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Zeitgenossen - Kommentar Drucke bis Rezeption

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DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

VI-25<br />

Dies führt z. B. dazu, dass im Kapitel Kunst und Literatur, ▄vermutlich<br />

enthalten in Lieferung 9-10 vom November 1837▀, in der dritten Person<br />

über den angeblichen Verfasser geschrieben wird, und zwar als<br />

der schon halb wieder vergessene B u l w e r (Zg, Bd 2, S. 287). Zunächst<br />

jedoch liegt Gutzkow auch aus finanziellen Gründen daran, sein<br />

Werk unter dem Erfolgsnamen des englischen Autors zu verkaufen. Im<br />

„Frankfurter Telegraph“ lässt er als Anreiz ganz besonders pikante<br />

oder herausfordernde Auszüge aus soeben erschienenen Lieferungen<br />

von Bulwer’s <strong>Zeitgenossen</strong> drucken (→ <strong>Drucke</strong>: J). Der erste Abdruck<br />

über die ökonomischen Grundlagen der modernen Ehe wird durch eine<br />

Erklärung begleitet (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Erklärungen<br />

Gutzkows, Nr. 1), die unter dem Titel E. L. Bulwer’s <strong>Zeitgenossen</strong>.<br />

In Deutschland früher als in England erscheinend!<br />

offensichtlich den kommerziellen Nutzen der Mystifikation stärken soll.<br />

Diese geht so weit, dass ein spezielles Abkommen des Verlegers (Verlag<br />

der Classiker) mit Edward Lytton Bulwer vorgetäuscht wird, demzufolge<br />

keiner der drei Verlage, bei dem Bulwers Werkausgaben in<br />

deutscher Übersetzung erscheinen, Rechte auf Die <strong>Zeitgenossen</strong> beanspruchen<br />

darf (→ Notiz auf der Rückseite des Reihentitelblattes der<br />

<strong>Zeitgenossen</strong>) und jeder Käufer der Bulwerschen Werke diese außer<br />

der Reihe erscheinende Schrift zu erwerben genötigt ist, wenn seine<br />

Ausgabe nicht unvollständig bleiben soll.<br />

Mit der lukrativen Publikationsweise in Lieferungen, die dem Sittenbild<br />

des 19. Jahrhunderts als modernste Art der Vermittlung gedruckten<br />

Wissens vollkommen entspricht, schließt sich Gutzkow eng an<br />

westeuropäische Entwicklungen an, namentlich – wie er selbst in den<br />

Rückblicken angibt (→ Dokumente zur Entstehungsgeschichte, Nr.<br />

3.b) – an das „Livre des Cent-et-un“ (→ Lexikon). Diese Serie von<br />

Skizzen des Pariser Lebens, erschienen 1831-34 (auch in deutscher<br />

Übersetzung), soll zur Rettung des von finanziellem Ruin bedrohten<br />

Verlegers Ladvocat dienen. In England ist es Charles Dickens, der<br />

1836-37 mit der lieferungsweisen Veröffentlichung der „Pickwick<br />

Papers“ einen unerhörten Erfolg erlebt. Begonnen wurden sie als<br />

Serie kommentierter sozialer Skizzen, jedoch sie entwickeln sich bald<br />

zum eigenständigen illustrierten Fortsetzungsoman. Der erste Band<br />

der <strong>Zeitgenossen</strong>, der die Lieferungen 1-6 (Der Mensch des neunzehnten<br />

Jahrhunderts <strong>bis</strong> zur ersten Hälfte von Sitte und Sitten sowie<br />

© EDITIONSPROJEKT KARL GUTZKOW, MARTINA LAUSTER, EXETER 2000 (F. 1.0)

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