Die beseelte Welt archaischer Religionen - Ina Mahlstedt
Die beseelte Welt archaischer Religionen - Ina Mahlstedt
Die beseelte Welt archaischer Religionen - Ina Mahlstedt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ZUR RELIGIÖSEN SYMBOLIK 39<br />
bildlicht sich auch der ständige Gestaltwandel, der Leben und Tod zu einem<br />
endlosen Kreislauf werden lässt. In diesem Sinne ist auch das altchinesische<br />
Himmelssymbol eine Scheibe mit einem Loch als Ursprung alles Seins. Uralt ist<br />
dieser Gedanke der Entstehung: In der Vereinigung von männlichem Himmelswasser<br />
und weiblicher Erde wird immer wieder Leben erschaffen, und zwar in<br />
magischer Weise: Indem eins und eins nicht zwei, sondern drei ist. Aus der Vereinigung<br />
entsteht ein Drittes, nämlich das Leben.<br />
Abb. 6: a. Reibsteine, gelochte Scheiben und Fragmente von Steinringen aus<br />
der Verschüttung der Steinkreise. – b. Kragenstein, in situ am Boden<br />
eines Steinkreises gefunden.<br />
In den frühen Hochkulturen des Vorderen Orients – sieben- oder achttausend<br />
Jahre später – personifiziert sich das Schöpferische in Gottheiten, die uranfänglich<br />
die <strong>Welt</strong> erschaffen und Macht über Leben und Tod haben. Dann sind sie<br />
unsterblich, herrschen über die Natur und fordern Gehorsam von den Menschen.<br />
Jäger und frühe Bauern hingegen erfahren das Schöpferische in der zyklischen<br />
Wiederkehr des Lebens und der Ordnung der Natur, die aus sich selbst heraus<br />
erschafft. Leben und Tod bilden dabei einen Lebensrhythmus, der zwischen Sein<br />
und Nicht-Sein pendelt.<br />
Zur Symbolik der Tiere<br />
Jeder Betrachter wird verblüfft sein von der handwerklichen Meisterschaft der<br />
Tierreliefs auf den Stelen der großen Steinkreise, die im Gegensatz zu dem himmeloffenen<br />
Wasserheiligtum unter einer Erd-Aufschüttung verborgen waren. Es<br />
sind Tierbilder von erstaunlicher Realität und Schönheit, die man bis dato den<br />
vor 12.000 Jahren lebenden Menschen nicht zugetraut hatte. Gewiss dienten<br />
diese Bilder nicht dekorativen Zwecken, sondern müssen eher als urzeitliche