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12.2012 | 11.80 EUR<br />

www.personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Material-Nr. ISBN 364800006-3 04062-5146<br />

1 201 2<br />

9 7 8 3648 00006 9<br />

Sicher im Ausland<br />

Wie Sie Entsendungen richtig vorbereiten und Risiken begegnen S. 12<br />

Spezial<br />

Wie Rechtsberater<br />

ihr Profil<br />

schärfen<br />

S. 54<br />

Werbung Was die umstrittene<br />

Personalmarketing-Kampagne<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr uns lehrt S. 28<br />

Berechnung Wie Sie <strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />

Nutzen Ihres Gesundheitsmanagements<br />

ermitteln S. 42<br />

entscheidung Wann Sie beim<br />

Personalabbau zuerst Leiharbeitern<br />

kündigen müssen S. 72


Erfolgreich bleibt,<br />

wer effizient arbeitet.<br />

Darum setze ich bei<br />

<strong>de</strong>r Lohnabrechnung<br />

auf DATEV.<br />

Bei <strong>de</strong>r Lohnabrechnung spielen Effizienz und Zuverlässigkeit<br />

eine wichtige Rolle. Gut, dass DATEV-Lösungen<br />

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Software-, Unterstützungs- und Weiterbildungsangebot<br />

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www.datev.<strong>de</strong>/lohnabrechnung


Editorial<br />

3<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

New York ist nicht Nairobi, Sanaa o<strong>de</strong>r Kuala Lumpur. New York ist<br />

<strong>de</strong>r Traum fast eines je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r auf einen Auslandseinsatz im Auftrag<br />

seines Arbeitgebers hofft. Darum gehören ins Reisegepäck auch gute<br />

Wünsche, Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Gepflogenheiten sowie<br />

Empfehlungen, wo sich gut trinken, essen, feiern lässt. Dass auch<br />

an einem solchen Ort das Unheil seinen Lauf nehmen kann, hat <strong>de</strong>r<br />

Wirbelsturm „Sandy“ <strong>de</strong>r Welt<br />

vor Augen geführt. Ein Weckruf<br />

– nicht nur für <strong>de</strong>n Weltenbummler.<br />

Auch Arbeitgeber haben eine<br />

Fürsorgepflicht, die an <strong>de</strong>n<br />

Lan<strong>de</strong>sgrenzen nicht Halt<br />

macht. Je<strong>de</strong> Entsendung – und<br />

nicht nur die in Krisenregionen<br />

– bedarf beson<strong>de</strong>rer Aufmerksamkeit<br />

und Vorbereitung<br />

Randolf Jessl, Chefredakteur<br />

durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber. Risiken<br />

müssen ermittelt und bewertet,<br />

Versicherungen abgeschlossen,<br />

Untersuchungen und Impfungen durchgeführt, Verhaltensweisen<br />

eingeübt wer<strong>de</strong>n. Doch geschieht das auch? Zweifel daran sind angebracht.<br />

Sie haben uns bewogen, <strong>de</strong>m Thema eine ganze Titelstrecke<br />

zu widmen. Denn Fehler und Versäumnisse rächen sich hier fürchterlich.<br />

Die strafrechtliche Verfolgung von Unterlassungen, wie sie<br />

die EU-Bürokratie erwägt, sind dabei nur die Spitze <strong>de</strong>s Eisbergs. Die<br />

Gefahr für Leib und Leben <strong>de</strong>r Entsandten, <strong>de</strong>r Reputationsscha<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r eigenen Belegschaft und, schlimmstenfalls, <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

wiegen min<strong>de</strong>stens so schwer. Kümmern Sie sich also! Ihre Mitarbeiter<br />

wer<strong>de</strong>n es Ihnen mit mehr als einer Postkarte und einem Toast auf<br />

Ihre Personalabteilung danken. Und das Unternehmen wird fit für die<br />

Internationalisierung auf einem Feld, das allzu häufig übersehen wird.<br />

„Machen<br />

Sie Ihr<br />

Unternehmen<br />

fit für die<br />

Internationalisierung<br />

– auf einem Feld, das<br />

oft übersehen wird.“<br />

Ihr<br />

12 / 12 personalmagazin


4 Inhalt_Dezember 2012<br />

Sicher im Ausland<br />

Wenn Hilfe nötig wird, sollten all Ihre<br />

Expatriates richtig abgesichert sein.<br />

© shutterstock.com / Monkey Business Images<br />

12<br />

32<br />

SZENE<br />

MANAGEMENt ORGANiSAtiON<br />

06 News und Events<br />

10 Personalarbeit auf Griechisch<br />

Anerkennung statt Personalabbau<br />

ist trotz <strong>de</strong>r Krise das Ziel in Athen<br />

TiteltHEMA<br />

12 Sicher im Ausland<br />

Warum es für sichere Entsendungen<br />

mehr braucht als Richtlinien<br />

16 Fürsorgepflicht ist grenzenlos<br />

Überblick verschaffen: Die nötigen<br />

Versorgungspläne für Expatriates<br />

20 „Arbeitgeber muss Risiko prüfen“<br />

Fachanwältin Barbara Reinhard<br />

zeigt die Arbeitgeberpflichten auf<br />

22 Sechs Schritte zur Vorbereitung<br />

Was Unternehmen im Vorfeld von<br />

Entsendungen be<strong>de</strong>nken müssen<br />

24 Sinne schärfen, Ruhe bewahren<br />

Ein Sicherheitstraining bereitet die<br />

Mitarbeiter auf <strong>de</strong>n Ernstfall vor<br />

26 News<br />

27 Dienstleistungsmarkt<br />

28 Werber in Uniform<br />

Was sich vom Personalmarketing<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr lernen lässt – ohne<br />

<strong>de</strong>ren Fehler zu wie<strong>de</strong>rholen<br />

32 Attraktiv in China<br />

Studie: Welche Arbeitgeber in China<br />

beliebt sind und was chinesische<br />

Absolventen von ihnen erwarten<br />

36 Macht eure Hausaufgaben!<br />

Für ein gutes Talentmanagement<br />

müssen Personaler <strong>de</strong>n Führungskräften<br />

beratend zur Seite stehen<br />

40 News<br />

41 Softwaremarkt<br />

42 „Kölsche Formel“ für Gesundheit<br />

Den Nutzen <strong>de</strong>s betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements berechnen:<br />

Das schafft Experte Heinz<br />

Kowalski auf einem Bier<strong>de</strong>ckel<br />

48 Eine risikoreiche Zukunft<br />

Der aktuelle Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x<br />

zeigt, dass sich die Personalrisiken<br />

künftig verschärfen wer<strong>de</strong>n<br />

51 Zeit für Arbeit, Zeit für Pflege<br />

Wie die EADS-Gruppe die Familienpflegezeit<br />

erfolgreich in die Praxis<br />

umgesetzt hat<br />

personalmagazin 12 / 12


5<br />

© Fotolia.com / Antony McAulay<br />

© Fotolia.com / volksgrafik<br />

Attraktiv in China<br />

Was sich chinesische<br />

Absolventen von ihrem<br />

Wunschbetrieb erhoffen.<br />

70<br />

„Twittern Sie mal!“<br />

Getwittert ist schnell. Doch vorher gilt<br />

es, diese Kommunikationsform auch<br />

verbindlich arbeitsrechtlich zu regeln.<br />

spezial RECHt PersönliCH<br />

54 Das etwas an<strong>de</strong>re Geschäft<br />

Trends und aktuelle Entwicklungen<br />

auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r arbeitsrechtlichen<br />

Beratung<br />

57 „HR-Geschäft verdoppeln“<br />

Zukunftsaussichten: Warum KPMG<br />

die HR-Managementberatung Dr.<br />

Geke & Associates übernommen hat<br />

58 Raus aus <strong>de</strong>r Gleichförmigkeit<br />

Ein Beispiel veranschaulicht, wie<br />

Kanzleien ihre Arbeitgebermarke<br />

schärfen und sich stärker gegenüber<br />

Wettbewerbern abgrenzen können<br />

62 News<br />

64 Aktuelles aus <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />

66 Der Einmarsch <strong>de</strong>r Mediatoren<br />

Ein neues Gesetz soll die gerichtsnahe<br />

Mediation stärken<br />

67 Der mediationserfahrene Richter<br />

Jochen Appricht zeigt die Vorteile<br />

dieser Konfliktlösungsmetho<strong>de</strong> auf<br />

68 Wie praxisrelevant das Verfahren<br />

tatsächlich ist, beurteilen Experten<br />

70 „Twittern Sie mal or<strong>de</strong>ntlich!“<br />

Wer die Mitarbeiter für das Unternehmen<br />

„zwitschern“ lässt, sollte<br />

dies arbeitsrechtlich regeln<br />

72 Wann ist ein Arbeitsplatz frei?<br />

Der aktuelle Stand zur Streitfrage,<br />

ob Arbeitgeber Leiharbeitnehmern<br />

zuerst kündigen müssen<br />

75 Arbeitsrechtliche Weihnachten<br />

Wer eine Betriebsfeier plant, sollte<br />

auch die Arbeitsrechtler genügend<br />

zu Wort kommen lassen<br />

76 News und Weiterbildung<br />

Vergütungs-Check: Das verdient ein<br />

Syndikus<br />

78 Generalist o<strong>de</strong>r Spezialist?<br />

Die Laufbahnplanung im Personalbereich<br />

hat sich geän<strong>de</strong>rt. Der<br />

Wechsel zwischen <strong>de</strong>n Rollen ist<br />

nun leichter möglich<br />

80 Buchtipps<br />

82 Ganz persönlich<br />

Der Personalvorstand von<br />

McDonald‘s Deutschland, Wolfgang<br />

Goebel, beantwortet <strong>de</strong>n Fragebogen<br />

03 Editorial<br />

RUBRiken<br />

81 Impressum, Rückblick<br />

82 Vorschau<br />

12 / 12 personalmagazin


6 Szene_News<br />

Stellenwechsel<br />

Matthias Meifert<br />

Ein herber Verlust für Kienbaum: Der langjährige Manager Dr. Matthias Meifert hat das<br />

Unternehmen verlassen. Gemeinsam mit Dr. Philipp Hölzle, einem ebenfalls leiten<strong>de</strong>n<br />

Berater <strong>de</strong>s Gummersbacher Hauses, hat er HRpepper, ein auf Fragen <strong>de</strong>s Personalmanagements<br />

spezialisiertes Beratungsunternehmen in Berlin, gegrün<strong>de</strong>t. HRpepper<br />

soll <strong>de</strong>n Bedarf an einer aka<strong>de</strong>misch fundierten und doch pragmatischen Beratung von<br />

Topmanagern, oberen Führungskräften sowie Personalmanagern <strong>de</strong>cken. Ihre Arbeit, so<br />

die Grün<strong>de</strong>r, ziele darauf, die Performance von Organisationen nachhaltig zu steigern.<br />

Zum Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r HRpepper GmbH & Co. KGaA wur<strong>de</strong> Rüdiger Kabst<br />

bestellt. Der Gießener BWL-Professor gehört zu <strong>de</strong>n forschungsstärksten seiner Zunft,<br />

wird vom Personalmagazin zu <strong>de</strong>n 40 führen<strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r Personalszene gezählt und<br />

gibt das Wissenschaftsjournal „Personal Quarterly“ heraus.<br />

© b.com Computer AG<br />

Claudio Bufalino<br />

Die b.com Computer AG hat ihrer Personalarbeit mehr Gewicht gegeben, in<strong>de</strong>m sie das Personalwesen<br />

aus <strong>de</strong>m Zusammenschluss Finanzwesen/Personal ausglie<strong>de</strong>rte und nun als eigene<br />

Abteilung führt. Diese wird seit <strong>de</strong>m 1. Oktober geleitet von Claudio Bufalino. Bufalino studierte<br />

Rechtswissenschaften und fügte nach <strong>de</strong>m Referendariat ein Master-Studium Informationsrecht<br />

an. Für b.com ist er seit zehn Jahren als Syndikus tätig. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist<br />

Arbeitsrecht, er hat sich zu<strong>de</strong>m im Personalmanagement weitergebil<strong>de</strong>t. Das 1996 gegrün<strong>de</strong>te<br />

IT-Distributionsunternehmen zählt mittlerweile rund 140 Mitarbeiter an vier Standorten.<br />

Claudia Güsken<br />

Am 1. Dezember tritt Claudia Güsken ihre neue „Anstellung“ als Vorstandsmitglied von Dataport<br />

an. Sie ist künftig für die Bereiche Personal, Finanzen und Einkauf zuständig. Damit wird<br />

<strong>de</strong>r Vorstand von bisher zwei (Dr. Johann Bizer – Lösungen, Andreas Reichel – Technik) auf drei<br />

Mitglie<strong>de</strong>r erhöht. Güsken kommt von Lufthansa Cityline, wo sie als Personalleiterin tätig war.<br />

Auf früheren beruflichen Stationen arbeitete sie als Führungskraft im Rechnungswesen und <strong>de</strong>r<br />

Finanzbuchhaltung. Bei Dataport wird sie für rund 1.700 Mitarbeiter verantwortlich sein.<br />

© dataport<br />

Cornelia Braun<br />

Das BMW-Werk Dingolfing hat eine neue Personalleiterin. Cornelia<br />

Braun trat im September die Nachfolge von Werner Möhrlein an,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Ruhestand ging. Vor ihrem Wechsel war sie Personalleiterin<br />

bei Voith Turbo.<br />

Michael HeinSSen<br />

Neuer Bereichsleiter Personalmanagement <strong>de</strong>r Messe Frankfurt ist<br />

seit Oktober Michael Heinßen. Er verantwortet damit das operative<br />

Personalmanagement sowie die Organisationsentwicklung.<br />

Dieter Krechel<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Oktober leitet Dieter Krechel als Head of Human<br />

Resources das Personalwesen bei Webasto Thermo & Comfort in<br />

Neubran<strong>de</strong>nburg. Zuvor war er als Fachbereichsleiter SAP/HCM bei<br />

<strong>de</strong>r MT AG tätig. Beim Automobilzulieferer folgte er auf Heinz Kort,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Ruhestand ging.<br />

Erwin Alexan<strong>de</strong>r Pogacnik<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Oktober leitet <strong>de</strong>r Volljurist <strong>de</strong>n Zentralbereich Personal<br />

bei <strong>de</strong>r Messe München. Pogacnik kommt von Roche Diagnostics,<br />

wo er als Personalleiter und globaler HR-Verantwortlicher fungierte.<br />

Sabine Ted<strong>de</strong>n<br />

Der Hersteller von Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln, Aenova,<br />

hat vor Kurzem Sabine Ted<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s HR-Bereichs<br />

betraut. Zuvor war die Diplom-Kauffrau Personalleiterin bei Exact<br />

Software Deutschland und als HR-Director bei E.on Energy Trading.<br />

+++ Aktuelle Personalien +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++ Rubrik „Personalszene“<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


7<br />

„Durch die Branchenzuschlagstarife<br />

ergeben sich für<br />

uns neue Perspektiven – und<br />

endlich eine Befriedung <strong>de</strong>r<br />

Branche. Zu<strong>de</strong>m wird Zeitarbeit<br />

attraktiver für Bewerber.“<br />

Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>s iGZ, auf <strong>de</strong>r<br />

Zukunft Personal<br />

„In HR müssen wir vertrauter mit Zahlen wer<strong>de</strong>n.<br />

Wir brauchen Leute, die Daten analysieren können.“<br />

Thomas Otter, Vice Presi<strong>de</strong>nt Research bei Garter, auf <strong>de</strong>r Fachmesse HR Tech Europe 2012<br />

Drei Fragen an ...<br />

Jean-Pascal Arnaud ist Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s ECHR European Club for<br />

Human Resources (www.europeanclubhr.eu),<br />

<strong>de</strong>r die europaweite Vernetzung<br />

von Personalleitern multinationaler<br />

Unternehmen för<strong>de</strong>rt. Mitglie<strong>de</strong>r sind<br />

unter an<strong>de</strong>rem Danone, Air Liqui<strong>de</strong>,<br />

AON Hewitt, Schnei<strong>de</strong>r und Rexel.<br />

Networking auf internationaler Ebene<br />

Frage eins: Woher kommen die Inhalte,<br />

mit <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r ECHR befasst?<br />

Jean-Pascal Arnaud: Abgesehen von<br />

Fragestellungen, die aus unseren<br />

Mitgliedsfirmen und aus <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Kommission kommen,<br />

ergeben sich Themen oft aus <strong>de</strong>m<br />

„European HR-Barometer“. Diese<br />

jährliche Studie soll dazu beitragen,<br />

die kritischen Faktoren für das HR-<br />

Management in Europa besser zu verstehen.<br />

Die Ergebnisse stellen wir in<br />

<strong>de</strong>n Mittelpunkt von Workshops o<strong>de</strong>r<br />

eines Roundtables. Wir arbeiten häufig<br />

an sehr spezifischen internationalen<br />

Fragestellungen und behan<strong>de</strong>ln<br />

Themen meist schon, bevor sie in <strong>de</strong>r<br />

Praxis ankommen.<br />

Frage zwei: Welche Themen sind das?<br />

Arnaud: Ein gutes Beispiel ist unsere<br />

jüngste Konferenz in Athen. Unser<br />

griechisches Mitgliedsunternehmen<br />

S&B Industrial Minerals hatte diese<br />

Veranstaltung vorgeschlagen, bei<br />

<strong>de</strong>r es gezielt um die Fragestellung<br />

ging: Was können HR-Manager in<br />

einer Krisensituation tun? Was müssen<br />

sie tun? Diese Frage ist nicht<br />

nur für Griechenland aktuell.<br />

Frage drei: Wer kann Mitglied wer<strong>de</strong>n?<br />

Arnaud: Der Club hat <strong>de</strong>n Anspruch,<br />

internationale Fragen <strong>de</strong>r Personalarbeit<br />

zu behan<strong>de</strong>ln. Deshalb sollten<br />

unsere Mitglie<strong>de</strong>r international tätige<br />

Unternehmen sein. Da wir viele<br />

Menschen in Europa vertreten, die<br />

in unseren Mitgliedsunternehmen<br />

arbeiten, können wir einige Themen<br />

auch mit <strong>de</strong>r Politik diskutieren. Deshalb<br />

wäre es schön, auch Unternehmen<br />

aus Deutschland zu unseren<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn zählen zu dürfen.<br />

12 / 12 personalmagazin


8 Szene_eVENTS<br />

© cr_Martin Kroll<br />

Die Zukunft <strong>de</strong>s Lernens<br />

Mobile, Games und Social Learning stehen im Mittelpunkt<br />

<strong>de</strong>r Learntec 2013, die vom 29. bis 31. Januar in <strong>de</strong>r Messe<br />

Karlsruhe stattfin<strong>de</strong>t. „Zukunft Lernen“ ist das Motto von<br />

Kongress und Fachmesse. Aber auch Themen aus <strong>de</strong>r täglichen<br />

Praxis wie Blen<strong>de</strong>d Learning und die Einführung von E-Learning<br />

und virtuellen Klassenräumen sowie Zukunftsthemen wie Bildung<br />

für die Generation 50plus und digitales Publizieren sind Gegenstand<br />

von Vorträgen und Ausstellung. In seiner Keynote wird sich<br />

Professor Dieter Kempf, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bitkom und Vorstand <strong>de</strong>r<br />

Datev, mit Lernszenarien 2020 beschäftigen. In einer weiteren<br />

Keynote wird Professor Barbara Ischinger von <strong>de</strong>r OECD die Einflüsse<br />

von Ausildung, Wissen und Migration auf die Arbeitsqualität<br />

skizzieren.<br />

www.learntec.<strong>de</strong><br />

Umgang mit großen Datenmengen<br />

wird immer wichtiger<br />

Im Jahr 2011 war die Fachmesse HR Tech Europe in Amsterdam<br />

mit rund 420 Besuchern und zwölf Sponsoren gestartet. Dieses<br />

Jahr, am 25. und 26. Oktober 2012, präsentierte sich die<br />

europäische Fachmesse für IT im Personalwesen bereits mit über<br />

900 Teilnehmern und 15 Sponsoren. Und für das nächste Jahr<br />

sollen die Dimensionen nochmals <strong>de</strong>utlich erweitert wer<strong>de</strong>n. Die<br />

zentralen Themen im Oktober 2012: Die Be<strong>de</strong>utung von mobilen<br />

Anwendungen und Big Data für das Personalwesen. Eine akute<br />

Problemlage: Immer noch sind in vielen Unternehmen HR-Daten<br />

nicht verfügbar, weil die HR-Verantwortlichen nicht wissen, wie sie<br />

diese nutzen und verstehen können. <br />

www.hrtecheurope.com<br />

Mittagspause in Amsterdam: Gut 900 Besucher informierten sich über IT.<br />

World Café mit Robindroh Ullah von <strong>de</strong>r DB.<br />

Marketing muss<br />

mobil wer<strong>de</strong>n<br />

Volles Haus im Konferenzbereich<br />

<strong>de</strong>s Süd<strong>de</strong>utschen Verlags in<br />

München: Die Zeitschrift „Werben<br />

+ Verkaufen“ hatte zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r Agentur Westpress zum „Human<br />

Resource Marketing Congress“ gela<strong>de</strong>n,<br />

über 115 Personen nahmen teil. Die Leitfrage<br />

war: Wie können mittelständische<br />

Firmen die passen<strong>de</strong>n Bewerber fin<strong>de</strong>n?<br />

Antworten gaben die Vertreter von Konzernen<br />

wie Otto, ABB und Commerzbank<br />

sowie Branchenexperten. Eine wichtige<br />

Erkenntnis: Setzen Sie bei Marketing<br />

und Recruiting auf mobil optimierte Darstellungen.<br />

Man geht davon aus, dass bis<br />

2015 mehr Leute mobiles Internet haben<br />

als einen Stromanschluss. www.w+v.<strong>de</strong><br />

Termine<br />

6. Dezember,<br />

Hei<strong>de</strong>lberg<br />

7. Dezember,<br />

Frankfurt/Main<br />

13. und 14. Dezember,<br />

Zürich<br />

29. bis 31. Januar,<br />

Karlsruhe<br />

30. Januar,<br />

Ludwigshafen<br />

Fachtagung: Leistung,<br />

Gesundheit und Innovativität<br />

im <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>l<br />

Tel. 02330 9759-0<br />

www.iapam.<strong>de</strong><br />

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Masters<br />

Tel. +41 44 722-8501<br />

www.zfu.ch<br />

Learntec<br />

Tel. 0721 3720-5142<br />

www.learntec.<strong>de</strong><br />

Ludwigshafener Personalgespräche<br />

Tel. 0621 5203-311<br />

www.ibe-ludwigshafen.<strong>de</strong><br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


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10 Szene_KRISENMANAGEMENT<br />

Personalarbeit auf Griechisch<br />

Konferenz. In griechischen Unternehmen ist die Situation heikel. Wie Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>nnoch die „Extrameile“ laufen, darüber informierten sich europäische HR-Chefs.<br />

Wachwechsel vor <strong>de</strong>r Regierung in Athen. Ein Wechsel steht auch in vielen Firmen an.<br />

Von Daniela Furkel (Red.)<br />

<strong>Als</strong> Kanzlerin Angela Merkel<br />

im Oktober Athen besuchte,<br />

zeigten Zeitungen und Fernsehsen<strong>de</strong>r<br />

Bil<strong>de</strong>r von Demonstrationen,<br />

von viel Feindschaft gegen<br />

Deutschland und von verzweifelten<br />

Menschen. Doch nur vier Tage zuvor präsentierte<br />

sich an einem ganz normalen<br />

Wochentag eine an<strong>de</strong>re Situation: Die<br />

Einkaufsstraßen <strong>de</strong>r Innenstadt sind gut<br />

besucht – nicht nur von Touristen – und<br />

die Einwohner gehen ganz normal ihrer<br />

täglichen Arbeit nach. Demonstrationen<br />

sind keine in Sicht und das Polizeiaufgebot<br />

ist auch nicht höher als auf <strong>de</strong>r<br />

Piazza <strong>de</strong>l Popolo in Rom o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>n<br />

Houses of Parlament in London.<br />

Grün<strong>de</strong> für die Schieflage<br />

Doch etwas vom Stadtzentrum entfernt<br />

wird <strong>de</strong>utlich, dass die Situation in Griechenland<br />

an<strong>de</strong>rs ist als im Rest Europas.<br />

Viele Geschäfte – nach offziellen Angaben<br />

etwa ein Drittel – sind geschlossen.<br />

Und weitere Firmenaufgaben sind<br />

vorhergesagt. Ein Grund ist laut Wirtschaftsprofessor<br />

Kostantinos Axarloglou<br />

darin zu fin<strong>de</strong>n, dass die griechische<br />

© daniela furkel<br />

Wirtschaft <strong>de</strong>r vergangenen Jahre vornehmlich<br />

auf Konsum basierte, <strong>de</strong>r nun<br />

ausgeblieben ist. Weitere Grün<strong>de</strong> liegen<br />

in <strong>de</strong>r Firmenstruktur mit vornehmlich<br />

kleinen und Kleinstunternehmen und in<br />

<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Firmen auf <strong>de</strong>m Weltmarkt.<br />

Doch es gibt Licht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels,<br />

trotz einer Arbeitslosenquote von rund<br />

24 Prozent und trotz hoher Abgaben, welche<br />

die Einkünfte von Arbeitnehmern<br />

und die Einnahmen von Unternehmen<br />

stark reduzieren: Die meisten großen<br />

Unternehmen halten an ihren Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />

in Griechenland und an <strong>de</strong>n<br />

dort beschäftigten Mitarbeitern fest. Anstatt<br />

großflächige Entlassungen vorzunehmen,<br />

setzen sie auf eine Kultur <strong>de</strong>r<br />

Anerkennung. Sie wissen, dass sie ihre<br />

Mitarbeiter jetzt motivieren müssen, die<br />

„Extrameile“ zu laufen.<br />

Mit HR-Management gegensteuern<br />

Dass es in diesen Firmen gute Beispiele<br />

gibt, wie man Krisen ohne Personalabbau<br />

bewältigen kann, zeigte die Konferenz<br />

„Sustainable HR Practices: The Way<br />

Forward“, die <strong>de</strong>r European Club for Human<br />

Resources ECHR im Oktober in <strong>de</strong>r<br />

Nähe von Athen durchführte. Auf Einladung<br />

<strong>de</strong>s global tätigen Mineral- und<br />

Rohstoffunternehmens S&B waren zahlreiche<br />

HR-Verantwortliche aus Europa<br />

zusammengekommen, um sich darüber<br />

zu informieren, wie fortschrittliche Personalabteilungen<br />

mit Krisensituationen<br />

umgehen.<br />

Ein gutes Beispiel ist das Traditionsunternehmen<br />

S&B, das 1934 in Griechenland<br />

gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>: „Wir müssen<br />

personalmagazin 12 / 12


11<br />

Normalität an gewöhnlichen<br />

Wochentagen. Auch wenn die<br />

Gehaltseinschnitte schmerzen.<br />

die Mitarbeiter för<strong>de</strong>rn und entwickeln<br />

und sicherstellen, dass sie engagiert arbeiten“,<br />

erklärte Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

Ulysses Kyriacopoulos. Wie HR das umsetzt,<br />

erläuterte Personalleiterin Eva Valavani:<br />

Zunächst wur<strong>de</strong>n die Säulen für<br />

ein nachhaltiges und werteorientiertes<br />

Wachstum i<strong>de</strong>ntifiziert, dann ging es darum,<br />

das Kompetenzsystem anhand <strong>de</strong>r<br />

externen und internen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

neu auszurichten. Darauf aufbauend,<br />

wird <strong>de</strong>rzeit ein Talentmanagementsystem<br />

eingeführt, das dazu dienen soll,<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Talente zu i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />

Kos ten zu sparen und die Akquisition<br />

neuer Talente zu erleichtern. Die Hälfte<br />

<strong>de</strong>s bisherigen Managementteams von<br />

S&B ist mittlerweile in neue Aufgaben innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens gewechselt.<br />

Kommunikation und Anerkennung<br />

Ein weiteres Beispiel für ein Unternehmen,<br />

das am Standort Griechenland festhält,<br />

ist Titan Cement mit 110-jähriger<br />

Firmengeschichte und 15 Prozent seines<br />

globalen Geschäfts in Griechenland. „Unsere<br />

Top-Priorität ist die Maximierung<br />

<strong>de</strong>r Flexibilität“, sagte Geschäftsführer<br />

Dimitri Papalexopoulos. Essenziell für<br />

„Kommunizieren ist in<br />

Krisenzeiten das A und O.<br />

Unternehmen, die nicht<br />

kommunizieren, vermitteln<br />

unbewusst, dass ihre<br />

aktuelle Lage nicht gut ist.“<br />

Dimitri Papalexopoulos, Geschäftsführer Titan<br />

Cement<br />

die Personalarbeit sei es nun, eine konsistente<br />

Botschaft an die Mitarbeiter zu<br />

vermitteln. „Kommunizieren ist das A<br />

und O“, meinte er. Unternehmen, die in<br />

einer solchen Situation nicht kommunizieren,<br />

wür<strong>de</strong>n unbewusst vermitteln,<br />

dass die aktuelle Lage nicht gut ist. Und<br />

damit wür<strong>de</strong>n sie nicht nur die Mitarbeiter<br />

versunsichern, son<strong>de</strong>rn auch potenzielle<br />

Kun<strong>de</strong>n. Denn die Mitarbeiter sind<br />

auch die Botschafter <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Ein Beitrag von Titan Cement, um gegen<br />

die hohe Jugendarbeitslosigkeit vorzugehen:<br />

20 junge Menschen wer<strong>de</strong>n ein Jahr<br />

lang gegen Bezahlung beschäftigt. Die<br />

zwei Besten wer<strong>de</strong>n danach übernommen,<br />

die 18 an<strong>de</strong>ren haben zumin<strong>de</strong>st<br />

die Chance, sich mit Arbeitserfahrung<br />

weiter zu bewerben.<br />

Auch an<strong>de</strong>re internationale Firmen<br />

nutzen gezielt HR-Instrumente, um das<br />

Geschäft in Griechenland zu unterstützen.<br />

Zum Beispiel Air Liqui<strong>de</strong> Hellas, das<br />

seine internationalen Strukturen nutzt,<br />

um Talente befristet in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn<br />

zu beschäftigen, damit sie im Unternehmen<br />

bleiben und später wie<strong>de</strong>r zurückkehren<br />

können. Darüber hinaus setzt<br />

man auf Anerkennung und Entwicklung,<br />

um <strong>de</strong>n Mitarbeitern zu vermitteln, dass<br />

man ihren Einsatz für das Unternehmen<br />

würdigt. Und man setzt weiter auf Rekrutierung.<br />

„Auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist es ein<br />

Paradoxon, in <strong>de</strong>r Krise weiter zu rekrutieren.<br />

Aber es ist sehr wichtig, das Unternehmen<br />

für die Zukunft fit zu halten.<br />

Wenn wir jetzt nicht einstellen, wer<strong>de</strong>n<br />

wir später nicht das passen<strong>de</strong> Know-how<br />

haben“, erklärte Personalleiter Francois<br />

Abrial. Allerdings hat Air Liqui<strong>de</strong> seine<br />

Rekrutierungsstrategie angepasst<br />

– weg von Printstellenanzeigen, hin zu<br />

Online-Portalen und Social Media. Die<br />

Effekte sind Kostenersparnis und mehr<br />

Effizienz. Mittlerweile kommen über 30<br />

Prozent <strong>de</strong>r Einstellungen über die Facebook-Seite<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Kreative I<strong>de</strong>en für das Personal<br />

Weitere Best-Practice-Beispiele von Citi<br />

Greece, IBM Hellas, Athenian Brewery<br />

und <strong>de</strong>m Gran<strong>de</strong> Bretagne Hotel zeigen,<br />

welch kreative Lösungen möglich sind.<br />

So richtete die Citi Bank eine Gruppe aus<br />

Mitarbeitern ein, die notwendige Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />

erarbeiten sollten. Da die<br />

Verän<strong>de</strong>rungen nicht top-down kamen,<br />

son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>n eigenen Reihen, stieg<br />

die Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit um drei<br />

Prozentpunkte an. IBM etablierte virtuelle<br />

Communities, über die griechische<br />

Mitarbeiter für <strong>de</strong>n weltweiten Markt tätig<br />

sein können, ohne ihren Arbeitsort<br />

än<strong>de</strong>rn zu müssen.<br />

Der größte Bierproduzent <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

analysierte seine Personalstrukturen<br />

und stellte fest, dass er Verbesserungsbedarf<br />

bei Effizienz und Nachwuchssicherung<br />

hat. Folgen waren die Einführung<br />

eines Inhouse-Entwicklungsprogramms,<br />

einer E-Learning- sowie Coaching-Aka<strong>de</strong>mie<br />

und eines I<strong>de</strong>enmanagements.<br />

Das Arbeitsklima führt mittlerweile das<br />

Ranking innerhalb <strong>de</strong>r gesamten Heineken-Gruppe<br />

an. Und das Luxushotel investierte<br />

unter an<strong>de</strong>rem in Training, einen<br />

neuen elektronischen Newsletter und<br />

Mitarbeiter-Events – um Zusammen halt<br />

und Motivation zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Moral und Klima verbessern<br />

Ein Fazit <strong>de</strong>s ECHR-Konferenz: Personalmanager<br />

müssen kreativ sein, um in Krisenzeiten<br />

<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l herbeizuführen.<br />

Das ist auch in Unternehmen möglich,<br />

die nicht über internationale Strukturen<br />

verfügen. „Kreativität ist vielmehr eine<br />

Einstellungssache“, sagte Yiannis Koutrakis,<br />

HR-Manager von IBM Hellas. Katerina<br />

Tzicha, HR Director <strong>de</strong>s Gran<strong>de</strong><br />

Bretagne Hotels, fügte hinzu: „Schon<br />

mit einigen einfachen Instrumenten<br />

kann man Moral und Klima eines Unternehmens<br />

verbessern.“ Und Barbara<br />

Panagopoulou, HR Director <strong>de</strong>r Athenian<br />

Brewery, ergänzte: „Mitarbeiter haben<br />

I<strong>de</strong>en. Es gilt, die zukunftsfähigen<br />

herauszugreifen. Es muss nicht immer<br />

eine Hightech-Lösung sein.“<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


12 Titel_auslandsentsendung<br />

Sicher im Ausland<br />

überblick. Deutsche Unternehmen kümmern sich beispielhaft um ihre Entsen<strong>de</strong>richtlinien,<br />

doch <strong>de</strong>r Schutz <strong>de</strong>s Entsandten kommt oft zu kurz. Das muss sich än<strong>de</strong>rn.<br />

Von Katharina Schmitt (Red.)<br />

Die Arbeitswelt verliert ihre<br />

Grenzen: China, USA und<br />

Großbritannien hießen in <strong>de</strong>n<br />

letzten zwei Jahren die Hauptziele<br />

ins Ausland entsandter Mitarbeiter.<br />

Aber in beinahe alle Län<strong>de</strong>r dieser Welt<br />

wer<strong>de</strong>n Mitarbeiter auf begrenzte Zeit<br />

zur Arbeit geschickt – mit steigen<strong>de</strong>r<br />

Ten<strong>de</strong>nz. Die Anzahl <strong>de</strong>r Expatriates ist<br />

seit 2002 weltweit um 25 Prozent gestiegen.<br />

50 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Unternehmen,<br />

die bereits Mitarbeiter ins Ausland<br />

entsen<strong>de</strong>n, gehen davon aus, dass sich<br />

ihr Expatriate-Personalbedarf in <strong>de</strong>n<br />

nächsten drei Jahren noch erhöhen wird.<br />

So die neue Studie „Managing Mobility<br />

2012“ von ECA International.<br />

Grün<strong>de</strong> dafür gibt es, auch bei schwierigen<br />

Wirtschaftsbedingungen, genug:<br />

Neue Märkte, globale Konzernstrukturen<br />

und internationale Joint Ventures<br />

erfor<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Austausch von Personal<br />

über alle Grenzen hinweg. Eine Studie<br />

von Mercer (International Assignments<br />

Survey 2010) nennt <strong>de</strong>n Mangel an Mitarbeitern<br />

mit lokalem Know-how, <strong>de</strong>n<br />

Wunsch nach Verbesserungen <strong>de</strong>r operativen<br />

Leistungen und <strong>de</strong>n Aufbau neuer<br />

Geschäfte als die Haupttreiber von<br />

Auslandsentsendungen. ECA International<br />

verzeichnet insbeson<strong>de</strong>re eine starke<br />

Nachfrage nach – am Einsatzort kaum<br />

vorhan<strong>de</strong>nem – hoch qualifiziertem Personal<br />

beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Wachstumsregionen<br />

Asien und Südamerika.<br />

Auch sind internationale Mobilitätsprogramme<br />

nach <strong>de</strong>r ECA-Studie in Unternehmen<br />

inzwischen ein wichtiger<br />

Teil <strong>de</strong>r Talentmanagement-Strategie<br />

– Mitarbeiter sollen die nötige Auslandserfahrung<br />

sammeln und sich dabei<br />

Fähigkeiten für spätere Managementpositionen<br />

aneignen. Entsprechend<br />

geben fast ein Drittel <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />

„Karriereentwicklung” als<br />

Hauptgrund für die Entsendung eines<br />

Mitarbeiters ins Ausland an.<br />

Risikowahrnehmung unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich von Land zu Land<br />

Doch was für viele Mitarbeiter interessant,<br />

horizonterweiternd und karrierreför<strong>de</strong>rnd<br />

klingt, hat auch seine<br />

Schattenseiten. In einer Benchmarkstudie<br />

<strong>de</strong>s weltgrößten Anbieters von<br />

Prävention und Krisenmanagement International<br />

SOS gaben 88 Prozent <strong>de</strong>r<br />

befragten <strong>de</strong>utschen Unternehmen an,<br />

regelmäßig Geschäftsreisen<strong>de</strong> in hochriskante<br />

Gebiete zu entsen<strong>de</strong>n. Wobei<br />

Vorbildliche administrative<br />

Vorbereitung und Fürsorgepflicht<br />

Aber nicht nur für die Expatriates, auch<br />

für die Personalabteilungen sind Entsendungen<br />

eine Herausfor<strong>de</strong>rung. Sie müssen<br />

die geeigneten Expatriates fin<strong>de</strong>n,<br />

sie müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

für die Entsendung setzen -<br />

mitsamt allen sozialversicherungs- und<br />

steuerrechtlichen Hür<strong>de</strong>n. Ihnen obliegt<br />

die Steuerung <strong>de</strong>r kulturellen und <strong>de</strong>r<br />

gesamten organisatorischen Vorbereitung,<br />

die Vertrags- wie Vergütungsgestaltung.<br />

Nicht vergessen wer<strong>de</strong>n darf<br />

bei alle<strong>de</strong>m auch nicht die Betreuung<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter im Ausland und die Vorbereitung<br />

ihrer Wie<strong>de</strong>rkehr.<br />

Die Fürsorgepflicht, die <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

<strong>de</strong>n ins Ausland entsandten Mitartipp<br />

Hier bekommen Sie Informationen zu<br />

aktuell krisenbedrohten o<strong>de</strong>r gefähr<strong>de</strong>ten<br />

Regionen:<br />

• Auswärtiges Amt: Weltweite Reisewarnungen<br />

und Sicherheitshinweise<br />

www.auswaertiges-amt.<strong>de</strong><br />

• National Counterterrorism Center:<br />

Informationen und Jahresberichte<br />

über terrorgefähr<strong>de</strong>te Län<strong>de</strong>r<br />

www.nctc.gov<br />

• Expat News: Nachrichten und<br />

Informationen für Expatriates<br />

www.expat-news.com<br />

die Risiken einer Auslandsentsendung<br />

weltweit unterschiedlich wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Deutsche Unternehmen sehen<br />

die Gefahren für ihre entsen<strong>de</strong>ten Mitarbeiter<br />

insbeson<strong>de</strong>re in medizinischen<br />

Notfällen und Verkehrsunfällen. Tatsächlich,<br />

so auch eine Untersuchung <strong>de</strong>r Techniker<br />

Krankenkasse, liegt die Gefahr im<br />

Ausland zu erkranken, um 18 Prozent<br />

höher als im Heimatland.<br />

Die von Unternehmen im europäischen<br />

wie außereuropäischen Ausland<br />

gegenüber SOS International genannten<br />

Risiken von politischen Unruhen, Naturkatastrophen,<br />

Terror, Inhaftierung, Flugzeug-<br />

o<strong>de</strong>r Personenentführung, sehen<br />

die <strong>de</strong>utschen Unternehmen dagegen<br />

großteils gar nicht (Krieg, Inhaftierung,<br />

Flugzeugentführung) o<strong>de</strong>r schätzen sie<br />

zumin<strong>de</strong>st als wenig wahrscheinlich ein.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


