Die beseelte Welt archaischer Religionen - Ina Mahlstedt
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ZUR RELIGIÖSEN SYMBOLIK 31<br />
Mauern gehalten werden mussten. Der unregelmäßige Verlauf der Mauern lässt<br />
keinerlei Raumkonzept erkennen. Das rohe Schottergemäuer passt sich wohl der<br />
Rundung der Stelenkreise an, hat jedoch weder erkennbare Eingänge noch Durchlässe,<br />
und die verbleibenden Zwischenräume sind so schmal, dass sie kaum die<br />
Funktion von Gängen, erst recht nicht die von Räumen erfüllen konnten.<br />
Abb. 2: a) Grundriss der Stelenkreise A, B, C und D sowie des rechteckigen<br />
Löwenheiligtums. – b) Stelenkreis D.<br />
Nur die obere kleine Anlage des quadratischen sogenannten »Löwenheiligtums«<br />
(Abb. 2a) ist in eine mannshohe und meterdicke Mauerschicht gebettet, so dass<br />
ein wirklicher Raum entstanden ist, der aber ebenso himmeloffen wie alle anderen<br />
Kreise war. In ihm stehen nur noch vier mit Löwen dekorierte kleinere Stelen.<br />
Er datiert bereits aus der Spätzeit Göbekli Tepes – Klaus Schmidt sieht in Nervali<br />
Cori, einer weiteren T-Pfeiler-Anlage aus dem achten Jahrtausend v. Chr. – heute<br />
im Euphrat-Stausee versunken – eine Fortsetzung dieses Raumkonzeptes. Denn<br />
auch dort standen charakteristische T-Pfeiler frei in einem zum Himmel offenen<br />
Raum von einer stabilen Mauer umgeben. <strong>Die</strong> Stelen Nervali Coris trugen allerdings<br />
keine Tiersymbole (Hauptmann, 1999).<br />
<strong>Die</strong> Mauern von Göbekli Tepe wirken eigentümlich grob und provisorisch im<br />
Vergleich zur handwerklichen Qualität der Stelen. <strong>Die</strong>se standen teilweise wackelig<br />
und nur schwach fundiert in den stützenden Mauern, die manchmal sogar die<br />
Bilder verdeckten. Dabei versichert Klaus Schmidt, dass Stelen und Mauern eindeutig<br />
aus derselben Zeit stammen, so dass die Stelen tatsächlich niemals wirklich