Im Namen der Kirche
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Zürich Mai 2008<br />
Dominik ging die Suche sehr methodisch an. Aufgrund <strong>der</strong> möglichen<br />
Brisanz des Themas begann er, die Zeitungen nach den Missbrauchsfällen<br />
im Kloster Gabrielsberg zu durchforsten. Er fand dokumentiert nur den<br />
Fall Benjamin Kramer, <strong>der</strong> jedoch nach <strong>der</strong> Entdeckung, wie vom Erdboden<br />
verschluckt zu sein schien.<br />
Nach Rücksprache mit <strong>der</strong> alten Frau Winter handelte es sich bei diesem<br />
Benjamin tatsächlich um den Onkel von Andreas.<br />
Eine telefonische Anfrage beim Kloster ergab ebenfalls keinen Aufschluss<br />
über den <strong>der</strong>zeitigen Aufenthaltsort von Pater Benjamin. Dominik<br />
überlegte, griff zum Telefon und ließ sich mit <strong>der</strong> Einwohnerkontrolle von<br />
Gabrielsberg verbinden. Dort erhielt er bestätigt, dass auch Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Klostergemeinschaft bei <strong>der</strong> Gemeinde registriert sein müssen.<br />
Er beschloss persönlich vorbeizuschauen und dachte in <strong>der</strong> Hoffnung,<br />
keiner würde einen Ausweis verlangen, sich als Neffe von Kramer<br />
auszugeben. Am Morgen des 16. Mai setzte er sich in seinen Oldtimer und<br />
fuhr über Luzern nach Gabrielsberg. Ohne lang zu suchen, fand er die<br />
Gemeindeverwaltung. Dominik entschied vorerst nicht zu erwähnen, dass<br />
es sich um ein Mitglied des Klosters handelt, son<strong>der</strong>n vorzugeben, es ginge<br />
um einen normalen stinklangweiligen Einwohner.<br />
Eine hübsche junge Brünette mit kerzengeraden, langen Haaren, die<br />
wahrscheinlich noch in <strong>der</strong> Ausbildung war, stand von ihrem Schreibtisch<br />
auf und öffnete die Schalterflügel.<br />
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie in ihrem sehr speziellen<br />
Obwaldnerdialekt und lächelte Dominik freundlich zu.<br />
»Ich wollte meinen Onkel besuchen und musste feststellen, dass er nicht<br />
mehr in Gabrielsberg wohnt, wo er vor fünf Jahren gewohnt hat.«<br />
»Wie heißt denn ihr Onkel?«<br />
»Benjamin Kramer.«<br />
Sie drehte sich abrupt um, ging an ihren Arbeitsplatz und tippte etwas in<br />
ihren Computer.