden heraus.
Im zweiten Durchgang spurtete unsere Meisterin
der Ausreißergruppe davon und passierte auf dem
Gipfel des „Calvaire“ mit 20 Sekunden Vorsprung auf
Am 30. August 1958 stiehlt Elsy Jacobs Charly Gaul
die Show: Während der Star bei den Straßenweltmeisterschaften
in Reims aufgeben muss, wird die
unbekannte Elsy Jacobs unverhofft erste Weltmeisterin
im Straßenradrennen der Frauen.