Die beseelte Welt archaischer Religionen - Ina Mahlstedt
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Der heilige Berg von Göbekli Tepe –<br />
ein Heiligtum für Wasser und Erde<br />
ZUR RELIGIÖSEN SYMBOLIK EINES 12.000 JAHRE ALTEN<br />
HEILIGTUMS IN ANATOLIEN<br />
Abb. 1: Der heilige Berg von Göbekli Tepe<br />
I<br />
m September 2007 reiste ich in den Südosten der Türkei, um den Archäologen<br />
Klaus Schmidt auf dem Göbekli Tepe zu treffen und mir ein Bild von der landschaftlichen<br />
Einbettung des alten Kultortes zu machen. Ich wollte sehen, weshalb er<br />
für die prähistorischen Jägergesellschaften so interessant war. <strong>Die</strong> Archäologen<br />
konnten bislang kaum erklären, welche religiöse Bedeutung diese spektakulären<br />
Stelenkreise mit ihren erstaunlichen Tierreliefs hatten.<br />
Verschiedene Zusammenhänge vor Ort ließen mich vermuten, dass dieses frühe<br />
Heiligtum auf die Fruchtbarkeit der Erde bezogen war. Denn Wasser und Erde, die<br />
hier im Mittelpunkt stehen, bekamen für die ersten Bauern große Bedeutung. Wir<br />
können davon ausgehen, dass die <strong>Welt</strong> dieser Jäger und frühen Bauern von Geistwesen<br />
und unsichtbaren Kräften belebt war, deren Wirken sich für uns erkennbar<br />
in der Symbolik der Tierbilder auf den Stelen niederschlug. In den zweitausend<br />
Jahren seines aktiven Bestehens wurden in Göbekli Tepe keine Gottheiten verehrt,<br />
es war im Gegenteil ein Ort, an dem sich auf geheimnisvolle Weise fortwährend<br />
Neuschöpfung vollzog – unsichtbare Geistwesen hüteten das Wasser und ließen die<br />
Erde fruchtbar sein. Es war ein Ort des Lebensursprungs.