13<br />

beitern gegenüber hat, wird dabei sehr<br />

ernst genommen. „Deutsche Unternehmen<br />

haben im Vergleich zu Teilnehmern<br />

aus an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn sowie<br />

weltweiten Unternehmen ein hohes<br />

Bewusstsein für ihre Fürsorgepflicht“,<br />

lautet ein Fazit aus <strong>de</strong>m Benchmark von<br />

International SOS. Doch gibt es bei <strong>de</strong>r<br />

praktischen Umsetzung <strong>de</strong>s Fürsorgegedankens<br />

noch Optimierungsbedarf:<br />

Deutsche Unternehmen nehmen diese<br />

Aufgabe gera<strong>de</strong>zu vorbildlich im Hinblick<br />

auf die Erstellung von Verfahren<br />

und Richtlinien wahr. So bedienen sie<br />

die eher theoretischen Indikatoren Risikobewertung,<br />

Abläufe, globale Mobilität,<br />

Kommunikation, Beratung, Kontrolle<br />

und Analyse wesentlich besser als Unternehmen<br />

aus an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn (vergleiche<br />

dazu die Grafik auf Seite 14).<br />

Ein großes Manko sehen die Studienautoren<br />

aber bei <strong>de</strong>r praktischen Vorbereitung<br />

von Entsendungen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Schutz <strong>de</strong>r Mitarbeiter im Ausland.<br />

Damit <strong>de</strong>r Auslandsaufenthalt<br />

für Mitarbeiter nicht<br />

zum Drahtseilakt wird: Gute<br />

Vorbereitung hilft, mit Risiken<br />

beruhigt umzugehen.<br />

© alphaspirit - Fotolia.com


14 Titel_auslandsentsendung<br />

„Deutsche Firmen“, so Dominik Schaerer,<br />

Geschäftsführer von International<br />

SOS, „müssen Expatriates intensiver<br />

vorbereiten. Richtlinien sind gut, aber<br />

Firmen sollten es nicht dabei belassen,<br />

son<strong>de</strong>rn ihre Mitarbeiter auf <strong>de</strong>ren Reise<br />

ins Ausland vorbereiten und sie aktiv<br />

schützen, während sie vor Ort sind.“<br />

Schaerer verweist darauf, dass nach<br />

Verkehrsunfällen sowie Herz- und Kreislauferkrankungen<br />

gera<strong>de</strong> Infektionskrankheiten<br />

die größten Reiserisiken<br />

sind. Oft reiche aber <strong>de</strong>r Versicherungsschutz<br />

im Entsen<strong>de</strong>land für eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Behandlung nicht aus.<br />

Auf <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Seiten haben<br />

wir im Artikel „Grenzenlose Fürsorge“<br />

<strong>de</strong>shalb für Sie zusammengestellt, auf<br />

was Sie bei <strong>de</strong>r Versicherung Ihrer Expatriates<br />

achten müssen und welche<br />

Konsequenzen ein nicht ausreichen<strong>de</strong>r<br />

Umsetzungsgrad <strong>de</strong>r fürsorgepflicht<br />

Richtlinien zu Hotels und Unterkünften<br />

Richtlinien zum Reisemanagement<br />

Buchung <strong>de</strong>r Reisen nur über<br />

zugelassene Reiseveranstalter<br />

Information <strong>de</strong>r Mitarbeiter über die<br />

Reisegrundsätze und Verfahren<br />

Versicherung für Entführungsfälle<br />

Mir-geht-es-gut-Regelung: Mitarbeiter<br />

mel<strong>de</strong>n sich nach Zwischenfällen<br />

Mitarbeiter unterschreiben, dass sie die<br />

Reiserisiken verstan<strong>de</strong>n haben<br />

Deutschland<br />

Versicherungsschutz auch haftungsrechtlich<br />

mit sich bringt.<br />

Sicherheitstrainings für Krisen<br />

Weitere Gefahrenquellen für ins Ausland<br />

entsandte Mitarbeiter sind politische<br />

Unruhen, Terroranschläge o<strong>de</strong>r<br />

auch Naturkatastrophen. Insbeson<strong>de</strong>re,<br />

wenn diese Risiken sich unerwartet realisieren,<br />

zeigt sich lei<strong>de</strong>r immer, wie<br />

wenig die entsandten Mitarbeiter auf<br />

Krisensituationen vorbereitet sind.<br />

Dabei kann gera<strong>de</strong> hier schon im<br />

Vorfeld eine später möglicherweise<br />

überlebenswichtige Sensibilisierung<br />

für Gefahren geschaffen und richtiges<br />

Verhalten trainiert wer<strong>de</strong>n (lesen Sie<br />

dazu auch unsere Beiträge auf <strong>de</strong>n Seiten<br />

20 und 21 f.). Während <strong>de</strong>r Entsendung<br />

unterstützen Assistance-Angebote<br />

das entsen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Unternehmen wie <strong>de</strong>n<br />

weltweit<br />

Die häufigsten Maßnahmen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Unternehmen zur Fürsorgepflicht beziehen<br />

sich auf Reiserichtlinien. Maßnahmen zum Schutz <strong>de</strong>r Mitarbeiter fehlen noch oft.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

97<br />

77<br />

85<br />

97<br />

84<br />

93<br />

93<br />

86<br />

27<br />

90<br />

83<br />

51<br />

17<br />

35<br />

27<br />

7<br />

31<br />

14<br />

3<br />

20<br />

65<br />

Europa<br />

Angaben in Prozent<br />

Quelle: INternational SOS<br />

„Richtlinien sind gut,<br />

aber Firmen sollten es<br />

nicht dabei belassen.<br />

Sie müssen ihre Mitarbeiter<br />

vor Ort aktiv<br />

schützen.“<br />

Dominik Schaerer, Geschäftsführer<br />

International SOS<br />

Expat bei Problemen. Dazu erklärt Marin<br />

Cubric von AGA International S. A.,<br />

Anbieter von Versicherungsprodukten<br />

und Beratungsservice für Expatriates:<br />

„Grundsätzlich stellt je<strong>de</strong> Naturkatastrophe<br />

eine starke konkrete Gefährdung<br />

dar, da sie we<strong>de</strong>r planbar noch ihre<br />

Auswirkungen abschätzbar sind. Daher<br />

sollte je<strong>de</strong>s Unternehmen, das Mitarbeiter<br />

entsen<strong>de</strong>t, mit Assistance-Lösungen<br />

für medizinische und sicherheitsrelevante<br />

Notfälle gewappnet sein.“<br />

So wur<strong>de</strong> von AGA zum Beispiel bei <strong>de</strong>r<br />

Nuklearkatastrophe von Fukushima im<br />

März 2011 für die Mitarbeiter <strong>de</strong>utscher<br />

Firmen in Japan und <strong>de</strong>n umgeben<strong>de</strong>n<br />

asiatischen Län<strong>de</strong>rn kurzfristig ein Service-<br />

und Notfallmanagement rund um<br />

das Thema „Strahlung und Strahlenerkrankung“<br />

aufgestellt. Über eine Telefon-<br />

Hotline konnten sich die Mitarbeiter medizinisch<br />

beraten und eine individuelle<br />

Risikoeinschätzung vornehmen lassen.<br />

Bei <strong>de</strong>m Krisenservice, <strong>de</strong>r damals einzigartig<br />

in Deutschland war, han<strong>de</strong>lte es<br />

sich um ein neu geschaffenes Produkt<br />

<strong>de</strong>r AGA für alle Unternehmen, die Reisen<strong>de</strong><br />

und Mitarbeiter in <strong>de</strong>n asiatischen<br />

Raum entsen<strong>de</strong>n.<br />

Und auch bei <strong>de</strong>r jüngsten Naturkatastrophe,<br />

Hurrican „Sandy“, erwiesen<br />

sich Assistance-Services als hilfreich.<br />

Schaerer berichtet: „Nach <strong>de</strong>m Sturm<br />

erreichten uns zahlreiche Anfragen von<br />

Firmen, die aufgrund <strong>de</strong>r zusammengebrochenen<br />

Kommunikationswege <strong>de</strong>n<br />

Kontakt zu ihren Mitarbeitern verloren<br />

hatten. Unser Team in New York konnte<br />

diese Personen ausfindig machen – in<br />

Hotels o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Häusern – und glücklicherweise<br />

<strong>de</strong>n Angehörigen o<strong>de</strong>r Kollegen<br />

mitteilen, dass sie wohlauf sind."<br />

personalmagazin 12 / 12


Die erste Krankenzusatzversicherung,<br />

mit <strong>de</strong>r das ganze Unternehmen gut dasteht.<br />

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Das ist smart versichert nach Schweizer Art. Zwei Dinge können im<br />

Wettbewerb um die Arbeitnehmer <strong>de</strong>r Zukunft entschei<strong>de</strong>nd sein: eine gute<br />

Unternehmenskultur und gute betriebliche Zusatzleistungen. CSS.business<br />

lässt Ihr Unternehmen in je<strong>de</strong>r Hinsicht besser dastehen als eine simple<br />

Krankenzusatzversicherung. Wir bieten Ihnen umfassen<strong>de</strong> Leistungen, die<br />

immer allen nützen und im Scha<strong>de</strong>nsfall wirklich helfen. Mit einzigartigen<br />

Services wie Interimsmanagement und Notfall-Assistance. Mehr Informa tionen<br />

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Ein Unternehmen <strong>de</strong>r<br />

Schweizer CSS Versicherungsgruppe


16 Titel_Auslandsentsendung<br />

Fürsorgepflicht ist grenzenlos<br />

ÜBERBLICK. Ob politische Unruhen, Verkehrsunfall o<strong>de</strong>r Infektion – oft sind Expatriates<br />

in kritischen Situationen nicht abgesichert. Dann stellt sich die Frage nach <strong>de</strong>r Haftung.<br />

Von Kaveh Tarbiat <br />

Nicht im Entferntesten hätte<br />

Peter B. geahnt, dass sein als<br />

Karriereschritt geplanter Auslandsaufenthalt<br />

<strong>de</strong>rart dramatische<br />

Folgen haben könnte. Mitsamt<br />

seiner Familie war <strong>de</strong>r Ingenieur für zwei<br />

Jahre nach Shanghai entsandt wor<strong>de</strong>n,<br />

als seine Gattin plötzlich an Malaria erkrankte.<br />

Tragisch en<strong>de</strong>te auch die Entsendung<br />

<strong>de</strong>r Kölner Architektin Petra W.,<br />

die einen Hotelkomplex auf Bali errichten<br />

sollte. Kaum war <strong>de</strong>r erste Spatenstich<br />

gefeiert, als ein Terroranschlag alle Pläne<br />

durchkreuzte. Ihr Arbeitgeber zeigte sich<br />

in dieser Situation völlig hilflos.<br />

Gesetze, welche die Arbeitgeber-Fürsorgepflicht<br />

regeln. Daran orientiert sich<br />

die EU; sie plant, ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Gesetz aus Großbritannien bald in europäisches<br />

Recht umzusetzen. Bei Vernachlässigung<br />

ihrer Pflichten drohen<br />

Arbeitgebern dann strafrechtliche Folgen:<br />

Geschäftsführer und Vorgesetzte<br />

von Expatriates müssten sich vor Gericht<br />

verantworten, wenn ihren im Ausland<br />

weilen<strong>de</strong>n Mitarbeitern etwas zustößt<br />

und sie nicht rechtzeitig auf mögliche Risiken<br />

hingewiesen und davor geschützt<br />

wor<strong>de</strong>n sind. Eine Pflichtverletzung<br />

kann <strong>de</strong>n Arbeitgeber letztlich teuer zu<br />

stehen kommen.<br />

Krankenversicherung genügt oft nicht<br />

In welch bedrohliche Situation Expatriates<br />

geraten können, zeigt das Beispiel<br />

<strong>de</strong>s oben genannten US-Amerikaners Peter<br />

B.: Ehe <strong>de</strong>r Ingenieur mit seiner Fa-<br />

Mittelstand vernachlässigt Sicherheit<br />

Wer glaubt, dass eine Entsendung ins<br />

Ausland immer sorgenfrei und problemlos<br />

vonstatten geht, <strong>de</strong>r irrt. Bei<br />

Auslandsentsendungen hat <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

die Pflicht, sich um die Sicherheit<br />

und die gesundheitliche Versorgung<br />

<strong>de</strong>r entsandten Mitarbeiter zu kümmern.<br />

Wer<strong>de</strong>n Mitarbeiter im Ausland<br />

krank, Opfer von Unfällen, Verbrechen<br />

o<strong>de</strong>r Katastrophen, liegt die Verantwortung<br />

beim Arbeitgeber, seiner Fürsorgepflicht<br />

nachzukommen. Doch gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>ren Umfang wird vom Arbeitgeber oft<br />

unterschätzt. Das gilt insbeson<strong>de</strong>re für<br />

mittelständische Unternehmen. Experten<br />

schätzen, dass lediglich 15 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Mittelständler hierzulan<strong>de</strong> hinreichend<br />

für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter<br />

im Ausland vorsorgen.<br />

In <strong>de</strong>n USA, Australien und Großbritannien<br />

gibt es bereits weitreichen<strong>de</strong><br />

Schnelle Hilfe ist im Ausland nicht immer zu bekommen – <strong>de</strong>r Arbeitgeber muss vorsorgen.<br />

personalmagazin 12 / 12


17<br />

© shutterstock.com / Monkey Business Images<br />

milie nach China aufbrach, versicherte<br />

ihm <strong>de</strong>r Arbeitgeber, ein Chemiekonzern<br />

aus Illinois, an seinem Standort gäbe es<br />

ein Krankenhaus, das im Notfall je<strong>de</strong>rzeit<br />

für <strong>de</strong>n Mitarbeiter und seine Familie<br />

zugänglich sei. Eines Tages erkrankte<br />

die Ehefrau, sie zeigte Symptome einer<br />

Malaria-Infektion. In <strong>de</strong>r besagten Klinik<br />

diagnostizierte man jedoch Dengue-<br />

Fieber und nahm sie stationär auf. <strong>Als</strong><br />

sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte,<br />

überwies man die Patientin in<br />

ein größeres Krankenhaus, das zwar<br />

mo<strong>de</strong>rner ausgestattet war, wo jedoch<br />

niemand Englisch sprach. Inzwischen<br />

schwebte die Frau in Lebensgefahr. Verzweifelt<br />

wandte sich <strong>de</strong>r Ingenieur nun<br />

an seinen Arbeitgeber, <strong>de</strong>r ihm „volle<br />

Unterstützung“ zusicherte, doch keinen<br />

praktischen Rat erteilen konnte. Erneut<br />

wur<strong>de</strong> die schwerkranke Patientin in ein<br />

an<strong>de</strong>res Krankenhaus verlegt, diesmal<br />

nach Hongkong, wo man unverzüglich<br />

die notwendige Therapie einleitete. Zu<br />

spät – die Frau verstarb.<br />

Kurze Zeit später traf sich <strong>de</strong>r Ingenieur<br />

mit seinem Arbeitgeber vor Gericht.<br />

Er klagte ihn an, seine Fürsorgepflicht<br />

gleich mehrfach verletzt zu haben: Laut<br />

Klageschrift fehlte jeglicher Notfallplan<br />

für Mitarbeiter im Auslandseinsatz, zu<strong>de</strong>m<br />

hatte <strong>de</strong>r Arbeitgeber nicht sofort<br />

Rettungsmaßnahmen veranlasst. Außer<br />

unterlassener Hilfe krei<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

seinem Arbeitgeber auch das Unvermögen<br />

an, zu gewährleisten, dass am<br />

Einsatzort die medizinische Versorgung<br />

gesichert ist. Letztlich bezichtigte er ihn<br />

<strong>de</strong>r Falschaussage, was die Qualität <strong>de</strong>r<br />

angeblich guten Klinik vor Ort betraf.<br />

Vor- und Nachsorge sind Pflicht<br />

An<strong>de</strong>rs in Deutschland: Hier wer<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen mit großer Nachsicht behan<strong>de</strong>lt<br />

- noch. Laut § 618 BGB besteht<br />

eine generelle Pflicht <strong>de</strong>s Arbeitgebers,<br />

<strong>de</strong>n Arbeitnehmer „nach Möglichkeit“<br />

vor Gefahren für Leben und Gesundheit<br />

zu schützen. Die Durchführung <strong>de</strong>r<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Maßnahmen ist in <strong>de</strong>n<br />

Arbeitsschutzgesetzen (ArbSchG) geregelt.<br />

Eine verpflichten<strong>de</strong> Maßnahme<br />

für je<strong>de</strong>s Unternehmen, das Mitarbeiter<br />

in Regionen entsen<strong>de</strong>t, wo „beson<strong>de</strong>re<br />

klimatische und gesundheitliche Belastungen“<br />

drohen, ist seit 1980 im sogenannten<br />

Berufsgenossenschaftlichen<br />

Ob die Krankenversicherung<br />

mit <strong>de</strong>m Einsatzland<br />

kompatibel ist,<br />

erfahren Expatriates<br />

und Betriebe meist erst<br />

im Scha<strong>de</strong>nsfall. Unternehmen<br />

verlieren hier<br />

schnell <strong>de</strong>n Überblick.<br />

Grundsatz 35 (G 35) nie<strong>de</strong>rgelegt. Dazu<br />

gehören arbeits- und reisemedizinische<br />

Vorsorgeuntersuchungen genauso wie<br />

Impfungen und eine medizinische Nachsorge<br />

nach Rückkehr <strong>de</strong>s Mitarbeiters.<br />

Die Sicherstellung <strong>de</strong>r medizinischen<br />

Versorgung im Aufenthaltsland ist noch<br />

keine Pflicht für <strong>de</strong>n Arbeitgeber, auch<br />

wenn eine solche Regelung durchaus<br />

empfehlenswert wäre.<br />

Fürsorgepflicht erstreckt sich damit<br />

auf ein breites Spektrum von Reiserisiken,<br />

die Gesundheit wie Sicherheit<br />

von Auslandsentsandten mitsamt ihrer<br />

Angehörigen elementar berühren.<br />

Nach Angaben von International SOS,<br />

einem Anbieter von Prävention und Krisenmanagement<br />

in Gesundheits- und<br />

Sicherheitsfragen, entfällt dabei auf<br />

Verkehrsunfälle, Herz- und Kreislauferkrankungen<br />

sowie Infektionen das weitaus<br />

größte Reiserisiko. Somit rückt eine<br />

optimale Versicherungslösung in <strong>de</strong>n<br />

Fokus, die Expatriates samt ihren mitreisen<strong>de</strong>n<br />

Angehörigen möglichst weitreichend<br />

schützt.<br />

In vielen Fällen bedarf es individueller<br />

Versicherungsangebote. An<strong>de</strong>rs als behauptet<br />

sind sogenannte „globale“ Versicherungslösungen<br />

nicht immer erste<br />

Wahl. Ob eine Krankenversicherung mit<br />

<strong>de</strong>m Einsatzland kompatibel ist, erfahren<br />

Expatriates und ihre Arbeitgeber meist<br />

erst im Scha<strong>de</strong>nsfall. Sich stets über die<br />

aktuellen lokalen Versicherungsgesetze<br />

<strong>de</strong>r Einsatzlän<strong>de</strong>r zu informieren, ist eine<br />

äußerst komplexe Aufgabe, für die es<br />

vor allem mittelständischen Firmen an<br />

Ressourcen mangelt. Bei <strong>de</strong>r Vielzahl<br />

an Anbietern und unterschiedlichen Tarifen<br />

verlieren Unternehmen hier nämlich<br />

schnell <strong>de</strong>n Überblick. Unabhängige<br />

Beratung wie sie zum Beispiel das Internet-Portal<br />

www.april-medibroker.<strong>de</strong><br />

offeriert, kann Firmen und ihre Expatriates<br />

<strong>de</strong>shalb vor unliebsamen Überraschungen<br />

schützen.<br />

Bürokratie bringt zusätzliche Probleme<br />

Neueste Untersuchungen zeigen, dass<br />

<strong>de</strong>r Versicherungsschutz nicht immer<br />

hält, was er verspricht. Laut einer britischen<br />

Studie vermuten knapp 40<br />

Prozent <strong>de</strong>r Arbeitgeber, dass die Absicherung<br />

ihrer Expatriates im Ausland<br />

nicht ausreicht. Einer Umfrage von Price<br />

Waterhouse Coopers unter Auslandsentsandten<br />

zufolge fühlen sich immerhin 60<br />

bis 70 Prozent <strong>de</strong>r Expatriates „falsch<br />

versichert“. Das beginnt mit typisch<br />

<strong>de</strong>utscher Bürokratie. Ein Expatriate,<br />

<strong>de</strong>r in Mexiko nach einem Autounfall<br />

Kostenbelege per Fax einreichen wollte,<br />

wur<strong>de</strong> barsch abgewiesen – es mussten<br />

unbedingt die Originaldokumente sein.<br />

Weil die Postwege in Mexiko unzuverlässig<br />

und zeitaufwendig sind, verschickte<br />

<strong>de</strong>r Manager die Dokumente per DHL –<br />

zu abenteuerlich hohen Kosten, <strong>de</strong>ren<br />

Erstattung ohne ständiges Nachhaken<br />

nicht möglich gewesen wäre.<br />

Doch nicht nur zähe Kostenerstattung<br />

und zu lange Bearbeitungsdauer frustrieren<br />

die Expatriates. Zusätzlich ist<br />

Ärger vorprogrammiert, weil Versicherungsmitarbeiter<br />

sich im konkreten Fall<br />

schlecht verständigen können und im<br />

Umgang mit fremdländischen Bescheinigungen<br />

unsicher sind. Grundsätzlich ist<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeber für die Erstattung von<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


18 Titel_Auslandsentsendung<br />

Studie<br />

Kosten bei Versorgungsplänen steigen<br />

Private Krankenversicherungen für Expats sind inzwischen fast Standard. Doch Unterschie<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r medizinischen Versorgung belasten das Kosten-Nutzen-Verhältnis.<br />

Helfen können internationale medizinische Versorgungspläne. Doch auch hier drohen<br />

erhöhte Kosten: Nach einer Studie von Mercer lagen für 20 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

die Kostensteigerungen zwischen elf und 15 Prozent. Grund ist neben <strong>de</strong>r komplexen<br />

Administration die Inflation bei <strong>de</strong>r medizinischen Versorgung, insbeson<strong>de</strong>re im Nahen<br />

Osten, in Indien und China sowie in Lateinamerika. (ks)<br />

Arzt- und Krankenhauskosten <strong>de</strong>s (gesetzlich<br />

krankenversicherten) Auslandsmitarbeiters<br />

in voller Höhe zuständig<br />

und haftbar. Das regelt § 17 <strong>de</strong>s fünften<br />

Sozialgesetzbuchs (SGB V.), in <strong>de</strong>m auch<br />

vermerkt ist, dass sich diese Pflicht <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers auch auf die mitversicherten<br />

Angehörigen aus<strong>de</strong>hnt.<br />

Allerdings erstattet die Krankenkasse<br />

Kosten maximal bis zu <strong>de</strong>r Höhe, die<br />

<strong>de</strong>m Mitarbeiter im Inland zusteht – in<br />

<strong>de</strong>r Regel eher auf <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>s Gastlan<strong>de</strong>s.<br />

Zu<strong>de</strong>m gilt <strong>de</strong>r Anspruch auf<br />

Leistungen <strong>de</strong>r Krankenversicherung<br />

lediglich für <strong>de</strong>n Zeitraum von 24 Monaten,<br />

und das auch nur in jenen Län<strong>de</strong>rn,<br />

mit <strong>de</strong>nen Deutschland ein Abkommen<br />

geschlossen hat: Neben <strong>de</strong>n EU-Staaten<br />

sowie <strong>de</strong>r Schweiz, Liechtenstein, Island<br />

und Norwegen auch Bosnien-Herzegovina,<br />

Israel, Kroatien, Marokko, Mazedonien,<br />

Montenegro, Serbien, Türkei und<br />

Tunesien. Reist <strong>de</strong>r Mitarbeiter in ein an<strong>de</strong>res<br />

Land, ist mit weiteren Einschränkungen<br />

zu rechnen. Deshalb schließen<br />

die meisten Arbeitgeber für Auslandsmitarbeiter,<br />

die Mitglied <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Krankenversicherung bleiben,<br />

eine private Zusatz- o<strong>de</strong>r Ergänzungsversicherung<br />

ab.<br />

Privat Krankenversicherte benötigen<br />

HPO<br />

ARBEITSHILFE<br />

Checkliste Vorbereitung, Betreuung im<br />

Ausland und Reintegration (HI547930)<br />

Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong> Personal<br />

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einen Wohnsitz in Deutschland, <strong>de</strong>nn<br />

ohne <strong>de</strong>utsche Kontaktadresse en<strong>de</strong>t<br />

das Versicherungsverhältnis. Es lassen<br />

sich jedoch immer geson<strong>de</strong>rte Vereinbarungen<br />

aushan<strong>de</strong>ln. Außerhalb <strong>de</strong>r EU<br />

kann <strong>de</strong>r Versicherer einen Beitragszuschlag<br />

verlangen. Kann die private Krankenversicherung<br />

nicht weitergeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, sollten Expatriates für die Zeit<br />

<strong>de</strong>r Abwesenheit eine Anwartschaftsversicherung<br />

abschließen. Sie gewährleistet,<br />

dass man nach seiner Rückkehr<br />

zu <strong>de</strong>n ursprünglichen Bedingungen<br />

wie<strong>de</strong>r in seinen alten Versicherungstarif<br />

einsteigen kann.<br />

Unterstützung auch bei Unruhen<br />

Doch die Fürsorgepflicht <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

gegenüber seinen im Ausland tätigen<br />

Mitarbeitern beschränkt sich nicht<br />

auf <strong>de</strong>n Erkrankungsfall im engeren<br />

Sinne. Auch für psychische Probleme<br />

im Berufsalltag muss <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

hinreichend Vorsorge treffen. Employee<br />

Assistance Programs (EAP), die Versicherungspakete<br />

ergänzen, können viel<br />

abfangen und bei Mobbing, Depression<br />

o<strong>de</strong>r einem drohen<strong>de</strong>n Burnout eine<br />

wertvolle Hilfe sein. Beson<strong>de</strong>rs wertvoll<br />

sind sie, wenn sie über krankenversicherungsrelevante<br />

Aspekte hinausgehen<br />

und auch bei Sicherheitsrisiken greifen.<br />

So können zum Beispiel bei Unruhen<br />

schnellstmöglich Maßnahmen eingeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n, um die Mitarbeiter und<br />

<strong>de</strong>ren Angehörige zu evakuieren o<strong>de</strong>r<br />

in an<strong>de</strong>rer Weise für ihre Sicherheit zu<br />

sorgen.<br />

Auf die Praxis, in <strong>de</strong>r Auslandsentsandte<br />

auch an Leib und Leben bedroht<br />

sein können, sind Versicherer, ihre<br />

Kun<strong>de</strong>n und insbeson<strong>de</strong>re Personaler,<br />

die meist für das Expat-Management<br />

verantwortlich zeichnen, oft nicht hinreichend<br />

vorbereitet. Von Glück re<strong>de</strong>n<br />

konnte Architektin Petra W., als sie im<br />

Frühjahr 2002 nach <strong>de</strong>m Anschlag auf<br />

Bali letztlich unversehrt nach Hause<br />

kam, nach<strong>de</strong>m vom Arbeitgeber keine<br />

Hilfe gekommen war.<br />

Notfallpläne, die bei konkretem Anlass<br />

reibungslos funktionieren, können<br />

sich Mittelständler von Konzernen abschauen.<br />

Wählt man die Notrufnummer<br />

eines <strong>de</strong>utschen Chemieunternehmens,<br />

setzt das eine minutiös vorbereitete Rettungsaktion<br />

in Gang. Wird ein Mitarbeiter<br />

Opfer eines Überfalls und benötigt<br />

dringend medizinische Hilfe, informiert<br />

die Nie<strong>de</strong>rlassung vor Ort die Klinik,<br />

dass alle Behandlungskosten komplett<br />

übernommen wer<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong> im März 2011<br />

ein Tsunami Japan heimsuchte, gelang<br />

es <strong>de</strong>m Konzern nicht nur, alle Mitarbeiter<br />

auf <strong>de</strong>m Weg dorthin aufzuhalten.<br />

Dank Kooperation mit einem spezialisierten<br />

Dienstleister wur<strong>de</strong>n auch alle<br />

in Japan Beschäftigten schnell in Sicherheit<br />

gebracht.<br />

Lei<strong>de</strong>r ist dieses Beispiel nicht repräsentativ<br />

für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft. Laut<br />

einer Benchmarking-Studie von International<br />

SOS, die rund 600 Unternehmen<br />

weltweit untersuchte, haben <strong>de</strong>utsche<br />

Firmen zwar ein stark ausgeprägtes<br />

Bewusstsein ihrer Fürsorgepflicht. Allerdings<br />

mangelt es häufig an <strong>de</strong>r praktischen<br />

Umsetzung. Zwar wer<strong>de</strong>n gute<br />

Richtlinien und Abläufe entwickelt. Dafür<br />

gibt es erhebliche Defizite bei <strong>de</strong>r<br />

Bewertung von Risiken, <strong>de</strong>r praktischen<br />

Vorbereitung Reisen<strong>de</strong>r sowie beim<br />

Schutz <strong>de</strong>r Mitarbeiter während <strong>de</strong>s Auslandsaufenthalts.<br />

Hier besteht großer<br />

Nachholbedarf. <br />

Kaveh TARBIAT ist Advisor<br />

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personalmagazin 12 / 12


19<br />

ÜBERBLICk<br />

Sozialversicherung und Auslandskrankenversicherung<br />

Die Übersicht zeigt, welche sozialversicherungsrechtlichen Regelungen für das betreffen<strong>de</strong> Entsen<strong>de</strong>gebiet einschlägig sind,<br />

ob eine Auslandskrankenversicherung notwendig ist und wo es weiterführen<strong>de</strong> Informationen im Internet gibt.<br />

Staaten innerhalb <strong>de</strong>r EWR (EU + EFTA): Belgien, Bulgarien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island,<br />

Italien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schwe<strong>de</strong>n,<br />

Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Großbritannien, Zypern<br />

Staaten <strong>de</strong>r Europäischen Union, <strong>de</strong>s Europäischen Wirtschaftsraums und <strong>de</strong>r Schweiz:<br />

Notwendig sind Bescheinigung A1 und Anträge auf Abschluss einer Ausnahmevereinbarung und zu Übergangsbestimmungen<br />

• bei einer Entsendung in einen an<strong>de</strong>ren Mitgliedstaat,<br />

• wenn die Erwerbstätigkeit gewöhnlich in mehreren Mitgliedstaaten ausgeübt wird,<br />

• wenn eine Ausnahmevereinbarung über die weitere Anwendung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Rechtsvorschriften geschlossen wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

• wenn eine Übergangsregelung anwendbar ist.<br />

Entsendung in einen an<strong>de</strong>ren Mitgliedstaat<br />

Bei Entsendung für voraussichtlich maximal 24 Monate ist für die Prüfung, ob während dieser Zeit weiterhin die <strong>de</strong>utschen Rechtsvorschriften<br />

über soziale Sicherheit gelten und die Ausstellung <strong>de</strong>r Bescheinigung A1 in Deutschland zuständig:<br />

• die gesetzliche Krankenkasse, bei <strong>de</strong>r die Person versichert ist,<br />

• <strong>de</strong>r Träger <strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung, wenn die Person nicht gesetzlich krankenversichert ist,<br />

• die Arbeitsgemeinschaft Berufsständischer Versorgungseinrichtungen e. V., wenn die Person nicht gesetzlich krankenversichert und<br />

wegen Mitgliedschaft bei einer berufsständischen Versorgungseinrichtung von <strong>de</strong>r Rentenversicherungspflicht befreit ist.<br />

Eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung ist nicht zwingend notwendig, aber empfehlenswert, da selbst innerhalb <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Union schon erhebliche Unterschie<strong>de</strong> bestehen.<br />

Onlinetipp: www.dvka.<strong>de</strong>/oeffentlicheSeiten/ArbeitenAusland/MerkblaetterArbeiten/Auswahl883.htm<br />

Weitere Staaten mit SV-Abkommen: Australien, Bosnien-Herzegowina, Chile, China, Indien, Israel, Japan, Kanada, Korea, Kroatien,<br />

Marokko, Mazedonien, Montenegro, Serbien, Türkei, Tunesien, USA<br />

Trotz Ähnlichkeiten mit <strong>de</strong>n Regelungen zu <strong>de</strong>n EWR-Staaten besteht mit je<strong>de</strong>m Staat ein eigenes individuelles Abkommen. Dessen<br />

Regelungen sind in Bezug auf die Dauer <strong>de</strong>r Entsendung und die erfassten Zweige <strong>de</strong>r Sozialversicherung zu beachten.<br />

Eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung sollte für <strong>de</strong>n Zeitraum <strong>de</strong>r Entsendung abgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Bei einigen Abkommen<br />

ist <strong>de</strong>r Zweig <strong>de</strong>r Krankenversicherung nicht mit einbezogen.<br />

Onlinetipp: www.dvka.<strong>de</strong>/oeffentlicheSeiten/ArbeitenAusland/MerkblaetterArbeiten/MerkblaetterAbkommen.htm<br />

Staaten ohne Abkommen, zum Beispiel Argentinien, Brasilien, Neuseeland, Südafrika, Indonesien<br />

Für alle oben nicht genannten Staaten bestehen keine Abkommen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r sozialen Sicherheit. Für die Versicherungspflicht<br />

in <strong>de</strong>r gesetzlichen Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung gilt die innerstaatlich <strong>de</strong>utsche Vorschrift über<br />

die Ausstrahlung (§ 4 SGB IV). Die Prüfung obliegt <strong>de</strong>r bisher zuständigen Einzugsstelle (Krankenkasse), für die gesetzliche Unfallversicherung<br />

<strong>de</strong>m Unfallversicherungsträger. Daneben können gesetzliche Vorschriften in Bezug auf die soziale Sicherheit <strong>de</strong>s Beschäftigungslan<strong>de</strong>s<br />

gelten (Doppelversicherung möglich, zum Beispiel Brasilien, Indonesien o<strong>de</strong>r Südafrika). Dies gilt auch für die von <strong>de</strong>n<br />

Abkommen über soziale Sicherheit nicht erfassten Zweige <strong>de</strong>r sozialen Sicherheit.<br />

Tipp: Kontaktieren Sie für die Prüfung <strong>de</strong>r Versicherungspflicht o<strong>de</strong>r Versicherungsberechtigung die oben genannten Stellen (Krankenkassen<br />

und Unfallversicherungsträger).<br />

Bei allen Staaten, mit <strong>de</strong>nen keine Abkommen geschlossen wur<strong>de</strong>n, ist die zusätzliche Auslandskrankenversicherung zwingend für <strong>de</strong>n<br />

Zeitraum <strong>de</strong>r Entsendung abzuschließen.<br />

Onlinetipp: www.dvka.<strong>de</strong>/oeffentlicheSeiten/ArbeitenAusland/MerkblaetterArbeiten/WeitereStaaten.htm<br />

Quelle: RObert Knemeyer<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


20 titel_AUSLANDSENTSENDUNG<br />

„Arbeitgeber muss Risiko prüfen“<br />

INTERVIEW. Wie viel Risiko ist <strong>de</strong>m Arbeitnehmer zumutbar? Wann muss ein Arbeitgeber<br />

die Entsendung abbrechen? Wir fragten nach <strong>de</strong>n Einzelheiten <strong>de</strong>r Arbeitgeberpflichten.<br />

personalmagazin: „Erneute Unruhen in<br />

Kairo.“ Was raten Sie einem Personalleiter,<br />

<strong>de</strong>r diese Schlagzeilen liest und<br />

gera<strong>de</strong> einige Mitarbeiter als Monteure<br />

nach Ägypten entsandt hat?<br />

Barbara Reinhard: Der Personalleiter<br />

sollte zunächst sorgfältig prüfen, ob<br />

es sich um einen „Zeitungsaufmacher“<br />

han<strong>de</strong>lt o<strong>de</strong>r tatsächlich erhöhte<br />

Sicherheitsrisiken bestehen. <strong>Als</strong> objektiver<br />

Prüfungsmaßstab können die<br />

Reise- und Sicherheitshinweise <strong>de</strong>s<br />

Auswärtigen Amts herangezogen wer<strong>de</strong>n,<br />

mit <strong>de</strong>nen das Auswärtige Amt auf<br />

beson<strong>de</strong>re Risiken für Reisen<strong>de</strong> und im<br />

Ausland leben<strong>de</strong> Deutsche aufmerksam<br />

macht. Sie können die Empfehlung<br />

enthalten, auf Reisen zu verzichten<br />

o<strong>de</strong>r sie einzuschränken. Eine solche<br />

Empfehlung hat auch ein Arbeitgeber<br />

unbedingt zu beachten, <strong>de</strong>nn ihn treffen<br />

sowohl aufgrund <strong>de</strong>r arbeitsvertraglichen<br />

Fürsorgepflicht als auch <strong>de</strong>r<br />

öffentlich-rechtlichen Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsschutzgesetzes beson<strong>de</strong>re<br />

Pflichten zu Hinweisen, Anweisungen<br />

o<strong>de</strong>r Vorsorgemaßnahmen gegenüber<br />

<strong>de</strong>n entsandten Mitarbeitern. So sind<br />

diese zumin<strong>de</strong>st über eine verän<strong>de</strong>rte<br />

Sicherheitslage ausreichend zu informieren.<br />

Zu<strong>de</strong>m hat <strong>de</strong>r Personalleiter zu<br />

prüfen, ob die Sicherheitsvorkehrungen<br />

für die Mitarbeiter vor Ort und die Vorbereitung<br />

auf <strong>de</strong>n Auslandseinsatz im<br />

Hinblick auf die verän<strong>de</strong>rten Umstän<strong>de</strong><br />

noch genügen, um einen hinreichen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitsschutz zu gewährleis ten.<br />

Dr. Barbara Reinhard<br />

ist Fachanwältin für Arbeitsrecht und<br />

Partnerin bei Kliemt & Vollstädt in Frankfurt.<br />

personalmagazin: Wann ist <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

verpflichtet, Mitarbeiter wegen eines Sicherheitsrisikos<br />

sofort aus <strong>de</strong>m Ausland<br />

zurückzuholen?<br />

Reinhard: Greift man die Wertungsstufen<br />

<strong>de</strong>s Auswärtigen Amts auf, so besteht<br />

eine „Rückholpflicht“ spätestens dann,<br />

wenn das Auswärtige Amt eine sogenannte<br />

Reisewarnung ausgibt. Dabei<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um einen dringen<strong>de</strong>n<br />

Appell, Reisen in ein Land o<strong>de</strong>r in eine<br />

Region eines Lan<strong>de</strong>s zu unterlassen. Das<br />

Auswärtige Amt spricht diese Warnung<br />

nur aus, wenn aufgrund einer akuten<br />

Gefahr für Leib und Leben vor Reisen in<br />

ein Land o<strong>de</strong>r in eine bestimmte Region<br />

eines Lan<strong>de</strong>s gewarnt wer<strong>de</strong>n muss. In<br />

einem solchen Fall kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

seinen Mitarbeitern nicht die Wahl<br />

lassen, ob sie sich „in Gefahr begeben<br />

wollen“ – so wie es einem Mitarbeiter<br />

auch nicht freisteht, ob er einen Schutzhelm<br />

trägt.<br />

personalmagazin: Und wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

untätig bleibt?<br />

Reinhard: Verletzt ein Arbeitgeber die arbeitsvertragliche<br />

Fürsorgepflicht und<br />

arbeitschutzrechtliche Vorschriften,<br />

können ihn Scha<strong>de</strong>nsersatzpflichten<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Mitarbeiter o<strong>de</strong>r seinen<br />

Angehörigen treffen. Hinzu kommen<br />

sonstige finanzielle Risiken (Lösegeldzahlungen<br />

bei Entführungen, Rücktransport-<br />

und Einsatzkosten) sowie<br />

die Gefahr eines nicht unerheblichen<br />

Reputationsscha<strong>de</strong>ns. Han<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

schuldhaft, greifen auch<br />

Versicherungen gegebenenfalls nur unzureichend<br />

ein.<br />

personalmagazin: Was kann ein Arbeitnehmer<br />

machen, wenn er die Situation im<br />

Ausland als gefährlich einschätzt, <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber aber lieber noch abwarten<br />

möchte, bevor er die Entsendung abbricht?<br />

Reinhard: Ein Arbeitnehmer kann in<br />

letzter Konsequenz eine fristlose Eigenkündigung<br />

aussprechen, wenn <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber trotzt Rüge und Hinweis<br />

keinen hinreichen<strong>de</strong>n Arbeitsschutz<br />

gewährt. Auf <strong>de</strong>n Auslandsfall übertragen<br />

wäre aber – je nach <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Einzelfalls – zunächst eine Rückreiseanfrage<br />

o<strong>de</strong>r die Anfrage zu Sicherheitsvorkehrungen<br />

vor Ort angemessen.<br />

Zu<strong>de</strong>m kann die Arbeitsleistung – vorübergehend<br />

– aufgrund <strong>de</strong>r Umgebungsumstän<strong>de</strong><br />

unzumutbar sein, so dass<br />

<strong>de</strong>m Arbeitnehmer ein Leistungsver-<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


