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Zeitgenossen - Kommentar Drucke bis Rezeption

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Die <strong>Zeitgenossen</strong>.<br />

(Bearbeiterin: Martina Lauster, Exeter)<br />

1. Textüberlieferung<br />

1.1. Handschriften<br />

1.1.1. Übersicht<br />

Es sind keine handschriftlichen Überlieferungsträger bekannt.<br />

1.2. <strong>Drucke</strong><br />

E Die <strong>Zeitgenossen</strong>. Ihre Schicksale, ihre Tendenzen, ihre großen<br />

Charaktere. Aus dem Englischen des E. L. Bulwer. 2 Bde, Stuttgart:<br />

Verlag der Classiker, 1837. Das fingierte → Reihentitelblatt weist<br />

darauf hin, dass das Werk auch in zwölf Einzellieferungen erschien,<br />

einer Zweimonatsschrift vergleichbar (Rasch 2.14). Warum<br />

Gutzkow es als angebliche Übersetzung eines Werkes von Edward<br />

Lytton Bulwer, dem englischen Erfolgsautor, veröffentlichte (→<br />

Lexikon), wird im Vorwort zur überarbeiteten Fassung von 1846<br />

erklärt (→ Lesarten und Varianten, a).<br />

E a (Titelauflage) Pforzheim: Finck, 1842. (Rasch 2.14.a)<br />

J (Abdruck von Auszügen aus den Lieferungen von E) Lieferungen 1<br />

und 2: Auszug aus Der Mensch des neunzehnten Jahrhunderts,<br />

Frankfurter Telegraph 36, [24.] März 1837, [S. 1-2] (Rasch<br />

3.37.03.24); Lieferungen 3 und 4: Auszug aus Die neue Welt,<br />

Frankfurter Telegraph. Neue Folge 12, [21.] April 1837, S. 93-96<br />

(Rasch 3.37.04.21); Lieferungen 5 und 6: Auszug aus Die Erziehung,<br />

Frankfurter Telegraph. Neue Folge 48, [23.] Juni 1827,<br />

S. 377-381 (Rasch 3.37.06.23.1); Lieferungen 7 und 8: Auszug aus<br />

Sitte und Sitten, Frankfurter Telegraph. Neuste Folge 25, [12.] August<br />

1837, S. 194-196, und Nr. 26, [14.] August 1837, S. 206-207.<br />

(Rasch 3.37.08.12).<br />

A (Überarbeitung) Säkularbilder. In: GWI, Bd 9-10, 1846. (Rasch<br />

1.2.9-10)<br />

© EDITIONSPROJEKT KARL GUTZKOW, MARTINA LAUSTER, EXETER 2000 (F. 1.0)


DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-17<br />

B (Nochmalige Überarbeitung) Säkularbilder. Anfänge und Ziele des<br />

Jahrhunderts. In: GWII, Bd 8, [1875]. (Rasch 1.5.8)<br />

B a (Titelauflage) in: Gesammelte Werke von Karl Gutzkow. Zweite,<br />

wohlfeile Ausgabe. Erste Serie, Bd. 8, Jena: Costenoble, [1879].<br />

(Rasch 1.5.a)<br />

Weitere Auflagen existieren nur in Form einzelner Kapitel und als<br />

Auszüge:<br />

Die Mode und das Moderne und Sitte und Sitten (erster Teil) in GE,<br />

Bd 11, S. 15-25 und S. 25-52 (Textgrundlage: B); An Sir Ralph und<br />

Kunst und Literatur in Auszügen unter den Titeln „Über die politischen<br />

Interessen des modernen Schriftstellers“ und „Typen des Romans“ in<br />

DE, S. 246-252 und S. 261-264 (Textgrundlage: A); Die Mode und das<br />

Moderne in Auszügen in: Edgar Marsch (Hg.): Über Literaturgeschichtsschreibung.<br />

Die historisierende Methode des 19. Jahrhunderts<br />

in Programm und Kritik. Darmstadt 1986, S. 231-233 (Textgrundlage:<br />

A); Das Jahrhundert, Das Moderne und Sitte und Sitten (zweiter Teil)<br />

in HU, Bd 1, S. 69-124, S. 124-143 und S. 144-255 (Textgrundlage: E).<br />

2. Textdarbietung<br />

2.1. Edierter Text<br />

E. Der Text folgt in Orthographie und Interpunktion unverändert dem<br />

ersten Buchdruck. Textsperrungen werden übernommen. Silbentrennstriche<br />

(=) werden durch – wiedergegeben. Die Seitenzählung wird mit<br />

Klammern [ ] an den betreffenden Stellen in den Text eingefügt.<br />

2.2. Lesarten und Varianten<br />

Inhaltliche und stilistische Abweichungen der beiden Auflagen der<br />

Säkularbilder von den <strong>Zeitgenossen</strong> begründet Gutzkow selbst wie<br />

folgt:<br />

a) Vorwort, Säkularbilder. In: GWI, Bd 9, 1846, S. VII-VIII. (→ Archiv:<br />

Quellenteil)<br />

In der vorliegenden neuen Ausgabe und vollständigen Ueberarbeitung<br />

hab’ ich das englische Gewand abzustreifen gesucht. Diese<br />

Aufgabe war nicht leicht. Ich habe versucht, für die beispielsweisen<br />

englischen Charaktere, die ich zur Belebung des Räsonnements erfand,<br />

deutsche hinzustellen, habe aber den Vorsprung, den ich für die<br />

© EDITIONSPROJEKT KARL GUTZKOW, MARTINA LAUSTER, EXETER 2000 (F. 1.0)


VI-18<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

Charakteristik bei einem so originellen und wunderlichen Volke hatte,<br />

wie die Engländer sind, in der Uebertragung auf deutsche Verhältnisse<br />

oft schmerzlich vermißt. Auch die bevorzugte Anknüpfung<br />

der Erörterungen an England ließ sich nicht ganz unterdrücken;<br />

[VIII] wodurch ich mich indessen weniger beunruhigt fühle; denn<br />

Englands gesellschaftliche und politische Zustände sind der Art, daß<br />

Deutschland immer gut thut, seine eignen Bestrebungen vorzugsweise<br />

mit der Form, die Aehnliches in England hat, zu vergleichen.<br />

Natürlich hab’ ich auch Sorge getragen, daß alle bedeutenden<br />

Erscheinungen, welche seit 1837 zur Charakteristik unseres Jahrhunderts<br />

aufgetaucht sind, nachgetragen und zweckmäßig in den<br />

Text verwebt wurden. Einiges Unhaltbare und durch die Umstände<br />

seither Widerlegte ließ ich fort. Anderes, was sich inzwischen klarer<br />

und übersichtlicher gestaltet hat, mußte auch in der Auffassung<br />

deutlicher hervortreten.<br />

b) Vorwort, Säkularbilder. Anfänge und Ziele des Jahrhunderts. In:<br />

GWII, Bd 8 [1875], S. VIII. (→ Archiv: Quellenteil)<br />

Vom Jahre 1848 an waren die Umgestaltungen der Zeit zu groß, um<br />

jeder derselben in diesem letzten Neudruck Rechnung zu tragen.<br />

Hier und da weisen Anmerkungen unter dem Text auf die Gegenwart<br />

hin. Ich habe das ganze Werk eines Sechsundzwanzigjährigen<br />

noch einmal durchgearbeitet [...].<br />

▄Zusammenfassende Beschreibung und exemplarische Nennung der<br />

Abweichungen in A und B von E.▀<br />

3. Quellen, Folien, Anspielungshorizonte<br />

3.1. Quellen:<br />

Franz Kottenkamp [→ Lexikon]: Die Engländer. Mannheim: Heinrich<br />

Hoff, 1836.<br />

3.2. Gattungsfolien:<br />

Edward Lytton Bulwer [→ Lexikon]: England and the English. 2 Bde,<br />

London: Richard Bentley, 1833.<br />

Die gesammelten Werke Bulwers kamen zugleich in drei deutschen<br />

Ausgaben heraus (→ Reihentitelblatt von Die <strong>Zeitgenossen</strong>; →<br />

Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen Gutzkows,<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-19<br />

Nr. 1): 1. E. L. Bulwer’s sämmtliche Werke. Bd 1-50, Aachen,<br />

Leipzig: Jacob Anton Mayer, 1833-46; 2. Bulwer: Werke. Aus dem<br />

Englischen von Georg Nicolaus Bärmann. Bd 1-98, Zwickau [ab<br />

ca. 1841: Leipzig]: Gebrüder Schumann, 1833-53; 3. E. L. Bulwer’s<br />

Werke. Aus dem Englischen, Bändchen 1-150, Stuttgart: J. B.<br />

Metzler’sche Buchhandlung, 1833-53. „England and the English“<br />

existiert also in den 1830er Jahren unter dem Titel „England und<br />

die Engländer“ in drei verschiedenen deutschen Fassungen: 1. in<br />

der Übersetzung von Louis Lax, 3 Bde, Aachen, Leipzig: Jacob<br />

Anton Mayer / Brüssel: J. A. Mayer und Somerhausen, 1833 (erschienen<br />

außerhalb der Werkausgabe); 2. in der Übersetzung ▄von<br />

Georg Nicolaus Bärmann▀, 4 Bde, Zwickau: Gebrüder Schumann,<br />

1833▄-34▀ (E. L. Bulwer’s Werke, Bd 9-12) und in der Übersetzung<br />

von Friedrich Notter, 6 Bändchen, Stuttgart: Metzler, 1836<br />

(E. L. Bulwer’s Werke, Bändchen 56-61). „England und die Engländer“<br />

war Gutzkow in der frühesten Übersetzung, also in der von<br />

Louis Lax, bekannt, wie sein Hinweis auf eine bestimmte Stelle mit<br />

Seitenangabe zeigt (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen<br />

