die Kunst des Sammelns - Julian Klein

2. akt >>> zwischengeschoss, igelnackentiere, sammlung vermes (würmer)
3. akt >>> 2. obergeschoss, rotliegendflur, Sammlung paläobotanik
Würmer m o d e n s c h a u
Science in action p e r f o r m a n c e
BIRGER Hier haben wir ein
NEUHAUS
paar nette Tiere. Das
sind Seemäuse. Sie heißen mit lateinischem
Namen Aphrodita aculeata,
die bestachelte Aphrodite. Der Artname
bezieht sich auf die irisierenden Borsten
(Aphrodite: Göttin der Schönheit) und
die kräftigeren bräunlichen Stacheln
(aculeata: bestachelt). Das ist ein Borstenwurm,
der auch in der Nordsee
vorkommt und bei Stürmen angespült
wird. Sie sind eigentlich ein sehr schönes
Beispiel, dass die Tiere also auch sehr
schön sein können und eben auch sehr
bunt.
Schön sind auch diese Strudelwürmer
oder Plattwürmer. Strudelwürmer haben
eine Besonderheit. Sie besitzen meist
keinen After, so dass unverdauliche Nahrungsreste
entweder wieder hervorgewürgt
werden müssen oder aber in Zellen
gespeichert werden, die durch den Körper
an die Körperoberfläche wandern und
dort abgeschieden werden.
Und dann haben wir hier noch einen
Igelwurm. Bei dieser Art gibt es sexuellen
Dimorphismus. Die Weibchen erreichen
einschließlich des Rüssels eine Länge von
ca. 10 bis 15 cm, während die Zwergmännchen
es auf eine Körperlänge von
nur wenigen Millimetern bringen.
2
1
1 Strudelwurm
Yungia aurantiaca
(Plathelminthes),
von der Rückenseite
her gesehen
2 Igelwurm
Bonellia viridis
(Echiurida)
3 Borstenwurm
Aphrodita aculeata
(Polychaeta)
Die Aufstellung unserer
Sammlung paläobotanik
ist ganz interessant:
Sie ist eigentlich auf
den ersten Blick hin
STEPHAN sehr diffus, weil es eine
SCHULTKA
Mischung aus zeitlicher
Aufstellung und regionaler Aufstellung
ist. Und nach unten hin ist die Sammlung
dann wieder nach Gattungen und
Arten geordnet. Das hat einen sehr
großen Vorteil. Ich sehe nämlich, wenn
ich eine Pflanze untersuchen möchte,
alle anderen Pflanzen, die im gleichen
Zeitabschnitt auch vorgekommen sind,
in den nächsten Schubladen oder sogar
in derselben Schublade. Ich habe so
einen Blick auf das, was von der Biozönose
übrig geblieben ist und sehe von
vorneherein gleich ein bisschen Environment,
ein bisschen Umwelt mit.
Das hat auch den Vorteil, dass, wenn
meine Sphenopteris als Gattungsnamen
plötzlich Anolopsis heißen sollte, weil
irgendjemand auf die kluge Idee gekommen
ist, dass das gar keine Sphenopteris
ist und sie umbenannt werden muss,
dann kann sie im gleichen Bereich bleiben.
Ich muss da nichts räumen. Ich
schreib da einfach einen neuen Namen
dran. Bei den Zoologen, die ihre Sammlung
rein taxonomisch eingerichtet
haben, bedeutet das: Wenn eine Muschel
mit dem Namen Modiolopsis plötzlich
meinentwegen Verpolopsis heißt, dass
ich losgehen, sie umbenennen, zehn
Schränke weiter zu den Verpolopsiden
gehen und sie da einordnen muss.
Eigentlich müsste ich die ganze Zeit
nichts weiter tun als hin und her rennen.
Dadurch, dass das nicht immer gemacht
wird, ist es manchmal schwierig, etwas
zu finden.
k o l l e k t i o n u n d k o l l e k t i v
Sammlungen
3
(PFERDE) Bos taurus (KÜHE) Loxodonta cyclotis (WALDELEFANT) CERVIDAE (HIRSCHE) Pipistrellus pygmaeus (MÜCKENFLEDERMAUS) Equus zebra (Zebra) Bos primigenius (AUEROCHSE) Bos taurus taurus (HECKRIND) Pelophylax (WASSERFRÖSCHE) Elaphurus davidianus
(DAVIDHIRSCH) Acinonyx jubatus (GEPARD) Mesocricetus auratus (GOLDHAMSTER) Cervus elaphus (ROTHIRSCH) Cervus canadensis (WAPITI) COLEOPTERA (KÄFER) Equus asinus (ESEL) ASCHER LEVY ERNST HAECKEL Away from the Flock (WEG VON DER HERDE)