21<br />

weigerungsrecht zusteht, ohne dass er<br />

zugleich das Arbeitsverhältnis kündigen<br />

muss. Die Angemessenheit <strong>de</strong>r Arbeitnehmerreaktion<br />

wird zu<strong>de</strong>m auch<br />

danach zu beurteilen sein, ob erhöhte<br />

Risiken zwangsläufig mit <strong>de</strong>r vereinbarten<br />

Tätigkeit einhergehen. So kann ein<br />

aus Krisengebieten berichten<strong>de</strong>r Journalist<br />

nicht fristlos unter Hinweis auf die<br />

Risiken in einem Krisengebiet kündigen.<br />

<strong>de</strong>n Nachweis, dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber alle<br />

notwendigen Vorkehrungen im Sinne<br />

eines effektiven Arbeitsschutzes getroffen<br />

hat. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter<br />

häufig ins Ausland entsen<strong>de</strong>n, fassen<br />

allgemeine Verhaltensmaßstäbe und<br />

eigene Pflichten auch in Richtlinien zusammen,<br />

um eine klare Leitlinie zu kommunizieren,<br />

vergleichbar zu Ethik- o<strong>de</strong>r<br />

Compliance-Richtlinien. <br />

Das Interview führte Thomas Muschiol.<br />

personalmagazin: Gibt es Möglichkeiten,<br />

sich auf solche Situationen arbeitsvertraglich<br />

vorzubereiten?<br />

Reinhard: Die Fürsorgepflicht wie die arbeitsschutzrechtliche<br />

Pflicht zur Gefährdungsanalyse<br />

zwingen <strong>de</strong>n Arbeitgeber,<br />

beson<strong>de</strong>re Risiken eines Auslandseinsatzes<br />

zu prüfen und die entsandten Mitarbeiter<br />

angemessen auf die beson<strong>de</strong>ren<br />

Auslandsanfor<strong>de</strong>rungen vorzubereiten.<br />

Der Arbeitgeber hat daher die Mitarbeiter<br />

zu informieren, sich um eine angemessen<br />

Gesundheitsvorsorge, zum Beispiel<br />

Impfschutz, zu kümmern, in Krisengebieten<br />

ein Sicherheitstraining anzubieten<br />

und schließlich auch auf interkulturelle<br />

Sicher heitsrisiken hinzuweisen.<br />

personalmagazin: Was kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

im Einzelnen praktisch tun?<br />

Reinhard: Arbeitgeber sollten zunächst<br />

<strong>de</strong>n zuständigen Vorgesetzten Checklisten<br />

an die Hand geben. Anhand dieser<br />

und allgemein festgelegter Verfahrensschritte<br />

wer<strong>de</strong>n Mitarbeiter vor <strong>de</strong>r Entsendung<br />

vorbereitet und abgesichert.<br />

Verhaltens- und Gesundheitsschutzhinweise<br />

können schriftlich zusammengefasst<br />

wer<strong>de</strong>n. Einzelmaßnahmen wie die<br />

Übergabe solcher Hinweise, Sicherheitstrainings,<br />

interkulturelle Schulungen<br />

o<strong>de</strong>r Sicherheitsmaßnahmen vor Ort<br />

sollten dokumentiert wer<strong>de</strong>n. Zu diesen<br />

Maßnahmen können eine medizinische<br />

Unterstützung vor Ort, die Beauftragung<br />

von Sicherheitsdiensten, Anweisungen<br />

im Fall einer Krise o<strong>de</strong>r weitere Schutzmaßnahmen<br />

(Versicherungsschutz,<br />

Rückreisemöglichkeiten) zählen. Die Dokumentation<br />

erleichtert im Extremfall<br />

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12 / 12 personalmagazin


22 Titel_Auslandsentsendung<br />

Sechs Schritte zur Vorbereitung<br />

Handlungsanleitung. Aufgrund <strong>de</strong>r hohen Komplexität von Entsendungen ist eine<br />

gründliche Vorbereitung essenziell. Wir zeigen, was Unternehmen tun müssen.<br />

Von Jürgen Hei<strong>de</strong>nreich<br />

Was es bei Auslandsentsendungen<br />

alles zu be<strong>de</strong>nken<br />

gibt, ist nicht immer auf<br />

<strong>de</strong>n ersten Blick ersichtlich.<br />

In sechs Schritten kommen Sie von<br />

<strong>de</strong>r ersten Planung bis zur Entsendung.<br />

Schritt eins: Frühzeitig planen<br />

Geben Sie sich ausreichend Zeit für<br />

ein umfassen<strong>de</strong>s Reise- und Risikomanagement.<br />

In einem mittelständischen<br />

Unternehmen mit rund 150 Reisen<strong>de</strong>n<br />

(Geschäftsreisen<strong>de</strong> und Expatriates) ist<br />

ein Jahr Projektdauer nicht ungewöhnlich,<br />

bei größeren Unternehmen kann es proportional<br />

mehr wer<strong>de</strong>n. Dabei sind kleine<br />

Schritte besser als gar keine Aktivitäten.<br />

Schritt zwei: Informationen sammeln<br />

Am Anfang steht die systematische Erfassung,<br />

welche Personen o<strong>de</strong>r Bereiche<br />

im Unternehmen für die folgen<strong>de</strong>n<br />

Themen zuständig sind: Personal, Versicherungen,<br />

Recht, Sicherheit, Reisemanagement<br />

und Gesundheit. Diese<br />

Bereiche müssen einige Grundinformationen<br />

zusammentragen.<br />

• Personalbereich: Wie viele Reisen<strong>de</strong><br />

mit welchen Hauptreisezielen gab es im<br />

Vorjahr; wie viele wer<strong>de</strong>n in Zukunft erwartet;<br />

welche Län<strong>de</strong>r sind betroffen?<br />

•Versicherungsexperten: Name und Sitz<br />

<strong>de</strong>r (Auslands-) Krankenversicherung(en),<br />

die Zahl eventueller Versicherungsfälle<br />

im Vorjahr und die Probleme <strong>de</strong>r letzten<br />

drei Jahre mit Versicherern, Versicherten<br />

o<strong>de</strong>r Kassen<br />

• Security-Bereich: Welche Verträge be-<br />

stehen mit (externen) Sicherheits- o<strong>de</strong>r<br />

medizinischen Assistance-Unternehmen;<br />

wie viele Sicherheitsfälle welcher<br />

Art wur<strong>de</strong>n im Vorjahr gemel<strong>de</strong>t; wie<br />

waren externe Dienstleister involviert?<br />

• Reisemanagement: Name und Sitz <strong>de</strong>r<br />

Reisebüros sowie Kooperationen mit Hotel-Buchungsportalen;<br />

Reiserichtlinien<br />

• Betriebsärztlicher Dienst: Einhaltung<br />

<strong>de</strong>r Impfvorschriften für die Ziel<strong>de</strong>stinationen;<br />

Durchführung <strong>de</strong>r G-35-<br />

Untersuchungen; Evakuierungsfälle beziehungsweise<br />

Repatriierungsfälle<br />

• Rechtsbereich: Musterverträge für alle<br />

möglichen arbeitsvertraglichen Regelungen<br />

(Ein- und Zweivertragsmo<strong>de</strong>ll,<br />

Übertritts- und Mehrvertragsmo<strong>de</strong>ll).<br />

Schritt drei: Workshop zum Status quo<br />

In einem Workshop mit min<strong>de</strong>stens drei<br />

<strong>de</strong>r oben genannten Personen o<strong>de</strong>r Bereichen<br />

wird eine Status-quo-Analyse erstellt.<br />

Ziel dieses Workshops ist ferner:<br />

• Eine Risiko-Län<strong>de</strong>rkategorisierung einzuführen<br />

(medizinisches und Sicherheitsrisiko<br />

in <strong>de</strong>n Ziellän<strong>de</strong>rn einschätzen)<br />

• Reiserichtlinien (auch zu eingeschränkter<br />

Reisetätigkeit in Risiko-Zielgebiete<br />

und Impfvorschriften) anzupassen<br />

• Reisebuchung und Visabeantragung<br />

zu optimieren<br />

• Versicherungsverträge mit einer weltweit<br />

tätigen medizinischen Assistance<br />

abzuschließen, die auch eine Datenbank<br />

mit Krankenhäusern und Ärzten vorhält.<br />

Schritt vier: Projektgruppe einsetzen<br />

Eine Projektgruppe aus min<strong>de</strong>stens drei<br />

<strong>de</strong>r am Workshop beteiligten Personen<br />

o<strong>de</strong>r Bereichen kann das Delta an nicht<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Maßnahmen aufbereiten.<br />

Bausteine, die intern abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

können, sollten Sie sofort in Angriff nehmen.<br />

Dazu zählen die Einrichtung einer<br />

7/24-Notrufnummer für alle Reisen<strong>de</strong>n,<br />

die Veröffentlichung von Informationen<br />

und Informationsquellen zum Thema<br />

Sicherheit und die medizinische Versorgung<br />

auf Reisen (im Intranet o<strong>de</strong>r<br />

in einer Broschüre). Auch Medizin- und<br />

Sicherheitsrisikoprofile <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Zielgebiete, ein Krisenhandbuch o<strong>de</strong>r<br />

Krisenleitfa<strong>de</strong>n gehören dazu.<br />

Schritt fünf: Ausschreibung an Externe<br />

Für alle weiteren Maßnahmen bietet sich<br />

eine Ausschreibung an externe Dienstleister<br />

an. Dabei sollten Sie gera<strong>de</strong> vor<br />

einer Erstentsendung Unternehmen <strong>de</strong>r<br />

gleichen Branche, Größe und Region kontaktieren<br />

und eine Benchmark-Analyse<br />

durchführen. Auch eine externe (Ausschreibungs-)Beratung<br />

kann sinnvoll<br />

sein.<br />

Schritt sechs: Versicherungen<br />

Zu <strong>de</strong>n notwendigen Versicherungen<br />

zählen neben <strong>de</strong>r Auslandskrankenversicherung<br />

eine Gruppenreiseversicherung<br />

und eine spezielle Auslandsunfallversicherung,<br />

wenn <strong>de</strong>r Mitarbeiter zeitlich<br />

unbegrenzt im Ausland eingesetzt wird<br />

o<strong>de</strong>r nur wegen <strong>de</strong>s Auslandseinsatzes<br />

eingestellt wur<strong>de</strong>.<br />

Jürgen Hei<strong>de</strong>nreich<br />

ist Fachreferent bei <strong>de</strong>r<br />

Techniker Krankenkasse und<br />

Fachbuchautor.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


Der <strong>de</strong>mografische Wan<strong>de</strong>l führt dazu, dass Fachkräfte in Deutschland<br />

immer knapper wer<strong>de</strong>n. Wie Sie sich jetzt darauf einstellen und Chancen<br />

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24 Titel_Auslandsentsendung<br />

Sinne schärfen, Ruhe bewahren<br />

Praxis. Die größte Gefahr in unsicheren Regionen ist eigene Unwissenheit. Mit einem<br />

interkulturellen Sicherheitstraining wer<strong>de</strong>n Mitarbeiter auf <strong>de</strong>n Ernstfall vorbereitet.<br />

Von Anne-Katrin Schulz <br />

Anfang dieses Jahres sind innerhalb<br />

von zwei Wochen drei<br />

<strong>de</strong>utsche Auslandsentsandte<br />

entführt wor<strong>de</strong>n: Ein Ingenieur<br />

eines <strong>de</strong>utschen Bauunternehmens<br />

in Nigeria, <strong>de</strong>r später tot aufgefun<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>, ein Entwicklungshelfer <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Welthungerhilfe in Pakistan<br />

und ein UN-Mitarbeiter im Jemen. Kurz<br />

zuvor waren <strong>de</strong>utsche Touristen in Äthiopien<br />

verschleppt und getötet wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Statistiken bestätigen: Weltweit<br />

nimmt die Zahl <strong>de</strong>r Entführungen von<br />

Geschäftsreisen<strong>de</strong>n und Expatriates zu.<br />

Allein zwischen 1998 und 2008 hat sich<br />

ihre Zahl laut <strong>de</strong>r auf Entführungen spezialisierten<br />

Versicherungsgesellschaft<br />

Hiscox verdoppelt. Nach Chinesen und<br />

Franzosen sind Deutsche am häufigsten<br />

Opfer von Kidnapping.<br />

Dieser dramatische Trend geht einher<br />

mit einer zunehmen<strong>de</strong>n weltweiten<br />

Produktion und globalem Han<strong>de</strong>l. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

Deutschland als eine <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />

Exportnationen <strong>de</strong>r Welt hat<br />

zahlreiche kleine, mittelständische und<br />

große Unternehmen, die international tätig<br />

sind. Auch in Krisenregionen machen<br />

<strong>de</strong>utsche Firmen Geschäfte. Dienstreisen<br />

und Auslandseinsätze in Risikolän<strong>de</strong>rn<br />

o<strong>de</strong>r Krisenregionen sind <strong>de</strong>shalb immer<br />

öfter an <strong>de</strong>r Tagesordnung.<br />

Die Sicherheitslage in Krisenregionen<br />

kann sich innerhalb weniger Stun<strong>de</strong>n<br />

än<strong>de</strong>rn, wie jüngst die Aufstän<strong>de</strong> in Afghanistan<br />

und Pakistan nach Veröffentlichung<br />

<strong>de</strong>r Mohammed-Vi<strong>de</strong>os zeigten.<br />

Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n aus jahrzehntelang<br />

als relativ stabil eingestuften Län<strong>de</strong>rn<br />

(wie im Fall von Tunesien und Ägypten<br />

im Zuge <strong>de</strong>s Arabischen Frühlings) quasi<br />

über Nacht Risikogebiete. Des Weiteren<br />

sind entsandte Mitarbeiter in vielen<br />

Län<strong>de</strong>rn einem erhöhten Risiko ausgesetzt,<br />

Opfer von Gewaltkriminalität zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Es sind Risiken wie Car-Napping,<br />

Express-Kidnaps, Raub o<strong>de</strong>r einfach<br />

Diebstahl, die etwa in Län<strong>de</strong>rn wie<br />

Südafrika, Brasilien und Mexiko an <strong>de</strong>r<br />

Tagesordnung sind.<br />

Haftungsrisiko: Aufklärung über<br />

politisch-gesellschaftliche Unruhen<br />

Die rechtlichen Grenzen <strong>de</strong>r Fürsorgepflicht<br />

<strong>de</strong>s Arbeitgebers bei Auslandseinsätzen<br />

sind noch immer fließend. Aber<br />

fest steht: Im Fall <strong>de</strong>r Fälle steht das<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r Haftung, wenn ein<br />

Mitarbeiter während seines (kurz- o<strong>de</strong>r<br />

mittelfristigen) Auslandsaufenthalts in<br />

einem als risikoreich eingeschätzten<br />

Land entführt wird und sich im Nachhinein<br />

herausstellt, dass sein Unternehmen<br />

das Risiko unterschätzt und die<br />

Sorgfaltspflichten verletzt hat. Firmen,<br />

die ihre Geschäftsreisen<strong>de</strong>n und Expatriates<br />

umfassend auf ihre Tätigkeit in<br />

kritischen Staaten vorbereiten, min<strong>de</strong>rn<br />

nicht nur das Haftungsrisiko, son<strong>de</strong>rn<br />

auch <strong>de</strong>n Unsicherheitsfaktor.<br />

Die Praxis zeigt: Viele Fälle – von<br />

Raub über Erpressung bis hin zu<br />

Express entführungen von Geschäftsreisen<strong>de</strong>n<br />

– lassen sich durch eine professionelle<br />

Vorbereitung und vorbeugen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen verhin<strong>de</strong>rn. Wer mit lan<strong>de</strong>stypischen<br />

Sitten und <strong>de</strong>r politischen<br />

Situation einer Region vertraut ist, gerät<br />

seltener in Schwierigkeiten. Die Angebote<br />

zur Vorbereitung von Mitarbeitern<br />

auf einen Auslandseinsatz sind ebenso<br />

zahlreich wie unterschiedlich – sie reichen<br />

von <strong>de</strong>n klassischen Relocation-Angeboten<br />

über interkulturelles Training<br />

mit lan<strong>de</strong>skundlichen Informationen<br />

zur Erarbeitung interkultureller Kompetenzen<br />

bis hin zum echten Sicherheitstraining<br />

für Gefahrensituationen.<br />

Die auf Entsen<strong>de</strong>beratung spezialisierte<br />

BDAE-Gruppe hat nun gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>m Sicherheitsdienstleister Result<br />

Group ein kombiniertes Sicherheits- und<br />

Buchen Sie in Län<strong>de</strong>rn<br />

mit Terrorrisiko nie Zimmer<br />

im ersten, zweiten<br />

o<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>m sechsten<br />

Stock. Unten ist die<br />

Druckwelle von Bomben<br />

am stärksten, oben die<br />

Rettung erschwert.<br />

interkulturelles Training entwickelt, das<br />

anhand von Hintergrundinfos, Fakten<br />

und praktischen Übungen, Mitarbeiter<br />

im Ausland sowohl auf potenzielle interkulturelle<br />

Konflikte als auch konkrete<br />

Gefahrensituationen vorbereitet.<br />

Ziel <strong>de</strong>s Trainings ist es, die Teilnehmer<br />

dafür zu sensibilisieren, dass die<br />

größte Gefahr in Krisenregionen von <strong>de</strong>r<br />

personalmagazin 12 / 12


25<br />

eigenen Unwissenheit ausgeht. Der interkulturelle<br />

Teil <strong>de</strong>s zweitägigen Trainings<br />

dient dazu, die eigene kulturelle Brille<br />

abzunehmen und die <strong>de</strong>s Gastlands<br />

aufzusetzen. Dies geschieht durch einen<br />

hohen partizipativen Anteil. Mithilfe<br />

von Simulationen, Übungen und Gruppenarbeiten<br />

sollen Inhalte nicht nur<br />

verstan<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn selbst erlernt und<br />

erfahren wer<strong>de</strong>n, damit alle Teilnehmer<br />

das neu Gelernte verinnerlichen und in<br />

Folge selbst leichter umsetzen können.<br />

Ergänzend dazu folgt ein theoretischer<br />

Teil über die Kulturstandards und Sitten<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Gastlands.<br />

Am zweiten Trainingstag fin<strong>de</strong>t die<br />

Sicherheitsschulung statt. Diese besteht<br />

aus einem theoretischen und einem<br />

praktischen Teil. In <strong>de</strong>r Theorie sollen<br />

die Geschäftsreisen<strong>de</strong>n und Expats vor<br />

allem dafür sensibilisiert wer<strong>de</strong>n, welche<br />

Risiken sie im entsprechen<strong>de</strong>n Aufenthaltsland<br />

erwarten. Dabei geht es um<br />

Fragen, welches Hotel in welcher Region<br />

am sichersten ist, welche Verkehrsmittel<br />

besser nicht genutzt wer<strong>de</strong>n sollten o<strong>de</strong>r<br />

wie man sich auf Flughäfen bewegt. So<br />

sollten Geschäftsreisen<strong>de</strong> beispielsweise<br />

in Län<strong>de</strong>rn mit einem terroristischen<br />

Risiko niemals ein Hotelzimmer im ersten,<br />

zweiten o<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>m sechsten<br />

Stock buchen. Die Begründung <strong>de</strong>r Experten:<br />

Im Falle eines Bombenanschlags<br />

wie 2008 in Mumbai im Taj Mahal Palace<br />

Hotel ist die Druckwelle in <strong>de</strong>n Zimmern<br />

<strong>de</strong>r unteren Etagen am stärksten.<br />

Ab <strong>de</strong>r sechsten Etage sind wie<strong>de</strong>rum<br />

Feuerwehrleistungen nur eingeschränkt<br />

möglich. Reisen<strong>de</strong> sollten überdies niemals<br />

ihren Pass an <strong>de</strong>r Rezeption hinterlassen,<br />

auch wenn dies gefor<strong>de</strong>rt wird.<br />

Für <strong>de</strong>n Notfall muss <strong>de</strong>r Original-Pass<br />

schnell zur Hand sein.<br />

Unerwartete Checkpoint-Situation: Gut, wenn je<strong>de</strong>r weiß, wie er sich verhalten soll.<br />

Ruhiges Verhalten kann Überlebenschancen<br />

sichern<br />

Ein weiteres Beispiel: In Län<strong>de</strong>rn mit einer<br />

hohen Korruption kann es häufig zu<br />

sogenannten „Checkpoint-Situationen“<br />

kommen. Dies sind Straßensperren mit<br />

Polizisten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Sicherheitskräften,<br />

die Autos anhalten. In <strong>de</strong>r Regel<br />

verlangen diese ein Schmiergeld,<br />

damit <strong>de</strong>r Wagen passieren darf. Dann<br />

gilt: Sich normal und ruhig verhalten,<br />

keine schnellen Bewegungen vollziehen,<br />

da meistens eine Person mit Waffe am<br />

Anschlag die Situation beobachtet und<br />

nervös wer<strong>de</strong>n könnte. Verlangen die<br />

Kontrolleure tatsächlich Schmiergeld, so<br />

sollte dieses so übergeben wer<strong>de</strong>n, dass<br />

<strong>de</strong>m Opfer möglichst keine Bestechung<br />

unterstellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Der praktische Teil <strong>de</strong>s Sicherheitstrainings<br />

besteht aus nachgestellten Situationen<br />

und Verhaltungsübungen für<br />

Krisensituationen. Dort stellen die ausgebil<strong>de</strong>ten<br />

Trainer (in <strong>de</strong>r Regel ehemalige<br />

Spezialkräfte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr o<strong>de</strong>r<br />

Polizei) beispielsweise eine Car-Jacking-<br />

Situation nach. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um<br />

schnelle Überfälle am helllichten Tag im<br />

Berufsverkehr. Die Täter bedrohen <strong>de</strong>n<br />

Fahrer eines Autos an <strong>de</strong>r Ampel mit einer<br />

Waffe und zwingen ihn auszusteigen.<br />

Für gewöhnlich haben es die Täter<br />

„nur“ auf das Auto abgesehen, weshalb<br />

das Opfer keinen Wi<strong>de</strong>rstand leisten und<br />

allen Anweisungen folgen sollte. Auch<br />

die Täter stehen unter einem großen<br />

Druck, sodass jegliche Provokation zu<br />

Problemen führen könnte.<br />

In<strong>de</strong>m die Teilnehmer eine solche Szene<br />

trainieren, bekommen sie eine Vorstellung<br />

vom Ernstfall und fühlen sich<br />

durch die vermittelten Inhalte, Tipps<br />

und Tricks besser vorbereitet. Die entführten<br />

Mitarbeiter Anfang <strong>de</strong>s Jahres<br />

hätten nach Fachmeinung das Risiko<br />

verschleppt zu wer<strong>de</strong>n zum Beispiel verringern<br />

können, wenn sie täglich eine<br />

an<strong>de</strong>re Route zum Arbeitsplatz gewählt<br />

hätten und <strong>de</strong>n Arbeitsbeginn regelmäßig<br />

variiert hätten. 85 Prozent aller<br />

Entführungen fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Woche und<br />

meistens morgens statt.<br />

Die Sensibilisierung für das „Un<strong>de</strong>nkbare“<br />

schärft Sinne und Verstand <strong>de</strong>s<br />

Entsandten. Wer sich vorsichtiger verhält<br />

und für <strong>de</strong>n Ernstfall trainiert hat, rettet<br />

im Zweifel Leib und Leben.<br />

Anne-Katrin Schulz<br />

ist Leiterin Unternehmenskommunikation<br />

bei <strong>de</strong>r<br />

BDAE-Gruppe.<br />

© shutterstock.com / Glynnis Jones<br />

12 / 12 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


26 Management_NEWS<br />

Entwurf gestoppt<br />

Große Aufruhr hatte <strong>de</strong>r Entwurf<br />

zum Jahressteuergesetz<br />

2013 in <strong>de</strong>r Weiterbildungsbranche<br />

verursacht. Wie bereits in<br />

Ausgabe 10/2012 berichtet, hätte die<br />

darin geplante Umsatzsteuerbefreiung<br />

von Weiterbildungsleistungen<br />

hohe Kosten zur Folge gehabt – für<br />

Anbieter und Kun<strong>de</strong>n. Nun ist das<br />

Vorhaben erst einmal vom Tisch.<br />

In <strong>de</strong>r öffentlichen Anhörung zum<br />

Gesetzentwurf hatte es laut Pressedienst<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>stags<br />

„heftigen Wi<strong>de</strong>rspruch von <strong>de</strong>n<br />

Sachverständigen gegeben“. Mit Än<strong>de</strong>rungsantrag<br />

<strong>de</strong>r Koalition wur<strong>de</strong><br />

die geplante Umsatzsteuerbefreiung<br />

dann zurückgenommen, weil erheblicher<br />

Aufwand drohe.<br />

Das wacklige Kartenhaus ist zusammengeklappt.<br />

Ursprünglich sollte <strong>de</strong>r neu formulierte<br />

§ 4 Nr. 21 Umsatzsteuergesetz<br />

(UStG) alle Weiterbildungsleistungen von <strong>de</strong>r Umsatzsteuer befreien, um so<br />

eine EU-Richtlinie umzusetzen. Damit wäre <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug für die Eingangsleistungen<br />

<strong>de</strong>r Seminaranbieter wie Trainerhonorare o<strong>de</strong>r Schulungsunterlagen<br />

entfallen. Die Umsatzsteuer hätte sich von einem durchlaufen<strong>de</strong>n<br />

Posten zu einem handfesten Kostenfaktor entwickelt. Die so entstan<strong>de</strong>nen<br />

Mehrkosten hätten auch die Seminarteilnehmer tragen müssen. Weiterbildung<br />

und Personalentwicklung wären teurer gewor<strong>de</strong>n. Dagegen wehrten sich Anbieter<br />

und Verbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Weiterbildungsbranche – zuletzt mit einer Petition<br />

<strong>de</strong>s Q-Pool 100 e.V., einem Trainerverband. Nun bleibt abzuwarten, wie die<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung die EU-Richtlinie wirtschaftlich vertretbar umsetzen wird.<br />

Nachgefragt<br />

Soziale Ansteckung<br />

Es war ein Desaster für Fußballfans, was sich<br />

im Spiel <strong>de</strong>r Nationalelf gegen Schwe<strong>de</strong>n<br />

abspielte. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Vorsprung von vier<br />

Toren eingeholt war, rangen die Beteiligten<br />

um Erklärungen für die Verunsicherung, die<br />

sich in <strong>de</strong>r Mannschaft in <strong>de</strong>r zweiten Halbzeit<br />

ausgebreitet hatte. Sportpsychologen<br />

erklärten sich das mit <strong>de</strong>m Phänomen <strong>de</strong>r<br />

„Sozialen Ansteckung“: Ein Spieler überträgt<br />

seine Emotionen auf die an<strong>de</strong>ren Teammitglie<strong>de</strong>r.<br />

Dieser Effekt existiert auch in <strong>de</strong>r<br />

Arbeitswelt, wie Professor Susanne Kauffeld,<br />

Mitherausgeberin <strong>de</strong>s Wissenschaftsjournals<br />

„Personal Quarterly“, erläutert: „Wir können<br />

dieses Phänomen zum Beispiel auch für das<br />

Jammern in Meetings nachweisen. Jammert<br />

ein Mitarbeiter in einer Teamsitzung,<br />

stimmen die Kollegen sehr oft ein o<strong>de</strong>r<br />

stimmen ihm zumin<strong>de</strong>st zu. Auf diese Weise<br />

entstehen ganze Jammerspiralen, die sogar<br />

zu nachweisbaren Produktivitätseinbußen<br />

o<strong>de</strong>r weniger Innovationen führen können.“<br />

Eine solche Jammerspirale zu durchbrechen,<br />

sei über eine zielorientierte Diskussionsführung<br />

möglich, <strong>de</strong>nn so lasse man <strong>de</strong>n<br />

jammern<strong>de</strong>n Kollegen weniger Raum für ihre<br />

Aussagen. Zusätzlich können altersgemischte<br />

Teams helfen: Eine Studie belegt, dass das<br />

Jammern in Teams zunimmt, umso mehr<br />

ältere Mitarbeiter daran beteiligt sind.<br />

News <strong>de</strong>s Monats<br />

Personalauswahl Laut einer Delphi-Studie über die Zukunft <strong>de</strong>r Personalauswahl wer<strong>de</strong>n künftig weniger unstrukturierte Interviews<br />

eingesetzt, mehr Evaluation betrieben und vor allem ein Metho<strong>de</strong>nmix die Personalauswahl bestimmen. „Wer Bewerber vor allem danach<br />

auswählt, ob sie sympathisch wirken o<strong>de</strong>r die gleiche Universität besucht haben, gehört bald zu einer aussterben<strong>de</strong>n Spezies“, resümieren<br />

die Studienautoren in <strong>de</strong>r Zeitschrift „Harvard Business Manager“.<br />

Motivation Warum Mitarbeiter <strong>de</strong>s Monats motivierter sind, erklärte Frank Hauser <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong> Personal Portal: „Wenn Unternehmen Anlässe<br />

nutzen, Mitarbeitern Anerkennung zukommen zu lassen, ist das sehr positiv, <strong>de</strong>nn das passiert noch <strong>de</strong>utlich zu wenig. Das klassische Format<br />

‚Mitarbeiter <strong>de</strong>s Monats‘ enthält aber Fallstricke, die die gute Absicht konterkarieren können. Zum einen bleibt die Nachvollziehbarkeit <strong>de</strong>r<br />

Auswahl häufig auf <strong>de</strong>r Strecke. Zum an<strong>de</strong>ren gibt es das Phänomen, dass <strong>de</strong>r Preis in einer Gruppe von Mitarbeitern wan<strong>de</strong>rt.“<br />

Social Media Personaler müssen oft lange gegen interne Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> kämpfen, bis sie eine Karriereseite in <strong>de</strong>n Social Media veröffentlichen<br />

dürfen. Wer dies schafft, investiert inzwischen mehr Ressourcen und Know-how, so eine Studie <strong>de</strong>r Hamburger Digitalagentur Atenta<br />

zu <strong>de</strong>n HR-Aktivitäten auf Facebook. Trotz<strong>de</strong>m hapert es noch an <strong>de</strong>r direkten Kommunikation mit <strong>de</strong>n Social-Media-Nutzern.<br />

+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++<br />

personalmagazin 12 / 12


Management_DienstleistunGen<br />

27<br />

In <strong>de</strong>r Zeitarbeit<br />

wird es wohl bald<br />

weniger Blaumänner<br />

geben.<br />

Zeitarbeit mit weniger Wachstum<br />

Die <strong>de</strong>utschen Zeitarbeitsfirmen stellen sich auf ein schwieriges Jahr<br />

2013 ein. Das geht aus einer Umfrage <strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfungsund<br />

Beratungsgesellschaft PwC hervor, an <strong>de</strong>r sich über 20 große<br />

Anbieter beteiligten. Während die Zahl <strong>de</strong>r Zeitarbeitnehmer 2011 noch<br />

um 14 Prozent gewachsen ist, erwarten die Befragten nun eine Abschwächung<br />

<strong>de</strong>s Wachstums auf rund vier Prozent. Eine wesentliche Ursache<br />

ist nach Einschätzung von 86 Prozent <strong>de</strong>r Befragten die Verteuerung <strong>de</strong>r<br />

Zeitarbeit durch die tariflichen Equal-Pay-Klauseln. Auch die schwächere<br />

Konjunkturentwicklung und <strong>de</strong>r Fachkräftemangel wer<strong>de</strong>n nach Ansicht<br />

<strong>de</strong>r meisten Befragten zur gebremsten Entwicklung beitragen. Die Befragten<br />

rechnen allerdings nicht mit einem generellen Nachfragerückgang,<br />

son<strong>de</strong>rn mit einer Verlagerung hin zum Verleih höher qualifizierter<br />

Zeitarbeitskräfte und sehen grundsätzlich weiteres Wachstumspotenzial.<br />

Nur fünf Prozent halten <strong>de</strong>n Zeitarbeitsmarkt für gesättigt. www.pwc.<strong>de</strong><br />

Neues von <strong>de</strong>n Stellenmärkten<br />

Award. Auf <strong>de</strong>r Fachmesse Zukunft<br />

Personal haben Personaler <strong>de</strong>n<br />

„Human Resource Innovation Slam<br />

Award 2012“ an das Portal Talent-<br />

Frogs verliehen. Dieses spricht<br />

gezielt Quereinsteiger an, um zusätzliches<br />

Bewerberpotenzial auszuschöpfen.<br />

Dabei stuft es Talente<br />

höher ein als Fachqualifikationen<br />

und erweitert so die Möglichkeiten<br />

am Arbeitsmarkt. www.talentfrogs.<strong>de</strong><br />

Transparenz. Rund zwei Jahre lang<br />

ließ Monster seine Zugriffszahlen<br />

von <strong>de</strong>m unabhängigen Institut IVW<br />

messen. Nun hat sich das Jobportal<br />

wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Verfahren verabschie<strong>de</strong>t.<br />

Zum einen, so das Jobportal,<br />

weil das global tätige Unternehmen<br />

eine internationale Harmonisierung<br />

seiner Zahlen durchführe und daher<br />

künftig auf ein global verfügbares<br />

Messverfahren setze. Ein weiterer<br />

Grund ist die mangeln<strong>de</strong> Bereitschaft<br />

an<strong>de</strong>rer Jobportale, sich dort messen<br />

zu lassen und für mehr Transparenz<br />

auf <strong>de</strong>m unübersichtlichen Markt zu<br />

sorgen. Nach <strong>de</strong>m Rückzug von Monster<br />

sind nur noch die allgemeinen<br />

Jobportale Stepstone und Stellen-Online<br />

IVW-geprüft. www.ivw.<strong>de</strong><br />

Recruiting. Stellenanzeigen haben<br />

erhebliches Optimierungspotenzial.<br />

Das zeigt eine Umfrage von<br />

Kalaydo.<strong>de</strong> unter 800 Bewerbern.<br />

Beinahe ein Drittel <strong>de</strong>r Befragten<br />

bewerten die Jobangebote nur mit<br />

Schulnote „Vier“ o<strong>de</strong>r schlechter.<br />

Lediglich 22 Prozent votieren mit<br />

„gut“ o<strong>de</strong>r „sehr gut“. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

das dargestellte Anfor<strong>de</strong>rungsprofil<br />

wird in <strong>de</strong>n Stellenanzeigen<br />

bemängelt. www.kalaydo.<strong>de</strong><br />

kurznachrichten<br />

Mehr externe IT-Experten<br />

Immer mehr Unternehmen setzen im IT-<br />

Bereich auf Unterstützung durch externe<br />

Experten, zum Beispiel Freelancer. Deshalb<br />

will <strong>de</strong>r Personaldienstleister DIS AG dieses<br />

Thema stärker in <strong>de</strong>n Mittelpunkt rücken.<br />

Sieben Standorte haben sich bereits auf<br />

die Vermittlung selbstständiger IT-Experten<br />

konzentriert, weitere sollen im kommen<strong>de</strong>n<br />

Jahr folgen. <br />

www.dis-ag.com<br />

Zeitarbeitsfirma insolvent<br />

Das Zeitarbeitsunternehmen PSW Personal<br />

Service Wun<strong>de</strong>r hat En<strong>de</strong> September Insolvenz<br />

angemel<strong>de</strong>t. Im August hatte ein Teil<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter bereits kein Gehalt mehr<br />

bekommen. PSW mit Sitz in Kaiserslautern<br />

wur<strong>de</strong> 2005 gegrün<strong>de</strong>t und unterhält <strong>de</strong>rzeit<br />

20 Nie<strong>de</strong>rlassungen in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Städten Deutschlands und beschäftigt<br />

1.200 Mitarbeiter. www.psw-gmbh.eu<br />

Mitarbeiterempfehlungen<br />

Der beste Weg, neue Mitarbeiter zu fin<strong>de</strong>n,<br />

ist über Empfehlungen in Mitarbeiter-<br />

Netzwerken. Mit <strong>de</strong>r Plattform „Jobs for<br />

Friends“ von Softgar<strong>de</strong>n können Unternehmen<br />

neue Mitarbeiter systematisch in<br />

<strong>de</strong>n Netzwerken bestehen<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

fin<strong>de</strong>n. Recruiter geben eine Jobbeschreibung<br />

und die Mail-Adressen von Kollegen<br />

ein, die <strong>de</strong>n Job weiterverbreiten sollen.<br />

Das System informiert diese Mitarbeiter per<br />

E-Mail und Link. <strong>Als</strong> Belohnung fürs Weiterempfehlen<br />

<strong>de</strong>r Jobofferten erhalten die<br />

Mitarbeiter Bonuspunkte auf <strong>de</strong>r Plattform.<br />

<br />

www.jobs-for-friends.com<br />

KPMG übernimmt HR-Beratung<br />

Im Oktober hat die Wirtschaftsprüfungsund<br />

Beratungsgesellschaft KPMG die<br />

HR-Unternehmensberatung Dr. Geke &<br />

Associates übernommen. Deren Grün<strong>de</strong>r<br />

und Geschäftsführer Dr. Michael Geke wird<br />

künftig als Partner bei KPMG tätig sein<br />

(lesen Sie dazu auch unser Interview auf<br />

Seite 57). <br />

www.kpmg.<strong>de</strong><br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>


28 Management_Personalmarketing<br />

Werber in Uniform<br />

PRAXIS. Ein Versuch <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr, sich per Anzeige in <strong>de</strong>r „Bravo“ als Arbeitgeber<br />

attraktiv darzustellen, lief schief. Doch einige Aktionen lassen sich adaptieren.<br />

Von Ruth Lemmer<br />

Unter <strong>de</strong>r fetzigen Überschrift<br />

„Palmen, Party, Panzerfahren“<br />

schreibt sich ein Redakteur<br />

von „Spiegel-Online“ am 18.<br />

September <strong>de</strong>n Frust von <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nsseele:<br />

Die Bun<strong>de</strong>swehr hatte mit einem<br />

Clip und Anzeigen in <strong>de</strong>r Jugendzeitschrift<br />

„Bravo“ für Abenteuercamps geworben.<br />

Junge Menschen zwischen 16<br />

und 21 Jahren wur<strong>de</strong>n mit einem attraktiven<br />

Sport- und Pfadfin<strong>de</strong>rangebot auf<br />

einen Luftwaffenstützpunkt nach Sardinien<br />

und zu <strong>de</strong>n Gebirgsjägern in die<br />

Berchtesga<strong>de</strong>ner Alpen gelockt – Fitness<br />

und Teamgeist stan<strong>de</strong>n im Mittelpunkt.<br />

Zwei Werte, die für die Streitkräfte existenziell<br />

sind.<br />

Kritik am Personalmarketing<br />

Dem Vorwurf, die Werbekooperation<br />

mit <strong>de</strong>r „Bravo“, die eher von 12- bis<br />

14-Jährigen gelesen wird als von über<br />

16-Jährigen, verstoße gegen die Uno-Kin<strong>de</strong>rrechtskonvention,<br />

wie Kritiker zum<br />

Beispiel von Terre <strong>de</strong>s Hommes meinen,<br />

wi<strong>de</strong>rsprechen die Nachwuchsgewinner<br />

<strong>de</strong>r Armee. Auch <strong>de</strong>r Unterstellung, man<br />

wür<strong>de</strong> die Gefahren <strong>de</strong>s Soldatenberufs<br />

verheimlichen, setzen die Rekrutierer etwas<br />

entgegen: Die Jungen und Mädchen,<br />

die – sofern unter 18, mit Erlaubnis ihrer<br />

Eltern – dort anreisten, konnten mit<br />

Soldaten über ihren Berufsalltag sprechen<br />

– auch über Afghanistan, <strong>de</strong>nn ein<br />

Camp-Betreuer war in diesem Kriegsgebiet<br />

schon einmal stationiert.<br />

Ohne Schnörkel gibt Wolfgang Born,<br />

oberster Personalchef im Generalsrang,<br />

Die Bun<strong>de</strong>swehr muss seit <strong>de</strong>r Abschaffung <strong>de</strong>r allgemeinen Wehrpflicht für sich als<br />

Arbeitgeber verstärkt werben, um die Reihen mit Nachwuchs zu füllen.<br />

in Sachen Transparenz die Richtung vor.<br />

Der 63-Jährige hält nichts davon, heute<br />

die Auslandseinsätze und die damit<br />

verbun<strong>de</strong>nen Gefahren wegzudrücken.<br />

Im Gegenteil. Er for<strong>de</strong>rt: „Man muss es<br />

offen sagen, dass man als Soldat und<br />

Soldatin auf <strong>de</strong>n Kriegseinsatz vorbereitet<br />

wird, man darf das Militärische<br />

<strong>de</strong>r Ausbildung und <strong>de</strong>s Einsatzes nicht<br />

verschweigen.“ Auch <strong>de</strong>r Generalleut-<br />

nant <strong>de</strong>r Luftwaffe, Norbert Finster, als<br />

Abteilungsleiter verantwortlich für die<br />

Führung <strong>de</strong>r Streitkräfte, re<strong>de</strong>te im September<br />

auf <strong>de</strong>m Fernausbildungskongress<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr Klartext: „Die<br />