Gutzkows, Nr. 2). Er wird möglicherweise auch die in Übersetzung<br />

erschienenen Auszüge aus „England and the English“ zur<br />

Kenntnis genommen haben, die 1833 in der Zeitung „Das Ausland“<br />

publiziert wurden. Zu den bibliographischen Angaben vgl. Gerhard<br />

Lindenstruth: Edward Bulwer Lytton. Eine Bibliographie der Veröffentlichungen<br />

im deutschen Sprachraum. Gießen 1994, bes. S. 87.<br />

Außer Gutzkows <strong>Zeitgenossen</strong> weist Lindenstruths Bibliographie<br />

keine weitere fingierte deutsche Bulwer-Übersetzung nach.<br />

Paris, ou Le Livre des Cent-et-un (→ Lexikon). 15 Bde, Paris: Ladvocat,<br />

1831-34.<br />

‚Skizzen‘ und ‚Charakterzeichnungen‘ als kleine soziologische Studien,<br />

die in der zeitgenössischen europäischen Journalliteratur häufig<br />

vorkommen und vom jungdeutschen Journalismus, besonders im<br />

Umkreis Gutzkows, eifrig geübt werden. (→ Globalkommentar:<br />

6.1.3. Die Skizzenliteratur der 1830er Jahre)<br />

3.3. Anspielungshorizonte:<br />

Die politische Kultur Englands, wie sie sich im Typus des ,öffentlichen<br />

Charakters‘ präsentiert. (→ Globalkommentar: 6.1.2.1. Der ‚öffentliche<br />

Charakter‘) Diesen vertritt z. B. der politisierende Schrift-<br />

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VI-20<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

steller bzw. der schriftstellernde Politiker Bulwer (→ Lexikon), in<br />

dessen Figur sich Gutzkow mit Phantasie hineinversetzt, wie auch<br />

der imaginäre Staatsmann Sir Ralph, der in der Zueignung angesprochen<br />

wird. (→ Zg, Bd 1, S. III-XXIV; ZgWWW, S. 5-15)<br />

Die diesem Typus gemäße Schreibweise, d. h. essayistische, auf Charakterporträts<br />

gründende Betrachtungen über Zeit und Leben, die<br />

auf die Moralistentradition des 17. und 18. Jahrhunderts zurückreichen,<br />

z. B. Quevedo, La Bruyère, Lesage, Steele und Addison. (→<br />

Globalkommentar: 6.1.3.1. Sittengeschichte als moderne Moralistik)<br />

Britischer Materialismus (vor allem politische Ökonomie) als Wissenschaftstradition,<br />

die dem soziologischen Interesse der Schrift entgegenkommt:<br />

,das Jahrhundert‘ wird begriffen als Summe aller<br />

Bedürfnisse und Tendenzen, die sich von der gesellschaftlichen Basis<br />

der ,<strong>Zeitgenossen</strong>‘ aus entwickeln. (→ Globalkommentar:<br />

6.1.2.2. Frühe Soziologie)<br />

Die zoologisch-botanische und physiologische Wissenschaftstradition<br />

Frankreichs (Buffon, A.-L. de Jussieu, Cuvier, Cabanis, Bichat), die<br />

durch Übertragung ihrer klassifizierenden und medizinischanalytischen<br />

Methode auf das Studium menschlichen Zusammenlebens<br />

zum Motor der frühen Soziologie wird (Saint-Simon, Comte und<br />

die journalistischen ‚Physiologen‘ der 1830er und 40er Jahre). (→<br />

Globalkommentar: 6.1.3.2. Naturwissenschaftliche Paradigmen)<br />

‚Sittengeschichte‘ der Gegenwart im Sinne der ‚Etudes de Mœurs‘, wie<br />

sie Balzac und andere französische Autoren entwickeln, bzw. im<br />

Sinne der Betrachtung von ‚Society and Manners‘, wie sie seit den<br />

englischen Mode- und Dandyromanen der Restaurationszeit geschrieben<br />

wird und besonders in Werken Bulwers (→ Lexikon) einen<br />

Höhepunkt findet. (Globalkommentar: → 6.1.3.3. Frühe Kultursemiotik;<br />

→ 6.1.3.4. Die Mode)<br />

Porträts der eigenen Nationalkultur aus ausländischer Perspektive,<br />

durch die z. B. Bulwer in „England and the English“ seine Gesellschaftskritik<br />

häufig pointiert. (→ Globalkommentar: 6.1.2.1. Der<br />

‚öffentliche Charakter‘ )<br />

Die von Westeuropa vorgegebene zeitgemäße Publikationsform des<br />

Werkes in Fortsetzungen, einer Zwischenform von Buch und Journal.<br />

(→ <strong>Drucke</strong>, E und J; → Dokumente zur Entstehungsgeschichte,<br />

Nr. 2; → Entstehungsgeschichte)<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-21<br />

4. Entstehung<br />

4.1. Dokumente zur Entstehungsgeschichte<br />

1. Brief Gutzkows an den Verlagsbuchhändler Samuel Gottlieb Liesching.<br />

Poststempel 6. Januar 1835. (Rasch 7.1911.5)<br />

Mein Ihnen gegebnes Versprechen kann ich nicht halten [...]. [...]<br />

so gestehe ich Ihnen, verehrtester Herr Liesching, daß der Gedanke,<br />

das besprochene Buch wirklich zu schreiben, nur ein augenblicklicher<br />

Anflug war, oder dß ich wenigstens jezt schon wieder ganz aus<br />

der Illusion desselben heraus bin. Könnt’ ich Ihnen ein Bild meines<br />

zerrissenen Innern machen! Ich liebe es ungemein, von der Zeit u ihren<br />

Strömungen zu sprechen, u doch kommt es mir wieder zuweilen<br />

so ungehörig, anmaßlich u frech vor; weil wir ja Kinder dieser Zeit<br />

sind u statt über sie zu philosophiren, s i e leben sollten.<br />

2. Vorwort, Säkularbilder. In: GWI, Bd 9, 1846, S. VI-VII. (→ Archiv:<br />

Quellenteil)<br />

Der Verfasser trug sich mehre Jahre mit der Idee eines Werkes, das<br />

den Versuch machen sollte, ein Gesammtbild unseres Jahrhunderts<br />

nach seinen vorzüglichsten Lebensäußerungen und Gedankenrichtungen<br />

zu geben. [Globalkommentar: → 6.1.1. Die enzyklopädische<br />

Darstellungsweise der <strong>Zeitgenossen</strong>; → 6.1.4. Enzyklopädie<br />

und Revue als Ordnungen des Wissens] Anfangs 1837 hielt er sich<br />

für befähigt, endlich an diese schwere Aufgabe zu gehen. Mit seinem<br />

Namen begleitet würde jedoch eine solche, grade mit der Zeit<br />

und ihren Tendenzen sich beschäftigende Schrift, ohnehin bei seiner<br />

ihm zur andern Natur gewordenen liberalen Auffassung der<br />

Verhältnisse, in ganz Preußen verboten worden sein und diejenigen<br />

deutschen Regierungen, welche gewohnt sind, alles Preußische<br />

nachzuahmen, würden dies Verbot auch für die Kreise ihrer Botmäßig-[VII]keit<br />

ausgedehnt haben. Unter diesen Umständen entschloß<br />

sich der Verfasser, dem es um die Grundsätze seines Buches<br />

mehr zu thun war, als um seine Person, auf den Titel desselben den<br />

Namen B u l w e r s [→ Lexikon] zu setzen. Es erschien unter der<br />

Firma: Bulwers <strong>Zeitgenossen</strong>. [→ <strong>Drucke</strong>, E]<br />

Die schützende Devise eines ausländischen Schriftstellers durfte<br />

freilich kein bloßes Aushängeschild sein. Die Verfolger würden ein<br />

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VI-22<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

Titelblatt [→ Reihentitelblatt der <strong>Zeitgenossen</strong>] leicht durchschaut<br />

haben. Ich mußte bedacht sein, dem Buche, das in zwölf Heften<br />

ausgegeben wurde [→ <strong>Drucke</strong>, J; → Entstehungsgeschichte], auch<br />

wirklich eine englische Färbung zu leihen, wobei ich mir Bulwers<br />

„England und die Engländer“ zum Muster nahm. [→ Quellen, Folien,<br />

Anspielungshorizonte: Gattungsfolien] Von dem Vorwurfe,<br />

daß ich das Publikum hätte täuschen wollen, glaub’ ich mich durch<br />

diese wahrheitsgemäße Erzählung gerechtfertigt zu haben.<br />

3. Rückblicke auf mein Leben. Berlin: Hofmann, 1875.<br />

3.a. Rue, S. 120.<br />

Wie ein junger Name, der [...] auf der Unterlage seiner Studien,<br />

seines gewissenhaften Postenstehens im geistigen Feldzuge der<br />

Zeit, seinen Weg in der Literatur verfolgt, schon frühe eine Stellung<br />

gewinnen kann, zeigte sich bei einem Besuche, den mir eben jener<br />

L i e s c h i n g machte, der sich jetzt plötzlich in schon vorgerückten<br />

Jahren als Verlagsbuchhändler bewähren wollte. In runder Summe<br />

bot er mir 100 Carolins für ein Gemälde unserer Zeit, etwa Bilder<br />

des Jahrhunderts, wie ich diese Idee drei Jahre später als „Säkularbilder“<br />

[recte: Die <strong>Zeitgenossen</strong>] ausgeführt habe.<br />

3.b. Rue, S. 157-158.<br />

Damals hatte es die Lesewelt mit Eduard Lytton Bulwer. [→ Lexikon]<br />

Seine Weise war mir nicht sympathisch. Aber die genrebildliche<br />

Zeichnung, der Versuch, moderne La Bruyère’sche Charaktere<br />

zu zeichnen, gehörte damals beiden Literaturen, der englischen und<br />

französischen an. [→ Globalkommentar: 6.1.3.1. Sittengeschichte<br />

als moderne Moralistik] Auch in der deutschen versuchte sich<br />

manche Feder mit Artikeln im Charakter der Beitäge zum Livre des<br />

Cent et un [→ Lexikon], kurzen abgerissenen Skizzen über Dinge<br />

und Personen, Berufs-[158]stände, Sitten und Gebräuche. Eine<br />

Verbindung solcher Charaktertypen mit dem Vorsatz, die Eigenthümlichkeiten<br />

und Richtungen des Jahrhunderts in bestimmte<br />

Gruppen zu bringen [Globalkommentar: → 6.1.1. Die enzyklopädische<br />

Darstellungsweise der <strong>Zeitgenossen</strong>; → 6.1.4. Enzyklopädie<br />

und Revue als Ordnungen des Wissens], brachten die von mir unter<br />

Bulwers Namen (Stuttgart, Verlag der Classiker) herausgegebenen<br />

„<strong>Zeitgenossen</strong>“ (jetzt „Säkularbilder“ genannt). Die Täuschung war<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-23<br />

eine unschuldige, da sie sogleich erkannt und ohne Schwindel<br />

durchgeführt wurde. Es war dieselbe Arbeit, zu welcher mich schon<br />

Liesching, als ich nur 23 Jahre zählte, aufgefordert hatte.<br />

3.c. Rue, S. 5.<br />

Ich erzähle nur zur Probe: „Es war im Jahre 1837 und im wunderschönen<br />

Monat Mai. Grade wollte ich meinen Erstgebornen taufen<br />

lassen. Doch so hatten damals die vom Bundestage und von Preußen<br />

ausgegangenen Verbote meiner Schriften, sowol der erschienenen<br />

als der noch erscheinenden, die Verwerthung meiner Feder<br />

gehemmt, daß ich im Augenblick – nicht einmal die Mittel besaß,<br />

nach dem feierlichen Acte der Haustaufe die Gäste eine Stunde im<br />

traulichen Kreise festzuhalten. Der „Glänzendleber“ [...] stand<br />

1837 in Frankfurt am Main des Morgens um 5 Uhr auf und dictirte<br />

<strong>bis</strong> 7 Uhr ein Buch, das sich bei so systematischer, vom Bundestagsgesandten<br />

