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'philosophisches' Problem? - Ernst Michael Lange

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in dem erweiterten Gebrauch zu grammatischen <strong>Problem</strong>en (Missverständnissen), weil die Arten<br />

des Missverständnisses, die die traditionellen philosophischen <strong>Problem</strong>e der neuzeitlichen<br />

Erkenntnistheorie entstehen ließen, auch durch einfachere sprachliche Missverständnisse<br />

exemplifiziert werden. Das hat Wittgensteins erfundenes Beispiel in der LPA, die komparative<br />

'Identität' des Guten und des Schönen betreffend (4.003 c), antizipiert. Schließlich kann die<br />

Verschiebung im Gebrauch von 'philosophische <strong>Problem</strong>e' so beschrieben werden, dass dieser sich<br />

von den '<strong>Problem</strong>en der Philosophie' im Sinne Russells und der LPA als Gravitationszentrum des<br />

Begriffsgebrauchs löst – Realismus vs. Idealismus, Skeptizismus und Solipsismus sind<br />

philosophische <strong>Problem</strong>e unter vielen anderen.<br />

Aber die inklusiven philosophischen <strong>Problem</strong>e bleiben der Bezugspunkt der grammatischen<br />

Betrachtungen (PU Abschnitt 90 b, 109) der Philosophie. Auch 'übersichtliche Darstellung' der<br />

grammatischen Verhältnisse (PU Abschnitt 122) wird nur insoweit angestrebt, als es zur Auflösung<br />

philosophischer <strong>Problem</strong>e (eines … <strong>Problem</strong>s) erforderlich ist. 24 Das Motto ist: „Wir sehen im<br />

philosophischen Denken <strong>Problem</strong>e, an Stellen wo keine sind. Und die Philosophie soll zeigen, dass<br />

dort kein <strong>Problem</strong> ist.“ (PG I.9 a) „Denn die Philosophie, das sind die philosophischen <strong>Problem</strong>e,<br />

d.h. die bestimmten individuellen Beunruhigungen, die wir 'philosophische <strong>Problem</strong>e' nennen. Das<br />

ihnen Gemeinsame reicht soweit wie das Gemeinsame zwischen verschiedenen Gebieten unserer<br />

Sprache.“ (PG X.141, 1a) Und ein Beispiel eines philosophischen <strong>Problem</strong>s sieht dann so aus (1b):<br />

Betrachten wir nun ein bestimmtes philosophische <strong>Problem</strong>, etwa das: 'Wie ist es möglich einen Zeitraum zu<br />

messen, da Vergangenheit und Zukunft nicht gegenwärtig und die Gegenwärtigkeit nur ein Punkt ist?' –; so ist das<br />

Charakteristische daran, dass sich hier eine Verwirrung in Form einer Frage äußert, die diese Verwirrung nicht<br />

anerkennt. Dass der Frager durch eine bestimmte Änderung seiner Ausdrucksweise von seinem <strong>Problem</strong> erlöst wird.<br />

erklärt – PU Abschnitt 560].<br />

24 „Die Sprache interessiert uns nur insoweit, als sie uns beunruhigt. Den faktischen Gebrauch eines Wortes beschreibe<br />

ich nur, wenn dies nötig ist, um ein <strong>Problem</strong> zu beseitigen, das wir loswerden wollen … ….. So können wir Fakten<br />

der Naturgeschichte benutzen und den tatsächlichen Gebrauch eines Wortes beschreiben; oder es kann sein, dass ich<br />

ein neues Spiel für das Wort erfinde, das von seiner tatsächlichen Verwendung abweicht, um den anderen an seine<br />

Verwendung in unserer eigenen Sprache zu erinnern. Der Witz ist, dass ich gar nichts über die Naturgeschichte der<br />

Sprache mitteilen kann, und wenn ich's könnte, würde es auch keinen Unterschied machen. Über alle Fragen, die wir<br />

diskutieren, habe ich keine Meinung, und wenn ich eine hätte, die mit der Meinung des anderen nicht<br />

übereinstimmt, würde ich sie um der Argumentation willen sogleich aufgeben, denn für unsere Diskussion wäre sie<br />

ohne Bedeutung. Wir bewegen uns ständig in einem Bereich, in dem wir alle dieselben Meinungen haben. Ich habe<br />

nichts weiter zu geben, als eine Methode; neue Wahrheiten kann ich nicht lehren. Es ist das Wesen der Philosophie,<br />

von der Erfahrung unabhängig zu sein, und eben das ist damit gemeint, wenn man sagt, die Philosophie sei a priori.<br />

Man könnte Philosophie lehren, indem man ausschließlich Fragen stellt. (Wittgenstein: Vorlesungen 1930-1935,<br />

Frankfurt am Main 1984, 270 f.) – Hacker ('Philosophy''. a.a.O., 336) glaubt diese Passage für seine Auffassung<br />

anführen zu können, obwohl sie ('nur soweit sie uns beunruhigt') seinem 'systematischen' Verständnis von<br />

'übersichtlicher Darstellung' widerspricht; ihm ist an ihr auch nur die Behauptung der Möglichkeit der Erfindung<br />

von Sprachspielen wichtig (die aber auch für sich schon zu vom klärenden Philosophen zu verlangenden<br />

ausführlichen Beschreibungen zur Übersicht über die Grammatik jedenfalls in einer gewissen Spannung steht).<br />

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