Gefährdung von Leib, Leben und Gesundheit<br />

unserer Soldatinnen und Soldaten<br />

ist tägliche Einsatzrealität.“<br />

Trotz dieses Willens zur Offenheit<br />

ist <strong>de</strong>r Streit um die Jugend-Camps<br />

personalmagazin 12 / 12


29<br />

Essenz<br />

Sechs Lektionen für das Marketing<br />

© Fotolia.com / Dron<br />

noch nicht ausgestan<strong>de</strong>n. Am 11. Oktober<br />

stellte die Fraktion „Die Linke“ im<br />

Bun<strong>de</strong>stag eine Kleine Anfrage zu <strong>de</strong>n<br />

Adventure-Camps (17/10963). „Schließlich<br />

sind die ‚Bun<strong>de</strong>swehr-Locations‘ in<br />

Kunduz und Feyzabad nicht als ‚supercool‘<br />

bekannt“, heißt es sarkastisch in<br />

<strong>de</strong>r Anfrage, die sowohl auf irreführen<strong>de</strong><br />

Information von Jugendlichen als auch<br />

auf die Werbekosten abzielt. Die Antwort<br />

steht noch aus. Doch für 2011 gibt es bereits<br />

Zahlen. Damals beantwortete die<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung wie<strong>de</strong>rum eine Anfrage<br />

aus <strong>de</strong>m Parlament (BT Drucksache<br />

17/9211). Demnach lagen die Ausgaben<br />

für die Personalwerbung, verteilt über<br />

alle Medien, bei über acht Millionen Euro,<br />

wobei im Jugendmarketing 142.000<br />

Euro für Printanzeigen und 72.500 Euro<br />

fürs Web anfielen. Die „Bravo“-Kooperation<br />

samt Camps soll rund 250.000 Euro<br />

gekostet haben.<br />

Großes Budget für Recruiting<br />

Die Diskussion um Werbekosten und<br />

-posten weist auf die drastischen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

hin, die sich für <strong>de</strong>n Arbeitgeber<br />

Bun<strong>de</strong>swehr durch das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Pflicht zum Wehrdienst ergeben haben.<br />

Seit<strong>de</strong>m muss die Bun<strong>de</strong>swehr lernen,<br />

auf sich aufmerksam zu machen, weil sie<br />

zum Arbeitgeber unter an<strong>de</strong>ren mutiert<br />

ist – interessiert vor allem an technisch<br />

versiertem Nachwuchs, <strong>de</strong>r zu<strong>de</strong>m psychisch<br />

stabil und sportlich o<strong>de</strong>r wenigstens<br />

sportlich trainierbar sein muss.<br />

Zwei weitere Anfor<strong>de</strong>rungen betreffen<br />

Mobilität und Verantwortungsbewusstsein:<br />

Versetzungen in verschie<strong>de</strong>ne<br />

<strong>de</strong>utsche Kasernen sind Normalität, mit<br />

mehrmonatigen Einsätzen im Kosovo,<br />

am Horn von Afrika und natürlich auch<br />

in Afghanistan müssen die Soldaten<br />

rechnen. Außer<strong>de</strong>m gehört es zur militärischen<br />

Ausbildung, schon mit Anfang<br />

20 ein Team zu leiten – etwa in <strong>de</strong>r Unteroffizierslaufbahn<br />

als Gruppenführer<br />

mit bis zu 15 Soldaten. Auch Offiziere<br />

stehen bereits mit Mitte 20 vor <strong>de</strong>r Truppe<br />

und sind verantwortlich für Menschen<br />

und Material. Das ist dann, an<strong>de</strong>rs<br />

Die Bun<strong>de</strong>swehr ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das in Rekrutierungsdingen mit<br />

seinem Image zu kämpfen hat. An<strong>de</strong>re Arbeitgeber können von <strong>de</strong>n Maßnahmen <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>swehr lernen. Die Zusammenfassung zeigt die positiven Ansatzpunkte.<br />

- Betonen Sie die Möglichkeiten in <strong>de</strong>r Aus- und Weiterbildung im Unternehmen<br />

- Prägen Sie früh Ihr Image als Arbeitgeber durch Aktionen an Schulen<br />

- Setzen Sie Arbeitnehmer als „Testimonials“ im Recruiting ein,<br />

um <strong>de</strong>ren reale Erfahrungen im Arbeitseinsatz zu vermitteln<br />

- Planen Sie ausreichend Budget für die Marketingmaßnahmen ein<br />

- Wählen Sie eine emotionale Ansprache in Anzeigen<br />

- Befragen Sie die Mitarbeiter, um das Image Ihres Unternehmens zu ermitteln (end)<br />

als bei zivilen Unternehmen, eine Verantwortung<br />

mit <strong>de</strong>r Waffe in <strong>de</strong>r Hand<br />

und in Krisengebieten mit möglichen<br />

Heckenschützen o<strong>de</strong>r Bombenwerfern<br />

als Gegenüber. Oberstleutnant Helmar<br />

Koch, <strong>de</strong>r von Köln aus die überregionale<br />

Personalwerbung für <strong>de</strong>n militärischen<br />

Teil <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr steuert und selbst<br />

bereits dreimal in Kundus sowie Kabul<br />

einen Trupp führte, zieht die Grenze zu<br />

zivilen Berufen: „Wir suchen immer <strong>de</strong>n<br />

Soldaten.“ Seine Zielgruppe sind die 17-<br />

bis 31-Jährigen. Ärzte und Juristen sind<br />

als Quereinsteiger auch schon mal älter.<br />

Das Jugendmarketing betreuen an<strong>de</strong>re.<br />

In <strong>de</strong>r labilen Waagschale zwischen<br />

bunter Werbebotschaft und realistischen<br />

Beurfsinformationen setzt die<br />

Bun<strong>de</strong>swehr auf einen Doppelslogan:<br />

„Wir. Dienen. Deutschland.“ steht neben<br />

„Karriere mit Zukunft“. Vor allem<br />

<strong>de</strong>r erste Part wirbt mit <strong>de</strong>m Unterschied<br />

zu nichtmilitärischen Arbeitgebern. Im<br />

Wir steckt Mannschaftsgeist, das Dienen<br />

weist auf ein beson<strong>de</strong>res Treueverhältnis<br />

hin und Deutschland sagt gleich,<br />

wem sich die Soldaten verpflichtet fühlen<br />

müssen.<br />

So je<strong>de</strong>nfalls sollen die rund 400 Karriereberater<br />

vor Ort, die in <strong>de</strong>r alten<br />

Armeewelt noch Wehrdienstberater hießen,<br />

<strong>de</strong>n jungen Männern und Frauen<br />

die Welt von Heer, Marine und Luftwaffe<br />

erklären. Und so haben sich über 200<br />

Dienststellen auf <strong>de</strong>m Girls’ Day 2012<br />

präsentiert und in <strong>de</strong>n Kasernen sowohl<br />

militärische als auch die oft weniger bekannten<br />

zivilen Laufbahnen erläutert.<br />

Das scheint ihnen auch zu gelingen.<br />

Im Tren<strong>de</strong>nce Schülerbarometer 2012,<br />

bei <strong>de</strong>m fast 10.000 Schüler und Schülerinnen<br />

<strong>de</strong>r Klassen 8 bis 13 befragt<br />

wur<strong>de</strong>n, liegt die Arbeitgebermarke<br />

Bun<strong>de</strong>swehr auf <strong>de</strong>m dritten Platz hinter<br />

Polizei und <strong>de</strong>m Medienunternehmen<br />

Prosieben Sat.1 Media AG. Hinter sich<br />

lässt das Militär die Autokonzerne BMW,<br />

Audi, Porsche sowie das Han<strong>de</strong>lshaus<br />

H & M, obwohl es mit <strong>de</strong>n jungen Kun<strong>de</strong>n<br />

gute Geschäfte macht. Bei angehen<strong>de</strong>n<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n rückt die <strong>de</strong>utsche Armee<br />

gar auf Platz 2 vor, wogegen Studieren<strong>de</strong><br />

das Militär auf Platz 5 setzen<br />

– Microsoft und das ZDF verdrängen die<br />

Bun<strong>de</strong>swehr vom Bronze-Treppchen.<br />

Bestenauslese noch immer möglich<br />

Bekanntheitsgrad und Image stimmen<br />

also. Rund 30.000 Jugendliche machen<br />

je<strong>de</strong>s Jahr einen Truppenbesuch o<strong>de</strong>r<br />

ein Schülerpraktikum in <strong>de</strong>n Kasernen.<br />

„Erst ab 18 Jahren darf man mit Waffen<br />

in Berührung kommen“, erklärt Oberstleutnant<br />

Koch. Noch gelingt es auch,<br />

aus <strong>de</strong>n Interessenten genug ernsthafte<br />

Bewerber für <strong>de</strong>n militärischen Dienst<br />

herauszufiltern. Für die Offizierslaufbahn<br />

liegt das Verhältnis Bewerber zu<br />

Einstellung bei 6 zu 1, für die an<strong>de</strong>ren<br />

Laufbahnen bei 3 zu 1. Für Eliteberufe<br />

wie Jetpilot braucht es 17 Bewerber, um<br />

eine Stelle zu besetzen. Und auch das<br />

versetzt die Werber und Personaler in<br />

Uniform noch nicht in Panik: Pilot ist<br />

ein Traumberuf – auch o<strong>de</strong>r erst recht<br />

mit Überschall im Kampfjet. Personal-<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>


30 Management_Personalmarketing<br />

HPO<br />

ARBEITSHILFE<br />

Übersicht Handlungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Personalmarketings<br />

(HI583194)<br />

Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />

Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/hi583194<br />

Diese Kampagne hat <strong>de</strong>m Personalmarketing <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr Kritik eingebracht.<br />

werber Koch: „Die Bestenauslese können<br />

wir uns noch leisten.“<br />

Den Erstkontakt haben Jugendoffiziere,<br />

die in Schulklassen im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Unterrichts und in Absprache mit<br />

<strong>de</strong>n Fachlehrern über Sicherheitspolitik,<br />

Verteidigung o<strong>de</strong>r Auslandseinsätze<br />

referieren, o<strong>de</strong>r Karriereberater. Die<br />

Kreiswehrersatzämter wer<strong>de</strong>n als Relikte<br />

<strong>de</strong>r Wehrpflicht aufgegeben. Doch die<br />

Karriereberater, nun <strong>de</strong>n neuerdings 16<br />

Karrierezentren im Bun<strong>de</strong>samt für das<br />

Personalmanagement <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr<br />

zugeordnet, haben ein eher wachsen<strong>de</strong>s<br />

Aufgabengebiet. Sie gehen in Schulen,<br />

organisieren Infoaben<strong>de</strong> gemeinsam mit<br />

<strong>de</strong>r Agentur für Arbeit, betreuen Stän<strong>de</strong><br />

auf Berufsmessen. In weniger dicht<br />

besie<strong>de</strong>lten Gebieten wie <strong>de</strong>r Eifel o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Schwarzwald sind die Karrierespezialisten<br />

in mobilen Beratungsbüros<br />

unterwegs, in <strong>de</strong>n LKWs stecken<br />

Informationsbroschüren und vor allem<br />

sitzen dort drin Soldaten, die von <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>swehr überzeugt sind. In <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Beratung sollen die Karriereberater<br />

auch schon auf die Berufsrisiken<br />

hinweisen – und lassen es sich von <strong>de</strong>n<br />

jungen Gesprächspartnern unterschreiben,<br />

wenn sie dies getan haben.<br />

Ein mögliches Manko könnte künftig,<br />

wenn <strong>de</strong>r Fachkräftemangel sich weiter<br />

breitmacht, eine Beson<strong>de</strong>rheit vieler<br />

militärischer Jobs sein: Ein hoher Anteil<br />

<strong>de</strong>r momentan noch über 250.000, später<br />

unter 200.000 Jobs in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr<br />

ist auf vier bis 15 Jahre befristet.<br />

Wolfgang Born: „Die Bewerber müssen<br />

die Bereitschaft mitbringen, sich auf<br />

ein Arbeitsverhältnis auf Zeit einzulassen.“<br />

Der General und Personalobere<br />

argumentiert offensiv: Mit <strong>de</strong>m Qualifikationsgewinn<br />

für <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt.<br />

Die Soldaten wer<strong>de</strong>n militärisch, aber<br />

zusätzlich in zivilen Berufen vom Koch<br />

über die KFZ-Mechatronikerin bis zum<br />

IT-Fachmann ausgebil<strong>de</strong>t. Sie machen<br />

ihre Abschlussprüfungen bei <strong>de</strong>r Industrie-<br />

und Han<strong>de</strong>lskammer o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r<br />

Handwerkskammer. Offiziere haben ein<br />

straffes Studium hinter sich. Sie absolvieren<br />

ihre Trimester in <strong>de</strong>r Hamburger<br />

Helmut-Schmidt-Universität o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Münchener Universität <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr,<br />

profitieren von kleinen Lerngruppen,<br />

Campusatmosphäre und von ihrem<br />

Sold. Nach ihrer Soldatenzeit kommen<br />

sie als Wirtschaftler, Ingenieurin o<strong>de</strong>r<br />

Pädagoge auf <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt.<br />

Mitarbeiterbefragungen im Einsatz<br />

Born hofft optimistisch darauf, dass<br />

viele dieser Dann-Zivilisten positiv über<br />

ihre Bun<strong>de</strong>swehrzeit <strong>de</strong>nken und Werbebotschafter<br />

wer<strong>de</strong>n. Umso mehr trifft<br />

es ihn und seine Personalmarketingspezialisten,<br />

dass <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehrverband<br />

jüngst eine vernichten<strong>de</strong> Untersuchung<br />

zur Stimmung unter <strong>de</strong>n Angehörigen<br />

<strong>de</strong>r Streitkräfte veröffentlichte. Unruhe<br />

schafft die Um- und Neustrukturierung<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr, drohen<strong>de</strong>r Personalabbau,<br />

Versetzungen – eben Verän<strong>de</strong>rungen<br />

mit vielen Fragezeichen. Die<br />

Befragung ergab, dass 63,6 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmer einer nahestehen<strong>de</strong>n Per son<br />

nicht zum Soldatenberuf raten wür<strong>de</strong>n.<br />

Und 58 Prozent haben bereits über ein<br />

frühzeitiges Verlassen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr<br />

nachgedacht. General Born: „Die Unzufrie<strong>de</strong>nen<br />

machen uns zu schaffen.“<br />

Denn genau die konterkarieren die Werbeaktionen.<br />

Öffentliche Negativdiskussion<br />

scha<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Marke, von <strong>de</strong>r Siegfried<br />

Högl, Sprecher <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

<strong>de</strong>s Marktforschungsinstituts GFK in<br />

Nürnberg, sagt: „Sie muss einzigartig<br />

sein und positiv besetzt.“ Je<strong>de</strong> Marke<br />

kann auf Dauer nur erfolgreich sein,<br />

wenn sie klärt, wen sie ansprechen will,<br />

und sich dann genau dort positioniert,<br />

wo diese Menschen sich aufhalten. Im<br />

günstigsten Fall wer<strong>de</strong>n Mitarbeiter zu<br />

Botschaftern <strong>de</strong>r Marke o<strong>de</strong>r Menschen<br />

mit aufregen<strong>de</strong>n Erlebnissen zu Fans.<br />

Genau darauf zielt die Camp-Aktion<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr. Denn die Jugendlichen<br />

wer<strong>de</strong>n in ihren Schulklassen und Cliquen<br />

über die Bun<strong>de</strong>swehr-Camps erzählen.<br />

Auch <strong>de</strong>shalb wollen die Werber<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr dieses jugend-affine<br />

Ins trument nicht aufgeben: Gera<strong>de</strong> läuft<br />

das Preisausschreiben 2012, in <strong>de</strong>m<br />

neben <strong>de</strong>m in dieser Altersgruppe unumgänglichen<br />

iPad und einer Trecking-<br />

Ausrüstung auch eine Fahrt mit einer<br />

Fregatte und eine Skitour mit Gebirgsjägern<br />

als Preis ausgelobt wer<strong>de</strong>n. <br />

Ruth Lemmer<br />

ist freie Journalistin und<br />

Fachautorin in Düsseldorf.<br />

© www.bravo.<strong>de</strong>/specials/bw/adventure-camps<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


Beim Marktführer suchen –<br />

die Besten fin<strong>de</strong>n.<br />

www.karrierespiegel.<strong>de</strong> –<br />

das Karriereportal <strong>de</strong>r SPIEGEL-Gruppe<br />

Weitere Informationen auf spiegel-qc.<strong>de</strong>/medien/online/karrierespiegel<br />

o<strong>de</strong>r kontaktieren Sie janina_beck@spiegel-qc.<strong>de</strong>


32 Management_Employer Branding<br />

Attraktiv in China<br />

STUDIE. Ein Befragung zeigt, welche Unternehmen in China am beliebtesten sind und<br />

was sich die chinesischen Absolventen von diesen Arbeitgebern wünschen.<br />

Von Stephan Weinert<br />

Die Welt blickt nach China, <strong>de</strong>r<br />

drittgrößten Wirtschaftsnation,<br />

<strong>de</strong>m führen<strong>de</strong>n Warenexporteur<br />

und zweitstärksten<br />

-importeur. Von Chinas Aufstieg profitieren<br />

neben <strong>de</strong>r nationalen Wirtschaft<br />

auch <strong>de</strong>utsche Unternehmen, die in <strong>de</strong>n<br />

vergangenen Jahrzehnten von einer reinen<br />

Exportstrategie vermehrt auf die<br />

lokale Marktbearbeitung mittels eigener<br />

Tochtergesellschaften o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Aufbau<br />

von Nie<strong>de</strong>rlassungen im Verbund mit<br />

chinesischen Partnern übergegangen<br />

sind. Dieser Strategiewechsel hat allerdings<br />

zur Folge, dass die Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>s chinesischen Arbeitsmarkts stärker<br />

als zuvor berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Weiteres Wachstum kann nur gelingen,<br />

wenn die Unternehmen ausreichend gut<br />

qualifizierte und motivierte Mitarbeiter<br />

erfolgreich ansprechen, rekrutieren,<br />

einsetzen und bin<strong>de</strong>n können.<br />

Was einfach klingt, stellt in <strong>de</strong>r Praxis<br />

aber eine enorme Hür<strong>de</strong> für ausländische<br />

Unternehmen dar. Eine im April<br />

von FJK Consultants durchgeführte Umfrage<br />

unter <strong>de</strong>utschen Topmanagern, die<br />

für das China-Geschäft verantwortlich<br />

sind, zeigte, dass die primären Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

alle Personalthemen sind<br />

– nämlich die Personalgewinnung und<br />

-bindung und die steigen<strong>de</strong>n Arbeitskosten.<br />

Erst danach folgen mit Währungsschwankungen,<br />

steigen<strong>de</strong>n Rohstoff- und<br />

Energiepreisen, Bürokratie und Korruption<br />

die weiteren Risiken.<br />

Um die Personalgewinnung und -bindung<br />

zu steigern, ist <strong>de</strong>r Aufbau einer<br />

unverwechselbaren, attraktiven Arbeitgebermarke<br />

von zentraler Be<strong>de</strong>utung.<br />

Denn attraktive Arbeitgeber haben es<br />

wesentlich einfacher, geeignete Mitarbeiter<br />

zu fin<strong>de</strong>n – das gilt in China genauso<br />

wie in an<strong>de</strong>ren Teilen <strong>de</strong>r Welt.<br />

Das Image o<strong>de</strong>r die wahrgenommene<br />

Attraktivität potenzieller Arbeitgeber<br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren vermehrt<br />

durch Arbeitgeber-Rankings<br />

erfasst. Diese richten sich an unterschiedliche<br />

Zielgruppen, meist Absolventen<br />

und Berufseinsteiger. Je nach<br />

Qualität <strong>de</strong>r Rankings wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />

pro Gruppe noch nach weiteren<br />

zentralen Kriterien, wie zum Beispiel<br />

Mit breiter Brust in China<br />

auftreten: Eine Frage <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgebermarke.<br />

© Fotolia.com / Antony McAulay


33<br />

Geschlecht, Alter o<strong>de</strong>r Studienfach, segmentiert,<br />

um noch differenziertere Aussagen<br />

zu ermöglichen.<br />

Der weit überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r Arbeitgeber-Rankings<br />

befragt Absolventen und<br />

Berufseinsteiger in westlichen Industrienationen.<br />

Weitestgehend nicht existent<br />

sind hingegen vergleichbare Studien in<br />

aufstreben<strong>de</strong>n Industrienationen wie<br />

China. Diese Lücke wur<strong>de</strong> nun durch<br />

das „Graduate Barometer 2012 – Chinese<br />

Edition“, einer umfassen<strong>de</strong>n Absolventenbefragung<br />

durch Tren<strong>de</strong>nce,<br />

geschlossen. Die Daten wur<strong>de</strong>n durch einen<br />

standardisierten Online-Fragebogen<br />

erfasst. Dieser wur<strong>de</strong> im dreimonatigen<br />

Befragungszeitraum von Oktober bis<br />

Dezember 2011 von insgesamt 13.925<br />

Studieren<strong>de</strong>n ausgefüllt und im weiteren<br />

Verlauf <strong>de</strong>s Jahres 2012 ausgewertet.<br />

Unter <strong>de</strong>n Teilnehmern waren 60 Prozent<br />

Männer, das Durchschnittsalter<br />

lag bei knapp 23 Jahren. Die Befragten<br />

waren zum Befragungszeitpunkt an 66<br />

Hochschulen eingeschrieben, die über<br />

das gesamte Land verteilt sind. Demzufolge<br />

kann man von repräsentativen<br />

Ergebnissen ausgehen, die eine entsprechend<br />

hohe Aussagekraft aufweisen<br />

– insbeson<strong>de</strong>re für die Wirtschaftszentren<br />

Beijing, Shanghai und Guangzhou,<br />

in <strong>de</strong>nen viele westliche Unternehmen<br />

aktiv sind.<br />

Apple führt das Ranking an<br />

Betrachtet man die Tabelle mit <strong>de</strong>n Top<br />

10 <strong>de</strong>r beliebtesten Arbeitgeber aus Sicht<br />

chinesischer Absolventen (siehe rechts),<br />

so kann man zunächst festhalten, dass<br />

ein vergleichsweise ausgewogenes Verhältnis<br />

zwischen einheimischen und<br />

ausländischen Unternehmen existiert.<br />

Weiterhin fällt auf, dass Apple unangefochten<br />

die Spitzenposition innehat.<br />

Positive „Spill Over“-Effekte, das heißt<br />

ein Abfärben <strong>de</strong>s Produktimages auf<br />

das Arbeitgeberimage, können hier sicherlich<br />

nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Annahme wird auch durch die<br />

allgemeine Datenlage gestützt. Denn generell<br />

scheinen „Business to Consumer“-<br />

Unternehmen, also solche, die Produkte<br />

und Dienstleistungen für <strong>de</strong>n privaten<br />

Konsum anbieten, über proportional häufig<br />

vertreten zu sein. Die „Business to<br />

Business“-Unternehmen hingegen, <strong>de</strong>ren<br />

Produkte und Dienste wesentlich erklärungsbedürftiger<br />

sind, treten bei <strong>de</strong>n<br />

Absolventen weit weniger in Erscheinung.<br />

Eine erfreuliche Ausnahme, speziell<br />

aus <strong>de</strong>utscher Sicht, ist Siemens:<br />

Das Unternehmen liegt im Gesamtranking<br />

auf Platz zehn, bei <strong>de</strong>n Frauen auf<br />

Platz sechs und bei <strong>de</strong>n High Potentials,<br />

zusammen mit <strong>de</strong>r China Petroleum &<br />

Chemical Corporation sowie Philips, auf<br />

<strong>de</strong>m neunten Rang.<br />

Geson<strong>de</strong>rt soll noch kurz auf die Sichtweise<br />

<strong>de</strong>r High Potentials eingegangen<br />

wer<strong>de</strong>n, da Unternehmen diese Gruppe<br />

aufgrund ihres hohen Leistungs- und Entwicklungspotenzials<br />

in Zeiten <strong>de</strong>s „War<br />

for Talent“ beson<strong>de</strong>rs intensiv umwerben.<br />

<strong>Als</strong> High Potential wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Umfrage<br />

die Teilnehmer bezeichnet, die zum Befragungszeitpunkt<br />

zu <strong>de</strong>n besten 20 Prozent<br />

ihres Jahrgangs gehörten und außeruniversitäres<br />

Engagement, ein erfolgranking<br />

Rang Gesamt High Potentials<br />

1 Apple Apple<br />

2 Bank of China Bank of China<br />

3 China Mobile Accenture<br />

4 Microsoft Microsoft<br />

5 Samsung China Mobile<br />

6 Alibaba Samsung,<br />

McKinsey &<br />

Company<br />

7 China Telecom -<br />

8 Novartis Alibaba<br />

9 Omron China Petroleum<br />

& Chem. Corp.,<br />

Philips, Siemens<br />

10 Siemens -<br />

Siemens ist <strong>de</strong>r einzige <strong>de</strong>utsche Betrieb<br />

unter <strong>de</strong>n Top-10-Arbeitgebern.<br />

Quelle: Tren<strong>de</strong>nce<br />

reich abgeschlossenes Praktikum sowie<br />

Auslandserfahrung nachweisen konnten.<br />

Folgen<strong>de</strong> Dinge fallen beim Vergleich<br />

<strong>de</strong>r High Potentials mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Gruppen<br />

auf: Kein Unterschied ist bei <strong>de</strong>n Spitzenpositionen<br />

zu attestieren. Mit Apple<br />

und <strong>de</strong>r Bank of China belegen hier zwei<br />

Unternehmen die vor<strong>de</strong>ren Plätze, die<br />

auch insgesamt das Feld anführen. Hervorzuheben<br />

ist aber <strong>de</strong>r überproportional<br />

große Anteil ausländischer Unternehmen.<br />

In keiner an<strong>de</strong>ren Gruppe sind so wenige<br />

chinesische Unternehmen unter <strong>de</strong>n Top<br />

10 zu fin<strong>de</strong>n. Ein weiterer Unterschied ist<br />

das stärkere Gewicht <strong>de</strong>r Unternehmensberatungen.<br />

Mit Accenture und McKinsey<br />

gehören zumin<strong>de</strong>st zwei von ihnen zu <strong>de</strong>n<br />

beliebtesten Arbeitgebern.<br />

Was chinesische Absolventen wollen<br />

Neben <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>n beliebtesten<br />

Arbeitgebern untersuchte Tren<strong>de</strong>nce<br />

zu<strong>de</strong>m, welche Kriterien aus Sicht <strong>de</strong>r<br />

Absolventen konkret zu einer hohen<br />

Arbeitgeberattraktivität führen (siehe<br />

Grafik auf Seite 35). Herausragen<strong>de</strong><br />

Be<strong>de</strong>utung über alle Gruppen hinweg<br />

besitzen Kriterien, die man <strong>de</strong>r Personalentwicklung<br />

zuordnen kann – nämlich<br />

die persönliche Entwicklung, gute<br />

Karriereperspektiven sowie Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />

Dies ist insofern<br />

überraschend, da diese Kriterien das<br />

persönliche Weiterkommen hervorheben.<br />

Chinas Lan<strong>de</strong>skultur ist im internationalen<br />

Vergleich allerdings stark<br />

kollektivistisch geprägt. Die Gruppe<br />

und weniger <strong>de</strong>r Einzelne steht im Vor<strong>de</strong>rgrund,<br />

wie Geert Hofste<strong>de</strong> belegte.<br />

Daher wür<strong>de</strong> man die hohe Platzierung<br />

dieser Kriterien wohl eher in westlichen<br />

Kulturräumen vermuten.<br />

Die in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren verstärkt<br />

aufgekommene Debatte über die<br />

Rolle <strong>de</strong>r Work-Life-Balance scheint<br />

auch für chinesische Absolventen eine<br />

gewisse Relevanz aufzuweisen. Zumin<strong>de</strong>st<br />

belegt dieses Kriterium einen<br />

Platz im Mittelfeld. Was das für die Arbeitsstun<strong>de</strong>n<br />

be<strong>de</strong>utet, die Absolventen<br />

bereit sind zu leisten, wur<strong>de</strong> ebenfalls<br />

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Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>


34 Management_Employer Branding<br />

STudienErgebnis<br />

erfragt. Das Ergebnis: Die Absolventen<br />

gehen von einer Wochenarbeitszeit<br />

von zirka 40 Stun<strong>de</strong>n aus. Die Grün<strong>de</strong><br />

hierfür liegen auch in <strong>de</strong>n gesetzlichen<br />

Bestimmungen und in <strong>de</strong>r daraus resultieren<strong>de</strong>n<br />

sozialen Erwünschtheit.<br />

Die Gruppe <strong>de</strong>r High Potentials lag mit<br />

41 Stun<strong>de</strong>n pro Woche im Übrigen nur<br />

knapp über <strong>de</strong>m Durchschnitt.<br />

Auch unabhängig von <strong>de</strong>n chinesischen<br />

Erkenntnissen spiegelt dies einen<br />

globalen Trend wi<strong>de</strong>r. Waren vor<br />

einigen Jahren High Potentials noch<br />

bereit, ihre Leistungsbereitschaft auch<br />

durch weit überdurchschnittliche Arbeitszeiten<br />

zu ver<strong>de</strong>utlichen, sind es die<br />

High Potentials <strong>de</strong>r „Generation Y“ hingegen<br />

weit weniger. Werthaltungen und<br />

Präferenzen dieser Generation scheinen<br />

relativ unabhängig von <strong>de</strong>r kulturellen<br />

Herkunft, einen stärkeren Wunsch nach<br />

Ausgewogenheit zwischen Arbeits- und<br />

Privatleben aufzuweisen.<br />

In <strong>de</strong>r Schlussgruppe <strong>de</strong>r wichtigsten<br />

Kriterien ist das Gehalt zu fin<strong>de</strong>n. Auch<br />

hier kann soziale Erwünschtheit im Antwortverhalten<br />

eine Rolle spielen. Denn<br />

die Breite <strong>de</strong>r Gehaltswünsche von 2.000<br />

bis über 8.000 RMB (etwa 250 bis 1.000<br />

Euro) lässt <strong>de</strong>n Schluss zu, dass das Gehalt<br />

für chinesische Absolventen keineswegs<br />

eine untergeordnete Rolle spielt.<br />

Die Befragten haben konkrete Vorstellungen<br />

über die Gehaltshöhe, die im<br />

Durchschnitt bei 4.250 RMB pro Monat<br />

(zirka 520 Euro) liegen sollte.<br />

Die Möglichkeit, für das Unternehmen<br />

im Ausland tätig zu sein, kann durchaus<br />

attraktiv wirken, speziell für High Potentials.<br />

Insgesamt kommt diesem Kriterium<br />

aber eine relativ niedrige Be<strong>de</strong>utung<br />

zu. Gleiches gilt für <strong>de</strong>n Standort <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

in China. Daraus lässt sich<br />

<strong>de</strong>r Schluss ableiten, dass chinesische<br />

Absolventen durchaus örtliche Mobilität<br />

aufweisen, allerdings im nationalen, weniger<br />

im internationalen Kontext.<br />

Kriterien <strong>de</strong>r Arbeitgeberwahl<br />

High<br />

Männer Frauen<br />

Potentials<br />

Persönliche Entwicklung 1,7 1,3 1,3<br />

Gute Karriereperspektiven 1,7 1,2 1,2<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten 1,7 1,2 1,2<br />

Chancengleichheit 1,6 1,2 1,2<br />

Innovationskraft 1,6 1,2 1,1<br />

Hohes Maß an Eigenverantwortung 1,6 1,2 1,1<br />

Karriere-Sprungbrett 1,6 1,1 1,1<br />

Guter Führungsstil 1,6 1,1 1,1<br />

Wertschätzen<strong>de</strong> Mitarbeiter 1,6 1,1 1,1<br />

Gute Work-Life-Balance 1,6 1,1 1,1<br />

Corporate Social Responsibility 1,6 1,1 1,0<br />

Unternehmenserfolg 1,6 1,1 1,0<br />

Attraktive Arbeitsaufgaben 1,6 1,1 1,0<br />

Exzellenz 1,6 1,1 1,0<br />

Kollegialität 1,5 1,1 1,1<br />

Sicherheit <strong>de</strong>r Anstellung 1,5 1,1 1,1<br />

Attraktive Produkte/Dienstleistungen 1,5 1,1 1,0<br />

Internationales Umfeld 1,5 0,9 0,8<br />

Hohes Einstiegsgehalt 1,4 1,1 1,0<br />

Arbeitsmöglichkeiten im Ausland 1,4 0,8 0,7<br />

Attraktiver Standort 1,4 0,9 0,9<br />

Die drei wichtigsten Kriterien bei <strong>de</strong>r Arbeitgeberwahl <strong>de</strong>r chinesischen Absolventen<br />

drehen sich alle um Aufgaben <strong>de</strong>r Personalentwicklung (Skala von -2 bis +2).<br />

Nutzen und Grenzen von Rankings<br />

Insgesamt ist festzuhalten, dass Arbeitgeberrankings<br />

auch <strong>de</strong>n Bekanntheitsgrad<br />

von Unternehmen dokumentieren.<br />

Sie spiegeln die Wahrnehmung <strong>de</strong>r<br />

Zielgruppe wi<strong>de</strong>r – in diesem Fall <strong>de</strong>r<br />

chinesischen Absolventen. Ob die aufgeführten<br />

Unternehmen objektiv attraktive<br />

Arbeitgeber sind, können die<br />

Rankings aber nicht beantworten. Ihr<br />

Mehrwert besteht daher auch darin, zum<br />

einen <strong>de</strong>n Bekanntheitsgrad messbar zu<br />

machen und zum an<strong>de</strong>ren fundierte Aussagen<br />

über die Wunschvorstellungen <strong>de</strong>r<br />

Befragten zu ermöglichen.<br />

Darüber hinaus lässt die vorliegen<strong>de</strong><br />

Studie Aussagen darüber zu, welche<br />

Arbeitgeber Bekanntheitswerte in Arbeitgeberattraktivität<br />

übersetzen. Denn<br />

Unternehmen sind bei ähnlichem Bekanntheitsgrad<br />

unterschiedlich attraktiv.<br />

Arbeitgeber wie China Trust o<strong>de</strong>r<br />

Mitsubishi sind beispielsweise zu über<br />

90 Prozent bekannt, rangieren aber<br />

nicht in <strong>de</strong>n Top 100 <strong>de</strong>r Wunscharbeitgeber.<br />

Apple ist dagegen bei einem sehr<br />

hohen Bekanntheitsgrad zugleich auch<br />

sehr attraktiv.<br />

Quelle: Tren<strong>de</strong>nce<br />

Gera<strong>de</strong> das Wissen um die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Kriterien, die Absolventen bei <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeberwahl heranziehen, kann als<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Quelle zur Gestaltung <strong>de</strong>r Arbeitgebermarke<br />

fungieren – insbeson<strong>de</strong>re<br />

wenn Arbeitgeber sie für eine eigens<br />

<strong>de</strong>finierte Zielgruppe abrufen können.<br />

Zu beachten ist allerdings, dass diese<br />

Kriterien nicht unreflektiert aus Studien<br />

o<strong>de</strong>r sonstigen Befragungen übernommen<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn im Einklang<br />

mit <strong>de</strong>r jeweiligen Unternehmensstrategie<br />

und -kultur sowie <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Personalinstrumenten und -ressourcen<br />

stehen sollten. Die vorgestellte Absolventenstudie<br />

kann daher als eine wichtige<br />

Informationsquelle zur Gestaltung <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgebermarke angesehen wer<strong>de</strong>n<br />

und Unternehmen helfen, in Zukunft gezielter<br />

in China zu rekrutieren.<br />

Prof. Dr. Stephan Weinert hat die<br />

Professur für BWL, insbeson<strong>de</strong>re Personalmanagement,<br />

an <strong>de</strong>r FH Düsseldorf inne.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

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Jünger Medien Verlag | Offenbach<br />

11-104


36 Management_Talentmanagement<br />

Macht eure Hausaufgaben!<br />

PRAXIS. Das Managen von Talenten sollte eine elementare Führungsaufgabe sein.<br />

Personaler müssen die Führungskräfte dazu befähigen und sie unterstützen.<br />

Von Ulli Pesch<br />

Alle einschlägigen Untersuchungen<br />

kommen zum gleichen<br />

Ergebnis: Talentmanagement<br />

ist Aufgabe <strong>de</strong>r Führungskraft.<br />

Und: Wer richtig Talentmanagement<br />

betreibt, ist als Unternehmen erfolgreicher.<br />

Das bestätigt auch <strong>de</strong>r aktuelle<br />

Boston Consulting Group „Creating People<br />

Advantage 2012 Focus Report“, bei<br />

<strong>de</strong>m mehr als 4.200 Teilnehmer weltweit<br />

befragt wur<strong>de</strong>n: Unternehmen, die<br />

erfolgreich Talentmanagement ein- und<br />

umsetzen, haben ein 2,2-fach höheres<br />

Umsatzwachstum und eine 2,1-fach höhere<br />

Gewinnmarge als Unternehmen,<br />

die das nicht tun. „In unserer Studie<br />

hat sich Talentmanagement zwar als<br />

das Topthema herausgestellt“, erklärt<br />

Dr. Rainer Strack, Seniorpartner und<br />

bei BCG weltweit für Personalthemen<br />

verantwortlich, „allerdings auch mit<br />

<strong>de</strong>utlichem Verbesserungsbedarf. Dazu<br />

zählt, dass Personaler im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Befähigung von Führungskräften einfache<br />

Prozesse, Werkzeuge, IT-Systeme<br />

und Qualifizierungsmaßnahmen zur<br />

Verfügung stellen müssen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

muss die Einbindung <strong>de</strong>r Führungskräfte<br />

in <strong>de</strong>n einzelnen Bestandteilen<br />

<strong>de</strong>s Talentmanagements genau <strong>de</strong>finiert<br />

wer<strong>de</strong>n.“ Auch Nicole Gilbert, Partnerin<br />

bei Promerit und vor ihrem Einstieg in<br />

die Beratung selbst Personalmanagerin<br />

in einem großen Mischkonzern, kennt die<br />

Schwierigkeiten: „Es sind oft strukturelle<br />

Rahmenbedingungen, wie beispielsweise<br />

unklare Prozesse und eine <strong>de</strong>fizitorientierte<br />

Personalplanung, die nach wie vor<br />

ein effizientes Talentmanagement in vielen<br />

Betrieben verhin<strong>de</strong>rn.“<br />

Talent benannt – Aufgaben klar?<br />

Damit Führungskräfte Talentmanagement<br />

professionell umsetzen können,<br />

muss nicht nur die Infrastruktur<br />

stimmen, die Metho<strong>de</strong>n und Prozesse<br />

bekannt sein und die Werkzeuge zur Verfügung<br />

stehen. Sie müssen grundsätzlich<br />

wissen, was Talentmanagement ist<br />

und wie sie es mithilfe <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Infrastruktur und Werkzeuge umsetzen.<br />

Es zählt zu <strong>de</strong>n ureigensten<br />

Aufgaben <strong>de</strong>r<br />

Personalabteilungen, <strong>de</strong>n<br />

Nutzen von Talentmanagement<br />

aufzuzeigen,<br />

in<strong>de</strong>m sie das Thema mit<br />

ökonomischen Aspekten<br />

verknüpfen.<br />

In diesem Zusammenhang betont Georg<br />

Goller, Area Vice Presi<strong>de</strong>nt und Generalmanager<br />

Central Europe bei Success-<br />

Factors, die Rolle externer Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r HR-Abteilung, wenn es um die Bereitstellung<br />

von Werkzeugen zur Umsetzung<br />

von Talentmanagement geht: „Im<br />

Austausch mit <strong>de</strong>r Geschäftsleitung, <strong>de</strong>n<br />

Fach- sowie <strong>de</strong>n HR-Verantwortlichen<br />

setzen wir uns intensiv mit <strong>de</strong>n Projektzielen<br />

und <strong>de</strong>n <strong>de</strong>finierten HR-Prozessen<br />

auseinan<strong>de</strong>r. Grundsätzlich ist es vorab<br />

wichtig, nicht nur die bestehen<strong>de</strong> Infrastruktur<br />

zu klären, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />

was Personaler und Entschei<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<br />

Lösung erreichen wollen und wie sie Talentmanagement<br />

einsetzen möchten.“<br />

Aber: Wie bereitet man professionell<br />

Mitarbeitergespräche vor und führt<br />

sie durch, wie <strong>de</strong>finiert man Ziele, wie<br />

führt man Leistungsmessungen o<strong>de</strong>r<br />

360-Grad-Feedbacks durch? Wie steht<br />

mein Talentmanagement im Kontext zum<br />

Unternehmensziel? Was geschieht nach<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>r Talente? „Eine <strong>de</strong>r<br />

größten Herausfor<strong>de</strong>rungen ist nicht so<br />

sehr, die Talente zu i<strong>de</strong>ntifizieren“, erklärt<br />

Armin Trost, Professor für Personalmanagement<br />

an <strong>de</strong>r HFU Business School<br />

in Furtwangen, „son<strong>de</strong>rn in nahezu allen<br />

Unternehmen stellt sich in <strong>de</strong>r Folge immer<br />

wie<strong>de</strong>r die Frage, was danach mit <strong>de</strong>n<br />

Talenten passiert. Wie för<strong>de</strong>rt man sie<br />

konkret? Das ist das Problem Nummer 1<br />

im Talentmanagement.“<br />

Professor Karl-Friedrich Ackermann,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r auf HR-Beratung spezialisierten<br />