Nagler in Frankfurt a. M. (siehe den Briefwechsel<br />

desselben mit seinem Secretär Kelchner) geleiteter Verfolgung als<br />

Uebersetzung aus dem Englischen des Bulwer ankündigen mußte.<br />

(→ auch Rückblicke, Journaldruck in „Die Gegenwart“ von 1874:<br />

RueVWWW, S. 3,33-4,15)<br />

3.d. Rue, S. 165.<br />

Meine physische Kraft drohte sich zu erschöpfen. Die Voraussetzung,<br />

eine Frau mit Vermögen zu heirathen, traf nicht zu. Unablässig<br />

mußte ich arbeiten. In jenen Bulwer’schen „<strong>Zeitgenossen</strong>“ [...]<br />

hatte ich fast meinen ganzen Vorrath von Anschauungen, besondern<br />

Meinungen, Charakterzeichnungen, Studien niedergelegt.<br />

4.2. Entstehungsgeschichte<br />

Die Entstehung der <strong>Zeitgenossen</strong> ist geprägt von Gutzkows journalistischer<br />

Tätigkeit, seiner Geldnot, den Problemen mit der Zensur (→ Dokumente<br />

zur Entstehungsgeschichte, Nr. 2; Nr. 3.c) und der starken<br />

Konkurrenz übersetzter englischer und französischer Literatur (→<br />

Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen Gutzkows, Nr. 1).<br />

Als der Verlagsbuchhändler Liesching (→ Dokumente zur Entstehungsgeschichte,<br />

Nr. 1) dem jungen Autor 1834 ein beachtliches Honorar<br />

für die Lieferung eines umfassenden Porträts der Zeit in<br />

Aussicht stellt (→ Dokumente zur Entstehungsgeschichte, Nr. 3.a),<br />

spekuliert Liesching vermutlich auf den Erfolg, den zeitgenössische<br />

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VI-24<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

westeuropäische ‚Sittenbilder‘ wie z. B. Romane Edward Lytton Bulwers<br />

(→ Lexikon) oder dessen Schrift „England und die Engländer“<br />

beim deutschen Lesepublikum erleben (→ Quellen, Folien, Anspielungshorizonte:<br />

Gattungsfolien; → Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte,<br />

Erklärungen Gutzkows, Nr. 1). Erst im Frühjahr 1837 sieht<br />

sich Gutzkow jedoch zur Verwirklichung dieses Vorhabens in der Lage<br />

oder geradezu gedrängt. Die Einkünfte aus Publikationen, auf die er<br />

als Berufsschriftsteller und Familienvater angewiesen ist, fließen seit<br />

dem Verbot seiner Schriften in Preußen (→ Daten zu Leben und Werk;<br />

→ Dokumente zur Entstehungsgeschichte, Nr. 2) und seit dem Bundestagsbeschluss<br />

spärlich (→ Lexikon; → Dokumente zur Entstehungsgeschichte,<br />

Nr. 3c). Der seit dem 1. Januar 1837 offiziell von<br />

Eduard Beurmann, in Wirklichkeit von Gutzkow redigierte „Frankfurter<br />

Telegraph“ liefert weder eine ausreichende Existenzgrundlage,<br />

noch kann das Blatt auch nur annähernd für das ehrgeizige, 1835<br />

unterdrückte Projekt einer nationalen ‚Revue’ entschädigen (→ Daten<br />

zu Leben und Werk). In dieser Situation bietet eine ‚Revue des Jahrhunderts‘<br />

in Form eines allein geschriebenen Fortsetzungswerkes die<br />

Lösung, zumal die zensurbedingte Tarnung unter dem Namen Bulwer<br />

(→ Lexikon) auch finanziellen Erfolg verspricht: Nach Gutzkows eigener<br />

Schätzung haben die Werke des englischen Autors in Deutschland<br />

etwa 12000 Abnehmer (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen<br />

Gutzkows, Nr. 1). Zu den Schriftstellern, die vor Gutzkow<br />

auf die Attraktivtät eines großen britischen Namens setzten, gehört<br />

Willibald Alexis, der seine ersten beiden Romane als Scott-<br />

Übersetzungen ausgab (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen,<br />

Nr. 3).<br />

Die <strong>Zeitgenossen</strong> erscheinen in zwölf jeweils paarweise und im Abstand<br />

von ca. zwei Monaten publizierten Lieferungen zwischen Frühjahr<br />

1837 und Ende Dezember 1837/Anfang Januar 1838 (vgl. Rasch<br />

2.14). Als Fortsetzungswerk sind sie auch ein ‚work in progress‘ (→<br />

<strong>Drucke</strong>, E und J; → Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen<br />

Gutzkows, Nr. 2), dessen <strong>Rezeption</strong> Einfluss auf spätere Lieferungen<br />

hat. So kümmert sich Gutzkow, von Rezensenten schon früh<br />

enttarnt (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen, Nr. 1;<br />

Nr. 2), immer weniger um die Aufrechterhaltung der Bulwer-<br />

Mystifikation, ohne diese jedoch im Titel der <strong>Zeitgenossen</strong> aufzugeben.<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-25<br />

Dies führt z. B. dazu, dass im Kapitel Kunst und Literatur, ▄vermutlich<br />

enthalten in Lieferung 9-10 vom November 1837▀, in der dritten Person<br />

über den angeblichen Verfasser geschrieben wird, und zwar als<br />

der schon halb wieder vergessene B u l w e r (Zg, Bd 2, S. 287). Zunächst<br />

jedoch liegt Gutzkow auch aus finanziellen Gründen daran, sein<br />

Werk unter dem Erfolgsnamen des englischen Autors zu verkaufen. Im<br />

„Frankfurter Telegraph“ lässt er als Anreiz ganz besonders pikante<br />

oder herausfordernde Auszüge aus soeben erschienenen Lieferungen<br />

von Bulwer’s <strong>Zeitgenossen</strong> drucken (→ <strong>Drucke</strong>: J). Der erste Abdruck<br />

über die ökonomischen Grundlagen der modernen Ehe wird durch eine<br />

Erklärung begleitet (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen<br />

Gutzkows, Nr. 1), die unter dem Titel E. L. Bulwer’s <strong>Zeitgenossen</strong>.<br />

In Deutschland früher als in England erscheinend!<br />

offensichtlich den kommerziellen Nutzen der Mystifikation stärken soll.<br />

Diese geht so weit, dass ein spezielles Abkommen des Verlegers (Verlag<br />

der Classiker) mit Edward Lytton Bulwer vorgetäuscht wird, demzufolge<br />

keiner der drei Verlage, bei dem Bulwers Werkausgaben in<br />

deutscher Übersetzung erscheinen, Rechte auf Die <strong>Zeitgenossen</strong> beanspruchen<br />

darf (→ Notiz auf der Rückseite des Reihentitelblattes der<br />

<strong>Zeitgenossen</strong>) und jeder Käufer der Bulwerschen Werke diese außer<br />

der Reihe erscheinende Schrift zu erwerben genötigt ist, wenn seine<br />

Ausgabe nicht unvollständig bleiben soll.<br />

Mit der lukrativen Publikationsweise in Lieferungen, die dem Sittenbild<br />

des 19. Jahrhunderts als modernste Art der Vermittlung gedruckten<br />

Wissens vollkommen entspricht, schließt sich Gutzkow eng an<br />

westeuropäische Entwicklungen an, namentlich – wie er selbst in den<br />

Rückblicken angibt (→ Dokumente zur Entstehungsgeschichte, Nr.<br />

3.b) – an das „Livre des Cent-et-un“ (→ Lexikon). Diese Serie von<br />

Skizzen des Pariser Lebens, erschienen 1831-34 (auch in deutscher<br />

Übersetzung), soll zur Rettung des von finanziellem Ruin bedrohten<br />

Verlegers Ladvocat dienen. In England ist es Charles Dickens, der<br />

1836-37 mit der lieferungsweisen Veröffentlichung der „Pickwick<br />

Papers“ einen unerhörten Erfolg erlebt. Begonnen wurden sie als<br />

Serie kommentierter sozialer Skizzen, jedoch sie entwickeln sich bald<br />

zum eigenständigen illustrierten Fortsetzungsoman. Der erste Band<br />

der <strong>Zeitgenossen</strong>, der die Lieferungen 1-6 (Der Mensch des neunzehnten<br />

Jahrhunderts <strong>bis</strong> zur ersten Hälfte von Sitte und Sitten sowie<br />

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VI-26<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

die einleitende Zueignung An Sir Ralph) umfasst, ist im Juni 1837<br />

komplett (vgl. z. B. den Hinweis auf den geplanten bzw. erfolgten Abschluss<br />

des Bandes in den Dokumenten zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, →<br />

Erklärungen Gutzkows, Nr. 1 und → Rezensionen, Nr. 4). Für Raschs<br />

Angabe, der erste Band sei schon im März publiziert worden (Rasch<br />

2.14), finden sich in den zeitgenössischen Rezensionen keine Hinweise.<br />

Anzunehmen ist, dass nicht der erste Band, sondern die erste Lieferung<br />

der <strong>Zeitgenossen</strong> im März erschien. Es entspricht Gutzkows erklärtem<br />

Wunsch, die Buchform für ein Projekt dieser Art letztlich aufzugeben<br />

und es stattdessen als Monatsschrift, also als Periodikum vom Typ der<br />

‚Revue‘, fortzuführen: Möglich, daß meine Z e i t g e n o s s e n , nachdem<br />

sie ein Buch gewesen sind, sich zuletzt in eine Monatsschrift verwandeln<br />

(Zg, Bd 1, S. XXIII; ZgWWW, S. 15). Weitere Ausführungen zur<br />

Revue bzw. Enzyklopädie als Wissensordnungen im → Globalkommentar:<br />

6.1.4.<br />

5. <strong>Rezeption</strong><br />

5.1. Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte<br />

5.1.1. Erklärungen Gutzkows<br />

Vgl. Rasch 3.37.03.24, 3.37.08.12, 3.37.09.15<br />

1. [Karl Gutzkow:] E. L. Bulwer’s <strong>Zeitgenossen</strong>. In Deutschland früher<br />

als in England erscheinend! In: Frankfurter Telegraph. Blätter für<br />

Leben, Kunst und Wissenschaft 36, [24.] März 1837, [S. 1-2]. (Rasch<br />

3.37.03.24)<br />

[1] Von Bulwers Werken existiren drei Ausgaben in deutscher<br />

Sprache, die Aachner, die Stuttgarter, die Zwickauer [→ Reihentitelblatt<br />

der <strong>Zeitgenossen</strong>; → Quellen, Folien, Anspielungshorizonte:<br />

Gattungsfolien]. Man kann wohl für gewiß annehmen, daß<br />

die Zahl der Interessenten an diesen Ausgaben sich auf 12000 beläuft.<br />

Man denke sich ein neu erscheinendes Buch des beliebten<br />

Englischen Novellisten. Im Nu sind eine Menge Federn in Bewegung,<br />

um es zu übersetzen. Der Eine will früher auf dem Markte<br />

sein als der Andere. Der, welcher am schnellsten einzutreffen hofft,<br />

kommt nicht selten am verspätetsten. Unter diesen Umständen war<br />

es von einem süddeutschen Buchhändler in der That ein glücklicher<br />

Gedanke, sich an Bulwer selbst wegen eines neuen Werkes aus sei-<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

