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„Skeptiker“-Bewegung in der kritischen Diskussion - Skeptizismus.de

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15<br />

Jene Kurtzsche Taktik, die die L<strong>in</strong>ie von CSICOP und an<strong><strong>de</strong>r</strong>er <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen 41<br />

bestimmt und <strong>in</strong>sofern dom<strong>in</strong>iert, hat sich <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> nach zwei<br />

Seiten h<strong>in</strong> gegen konkurrieren<strong>de</strong> Auffassungen zu behaupten. E<strong>in</strong>erseits gegen Personen aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>, <strong>de</strong>nen es schwer fällt, im Rahmen ihrer öffentlichen Tätigkeit als<br />

<strong>„Skeptiker“</strong> zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st taktisch auf antireligiöse Äußerungen zu verzichten, die also for<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

auch die <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen selbst sollten sich klar und öffentlich gegen jegliche Formen<br />

von Religion positionieren 42 . An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits gegen e<strong>in</strong>ige Personen, die nicht aus taktischen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aus pr<strong>in</strong>zipiellen wissenschaftstheoretischen Grün<strong>de</strong>n Religionskritik aus <strong>de</strong>m Zuständigkeitsbereich<br />

von <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen ausschließen wollen, weil dies ihrer Ansicht<br />

nach e<strong>in</strong>e Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlichen Metho<strong>de</strong> wäre, die dazu we<strong><strong>de</strong>r</strong> Aussagen<br />

machen kann noch sollte. Solche Personen f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>shalb unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedschaft<br />

von <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen, weil sich die <strong>Bewegung</strong> eben nicht primär über e<strong>in</strong> belief-<br />

System, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n über e<strong>in</strong> disbelief-System <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert und <strong>in</strong>tegriert. Obwohl also das belief-<br />

System e<strong>in</strong>er atheistisch-humanistisch-szientistischen Weltanschauung die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

bei weitem dom<strong>in</strong>iert, ist e<strong>in</strong> disbelief-System gegenüber <strong>de</strong>m „Paranormalen“ (das<br />

auch mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en belief-Systemen als <strong>de</strong>m erwähnten atheistisch-humanistisch-szientistischen<br />

e<strong>in</strong>her gehen kann) das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>in</strong>group/outgroup-Differenzierungsmerkmal 43 .<br />

Der Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> enthält e<strong>in</strong>en Beitrag von Steven Novella, e<strong>in</strong>em Vertreter dieser Richtung <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>. Er erschien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr auflagenschwachen „skeptischen“<br />

Regionalblatt, <strong>de</strong>m New England Journal of Skepticism, und vermittelt e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>druck<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> im S<strong>in</strong>ne von persönlichen Glaubensbekenntnissen<br />

regelmäßig geführten Debatte 44 . Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten H<strong>in</strong>tergrün<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> ist<br />

es äußerst zweifelhaft, dass diese Debatten jemals zu e<strong>in</strong>em konsensuellen Ergebnis führen<br />

wer<strong>de</strong>n, höchstens zu e<strong>in</strong>em vorläufigen „Burgfrie<strong>de</strong>n“.<br />

41 Das führen<strong>de</strong> Vorstandsmitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen GWUP teilt z.B. die Kurtzsche Position <strong>in</strong> dieser Frage, ist<br />

selbst Mitglied <strong>de</strong>s „Humanistischen Verbands Deutschlands“ (HVD), e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>m amerikanischen „Council for<br />

Secular Humanism“ verwandten Organisation. E<strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>es (das zweitaktivste) Vorstandsmitglied war zum Zeitpunkt<br />

me<strong>in</strong>es Ausschei<strong>de</strong>ns aus <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP sogar hauptberuflicher Funktionär <strong>de</strong>s HVD.<br />

42 So las man z.B. schon 1987 unter <strong>de</strong>m Titel „Kampf gegen die Falschen“ e<strong>in</strong>en <strong>Diskussion</strong>sbeitrag im<br />

Skeptiker, die GWUP solle nicht (nur) die „Tante-Emma-Lä<strong>de</strong>n“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Esoterik bekämpfen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch und<br />

gera<strong>de</strong> die „Han<strong>de</strong>lsketten“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchen.<br />

Der langjährige GWUP-Funktionär Re<strong>in</strong>hard Wiechoczek trat 1996 im wesentlichen <strong>de</strong>shalb aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation<br />

aus, weil er sich mit se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung, die GWUP solle sich auch offensiv gegen jegliche Formen von<br />

Religion wen<strong>de</strong>n, <strong>in</strong>tern nicht durchsetzen konnte.<br />

43 Es ist ohne weiteres davon auszugehen, dass diese letztlich auch auf Kurtz zurückgehen<strong>de</strong> Entscheidung<br />

ebenfalls taktischer Natur ist, da so zunächst e<strong>in</strong>mal sämtliche Kräfte gegen das übermächtig ersche<strong>in</strong>en<strong>de</strong><br />

„Paranormale“ gebün<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n können, um die Durchsetzungskraft <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> zu erhöhen.<br />

44 Ich selbst habe 1996 im Rahmen me<strong>in</strong>er Tätigkeit bei <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP e<strong>in</strong> Positionspapier zur Frage „GWUP und<br />

Religion“ verfasst, das <strong>in</strong> systematischer Weise darlegte, warum me<strong>in</strong>es Erachtens wissenschaftliche Metho<strong>de</strong>n<br />

ihre Grenzen haben und die GWUP <strong>de</strong>shalb bei Äußerungen zu Religionsfragen zurückhaltend se<strong>in</strong> sollte. Der<br />

Aufsatz wur<strong>de</strong> damals sogar vom GWUP-Führungsgremium mehrheitlich gebilligt und als „offizielle GWUP-<br />

Position“ ausgegeben, da <strong>in</strong> dieser Situation e<strong>in</strong>e Abgrenzung gegen <strong>de</strong>n zwei Fußnoten vorher erwähnten Re<strong>in</strong>hard<br />

Wiechoczek erwünscht war, <strong><strong>de</strong>r</strong> die GWUP zu e<strong>in</strong>er offen religionsfe<strong>in</strong>dlichen Ausrichtung führen wollte.<br />

Natürlich beschreiben die damals von mir <strong>in</strong> diesem <strong>Diskussion</strong>spapier aufgestellten Thesen nicht das tatsächliche<br />

Me<strong>in</strong>ungsbild o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar e<strong>in</strong>en Konsens <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie waren normativ <strong>in</strong>tendiert, welche<br />

Position die GWUP m.E. <strong>in</strong> dieser Frage vertreten sollte. Bewirkt hat dieses Memorandum wenig, z.B. vertritt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>zeitige Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP-Geschäftsstelle, Mart<strong>in</strong> Mahner, nach wie vor e<strong>in</strong>e gegensätzliche Position.

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