ISPA GmbH, geht noch einen<br />

Schritt weiter: „Die Führungskräfte haben<br />

meist zu wenig Zeit, um sich intensiv<br />

um professionelles Talentmanagement<br />

und um eine engere Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>n Personalabteilungen zu kümmern.<br />

Oft versuchen sie <strong>de</strong>shalb, ihre Verantwortung<br />

für das Talentmanagement auf<br />

die Personalabteilung abzuschieben.“<br />

Nüchtern ergänzt er: „Die Praxis <strong>de</strong>s Talentmanagements<br />

ist häufig weit weniger<br />

entwickelt als die umfangreiche Fachliteratur<br />

dies suggeriert. Dies gilt vor allem,<br />

wenn man sich in mittelständischen Un-<br />

personalmagazin 12 / 12


37<br />

Beim Metall- und<br />

Stahldistributor<br />

Klöckner & Co. SE ist<br />

Talentmanagement<br />

Chefsache.<br />

ternehmen umschaut.“ Ein Anreizsystem,<br />

von <strong>de</strong>r HR-Abteilung initiiert und<br />

gesteuert, ist in vielen Unternehmen ein<br />

probates Mittel, um weniger aktiven Führungskräften<br />

<strong>de</strong>n Geschmack fürs Talentmanagement<br />

zu versüßen.<br />

HR bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Rahmen<br />

Die Personalabteilung nimmt bei <strong>de</strong>r<br />

Befähigung von Führungskräften zum<br />

Talentmanagement eine vielseitige Position<br />

ein. Sie muss für das Coaching von<br />

Führungskräften und für die Personalbedarfsplanung<br />

sorgen. Sie muss Werkzeuge<br />

wie Software und Checklisten zur<br />

Verfügung stellen. HR organisiert, koordiniert,<br />

begleitet, bereitet vor und führt<br />

durch, ist für die Qualitätssicherung aller<br />

Maßnahmen zuständig und muss bei<br />

Bedarf nachrekrutieren und nachbesetzen.<br />

Dabei muss HR die Gesamtübersicht<br />

über das unternehmensweite Talentmanagement<br />

im Auge behalten. Nicole<br />

Gilbert ergänzt: „Ganz wichtig ist auch,<br />

dass die Personaler ihr Bereichs<strong>de</strong>nken<br />

aufbrechen, das in sehr vielen Unternehmen<br />

die Praxis bestimmt. Sonst können<br />

sie ihre ureigene Aufgabe nicht erfüllen:<br />

Die Personalplanung und damit die<br />

Versorgung <strong>de</strong>s Unternehmens mit <strong>de</strong>n<br />

passen<strong>de</strong>n Mitarbeitern und Talenten.“<br />

Thomas Faltin, Director bei Kienbaum<br />

Management Consultants ergänzt: „Es<br />

gibt nach wie vor Führungskräfte, die<br />

<strong>de</strong>n Nutzen von Talentmanagementprozessen<br />

falsch einschätzen und ihm<br />

<strong>de</strong>shalb eine geringe Be<strong>de</strong>utung beimessen.“<br />

Das hänge auch mit <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

unternehmenskulturellen Reifegrad <strong>de</strong>r<br />

Firma zusammen. Deshalb zähle es zu<br />

<strong>de</strong>n ureigensten Aufgaben <strong>de</strong>r Personalabteilung,<br />

<strong>de</strong>n Führungskräften <strong>de</strong>ssen<br />

Nutzen aufzuzeigen, in<strong>de</strong>m sie das Thema<br />

stärker mit ökonomischen Aspekten<br />

verknüpfen und ihnen klarmachen, dass<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenserfolg stark von <strong>de</strong>r<br />

© fotos: Klöckner & Co SE<br />

Professionalität <strong>de</strong>s Talentmanagements<br />

abhängig ist. Faltin aber beklagt: „Das<br />

ist nicht so einfach, weil Personaler in<br />

<strong>de</strong>r Regel die Sprache <strong>de</strong>s Business nur<br />

bedingt sprechen.“ Armin von Rohrscheidt,<br />

ehemals Personalchef von Zeiss<br />

Vision und jetzt als Berater in Sachen HR<br />

tätig, weiß aus seiner HR-Praxis: „Der<br />

Umfang <strong>de</strong>r Unterstützung von HR beim<br />

Talentmanagement hängt inkrementell<br />

mit <strong>de</strong>r Beantwortung grundsätzlicher<br />

Fragen wie ,Was macht eine Führungskraft?<br />

Wer wird Führungskraft? Wie ist<br />

<strong>de</strong>ren Rolle?‘ zusammen. Aber genau das<br />

kommt oft zu kurz!“<br />

Zalando: Rollen sind klar verteilt<br />

Beim Online-Schuhvermarkter Zalando<br />

beginnt Talentmanagement nicht erst auf<br />

<strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Führungskräfte. Für Zalando-Personalchefin<br />

Frauke von Polier sind<br />

die Rollen klar aufgeteilt: „Wir als Personalabteilung<br />

haben eine direkte Verantwortung<br />

für das Talentmanagement. Wir<br />

stellen die Werkzeuge zur Verfügung,<br />

beispielsweise die Definition von Karrierewegen,<br />

Programme zur Unterstützung<br />

von Talentmanagement o<strong>de</strong>r zur bereichsübergreifen<strong>de</strong>n<br />

För<strong>de</strong>rung von Talenten<br />

und mehr. Die erfolgreiche Anwendung<br />

<strong>de</strong>r Tools und die persönliche Beziehung<br />

zu <strong>de</strong>n Talenten sollte auf je<strong>de</strong>n Fall durch<br />

die Führungskraft erfolgen.“<br />

In <strong>de</strong>m zurzeit etwa 1.000 Arbeitnehmer<br />

zählen<strong>de</strong>n Unternehmen ist je<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

in seiner Abteilung ein Experte und<br />

daher auch Akteur <strong>de</strong>s internen Talentmanagements.<br />

Die Talente wer<strong>de</strong>n mittels<br />

Feedbackgespräch ausgewählt und<br />

von <strong>de</strong>r Führungskraft vorgeschlagen,<br />

müssen aber von einem Führungsgremium<br />

bestätigt wer<strong>de</strong>n. Führungskräfte, die<br />

kein Talentmanagement umsetzen und<br />

nicht unternehmerisch <strong>de</strong>nken, wer<strong>de</strong>n<br />

laut Personalchefin von Polier intensiv<br />

im Hinblick auf Führungsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

gecoacht. Über Leistungs- und Potenzialmessungen<br />

stellt man sicher, dass die<br />

richtigen Mitarbeiter gefor<strong>de</strong>rt und geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Auch hier stehen die Personalreferenten<br />

in direktem Kontakt mit <strong>de</strong>n<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>


38 Management_Talentmanagement<br />

Führungskräften, die sie bei allen Fragen,<br />

von <strong>de</strong>r Rekrutierung über die Entwicklung<br />

bis zum Ausschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

unterstützen. Kompetenzzentren, in<br />

<strong>de</strong>nen Experten aus <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

zu <strong>de</strong>n jeweiligen HR-Themen zur Verfügung<br />

stehen, entwickeln auf Anfrage<br />

entsprechen<strong>de</strong> Angebote und Werkzeuge.<br />

Die Rekrutierung und Nachbesetzung von<br />

Im Hinblick auf professionelles<br />

Talentmanagement<br />

hat bislang nur ein Teil <strong>de</strong>r<br />

Personaler die Rolle als<br />

Partner und Berater <strong>de</strong>r<br />

Führungskräfte angenommen.<br />

Hier besteht großer<br />

Qualifizierungsbedarf.<br />

Positionen ist in<strong>de</strong>ssen alleinige Aufgabe<br />

von HR. Brauchen Personaler Schulungen,<br />

erhalten sie diese ebenfalls durch<br />

die Kompetenzzentren o<strong>de</strong>r über externe<br />

Spezialisten.<br />

Klöckner & Co. SE: Talentmanagement<br />

ist Chefsache<br />

Ein gutes Beispiel, wie Talentmanagement<br />

professionell in einem Konzern<br />

eingeführt wird und welche Rolle HR in<br />

diesem Kontext im Rahmen <strong>de</strong>r Befähigung<br />

<strong>de</strong>r Führungskräfte einnimmt, ist<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Stahl- und Metalldistributor<br />

Klöckner & Co. SE. Er hat innerhalb<br />

eines Jahres als Vorstufe eines konzernweiten<br />

Talentmanagements einen<br />

Management-Review-Prozess für die<br />

obersten drei Managementebenen entwickelt<br />

und umgesetzt. Eines <strong>de</strong>r Ziele<br />

<strong>de</strong>s Review-Prozesses war, innerhalb<br />

eines Jahres einen konzernweiten Überblick<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Personalentwicklung<br />

zu erhalten und wesentliche<br />

Talentmanagementprozesse zu verein-<br />

heitlichen. Fe<strong>de</strong>rführend gesteuert und<br />

eingeführt wur<strong>de</strong> das Projekt durch <strong>de</strong>n<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n Gisbert Rühl und<br />

Angelika Kambeck, <strong>de</strong>r Leiterin <strong>de</strong>s En<strong>de</strong><br />

2010 geschaffenen Bereichs Executive<br />

HR- und Talentmanagement. Begleitet<br />

wur<strong>de</strong> Klöckner & Co. dabei von Kienbaum<br />

Management Consulting.<br />

Initialprojekt war ein Management-Review-Dialog<br />

zur besseren Einschätzung<br />

<strong>de</strong>r Besetzungsqualität hinsichtlich Führungsverhalten<br />

und -kompetenzen, Performance<br />

und Potenzial <strong>de</strong>r oberen drei<br />

Managementebenen. Konzipiert, durchgeführt<br />

und überwacht wur<strong>de</strong> dieser von<br />

HR in Zusammenarbeit mit Kienbaum<br />

und <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Führungskräften.<br />

Um Vakanzrisiken einschätzen und<br />

besser managen zu können, sollte das<br />

Projekt zu<strong>de</strong>m ein wirksames Nachfolgemanagement<br />

vorbereiten. Zur Erhebung<br />

<strong>de</strong>r spezifischen Anfor<strong>de</strong>rungen wur<strong>de</strong>n<br />

Interviews und zielgruppenfokussierte<br />

Workshops mit <strong>de</strong>n HR-Organisationen<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgesellschaften durchgeführt.<br />

Die im Rahmen <strong>de</strong>s Management-<br />

Review zu beurteilen<strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />

erhielten einen Fragebogen vor <strong>de</strong>n<br />

Review-Gesprächen, in <strong>de</strong>nen sie ihre<br />

persönlichen Daten und Fragen zum<br />

Lebenslauf, zur Mobilitätsbereitschaft<br />

sowie zum Erfahrungshintergrund und<br />

zu <strong>de</strong>n Sprachkompetenzen erfassten.<br />

An die Review-Gespräche, die auf Basis<br />

eines Beurteilungsbogens vom Vorgesetzten<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>n, schloss<br />

sich eine Einschätzung <strong>de</strong>s Nachfolgestatus<br />

<strong>de</strong>r Position an, die eine Risikobewertung<br />

<strong>de</strong>s beurteilten Mitarbeiters<br />

im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit<br />

eines Stellenwechsels beinhaltet.<br />

Nach Abschluss <strong>de</strong>r Management-Review-Dialoge<br />

bereiten die Personalentwickler<br />

in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn die Daten aller<br />

beurteilten Mitarbeiter für Management-<br />

Review-Konferenzen, an <strong>de</strong>nen die Geschäftsführungen,<br />

die HR-Direktoren<br />

sowie <strong>de</strong>r Head of Executive HR- und<br />

Talentmanagement <strong>de</strong>s Konzerns<br />

teilnehmen, auf. Ziel <strong>de</strong>r Konferenzen ist<br />

die Bestimmung lan<strong>de</strong>sspezifischer gegebenenfalls<br />

konzernweiter Maßnahmen<br />

für das Managementteam <strong>de</strong>r Level 1 bis<br />

3 um die langfristige Konzernstrategie<br />

sukzessive umzusetzen.<br />

Positive Erfahrungen<br />

Von Mitte bis En<strong>de</strong> 2011 fan<strong>de</strong>n die<br />

Management-Review-Dialoge in allen<br />

Län<strong>de</strong>rn statt, nach<strong>de</strong>m die über 250<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Toolbox und<br />

<strong>de</strong>n Zielen in von <strong>de</strong>r zentralen HR<br />

konzipierten Schulungsreihen vertraut<br />

gemacht wor<strong>de</strong>n waren. <strong>Als</strong> unterstützen<strong>de</strong>s<br />

Software-Werkzeug wählte man<br />

die Talentmanagement-Suite von <strong>Haufe</strong>-<br />

Umantis, die zum Programmstart in fünf<br />

Sprachen zur Verfügung stand. „Wir haben<br />

eine sehr gute Basis erarbeitet und<br />

stehen noch am Anfang eines etablierten<br />

Talentmanagements“, so Angelika Kambeck.<br />

„Entschei<strong>de</strong>nd ist jedoch, dass <strong>de</strong>r<br />

Nutzen und die Be<strong>de</strong>utung bei <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgesellschaften<br />

angekommen ist und<br />

vom Topmanagement vorbildlich unterstützt<br />

wird. <strong>Als</strong> Nächstes verschmelzen<br />

wir in allen europäischen Lan<strong>de</strong>sgesellschaften<br />

<strong>de</strong>n Management-Review mit<br />

<strong>de</strong>n lan<strong>de</strong>sspezifischen Performance<br />

Managementansätzen.“<br />

Qualifizierungsbedarf bei Personalern<br />

Andreas Schwarz, Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

und Director Development<br />

bei von Rundstedt HR Partners,<br />

fasst seine Erfahrungen zur Rolle <strong>de</strong>r<br />

Personaler im Talentmanagement zusammen:<br />

„Bislang hat nur ein Teil <strong>de</strong>r<br />

Personaler die Rolle als Partner und Berater<br />

<strong>de</strong>r Führungskräfte angenommen.<br />

Für viele steht <strong>de</strong>r Faktor Service noch<br />

an erster Stelle, nicht die Lösungsentwicklung<br />

und Beratung. Viele HR-Manager<br />

agieren im Unternehmen noch als<br />

klassischer Personalreferent. Hier sehe<br />

ich großen Qualifizierungsbedarf in Sachen<br />

Aufbau von HR-Beratungshaltung<br />

und -kompetenz.“<br />

Ulli Pesch ist freier Journalist in Heimstetten<br />

bei München.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


40 Organisation_NEWS<br />

NachGEDACHT<br />

Nicht erreichbar, aber flexibel<br />

Deutschlands Mitarbeiter sind überlastet.<br />

Einen großen Teil <strong>de</strong>r Schuld daran soll die mo<strong>de</strong>rne<br />

Technik tragen. Nach einer Kurzumfrage<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Personalführung<br />

e.V. (DGFP) ist je<strong>de</strong>r zweite Personalmanager<br />

überzeugt, dass die ständige Erreichbarkeit<br />

von Arbeitnehmern eine <strong>de</strong>r Hauptursachen<br />

für das Burnout-Syndrom ist. Erste Reaktionen:<br />

Bei Volkswagen wer<strong>de</strong>n E-Mails nur noch zur<br />

Hauptarbeitszeit zugestellt. Acht Prozent <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>r DGFP Befragten wollen diesem Beispiel<br />

folgen. Und <strong>de</strong>r Deutsche Gewerkschaftsbund<br />

for<strong>de</strong>rt eine Anti-Stress-Verordnung mit klaren<br />

Regeln zur Erreichbarkeit von Arbeitnehmern.<br />

Personalverantwortliche wissen aber auch,<br />

dass starre Arbeitszeiten <strong>de</strong>r Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf entgegenstehen. Deshalb<br />

planen, so eine Studie <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfamilienministeriums,<br />

74 Prozent <strong>de</strong>r befragten Unternehmen,<br />

flexible Arbeitszeiten für Führungskräfte.<br />

63 Prozent wollen mehr mobiles Arbeiten<br />

erlauben. Genau das dürfte aber schwierig<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn die Serververbindungen<br />

gekappt sind, sobald die Kin<strong>de</strong>r schlafen.<br />

Die Lösung dürfte im selbstverantwortlichen<br />

Umgang mit Smartphones und Co. liegen. O<strong>de</strong>r,<br />

wie die Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerin sagt: „Die<br />

Gesellschaft muss lernen, mit diesen Techniken<br />

zurechtzukommen.“<br />

Blocka<strong>de</strong>n bei Change-Projekten<br />

Topmanagement und mittlere Führungsebene blicken bei Change-Projekten<br />

nicht in die gleiche Richtung. Wie die „Change-Fitness-Studie 2012“<br />

<strong>de</strong>s Beratungsunternehmens Mutaree in Zusammenarbeit mit Professor<br />

Sonja Sackmann zeigt, blockieren vor allem <strong>de</strong>ren unterschiedliche Blickwinkel<br />

und Einschätzungen <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Projekte: Während 69 Prozent <strong>de</strong>r Topmanager<br />

in <strong>de</strong>r Studie beispielsweise überzeugt sind, dass vor allem die beson<strong>de</strong>re<br />

Wertschätzung <strong>de</strong>r Mitarbeiter zum Gelingen <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

führen könne, teilen lediglich 46 Prozent <strong>de</strong>r mittleren Führungskräfte diese<br />

Ansicht. Bei <strong>de</strong>r Sicht auf die für ein Change-Projekt notwendigen Ressourcen<br />

setzt sich <strong>de</strong>r Zwiespalt fort: 54 Prozent <strong>de</strong>r Topmanager zeigten sich überzeugt,<br />

dass für ein Change-Projekt ausreichend Ressourcen bereitstehen, im mittleren<br />

Management sehen das nur<br />

38 Prozent so.<br />

Die fatalen Konsequenzen<br />

aus diesem Missstand zeigt<br />

eine Untersuchung <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

OSB<br />

International: Bei Entscheidungen<br />

zu Change-Projekten<br />

orientiert sich das<br />

Mittelmanagement zu 60<br />

Prozent allein an <strong>de</strong>m, was<br />

nach <strong>de</strong>n eigenen Erfahrungen<br />

sinnvoll ist. Nur<br />

elf Prozent richten sich<br />

bei ihren Entscheidungen<br />

nach <strong>de</strong>r Meinung <strong>de</strong>s Vorstands.<br />

„Offenbar wer<strong>de</strong>n<br />

die Vorstän<strong>de</strong> nicht mehr<br />

für glaubwürdig gehalten“,<br />

so das Fazit <strong>de</strong>r Studie.<br />

Ein gemeinsames Ziel ist wichtig. Doch zu oft sind<br />

sich Top- und Mittelmanagement nicht einig.<br />

© Michael Bamberger<br />

News <strong>de</strong>s Monats<br />

Wi<strong>de</strong>rstand EU-Justizkommissarin Viviane Reding arbeitet an einem neuen Vorschlag zur Frauenquote in <strong>de</strong>n Aufsichtsräten <strong>de</strong>r europäischen<br />

Unternehmen. Die ursprüngliche I<strong>de</strong>e einer 40-Prozent-Quote bis 2020 war an Be<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>r EU-Kommission vor zu großen Eingriffen<br />

in die Wirtschaftspolitik <strong>de</strong>r Mitgliedsstaaten gescheitert.<br />

Sicherheitsproblem Nicht die sogenannten Digital Natives, son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re ältere Topmanager gefähr<strong>de</strong>n die IT-Sicherheit im<br />

Unternehmen durch private Computertechnik und Software-Anwendungen. Beson<strong>de</strong>rs beliebt sind Vi<strong>de</strong>o-Applikationen, so eine Studie <strong>de</strong>s<br />

Service-Provi<strong>de</strong>rs Easynet.<br />

Optimierungsbedarf Schlechte Ergebnisse erzielen <strong>de</strong>utsche Unternehmen in <strong>de</strong>r Studie „Global Talent Management and Rewards“ von<br />

Towers Watson: Nur 31 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen in Deutschland beurteilen die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter positiv, weltweit sind dies 52<br />

Prozent. Auch bei <strong>de</strong>r Mitarbeiterbindung zeigt sich Optimierungsbedarf: 70 Prozent <strong>de</strong>r Befragten geben an, High Potentials nur schwer halten<br />

zu können, weltweit haben nur 54 Prozent hier Probleme.<br />

+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


Organisation_softwaremarkt<br />

41<br />

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Der administrative Aufwand <strong>de</strong>r<br />

bAV wird von Personalverantwortlichen<br />

immer wie<strong>de</strong>r beklagt.<br />

Eine neue Onlinelösung soll hier<br />

Erleichterung verschaffen. Auf <strong>de</strong>r Serviceplattform<br />

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haben Arbeitgeber Zugang zu <strong>de</strong>n aktuellen<br />

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Deckungskapitalübertragungen. Die<br />

mit <strong>de</strong>r bAV-Verwaltung Beauftragten<br />

im Unternehmen können nach<br />

Anmeldung auf <strong>de</strong>r Onlineplattform<br />

die notwendigen Informationen über<br />

eine generische Maske eingeben und<br />

die Daten über die Software in <strong>de</strong>n<br />

vorgesehenen Formularsatz übertragen<br />

lassen. Anschließend kann dieser<br />

als Download an <strong>de</strong>n Arbeitnehmer<br />

weitergegeben wer<strong>de</strong>n. Der Service<br />

ist für Unternehmen kostenlos.<br />

Zu <strong>de</strong>n bisherigen Kooperationspartnern<br />

zählen unter an<strong>de</strong>rem die Allianz,<br />

Canada Life, Ergo, Generali, HDI,<br />

LV1871, Neue Leben und Nürnberger.<br />

Mit weiteren Gesellschaften wird verhan<strong>de</strong>lt.www.bav-formulare.<strong>de</strong><br />

E-Learning-Systeme hochgefragt<br />

Der E-Learning-Markt wächst. Immer mehr Unternehmen nutzen die<br />

Vorteile, ihre Mitarbeiter unabhängig von Zeit und Ort mit zentral angebotenen<br />

E-Learning-Kursen weiterzubil<strong>de</strong>n. Learning-Management-<br />

Systemen (LMS) kommt dabei eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu, weil sie die<br />

zentrale Verwaltung <strong>de</strong>r Kurse und Teilnehmer ermöglichen. Für Käufer sei<br />

es jedoch immer schwieriger, <strong>de</strong>n globalen, sehr komplexen und dynamischen<br />

LMS-Markt zu verstehen, so <strong>de</strong>r Marktreport „Learning Management Systems:<br />

Finding Your Way Through the Maze“. Den klassischen LMS mit vielen Standardfunktionen,<br />

die von Unternehmen gekauft und auf eigenen Servern installiert<br />

wür<strong>de</strong>n, stehe eine wachsen<strong>de</strong> Anzahl von einfach zu implementieren<strong>de</strong>n Software<br />

as a Service (SaaS)-Systemen mit flexiblen Preismo<strong>de</strong>llen gegenüber. Vor<br />

allem jüngere Anbieter integrierten in ihre Systeme Social-Media-Funktionen.<br />

Hinweis: Einen Überblick über E-Learning-Anbieter fin<strong>de</strong>n Sie online auf unserem<br />

Anbieter-Check E-Learning.<br />

www.anbietercheck.<strong>de</strong>/elearning-software<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Personal Aktuell<br />

2012/2013<br />

Rechtliche Neuerungen im<br />

Arbeits- und Sozialrecht –<br />

bringen Sie sich auf <strong>de</strong>n<br />

aktuellen Stand!<br />

Termine Orte Bestellnr.<br />

04.12.2012 Frankfurt/Main 7547AI12<br />

12.12.2012 Hamburg 7547AJ12<br />

15.01.2013 Düsseldorf 7547AA13<br />

23.01.2013 Berlin 7547AB13<br />

30.01.2013 Stuttgart 7547AC13<br />

05.02.2013 Münster 7547AD13<br />

13.02.2013 Hamburg 7547AE13<br />

18.02.2013 Frankfurt/Main 7547AF13<br />

27.02.2013 Köln 7547AG13<br />

04.03.2013 München 7547AH13<br />

11.03.2013 Dortmund 7547AI13<br />

Die Themenübersicht fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />

www.poko.<strong>de</strong>/personal, Webco<strong>de</strong> 7547<br />

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42 Organisation_Gesundheitsmanagement<br />

„Kölsche Formel“ für Gesundheit<br />

RECHNUNG. Der Nutzen eines Gesundheitsmanagements sollte so einfach erkennbar<br />

sein, dass seine Berechnung auf einen Bier<strong>de</strong>ckel passt. Das schafft die Kölsche Formel.<br />

Von Heinz Kowalski<br />

Was kostet uns das und was<br />

bringt uns das? Wie vor<br />

je<strong>de</strong>r unternehmerischen<br />

Entscheidung stellt sich<br />

diese Frage auch bei <strong>de</strong>r betrieblichen<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung (BGF). Die Gegenfrage<br />

wäre allerdings: Was kostet<br />

Sie das, wenn Sie nichts für die Gesund­<br />

heitsför<strong>de</strong>rung im Betrieb tun? Der permanente<br />

Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Arbeitswelt und<br />

die <strong>de</strong>mografische Entwicklung machen<br />

Investitionen in die Leistungsfähigkeit<br />

und Leistungsbereitschaft <strong>de</strong>r Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter unverzichtbar.<br />

Arbeiten bis 67 bei zunehmen<strong>de</strong>r Arbeitsintensität,<br />

steigen<strong>de</strong>r Komplexität<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsbewältigung und weiterer<br />

Beschleunigung <strong>de</strong>r Prozesse ist ohne<br />

Auch ein Kölsch-Deckel eignet sich,<br />

um <strong>de</strong>n Return on Investment<br />

<strong>de</strong>s betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

zu<br />

errechnen.<br />

eine nachhaltige körperliche und geistige<br />

Fitness un<strong>de</strong>nkbar. Gesundheit wird<br />

damit zu einem entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Produktivitätsfaktor.<br />

Wer das nicht wahrhaben will o<strong>de</strong>r für<br />

Privatsache hält und <strong>de</strong>shalb auf Investitionen<br />

in die Gesundheit <strong>de</strong>r Belegschaft<br />

verzichtet, wird über kurz o<strong>de</strong>r<br />

lang Probleme bekommen. Die drastisch<br />

steigen<strong>de</strong>n Arbeitsunfähigkeitsfälle wegen<br />

psychischer Störungen in vielen Unternehmen<br />

ist ein unübersehbarer Beleg<br />

für diese Prog nose. Wer diese Entwicklungen<br />

durch gezielte Präventionsarbeit<br />

vermei<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r wenigstens eingrenzt, ist<br />

dagegen bereits auf <strong>de</strong>r Gewinnerseite.<br />

Krankheit kostet weit mehr als<br />

nur die Entgeltfortzahlung<br />

„Krankheit kostet Gesundheit“ – das<br />

muss immer wie<strong>de</strong>r in Erinnerung gerufen<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn über die ökonomische<br />

Seite gesprochen wird. Dass Arbeit nicht<br />

krank machen darf, ist eine Selbstverständlichkeit.<br />

Gesundheit ist aber mehr<br />

als die Abwesenheit von Krankheit. Sie<br />

be<strong>de</strong>utet Lebensfreu<strong>de</strong>, Teilhabe und<br />

Arbeitsfähigkeit, womit Gesundheit eine<br />

Ressource ist. Nicht umsonst hat <strong>de</strong>r<br />

finnische Professor Juhani Ilmarinen<br />

seinem weitverbreiteten „Haus <strong>de</strong>r Arbeitsfähigkeit“<br />

als Basisgeschoss die<br />

Gesundheit gegeben. Erst darauf bauen<br />

sich Kompetenz, Werte und Arbeitsorganisation<br />

auf, ganz nach <strong>de</strong>m Motto<br />

„Gesundheit ist nicht alles, aber ohne<br />

Gesundheit ist alles nichts“.<br />

Ökonomisch betrachtet kostet Arbeitsunfähigkeit<br />

im Betrieb zunächst unproduktiven<br />

Lohn, die Entgeltfortzahlung<br />

personalmagazin 12 / 12


43<br />

Berechnung Praxisbeispiel<br />

bis zur Dauer von sechs Wochen. Lange<br />

wur<strong>de</strong> behauptet, dann wür<strong>de</strong>n die<br />

an<strong>de</strong>ren Mitarbeiter die Arbeit <strong>de</strong>s arbeitsunfähigen<br />

Kollegen auffangen, sodass<br />

kein Produktivitätsverlust eintritt.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r Arbeitsdichte in <strong>de</strong>n<br />

Betrieben und Verwaltungen ist diese<br />

These aber schon lange nicht mehr haltbar.<br />

Und die Entgeltfortzahlung ist nicht<br />

<strong>de</strong>r alleinige Kostenfaktor. Ausgefallene<br />

Fertigung, verpasste Termine, Vertretungskosten,<br />

entgangene Aufträge und<br />

vor allem Qualitätsverluste müssen in<br />

vielen Fällen hinzugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Firma berichtete beispielsweise<br />

von <strong>de</strong>m unerfahrenen Ersatzfahrer für<br />

<strong>de</strong>n erkrankten Kollegen, <strong>de</strong>r sich jedoch<br />

mit seinem LKW auf <strong>de</strong>m Weg zu einem<br />

Kun<strong>de</strong>n total verfahren hatte und eine<br />

dringen<strong>de</strong> erwartete Lieferung dadurch<br />

zwei Tage zu spät kam.<br />

Was ein Krankheitstag kostet, ist oft<br />

berechnet wor<strong>de</strong>n. Die Bun<strong>de</strong>sanstalt<br />

für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

(BAUA) als Fachbehör<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sarbeitsministeriums<br />

(BMAS) geht für<br />

2011 von einem durchschnittlichen Betrag<br />

von 163 Euro aus, <strong>de</strong>r nach Wirtschaftszweigen<br />

erheblich differenziert.<br />

Das Statistische Bun<strong>de</strong>samt bezifferte<br />

die durchschnittlichen Kosten einer Arbeitsstun<strong>de</strong><br />

inklusive Lohnnebenkosten<br />

für 2011 auf 34,40 Euro.<br />

Auch volkswirtschaftlich betrachtet ist<br />

die Entgeltfortzahlung ein be<strong>de</strong>utsamer<br />

Wert. Im Jahr 2010 zahlten die Firmen<br />

nach Angaben <strong>de</strong>s Instituts <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Wirtschaft insgesamt 35,1 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro – 5,2 Milliar<strong>de</strong>n mehr als noch<br />

2006. Den Produktionsausfall wegen<br />

Arbeitsunfähigkeit schätzt die BAUA auf<br />

43 Milliar<strong>de</strong>n Euro und <strong>de</strong>n Ausfall an<br />

Bruttowertschöpfung sogar auf 75 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro.<br />

Return-on-Investment-Kalkulator<br />

Auch mithilfe von Software lässt sich <strong>de</strong>r Return on Invest (ROI) beim BGM darstellen.<br />

Ein Beispiel ist <strong>de</strong>r Kalkulator <strong>de</strong>r Initiative Gesundheit & Arbeit.<br />

Mithilfe weniger Daten kann damit ein umfangreiches und gut strukturiertes Mehrkomponentenprogramm<br />

<strong>de</strong>r betrieblichen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung geplant und <strong>de</strong>r wahrscheinliche<br />

finanzielle Nutzen abgeschätzt wer<strong>de</strong>n. Das Softwareprogramm wur<strong>de</strong> für<br />

die Beratung von Unternehmen konzipiert, in <strong>de</strong>nen noch keine längerfristige Kultur<br />

<strong>de</strong>r betrieblichen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung etabliert ist.<br />

Berücksichtigt wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Software für die Berechnung <strong>de</strong>s ROI die Kategorien eines<br />

mo<strong>de</strong>rnen betrieblichen Gesundheitsmanagements mit <strong>de</strong>n zugeordneten Maßnahmen<br />

und Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen. Es gibt einen Arbeitsunfähigkeitskalkulator und einen<br />

Präsentismuskalkulator, woraus eine Formel entsteht. Hinzu kommt ein Krankheitsbehandlungskostenkalkulator<br />

mit einer eigenen Formel.<br />

Beispiel: Formel <strong>de</strong>s Präsentismuskalkulators<br />

Kennzeichnung Variable<br />

A<br />

Produktivitätsausfälle durch Präsentismus<br />

B<br />

durchschnittliche Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Produktivität<br />

C<br />

durchschnittliche Einkommen (Bruttojahresverdienst)<br />

D<br />

Kosten <strong>de</strong>r Produktivitätseinbußen<br />

E<br />

reduzierte Kosten durch Einsatz Mehrkomponentenprogramm<br />

F<br />

Nutzenzuordnung nach Anzahl von BGF-Maßnahmen<br />

G<br />

Differenz <strong>de</strong>r Kosten<br />

H<br />

Prospektiver ROI<br />

I<br />

Gesamtkosten <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />

J<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

Die dazugehörigen Berechnungsformeln:<br />

1. A = B multipliziert mit C<br />

2. D = J multipliziert mit C multipliziert mit B<br />

3. E = D minus D multipliziert mit F<br />

Berechnung ROI:<br />

4. G = D minus E<br />

5. H = G dividiert durch I<br />

Der Aufwand für das Gesundheitsmanagement<br />

wird oft überschätzt<br />

Ohne eigenen Zeit- und Personalaufwand<br />

ist ein betriebliches Gesundheitsmanagementprojekt<br />

(BGM) nicht<br />

zu leisten. Aufwendungen für Investitionen,<br />

zum Beispiel für ergonomische<br />

Verbesserungen, o<strong>de</strong>r für Seminare<br />

von Führungskräften beziehunsgweise<br />

Schulungen von Mitarbeitern, zum<br />

Beispiel Rückenschule am Arbeitsplatz,<br />

müssen einkalkuliert wer<strong>de</strong>n. An Maßnahmen<br />

beteiligen sich allerdings in<br />

aller Regel die Krankenkassen und gelegentlich<br />

auch die Berufsgenossenschaften,<br />

was die eigenen Aufwendungen<br />

Quelle: Initiative Gesundheit & Arbeit<br />

erheblich reduzieren kann. Bis zum<br />

Betrag von 500 Euro je Mitarbeiter und<br />

Jahr können viele Aufwendungen, die<br />

beim Betrieb verbleiben, nach § 3 Nr. 34<br />

Einkommenssteuergesetz sogar steuerlich<br />

geltend gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Nicht nur <strong>de</strong>shalb wird <strong>de</strong>r Aufwand<br />

von <strong>de</strong>n Firmen oft völlig überschätzt.<br />

Nur wenn erhebliche ergonomische<br />

Mängel festgestellt wer<strong>de</strong>n, zum Bei­<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


44 Organisation_Gesundheitsmanagement<br />

spiel bei <strong>de</strong>r Be- und Entlüftung, bei Hebe-<br />

und Tragevorrichtungen o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n<br />

Büromöbeln, sind größere Investitionen<br />

notwendig. Zumeist ist es aber <strong>de</strong>r Personaleinsatz,<br />

<strong>de</strong>r zu Buche schlägt. Sitzungen<br />

<strong>de</strong>s Arbeitskreises Gesundheit,<br />

Organisation <strong>de</strong>s BGM, innerbetriebliche<br />

Werbung für die Aktionen, Einzelaktivitäten<br />

wie Rückkehrgespräche mit<br />

auffälligen Mitarbeitern o<strong>de</strong>r zur betrieblichen<br />

Wie<strong>de</strong>reinglie<strong>de</strong>rung nach<br />

Krankheit (BEM) kosten natürlich Arbeitszeit.<br />

Größere Firmen beauftragen<br />

mit <strong>de</strong>m BGM <strong>de</strong>n Betriebsarzt o<strong>de</strong>r die<br />

Sicherheitsfachkraft. In mittelgroßen<br />

o<strong>de</strong>r kleineren Firmen ist es in aller Regel<br />

die Personalabteilung, die sich um<br />

das Gesundheitsprojekt kümmert.<br />

Ob es sich jedoch bei <strong>de</strong>m personellen<br />

Einsatz um einen zusätzlichen<br />

Aufwand han<strong>de</strong>lt o<strong>de</strong>r ob nur Arbeitsinhalte<br />

verschoben beziehungsweise<br />

kostenneutral ausgetauscht wer<strong>de</strong>n,<br />

KOSTEN-NUTZEN-MODELL<br />

Praxisbeispiel<br />

Der Human-Potenzial-In<strong>de</strong>x<br />

ist für die Kostenbetrachtung entschei<strong>de</strong>nd.<br />

Die Aufwandsseite darf zwar nicht<br />

vernachlässigt wer<strong>de</strong>n, ist aber zumeist<br />

überschaubar und verkraftbar. Geplante<br />

BGM-Projekte scheiterten in <strong>de</strong>r Praxis<br />

gelegentlich aber an Personalverantwortlichen,<br />

die sich die Zeit dafür nicht<br />

nehmen konnten o<strong>de</strong>r wollten.<br />

Der Human-Potenzial-In<strong>de</strong>x (HPI) ist ein Rating-Instrument zur Bewertung geeigneter<br />

Strukturen und Instrumente zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Humankapitals von Unternehmen.<br />

Entwickelt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Human-Potenzial-In<strong>de</strong>x im Rahmen <strong>de</strong>s Forschungsprojekts „Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen durch Verbesserung<br />

qualitativer humanressourcen-orientierter Kriterien“, das You-Gov-Psychonomics<br />

und die Celidon fe<strong>de</strong>rführend im Auftrag <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitsmedizin (BAUA) durchgeführt und 2009 veröffentlicht hat. Die Erhebung von<br />

zwölf Werttreiberbereichen bei 113 Unternehmen umfasste neben Erhebungen zur<br />

Personalplanung, Vergütungsstrukturen, Personalentwicklung und -management,<br />

Fragen zur Gesundheitsför<strong>de</strong>rung und zur Demografie, zur Work-Life-Balance und<br />

vor allem zur Führung. Nach Kritik aus <strong>de</strong>r Wissenschaft und <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svereinigung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeberverbän<strong>de</strong> (BDA) zog sich das Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerium aus seiner<br />

Mo<strong>de</strong>ratorenrolle zurück. Zuvor hatten <strong>de</strong>r damalige Personalvorstand <strong>de</strong>r Telekom,<br />

Thomas Sattelberger, und Professor Christian Scholz von <strong>de</strong>r Universität <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>n HPI als irreführend und als trojanisches Pferd bewertet. Psychonomics<br />

hatte dagegen einen signifikanten Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Unternehmenserfolg<br />

und <strong>de</strong>m betrieblichen Gesundheitsmanagement gesehen, ebenso <strong>de</strong>r Human-<br />

Capital-Club (HCC).<br />

Ausführlicher Studienbericht über www.baua.<strong>de</strong> – Publikationen, Forschungsprojekt F 2127<br />