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ner Feder zu wenden [→ Notiz auf der Rückseite des Reihentitelblattes;<br />

→ Entstehungsgeschichte]. Bulwer sagt zu, die gewiß außerordentlichen<br />

Bedingungen werden abgeschlossen und nun erscheinen<br />

B u l w e r ’ s Z e i t g e n o s s e n nur bei e i n e m rechtmäßigen<br />

Verleger in Deutschland. Alle übrigen Taschenausgaben der Bulwer’schen<br />

Werke dürfen dies neue nicht aufnehmen. Wer seine<br />

Sammlung nicht incomplett haben will, muß sich das neue Werk<br />

von jener Buchhandlung nehmen, die allein im Stande ist, über das<br />

englische Manuscript des Werkes fünf Jahre lang zu gebieten.<br />

Wir wollen ein Urtheil über die neue Schrift Sir Eduards solange<br />

zurückhalten, <strong>bis</strong> wenigstens der erste Band derselben vollständig<br />

erschienen. Aus den soeben uns zugekommenen beiden ersten<br />

Lieferungen entnehmen wir folgende Probe:<br />

[Es folgt unter der Überschrift Das moderne Hagestolziat und<br />

Lord Bubbleton ein Abdruck aus dem Kapitel Der Mensch des<br />

neunzehnten Jahrhunderts von Die heutige Existenz ist eine schwere<br />

Aufgabe (Zg, Bd 1, S. 35) <strong>bis</strong> Er wird so lange wählen, <strong>bis</strong> sich<br />

ihm keine Auswahl mehr darbieten wird (Zg, Bd 1, S. 41)]<br />

2. [Karl Gutzkow:] Anti-Doktrinäres. In: Beurmann’s Telegraph. Neuste<br />

Folge 25, [12.] August 1837, S. 193-196. (Rasch 3.37.08.12)<br />

So eben ist die 7. und 8. Lieferung der B u l w e r ’schen Z e i t g e -<br />

n o s s e n ausgegeben worden. Es gibt Leute, die sich bei jedem<br />

neuen Hefte dieses Buches über seinen vermeintlichen Verfasser<br />

ärgern, und über das Titelblatt [→ Reihentitelblatt] und den Umschlag<br />

gar nicht hinaus kommen können. [...] Das Buch mag geschrieben<br />

haben wer es will; der Mann muß seine Gründe dafür<br />

gehabt haben. [Dazu, dass Gutzkow seine Autorschaft nicht ausdrücklich<br />

dementiert, siehe auch → Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte,<br />

Rezensionen, Nr. 2]<br />

Die 7. und 8. Lieferung setzt das Capitel über die S i t t e n der<br />

<strong>Zeitgenossen</strong> fort, spricht über die Sitten der Alten, um die der<br />

Neuen desto lebhafter contrastiren zu machen, sucht ein höchstes<br />

modernes Sittengesetz auf, vergleicht die Sitten im Gegensatz zu<br />

den Gesetzen und schildert in kurzen Zügen unsre gesellschaftlichen<br />

Gewohnheiten. Ueber die E h e werden viele Feinde des Verfassers<br />

Bemerkungen finden, die ihnen unwillkommen, weil<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

vernünftig, sind [...]. Ueber Sitten sprechend, durfte der Verfasser<br />

auch die Sittenlosigkeit und die Verbrechen der Zeit nicht<br />

vergessen. [...] eine Uebergehung dieser Partie [würde] sein Buch<br />

[...] unvollständig gemacht haben. Man hat dem Verfasser den boshaften<br />

Vorwurf gemacht, als gefiel’ er sich in Discussionen dieser<br />

Art! Bettinadruckser und Anempfindler kommen nicht in die Lage,<br />

über Fragen dieser Art, heilige und ernste Fragen, verhandeln zu<br />

müssen. Perfid war auch d i e Entgegnung, als [194] würde „der<br />

zarte, feine Bulwer!“ niemals solche verfängliche Objekte besprochen<br />

haben [→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen,<br />

Nr. 1], wie öfters sein Doppelgänger. Man lese E n g l a n d und die<br />

Engländer Bd. II. S. 156 [d. i. die Aachener Ausgabe von „England<br />

and the English“ in der Übersetzung von Louis Lax: → Quellen,<br />

Folien, Anspielungshorizonte: Gattungsfolien] und folg. und sei gerecht,<br />

um einzugestehen, ob man in einem Capitel über die S i t t e n<br />

die Prostitution umgehen könne. Bulwer am angeführten Orte hat<br />

es nicht gekonnt. [Diese Stelle und ihr Kontext, in der Übersetzung<br />

von Lax: → Archiv: Quellenteil; auch → Globalkommentar:<br />

6.1.2.2. Frühe Soziologie.]<br />

Die vorliegenden Lieferungen der Z e i t g e n o s s e n geben ferner<br />

Untersuchungen über die Verbesserung der Verbrecher und die<br />

Abschaffung der Todesstrafe. Mit criminalstatistischen Bemerkungen<br />

schließt das wichtige Capitel. Ueber den neuen Abschnitt:<br />

Religion und Christenthum erst dann, wenn die Fortsetzung<br />

desselben erschienen sein wird!<br />

Um unsern Auszug verständlich zu machen, so bemerken wir<br />

dies: Der Verfasser polemisirt gegen einen Doktrinär, der die Verbesserung<br />

der Gefängnisse eine lächerliche Grille der Philanthropie<br />

nennt und fährt dann mit einer Invektive gegen den Geist einer<br />

Schule, zu der in Deutschland Steffens und Aehnliche gehören und<br />

die er die eigentlich frivole nennt, fort:<br />

[Es folgt, fortgesetzt in Nr. 26 vom 26. August, S. 206-207, ein<br />

Auszug aus dem Kapitel Sitte und Sitten, von Bis hieher der Sophist<br />

(Zg, Bd 2, S. 76) <strong>bis</strong> Traurig genug, daß die Gesellschaft erst dann<br />

den Reformen zugänglich ist, wenn ihre Mitglieder bereits den Gesetzen<br />

verfallen sind (Zg, Bd 2, S. 81)].<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

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▄3. Rasch 3.37.09.15: <strong>Zeitgenossen</strong> nicht gegen Berlin gerichtet▀<br />

4. Karl Gutzkow: Vorwort, Säkularbilder. Anfänge und Ziele des Jahrhunderts.<br />

In: GWII, Bd 8 [1875], S. VIII. (Rasch 1.5.8.1; → Archiv:<br />

Quellenteil)<br />

Ich habe das ganze Werk eines Sechsundzwanzigjährigen noch<br />

einmal durchgearbeitet und muß [...] gestehen, daß nur die politischen<br />

Verfolgungen und – die gleichzeitigen überwiegend abgeschmackten<br />

lyrischen Tendenzen unserer damaligen Literatur<br />

Schuld daran waren, daß ein so vielseitiges, theils in heitrer Laune,<br />

theils, wo die Sache es mit sich brachte, mit schwungvollem Ernst<br />

geschriebenes Buch nicht mehr beachtet wurde. Als sich späterhin<br />

der Sinn für philosophische und weniger flüchtige Literatur wieder<br />

einfand, mußte man leider, um gefördert zu werden, wieder der<br />

philosophischen Schule des Tages huldigen. Ich arbeitete mich aber<br />

gerade aus Hegel heraus, als man uns die Zumuthung machte, uns<br />

erst recht wieder in ihn hineinzuarbeiten. (→ Globalkommentar:<br />

6.1.2. Das Vorbild England)<br />

5. Karl Gutzkow: Rückblicke auf mein Leben. Berlin: Hofmann, 1875,<br />

S. 165-166. (Rasch 2.46)<br />

Noch jetzt, ich bekenne es offen, lese ich diese Schrift in den meisten<br />

Parthieen mit Befriedigung. Wäre sie in [166] englischer Sprache<br />

erschienen und wirklich eine Uebersetzung gewesen, man hätte<br />

ihr eine Stellung gegeben.<br />

5.1.2. Rezensionen<br />

Vgl. Rasch 14/14.37.03.29 <strong>bis</strong> 14/14.39.1 sowie für die beiden Auflagen<br />

der Säkularbilder: 13/2.46.05.05, 13/2.46.05.14, 13/5.75.07.31,<br />

13/5/75.08.07.<br />

1. [Gustav Pfizer:] Die <strong>Zeitgenossen</strong>. Ihre Schicksale, ihre Tendenzen,<br />

ihre großen Charaktere. Aus dem Englischen des E . L . B u l w e r .<br />

Erste und zweite Lieferung. Stuttgart, Verlag der Classiker. 1837. 16.<br />

8 Gr., in: Blätter für literarische Unterhaltung 120, 30. April 1837,<br />

S. 485-486. (Rasch 14/14.37.04.30)<br />

[485] „Wer zuversichtlich in einen schönaussehenden Apfel beißt<br />

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VI-30<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

und ihn bitter und wurmstichig findet, kann nicht häßlicher getäuscht<br />

sein, als wer mit der Hoffnung eines schönen Genusses und<br />

mannichfacher Anregung und Belehrung an die Lecture der obgenannten<br />

Schrift geht, die er bald mit Ekel und Verdruß wegwerfen<br />

wird. [...]<br />

Die Capitel des ersten Heftchens sind: ‚Der Mensch des 19.<br />

Jahrhunderts‘; ‚Das Jahrhundert‘; ‚Die neue Welt‘. Was läßt sich<br />

nicht unter diese Rubriken hineinschieben! In der That ist auch Alles<br />

durcheinander wie Kraut und Rüben; politisch- philosophischästhetisch-<br />

nationalökonomisch-philanthropisch seinsollende Sätze<br />

wimmeln wie ein Ameisenhaufen durcheinander, und wir möchten<br />

uns nicht die Mühe nehmen, dem sich vielleicht hindurchziehenden<br />

Faden nachzuspüren. Wir geben lieber ein paar Pröbchen:<br />

‚Die Moral der modernen Zeit, die sich von der Religion getrennt<br />

hat, wird mehr oder weniger immer von egoistischen Principien<br />

ausgehen, weil die Selbstbestimmung die nächste Folge der<br />

Bildung war, die die Menschen unserer Zeit über ihre angeborenen<br />

Existenzen emporhebt, zugleich aber auch das Heft ihrer Zukunft<br />

für immer ihnen in die Hand gibt. Das Mittelalter hatte eine<br />

Durchschnittsmoral, die mehr in leidendem Gehorsam als activer<br />

Freiheit bestand. ‘<br />

Eine Prämie dürfte man Dem aussetzen, der hierin Sinn und<br />

Zusammenhang entdeckt!<br />

‚Welches Europa triumphirte bei Leipzig, bei Waterloo? Das<br />

Europa vor oder nach der französischen Revolution? War Napoleon<br />

nur eine Person, d. h. der Ehrgeiz? War er eine Nation, d. h. der<br />

Übermuth? War er ein Begriff, d. h. war er die Revolution?‘<br />

Also Person = Ehrgeiz; Nation = Übermuth; Begriff = Revolution!<br />

eine tiefsinnige Logik. Weiter:<br />

‚Eine vage Tradition über Liebe liegt natürlich den Empfindungen<br />

des Mädchens unter, allein sie verwandelt sich nicht in ein<br />

Urtheil, in eine Vergleichung, sondern nur in das Gefühl, dereinst<br />

eine Verpflichtung haben zu müssen. Die Tradition der amoureusen<br />

Liebe spricht sich hier nur in dem Bewußtsein aus, daß man Diesen<br />

oder Jenen g e r n hat ...<br />

Die Ehen unsers Jahrhunderts sind weit mehr compromittirt als<br />

die der vergangenen.<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-31<br />

