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Zeitgenossen - Kommentar Drucke bis Rezeption

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VI-42<br />

DIE ZEITGENOSSEN (APPARAT)<br />

splitterungen, in der Poesie ihres buntfarbigen Particularismus abschildern.<br />

Kein Tendenz-Roman also, sondern eine poetische Encyclopädie<br />

aller Tendenzen der Zeit in ihrem Widerstreit und, falls<br />

ein solcher existirt, wohl auch in ihrem Zusammenklang. Diese<br />

Idee gemahnt an ein früheres Gutzkow’sches Werk: die S ä c u l a r -<br />

B i l d e r . Freilich eine viel ärmere, unpoetischere Zeit; das, was<br />

man in den dreißiger Jahren das neunzehnte Jahrhundert<br />

nannte, ist dort in allen Entfaltungen ihres Einzellebens aus einander<br />

gelegt, und diese Encyclopädie ist mehr eine journalistische als<br />

eine poetische. [→ Globalkommentar: 6.1.1. Die enzyklopädische<br />

Darstellungsweise der <strong>Zeitgenossen</strong>] Aber der Ansatz zum Roman<br />

Charaktere, zur Belebung des Raisonnements erfunden<br />

[Vorwort zu Säkularbilder, 1846, → Archiv: Quellenteil],<br />

bricht auch in den Säcular-Bildern durch. In den R i t t e r n v o m<br />

G e i s t soll, wie es den Anschein hat, umgekehrt das Raisonnement<br />

zur Belebung der Charaktere dienen.“<br />

5.2. <strong>Rezeption</strong>sgeschichte<br />

Zwei Faktoren behindern die <strong>Rezeption</strong> der <strong>Zeitgenossen</strong>. Der erste<br />

sind die literaturpolitischen Auseinandersetzungen, die auch nach dem<br />

Bundestagsbeschluss gegen die Jungdeutschen andauern (→ Lexikon,<br />

Bundestagsbeschluss). Selbst unter den gewichtigeren Rezensionen des<br />

Jahres 1837/38 findet sich keine, die ohne Parteinahme für oder gegen<br />

Gutzkow auskommt, und die eigentliche Diskussion des neuen Werkes<br />

wird dadurch oft vernachlässigt. Hinderlich wirkt sich zweitens ausgerechnet<br />

die Bulwer-Mystifikation aus, von der sich Gutzkow einen<br />

Publikumserfolg versprochen haben muss. Die Maske des englischen<br />

Autors bietet seinen Gegnern, die den wirklichen Verfasser erraten,<br />

sogar zusätzliche Angriffspunkte. Ein Großteil der Besprechungen<br />

konzentriert sich auf die Frage der Autorschaft und beschäftigt sich<br />

ebenso ausgiebig mit Bulwer wie mit dem vermuteten Autor, jedoch<br />

kaum mit dem Inhalt der Schrift. Im Fall der Rezensenten Gustav Pfizer<br />

(→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen, Nr. 1) und<br />

Louis Lax (→ Dokumente zur <strong>Rezeption</strong>sgeschichte, Rezensionen,<br />

Nr. 3) hat das einen speziellen Grund: Sie sind zugleich als Übersetzer<br />

an den deutschen Bulwer-Ausgaben beteiligt (→ Quellen, Folien, Anspielungshorizonte:<br />

Gattungsfolien), rezensieren daher eine konkurrie-<br />

© EDITIONSPROJEKT KARL GUTZKOW, MARTINA LAUSTER, EXETER 2000 (F. 1.0)

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