Wer einen Aufwand-<br />

Ertrags-Vergleich <strong>de</strong>s<br />

BGM leisten will, stößt<br />

schnell an die Grenzen<br />

einer betriebswirtschaftlichen<br />

Betrachtung.<br />

Weiche Faktoren lassen<br />

sich schwer beziffern.<br />

Das Problem mit <strong>de</strong>n Kennzahlen<br />

und <strong>de</strong>r Kausalität<br />

Wer einen Aufwand-Ertrags-Vergleich<br />

<strong>de</strong>s BGM-Projekts leisten will, stößt<br />

schnell an die Grenzen einer betriebswirtschaftlichen<br />

Betrachtung. Zwar<br />

lassen sich harte Kennzahlen wie die<br />

Aufwendungen für die Entgeltfortzahlung<br />

o<strong>de</strong>r für Krankheitsvertretungen<br />

leicht berechnen, aber bei vielen<br />

Faktoren wird es schwieriger. Wenn<br />

Krankheit zum Beispiel die Leistungsbereitschaft<br />

beeinträchtigt, dann lassen<br />

sich diese weichen Faktoren nicht einfach<br />

beziffern. In <strong>de</strong>n letzten Jahren gab<br />

es zunehmend Versuche, die Kosten <strong>de</strong>s<br />

Präsentismus (Präsentismus erfasst das<br />

Verhalten von Mitarbeitern, die krank<br />

zur Arbeit gehen, infolge <strong>de</strong>r Krankheit<br />

aber nicht so leistungsfähig sind wie im<br />

gesun<strong>de</strong>n Zustand) zu berechnen. Manche<br />

Autoren schätzen diese Kosten sogar<br />

höher ein als durch <strong>de</strong>n Absentismus,<br />

die krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit.<br />

Dabei wird häufig übersehen, dass<br />

<strong>de</strong>r direkte Scha<strong>de</strong>n voraussichtlich viel<br />

höher wäre, wenn die kranke Person<br />

sich die Arbeitsunfähigkeit bescheinigen<br />

ließe und fehlen wür<strong>de</strong>, statt trotz<br />

ihrer Erkrankung noch zur Arbeit zu<br />

kommen und zumin<strong>de</strong>st eine Teilleistung<br />

zu erbringen.<br />

Zu <strong>de</strong>n krankheitsbedingten Kosten<br />

wer<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem gerechnet: Aufwendungen<br />

für Vertretungen, Qualitätsverluste,<br />

entgangene Aufträge,<br />

versäumte Termine (teilweise mit <strong>de</strong>r<br />

Folge von Zinszahlungen) und Ähnliches<br />

mehr. Die Kausalität zwischen <strong>de</strong>r<br />

Krankheit als Ursache einerseits und <strong>de</strong>r<br />

geringeren beziehungsweise ausgefallenen<br />

Leistung an<strong>de</strong>rerseits nachzuweisen,<br />

dürfte allerdings in <strong>de</strong>n allermeisten<br />

Fällen schwierig, wenn nicht unmöglich<br />

sein. Selbst ein ausgefeiltes Controlling<br />

kann diese Transparenz nur unvollkommen<br />

leisten. Es bleibt lediglich die<br />

Möglichkeit, aus Annahmen Inwertsetzungen<br />

zu beziffern und selbst daran<br />

zu glauben. Aber es gibt auch einfache<br />

Beispiele, wie die ausgefallene Leistung<br />

berechnet wer<strong>de</strong>n kann: Eine Großstadt<br />

hatte zweistellige krankheitsbedingte<br />

Ausfälle bei Politessen. Einen Ersatz für<br />

personalmagazin 12 / 12


45<br />

KOSTEN-NUTZEN-MODELL<br />

Praxisbeispiel<br />

die kranken Mitarbeiterinnen gab es<br />

nicht. Die entgangenen Bußgel<strong>de</strong>r entsprachen<br />

im Lauf eines Jahres einem<br />

sechsstelligen Eurobetrag.<br />

Kosten-Nutzen-Mo<strong>de</strong>lle und ein<br />

Software-Kalkulator<br />

Der Return on Investment (ROI) wur<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit im Wesentlichen<br />

mit Studien aus <strong>de</strong>n USA belegt. Die<br />

Einsparungen bei <strong>de</strong>n Fehlzeiten wur<strong>de</strong>n<br />

mit 1:2,5 bis 1:4,85 angegeben (Eine<br />

Zusammenstellung dafür fin<strong>de</strong>n Sie bei<br />

Kramer & Bö<strong>de</strong>ker, IGA-Report 13 und<br />

16). Das sind Durchschnittswerte mit einer<br />

weiten Streuung. In <strong>de</strong>r Praxis hatte<br />

ich gelegentlich Unternehmen, bei <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r ROI bereits im ersten Jahr <strong>de</strong>s<br />

BGM-Projekts sogar bei 1:10 lag. Für die<br />

Bewertung sind mehrere Mo<strong>de</strong>lle vorgeschlagen<br />

wor<strong>de</strong>n, die oft jedoch nur<br />

Teilaspekte ab<strong>de</strong>ckten und sich zumeist<br />

nicht nachhaltig durchgesetzt haben,<br />

zum Beispiel die Balanced Scorecard,<br />

<strong>de</strong>r Human-Potenzial-In<strong>de</strong>x (siehe Kasten<br />

Seite 46) o<strong>de</strong>r die Produktivität von<br />

Sozialkapital im Betrieb (siehe Kasten<br />

diese Seite).<br />

Die Initiative Gesundheit & Arbeit<br />

(IGA) hat nach jahrelanger Vorbereitung<br />

nun einen Return-on-Investment-Kalkulator<br />

entwickelt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n IGA-Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

BKK, DGUV, AOK und VDEK die<br />

Möglichkeit gibt, im Rahmen ihrer Unternehmensberatungen<br />

beim betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagement <strong>de</strong>n<br />

ökonomischen Nutzen mit Kennzahlen<br />

zu belegen. Das Softwareprogramm<br />

schätzt <strong>de</strong>n prospektiven Nutzen <strong>de</strong>r<br />

betrieblichen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung ab.<br />

<strong>Als</strong> Beispiel sehen Sie die Formel <strong>de</strong>s<br />

Präsentismuskalkulators im Kasten auf<br />

HPO<br />

ARBEITSHILFE<br />

Checkliste Maßnahmen zum psychosozialen<br />

Arbeitsschutz (HI2711801).<br />

Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong> Personal<br />

Office (HPO). Internetzugriff:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/hi2711801<br />

Produktivität von Sozialkapital<br />

Der Sozialkapital-Ansatz <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Prosob-Mo<strong>de</strong>ll zugrun<strong>de</strong> liegt, will das soziale Vermögen<br />

eines Unternehmens sichtbar, messbar und beeinflussbar machen.<br />

Das Forschungsprojekt Prosob (Produktivität von Sozialkapital im Betrieb) ist von<br />

2006 bis 2008 aus Mitteln <strong>de</strong>s Europäischen Sozialfonds und <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW an <strong>de</strong>r<br />

Universität Bielefeld durchgeführt wor<strong>de</strong>n. Beteiligt hatten sich fünf Unternehmen mit<br />

rund 8.000 Beschäftigten, von <strong>de</strong>nen 3.506 einen Fragebogen ausfüllten. Untersucht<br />

wur<strong>de</strong>n die Aspekte Führungskapital, Netzwerkkapital und Wertekapital. Investitionen<br />

in das Sozialkapital führen <strong>de</strong>mnach zu mehr Mitarbeitergesundheit und dadurch zu<br />

einem besseren Betriebserfolg. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong> dabei <strong>de</strong>r Krankenstand<br />

beeinflusst. Im Erhebungsinstrument ging es dabei unter an<strong>de</strong>rem um die Güte <strong>de</strong>s<br />

körperlichen Gesundheitszustands, um das Ausmaß <strong>de</strong>s Wohlbefin<strong>de</strong>ns, um <strong>de</strong>pressive<br />

Verstimmungen, Absentismus, innere Kündigung, Mobbing und um die Zahl<br />

<strong>de</strong>r Fehltage. Mittlerweile wur<strong>de</strong> das Erhebungsinstrument „weiterentwickelt und<br />

wesentlich benutzerfreundlicher und anwen<strong>de</strong>rorientierter“ gemacht (so Petra Rixen,<br />

eine <strong>de</strong>r Wissenschaftlerin aus Bielefeld) und zu einem In<strong>de</strong>x zusammengefasst, <strong>de</strong>n<br />

„Bielefel<strong>de</strong>r-Sozial-Kapital-In<strong>de</strong>x“ (BISI), wobei allerdings alle direkten Fragen zu <strong>de</strong>n<br />

Gesundheitsthemen gestrichen wur<strong>de</strong>n.<br />

Weiterführen<strong>de</strong> Informationen: Badura et al. (Hrsg.): Fehlzeitenreport 2008, S. 55-63,<br />

Fehlzeitenreport 2009, S. 263-271 und Fehlzeitenreport 2011, S. 61-70, Springer-Verlag.<br />

Seite 43. Da dieser ROI-Kalkulator erst<br />

vor einiger Zeit an die IGA-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

verteilt wur<strong>de</strong> und zunächst eine Schulung<br />

<strong>de</strong>r Berater erfolgte, liegen bisher<br />

kaum praktische Erfahrungen mit <strong>de</strong>r<br />

Anwendung vor. Die Praxis wird zeigen,<br />

ob und wie <strong>de</strong>r Kalkulator eine feste<br />

Größe im betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />

wird und eine weite Verbreitung<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Unternehmen fin<strong>de</strong>t.<br />

Wie viel Unschärfe wird von <strong>de</strong>n<br />

Unternehmen akzeptiert?<br />

Je nach Unternehmenskultur beziehungsweise<br />

Konzernvorgaben wird von<br />

Betrieben großer Wert auf konkrete<br />

Kennzahlen gelegt. In <strong>de</strong>r Praxis kam<br />

dieses Verlangen allerdings nur relativ<br />

selten vor, vor allem nicht bei kleinenund<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

(KMU). Den Verantwortlichen dieser Firmen<br />

reichte zumeist eine Orientierung<br />

an wenigen Kennzahlen, zum Beispiel<br />

die Entwicklung <strong>de</strong>s Krankenstands<br />

o<strong>de</strong>r die Aufwendungen für die Entgeltfortzahlung,<br />

um <strong>de</strong>n Erfolg eines BGM<br />

einzuschätzen. Gera<strong>de</strong> Mittelständler<br />

wer<strong>de</strong>n oft von einem Bauchgefühl geleitet,<br />

das viele von ihnen hat erfolgreich<br />

wer<strong>de</strong>n lassen. Gefragt nach <strong>de</strong>m Nutzen,<br />

<strong>de</strong>n ihnen das BGM-Projekt gebracht<br />

habe, kamen von diesen Mittelständlern<br />

häufig Antworten wie diese: „Ich kann<br />

das nicht genau beziffern, aber seit<strong>de</strong>m<br />

haben wir weniger Ausfälle, die Stimmung<br />

ist besser und die Störungen <strong>de</strong>s<br />

Betriebs sind weniger gewor<strong>de</strong>n.“ Das<br />

Angebot, Aufwand und Ertrag <strong>de</strong>s Gesundheitprojekts<br />

zu berechnen, wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>shalb nur selten angenommen, ebenso<br />

wie <strong>de</strong>r Wunsch nach <strong>de</strong>r Lieferung<br />

von allen möglichen Kennzahlen für das<br />

innerbetriebliche Controlling nur sehr<br />

selten geäußert wur<strong>de</strong>.<br />

Auf die Entwicklung <strong>de</strong>s Krankenstands<br />

und auf die Verän<strong>de</strong>rungen einzelner<br />

Krankheitsgruppen, die von <strong>de</strong>n<br />

Krankenkassen in ihren betrieblichen<br />

Gesundheitsberichten dargestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong> allerdings stets sehr genau<br />

geachtet, wobei man als Berater darauf<br />

hinweisen musste, dass diese objektiven<br />

Kriterien allein keine abschließen<strong>de</strong><br />

Bewertung zulassen. Ergänzend<br />

zu <strong>de</strong>n harten Fakten Krankenstand und<br />

Entgeltfortzahlung wur<strong>de</strong>n von vielen<br />

Betrieben auch die (subjektiven) Ergebnisse<br />

von Mitarbeiterbefragungen ge­<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


46 Organisation_Gesundheitsmanagement<br />

nutzt, vor allem wenn sie vor und nach<br />

<strong>de</strong>m BGM-Projekt durchgeführt wur<strong>de</strong>n<br />

und die Zufrie<strong>de</strong>nheit o<strong>de</strong>r Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

<strong>de</strong>r Belegschaft wi<strong>de</strong>rspiegelten.<br />

Ein bekanntes Süßwarenunternehmen<br />

beschränkte zum Beispiel seine Bewertung<br />

auf das Hauptproblem, nämlich die<br />

Rückenerkrankungen, die nach ergonomischen<br />

Verbesserungen und intensiven<br />

Verhaltensschulungen im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s BGM-Projekts drastisch gesunken<br />

waren. Für die folgen<strong>de</strong>n 13 Jahre wur<strong>de</strong><br />

eine Einsparung bei <strong>de</strong>r Lohnfortzahlung<br />

in Höhe von 2,6 Millionen Euro<br />

ausgerechnet.<br />

Die „Kölsche Formel“:<br />

Nutzenberechnung ganz einfach<br />

Der Wunsch nach einer gewissen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung,<br />

ohne ein perfektes<br />

Controlling aufbauen zu müssen,<br />

hat zu einer einfachen Formel geführt,<br />

die keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erhebt, aber eine Orientierung und eine<br />

gewisse Sicherheit geben kann, was das<br />

BGM-Projekt gebracht hat. Sie sollte so<br />

einfach wie möglich sein und auf einen<br />

Bier<strong>de</strong>ckel passen. Daraus ist passend<br />

zum Standort <strong>de</strong>s BGF-Instituts in Köln<br />

die „Kölsche Formel“ entstan<strong>de</strong>n. Mit ihr<br />

wird <strong>de</strong>r Bruttoertrag <strong>de</strong>s betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements, gemessen<br />

an <strong>de</strong>n ersparten Fehlzeitenkosten ins<br />

Verhältnis gesetzt zu <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Gesundheitsmaßnahmen<br />

im Betrieb. Ein<br />

genaues Rechenbeispiel fin<strong>de</strong>n Sie im<br />

nebenstehen<strong>de</strong>n Kasten.<br />

Wem diese einfache Berechnung nicht<br />

ausreicht, <strong>de</strong>m sei eines <strong>de</strong>r oben beschriebenen<br />

Kosten-Nutzen-Mo<strong>de</strong>lle<br />

empfohlen, um die gewünschte Sicherheit<br />

eines plausiblen Ergebnisses zu<br />

erreichen. Allen an<strong>de</strong>ren glauben wir<br />

mit <strong>de</strong>r Kölschen Formel eine gute Orientierung<br />

geben zu können. Sie wird<br />

bestätigt durch die internen Fehlzeitenstatistiken<br />

<strong>de</strong>r Firma und durch die<br />

betrieblichen Gesundheitsberichte <strong>de</strong>r<br />

Krankenkassen, zum Beispiel <strong>de</strong>s BGF-<br />

Instituts mit <strong>de</strong>n Zahlen <strong>de</strong>r AOK, über<br />

die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Krankenstands, <strong>de</strong>r<br />

Berechnung Praxisbeispiel<br />

Die „Kölsche Formel“<br />

Bei <strong>de</strong>r Kölschen Formel wer<strong>de</strong>n die ersparten Entgeltfortzahlungskosten <strong>de</strong>m BGM-<br />

Aufwand entgegengestellt. Für die Berechnung <strong>de</strong>s gesamten Aufwands eignet sich<br />

die Erstellung einer Checkliste, die alle möglichen Maßnahmen enthält.<br />

„Kölsche Formel“: Ertrag BGM (brutto) = ROI<br />

Aufwand BGM<br />

Firma A GmbH, Unternehmen <strong>de</strong>r Energiewirtschaft, 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

stabile Situation und nach Aussage <strong>de</strong>r Firmenleitung und <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

neben <strong>de</strong>m BGM-Projekt keine weiteren Einflüsse auf das Krankheitsgeschehen<br />

BGM-Ertrag<br />

Krankenstand Jahresdurchschnitt 2010 = 4,8 Prozent >> Entgeltfortzahlung: 630.144 Euro<br />

BGM-Projekt ab Januar 2011<br />

Krankenstand Jahresdurchschnitt 2011 = 3,2 Prozent >> Entgeltfortzahlung: 420.318 Euro<br />

Entgeltfortzahlung 2010 = 630.144 Euro<br />

Entgeltfortzahlung 2011 = 420.318 Euro<br />

Ertrag brutto<br />

BGM-Kosten:<br />

= 209.826 Euro<br />

- Schulungen Führungskräfte 9.600 Euro<br />

- Kurse Mitarbeiter 7.380 Euro<br />

- Gesundheitstag 9.380 Euro<br />

- neue Stühle, höhenverstellbare Tische 14.816 Euro<br />

- Schutzimpfungen 1.630 Euro<br />

- Personalaufwand (ca. ¼ Stelle) 13.128 Euro<br />

- Sonstige Sachkosten (geschätzt) 2.500 Euro<br />

Summe Aufwand brutto<br />

minus Zuschüsse Krankenkasse<br />

minus Steuervorteil (geschätzt)<br />

Aufwand insgesamt netto<br />

Ertrag BGM netto:<br />

58.434 Euro<br />

14.250 Euro<br />

7.300 Euro<br />

36.884 Euro<br />

209.826 Euro - 36.884 Euro = 172.942 Euro<br />

ROI = Ertrag BGM (brutto) = 5,7 : 1<br />

Aufwand BGM<br />

(anonymisierten) Diagnoseentwicklung,<br />

<strong>de</strong>m Vergleich mit <strong>de</strong>r gleichen Branche<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r jeweiligen Region und <strong>de</strong>n vielen<br />

an<strong>de</strong>ren Informationen, <strong>de</strong>n solche<br />

halbjährlichen o<strong>de</strong>r jährlichen Berichte<br />

liefern können. Je<strong>de</strong>r Firmenverantwortliche<br />

wird anhand dieser Informationen<br />

und <strong>de</strong>r Kölschen Formel Gewissheit darüber<br />

erlangen, ob sich sein betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement rechnet.<br />

Heinz Kowalski ist ehemaliger<br />

Direktor <strong>de</strong>s Instituts für<br />

betriebliche Gesundheitsför<strong>de</strong>rung<br />

BGF GmbH in Köln.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


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48 Organisation_Personalrisiken<br />

Eine risikoreiche Zukunft<br />

STUDIE. Der aktuelle Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x zeichnet ein unsicheres Zukunftsbild:<br />

Die Teilnehmer <strong>de</strong>r Umfrage befürchten, dass alle Personalrisiken künftig zunehmen.<br />

Von Julia Ebert, Uljana Miller und Ingo Weller<br />

Der Fachkräftemangel ist wohl<br />

noch immer das größte Risiko<br />

in <strong>de</strong>r Personalarbeit. Schon<br />

in <strong>de</strong>r ersten Erhebung zum<br />

Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x (PRI) im Frühjahr<br />

haben die Befragten das Engpassrisiko,<br />

also die Gefahr, offene Stellen nicht<br />

besetzen zu können, als größtes Risiko<br />

eingeschätzt. Auch nun, in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Befragung, ist dieses Risiko wie<strong>de</strong>r auf<br />

Rang 1 gelan<strong>de</strong>t. Insgesamt gehen die<br />

Umfrageteilnehmer davon aus, dass die<br />

Lage unsicherer wird: Nach <strong>de</strong>r künftigen<br />

Risikosituation befragt, zeigen sich<br />

im Vergleich zum aktuellen Zeitpunkt<br />

durchweg signifikant höhere Mittelwerte<br />

für die in sechs Monaten erwarteten Risiken<br />

(siehe Grafik, Seite 50). Die Befragten<br />

scheinen sich mit zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Problemen konfrontiert zu sehen.<br />

Personal-risiko-in<strong>de</strong>x 2/2012<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Wo Probleme i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n, gibt<br />

es typischerweise auch eine Nachfrage<br />

nach Lösungen. Und so ist auch diese<br />

zweite Befragungswelle wie<strong>de</strong>r auf große<br />

Aufmerksamkeit gestoßen. Insgesamt<br />

haben sich 842 Unternehmensvertreter<br />

dafür interessiert; immerhin 492 Umfragen<br />

wur<strong>de</strong>n -- mit Blick auf die erfragten<br />

Risiken -- vollständig beantwortet.<br />

Der Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x liegt für das zweite Halbjahr 2012 bei einem Wert von 4,35<br />

Punkten. Er wird auf einer Skala von null (kein Risiko) bis zehn (hohes Risiko) gemessen.<br />

6<br />

Personal-<br />

Risiko-In<strong>de</strong>x<br />

4,35<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Quelle: PRI 2/2012<br />

PRI in neuer Form erhoben<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s großen Interesses<br />

am PRI und aufbauend auf <strong>de</strong>n<br />

Erfahrungen <strong>de</strong>r ersten Befragungsrun<strong>de</strong><br />

haben die Initiatoren, das Institut für<br />

Personalwirtschaft <strong>de</strong>r Ludwig-Maximilians-Universität,<br />

die Sage HR Solutions<br />

AG und das Personalmagazin, das<br />

Instrument angepasst und verbessert.<br />

Unter an<strong>de</strong>rem wur<strong>de</strong>n die erfragten Risiken<br />

neu <strong>de</strong>finiert. In <strong>de</strong>r Folge ist das<br />

Messinstrument zuverlässiger gewor<strong>de</strong>n.<br />

Zugleich gehen die Än<strong>de</strong>rungen<br />

zulasten <strong>de</strong>r Vergleichbarkeit mit <strong>de</strong>r ersten<br />

Befragungswelle. Das war zu erwarten<br />

und ist unvermeidlich – empirische<br />

Forschung lebt von iterativen Verbesserungsprozessen<br />

und Korrekturen, die<br />

durch Lernprozesse angestoßen wer<strong>de</strong>n.<br />

Neu sind die stärker differenzierten<br />

Risikokategorien: In <strong>de</strong>r ersten Version<br />

wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m PRI fünf Personalrisiken<br />

gemessen (Engpass-, Austritts-,<br />

Anpassungs-, Loyalitäts- und Motivationsrisiken).<br />

Das Motivationsrisiko<br />

erfasste dabei Risiken, die durch Überarbeitung<br />

auftreten können, sowie Anreizprobleme.<br />

In <strong>de</strong>r überarbeiteten Version<br />

wur<strong>de</strong> das Motivationsrisiko folgerichtig<br />

in die Kategorien „Gesundheitsrisiko“<br />

und „Motivationsrisiko“ unterteilt, wobei<br />

Ersteres vorwiegend auf psychische<br />

und physische Belastungen abstellt.<br />

Des Weiteren wur<strong>de</strong>n zwei neue Risiken<br />

im PRI aufgenommen: Das Führungsrisiko,<br />

das auf <strong>de</strong>n bekannten<br />

Schnittstellenproblemen zwischen <strong>de</strong>m<br />

HRM- und <strong>de</strong>m Führungssystem sowie<br />

auf normativen Entwicklungen wie <strong>de</strong>m<br />

Gesetz zur Kontrolle und Transparenz<br />

im Unternehmensbereich basiert. Und<br />

das HRM-Risiko, das hinterfragt, ob das<br />

Personalmanagement im Unternehmen<br />

über die erfor<strong>de</strong>rlichen Mittel und Wege<br />

verfügt, um Risiken entgegenwirken<br />

und strategische Maßnahmen initiieren<br />

zu können. Es widmet sich also <strong>de</strong>m Stellenwert,<br />

<strong>de</strong>n die Personalarbeit im Unternehmen<br />

genießt.<br />

Die systemischen Risiken tragen <strong>de</strong>r<br />

personalwirtschaftlichen Theorie Rechnung,<br />

die Potenziale und Risiken auf <strong>de</strong>r<br />

personalmagazin 12 / 12


49<br />

Personalrisiken im überblick<br />

PRI<br />

(Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x)<br />

Führungsrisiko<br />

Führungsstrukturen und/o<strong>de</strong>r Führungs beziehungen<br />

gefähr<strong>de</strong>n die zielgerichtete Steuerung <strong>de</strong>r Unternehmung<br />

Engpass risiko<br />

Offene Stellen<br />

können nicht besetzt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Austritts risiko<br />

Mitarbeiter, die<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n<br />

sollen, verlassen das<br />

Unternehmen<br />

Motivationsrisiko<br />

Schlechte Anreizstrukturen<br />

führen zu<br />

mangeln<strong>de</strong>r Einsatzbereitschaft<br />

Gesundheitsrisiko<br />

Mitarbeiter verausgaben<br />

sich psychisch<br />

o<strong>de</strong>r physisch übermäßig<br />

Anpassungsrisiko<br />

Mitarbeiter können<br />

sich nur unzureichend<br />

an Entwicklungen<br />

anpassen<br />

Loyalitätsrisiko<br />

Mitarbeiter fügen<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen<br />

bewusst Scha<strong>de</strong>n zu<br />

HRM-Risiko<br />

Das Personalmanagement verfügt nicht über die erfor<strong>de</strong>rlichen Mittel und Wege,<br />

Risiken entgegenzuwirken und strategische Maßnahmen zu initiieren<br />

Der Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r ersten Erhebung angepasst<br />

und verbessert. Nun wer<strong>de</strong>n insgesamt acht Personalrisiken<br />

abgefragt. Das Gesundheits- sowie das Führungs- und das HRM-<br />

Risiko sind neu hinzugekommen.<br />

Quelle: LMU<br />

Personenebene von solchen auf <strong>de</strong>r organisationalen<br />

Ebene unterschei<strong>de</strong>t. Die<br />

Personenebene war in <strong>de</strong>r ersten Version<br />

<strong>de</strong>s PRI weitgehend abge<strong>de</strong>ckt. Die<br />

Risiken auf <strong>de</strong>r organisationalen Ebene<br />

wur<strong>de</strong>n durch die zwei neuen Risiken<br />

zusätzlich in <strong>de</strong>n PRI aufgenommen.<br />

Führungsrisiko an zweiter Stelle<br />

Die insgesamt acht Risiken konnten jeweils<br />

auf einer elfstufigen Antwortskala<br />

von null (kein Risiko/Ereignis tritt sicher<br />

nicht ein) bis zehn (großes Risiko/<br />

Ereignis tritt sicher ein) eingeschätzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Um möglichst aussagekräftige<br />

Ergebnisse zu erhalten, wur<strong>de</strong>n nur die<br />

Beobachtungen herangezogen, für die<br />

alle Pflichtangaben ausgefüllt wur<strong>de</strong>n<br />

(insgesamt 492 Antworten).<br />

Für <strong>de</strong>n Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x ergibt<br />

sich so ein Wert von 4,35. Die Interpretation<br />

dieses Werts im Vergleich zur<br />

ersten PRI-Befragung behalten wir uns<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen im Design für<br />

künftige Befragungen vor.<br />

Betrachtet man die Relation <strong>de</strong>r Einzelrisiken,<br />

ist das Engpassrisiko mit<br />

einem Mittelwert von 4,99 am höchsten<br />

ausgeprägt. Es schließen sich das Führungsrisiko<br />

mit einem Mittelwert von<br />

4,79, das Motivationsrisiko mit 4,49 und<br />

das HRM-Risiko mit 4,47 an. Unterhalb<br />

<strong>de</strong>s Gesamtin<strong>de</strong>x liegen in absteigen<strong>de</strong>r<br />

Reihenfolge das Gesundheits- (4,30), Anpassungs-<br />

(4,06), Loyalitäts- (3,90) und<br />

Austrittsrisiko (3,76). Bindungs- und Loyalitätsprobleme<br />

wer<strong>de</strong>n somit aktuell als<br />

weniger dringlich eingestuft.<br />

Vergleicht man die jeweils gleich<br />

gemessenen Einzelrisiken <strong>de</strong>r vorangegangenen<br />

mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r aktuellen Befragung,<br />

zeigt sich, dass die Rangfolge<br />

<strong>de</strong>r Risikoeinschätzung fast i<strong>de</strong>ntisch<br />

ist. Auffällig ist das Austrittsrisiko, das<br />

in <strong>de</strong>r ersten Befragung noch <strong>de</strong>n dritten<br />

Platz einnahm, <strong>de</strong>rzeit aber als die<br />

geringste Gefahr eingestuft wird. Dagegen<br />

wird das Loyalitätsrisiko nun höher<br />

eingeschätzt und rückt so auf <strong>de</strong>n vorletzten<br />

Platz.<br />

Der Durchschnittswert <strong>de</strong>s Loyalitätsrisikos<br />

(3,90) verzeichnet zu<strong>de</strong>m im Vergleich<br />

zur ersten Befragung (2,05) <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utlichsten Anstieg. Allerdings bleibt<br />

<strong>de</strong>r Grund <strong>de</strong>s Anstiegs offen. Eine Begründung<br />

kann darin liegen, dass die<br />

Loyalität <strong>de</strong>r Mitarbeiter wirklich zum jetzigen<br />

Zeitpunkt geringer eingestuft wird<br />

als zur Zeit <strong>de</strong>r ersten Erhebungswelle.<br />

Eine alternative Erklärung könnte sein,<br />

dass die ergänzen<strong>de</strong>n Kontrollfragen zur<br />

Klärung <strong>de</strong>s Sachverhalts und zur Fokussierung<br />

beigetragen haben. Die Befragten<br />

waren informierter und konnten so in<br />

<strong>de</strong>r aktuellen Befragung qualitativ bessere<br />

Angaben machen. Be<strong>de</strong>utungsvolle<br />

Trends wer<strong>de</strong>n sich erst mit weiteren<br />

Wie<strong>de</strong>rholungen ableiten lassen.<br />

Größere Betriebe sehen mehr Risiken<br />

Die größte Teilnehmergruppe setzt sich,<br />

wie bereits in <strong>de</strong>r ersten Umfrage, aus<br />

Personalleitern zusammen (37 Prozent,<br />

bei 475 Antworten), gefolgt von Personalmitarbeitern<br />

(21 Prozent) sowie Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsleitung (zwölf<br />

Prozent). Mit etwa 20 Prozent (bei 473<br />

Antworten) ist <strong>de</strong>r Dienstleistungssektor<br />

erneut am stärksten vertreten. Weitere<br />

neun Prozent entfallen jeweils auf <strong>de</strong>n öffentlichen<br />

Dienst und das Gesundheitswesen.<br />

Gemäß <strong>de</strong>r Zielgruppe <strong>de</strong>s PRI,<br />

kleine und mittelständische Betriebe,<br />

stammt ein Großteil <strong>de</strong>r Antworten aus<br />

dieser Gruppe, wobei <strong>de</strong>r Schwerpunkt<br />

mit knapp 22 Prozent (bei 474 Antworten)<br />

bei Unternehmen mit 100 bis 249<br />

Mitarbeitern liegt. Auch in <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Befragung stellen kleine Unternehmen<br />

mit bis zu zehn Mitarbeitern die am<br />

geringsten vertretene Gruppe dar (fünf<br />

Prozent). Betrachtet man die Unternehmensgröße<br />

anhand <strong>de</strong>s Umsatzes, ergibt<br />

sich im Vergleich zur ersten Befragung<br />

ebenfalls eine vergleichbare Verteilung.<br />

Ungefähr 26 Prozent <strong>de</strong>r Teilnehmer (bei<br />

466 Antworten) geben an, im letzten Geschäftsjahr<br />

einen Umsatz zwischen zehn<br />

und 50 Millionen Euro erzielt zu haben,<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


50 Organisation_Personalrisiken<br />

personalrisiken im zeitverlauf<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Austrittsrisiko<br />

Engpassrisiko<br />

Anpassungsrisiko<br />

Loyalitätsrisiko<br />

Motivationsrisiko<br />

Gesundheitsrisiko<br />

Führungsrisiko<br />

HRM-<br />

Risiko<br />

Personal-<br />

Risiko-In<strong>de</strong>x<br />

aktueller Zeitpunkt (PRI 1/2012) aktueller Zeitpunkt (PRI 2/2012)<br />

in sechs Monaten (PRI 2/2012)<br />

Die Umfrageteilnehmer sehen die größte Gefahr in fehlen<strong>de</strong>n Mitarbeitern:<br />

Das Engpassrisiko liegt wie in <strong>de</strong>r vergangenen Umfrage<br />

auf Platz eins. Die grünen Balken zeigen, dass die Teilnehmer für<br />

alle Risiken befürchten, dass sie im nächsten halben Jahr steigen.<br />

Quelle: PRi 2/2012<br />

gefolgt von <strong>de</strong>r Klasse mit einer bis fünf<br />

Millionen Euro Umsatz. Bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Ertragslage schätzen sich die Unternehmen<br />

vorwiegend als überdurchschnittlich<br />

erfolgreich ein: 23 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmer ordnen sich im Vergleich mit<br />

<strong>de</strong>m Wettbewerb in die Top-10-Prozent<br />

ein (bei 448 Antworten). 27 Prozent sehen<br />

sich im Bereich zwischen <strong>de</strong>n Top-<br />

10- und Top-50-Prozent. Ähnlich wie in<br />

<strong>de</strong>r ersten Befragung geben 44 Prozent<br />

die Ertragslage als unbekannt an.<br />

Wie in <strong>de</strong>r ersten Umfrage auch, schätzen<br />

größere Unternehmen die Risiken im<br />

Mittel höher ein als kleinere, wobei sich<br />

das Muster nur bei <strong>de</strong>r Mitarbeiterzahl<br />

staTISTIk<br />

Validität <strong>de</strong>s PRI<br />

als signifikant kennzeichnen lässt. Der<br />

Blick auf die Einzelrisiken zeigt, dass<br />

auch das HRM-Risiko mit steigen<strong>de</strong>r Mitarbeiterzahl<br />

höher eingeschätzt wird.<br />

Das überrascht insofern, als dass größere<br />

Unternehmen ten<strong>de</strong>nziell über ein<br />

professionelleres Personalmanagement<br />

verfügen und daher eher in <strong>de</strong>r Lage sein<br />

sollten, Maßnahmen zu initiieren.<br />

Betrachtet man <strong>de</strong>n PRI in Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs, fin<strong>de</strong>t<br />

man, wie zu erwarten und konsistent<br />

mit <strong>de</strong>n Ergebnissen aus <strong>de</strong>r ersten Befragung,<br />

dass erfolgreiche Unternehmen<br />

die Lage optimistischer beurteilen.<br />

Jedoch sollte auch dieses Ergebnis in<br />

Der überarbeitete Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x sieht drei ergänzen<strong>de</strong> Pflichtangaben zu<br />

je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r acht Risiken vor, die eine Schätzung <strong>de</strong>r Validität <strong>de</strong>r Umfrage erlauben.<br />

Das Austrittsrisiko wur<strong>de</strong> beispielsweise über die Frage „Wie stark ist das Austrittsrisiko<br />

zum jetzigen Zeitpunkt ausgeprägt?“ ermittelt. Zur Kontrolle sollte neben zwei weiteren<br />

Fragen die Aussage „Es fällt <strong>de</strong>m Unternehmen schwer, neu eingestellte Mitarbeiter, die<br />

im Unternehmen gehalten wer<strong>de</strong>n sollen, dauerhaft zu bin<strong>de</strong>n“ bejaht o<strong>de</strong>r verneint<br />

wer<strong>de</strong>n. Analog wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Risiken verfahren. Die Antworten zu diesen<br />

ergänzen<strong>de</strong>n Fragen wur<strong>de</strong>n anschließend mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Items <strong>de</strong>r Befragung korreliert.<br />

In <strong>de</strong>r Analyse zeigt sich, dass das genannte Austrittsitem mit <strong>de</strong>m gemessenen<br />

Austrittsrisiko korreliert, aber <strong>de</strong>utlich niedriger mit allen an<strong>de</strong>ren Risiken assoziiert ist.<br />

Die i<strong>de</strong>ntifizierten Korrelationsmuster liefern uns Hinweise darauf, dass die Fragen nicht<br />

irgen<strong>de</strong>twas Zufälliges, son<strong>de</strong>rn systematisch die passen<strong>de</strong>n Informationen erheben.<br />

Anbetracht <strong>de</strong>r wenigen Teilnehmer, die<br />

eine schlechte Ertragslage äußern, nicht<br />

überinterpretiert wer<strong>de</strong>n. Generell ist<br />

es schwierig, mit Querschnittdaten, also<br />

mit Erhebungen zu einem Zeitpunkt,<br />

kausale Effekte nachzuweisen. Die Frage,<br />

ob die Ertragslage das Personalmanagement<br />

und damit die Personalrisiken<br />

beeinflusst o<strong>de</strong>r ob eingetretene Personalprobleme<br />

die Ertragslage min<strong>de</strong>rn,<br />

kann mit <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Daten streng<br />

genommen nicht beantwortet wer<strong>de</strong>n.<br />

Kennzahlen künftig als Benchmark<br />

Diejenigen Teilnehmer, die sich für eine<br />

dauerhafte Teilnahme mit ihren Daten<br />

registriert haben, wer<strong>de</strong>n in Kürze einen<br />

individualisierten Ergebnisbericht erhalten,<br />

in <strong>de</strong>m die jeweilige Unternehmensentwicklung<br />

mit <strong>de</strong>r größeren Stichprobe<br />

verglichen wird. Daneben sehen wir <strong>de</strong>n<br />

PRI als Dialoginstrument für Personaler,<br />

die ihre Stakehol<strong>de</strong>r rasch und mit wenigen<br />

anschaulichen Kennzahlen über<br />

die Be<strong>de</strong>utung ihrer Arbeit informieren<br />

möchten o<strong>de</strong>r müssen.<br />

Julia Ebert ist wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Personalwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r LMU.<br />

Uljana Miller ist wissenschaftliche<br />

Hilfskraft am Lehrstuhl für Personalwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r LMU.<br />

Prof. Dr. Ingo Weller hat <strong>de</strong>n Lehrstuhl<br />

für Personalwirtschaft <strong>de</strong>r LMU inne.<br />

personalmagazin 12 / 12


OrganISAtion_Familienpflegezeit<br />

51<br />

Zeit für Arbeit, Zeit für Pflege<br />

pRAXIS. Das Familienpflegezeitgesetz bietet eine bedarfsgerechte Lösung für familiäre<br />

Pflegefälle von Mitarbeitern. Die EADS hat diese Möglichkeiten beispielhaft umgesetzt.<br />

Von Frank Meyer und Katrin Kümmerle<br />

Die EADS-Gruppe, globaler<br />

Marktführer in <strong>de</strong>n Bereichen<br />

Luft- und Raumfahrt und Verteidigung,<br />

beschäftigt in Deutschland<br />

mehr als 47.000 Mitarbeiter. Gera<strong>de</strong><br />

hier zeigten sowohl Mitarbeiter als auch<br />

Bewerber großes Interesse an einer praktischen<br />

Lösung für das Thema „Pflege“. So<br />

wur<strong>de</strong> eine Lösung zur Pflege von Familienangehörigen<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter bereits<br />

2011, zu einem Zeitpunkt, als das Familienpflegezeitgesetz<br />

erst im Entwurf vorlag.<br />

im Konzern Deutschland auf Initiative<br />

<strong>de</strong>r Abteilung „Personalpolitik“ auf <strong>de</strong>n<br />

Weg gebracht. Wichtig war dabei, dass<br />

mit Beginn <strong>de</strong>r Verhandlungen auch <strong>de</strong>r<br />

Betriebsrat und die betroffenen Fachabteilungen,<br />

unter an<strong>de</strong>rem die Gehaltsabrechnung,<br />

am Projekt beteiligt waren.<br />

Das Ergebnis <strong>de</strong>r Verhandlungen fin<strong>de</strong>t<br />

sich in <strong>de</strong>r Konzernbetriebsvereinbarung<br />

„Care for Life“ wie<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>ren<br />

wichtigste Regelungspunkte nunmehr<br />

erläutert wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />

<strong>de</strong>r Konzernbetriebsvereinbarung wur<strong>de</strong>n<br />

neben <strong>de</strong>n Verfahrensfragen alle<br />

arbeitsrechtlichen Fragestellungen ausführlich<br />

erörtert und entsprechend geregelt,<br />

um spätere Missverständnisse und<br />

Unklarheiten zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Antrag und Arbeitsverteilung sind in<br />

<strong>de</strong>r Betriebsvereinbarung geregelt<br />

Grundsätzlich sieht die Konzernbetriebsvereinbarung<br />

vor, dass <strong>de</strong>r Antrag auf Familienpflegezeit<br />

vom EADS- Mitarbeiter<br />

schriftlich spätestens zehn Arbeitstage<br />

vor <strong>de</strong>ren Beginn zu stellen ist. Da <strong>de</strong>m<br />

© Fotolia.com / Peter Maszlen<br />

Pflegefälle in <strong>de</strong>r Familie können we<strong>de</strong>r über Teilzeit noch nach <strong>de</strong>m Pflegezeitgesetz<br />

zufrie<strong>de</strong>nstellend versorgt wer<strong>de</strong>n. Das Familienpflegezeitgesetz schließt diese Lücke.<br />

Unternehmen aber bewusst war, dass gera<strong>de</strong><br />

Pflegefälle oft plötzlich auftreten,<br />

ist für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r kurzfristigen Pflege<br />

das Recht <strong>de</strong>r sofortigen Arbeitsfreistellung<br />

nach § 2 <strong>de</strong>s Pflegezeitgesetzes für<br />

einen Zeitraum von bis zu zehn Arbeitstagen<br />

eingeräumt.<br />

Im Antrag ist anzugeben, für welchen<br />

Zeitraum (maximal 24 Monate)<br />

die vertragliche Arbeitszeit reduziert<br />

wer<strong>de</strong>n soll und wie die verbleiben<strong>de</strong><br />

Arbeitszeit zu verteilen ist. Dabei sieht<br />

die Konzernbetriebsvereinbarung vor,<br />

dass die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit<br />

grundsätzlich um 50 Prozent<br />

reduziert wird. Die dann vertraglich verringerte<br />

Arbeitszeit muss wöchentlich<br />

min<strong>de</strong>stens 15 Stun<strong>de</strong>n betragen; bei<br />

unterschiedlichen wöchentlichen Arbeitszeiten<br />

o<strong>de</strong>r einer unterschiedlichen<br />

Verteilung <strong>de</strong>r wöchentlichen Arbeitszeit<br />

darf diese Untergrenze im Durchschnitt<br />

eines Zeitraums von bis zu einem<br />

Jahr wöchentlich 15 Stun<strong>de</strong>n nicht unterschreiten.<br />

Wichtig für die Mitarbeiter ist,<br />

dass die Konzernbetriebsvereinbarung<br />

die Regelung beinhaltet, dass während<br />

<strong>de</strong>r Familienpflegezeit keine Mehrarbeit<br />

angeordnet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Bei <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r noch verbleiben<strong>de</strong>n<br />

Arbeitszeit sind Mitarbeiter und<br />

Vorgesetzter gefragt, eine passen<strong>de</strong> Lö-<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