Die Leichtigkeit, mit welcher der Amerikaner die subtilsten Begriffe<br />

auf (?) Geld anschlagen kann, ist unglaublich. Selbst die Imponderabilien,<br />

als da sind: Gott, Freiheit, Unsterblichkeit, selbst<br />

die Metaphysik hat für ihn ein Gewicht.<br />

Der Idealismus der Börse beruht auf andern Grundlagen als<br />

der des Handels u. s. w.<br />

Die Kartoffel hat sich zu diesem Verderben (in den Fabrikstädten)<br />

hinzugesellt. Denn indem sie das Einzige ist, was diese Menschen<br />

erhält, ist sie auch Dasjenige, was sie tödtet. Man weiß, wie<br />

viel Blausäure verhältnißmäßig die Kartoffel enthält, man weiß,<br />

daß sie stimulirende Kräfte hat, welche auf das Malthus’sche<br />

Schreckbild vermehrend einwirken (!!). Mit der steigenden Zahl der<br />

Kinder vermindert sich die Pflege derselben. Durch die Kartoffel<br />

werden sie geboren, durch die Kartoffel werden sie sterben. Aus<br />

den Skropheln winseln sie sich heraus, in hundert Übel, die die<br />

Folge derselben sind, hinein.‘<br />

Sed ohe –<br />

Wie? E. L. Bulwer, der geschmackvolle, feingebildete, klare<br />

Bulwer, bei dem man gewohnt ist, einen Schatz von Belehrungen<br />

und anregenden Ansichten zu finden, wäre plötzlich so heruntergekommen,<br />

daß er mit Wohlbehagen in Ekelhaftigkeiten herumwühlte?<br />

[→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen<br />

Gutzkows, Nr. 2] Er hätte seinen schönen und geglätteten Styl mit<br />

einem solchen Unstyl, einem solchen zwischen Trivialität und Abstraction<br />

auf- und abtaumelnden Jargon vertauscht? Er wäre einer<br />

so herzlosen Witzelei, als sie in dieser Scharteke uns anwidert, an-<br />

[486]heimgefallen? [...] Was ist an der ganzen Scharteke Englisches<br />

als der Name ‚Lord Bubbleton‘, ein paar eingestreute S i r<br />

und einige aus den Zeitungen zur Noth zu erhaschende Notizen und<br />

Anspielungen? E . L . B u l w e r i s t n i c h t d e r V e r f a s s e r<br />

d e r ‚ Z e i t g e n o s s e n ‘, und der ‚Verlag der Classiker‘ ist in seinem<br />

Rechte, wenn er das ausschließliche Verlagsrecht auf dieses<br />

Opus anspricht [→ Notiz auf der Rückseite des Reihentitelblattes;<br />

→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen Gutzkows,<br />

Nr. 1; → Entstehungsgeschichte]. Wenn wir aber behaupten, die<br />

Schrift sei nicht englisch, so wollen wir ebenso wenig sagen: sie sei<br />

d e u t s c h . Das sei ferne!<br />

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VI-32<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

Wir sind begierig, wie viele dupes die Scharteke machen wird.<br />

[...] Wenn wir uns nicht sehr irren, so erkennen wir in der Manier<br />

des Buchs die Art eines Autors, dessen Namen wenig Credit mehr<br />

hat [→ Entstehungsgeschichte], und der, wenn unsere Muthmaßung<br />

Grund hat, einen neuen Beweis seiner Delicatesse und Gewissenhaftigkeit<br />

gibt, indem er den Namen eines ehrenhaften<br />

Schriftstellers misbraucht, zugleich aber auch seinen Muth bewährt,<br />

indem er sich dem Risico einer wahrscheinlich nicht sehr<br />

schmeichelhaften Desavouirung aussetzt.“<br />

2. [Anon.:] Kleine Chronik, in: Frankfurter Telegraph 30, [22.] Mai<br />

1837, S. 239. (Rasch 14/14.37.05.22 [dort fälschlich „Telegraph für<br />

Deutschland. Hamburg“])<br />

„Aus Berlin schreibt man uns: Die Angelegenheit wegen B u l -<br />

w e r s Z e i t g e n o s s e n ist mit Ausnahme des hiesigen unpartheiischen<br />

und gerechten M a g a z i n s für die Literatur des Auslandes<br />

gehässig behandelt worden. Alle ...... alten Gegner haben jetzt wieder<br />

ein freies Feld für ihre ohnmächtigen Redensarten. Billigdenkende<br />

werden sich die wahren Ursachen ........... bald ohne weitere<br />

Citate erklären können und nur nach dem o b j e k t i v e n W e r t h e<br />

d e s B u c h e s fragen. Hîc Rhodus, hîc salta!“<br />

3. L[ouis] L[ax] (→ Quellen, Folien, Anspielungshorizonte: Gattungsfolien):<br />

Deutsche Literatur. In: Westliche Blätter für Unterhaltung,<br />

Kunst, Literatur und Leben 2, 3. Juli 1837, S. 6-7. (Rasch<br />

14/14.37.07.03)<br />

„Gutzkow theilt in seinem Telegraphen Gedichte mit, Gedankenspiele,<br />

die sich um Pointen drehen und eben darum die Poesie bei<br />

Seite lassen. Wir haben es hier aber mit einem andern Werke Gutzkow’s<br />

zu thun, nämlich den<br />

1. <strong>Zeitgenossen</strong> von Bulwer.<br />

(Stuttgart, im Verlag der Klassiker.)<br />

wovon uns bereits zwei Hefte vorliegen. Wenn wir sagen, von Gutzkow,<br />

so sprechen wir allerdings nur unsere Ueberzeugung aus,<br />

denn materielle Beweise dafür haben wir nicht, außer etwa denn,<br />

daß Gutzkow nicht für gut befunden hat, ähnliche von andern Seiten<br />

deshalb gegen ihn erhobene Vermuthungen Lügen zu strafen<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-33<br />

[→ Entstehungsgeschichte]. Daß das Buch vor Allem nicht von<br />

Bulwer, nicht aus dem Englischen, sondern Original-Deutsch ist,<br />

liegt am Tage. Die ganze Persönlichkeit Bulwer’s [→ Lexikon] ist<br />

verfehlt, die äußere wie die innere. Bulwer wohnt seit Jahr und Tag<br />

nicht in Hertfordstreet [→ Einzelstellenerläuterungen: Erläuterung<br />

zu 15,28; → Globalkommentar: 6.1.2.2. Frühe Soziologie]. Bulwer<br />

schreibt die Englischen Worte nicht so falsch, als sie hier gedruckt<br />

sind, und Bulwer kann kein Wort Deutsch [→ Lexikon: Bulwer],<br />

kümmert sich auch weniger um unser Vaterland, als wir uns um<br />

seines. Die Fabel, wie er hinter das Deutsche Wesen gekommen,<br />

indem ihm ein, ich weiß nicht mehr vom Rhein oder von der Elbe<br />

zurückgekehrter Freund Aufschlüsse über unser ganzes Treiben,<br />

selbst <strong>bis</strong> in Einzelheiten, die jedem Fremden entschlüpfen, gegeben<br />

habe, ist zu grob. Aber auch Styl und Denkweise entsprechen<br />

nicht der Bulwer’schen und der Erstere gewinnt nur dabei. In den<br />

<strong>Zeitgenossen</strong> ist er fließend und doch prägnant, kurz abgeschlossen<br />

und doch klar, lauter Vorzüge, von denen sich das Gegentheil in<br />

Bulwer nachweisen läßt, dem selbst in England Gespreitztheit,<br />

schwülstige Konstruktion und gesuchte Wortbildung vorgeworfen<br />

wird. Trotzdem aber hätte er auf Englisch keine Wortspiele machen<br />

können, die so eigenthümlich sind, wie ‚Steinreich‘ und ‚Steinalt‘.<br />

Der Styl ist eben ganz Gutzkow. Was die Ideen betrifft, so weichen<br />

sie, obwohl sich der Verfasser, wenn er sich besann, geschickt in<br />

Englands Denkweise hineinzuarbeiten weiß, doch an vielen Stellen<br />

wieder zu sehr davon ab. Wenn er von Napoleon spricht, von der<br />

Theilnahme, die er im Anfange seiner Laufbahn und am Schlusse<br />

derselben nach seinem Falle erregte, so kann hier nur Deutschland<br />

gemeint seyn, da John Bull erst nach 1830 in etwas angefangen<br />

hat, den Kaiser mit Schmähungen und gemeinen Reden zu verschonen.<br />

Das Kapitel von der Ehe würde Bulwer nicht geschrieben haben,<br />

selbst wenn er die darin enthaltenen Ansichten theilte, nicht<br />

seinet-, sondern seines Volkes wegen. [...] Wenn aber die Einzelnheiten<br />

durchaus den Deutschen Schriftsteller verrathen, so ähnelt<br />

doch die Hauptform, in welche das Ganze gegossen ist, allerdings<br />

der, die Bulwer benutzt haben würde. [→ Globalkommentar:<br />

6.1.2.2. Frühe Soziologie; → 6.1.3. Die Skizzenliteratur der 1830er<br />

Jahre]. Man findet in dem Buche dieselbe Geistesschärfe, dieselbe<br />

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VI-34<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

