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„Skeptiker“-Bewegung in der kritischen Diskussion - Skeptizismus.de

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9<br />

Interessant s<strong>in</strong>d die Ausführungen von Hess (1993) auch <strong>in</strong>sofern, als er am En<strong>de</strong> e<strong>in</strong>ige bewusst<br />

empathisch gehaltene Empfehlungen an die drei Milieus, so auch an <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

ausspricht. Inwiefern die konsequente Umsetzung jener Empfehlungen jemals realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n wird, ist aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> diesem Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> zusammengestellten Analysen zur<br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> wohl eher pessimistisch zu beurteilen.<br />

P<strong>in</strong>ch & Coll<strong>in</strong>s (1984) untersuchten die Arbeitsweise <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> am Beispiel<br />

CSICOPs aus e<strong>in</strong>er wissenssoziologischen Perspektive.<br />

Man kann die von ihnen aufgezeigte Entwicklung auch noch aus e<strong>in</strong>em an<strong><strong>de</strong>r</strong>en soziologischen<br />

Blickw<strong>in</strong>kel betrachten, nämlich <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Verselbständigung von Institutionen, die<br />

mir ihrer wachsen<strong>de</strong>n Macht zusammenhängt. In se<strong>in</strong>em Buch „Politische Kybernetik“ hat<br />

Karl Deutsch (1969, S. 171) Macht als die Fähigkeit bezeichnet, <strong>in</strong> gewissem S<strong>in</strong>ne „nichts<br />

lernen zu müssen“. Das Verhalten von CSICOP <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> „Mars-Effekt“-Kontroverse ist dafür<br />

e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>drucken<strong>de</strong>s Beispiel. CSICOP hat e<strong>in</strong>en Zustand ger<strong>in</strong>ger Außenabhängigkeit erreicht,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Machtausübung pathologisch wer<strong>de</strong>n lassen kann, <strong><strong>de</strong>r</strong> es ermöglicht, <strong>kritischen</strong><br />

Kontroversen und wissenschaftlichen Untersuchungen auszuweichen, um „nichts dazu lernen<br />

zu müssen“.<br />

Wie verfahren <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> ist, wenn es um ernsthafte und anspruchsvolle<br />

wissenschaftliche Kontroversen geht, ver<strong>de</strong>utlicht vor allem das Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> sog.<br />

„Parapsychologie“ (Abschnitt 4). Wollen wir uns e<strong>in</strong> Urteil über die Glaubwürdigkeit <strong>de</strong>s<br />

Ansatzes jener Organisationen verschaffen, ist es nicht s<strong>in</strong>nvoll, offensichtliche Fälle von<br />

„Scharlatanerie“ zu betrachten, die sich sehr leicht und ohne größere Umstän<strong>de</strong> im S<strong>in</strong>ne <strong>de</strong>s<br />

„skeptischen“ Weltbil<strong>de</strong>s „entlarven“ lassen. Relevant ist vielmehr gera<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang mit<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s „harten Nüssen“, die <strong>de</strong>m Weltbild <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen im Wege zu<br />

stehen sche<strong>in</strong>en und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Elim<strong>in</strong>ierung offensichtlich ke<strong>in</strong>e triviale Angelegenheit ist, weil<br />

die betreffen<strong>de</strong>n Anomalien auf „harten“ wissenschaftlichen Daten beruhen.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel dafür war bereits <strong><strong>de</strong>r</strong> „Mars-Effekt“ (zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> historischen Situation um<br />

1980 herum), doch die mit Abstand „härtesten Nüsse“ s<strong>in</strong>d schon seit längerer Zeit im Gebiet<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> anomalistischen Psychologie zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, für die auch <strong><strong>de</strong>r</strong> 1889 von Max Dessoir als Provisorium<br />

e<strong>in</strong>geführte und später arg missbrauchte Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> „Parapsychologie“ nach wie vor<br />

verbreitet ist. Deshalb ist es wichtig, <strong>de</strong>n Umgang <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> mit diesem<br />

Themenfeld zu beleuchten, was im vorliegen<strong>de</strong>n Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> durch die Texte von Truzzi,<br />

Rockwell & Rockwell, Honorton, Timm 24 und Rad<strong>in</strong> geschieht.<br />

Wie <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>de</strong>m Text von Rockwell & Rockwell entnommen wer<strong>de</strong>n kann, waren die<br />

Aktivitäten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong> <strong>in</strong> diesem Feld eher machtpolitischer Natur, <strong>in</strong><strong>de</strong>m die CSICOP-<br />

Aktivisten <strong>de</strong>n Ausschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> an parapsychologischen Fragen arbeiten<strong>de</strong>n Wissenschaftler<br />

magaz<strong>in</strong>e polled those who should know best: the Fellows and Consultants of ... CSICOP. ... Nom<strong>in</strong>ations could<br />

be chosen from any comb<strong>in</strong>ation of science, scholarship, writ<strong>in</strong>g, public education, outreach, <strong>in</strong>vestigation,<br />

activism, lea<strong><strong>de</strong>r</strong>ship, or other qualities. The only restriction was that the <strong>in</strong>dividual’s major contributions have<br />

been ma<strong>de</strong> <strong>in</strong> the twentieth century.“<br />

Das verblüffen<strong>de</strong> Ergebnis dieser Umfrage unter CSICOP-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n: Unter <strong>de</strong>n zehn präsentierten „brightest<br />

champions of science <strong>in</strong> the twentieth century“ nahmen die sieben ersten Plätze ausnahmslos führen<strong>de</strong> CSICOP-<br />

Gründungsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> und -Funktionäre e<strong>in</strong>, darunter an erster Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Bühnenzauberer James Randi. Die<br />

nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ränge danach wur<strong>de</strong>n schließlich noch Bertrand Russel und – an letzter Stelle! – Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong><br />

zuerkannt, die somit gera<strong>de</strong> noch postum von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> mit vere<strong>in</strong>nahmt wur<strong>de</strong>n. Die<br />

Huldigung <strong><strong>de</strong>r</strong> zehn Auserwählten im Skeptical Inquirer geriet so im wesentlichen zu e<strong>in</strong>em pe<strong>in</strong>lichen Selbstlob,<br />

bei <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP-Funktionär Mart<strong>in</strong> Gardner redaktionell sogar explizit als „hero“ bezeichnet wur<strong>de</strong>.<br />

24 Der Artikel von Timm ist e<strong>in</strong>e Erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>ung auf <strong>de</strong>n Aufsatz von Hoebens (1982), „Die Legitimität <strong>de</strong>s Unglaubens“,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> „Anomalistische Psychologie, Band 2“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft für Anomalistik enthalten ist.

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