52<br />

OrganISAtion_Familienpflegezeit<br />

sung zu fin<strong>de</strong>n. Teilt sich beispielsweise<br />

ein Mitarbeiter aus München die Pflege<br />

seiner in Hamburg leben<strong>de</strong>n Mutter mit<br />

<strong>de</strong>r Schwester, ist ihm nicht geholfen,<br />

wenn <strong>de</strong>r Vorgesetzte eine kontinuierliche<br />

Verteilung <strong>de</strong>r monatlichen Arbeitszeit<br />

verlangt. Dieser Mitarbeiter kann die<br />

Pflege nur dann umsetzen, wenn er die<br />

ersten bei<strong>de</strong>n Wochen im Monat voll arbeitet<br />

und sich anschließend zwei Wochen<br />

um seine Mutter kümmern kann.<br />

Durch die reduzierte Arbeitszeit<br />

kann die Jahresarbeitsentgeltgrenze<br />

unterschritten wer<strong>de</strong>n. Damit tritt sofort<br />

wie<strong>de</strong>r Versicherungspflicht ein,<br />

wenn <strong>de</strong>r Verdienst unter <strong>de</strong>m regelmäßigen<br />

Jahresarbeitsentgelt <strong>de</strong>r Jahresarbeitsentgeltgrenze<br />

in <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Krankenversicherung liegt und das 55.<br />

Lebensjahr noch nicht vollen<strong>de</strong>t ist. Allerdings<br />

gibt es seit 1. Januar 2012 die<br />

neue Möglichkeit, in diesen Fällen auf<br />

Antrag von <strong>de</strong>r Versicherungs pflicht befreit<br />

zu wer<strong>de</strong>n (§ 8 Abs. 1 Nr. 2a SGB V).<br />

Praktische Lösung für <strong>de</strong>n Nachweis<br />

<strong>de</strong>r Pflegebedürftigkeit<br />

Für <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>r Pflegebedürftigkeit<br />

gelten bei <strong>de</strong>r EADS die Definitionen<br />

im Familienpflegezeitgesetz. Da es vielfach<br />

sehr lange dauert bis die notwendige<br />

Bescheinigung von <strong>de</strong>r Pflegekasse,<br />

<strong>de</strong>m medizinischen Dienst <strong>de</strong>r Krankenkassen<br />

(MDK) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r privaten Pflegeversicherung<br />

ausgestellt ist, fand EADS<br />

folgen<strong>de</strong> Lösung: Der Mitarbeiter kann<br />

<strong>de</strong>n Nachweis bis spätestens drei Monate<br />

nach Antragstellung nachreichen.<br />

Das Risiko, dass <strong>de</strong>r Nachweis nicht erbracht<br />

wird – wodurch die Familienpflegezeit<br />

en<strong>de</strong>t – und <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>n<br />

HPO<br />

ARBEITSHILFE<br />

Checkliste Was müssen Arbeitgeber zur<br />

Familienpflegezeit beachten (HI2770520)<br />

Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />

Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/HI2770520<br />

Grundsätzlich hat <strong>de</strong>r<br />

Pflegefall bei EADS absolute<br />

Priorität. Das Kriterium<br />

<strong>de</strong>r „dringen<strong>de</strong>n<br />

betrieblichen Grün<strong>de</strong>“,<br />

die einem Anspruch<br />

entgegenstehen können,<br />

gilt als Notfallanker.<br />

bis dahin geleisteten Aufstockungsbetrag<br />

sofort zurückzahlen muss, wird seitens<br />

<strong>de</strong>r EADS als hinnehmbar angesehen.<br />

Soweit keine dringen<strong>de</strong>n betrieblichen<br />

Grün<strong>de</strong> entgegenstehen, vereinbaren<br />

Unternehmen und Mitarbeiter die<br />

Details <strong>de</strong>r Familienpflegezeit im Rahmen<br />

einer Familienpflegezeitvereinbarung.<br />

Der Punkt „dringen<strong>de</strong> betriebliche<br />

Grün<strong>de</strong>“ gilt als Notfallanker, man kam<br />

überein, dass <strong>de</strong>r Pflegefall grundsätzlich<br />

absolute Priorität hat.<br />

Entgelt während <strong>de</strong>r Familienpflegezeit<br />

und während <strong>de</strong>r Nachpflegephase<br />

Während <strong>de</strong>r Familienpflegezeit erhält<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter zum einen sein Teilzeitentgelt<br />

auf Basis <strong>de</strong>r vereinbarten<br />

Teilzeitbeschäftigung. Darüber hinaus<br />

zahlt das Unternehmen die Hälfte <strong>de</strong>r<br />

Differenz zwischen <strong>de</strong>m Teilzeitentgelt<br />

und <strong>de</strong>m monatlichen Bruttoentgelt,<br />

welches ohne Inanspruchnahme <strong>de</strong>r Familienpflegezeit<br />

gezahlt wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong><br />

(Aufstockungsbetrag).<br />

Beispiel: Ein Mitarbeiter erhält für seine<br />

Vollzeitarbeit (40 Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Woche)<br />

ein monatliches Entgelt von 3.000<br />

Euro. Geht er nun in Familienpflegezeit,<br />

reduziert er seine Arbeitszeit auf 20<br />

Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Woche und erhält dafür<br />

ein Entgelt von 2.250 Euro (1.500 Euro<br />

für die geleistete Arbeitszeit und 750 Euro<br />

Aufstockungsbetrag).<br />

Diesen Aufstockungsbetrag schreibt<br />

EADS <strong>de</strong>m negativen Arbeitsentgeltguthaben<br />

<strong>de</strong>s Mitarbeiters gut. Alternativ<br />

hätten Unternehmen auch die<br />

Möglichkeit, diesen Aufstockungsbetrag<br />

aus einem vorher über Wertkonten angesparten<br />

Wertguthaben zu finanzieren.<br />

Während <strong>de</strong>r Nachpflegephase erhält <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter ein monatliches Entgelt auf<br />

Basis seines vor <strong>de</strong>r Familienpflegezeit<br />

vertraglich vereinbarten monatlichen<br />

Bruttoentgelts. Zum Ausgleich <strong>de</strong>s negativen<br />

Arbeitsentgeltguthabens in Höhe<br />

von monatlich 750 Euro wird allerdings<br />

monatlich das Bruttoentgelt in <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>de</strong>s während <strong>de</strong>r Familienpflegezeit monatlich<br />

gewährten Aufstockungsbetrags<br />

einbehalten.<br />

Bei <strong>de</strong>n Rückzahlungsmodalitäten können<br />

auch sogenannte Son<strong>de</strong>rtilgungen<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n. Wichtig ist dabei aber<br />

die Berücksichtigung <strong>de</strong>r Angemessenheit<br />

im Sinne <strong>de</strong>s § 7 Abs. 1a SGB IV.<br />

Arbeitsrechtliche Detailfragen: Einmalzahlungen,<br />

Krankheit, Kündigung<br />

• Sonstige Zahlungen: Es muss zu<strong>de</strong>m<br />

geregelt wer<strong>de</strong>n, ob und wenn ja, in welcher<br />

Höhe Einmalzahlungen während<br />

<strong>de</strong>r Familienpflegezeit beziehungsweise<br />

<strong>de</strong>r Nachpflegephase gezahlt wer<strong>de</strong>n<br />

und inwieweit diese Zahlungen auf<br />

<strong>de</strong>m negativen Arbeitsentgeltguthaben<br />

„gutgeschrieben wer<strong>de</strong>n“. So wer<strong>de</strong>n<br />

beispielsweise Einmalzahlungen wie Urlaubs-<br />

und Weihnachtsgeld vielfach auf<br />

Basis eines monatlichen Entgelts geleistet.<br />

Hier empfiehlt sich die Leistung dieser<br />

Zahlungen auf Basis <strong>de</strong>r 75 Prozent, dann<br />

aber sowohl in <strong>de</strong>r Familienpflegezeit<br />

als auch in <strong>de</strong>r Nachpflegephase. EADS<br />

leistet diese Zahlungen ohne Belastung<br />

<strong>de</strong>s negativen Arbeitsentgeltguthabens.<br />

• Krankheit: Soweit <strong>de</strong>r Mitarbeiter zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r vereinbarten Familienpflegezeit<br />

krank ist, stellt sich die Frage <strong>de</strong>r Sinnhaftigkeit<br />

<strong>de</strong>r Familienpflegezeit. Je nach<br />

Art <strong>de</strong>r Krankheit ist <strong>de</strong>r Mitarbeiter im<br />

Einzelfall eben gera<strong>de</strong> nicht in <strong>de</strong>r Lage,<br />

einen Familienangehörigen zu pflegen.<br />

EADS hat <strong>de</strong>shalb geregelt, dass die Familienpflegezeit<br />

in diesem Fall zunächst<br />

gar nicht angetreten wird. Wird <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

während <strong>de</strong>r Familienpflegezeit<br />

krank, erhält er zunächst sechs Wochen<br />

Entgeltfortzahlung. Während dieser Zeit<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


53<br />

info<br />

För<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten<br />

Für <strong>de</strong>n Aufstockungsbetrag, mit <strong>de</strong>m das Unternehmen während <strong>de</strong>r Pflegezeit<br />

in Vorleistung geht, kann es beim Bun<strong>de</strong>samt für Familie und zivilgesellschaftliche<br />

Aufgaben ein zinsloses Darlehen beantragen. Dazu ist Folgen<strong>de</strong>s wichtig:<br />

Die För<strong>de</strong>rung durch das BFzA setzt <strong>de</strong>n Abschluss einer „Familienpflegezeitversicherung“<br />

voraus. Danach verpflichtet sich <strong>de</strong>r Versicherer, im Falle <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s sowie<br />

<strong>de</strong>r Berufsunfähigkeit <strong>de</strong>s pflegen<strong>de</strong>n Arbeitnehmers das negative Wertguthaben<br />

auszugleichen. Die Details <strong>de</strong>r Familienpflegezeitversicherung regelt § 4 f FPfZG.<br />

Einen Antrag für eine Gruppenversicherung durch das BFzA fin<strong>de</strong>n Sie unter www.<br />

familien-pflege-zeit.<strong>de</strong>. Alternativ können Unternehmen selbstverständlich auch<br />

an<strong>de</strong>re zertifizierte Familienpflegezeitversicherungen abschließen.<br />

Die För<strong>de</strong>rung setzt nicht voraus, dass das Unternehmen das zinslose Darlehen in<br />

Anspruch genommen hat. Kündigt <strong>de</strong>r Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Nachpflegephase beispielsweise<br />

mit einem negativen Arbeitsentgeltguthaben von 5.000 Euro und kann das<br />

Unternehmen diese For<strong>de</strong>rung we<strong>de</strong>r mit Arbeitsentgelt aufrechnen noch war eine<br />

Zahlungsauffor<strong>de</strong>rung erfolgreich, leistet das BFzA ebenfalls. Voraussetzung ist lediglich,<br />

dass eine för<strong>de</strong>rfähige Familienpflegezeit vereinbart wur<strong>de</strong> (§ 8 Abs. 2 FPfZG).<br />

Kündigt das Unternehmen <strong>de</strong>m Mitarbeiter betriebsbedingt und wäre eine Aufrechnung<br />

mit Arbeitsentgelt nicht möglich, bekommt das Unternehmen keinen<br />

Ausgleich durch das BFza (§ 8 Abs.2 i.V.m. § 9 Abs. 2 Satz 3 FPfZG).<br />

baut sich das negative Arbeitsentgeltguthaben<br />

weiter kontinuierlich auf.<br />

Nach <strong>de</strong>r Entgeltfortzahlung hat <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter grundsätzlich einen Anspruch<br />

auf Krankengeld auf Basis <strong>de</strong>r<br />

geleisteten Entgeltfortzahlung. Während<br />

dieser Zeit erhöht sich das negative<br />

Arbeitsentgeltguthaben nicht.<br />

Soweit <strong>de</strong>r Mitarbeiter während <strong>de</strong>r<br />

Nachpflegephase erkrankt, kommt es<br />

zunächst ebenfalls für sechs Wochen<br />

zur Entgeltfortzahlung. Während dieser<br />

Zeit wird das negative Arbeitsentgeltguthaben<br />

weiterhin getilgt.<br />

Ab Bezug von Krankengeld ruht die<br />

Rückzahlung, sodass sich die Nachpflegephase<br />

entsprechend verlängert.<br />

• Kündigungsschutz: Mitarbeiter<br />

haben sowohl während <strong>de</strong>r Familienpflegezeit<br />

als auch während <strong>de</strong>r Nachpflegephase<br />

Kündigungsschutz, § 9<br />

Abs. 3 FPfZG. Lediglich in beson<strong>de</strong>ren<br />

Ausnahmefällen kann eine Kündigung<br />

für zulässig erklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Unternehmen haben grundsätzlich<br />

die Möglichkeit, für <strong>de</strong>n pflegen<strong>de</strong>n<br />

Mitarbeiter eine Ersatzkraft<br />

einzustellen. In diesem Fall liegt ein<br />

„sachlicher Befristungsgrund“ im<br />

Sinne <strong>de</strong>s Teilzeitbefristungsgesetzes<br />

vor. Das Unternehmen kann <strong>de</strong>n befristeten<br />

Arbeitsvertrag unter Einhaltung<br />

einer Frist von zwei Wochen<br />

kündigen, wenn die Pflegezeit vorzeitig<br />

been<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, § 9 Abs. 5 FPfZG in<br />

Verbindung mit § 6 Pflegezeitgesetz.<br />

Nachfrage groß, Umsetzung gut<br />

EADS bietet seinen Mitarbeitern seit<br />

<strong>de</strong>m zweiten Quartal 2012 mit „Care<br />

for Life“ die Möglichkeit, nahe Familienangehörige<br />

zu pflegen. Das Mo<strong>de</strong>ll<br />

wird bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern stark nachgefragt.<br />

Zahlreiche Einzelberatungsgespräche<br />

wur<strong>de</strong>n geführt, aktuell<br />

wur<strong>de</strong>n bereits 15 Familienpflegezeiten<br />

umgesetzt. <br />

Frank Meyer<br />

ist Leiter Personalpolitik<br />

eaDS.<br />

Katrin Kümmerle<br />

ist Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung,<br />

febs Consulting<br />

GmbH.<br />

12 / 12 personalmagazin


54 SPezial_rechtsberatung<br />

Das etwas an<strong>de</strong>re Geschäft<br />

STIMMEN. Welche Markttrends gibt es und wie können Kanzleien ihr Profil schärfen?<br />

Vier Arbeitsrechtler aus unterschiedlichen Kanzleien geben Antworten.<br />

Von Michael Miller (Red.)<br />

tragen“, sagt er. Compliance sieht auch<br />

Professor Georg Annuß von Linklaters<br />

neben <strong>de</strong>n klassischen Restrukturierungen<br />

als Trend <strong>de</strong>r vergangenen Jahre.<br />

„Einerseits geht es um die Vergangenheit,<br />

also die Aufklärung von Sachverhalten,<br />

an<strong>de</strong>rerseits um <strong>de</strong>n Blick in die<br />

Zukunft, also etwa um die Einführung<br />

von Verhaltensregeln im Unternehmen“,<br />

sagt Annuß.<br />

Und was sind die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Markts und wie können sich Kanzleien<br />

profilieren? Wie ist die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Großkanzleien, wie <strong>de</strong>r Boutiquen?<br />

Linklaters: Full-Service-Ansatz erfüllen<br />

Georg Annuß, Partner bei Linklaters in<br />

München, beispielsweise meint, dass<br />

das arbeitsrechtliche Know-how in <strong>de</strong>n<br />

„Der Branchenfokus könnte gera<strong>de</strong> für die<br />

Arbeitgeberseite noch ausgebaut wer<strong>de</strong>n.“<br />

Prof. Dr. Georg Annuß, Partner, Linklaters<br />

Das Geschäft im Arbeitsrecht<br />

bleibt weiterhin stabil, und das<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Konjunktur.<br />

Es verschieben sich jedoch<br />

die Inhalte <strong>de</strong>r arbeitsrechtlichen Beratung.<br />

In wirtschaftlich guten Zeiten stehen<br />

weniger große Restrukturierungen<br />

an, vielmehr rücken Gestaltungsaufgaben<br />

in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund. Die Unternehmen<br />

haben mehr Raum, aufgeschobene<br />

Aufräumarbeiten anzugehen.<br />

„Das Spektrum reicht von <strong>de</strong>r Optimierung<br />

tarifvertraglicher Strukturen bis<br />

zur Vorbereitung auf schwierige Zeiten“,<br />

bestätigt Dr. Markus Richter von Görg.<br />

Dr. Anja Mengel von Altenburg sieht in<br />

<strong>de</strong>r Flexibilisierung ein wichtiges Thema<br />

nach <strong>de</strong>r Finanzkrise. „Unternehmen<br />

wer<strong>de</strong>n sich auch künftig etwa mit<br />

Fremdpersonaleinsatz und Werkverträgen<br />

beschäftigen. Zu<strong>de</strong>m sehe ich in<br />

Konzernen einen Trend zur Internationalisierung<br />

<strong>de</strong>r Führungsstrukturen,<br />

verbun<strong>de</strong>n auch mit Stellenabbau.“ Daneben<br />

erkennt Volker von Alvensleben<br />

von DLA Piper Themen wie Compliance,<br />

betriebliche Altersversorgung und Arbeitsschutz.<br />

„Wir stellen vermehrt fest,<br />

dass Betriebsräte diese Themen, bei <strong>de</strong>nen<br />

es früher genügte, die gesetzlichen<br />

Regeln einzuhalten, ins Unternehmen<br />

„Grundsätzlich wird es immer schwieriger,<br />

die Honorarvorstellungen durchzusetzen.“<br />

Volker von Alvensleben, Partner, DLA Piper<br />

Unternehmen zugenommen hat. Zu<strong>de</strong>m<br />

bestehe ein hoher Qualitätsanspruch <strong>de</strong>s<br />

Mandanten, eine Herausfor<strong>de</strong>rung für<br />

alle Kanzleien am Markt. „Aus meiner<br />

Sicht sind es vor allem zwei Aspekte, die<br />

beim Weg zum Anwalt eine Rolle spielen.<br />

Einerseits, wenn das Unternehmen<br />

ein Vorhaben nicht alleine abwickeln<br />

kann und möchte. An<strong>de</strong>rerseits aber<br />

auch, wenn es gezielt einen Spezialisten<br />

o<strong>de</strong>r Sparringspartner zu einem Thema<br />

benötigt“, sagt Annuß.<br />

Und warum setzt Linklaters wie<strong>de</strong>r<br />

vermehrt auf das Arbeitsrecht? „Es ist<br />

sicher die Erkenntnis, dass Arbeitsrecht<br />

wichtig ist, um <strong>de</strong>n Full-Service-Ansatz<br />

bieten zu können, <strong>de</strong>r auch nachgefragt<br />

ist. Sie brauchen Arbeitsrechtler mit Erfahrung,<br />

wenn Sie Vorstän<strong>de</strong> und Personen<br />

in führen<strong>de</strong>n Positionen beraten.<br />

Nur so können Sie <strong>de</strong>ren Fragen beantworten,<br />

etwa solche nach <strong>de</strong>m Umgang<br />

mit <strong>de</strong>m Betriebsrat o<strong>de</strong>r danach,<br />

wie ich meine Planungen optimal umsetze“,<br />

erklärt Annuß, <strong>de</strong>r erst vor wenigen<br />

Monaten von Noerr zu Linklaters<br />

gewechselt ist. Ein zweiter Punkt ist die<br />

Bindungswirkung <strong>de</strong>s Arbeitsrechts.<br />

„Arbeitsrecht ist letztlich nicht nur Projektgeschäft,<br />

son<strong>de</strong>rn überwiegend Dauerberatung.<br />

Dadurch steht man immer<br />

mit <strong>de</strong>m Mandanten in Kontakt.“<br />

Beim Thema „Profilbildung“ sieht Professor<br />

Annuß Potenzial in Sachen Spezialisierung.<br />

„Letztlich muss man das Rad<br />

nicht neu erfin<strong>de</strong>n. Allerdings könnte <strong>de</strong>r<br />

Branchenfokus noch ausgebaut wer<strong>de</strong>n,<br />

wobei das gera<strong>de</strong> mittelständische Kanzleien<br />

gut leisten könnten“, sagt Annuß.<br />

Vor allem für die Arbeitgeberseite ist ein<br />

personalmagazin 12 / 12


55<br />

©shutterstock.com / Pieterpater<br />

Auch künftig entwickelt sich das Kanzleigeschäft im Bereich <strong>de</strong>s Arbeitsrechts sehr gut.<br />

Es bleibt aber schwierig für Wirtschaftskanzleien, sich im Markt zu profilieren.<br />

solcher Fokus selten vorhan<strong>de</strong>n. Natürlich<br />

gebe es etwa spezialisierte Medienkanzleien,<br />

aber selten im Bereich <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsrechts. Auch beispielsweise im<br />

Krankenhausarbeitsrecht o<strong>de</strong>r Arbeitsrecht<br />

<strong>de</strong>s Gesundheitswesens existieren<br />

viele Spezialfragen, bei <strong>de</strong>nen man sich<br />

einen Namen machen könne. „Dennoch<br />

sehe ich da keine mittelständische Kanzlei,<br />

von <strong>de</strong>r man sagen kann, dass sie<br />

dort gera<strong>de</strong> auch als Arbeitgebervertretung<br />

vorne dabei ist“, sagt Annuß.<br />

DLA: Län<strong>de</strong>rübergreifend beraten<br />

Eine Branchenspezialisierung, wie sie in<br />

vielen Kanzleien praktiziert wird, hält<br />

Volker von Alvensleben, Partner bei DLA<br />

Piper in Hamburg, für sinnvoll, wenn<br />

auch nicht für essenziell. „Natürlich ist<br />

es gut, die jeweiligen Tarifverträge und<br />

Eigenheiten <strong>de</strong>r Branche zu kennen. Und<br />

gera<strong>de</strong> in ausgefalleneren Gebieten, wie<br />

etwa <strong>de</strong>m See- o<strong>de</strong>r Kirchenarbeitsrecht,<br />

ist dieses Spezialwissen notwendig“,<br />

sagt von Alvensleben. An<strong>de</strong>rerseits gelten<br />

das Betriebsverfassungsrecht und<br />

das Kündigungsschutzgesetz branchenübergreifend.<br />

„Die Ausprägungen sind<br />

meiner Meinung nach nicht so dramatisch,<br />

dass man ein Spezialistentum benötigt“,<br />

ergänzt von Alvensleben.<br />

Im Markt <strong>de</strong>r arbeitsrechtlichen Beratung<br />

sieht von Alvensleben in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren die Ten<strong>de</strong>nz zum „Spin<br />

off“. Dadurch, dass sich zuletzt häufiger<br />

Anwälte von einer Großkanzlei getrennt<br />

und selbstständig gemacht haben, gebe<br />

es wie<strong>de</strong>r vermehrt kleinere Boutiquen.<br />

Diese können flexibler am Markt arbeiten<br />

und möglicherweise ihre Leistung<br />

etwas preisgünstiger anbieten. „An<strong>de</strong>rerseits<br />

zeigen auch aktuelle Themen<br />

etwa rund um die Nutzung von IT im<br />

Unternehmen, Compliance, Datenschutz<br />

o<strong>de</strong>r auch Betriebsrente, dass eine fachübergreifen<strong>de</strong><br />

Zusammenarbeit häufig<br />

notwendig ist. Das können kleinere Einheiten<br />

meist nicht in diesem Umfang leisten“,<br />

sagt von Alvensleben. Neben <strong>de</strong>r<br />

fachübergreifen<strong>de</strong>n Beratung nehme<br />

aber in einer sich immer mehr verdichten<strong>de</strong>n<br />

Welt die Nachfrage nach län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>r<br />

Beratung zu, was für größere<br />

und internationale Kanzleien einfacher<br />

und besser zu erfüllen sei.<br />

Gera<strong>de</strong> in spezielleren Bereichen,<br />

also etwa dort, wo die internationale<br />

o<strong>de</strong>r auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

unter Fachgruppen gefragt<br />

ist, gestaltet sich auch die Honorarfrage<br />

einfacher. Schließlich gibt es auf diesen<br />

Gebieten auch weniger Konkurrenz.<br />

„Grundsätzlich ist es schon schwieriger,<br />

seine Honorarvorstellungen durchzusetzen“,<br />

stellt von Alvensleben fest.<br />

Unternehmen wissen genau, was die<br />

Wettbewerber anbieten und versuchen<br />

dies auszunutzen, um die Konditionen<br />

zu drücken. „Das Problem besteht auch<br />

auf <strong>de</strong>r Kostenseite, weil sich auch das<br />

Einstiegsgehalt von Nachwuchsjuristen<br />

nach oben entwickelt. Da muss man <strong>de</strong>m<br />

Mandanten manchmal auch sagen, dass<br />

Qualität eben seinen Preis hat.“ Daher<br />

hält von Alvensleben wenig von Pauschalen.<br />

„Im Arbeitsrecht gibt es kaum<br />

Bereiche mit Routinearbeiten, die man<br />

einfach so abwickeln kann. Es ist immer<br />

wie<strong>de</strong>r Kreativität gefragt und man<br />

muss über das Problem hinaus<strong>de</strong>nken.“<br />

Altenburg: Boutiquen meist schneller<br />

Dr. Anja Mengel von Altenburg stellt<br />

vor allem bei angloamerikanischen<br />

Mandanten fest, dass diese häufiger<br />

auf Pauschalen pochen. „Diese Art <strong>de</strong>r<br />

Preisbildung ist <strong>de</strong>n meisten <strong>de</strong>utschen<br />

Kanzleien noch fremd. Der Aufwand ist<br />

einfach schwer abzuschätzen, weil Arbeitsrecht<br />

meist gera<strong>de</strong> kein Standardgeschäft<br />

ist“, erklärt Mengel. Dennoch<br />

gebe es eine klare Erwartungshaltung<br />

<strong>de</strong>r Mandanten zur Produktbildung, etwa<br />

bei <strong>de</strong>r Erstellung von Arbeitsverträgen.<br />

Natürlich wer<strong>de</strong>n hier gute Anwälte<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>


56 spezial_Rechtsberatung<br />

benötigt, aber keine, die bereits über<br />

Jahre Erfahrungen in diesem Bereich<br />

aufgebaut haben. „Da wird <strong>de</strong>r Kostendruck<br />

steigen. Momentan sehe ich eher<br />

eine Unbeholfenheit bei Kanzleien. Eine<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung wird sein, in diesem<br />

Bereich künftig neue Mo<strong>de</strong>lle zu entwickeln“,<br />

sagt Mengel.<br />

Das Thema „Branchenspezialisierung“<br />

sieht die Anwältin differenziert.<br />

Im Bereich M&A und großen Transaktionen<br />

habe es sich bewährt, wenn man die<br />

Standards <strong>de</strong>r Branche kenne. Und auch<br />

im Arbeitsrecht profitiere <strong>de</strong>r Anwalt<br />

natürlich von langjährigen Erfahrungen<br />

in bestimmten Branchen. „An<strong>de</strong>rerseits<br />

ist das Betriebsübergangsrecht etwa<br />

nicht so unterschiedlich quer durch die<br />

Branchen. Vielmehr kommt es auf das<br />

rechtliche Know-how und die Erfahrung<br />

dazu an. Wichtig ist es, Verhandlungsgeschick<br />

zu haben und die Strukturen<br />

zu beherrschen und die sind im Arbeitsrecht<br />

mit ganz wenigen Ausnahmen<br />

nicht branchenabhängig“, sagt Mengel.<br />

Die Struktur <strong>de</strong>s Kanzleimarkts hat<br />

sich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren verän<strong>de</strong>rt.<br />

„Arbeitsrecht als Beratungsbereich<br />

ist in Großkanzleien stark unter<br />

Druck geraten und wur<strong>de</strong> ausgedünnt.“<br />

Der Partner im Arbeitsrecht wird für<br />

Transaktionen benötigt, ein eigenständiges<br />

Geschäft nur selten zugelassen.<br />

„Arbeitsrecht gibt es in einigen Großkanzleien<br />

nur noch hinter <strong>de</strong>n Kulissen.<br />

Das stärkt natürlich die Boutiquen und<br />

kleineren Kanzleien. Wir wer<strong>de</strong>n auch<br />

mandatiert, weil wir unsere Beratungsleistung<br />

meist schneller und günstiger<br />

anbieten können“, stellt Mengel fest,<br />

die zuletzt selbst <strong>de</strong>n Weg von <strong>de</strong>r Großkanzlei<br />

zur Boutique gegangen ist.<br />

Allerdings sieht sie auch Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

für Boutiquen. „Auf <strong>de</strong>m Bewerbermarkt<br />

haben die Großkanzleien<br />

ein Imageproblem. Boutiquen müssen<br />

jedoch aufpassen, nicht dieselben Fehler<br />

zu begehen, also zum Beispiel sehr<br />

guten Mitarbeitern die grundsätzlich<br />

besseren Aufstiegschancen in Boutiquen<br />

verwehren“, sagt Mengel. „Die<br />

„Unternehmen bearbeiten wie<strong>de</strong>r mehr<br />

intern. Das ist wirtschaftlich sinnvoll.“<br />

Dr. Marcus Richter, Partner, Görg Partnerschaft von Rechtsanwälten<br />

Philosophie, an<strong>de</strong>rs zu sein, müssen wir<br />

auch leben. Es besteht die Gefahr, dass<br />

Boutiquen diese Philosophie wie<strong>de</strong>r ein<br />

stückweit verraten.“<br />

Görg: Persönlicher Kontakt ist wichtig<br />

Dr. Marcus Richter von Görg sieht <strong>de</strong>n<br />

Trend, dass Unternehmen wie<strong>de</strong>r mehr<br />

arbeitsrechtliche Themen intern bearbeiten,<br />

auch weil sie es sich wie<strong>de</strong>r leisten<br />

können, mehr eigene Arbeitsrechtler zu<br />

beschäftigen. „An vielen Stellen ist das<br />

auch wirtschaftlich sinnvoll, etwa wenn<br />

„Arbeitsrecht gibt es in einigen Großkanzleien<br />

nur noch hinter <strong>de</strong>n Kulissen.“<br />

Dr. Anja Mengel, Partnerin bei Altenburg Fachanwälte für Arbeitsrecht<br />

schon das Tagesgeschäft diese Kollegen<br />

auslastet. Auch das beraten wir gerne.<br />

Aber es kostet und führt nicht selten dazu,<br />

dass an an<strong>de</strong>rer Stelle, nämlich bei<br />

strategischen Themen, auf die Beratung<br />

verzichtet wird. Am En<strong>de</strong> fährt das Unternehmen<br />

damit schlechter“, erklärt<br />

Marcus Richter.<br />

Soweit Mandanten Alltagsthemen wie<strong>de</strong>r<br />

intern bearbeiten, scha<strong>de</strong> das <strong>de</strong>r<br />

Mandatsbeziehung in aller Regel nicht.<br />

Dazu sagt Richter: „Natürlich wer<strong>de</strong>n wir<br />

auch gebeten, die Arbeitsergebnisse zu<br />

kontrollieren, gera<strong>de</strong> wenn Sachverhalte<br />

mit großer Breitenwirkung o<strong>de</strong>r mit hohen<br />

Haftungsrisiken verbun<strong>de</strong>n sind.<br />

Wenn gute Leute im Unternehmen am<br />

Werk sind, führt diese Herangehensweise<br />

zu erheblichen Kostenersparnissen.<br />

Das ist für das Unternehmen effektiver<br />

und funktioniert auch gut in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit.“<br />

Das Thema „Honorar“ sieht Richter<br />

entspannt. Natürlich sei es nicht vergleichbar<br />

mit <strong>de</strong>m Transaktionsgeschäft<br />

großer Kanzleien. „Arbeitsrecht ist und<br />

bleibt ein kleinteiliges Geschäft.“ Für<br />

die Mandanten sei neben <strong>de</strong>r hohen<br />

fachlichen Qualifikation auch <strong>de</strong>r persönliche<br />

Kontakt wichtig. Es wer<strong>de</strong> Wert<br />

darauf gelegt, vor allem mit <strong>de</strong>m Partner<br />

und maximal bis zu zwei Associates in<br />

<strong>de</strong>r Dauerberatung zusammenzuarbeiten.<br />

„Das schafft Effektivität. In diesem<br />

Umfeld sind unsere Stun<strong>de</strong>nsätze akzeptiert.<br />

Bei größeren Unternehmen wird<br />

inzwischen gera<strong>de</strong> vor einer Neumandatierung<br />

durchaus härter verhan<strong>de</strong>lt.<br />

Meist stehen aber weniger die Stun<strong>de</strong>nsätze,<br />

als etwa die Vergütung von Reisezeiten<br />

zur Diskussion.“<br />

Pauschalen vereinbart er sehr selten.<br />

Auch Anfragen danach sieht Richter<br />

rückläufig. „Es braucht nur einen Monat<br />

mit wenig Arbeit. Die Rechnung bleibt<br />

aber hoch, zumin<strong>de</strong>st relativ zum Aufwand.<br />

Das lässt <strong>de</strong>n Mandanten unzufrie<strong>de</strong>n<br />

zurück. Im umgekehrten Fall<br />

verhält es sich auf Seiten <strong>de</strong>s Beraters<br />

unwesentlich an<strong>de</strong>rs. Letztlich funktioniert<br />

das nicht“, sagt Richter.<br />

Günstiger wäre es dagegen, wenn<br />

das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Unternehmen <strong>de</strong>n<br />

Rechtsberater früher im Prozess einschalten<br />

wür<strong>de</strong>. „Gera<strong>de</strong> im Mittelstand<br />

könnten Unternehmen viel Geld sparen,<br />

wenn sie uns frühzeitiger ins Boot holen<br />

wür<strong>de</strong>n“, ist sich Richter sicher. „Häufig<br />

wür<strong>de</strong>n wenige Stun<strong>de</strong>n Aufwand ausreichen,<br />

um Konsequenzen und tragfähige<br />

Lösungen aufzuzeigen.“<br />

personalmagazin 12 / 12


57<br />

„HR-Geschäft verdoppeln“<br />

INTERVIEW. KPMG hat Dr. Geke & Associates übernommen. Wer von <strong>de</strong>m Zukauf wie<br />

profitiert, erklären Vorstand Dr. Robert Gutsche und Partner Dr. Michael Geke.<br />

personalmagazin: Herr Dr. Gutsche, ist <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftsprüfungsmarkt ausgereizt,<br />

weil Sie im HR-Markt einkaufen?<br />

Dr. Robert Gutsche: Nein, die Wirtschaftsprüfung<br />

ist für KPMG Kernbestandteil<br />

<strong>de</strong>r Strategie und Rückgrat unserer Marke.<br />

Gleichzeitig investieren wir in Beratungsbereiche.<br />

Dabei passt <strong>de</strong>r Zukauf<br />

von Dr. Geke & Associates hervorragend<br />

in unser Geschäftsmo<strong>de</strong>ll. Denn mit einer<br />

HR-Beratung von A bis Z besetzen wir<br />

eines <strong>de</strong>r Zukunftsthemen überhaupt.<br />

Wir beraten bereits heute Personalabteilungen,<br />

etwa zur Auslandsentsendung,<br />

bAV o<strong>de</strong>r in arbeitsrechtlichen Fragen.<br />

Nun haben wir einen wichtigen Baustein<br />

im Bereich HR-Consulting hinzugefügt<br />

und zu<strong>de</strong>m eng vernetzt mit unseren an<strong>de</strong>ren<br />

Beratungsdienstleistungen.<br />

personalmagazin: Herr Dr. Geke, geht Ihr<br />

Unternehmen bei KPMG nicht unter?<br />

Dr. Michael Geke: Die Sorge habe ich da<br />

überhaupt nicht. Im Gegenteil: Wir sind<br />

nun in eine Organisation eingepasst, die<br />

uns sehr viel Potenzial gibt, Produkte<br />

und Leistungen, die wir heute schon<br />

erbringen, in einem ganz an<strong>de</strong>ren Kontext<br />

für unsere Kun<strong>de</strong>n zu erweitern.<br />

Das betrifft die große nationale sowie<br />

internatio nale Präsenz und Synergien<br />

zu an<strong>de</strong>ren Beratungsdisziplinen – auch<br />

über <strong>de</strong>n HR-Bereich hinaus.<br />

personalmagazin: Wachsen Managementund<br />

Rechtsberatung enger zusammen?<br />

Gutsche: Das Zusammenspiel wird immer<br />

intensiver. In <strong>de</strong>r HR-Beratung gehen<br />

oft arbeitsrechtliche Aufgaben mit <strong>de</strong>r<br />

strategischen Frage zur Ausrichtung <strong>de</strong>r<br />

Dr. Robert Gutsche ist Vorstand für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Consulting bei KMPG.<br />

Personalabteilung einher. Es ist nicht<br />

zwingend, Antworten aus einer Hand anzubieten.<br />

Aber unsere Mandanten schätzen<br />

es sehr, wenn wir in <strong>de</strong>r Lage sind,<br />

ganzheitliche Lösungen anzubieten.<br />

Geke: Durch <strong>de</strong>n Zusammenschluss haben<br />

wir die Möglichkeit, mit mehreren<br />

Spezialisten in einem Team Lösungen<br />

für einen Kun<strong>de</strong>n zu erarbeiten. Nehmen<br />

Sie ein zentrales Thema unserer Division<br />

„People & Change“, etwa Talentmanagement<br />

o<strong>de</strong>r soziale Netzwerke innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Einerseits ergeben<br />

sich da künftig große strategische Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

An<strong>de</strong>rerseits gilt es,<br />

die wenig fassbaren Strukturen <strong>de</strong>s „Social<br />

Network“ rechtssicher abzubil<strong>de</strong>n.<br />

personalmagazin: Welche Ziele verfolgen Sie<br />

in <strong>de</strong>n nächsten Jahren?<br />

Dr. Michael Geke ist Partner im Bereich<br />

Consulting bei KPMG.<br />

Gutsche: Wir sehen großes Potenzial, in<br />

diesem Bereich Wachstum zu generieren,<br />

und möchten das Geschäft min<strong>de</strong>stens<br />

vedoppeln. Schließlich för<strong>de</strong>rt<br />

die Übernahme auch <strong>de</strong>n internen Dialog,<br />

etwa zwischen HR-Consulting und<br />

Rechtsanwaltsgesellschaft. Durch die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Disziplinen bringen wir<br />

neue I<strong>de</strong>en und Lösungen auf <strong>de</strong>n Markt,<br />

die an<strong>de</strong>re so nicht vor<strong>de</strong>nken können.<br />

Geke: Inhaltlich wer<strong>de</strong>n wir uns mit<br />

<strong>de</strong>n HR-Schlüsselthemen beschäftigen,<br />

zum Beispiel „Future Workforce“ o<strong>de</strong>r<br />

„Employability“, und etwa in Studien<br />

und Tools investieren. Wir möchten die<br />

Potenziale und das Angebot an HR-Consulting<br />

signifikant ausbauen – mit <strong>de</strong>r<br />

Infrastruktur, die KPMG bietet. <br />

Das Interview führte Michael Miller.<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>


58 spezial_Rechtsberatung<br />

Raus aus <strong>de</strong>r Gleichförmigkeit<br />

Praxis. Unter Wirtschaftskanzleien herrscht ein intensiver Wettbewerb um exzellente<br />

Juristen. Ein Beispiel zeigt, wie Kanzleien Alleinstellungsmerkmale erarbeiten.<br />

Von Torsten Schnei<strong>de</strong>r und Michael Eger <br />

Allen Schwankungen <strong>de</strong>r Konjunktur<br />

zum Trotz hat sich <strong>de</strong>r<br />

Fachkräftemangel in einigen<br />

Branchen als unternehmensstrategisches<br />

Problem fest installiert.<br />

Eine beson<strong>de</strong>rs umworbene Zielgruppe<br />

sind qualifizierte Juristen mit sehr guten<br />

Examina.<br />

Statistisch gibt es zwar jährlich über<br />

10.000 Absolventen <strong>de</strong>r Rechtswissenschaft.<br />

Doch erfüllt nur ein Bruchteil davon<br />

die hohen Anfor<strong>de</strong>rungen an eine<br />

Tätigkeit bei großen Wirtschaftskanzleien<br />

und Topadressen <strong>de</strong>r Industrie.<br />

Die magischen Kriterien sind zwei min<strong>de</strong>stens<br />

vollbefriedigen<strong>de</strong> Examina,<br />

Auslandserfahrung und Promotion. Nur<br />

rund 2.000 Absolventen in Deutschland<br />

erfüllen dies, bei jährlich über 2.500 offenen<br />

Stellen für diese Zielgruppe.<br />

Untypische Wettbewerbssituation<br />

Die Einstiegsbedingungen sind so transparent<br />

wie nirgendwo sonst. In kaum<br />

einer Branche wird selbst vonseiten <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber so offen über Einstiegsgehälter<br />

und Arbeitsbedingungen diskutiert.<br />

Verglichen mit <strong>de</strong>r Industrie, wo<br />

neben Großunternehmen Hun<strong>de</strong>rte von<br />

„Hid<strong>de</strong>n Champions“ um Ingenieure<br />

kämpfen, scheint <strong>de</strong>r Markt klar aufgeteilt.<br />

Exzellente Juristen, die nicht in <strong>de</strong>n<br />

Staatsdienst o<strong>de</strong>r die Industrie möchten,<br />

gehen zu einer renommierten Kanzlei.<br />

In dieser Situation sticht die Gleichförmigkeit<br />

hervor, mit <strong>de</strong>r die Kanzleien<br />

<strong>de</strong>n Nachwuchs umwerben. Schon<br />

2010 kam eine Gemeinschaftsstudie <strong>de</strong>r<br />

Schweizer Business School ZFU und <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensberatung Promerit zu <strong>de</strong>r<br />