Abstraktion und dieselbe Lebendigkeit der Schilderung. Daß Bulwer<br />

als D i c h t e r in der neuesten Zeit so hoch gestellt werden<br />

konnte, beweist nicht für ihn, sondern für die Armuth seiner Umgebung.<br />

Er leidet an demselben Fehler, der die jüngere Schule der<br />

Deutschen verfolgt, aber er weiß den Mangel an Poesie besser zu<br />

verdecken, weil ihm das Leben seines Volkes, die Oeffentlichkeit<br />

seiner Charaktere und ihres Treibens den Ueberwurf dazu leiht.<br />

[...] Die Engländer brauchen nur aus der Stube zu treten, so erleben<br />

sie etwas und brauchen nur die Hand auszustrecken, um Figuren<br />

mit warmem Athem und frischem Geiste zu erfassen [→<br />

Globalkommentar: 6.1.2. Das Vorbild England]. Wie wenig aber<br />

Bulwer trotzdem zu fesseln weiß, wenn er nicht seine Gestalten mit<br />

den glänzenden und feinen Fäden seiner Reflexion künstlich zu umspinnen<br />

vermag, beweisen seine kürzeren Erzählungen, seine Gedichte,<br />

seine Dramen. [...] Das Buch [Gutzkows] ist mit großer<br />

Sachkenntnis und mit einem Aufwand von Geist geschrieben. Wenn<br />

daher ein Rezensent des literarischen Blattes das Buch gleich bei<br />

seinem Erscheinen mit der gehäßigsten Wegwerfung behandelte<br />

[→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen, Nr. 1], so<br />

spricht daraus nur der Widerwillen gegen den vermuthlichen Verfasser.<br />

Personalbeziehungen sollten aber doch endlich einmal aufhören<br />

den Maßstab für die Würdigung eines Werks abzugeben. Den<br />

Vorwurf, den man dem Verfasser macht, daß er das Publikum<br />

durch Unterschiebung einer fremden Autorschaft habe hintergehen<br />

wollen, ist man Wilibald Alexis und Andern, die sich Aehnliches<br />

erlaubt, schuldig geblieben [→ Entstehungsgeschichte]. Wenn der<br />

Arme sich in eine Löwenhaut verkriecht, desto schlimmer für ihn,<br />

er wird dem Hohne und der Verachtung nicht entgehen, daß er, um<br />

etwas Löwenfutter zu erhalten, sich selbst annulliren mußte. Wenn<br />

aber jemand, dessen eigener Namen Kredit genug bei allen Firmen<br />

verschafft, dergleichen thut, so ist das freilich eine Mystifikation,<br />

die aber nur Lachen erregt und höchstens den ärgert, der erst von<br />

Andern über die Täuschung belehrt wird. Die Täuschung konnte<br />

für niemand seyn, als den Allerweltsleser. Jeder andere wußte, daß<br />

kein Deutscher Buch-[7]händler im Stande sey, Bulwer’sches Honorar<br />

für ein Bulwer’sches Werk zu zahlen; dem gewöhnlichen Bücherverschlinger,<br />

der nur bei dem schwört, was das Ausland<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-35<br />

bringt, konnte es eine Lehre seyn, daß die fremden Halbgötter eben<br />

auch mit Deutschem Thone nachzubilden seyen. [...] Die <strong>Zeitgenossen</strong>,<br />

so weit sie <strong>bis</strong> jetzt erschienen sind, enthalten die Bücher:<br />

der Mensch des neunzehnten Jahrhunderts; das Jahrhundert; die<br />

neue Welt; das Moderne; die Existenz; der Stein des [sic] Weisen;<br />

das Leben im Staate. Die Abtheilungen haben keineswegs alle gleichen<br />

Werth [...], aber es sollte hier nur von dem Totaleindrucke die<br />

Rede seyn, davon, das Ganze gegen eine vornehme und erkünstelte<br />

Geringschätzung in Schutz zu nehmen. [...] das Ganze gibt reichen<br />

Stoff zum Nachdenken und verdient schon, daß man darüber denke,<br />

wenn man auch die Meinungen des Verfassers nicht theilen mag,<br />

der, er sey nun Gutzkow oder ein Anderer, bei Erscheinung der<br />

letzten Bändchen, die wir noch zu gute haben, dreist sein Incognito<br />

ablegen sollte, da er sich des Gesichtes unter der Maske [...] nicht<br />

zu schämen braucht.“<br />

4. [Anon.:] D i e Z e i t g e n o s s e n . Aus dem Englischen des E. L.<br />

B u l w e r . Stuttgart, Verlag der Klassiker. 5. u. 6. Lieferung. 1837. In:<br />

Mitternachtzeitung für gebildete Stände 137, 28. August 1837, S. 674-<br />

675. (Rasch 14/14.37.08.28)<br />

„Mit dieser Doppellieferung ist der erste Band eines Werkes geschlossen,<br />

das sein Dasein einer buchhändlerischen Spekulation<br />

verdankt. G u t z k o w ’ s ausgebreitetes Wissen, sein scharfer kritischer<br />

Geist und seine, überall durch-[675]klingende Ahnung jener<br />

Metamorphosen, denen unsere gesammten sociellen Verhältnisse<br />

sich doch mit immer größern Zugeständnissen fügen werden – machen<br />

die ‚<strong>Zeitgenossen</strong>‘ zu einer so beachtenswerthen Erscheinung,<br />

daß Niemand, dem an der Kunde des Geistes unserer Tage liegt, sie<br />

übergehen darf. – Der Artikel über die Erziehung macht den<br />

Schluß dieses Bandes.“<br />

5. [Heinrich] Albert Oppermann: Ueber die sogenannten Bulwer’schen<br />

<strong>Zeitgenossen</strong>. In: Jahrbuch der Literatur 1, 1839 [erschienen<br />

bereits im November 1838]. Hamburg: Hoffmann & Campe, 1839,<br />

Reprint Frankfurt/M. 1971, S. 259-310. (Rasch 14/14.38.11.1; → <strong>Rezeption</strong>sgeschichte)<br />

„Ist denn in Wahrheit die deutsche Kritik so gesunken, daß allein<br />

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VI-36<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

die Brockhausischen Blätter [→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte,<br />

Rezensionen, Nr. 1], von einem Werke, worin der Verfasser<br />

[...] sein bestes Wissen und Können, sein schönstes Hoffen und<br />

Wünschen niederlegte, an dessen Verbreitung er, von den schwierigsten<br />

Umständen gedrängt, den zweideutigen Versuch der Täuschung<br />

wagte, die Erscheinung berührten, um nur einige Stellen<br />

aus dem Zusammenhang zu reißen und den Verfasser zu verunglimpfen?<br />

Es nimmt mich kein Wunder, daß das Publikum, welches in der<br />

Lectüre nur Erholung und Unterhaltung sucht, das sich höchstens<br />

zu ‚Reisenovellen‘ versteigt, sich zu diesen Z e i t g e n o s s e n nicht<br />

drängte. Wenn aber das Publikum, das den Faust in der Tasche<br />

trägt und noch mehr aus ihm heraus oder vielmehr hineinlieset als<br />

die Commentatoren desselben, das [260] Publikum, das vor zehn<br />

Jahren die Seherin von Prevorst verschlang, das die Rahel lobt und<br />

Strauß Leben Jesu bewundert, lau ist gegen eine Erscheinung wie<br />

diese, so muß es wohl sein, weil es die Kritik noch nicht gezwungen<br />

hat, dem Kaiser zu geben was des Kaisers ist.<br />

[...] ihr möget in den kurzen sinnigen Sprüchen Göthe’s und<br />

den langen philosophischen Deductionen der Commentare das<br />

Räthsel gelöset glauben, das euch und das Leben eurer Mitwelt<br />

umdunkelt; leset die Z e i t g e n o s s e n ! Auch sie sind ein Commentar<br />

des Faust. Aber d e s Faust, der das 19te Jahrhundert ist<br />

und von dem ihr selbst ein Theil seid. [→ Globalkommentar: 6.1.1.<br />

Die enzyklopädische Darstellungsweise der <strong>Zeitgenossen</strong>]<br />

Ihr seid ja sonst so eitel auf eure Klugheit und eure Tugenden,<br />

auf eure Wissenschaft und eure Kunst, auf eure Industrie und euren<br />

Handel, eitel selbst auf eure [261] Laster. Geht, spiegelt euch!<br />

Aber erschreckt nicht, es ist ein Hohlspiegel, in dem ihr euch erblickt,<br />

mit vieler Kunst und mühsamer Arbeit in Metall geschliffen.<br />

Ihr seht nicht nur den glatten äußern Schein, ihr seht die kleinste<br />

Narbe, die verborgenste Runzel und viel getrockneten Schweißes.<br />

Erschreckt nicht, wenn ihr seht, daß die Larve von eurem Treiben<br />

gerissen ist, daß die Illusionen zerstört sind, die tausend Kerzen<br />

des Ballsaals, die bunten Gruppen, die schönen Decorationen vor<br />

dem Glanze des Tagslichts erbleichen und zerstäuben. Denkt, daß<br />

das Fastnachtsspiel nicht ewig währen kann, daß der Tag kommen<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-37<br />

muß, wo jede Täuschung aufhört und daß dies ein Tag des Schrekkens<br />

und der Verwirrung sein wird, wenn Niemand erkennt und begreift,<br />

was an der Zeit ist und worum es sich handelt! Strengt die<br />

Nerven eurer Augen an, damit ihr den Nebel durchseht, der den<br />

Hintergrund birgt. Hört ihr nicht das ferne Geräusch des Kampfes,<br />

den Donnerruf der Niedergedrückten? Hört ihr nicht den Ruf der<br />

Unwissenden, die dieselbe Wahrheit, denselben Glauben haben<br />

wollen, auf die ihr so stolz seid; hört ihr nicht das Jubelgeschrei<br />

der Proletäre, die kommen mit euch zu theilen und ihr seid noch<br />

immer bekleidet mit dem Maskenanzuge, mit Flittergold und [262]<br />

Tand? Doch nein! Ihr seid bei Zeiten erschreckt durch euer eigenes<br />

Bild, noch ehe der Morgen hereinbricht, habt ihr die bunten Fetzen<br />

von euch geworfen und euch die Hände gereicht zur gemeinsamen<br />

Arbeit an dem großen Werke der Menschwerdung des Menschen.<br />

Seht, der Nebel ringt sich in schweren Kämpfen langsam empor,<br />

das Getös des Kampfes verwandelt sich in Lobgesänge des Unendlichen,<br />

die wild durcheinander wogenden Massen haben sich schön<br />

gruppirt, jeder trägt das Seine und trägt es mit Lust.<br />

Ja es ist ein mächtiges Buch, von dem ich rede. Mit feiner ärztlicher<br />

Hand fühlt G u t z k o w (denn er ist doch der Verfasser des<br />

Buches?) nach dem Pulsschlag der <strong>Zeitgenossen</strong>, er preis’t die Hitze<br />

