Die beseelte Welt archaischer Religionen - Ina Mahlstedt
Die beseelte Welt archaischer Religionen - Ina Mahlstedt
Die beseelte Welt archaischer Religionen - Ina Mahlstedt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ZU DEN RELIGIÖSEN VORSTELLUNGEN 131<br />
Standort der Felsbilder eine entscheidende Rolle gespielt. Denn am Altafjord, in<br />
Karelien wie an anderen Plätzen in Sibirien und Skandinavien fällt der Zusammenhang<br />
mit dem Wasser auf (Helskog 1999). Ich vermute, dass der saisonale<br />
Wechsel des Lebensraumes etwas damit zu tun hat, denn die Jäger folgten den<br />
Rentieren aus der vereisten, winterlichen Tundra an das sommerlich offene<br />
Wasser.<br />
Auf den Felsbildern von Alta weit oberhalb des Polarkreises sind vorwiegend<br />
Rentiere, aber auch Bären, Elche, Wale und Schiffe, vereinzelt auch Menschen<br />
sowie seltsam anmutende Geister dargestellt (Abb. 2). <strong>Die</strong>sen oft riesigen Bildpaneelen<br />
unterliegt keine Komposition, sie erzählen auch keine Geschichten, es<br />
handelt sich nicht um Illustrationen. Auch wenn es teilweise so scheint, als seien<br />
Jäger dargestellt, Fangzäune gezogen oder eine Bärenjagd skizziert, so vergegenwärtigen<br />
sie doch immer mythische Zusammenhänge und Dinge der geistigen<br />
<strong>Welt</strong>. Denn Felsbilder stellten einen Zugang zur Anderswelt her. Es waren heilige<br />
Plätze, an denen durch das »Zur-Anschauung-Bringen« etwas Schöpferisches<br />
wirksam wurde. Dabei ging es weniger um das fertige Bild als um das Sichtbarmachen<br />
von etwas Unsichtbarem, um den Kontakt mit der lebendigen Natur,<br />
den Geistern und den Tieren. Das mag man sich vorstellen wie ein Joiken mit<br />
Bildern, bei dem etwas Geistiges zur Gestalt kam, das sich dann auf dem Felsen<br />
mit unzähligen vorangegangen Zeichen vermischte (Abb. 3).<br />
Abb. 3: Gesamtbild des Storsteinen in Alta (nach Helskog).<br />
Während sich das Joiken als Zugang zur Anderswelt bis heute erhalten hat,<br />
wird das Malen, Punzen oder Ritzen von Felsbildern schon seit Jahrtausenden