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Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen ... - Reanitrain

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Symptome der<br />

kardiovaskulären Störung<br />

F Blasse, feuchtkalte Haut,<br />

F Tachykardie,<br />

F Hypotonie,<br />

F Bewusstseinsstörungen,<br />

F Myokardischämie und EKG-Veränderungen,<br />

auch bei Patienten ohne vorbestehender<br />

koronarer Herzkrankheit<br />

(KHK [351]),<br />

F <strong>Kreislaufstillstand</strong>.<br />

Kreislaufprobleme (oft auch als anaphylaktischer<br />

Schock bezeichnet) können die<br />

Folge von Herzinsuffizienz, Vasodilatation,<br />

erhöhter Kapillardurchlässigkeit und<br />

Flüssigkeitsverlust sein. Die Bradykardie<br />

ist meist ein spätes Symptom, das kurz<br />

vor Einsetzen des <strong>Kreislaufstillstand</strong>s auftritt<br />

[352].<br />

Veränderungen der Haut<br />

und Schleimhäute<br />

Beim Vorgehen nach dem ABCDE-Schema<br />

stellt die Untersuchung von Haut und<br />

Schleimhaut einen Teil des „exposure“<br />

dar.<br />

F Haut und Schleimhautveränderungen<br />

sind oft das erste Zeichen und treten<br />

in 80% der anaphylaktischen Reaktionen<br />

auf [353].<br />

F Sie variieren dabei zwischen subtil<br />

und dramatisch.<br />

F Haut und Schleimhautveränderungen<br />

können einzeln, aber auch in Kombination<br />

auftreten. Sie können jede<br />

Körperregion betreffen.<br />

F Die Veränderungen können in Form<br />

von Erythem, Urtikaria (auch Nesselsucht,<br />

Nesselfieber, Schwielen oder<br />

Striemen) oder Angioödemen (Augenlider,<br />

Lippen, manchmal auch<br />

Mund und Rachen) auftreten.<br />

Die meisten Patienten mit allergisch bedingten<br />

Hautreaktionen entwickeln keine<br />

Anaphylaxie.<br />

Behandlung<br />

Gehen Sie zum Erkennen und Behandeln<br />

der Anaphylaxie nach ABCDE-Schema<br />

vor. Sofern lebensbedrohliche Komplikationen<br />

vorliegen, müssen diese behandelt<br />

werden. Die Grundprinzipien der<br />

Behandlung sind dabei altersunabhängig.<br />

Alle Patienten mit dem Verdacht auf eine<br />

anaphylaktische Reaktion sollen so früh<br />

wie möglich (bereits durch den Rettungsassistenen<br />

oder in der Notfallaufnahme)<br />

per Monitoring (mindestens Pulsoxymetrie,<br />

EKG und nichtinvasive Blutdruckmessung)<br />

überwacht werden.<br />

Lagerung des Patienten<br />

Das Stehen oder Aufstehen von Patienten<br />

geht mit der Gefahr einer Verschlechterung<br />

der Anaphylaxie einher und erhöhte<br />

die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten<br />

eines <strong>Kreislaufstillstand</strong>s [354]. Aus diesem<br />

Grund sollen alle Patienten in einer<br />

ihnen angenehmen Position gelagert werden.<br />

Während Patienten mit Dyspnoe eine<br />

sitzende Position bevorzugen, ist die<br />

liegende Position mit oder ohne Schocklage<br />

für Patienten mit kardiovaskulären<br />

Problemen von Vorteil.<br />

Entfernen von Triggersubstanzen<br />

Bei Verdacht auf eine medikamenteninduzierte<br />

Anaphylaxie stoppen Sie die Medikamentengabe.<br />

Ein noch vorhandener<br />

Stachel nach Insektenstich muss umgehend<br />

entfernt werden. Die frühe Entfernung<br />

ist wichtiger als die Methode der<br />