und Kälte ihrer Emfindungen, er sucht nach ihren Thorheiten<br />

und Lastern, aber auch nach ihren Vorzügen und Tugenden und<br />

verkennt diese nicht um jener willen. [→ Globalkommentar:<br />

6.1.3.3. Frühe Kultursemiotik: ‚Anatomie‘ und ‚Autopsie‘] Das<br />

Buch ist so gedankenreich, daß eine neuere deutsche Vierteljahrschrift<br />

auf 10 Jahre an dem Stoff genug hätte, der hier aufgespeichert<br />

liegt. [→ Globalkommentar: 6.1.4. Enzyklopädie und Revue<br />

als Ordnungen des Wissens] Ja es ist selbst mehr Zeitschrift als<br />

Buch d. h. als architektonisches Ganzes oder organisches Kunstwerk.<br />

So bunt als das Leben selbst, so bunt ist die Gedankenwelt,<br />

die hier vor uns ausgebreitet wird. Ein Gedanke spinnt sich [263]<br />

aus dem andern und an den andern. Aber es sind unendlich viele<br />

Anknüpfungspunkte und man suchte oft vergebens nach dem eigentlichen<br />

logischen Faden, an den sich alle diese Reflexionsnetze,<br />

springenden Bemerkungen, Blitzlichter und Arabesken zeitgemäßer<br />

Beziehungen aufziehen. Ich weiß aber nicht, ob man Recht hat,<br />

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VI-38<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

nach künstlerischer Einheit zu suchen. Denn der Verfasser will uns<br />

offenbar kein Kunstwerk, keinen Roman, kein nothwendiges Ganze<br />

geben. [→ Globalkommentar: 6.1.1. Die enzyklopädische Darstellungsweise<br />

der <strong>Zeitgenossen</strong>]. [...]<br />

[264] Armer Autor, du hast deine besten Gedanken vergebens<br />

vergeudet. Mit diesen Gedanken, sauber vertheilt und weiter ausgesponnen,<br />

hättest du für dein ganzes Leben als Journalist ausreichen<br />

können! [...] Du hast Alles auf einmal gegeben, wo sparsame<br />

Arzenei nöthig war. Unser Publikum liebt in der Literatur die Homöopathie.<br />

Es ist zufrieden, unter tausend Wassertheilchen einen<br />

Gedanken zu finden, wenn nur das Wasser hübsch mit Zucker und<br />

Frivolität versüßt ist. Du giebst Gedanken auf Gedanken. Und was<br />

wird dein Lohn sein? Die, welche dich am meisten schmähen, werden<br />

dich am meisten ausbeuten.<br />

Ich muß auch auf die Mängel der <strong>Zeitgenossen</strong> kommen. Gutzkow<br />

hat den kleinen Heften zu viel anvertraut. Seine Hoffnung, bei<br />

dem deutschen Publikum durch den Inhalt derselben solche Theilnahme<br />

zu finden, daß die <strong>Zeitgenossen</strong> zu einem Journal würden,<br />

die er zu Anfang und Ende seiner Vorrede [→ Zg, Bd 1, S. III u.<br />

XXII-XXIII; ZgWWW, S. 5 u. 14-15] deutlich ausspricht, beruht auf<br />

einer so großen [265] Mißkennung des Publikums, wie ich sie<br />

Gutzkow am wenigsten zugetraut hätte. [...] Gutzkow sagt zwar<br />

selbst, daß er nicht auf die Leute wirken könne, die er liebe, auf das<br />

Volk, er hoffe aber auf die zu wirken, die mit dem Volke umgehen.<br />

[→ Zg, Bd 1, S. XXI; ZgWWW, S. 14] Daß dies geschehe, ist mein<br />

größter Wunsch. Möge kein Staatsmann, kein vornehm und zufrieden<br />

auf seine Hochwissenschaft herabblickender Gelehrter sich zu<br />

gut dünken, aus diesen <strong>Zeitgenossen</strong> zu lernen; möge keiner, der<br />

über sociale Fragen zu reden wagt, die <strong>Zeitgenossen</strong> nicht studirt<br />

haben!<br />

Ich will nicht behaupten, daß alle jene Lebensfragen, welche<br />

die Neuzeit durchkreuzen, hier richtig gelöset sind, daß der Verfasser<br />

das Gesetz, wonach die Echtheit des Wirklichen beurtheilt werden<br />

soll, immer in Herz und Auge gehabt hat, daß in dem Buche<br />

der Stein der Weisen gefunden sei, welchen die Menschheit sucht.<br />

Ich hätte vielmehr an hundert Stellen Einwürfe zu machen, könnte<br />

hier eine halbe Wahrheit, dort eine Täuschung nachweisen, man-<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-39<br />

che Behauptungen einander gegenüber stellen, die sich zu widersprechen<br />

oder gar aufzuheben scheinen. Man sieht, das Buch ist<br />

nicht in einem Gusse geschrieben und der [266] Verfasser hat<br />

während des Schreibens oft erst seine Meinung gebildet [→ Entstehungsgeschichte].<br />

Aber selbst wenn das Buch mehr Irrthümer<br />

enthielte als Wahrheiten, was gewiß nicht der Fall ist, es würde ein<br />

unendlicher Schatz sein, weil es zum Nach- und Selbstdenken<br />

nöthiget und die Wege zur Wahrheit ebnet.<br />

Das erste Capitel dieses merkwürdigen Buches ist überschrieben:<br />

Der Mensch des 19ten Jahrhunderts. Gleich jenen<br />

künstlichen Karten, die uns die Schweiz mit ihren Bergen und Thälern,<br />

Städten und Sennhütten, Flüssen und Seen gleichsam aus der<br />

Vogelperspective zeigen, wird hier das Leben unseres Jahrhunderts<br />

vor uns ausgebreitet. [→ Globalkommentar: 6.1.4. Enzyklopädie<br />

und Revue als Ordnungen des Wissens] Wir sehen nicht nur die<br />

Haupthöhenzüge, wir erblicken zugleich die verborgensten Beziehungen<br />

und Triebfedern. Mit anatomischer Feinheit sind die Muskeln<br />

von dem Zeitgetriebe abgelöset und unverwirrt, unzerrissen<br />

liegen die feinsten Nervenfädchen und die blutdurchströmten Arterien<br />

vor uns. [→ Globalkommentar: 6.1.3.3. Frühe Kultursemiotik:<br />

‚Anatomie‘ und ‚Autopsie‘] Es gleicht dieses Capitel der Ouvertüre<br />

zu einer guten Oper, alle Töne und Melodien, die uns später entzücken<br />

sollen, sind schon hier angeschlagen. Es sind aber der Töne<br />

und Melodien so viele, daß sie sich nicht nach einander aufreihen<br />

und abzählen lassen. Selbst das Grundthema läßt sich nicht [267]<br />

mit wenig Worten charakterisiren. Ich will daher in den reichen<br />

Schatz von Betrachtungen und Gedanken hineingreifen und an<br />

verwandte Töne meine Bemerkungen knüpfen.“<br />

[Es folgt eine gründliche Auseinandersetzung mit Gutzkows<br />

Text, Kapitel für Kapitel. Besonders hervorzuheben ist die positive<br />

Einschätzung, die Oppermann dem Blick Gutzkows für die ‚soziale<br />

Frage‘ des Jahrhunderts zuteil werden lässt:]<br />

[272] „Man hat in den Brockhausischen Blättern für liter. Unterhaltung<br />

[→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen,<br />

Nr. 1] die Gutzkow’sche Schilderung des aus der heutigen Armuth<br />

entwickelten Siechthums [Zg, Bd 1, S. 55-56] für ekelhaft ausgegeben.<br />

Das ist sie nicht; wohl aber schreckhaft. Zum Glück ist wenig-<br />

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VI-40<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

stens das nicht ganz wahr, was von dem Verderben gesagt wird,<br />

das durch die Kartoffeln der Gesellschaft käme. Unsere neuern<br />

Chemiker wollen weder von dem Blausäuren-Gehalt der Kartoffeln<br />

etwas wissen, noch weniger aber unsere Aerzte von der stimulirenden<br />

Kraft derselben. – Aber das Siechthum, die Skrophulen der<br />

Armuth sind da, und sie sind Folgen der materiellen Unzulänglichkeiten.<br />

Fassen wir diese bildlich unter dem Namen der Kar-<br />

[273]toffeln zusammen, so ist dieses schreckhafte Gemälde doch<br />

wahr, wahr auch, daß Pietismus und die Revolution die extremen<br />

Folgen dieser im Volke verbreiteten materiellen Unzulänglichkeiten<br />

sind. –<br />

Und die Mittel, diese Uebel zu lindern? Manche lernen wir im<br />

Verlaufe dieses Buches noch kennen, hier heißt es: ‚Man solle auf<br />

die Zeit selbst zu wirken und ihr die gedankenlose materielle Tendenz<br />

zu nehmen suchen, welche sich bedeutend mildern würde,<br />

wenn unsere Erziehung mehr für die wirkliche Welt geschähe und<br />

wir in der Schule schon lernten, vom Leben nicht allzugroße Hoffnungen<br />

zu hegen.<br />

Verstehe ich recht, so ist es der Enthusiasmus für Menschenwohl,<br />

und die unbedingte Liebe zur Menschheit, die kräftigen nur<br />

und helfen kann. Gutzkow sagt: ‚Es ist der Enthusiasmus der Ueberzeugungen<br />

eine Kraft geworden, die unserer Zeit mit den Anfängen<br />

des Christenthums und der Reformation eine Aehnlichkeit<br />

giebt.‘ Dieser Enthusiasmus der Ueberzeugung ist es allein, von<br />

dem Heil zu erwarten ist in Verbindung mit der Steigerung der<br />

materiellen Künste. Aber es darf derselbe nicht auf eine einseitige<br />

Idee gerichtet sein, er muß das ganze Leben, die ganze Menschheit<br />

umfassen. Nicht ein einseitiger Enthusiasmus [274] für Republik,<br />

oder für Eisenbahnen, oder für Katholicismus, oder für Deutschthum,<br />

kann unser Jahrhundert fördern, sondern nur ein Enthusiasmus,<br />

der, auf wissenschaftlicher Ueberzeugung fußend, alle diese<br />

Interessen organisch in sich faßt, und nach ihrem verschiedenen<br />

Werthe an und für sich und zu dem Bedürfnisse der Zeit zu steigern,<br />

zu befestigen und zu verbinden weiß. [Globalkommentar: →<br />

6.1.2.2. Frühe Soziologie; → 6.1.3.2. Naturwissenschaftliche Paradigmen;<br />

→ 6.1.3.3. Frühe Kultursemiotik; → Enzyklopädie und<br />

Revue als Ordnungen des Wissens] [...]<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-41<br />

