'philosophisches' Problem? - Ernst Michael Lange
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Das Argument 'Vielleicht träume ich' ist darum sinnlos, weil dann eben auch diese Äußerung geträumt ist, ja<br />
auch das, dass diese Worte eine Bedeutung haben.<br />
Dass alles, was er wahrnimmt, vielleicht nur ein Traum sei, war eines der Argumente Descartes<br />
für den erkenntnistheoretischen Skeptizismus. Wittgenstein besteht auf Konsequenz in der<br />
Annahme des Arguments: Dann ist auch die Äußerung dieses radikalen Zweifels als geträumt<br />
aufzufassen, ja sogar, dass die Wörter dieser Äußerung überhaupt Bedeutung haben. Wenn das aber<br />
angenommen wird, kann mit dieser Äußerung gar nichts gesagt sein, sie muss als unsinnig,<br />
unverständlich klassifiziert werden. Der Skeptiker ist damit in die Sprachlosigkeit getrieben und<br />
insofern 'widerlegt'. Noch immer ist die Existenz von 'allem', der Welt, Sinnvoraussetzung,<br />
Voraussetzung des Sinns von Sätzen (und Fragen) und der Bedeutung von Wörtern.<br />
Historischer Kontext und Disposition der <strong>Problem</strong>e<br />
Es ist historisch unstrittig, dass die Rede von den philosophischen <strong>Problem</strong>en in Wittgensteins<br />
Denken gekommen ist durch die Anregung einer Schrift seines „Freundes Herrn Bertrand Russell“<br />
von 1912, dem er neben „den großartigen Werken Freges“ im Vorwort zur LPA dafür dankt, dass er<br />
ihm „einen großen Teil der Anregung zu meinen Gedanken schulde“. Die Schrift mit dem Titel The<br />
<strong>Problem</strong>s of Philosophy 8 hat Wittgenstein bei der Verfassung seines ersten Buches vor allem kritisch<br />
angeregt, man kann aus Russells eigenen Briefen wissen, dass Wittgenstein den „shilling shocker“<br />
nicht wirklich geschätzt hat. 9<br />
Russell erklärt im Vorwort dieser populärem Schrift, sie behandele vor allem <strong>Problem</strong>e der<br />
Erkenntnistheorie, nicht der Metaphysik, weil er zu ihnen Positives und Konstruktives sagen zu<br />
können glaube und hier nicht der Ort sei für negative Kritik. Russell eröffnet das Buch mit einem<br />
Kapitel über 'Erscheinung und Wirklichkeit' und geht darin auf den Idealismus Berkeleys ein, dem<br />
„das Verdienst“ zugebilligt wird, „gezeigt zu haben, dass man die Existenz der Materie (als<br />
Gegensatz zum Bewusstsein) ohne Widerspruch leugnen kann“. (dt. 14) In Kapitel 2 wird Descartes<br />
als „Begründer der modernen Philosophie“ erwähnt und sein skeptischer Zweifel als Anfang der<br />
Philosophie als großer Dienst für die Philosophie gerühmt, der auch heute noch „von Wert ist“. (dt.<br />
19) Es wird auch ausgeführt, dass wir die Existenz der Dinge hinter den unbezweifelbaren<br />
8 Deutsche Übersetzung ('<strong>Problem</strong>e der Philosophie') von Eberhard Bubser, Frankfurt am Main 1967.<br />
9 Vgl. Ray Monk: Ludwig Wittgenstein - The Duty of Genius, 1990, Kap. 3.<br />
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