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'philosophisches' Problem? - Ernst Michael Lange

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Gedankengangs befindet durch Potenzierung des Unsinnigkeitsverdikts. Das kann nicht das<br />

vernünftige Ergebnis einer Interpretation sein. 16 Wittgenstein hat in der LPA in den die Sprachlogik<br />

klarlegenden Bemerkungen Dinge zu sagen versucht, die sich seiner erklärten Auffassung in der<br />

LPA nach nicht sagen lassen, sondern nur zeigen – sonst fehlte seinem Anspruch, die<br />

philosophischen <strong>Problem</strong>en (der LPA-Auffassung nach) im Wesentlichen endgültig gelöst zu haben,<br />

jede Verständlichkeit. Und dass er sie gelöst hat, kann, wie skizziert, gezeigt werden.<br />

Eine weitere Schwierigkeit könnte darin gesehen werden, dass Wittgenstein die von mir<br />

ausgegrenzten eigentlichen philosophischen <strong>Problem</strong>e der LPA nicht als solche bezeichnet, dafür<br />

aber ein fiktives Beispiel für eine unsinnige philosophische Frage (ein <strong>Problem</strong>) anführt, dass in<br />

meine Auffassung gar nicht zu passen scheint, die „Frage, ob das Gute mehr oder weniger identisch<br />

sei als das Schöne“. (4.003 b) Dieses einzige Beispiel ist offenbar erfunden – mir ist keine<br />

philosophische Position bekannt, die diese Frage aufgeworfen hätte. Aber wenn die philosophischen<br />

<strong>Problem</strong>e eigentlich keine sind (4.003 c), dann ist zur Illustration der Art ihrer Unsinnigkeit ein<br />

erfundenes Beispiel genauso gut wie ein wirkliches, wenn es nur wirkliche gibt. Wittgenstein, so<br />

schlage ich zum Verständnis vor, verwendet hier ante festum eine Technik, die er in PU<br />

ausdrücklich für philosophisch legitim erklärt, die der „Erfindung“ (von „Sprachspielen“,<br />

„Zwischengliedern“ u.ä.). Diese Verwendung wird freilich erst völlig legitim, wenn sich der<br />

Schwerpunkt der Rede von den philosophischen <strong>Problem</strong>en (nach der LPA) auf das Reden aus der<br />

Forschungsperspektive verschiebt. Insofern bedürfen Wittgensteins Vorgehen und meine<br />

Interpretation in diesem Punkt besonderen Wohlwollens.<br />

Die letzte und vielleicht größte Schwierigkeit betrifft den Gehalt meiner Interpretation bzgl. der<br />

Auflösung der Kontroverse Realismus vs. Idealismus. Im Kontext der einzigen ausführlichen<br />

Erörterung eines philosophischen <strong>Problem</strong>s im vorgeschlagenen Sinn in der LPA, der des<br />

Solipsismus, sagt Wittgenstein am Ende, dass dieser mit dem reinen Realismus zusammenfalle,<br />

wenn er streng durchgeführt wird (5.64). Seine Auflösung der Kontroverse Realismus vs.<br />

Idealismus (und Skeptizismus als dessen Implikation sowie Solipsismus als dessen Radikalisierung)<br />

markierte also eine Position nicht jenseits der Kontroverse, sondern nähme in ihr für eine Seite<br />

Partei. Dazu kommt, dass sein logischer Objektivismus im Kontext der Logik-philosophischen<br />

16 Vgl. Peter Hacker: 'Philosophy', in: Hans-Johann Glock (Hrsg.): Wittgenstein – A Critical Reader, Oxford 2001, 323<br />

– 347, hier 328. - Meine Differenzen zu Hacker bestehen vor allem hinsichtlich des Charakters der 'übersichtlichen<br />

Darstellung' grammatischer Verhältnisse, die Wittgenstein in PU zum Ziel der philosophischen Klärung erklärt<br />

(Abschnitt 122) und hinsichtlich des Verständnisses der Formel von den philosophischen <strong>Problem</strong>en, bezüglich der<br />

Hacker auch für die LPA die Unterscheidungen nicht für nötig zu halten scheint, um die ich mich hier bemühe.<br />

Außerdem finde ich, dass auch eine apologetische Interpretation nicht Dinge bestreiten sollte, die der Autor<br />

ausdrücklich sagt, - dass „any attempt to answer them (sc. die philosophischen <strong>Problem</strong>e) is mere nonsense“ (329 –<br />

vgl. dagegen 4.003: „Wir können … Fragen dieser Art überhaupt nicht beantworten, sondern nur ihre Unsinnigkeit<br />

feststellen.“)<br />

16

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