Breindl_Walter_Der_Ausdruck_von Kausalität_2009.pdf
Breindl_Walter_Der_Ausdruck_von Kausalität_2009.pdf
Breindl_Walter_Der_Ausdruck_von Kausalität_2009.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1. Kausalmarker und Diskursrelationen<br />
1.1 Erklärungsmodelle für die Variation in der Kodierung<br />
<strong>von</strong> kausaler Information<br />
Für die Kodierung eines Kausalzusammenhangs zwischen zwei Ereignissen<br />
stehen im Deutschen (wie in jeder Sprache) eine Vielzahl <strong>von</strong> <strong>Ausdruck</strong>smitteln<br />
zur Verfügung (vgl. beispielsweise die Übersicht in Schmidhauser 1985).<br />
Neben Ausdrücken des Nennwortschatzes wie Grund, Ursache, Folge, bedingen,<br />
auslösen, mit sich bringen, zur Folge haben usw., syntaktischen Konstruktionen<br />
wie der kausativen lassen-Konstruktion und bestimmten Wortbildungsverfahren<br />
wie in schwärzen oder fällen sind es vor allem Ausdrücke des<br />
grammatischen Wortschatzes, die auf die Kodierung solcher Relationen spezialisiert<br />
sind und die wir im Folgenden „Kausalmarker“ nennen. Unter semantischer<br />
Perspektive lassen sich diese Ausdrücke einheitlich beschreiben: Es<br />
handelt sich um semantisch zweistellige (relationale) Ausdrücke, die einem<br />
ihrer Argumente die thematische Rolle GRUND und ihrem anderen Argument<br />
die thematische Rolle FOLGE zuweisen, wobei diese Ausdrücke Sachverhaltsbeschreibungen<br />
(„propositionale Strukturen“ im Sinne <strong>von</strong> Pasch et al. 2003)<br />
sind. GRUND und FOLGE sind Instanzen der ab strakteren „Makrorollen“ 1 AN-<br />
TEZEDENS und KONSEQUENS, mit denen sich alle auf einem Konditionalverhältnis<br />
aufbauenden semantischen Relationen Finalität, Konditionalität,<br />
Instrumentalität und Konzessivität – beschreiben lassen (siehe <strong>Breindl</strong> / Waßner<br />
2006, S. 50f. und <strong>Breindl</strong> / Waßner i.Vorb.).<br />
Unter syntaktischer Perspektive lassen sich die Ausdrücke nach dem kategorialen<br />
Kodierungstyp ihrer Argumente unterscheiden: konjunktionale Konnektoren<br />
und Adverbkonnektoren verknüpfen satzförmig kodierte Argumente<br />
und üben dabei in unterschiedlichem Maße Restriktionen in Bezug auf die<br />
Satzform insbesondere ihres internen Arguments aus (z.B. die Forderung nach<br />
einem Verbletztsatz oder einer nicht-elliptischen Struktur), Präpositionen haben<br />
als internes Argument eine NP. Beschreibungen der Kausalmarker in<br />
1<br />
Das Konzept der abstrakten „Makrorollen“ ANTEZEDENS und KONSEQUENS, als Hyperklassen<br />
konkreterer „Mikrorollen“ wie GRUND / BEDINGUNG / MITTEL bzw. FOLGE / WIR-<br />
KUNG / ZIEL ist den typologisch orientierten Beschreibungen <strong>von</strong> thematischen Rollen auf<br />
der Satzebene – sprich Partizipanten einer Situation – nachgebildet (Lehmann 1991; Lehmann<br />
/ Shin / Ver hoeven 2000): in den drei Makrorollen ACTOR, UNDERGOER und INDIREC-<br />
TUS sind jeweils spezifischere thematische Rollen wie AGENS, FORCE, KOMITATIV, IN-<br />
STRUMENT (ACTOR), PATIENS, THEMA, ZIEL, LOCUS (UNDERGOER), EXPERIENS,<br />
REZIPIENT, BENEFIZIÄR (INDIRECTUS) gebündelt.