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Breindl_Walter_Der_Ausdruck_von Kausalität_2009.pdf

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Kausalmarker und Diskursrelationen 29<br />

Zweitens kann ein und dieselbe Verknüpfung – zumindest schriftsprachlich –<br />

ambig sein und erst im weiteren Kontext eine Disambiguierung erfahren.<br />

Ein Beispiel, das eine semantische und eine pragmatische Lesart haben kann,<br />

ist (10) aus Günthner (1993, S. 43), dort wird allerdings epistemisch Interpretation<br />

ausgeschlossen:<br />

(10) <strong>Der</strong> hat sicher wieder gesoffen, weil sie total deprimiert durch die<br />

Gegend läuft.<br />

Mit der pragmatischen Lesart liegt wieder ein reduktiver Schluss (vom deprimierten<br />

Zustand der Frau auf den Alkoholkonsum des Mannes) vor, in der<br />

semantischen Lesart ist der deprimierte Zustand der Frau Ursache für den<br />

Alkoholkonsum des Mannes. In vielen solchen Fällen kann immerhin durch<br />

die Variation der Kontextgröße eine Disambiguierung ermöglicht werden.<br />

Uneinigkeit oder Unklarheit herrscht in der Literatur aber dahingehend, ob<br />

jede Verknüpfung prinzipiell immer nur genau eine Lesart haben kann oder<br />

ob nicht mitunter in ein und demselben Kontext sowohl eine semantische als<br />

auch eine pragmatische Lesart möglich ist und der Sprecher den Hörer im<br />

Unklaren lassen kann, ob er objektive Tatsachen berichtet oder seine subjektive<br />

Einstellung begründet.<br />

Zum Zwecke der Objektivierung der Relationsklassifikation können mehrere<br />

Wege eingeschlagen werden.<br />

(i)<br />

„holistische“ Klassifikationen der Gesamtverknüpfung mit Hilfe<br />

<strong>von</strong> Paraphrasetests<br />

Paraphrasen für kausale Diskursrelationen können insofern eine Heuristik<br />

sein, als hier der Typ des begründeten Arguments (das KONSEQUENS) sprachlich<br />

expliziert werden muss: begründet der im ANTEZEDENS-Argument bezeichnete<br />

Sachverhalt eine Tatsache, eine Annahme oder Einstellung des<br />

Sprechers oder den Sprechakt selbst. Für letztere wird auch die Einbettung<br />

unter ein Sprechaktverb (ich frage / behaupte / ordne an p, weil q) genutzt (siehe<br />

z.B. Günthner 1993, S. 41).<br />

(ii)<br />

Bestimmung des Skopus <strong>von</strong> Modaloperatoren<br />

Durch den Einschub <strong>von</strong> Modaloperatoren (Negationspartikel nicht, wahrscheinlich,<br />

sicherlich, ich nehme mal an, so heißt es) soll der Status des KON-<br />

SEQUENS-Arguments als Sprecherannahme, Sprechakt oder Fakt ermittelt<br />

werden. Problematisch dabei ist, dass der Test je nach Skopus des Modaloperators<br />

unterschiedliche Ergebnisse zeitigt (siehe Volodina 2007, 2009; Blühdorn<br />

2008): In (10) ergibt sich die pragmatische Lesart nur bei engem Skopus

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