‚Die Revolution war die Blüthe des 18ten Jahrhunderts, die<br />

Erfüllung alles dessen, worauf das 18te Jahrhundert verwies. Unsere<br />

Zeit emanzipirt nicht z u r Revolution, sondern a u s der Revolution.<br />

Wir [275] denken nicht mehr nur an Zerstören, sondern<br />

selbst unsere zerstörerischen Gedanken sind nur dazu da, um aufzubauen.‘<br />

– Mit diesem Satze beginnt das zweite Kapitel und er<br />

wird weiter ausgeführt. Es wird gezeigt, wie der sociale Gedanke<br />

des Jahrhunderts aus dem Gedränge der wissenschaftlichen, religiösen<br />

und gesellschaftlichen Theorien, Träume und Neigungen gerettet<br />

werden könne! Ich möchte hier alles abdrucken lassen; denn<br />

Wahrheiten, wie sie hier gesagt sind, können nicht oft genug gesagt<br />

werden.<br />

Das sind in der That die Probleme unserer Zeit, die hier gelöst<br />

werden; da ist der unselige Zwiespalt aufgedeckt, den Rousseau<br />

ahnete, als er seinen Emil schrieb, aber zu lösen nicht verstand.<br />

[Zg, Bd 1, bes. S. 11-33; → Globalkommentar: 6.1.3.4. Die Mode]<br />

Tausende der ausgezeichnetesten Menschen haben auf ähnliche<br />

Weise die Uebelstände unseres Lebens geahnet, viele haben durch<br />

Versuche aller Art sogar die Lösung derselben sogleich in’s Leben<br />

einzuführen gestrebt – aus diesem Gesichtspunkte allein lassen sich<br />

allein die Bestrebungen des St. Simonismus, Fouriers, Owens richtig<br />

würdigen – aber mit solcher Klarheit und Bestimmtheit wie hier<br />

habe ich noch nie einen Ausspruch über diese Lebensfragen gefunden.“<br />

5.1.2.1. Rezensionen der Säkularbilder<br />

1. [Wilhelm Heinrich] R[iehl]: Gutzkows Säkularbilder. In: Frankfurter<br />

Konversationsblatt 124, 5. Mai 1846, S. 494-495; Nr. 125, 6. Mai<br />

1846, S. 498-499, und Nr. 126, 7. Mai 1846, S. 502-503. (Rasch<br />

13/2.46.05.05)<br />

▄Auffüllen▀<br />

2. Wilhelm Heinrich Riehl: Kritische Skizzen. I. Die Ritter vom Geiste.<br />

In: Kölnische Zeitung 218, 11. September 1850, [S. 1-2]. (Rasch<br />

14/29.50.09.11)<br />

„Gutzkow will in den R i t t e r n v o m G e i s t [...] die Zeit der<br />

neuesten Revolution in ihren tausend Individualisirungen und Zer-<br />

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VI-42<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

splitterungen, in der Poesie ihres buntfarbigen Particularismus abschildern.<br />

Kein Tendenz-Roman also, sondern eine poetische Encyclopädie<br />

aller Tendenzen der Zeit in ihrem Widerstreit und, falls<br />

ein solcher existirt, wohl auch in ihrem Zusammenklang. Diese<br />

Idee gemahnt an ein früheres Gutzkow’sches Werk: die S ä c u l a r -<br />

B i l d e r . Freilich eine viel ärmere, unpoetischere Zeit; das, was<br />

man in den dreißiger Jahren das neunzehnte Jahrhundert<br />

nannte, ist dort in allen Entfaltungen ihres Einzellebens aus einander<br />

gelegt, und diese Encyclopädie ist mehr eine journalistische als<br />

eine poetische. [→ Globalkommentar: 6.1.1. Die enzyklopädische<br />

Darstellungsweise der <strong>Zeitgenossen</strong>] Aber der Ansatz zum Roman<br />

Charaktere, zur Belebung des Raisonnements erfunden<br />

[Vorwort zu Säkularbilder, 1846, → Archiv: Quellenteil],<br />

bricht auch in den Säcular-Bildern durch. In den R i t t e r n v o m<br />

G e i s t soll, wie es den Anschein hat, umgekehrt das Raisonnement<br />

zur Belebung der Charaktere dienen.“<br />

5.2. <strong>Rezeption</strong>sgeschichte<br />

Zwei Faktoren behindern die <strong>Rezeption</strong> der <strong>Zeitgenossen</strong>. Der erste<br />

sind die literaturpolitischen Auseinandersetzungen, die auch nach dem<br />

Bundestagsbeschluss gegen die Jungdeutschen andauern (→ Lexikon,<br />

Bundestagsbeschluss). Selbst unter den gewichtigeren Rezensionen des<br />

Jahres 1837/38 findet sich keine, die ohne Parteinahme für oder gegen<br />

Gutzkow auskommt, und die eigentliche Diskussion des neuen Werkes<br />

wird dadurch oft vernachlässigt. Hinderlich wirkt sich zweitens ausgerechnet<br />

die Bulwer-Mystifikation aus, von der sich Gutzkow einen<br />

Publikumserfolg versprochen haben muss. Die Maske des englischen<br />

Autors bietet seinen Gegnern, die den wirklichen Verfasser erraten,<br />

sogar zusätzliche Angriffspunkte. Ein Großteil der Besprechungen<br />

konzentriert sich auf die Frage der Autorschaft und beschäftigt sich<br />

ebenso ausgiebig mit Bulwer wie mit dem vermuteten Autor, jedoch<br />

kaum mit dem Inhalt der Schrift. Im Fall der Rezensenten Gustav Pfizer<br />

(→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen, Nr. 1) und<br />

Louis Lax (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen,<br />

Nr. 3) hat das einen speziellen Grund: Sie sind zugleich als Übersetzer<br />

an den deutschen Bulwer-Ausgaben beteiligt (→ Quellen, Folien, Anspielungshorizonte:<br />

Gattungsfolien), rezensieren daher eine konkurrie-<br />

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-43<br />

rende angebliche Bulwer-Übersetzung, die sie als unecht durchschauen,<br />

und fühlen sich veranlasst, ihren Kenntnissen und Einschätzungen<br />

Bulwers Raum zu geben. Lax hat sogar als Erster „England and the<br />

English“ übertragen (für den Verleger der Aachener Ausgabe, bei dem<br />

„England und die Engländer“ noch im selben Jahr erschien wie das<br />

englische Original, d. h. 1833) und weiß, wovon er redet, wenn er auf<br />

stilistische Parallelen und Unterschiede in der diskursiv-fiktionalen<br />

Darstellungsweise Bulwers und Gutzkows hinweist. (→ Dokumente zur<br />

<strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen, Nr. 3)<br />

Die einzige größere Besprechung, die sich sowohl der analytischen<br />

Schreibweise als auch dem Gedankenspektrum der <strong>Zeitgenossen</strong> <strong>bis</strong><br />

ins Detail und manchmal enthusiastisch nähert ▄(Rebenstein im „Gesellschafter“<br />

prüfen)▀, ist bezeichnenderweise ‚pro domo‘ geschrieben<br />

– es handelt sich um Oppermanns über fünfzig Seiten umfassenden<br />

Aufsatz aus dem „Jahrbuch der Literatur“. (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte,<br />

Rezensionen, Nr. 5) Dieses Jahrbuch erschien Ende<br />

1838 bei Hoffmann und Campe, und an seiner Entstehung war Gutzkow,<br />

seit Anfang 1838 Herausgeber des von Campe verlegten „Telegraph<br />

für Deutschland“, maßgeblich beteiligt. Wie aber das<br />

„Jahrbuch“ wegen des Streits um den darin zensiert erschienenen<br />

„Schwabenspiegel“ Heinrich Heines nie über den ersten Jahrgang<br />

hinauskam und bald in Vergessenheit geriet, so konnte auch Oppermanns<br />

hervorragende Rezension keine längerfristige Wirkungsgeschichte<br />

der <strong>Zeitgenossen</strong> einleiten. Das besondere Verdienst dieser<br />

Würdigung ist es, auf Gutzkows eigenständige Entwicklung der Gesellschaftsanalyse<br />

in Analogie zu naturwissenschaftlichen, besonders<br />

medizinischen Verfahren hinzuweisen – eine Entwicklung, mit der sich<br />

der Autor auf der Höhe der frühsoziologischen ‚Physiologien‘ befindet,<br />

wie sie im französischen Journalismus seit Beginn der 30er Jahre<br />

entstanden. (→ Globalkommentar: 6.1.3.2. Naturwissenschaftliche Paradigmen)<br />

Als Gutzkow die <strong>Zeitgenossen</strong> 1846 unter dem Titel Säkularbilder<br />

in seine Gesammelten Werke aufnahm, waren bereits die Junghegelianer<br />

tonangebend. Erläuterungen zu Tendenzen der Zeit wurden damit<br />

wiederum in jene Philosophie eingegliedert, aus der sich der Autor in<br />

den dreißiger Jahren – programmatisch in Zur Philosophie der Geschichte<br />

und pragmatisch in Die <strong>Zeitgenossen</strong> – ,herausgearbeitet‘<br />

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VI-44<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

hatte, wie er im Vorwort zur zweiten Auflage der Säkularbilder von<br />

1875 ausführt (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen<br />

Gutzkows, Nr. 4; → Globalkommentar: 6.1.2. Das Vorbild England).<br />

Im Vorwort von 1875 legt er auch nahe, was er in den Rückblicken<br />

ausdrücklich bekannt gibt, nämlich dass er von den <strong>Zeitgenossen</strong> bzw.<br />

Säkularbildern selbst nach fast vierzig Jahren nicht gering denke (Rue,<br />

S. 158). Es mag angesichts der für diese Schrift ungünstigen <strong>Rezeption</strong>sbedingungen<br />

des Jahres 1837 und dann der 1840er Jahre tatsächlich<br />

zutreffen, dass ihr eine größere Wirkung beschieden gewesen<br />

wäre, hätte es sich wirklich um eine Übersetzung aus dem Englischen<br />

gehandelt – wie Gutzkow in den Rückblicken verbittert feststellt. (→<br />

Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen Gutzkows, Nr. 5)<br />

Dass die Fundamente des erfolgreichen Panorama-Romans Die<br />

Ritter vom Geiste (1850-51) in dem enzyklopädischen Jahrhundertporträt<br />

der <strong>Zeitgenossen</strong> bzw. Säkularbilder liegen, kam Lesern wie<br />

Wilhelm Heinrich Riehl, der 1846 die Säkularbilder und 1850 die Ritter<br />

vom Geiste rezensierte, zu Bewusstsein. (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte,<br />

Rensionen der Säkularbilder, Nr. 1; Nr. 2; → Globalkommentar:<br />

6.1.1. Die enzyklopädische Darstellungsweise der <strong>Zeitgenossen</strong>)<br />

Als Echo auf die genrebildliche Porträtierung des Jahrhunderts<br />

in den <strong>Zeitgenossen</strong> und auf das umfassende fiktionale<br />

Zeitporträt in den Rittern vom Geiste dürfte auch der neunteilige Roman<br />

des <strong>Zeitgenossen</strong>-Rezensenten Albert Heinrich Oppermann zu<br />

verstehen sein. (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen,<br />

Nr. 5) Sein Roman erschien unter dem Titel „Hundert Jahre. 1770-<br />

1870. Zeit- und Lebensbilder aus drei Generationen“ posthum ab 1870<br />

(Leipzig: Brockhaus, 1871; Reprint, hg. mit einem Nachwort und vielfältigen<br />

Materialien von Heiko Postma, 3 Bde, Frankfurt/M. 1982).<br />

Doch ist die aus der <strong>Rezeption</strong> hervorgehende Wirkungsgeschichte der<br />

<strong>Zeitgenossen</strong> damit auch begrenzt.<br />

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