Entfernung [355]. Die Entfernung des Allergens<br />

darf allerdings die endgültige Behandlung<br />

der Anaphylaxie nicht verzögern.<br />

<strong>Kreislaufstillstand</strong> nach<br />

Anaphylaxie<br />

Bei <strong>Kreislaufstillstand</strong> starten Sie umgehend<br />

die CPR nach den aktuellen Leitlinien.<br />

Möglicherweise ist eine lange CPR-<br />

Zeit nötig. Das frühe Einsetzen von ALS-<br />

Maßnahmen ist von entscheidender Bedeutung.<br />

Obstruktion der Atemwege<br />

Aufgrund der Atemwegsschwellung und<br />

-obstruktion können das Sichern der<br />

Atemwege und die Beatmung (z. B. Beutel-Maske-Beatmung,<br />

tracheale Intubation,<br />

Koniotomie) erschwert sein. Es soll<br />

frühzeitig an das Hinzuziehen von Experten<br />

gedacht werden.<br />

Medikamente<br />

Adrenalin (Epinephrin). Adrenalin stellt<br />

das wichtigste Medikament in der Behandlung<br />

der Anaphylaxie dar [356, 357].<br />

Obwohl es keine randomisierten Untersuchungen<br />

zur Anwendung von Adrenalin<br />

gibt [358], ist Adrenalin ein logisches<br />

und erprobtes Medikament zur Behandlung<br />

der pulmonalen- und kardiovaskulären<br />

Probleme bei Anaphylaxie. Als α-<br />

Rezeptor-Agonist führt Adrenalin zur<br />

Vasokonstriktion und zur Reduktion der<br />

Ödembildung. Durch die Aktivierung der<br />

β-Rezeptoren kommt es neben Bronchodilatation<br />

und Steigerung der Herzmuskelkontraktion<br />

zur Senkung der Histamin-<br />

und Leukotrienausschüttung. Die<br />

Gabe von Adrenalin führt über β 2 -adrenerge<br />

Rezeptoren auf Mastzellen zu einer<br />

Verminderung der IgE-vermittelten allergischen<br />

Reaktion. Die frühzeitige Applikation<br />

erscheint wirkungsvoller [359],<br />

geht aber mit einem hohen Risiko an Nebenwirkungen,<br />

besonders bei i.v.-Anwendung,<br />

einher. Bei richtiger Dosierung und<br />

i.m.-Anwendung sind unerwünschte Nebenwirkungen<br />

extrem selten. Adrenalin<br />

soll daher allen Patienten mit lebensbedrohlichen<br />

Symptomen verabreicht werden.<br />

Beim Vorliegen einer systemischen<br />

allergischen Reaktion ohne lebensbedrohliche<br />

Symptome bedarf der Patient einer<br />

sorgfältigen Überwachung und Therapie<br />

nach dem ABCDE-Schema.<br />

Intramuskuläre Gabe von Adrenalin<br />

Die i.m.-Injektion von Adrenalin zur<br />

Therapie der Anaphylaxie ist für die meisten<br />

Anwender der sicherste und schnellste<br />

Applikationsweg. Die frühzeitige Überwachung<br />

mithilfe von Pulsoxymetrie,<br />

EKG und nichtinvasiver Blutdruckmessung<br />

stellt eine gute Kontrolle für das Ansprechen<br />

auf Adrenalin dar.<br />

Die i.m.-Applikation hat mehrere Vorteile:<br />

F größere therapeutische Sicherheit,<br />

F Anwendung auch ohne i.v.-Zugang<br />

möglich,<br />

F einfachere Erlernbarkeit der<br />

Applikationstechnik.<br />

Als Applikationsort eignet sich die anterolaterale<br />

Seite des mittleren Drittels des<br />

Oberschenkels. Dabei muss die Injektionsnadel<br />

so gewählt werden, dass eine<br />

i.m.-Injektion sichergestellt ist [360].<br />

Aufgrund des schlechten Therapieeffekts<br />

von inhalativer und s.c.-Adrenalin-Gabe<br />

Notfall + Rettungsmedizin 7 · 2010 |<br />

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