'philosophisches' Problem? - Ernst Michael Lange
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Die Auflösung der <strong>Problem</strong>e – Ergänzungen und (ausgeräumte) Schwierigkeiten<br />
Im Interesse der klaren Markierung des terminus ad quem habe ich in der bisher gegebenen<br />
Skizze von Schwierigkeiten für meine These abgesehen. Auch sind offene Punkte liegen geblieben,<br />
zu denen ich Ergänzungen nachtragen möchte.<br />
Der wichtigste philologische Punkt betrifft die einzige Stelle, die meine klare Unterscheidung<br />
der philosophischen von den logischen (und anderen) <strong>Problem</strong>en in Frage stellen könnte – die<br />
Stelle, an der Wittgenstein nur 'unsere <strong>Problem</strong>e' schreibt. Sie lautet (5.5563):<br />
Alle Sätze unserer Umgangssprache sind tatsächlich, so wie sie sind, logisch vollkommen geordnet. – Jenes<br />
Einfachste, was wir hier angeben sollen, ist nicht eine Gleichnis der Wahrheit, sondern die volle Wahrheit selbst.<br />
(Unsere <strong>Problem</strong>e sind nicht abstrakt, sondern vielleicht die konkretesten, die es gibt.)<br />
Es ist nun nicht zu bestreiten, dass diese Rede von <strong>Problem</strong>en maximal inklusiv ist. In 'unseren<br />
<strong>Problem</strong>en' sind im Kontext (der unter 5.556 ff. die Möglichkeit einer Hierarchie unter<br />
Elementarsätzen betrifft) die logischen gewiss eingeschlossen (und die anderen auch). Aber das<br />
Sachproblem des Verstehens bleibt: Von den logischen <strong>Problem</strong>en wird man das Merkmal der<br />
philosophischen <strong>Problem</strong>e, auf dem Missverständnis der Sprachlogik zu beruhen, nicht behaupten<br />
können – sie sind vielleicht noch ungeklärt oder nicht hinreichend klar. Man kann in der Logik<br />
Fehler machen (3.325, 5.4731), aber sie nicht eigentlich missverstehen. Denn 'missverstehen' muss<br />
doch heißen: Etwas anderes verstehen als gemeint ist/war – aber die Logik als Bedingung der<br />
Verständlichkeit meint nichts. Und auch kein Sprecher meint etwas Logisches (es sei denn er<br />
philosophiert): Wenn, was er sagt, verständlich ist, handelt er sprachlich gemäß den Regeln der<br />
Logik; wenn unverständlich, dann nicht.<br />
Ich möchte daher den Umstand, dass Wittgenstein von 'unseren <strong>Problem</strong>en' spricht, dabei die<br />
logischen einschließt und gewiss alle seine <strong>Problem</strong>e auch als philosophische bezeichnet hätte (die<br />
– ethischen – Lebensprobleme vielleicht ausgenommen) mit einer Unterscheidung aus einem ganz<br />
anderen Kontext erklären – der Unterscheidung zwischen Forschungsperspektive oder -prozess und<br />
Darstellung. Aus der Sicht der Forschung, in der Wittgenstein alle seine <strong>Problem</strong>e zu<br />
unterschiedlichen Zeiten (etwa der Vorarbeit zur LPA) behandelt hat und dabei philosophisch tätig<br />
war, ist ein inklusiver Gebrauch von '<strong>Problem</strong>en', auch 'philosophischen <strong>Problem</strong>en' verständlich.<br />
Für die Darstellung sind die philosophischen <strong>Problem</strong>e, definiert durch das Merkmal, auf dem<br />
Missverständnis unserer Sprachlogik zu beruhen, von den anderen, insbesondere logischen<br />
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