Erkenntnis, dass es, bis auf eine erhebliche<br />

Spannweite bei <strong>de</strong>n Einstiegsgehältern,<br />

in <strong>de</strong>r Außendarstellung kaum<br />

Differenzierungsfaktoren gab. Die Unternehmen<br />

wirken ansonsten aus Sicht<br />

<strong>de</strong>r Kandidaten „teilweise fast austauschbar“.<br />

Das überrascht angesichts<br />

<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nachwuchsgewinnung<br />

in dieser Branche. Für die gro ßen<br />

Wirtschaftskanzleien ist es absolut erfolgsrelevant,<br />

die richtigen Talente für<br />

sich zu gewinnen.<br />

Denn im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Branchen<br />

gibt es keine Patente o<strong>de</strong>r Innovationen,<br />

die Wettbewerbsvorteile langfristig<br />

sichern. Die Mitarbeiter selbst und <strong>de</strong>ren<br />

Know-how sind quasi das Produkt,<br />

das diese Unternehmen <strong>de</strong>n Mandanten<br />

Vorgehensweise im Überblick<br />

Initialisierung Analyse Konzeption Umsetzung<br />

Ziele,<br />

Scope,<br />

Zielgruppen<br />

Zielgruppen-<br />

Präferenzen<br />

authentisch<br />

relevant<br />

kurzfristig<br />

Tatsächliche<br />

und relevante<br />

Stärken und<br />

Schwächen<br />

Employer<br />

Value<br />

Proposition<br />

laufen<strong>de</strong> Optimierung<br />

Arbeitgebereigenschaften<br />

Kreativumsetzung,<br />

Medien,<br />

Formate …<br />

Wettbewerbssituation<br />

beson<strong>de</strong>rs<br />

mittelfristig<br />

Optimierung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeberleistung<br />

Quelle: Promerit AG<br />

personalmagazin 12 / 12


59<br />

Analysephase<br />

Interne Sicht Externe Sicht Strategische Sicht Sicht Kommunikation Marktsicht<br />

Fragestellung<br />

Wie Mitarbeiter die<br />

Kanzlei sehen<br />

Wie Bewerber die<br />

Kanzlei sehen und wie<br />

in <strong>de</strong>r Zielgruppe <strong>de</strong>r<br />

Wunscharbeitgeber<br />

aussieht<br />

Wie das Management<br />

die Kanzlei jetzt und<br />

in Zukunft sieht<br />

Wie Recruiter die<br />

Kanzlei beschreiben<br />

Welche Wettbewerber<br />

am Arbeitsmarkt<br />

bestehen und welche<br />

Stärken sie verglichen<br />

mit Luther haben<br />

Instrument<br />

Interviews und Fokusgruppe<br />

mit anwaltlichen<br />

Mitarbeitern<br />

Onlinebefragung <strong>de</strong>r<br />

Bewerber und <strong>de</strong>r<br />

Karriere-Alumnis sowie<br />

<strong>de</strong>ren Netzwerk<br />

Enge Abstimmung mit<br />

Managing-Partnern<br />

Interviews mit <strong>de</strong>m<br />

Recruiting-Team<br />

Recherche; zusätzliche<br />

Frage in allen Befragungsperspektiven<br />

In <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r Analyse hat das Projektteam aus verschie<strong>de</strong>nen Blickwinkeln einen umfassen<strong>de</strong>n Eindruck über die vorhan<strong>de</strong>nen Arbeitgebereigenschaften erlangt. Dazu wur<strong>de</strong>n<br />

Mitarbeiter, das Management und Externe befragt. Das dadurch entstan<strong>de</strong>ne Profil wur<strong>de</strong> anschließend in <strong>de</strong>r Konzeptionsphase mit <strong>de</strong>n Zielen abgeglichen (siehe Grafik Seite 58).<br />

Quelle: Promerit AG<br />

zur Verfügung stellen. Der Unterschied<br />

zwischen guten und exzellenten Mitarbeitern<br />

ist erheblich, sodass die Kanzleien<br />

bei ihren Anfor<strong>de</strong>rungen kaum<br />

Kompromisse machen.<br />

Dies macht <strong>de</strong>n Markt schwierig für<br />

Kanzleien, die we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n ganz großen<br />

internationalen Namen mitbringen noch<br />

beim Wettbieten um die höchsten Einstiegsgehälter<br />

mitmachen wollen. Diese<br />

Kanzleien sind beson<strong>de</strong>rs darauf angewiesen,<br />

die Themen zu i<strong>de</strong>ntifizieren<br />

und herauszustellen, mit <strong>de</strong>nen sie bei<br />

Nachwuchstalenten punkten und sich<br />

als attraktive Arbeitgeber positionieren<br />

können.<br />

Phase 1: Initialisierung<br />

Anfang 2012 entschied sich daher die<br />

Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH,<br />

eine <strong>de</strong>utsche Wirtschaftskanzlei mit<br />

insgesamt mehr als 300 Anwälten in elf<br />

nationalen und sechs internationalen<br />

Büros, das Talentmanagement zu professionalisieren.<br />

<strong>Als</strong> wichtigen Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r neuen Talentmanagementstrategie<br />

betrachtet die Kanzlei das Thema „Employer<br />

Branding“. Die Arbeitgebermarke<br />

sollte vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s künftig<br />

anhaltend engen Bewerbermarkts langfristig<br />

gestärkt wer<strong>de</strong>n. Hierbei sollten<br />

die Auswirkungen <strong>de</strong>r Arbeitgebermarke<br />

sowohl nach außen als auch nach innen<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Projektgestaltung<br />

wur<strong>de</strong> daher Wert darauf gelegt,<br />

die Erwartungen und Sichtweisen<br />

potenzieller Bewerber ebenso intensiv<br />

in das Projekt einzubin<strong>de</strong>n wie die <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter. Mit <strong>de</strong>n Managing-Partnern<br />

wur<strong>de</strong> als strategisches Ziel vereinbart,<br />

die Erkenntnisse zu <strong>de</strong>n Stärken nicht<br />

nur in Kommunikationsmaßnahmen zu<br />

verwerten, son<strong>de</strong>rn i<strong>de</strong>ntifizierte Entwicklungsfel<strong>de</strong>r<br />

parallel in die kontinuierliche<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Attraktivität<br />

als Arbeitgeber einfließen zu lassen.<br />

Phase 2: Analyse<br />

Zum Auftakt wur<strong>de</strong> eine qualitative<br />

Analyse <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Arbeitgebereigenschaften<br />

durchgeführt. Um blin<strong>de</strong><br />

Flecken zu minimieren, wur<strong>de</strong>n hier<br />

Mitarbeiter aller Ebenen einbezogen.<br />

Konkret wur<strong>de</strong>n Berufseinsteiger und<br />

Anwälte bis zur Partnerebene interviewt<br />

und anschließend in einem mo<strong>de</strong>rierten<br />

Fokusgruppen-Workshop die<br />

Eigenschaften i<strong>de</strong>ntifiziert, die Luther<br />

als Arbeitgeber attraktiv macht. Gleichzeitig<br />

wur<strong>de</strong> untersucht, wo Entwicklungspotenzial<br />

besteht.<br />

Diese Analyse brachte vielfältige Einschätzungen<br />

zutage. Zitate und konkrete<br />

Beispiele wur<strong>de</strong>n umfassend dokumentiert.<br />

I<strong>de</strong>ntifizierte Merkmale, wie zum<br />

Beispiel „allürenfreier Umgang“, „Karriereför<strong>de</strong>rung<br />

durch maßgeschnei<strong>de</strong>rte<br />

Weiterbildungsprogramme“ und „frühe<br />

Übernahme von Verantwortung“, sollten<br />

so auch für Außenstehen<strong>de</strong> greifbar und<br />

überprüfbar gemacht wer<strong>de</strong>n. Hieraus<br />

ergaben sich später wertvolle Hinweise<br />

für die Arbeitgeberpositionierung.<br />

Um Stärken und Schwächen objektiv zu<br />

erfassen, führte <strong>de</strong>r Beratungspartner<br />

Promerit diesen Schritt ohne direkte Beteiligung<br />

<strong>de</strong>r Projektleitung von Luther<br />

durch.<br />

Parallel wur<strong>de</strong>n über eine Online-Umfrage<br />

ehemalige und aktuelle Bewerber<br />

und Praktikanten interviewt und dadurch<br />

eine Außensicht eingeholt. Die<br />

Teilnehmer wur<strong>de</strong>n zu ihren generellen<br />

Präferenzen für einen attraktiven Arbeitgeber<br />

und ihrem aktuellen Bild zu Luther<br />

befragt. Diese Außenperspektive war<br />

wichtig, da sie sicherstellte, dass Luther<br />

sich auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Erwartungen<br />

an <strong>de</strong>r relevanten Zielgruppe orientierte.<br />

Phase 3: Konzeption<br />

Nach <strong>de</strong>r Analysephase glich das Projektteam<br />

die i<strong>de</strong>ntifizierten Charakteristika<br />

mit <strong>de</strong>n zu Beginn <strong>de</strong>finierten Zielen und<br />

Erwartungen ab. Anschließend arbeitete<br />

das Projektteam daraus das Arbeitgeber­<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

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60 spezial_Rechtsberatung<br />

profil mit zentralen Stärken und Schwächen<br />

heraus. In dieser Phase war von<br />

zentraler Be<strong>de</strong>utung, dass <strong>de</strong>r externe<br />

Berater <strong>de</strong>n Prozess intensiv mo<strong>de</strong>rierte<br />

und die inhaltliche Positionierung <strong>de</strong>m<br />

Projektteam von Luther überließ. Die Positionierung<br />

sollte aus <strong>de</strong>r Organisation<br />

heraus abgeleitet wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Rolle<br />

<strong>de</strong>s externen Beobachters stellte <strong>de</strong>r Berater,<br />

quasi als „advocatus diaboli“, die<br />

Positionierung immer wie<strong>de</strong>r infrage.<br />

So entstand die „Employer Value Proposition“<br />

(EVP). Diese umschreibt die vorhan<strong>de</strong>nen,<br />

für die Zielgruppe relevanten<br />

und im Wettbewerb differenzieren<strong>de</strong>n<br />

Eigenschaften von Luther.<br />

Die Erkenntnis: In vielen Bereichen<br />

ist Luther genauso attraktiv wie viele<br />

Wettbewerber, ohne sich signifikant abzusetzen<br />

– we<strong>de</strong>r positiv noch negativ.<br />

Bei <strong>de</strong>n für die Zielgruppe relevanten<br />

Punkten „anspruchsvolle Arbeitsaufgaben“,<br />

„Internationalität“ und „Entwicklungsperspektiven“<br />

war dies beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtig. Es wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, dass das Unternehmen<br />

mit <strong>de</strong>n besten Wettbewerbern<br />

mithalten kann. Gleichzeitig wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>utlich, dass diese Fakten in <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

künftig wesentlich stärker<br />

hervorgehoben wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Um sich vom Wettbewerb abzuheben,<br />

mussten weitere qualitative Kriterien in<br />

<strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund gerückt wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong><br />

die Unternehmenskultur zeichnet<br />

sich organisatorisch und auch in <strong>de</strong>r täglichen<br />

Zusammenarbeit zwischen jüngeren<br />

und erfahrenen Anwälten durch<br />

eine echte Partnerschaft aus. Das Arbeitsklima<br />

wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

als „frei von Allüren und Status<strong>de</strong>nken“<br />

charakterisiert. Für Wirtschaftskanzleien<br />

ist das nicht selbstverständlich.<br />

Junge Menschen, die eine Karriere in Wirtschaftskanzleien<br />

anstreben, <strong>de</strong>finieren „Work-Life-Balance“<br />

an<strong>de</strong>rs als diejenigen mit geregeltem Arbeitsalltag.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> das Konzept <strong>de</strong>r Luther<br />

Aca<strong>de</strong>my, welches die Angebote für<br />

die fachliche und persönliche Weiterentwicklung<br />

bün<strong>de</strong>lt, von <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

als herausragend bezeichnet.<br />

Realistisch betrachteten die Mitarbeiter<br />

die für eine Wirtschaftskanzlei<br />

typisch hohen Leistungserwartungen.<br />

Differenzierend hervorgehoben wur<strong>de</strong><br />

insoweit jedoch, dass <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

im Umgang mit dieser Belastung Freiräume<br />

und Rahmenbedingungen gewährt<br />

wer<strong>de</strong>n, die ein angemessenes<br />

Verhältnis von Karriere und Privatleben<br />

ermöglichen. Angesichts <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt<br />

drängen<strong>de</strong>n Generation Y<br />

ist das eine wichtige Erkenntnis für die<br />

Arbeitgeberpositionierung. Gleichwohl<br />

dürften junge Menschen, die sich für eine<br />

Karriere in einer Wirtschaftskanzlei<br />

entschei<strong>de</strong>n, „Work-Life-Balance“ sicherlich<br />

an<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>finieren, als diejenigen,<br />

die ein Umfeld mit einem klar geregelten<br />

Arbeitsalltag bevorzugen.<br />

Die Beispiele zeigen ein<strong>de</strong>utige Eigenschaften,<br />

die Luther positiv von Wettbewerbern<br />

differenzieren. Gera<strong>de</strong> in einem<br />

Wettbewerbsumfeld, wo in Sachen Karriereentwicklung<br />

einige Arbeitgeber<br />

schonungslos nach <strong>de</strong>m Prinzip „Up or<br />

Out“ (entwe<strong>de</strong>r man erreicht das nächste<br />

Karrierelevel o<strong>de</strong>r man muss die Kanzlei<br />

verlassen) verfahren, bot sich hier die<br />

Chance zu einer klaren Positionierung.<br />

Phase 4: Umsetzung<br />

In enger Abstimmung mit <strong>de</strong>n Managing-Partnern<br />

entstand anschließend<br />

auf dieser Grundlage ein Maßnahmenplan.<br />

Die i<strong>de</strong>ntifizierten Elemente wer<strong>de</strong>n<br />

in ein Konzept zur Kommunikation<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeberstärken überführt. So<br />

wur<strong>de</strong>n etwa Aspekte, wie „anspruchsvolle<br />

Mandate“, „Integration von Beruf<br />

und Privatleben“ und „passgenaue<br />

Angebote für die fachliche und persönliche<br />

Weiterentwicklung“, die bei aller<br />

Leistungsbereitschaft die Kombination<br />

aus eigenen Interessen und <strong>de</strong>n berechtigten<br />

Interessen von Arbeitgebern und<br />

Mandanten ermöglichen, als wichtige<br />

Merkmale <strong>de</strong>r Arbeitgebermarke mit <strong>de</strong>r<br />

Klammer „Luther und Ich – kein entwe<strong>de</strong>r<br />

o<strong>de</strong>r“ verbun<strong>de</strong>n.<br />

Der Maßnahmenplan geht weit über<br />

das Kommunikationskonzept hinaus.<br />

Er folgt <strong>de</strong>m strategischen Ziel, Employer<br />

Branding nicht als einmaliges Projekt,<br />

son<strong>de</strong>rn als laufen<strong>de</strong>n Prozess zu<br />

begreifen. Dieser soll vorhan<strong>de</strong>ne Potenziale<br />

weiter stärken und zusätzliche<br />

Differenzierungsmerkmale entwickeln.<br />

Konsequenterweise wur<strong>de</strong>n daher auch<br />

Entwicklungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>finiert. Hierzu gehören<br />

zum Beispiel die Weiterentwicklung<br />

von Instrumenten und Prozessen<br />

für ein strukturierteres Talentmanagement.<br />

Die Wirkung richtet sich damit<br />

konsequent nicht nur an potenzielle<br />

Mitarbeiter und Bewerber, son<strong>de</strong>rn – im<br />

Sinne eines Entwicklungs- und Retentionkonzepts<br />

– auch an die bereits im Unternehmen<br />

aktiven Leistungsträger.<br />

Die Ergebnisse und Erkenntnisse <strong>de</strong>s<br />

Employer-Branding-Projekts bei Luther<br />

bestätigten <strong>de</strong>n Ansatz, die I<strong>de</strong>ntifikation<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgebermarke als Auftakt für<br />

ein strategisches Talentmanagement zu<br />

nutzen. So können Wirtschaftskanzleien<br />

die passen<strong>de</strong>n Mitarbeiter gewinnen,<br />

entwickeln und an das Unternehmen<br />

bin<strong>de</strong>n. <br />

Torsten Schnei<strong>de</strong>r<br />

ist Director Human Resources<br />

bei <strong>de</strong>r Luther Rechtsanwaltsgesellschaft<br />

mbH in Köln.<br />

Michael Eger<br />

ist Manager bei <strong>de</strong>r Promerit<br />

Management Consulting AG<br />

in Frankfurt am Main.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


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62 recht_NEWS<br />

Die genormte Lohnabrechnung<br />

Dass je<strong>de</strong>m Arbeitnehmer eine<br />

Lohnabrechnung mit einem<br />

bestimmten Min<strong>de</strong>st inhalt<br />

überreicht wer<strong>de</strong>n muss, ist allgemein<br />

bekannt. Weniger bekannt ist,<br />

dass sich diese Pflicht aus § 108 Gewerbeordnung<br />

ergibt. Noch weniger<br />

bekannt ist, dass das Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerium<br />

durch Absatz 3 dieser<br />

Vorschrift Näheres zur Entgeltbescheinigung,<br />

„die zu Zwecken nach<br />

<strong>de</strong>m Sozialgesetzbuch verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n kann“, festlegen darf. Die<br />

Form <strong>de</strong>r Bescheinigung wur<strong>de</strong> bisher<br />

we<strong>de</strong>r vom Gesetzgeber noch von<br />

<strong>de</strong>n Software-Anbietern son<strong>de</strong>rlich<br />

ernst genommen, was im Jahr 2013<br />

an<strong>de</strong>rs wer<strong>de</strong>n soll. Erstmalig soll<br />

es dann eine Rechtsverordnung geben,<br />

die die Details dieser Entgeltbescheinigung<br />

regelt. Jetzt wird es an<br />

<strong>de</strong>n Software-Herstellern liegen, die<br />

Ausgabe <strong>de</strong>r Entgeltbescheinigung<br />

zu implementieren und i<strong>de</strong>alerweise<br />

mit <strong>de</strong>r herkömmlichen monatlichen<br />

Lohnabrechnung zu verknüpfen.<br />

Genauere Details über Entgeltarten müssen in Zukunft bescheinigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Nachgelesen<br />

Textform o<strong>de</strong>r Schriftform?<br />

„Am besten machen wir es gleich schriftlich.“<br />

Mit diesem Satz wird im Allgemeinen<br />

ausgedrückt, dass man Wichtiges nicht einfach<br />

mündlich und per Handschlag festlegen,<br />

son<strong>de</strong>rn zu späteren Beweiszwecken lieber<br />

dokumentieren sollte. Wenn <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

im Arbeitsrecht für bestimmte Fälle genau<br />

dieses vorschreibt, spricht er jedoch nicht<br />

etwa von „Schriftform“, son<strong>de</strong>rn von „Textform“.<br />

Dabei kann dieser Text auch in einer<br />

E-Mail o<strong>de</strong>r einer sonstigen elektronischen<br />

Form abgelegt sein.<br />

Ist aber die „Schriftform“ angeordnet, so<br />

geht es <strong>de</strong>m Gesetzgeber darum, dass für<br />

bestimmte Rechtshandlungen ein schriftliches,<br />

vor allem aber ein unterzeichnetes<br />

„Original“ vorliegen muss. Das ist <strong>de</strong>r Grund,<br />

warum beispielsweise befristete Arbeitsverträge<br />

nicht per E-Mail-Versand ausgetauscht<br />

wer<strong>de</strong>n können. Die Schriftform ist hier aber<br />

auch bei einer elektronischen Übermittlung<br />

gewahrt, wenn sich die Vertragsparteien<br />

einer „elektronischen Signatur“ bedienen,<br />

was sich aus § 126 BGB für das gesamte<br />

Vertragsrecht ergibt. Aber Achtung: Für<br />

Kündigungen o<strong>de</strong>r Aufhebungsverträge wird<br />

die Möglichkeit einer elektronischen Signatur<br />

durch § 623 BGB wie<strong>de</strong>rum ausgeschlossen.<br />

News <strong>de</strong>s Monats<br />

Anteile gegen Verzicht auf Kündigungsschutz Die britische Regierung plant ein Gesetz, nach <strong>de</strong>m Arbeitnehmer unter<br />

an<strong>de</strong>rem auf ihre Kündigungsschutzrechte verzichten können und im Gegenzug Unternehmensanteile erhalten.<br />

Krisen-Kurzarbeit (noch) kein Thema Derzeit gibt es keine Indikationen, die das erneute Aufgreifen von Son<strong>de</strong>rregelungen in<br />

<strong>de</strong>r Kurzarbeit rechtfertigen wür<strong>de</strong>n. Das teilte das Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerium auf Anfrage <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong> Online-Redaktion mit.<br />

Beleidigung auf Facebook Ein Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r hatte seinen Chef als „Menschenschin<strong>de</strong>r“ tituliert. Ein Kündigungsgrund, so das LAG<br />

Hamm, da <strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> nicht annehmen durfte, dass seine Facebook-Äußerungen keine Auswirkungen haben wür<strong>de</strong>n.<br />

Erstattungsanträge bei Entgeltfortzahlung Zum Jahreswechsel gibt es Än<strong>de</strong>rungen im elektronischen Erstattungsantrag bei<br />

Entgeltfortzahlung. Künftig muss eine Abtretungserklärung abgegeben wer<strong>de</strong>n, wenn die Arbeitsunfähigkeit durch Dritte verschul<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

Umzugskosten-Pauschbeträge Die Verwaltung hat neue Pauschbeträge für Umzugskosten veröffentlicht, die bereits rückwirkend<br />

ab März 2012 anzuwen<strong>de</strong>n sind. Die bisherigen Pauschbeträge sind nur noch für Umzüge bis einschließlich Februar 2012 anzuwen<strong>de</strong>n.<br />

+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++<br />

personalmagazin 12 / 12


63<br />

Die lange Bank wird<br />

immer länger<br />

Das im Jahr 2010 spektakulär angekündigte<br />

neue Beschäftigtendatenschutzgesetz<br />

hat es bis heute nicht über die<br />

parlamentarischen Hür<strong>de</strong>n geschafft, und<br />

<strong>de</strong>r Entwurf wur<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r auf die lange<br />

Bank geschoben. Jetzt wur<strong>de</strong> die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

über eine parlamen tarische<br />

Anfrage aufgefor<strong>de</strong>rt, endlich Farbe zu bekennen,<br />

ob und gegebenenfalls wann mit<br />

einer Realisierung dieses für die Praxis sehr<br />

wichtigen Gesetzes zu rechnen ist. Hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s „Ob“ beteuerte die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

in ihrer Antwort, dass sie weiterhin am Gesetzesentwurf<br />

festhalten wer<strong>de</strong>. Hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s „Wann“ führt die Regierung aus: „Der Gesetzentwurf<br />

liegt nunmehr <strong>de</strong>m Deutschen<br />

Bun<strong>de</strong>stag zur Beratung vor. Inwieweit dort<br />

Än<strong>de</strong>rungen erfolgen wer<strong>de</strong>n, liegt in <strong>de</strong>r<br />

Entscheidungsbefugnis <strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>stages.“<br />

All das <strong>de</strong>utet darauf hin, dass mit<br />

einer Realisierung <strong>de</strong>s Gesetzes vor <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>stagswahlen<br />

im Herbst 2013 wohl nicht<br />

mehr zu rechnen ist.<br />

Minijobber: Ab 2013 gelten 450 Euro als Höchstentgelt.<br />

Minijob-Grenze wird angehoben<br />

Die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Minijob-Grenze kommt und ist zunächst einfach<br />

zu formulieren. Ansteigen soll das bisherige Höchstentgelt von 400<br />

Euro auf 450 Euro. Aber wer <strong>de</strong>n Gesetzgeber kennt, <strong>de</strong>r weiß, dass<br />

<strong>de</strong>r Teufel im Detail liegt. So auch hier, <strong>de</strong>nn das Än<strong>de</strong>rungsgesetz strotzt<br />

gera<strong>de</strong>zu von Ausnahme- und Übergangsregelungen. Die wichtigste ist:<br />

Bestehen<strong>de</strong> Vertragsverhältnisse mit Minijobbern wer<strong>de</strong>n noch nach <strong>de</strong>n<br />

bisherigen Rechtsvorschriften abgerechnet, je<strong>de</strong>nfalls so lange, wie diese<br />

nicht über die bisherige Grenze von 400 Euro angehoben wer<strong>de</strong>n. Wer dagegen<br />

seine bisherigen Minijobber ab 2013 über 400 Euro hinaus bezahlen<br />

möchte, <strong>de</strong>r muss sich an das neue Recht halten. Die wichtigste Verän<strong>de</strong>rung<br />

dabei: Es besteht dann grundsätzlich eine Beitragspflicht in <strong>de</strong>r<br />

Rentenversicherung. Richtig kompliziert wird es für Arbeitgeber mit Mitarbeitern,<br />

welche bisher zwischen 400 und 450 Euro verdient haben. Hier<br />

gelten für eine zweijährige Übergangsfrist komplizierte Son<strong>de</strong>rregelungen,<br />

die unter an<strong>de</strong>rem zur Folge haben können, dass Doppelanmeldungen für<br />

diese Mitarbeiter bei <strong>de</strong>r Einzugsstelle und <strong>de</strong>r Minijob-Zentrale abgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n. Hinweis: In unserem „Entgelt Spezial“ wer<strong>de</strong>n wir in <strong>de</strong>r nächsten<br />

Ausgabe über die Auswirkungen <strong>de</strong>r neuen Rechtslage berichten.<br />

Der Umlagesatz beträgt künftig 0,15 Prozent.<br />

Insolvenzgeldumlage steigt 2013<br />

Ab <strong>de</strong>m 1. Januar 2013 wird die Umlage zur Finanzierung <strong>de</strong>s Insolvenzgelds<br />

für Arbeitgeber erheblich teurer. Der Umlagesatz beträgt<br />

künftig 0,15 Prozent. Bis 31. Dezember 2012 sind es noch 0,04 Prozent.<br />

Der <strong>de</strong>utliche Anstieg resultiert daraus, dass in <strong>de</strong>n Jahren 2011 und 2012<br />

aufgelaufene Reserven <strong>de</strong>r Insolvenzgeldumlage abgebaut wer<strong>de</strong>n mussten.<br />

Berücksichtigt man die Überschüsse nicht, so hätte sich bereits 2011 und 2012<br />

ein Umlagesatz von 0,1 Prozent errechnet.<br />

Der nun festgelegte Umlagesatz entspricht <strong>de</strong>m durchschnittlichen Umlagesatz<br />

seit <strong>de</strong>r Begrenzung auf das Bemessungsentgelt im Jahr 2005. Künftig<br />

wird die Insolvenzgeldumlage im Gesetz festgeschrieben. Die Norm schafft<br />

eine Art Finanzkorridor, innerhalb <strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r Umlagesatz konstant bleiben<br />

und <strong>de</strong>n Finanzbedarf bei normalen konjunkturellen Schwankungen ohne<br />

Anpassung <strong>de</strong>s Umlagesatzes ab<strong>de</strong>cken soll.<br />

Der Bun<strong>de</strong>stag hat das Gesetz En<strong>de</strong> Oktober verabschie<strong>de</strong>t. Der Bun<strong>de</strong>srat<br />

wird das Gesetz voraussichtlich En<strong>de</strong> November abschließend beraten.<br />

12 / 12 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


64 Recht_Urteilsdienst<br />

Urteil <strong>de</strong>s monats<br />

Fehlen<strong>de</strong>s BEM ist kein K.-o.-Kriterium bei <strong>de</strong>r Kündigung<br />

Wird einem Arbeitnehmer krankheitsbedingt<br />

gekündigt, so ist die Kündigung<br />

nicht allein schon <strong>de</strong>swegen unwirksam,<br />

weil <strong>de</strong>m Arbeitgeber vorzuwerfen ist,<br />

er sei seiner Pflicht zur Durchführung<br />

eines betrieblichen Einglie<strong>de</strong>rungsmanagements<br />

(BEM) nicht o<strong>de</strong>r nicht ausreichend<br />

nachgekommen.<br />

Vielmehr muss es <strong>de</strong>m Arbeitgeber möglich<br />

sein, vorzutragen und unter Beweis<br />

zu stellen, dass auch bei <strong>de</strong>r Durchführung<br />

eines betrieblichen Einglie<strong>de</strong>rungsmanagements<br />

keine Möglichkeiten einer<br />

alternativen Beschäftigung o<strong>de</strong>r Umsetzung<br />

bestan<strong>de</strong>n hätten.<br />

Das Urteil beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r in Rechtsprechung und Literatur<br />

immer noch umstrittenen Frage, welche Konsequenzen <strong>de</strong>m Arbeitgeber<br />

aus <strong>de</strong>r Nichtbeachtung <strong>de</strong>r Pflicht zur Durchführung eines<br />

betrieblichen Einglie<strong>de</strong>rungsmanagements (BEM) drohen. Teilweise<br />

wird hierzu die Auffassung vertreten, dass beim Fehlen eines BEM<br />

die Voraussetzungen für eine krankheitsbedingte Kündigung von<br />

vornherein nicht vorliegen können. Entsprechend hatte auch das<br />

Arbeitsgericht in <strong>de</strong>r ersten Instanz entschie<strong>de</strong>n und die Kündigung<br />

für unwirksam erklärt, weil <strong>de</strong>r Arbeitgeber kein ordnungsgemäßes<br />

betriebliches Einglie<strong>de</strong>rungsmanagement durchgeführt hatte. Das<br />

LAG sah dies jedoch an<strong>de</strong>rs und brachte <strong>de</strong>n BEM-Streit wie folgt<br />

auf <strong>de</strong>n Punkt: „Eine Kündigung kann nicht allein <strong>de</strong>shalb als sozial<br />

ungerechtfertigt qualifiziert wer<strong>de</strong>n, weil das betriebliche Einglie<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

nicht beziehungsweise nicht ordnungsgemäß<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>. Es müssen vielmehr auch bei gehöriger Durchführung<br />

<strong>de</strong>s betrieblichen Einglie<strong>de</strong>rungsmanagements überhaupt<br />

Möglichkeiten einer alternativen (Weiter-)Beschäftigung bestan<strong>de</strong>n<br />

haben, die eine Kündigung vermie<strong>de</strong>n hätten.“<br />

Für die Praxis be<strong>de</strong>utet dies, dass bei krankheitsbedingten Kündigungen<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeber zwar stets die Vortrags- und gegebenenfalls<br />

Beweislast hat, warum<br />

<strong>de</strong>r weitere Einsatz auch<br />

unter Berücksichtigung<br />

einer lei<strong>de</strong>nsgerechten<br />

Anpassung o<strong>de</strong>r Umsetzung<br />

auf einen an<strong>de</strong>ren<br />

Arbeitsplatz nicht möglich<br />

war. Dieser Vortrag<br />

muss in einem Kündigungsschutzverfahren<br />

auch dann berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn die<br />

Alternativüberlegungen<br />

<strong>de</strong>s Arbeitgebers nicht<br />

in einem betrieblichen<br />

Einglie<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

bereits Eingang<br />

gefun<strong>de</strong>n haben.<br />

Mehr als sechs Wochen arbeitsunfähig?<br />

Dann heißt es BEM für <strong>de</strong>n Arbeitgeber.<br />

Quelle LAG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 5.7.2012, 10 SA 685/11<br />

Verzicht auf Reisekosten<br />

Zusammenfassung Ein Arbeitgeber verstößt gegen seine Fürsorgepflicht,<br />

wenn er die Genehmigung für die von einem Lehrer<br />

beantragte Schulfahrt damit verknüpft, dass die Lehrkraft darauf<br />

verzichtet, sich die Reisekosten erstatten zu lassen. <strong>Als</strong> Konsequenz<br />

daraus können die benachteiligten Lehrer trotz Verzichts ihre Reisekosten<br />

in voller Höhe abrechnen.<br />

relevanz Nach <strong>de</strong>m Urteil <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sarbeitsgerichts ist nicht nur<br />

bei Lehrern Vorsicht bei Verzichtsvereinbarungen über Reisekosten<br />

geboten. Vielmehr müssen Sie bei solchen Absprachen immer dann<br />

aufpassen, wenn es sich um Dienstreisen han<strong>de</strong>lt, die aufgrund<br />

beruflicher Richtlinien zu <strong>de</strong>n allgemeinen dienstlich gefor<strong>de</strong>rten<br />

Aufgaben <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Arbeitnehmer gehören.<br />

Fehlen<strong>de</strong>r Arbeitszeitausschuss<br />

Zusammenfassung We<strong>de</strong>r das Arbeitssicherheitsgesetz noch das<br />

Betriebsverfassungsgesetz räumen <strong>de</strong>m Betriebsrat das Recht ein,<br />

<strong>de</strong>n Arbeitgeber vor <strong>de</strong>m Arbeitsgericht im Wege <strong>de</strong>s Beschlussverfahrens<br />

dazu zu verpflichten, einen Arbeitszeitausschuss einzusetzen.<br />

relevanz Die Mitwirkungsrechte <strong>de</strong>s Betriebsrats bei <strong>de</strong>r Arbeitssicherheit<br />

lassen nicht <strong>de</strong>n Schluss zu, dass daraus eine Einsetzung<br />

<strong>de</strong>s Arbeitszeitausschusses gefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n könne, entschie<strong>de</strong>n<br />

die Richter am Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht. Allein verantwortlich für die<br />

Durchführung <strong>de</strong>s Arbeitsschutzes sei <strong>de</strong>r Arbeitgeber. Er kann nur<br />

durch die für die Arbeitssicherheit zuständige Behör<strong>de</strong> dazu aufgefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n, seine Pflichten einzuhalten.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 16.10.2012, 9AZR 183/110<br />

Quelle LAG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Beschluss vom 9.8.2012, 3 TaBV 1/12<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


65<br />

Ein „Durchschlag“ ersetzt nicht die Schriftform<br />

Zusammenfassung Die Abre<strong>de</strong>, ein Arbeitsvertrag soll nur<br />

befristet abgeschlossen wer<strong>de</strong>n, bedarf <strong>de</strong>r Schriftform. Die<br />

frühere Verwaltungspraxis in einigen öffentlichen Behör<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />

Durchschlag für die Personalakte arbeitgeberseits nur mit einem<br />

Namenszeichen zu versehen, kann diese Schriftform keinesfalls<br />

ersetzen. Die Einhaltung <strong>de</strong>r Schriftform ist durch <strong>de</strong>n darlegungsund<br />

beweispflichtigen Arbeitgeber im gerichtlichen Streitfall dann<br />

nicht nachgewiesen, wenn er zwar nachweisen kann, dass die<br />

Parteien ein Original unterzeichnet hatten, wenn dieser bestreitet,<br />

ein solches erhalten zu haben.<br />

relevanz Auch wenn es im entschie<strong>de</strong>nen Fall um einen Sachverhalt<br />

(Durchschlag!) geht, <strong>de</strong>n man eigentlich in erster Linie nur im<br />

öffentlichen Dienst vermuten könnte, enthält die Entscheidung <strong>de</strong>s<br />

LAG einen für alle Unternehmen äußerst wichtigen Aspekt.<br />

Dieser besteht in <strong>de</strong>n Ausführungen <strong>de</strong>r Kammer zum konkreten<br />

Beweisablauf. Hier hatte <strong>de</strong>r Arbeitgeber zunächst die beidseitige<br />

Unterzeichnung einer Befristungsabre<strong>de</strong> erfolgreich durch Zeugenbeweis<br />

nachgewiesen. Auch <strong>de</strong>r klagen<strong>de</strong> Arbeitnehmer bestritt<br />

nicht, dass es „irgendwann“ einmal zu einer beidseitigen Unterzeichnung<br />

auf „<strong>de</strong>rselben“ Urkun<strong>de</strong> gekommen sei.<br />

Gleichwohl gewann er <strong>de</strong>n Rechtsstreit, in<strong>de</strong>m er schlicht und<br />

einfach <strong>de</strong>n Zugang <strong>de</strong>r Befristungsabre<strong>de</strong> bestritten hat. Und für<br />

<strong>de</strong>n Zugang einer solchen Abre<strong>de</strong> ist bekanntlich <strong>de</strong>r Arbeitgeber in<br />

vollem Umfang beweispflichtig. Kann er die Originalurkun<strong>de</strong> nicht<br />

beibringen, geht dies zu seinen Lasten.<br />

Quelle LAG München, Urteil vom 21.8.2012, 6 SA 1149/11<br />

Zum Thema ... Personalmagazin diese Ausgabe, Seite 62<br />

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66 Recht_gesetzesän<strong>de</strong>rung<br />

Der Einmarsch <strong>de</strong>r Mediatoren<br />

Streitkultur. Im anhängigen Gerichtsverfahren auf ein Mediationsverfahren umschalten:<br />

Darauf zielt die neue Möglichkeit zur gerichtsnahen Mediation.<br />

Workshop statt Gerichtssaal: Der Mediator setzt auf Eigenverantwortung <strong>de</strong>r Parteien.<br />

Von Thomas Muschiol (Red.)<br />

Besser man einigt sich, als dass<br />

man auf ein Urteil wartet. Diese<br />

Binsenweisheit führt im Personalbereich<br />

schon heute dazu,<br />

dass <strong>de</strong>r Löwenanteil an Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

nicht durch richterliche<br />

Entscheidung, son<strong>de</strong>rn durch einvernehmlichen<br />

Vergleich en<strong>de</strong>t.<br />

Jetzt möchte <strong>de</strong>r Gesetzgeber durch<br />

die Aufwertung eines neuen Berufszweigs<br />

<strong>de</strong>m Streitvermeidungsgedanken<br />

eine zusätzliche Dimension geben.<br />

Das Zauberwort heißt „Mediationsgesetz“.<br />

Um es vorwegzunehmen: Mediation<br />

ist keine neue Erfindung, son<strong>de</strong>rn<br />

eine schon seit Jahrzehnten bestehen<strong>de</strong><br />

Metho<strong>de</strong> zur einvernehmlichen Beendigung<br />

von Streitigkeiten. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Bereich <strong>de</strong>r familienrechtlichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

gilt Mediation als sehr<br />

erfolgreiches Mo<strong>de</strong>ll.<br />

Neu: Die gerichtsnahe Mediation<br />

Wenn jetzt die Mediation erstmals in<br />

einem Gesetz beschrieben wird, so hat<br />

dies zwei Grün<strong>de</strong>: Zum einem hat man<br />

die Anfor<strong>de</strong>rungen an das Berufsbild<br />

eines Mediators gesetzlich <strong>de</strong>finiert.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren will man in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r<br />

„gerichtsnahen Mediation“ vorstoßen.<br />

Dies mit <strong>de</strong>m Ziel, auch Streitigkeiten,<br />

die schon die Schwelle <strong>de</strong>r Gerichte<br />

übertreten haben, alternativ zu <strong>de</strong>n herkömmlichen<br />

„Vergleichsmetho<strong>de</strong>n“ zu<br />

been<strong>de</strong>n. Ein durchaus erprobtes Verfahren,<br />

<strong>de</strong>nn an einigen Gerichten wur<strong>de</strong><br />

dies schon erfolgreich eingesetzt. So<br />

beispielsweise am LG Rostock, wo <strong>de</strong>m<br />

Richter und Mediator Jochen Apprich<br />

seit 2005 Hun<strong>de</strong>rte von Verfahren aus<br />

streitigen Verhandlungen übertragen<br />

wur<strong>de</strong>n. Dies mit einer hohen positiven<br />

Abschlussquote, so Apprich, <strong>de</strong>r vor<br />

allem die „Nachhaltigkeit“ <strong>de</strong>r Media tion<br />

ins Feld führt. Bei guter Vorbereitung<br />

könnten nach Ansicht <strong>de</strong>s Rostocker<br />

Vorzeigemediators Erfolge erzielt wer<strong>de</strong>n,<br />

für die man bei einer herkömmlichen<br />

Streitlösung durch Urteil o<strong>de</strong>r<br />

mühsamen gerichtlichen Vergleich ein<br />

Vielfaches an Zeit hätte aufwen<strong>de</strong>n müssen<br />

– von <strong>de</strong>n Kosten ganz zu schweigen.<br />

Aber lässt sich ein solches Erfolgsmo<strong>de</strong>ll<br />

auf <strong>de</strong>n speziellen arbeitsgerichtlichen<br />

Prozess übertragen? Darüber hat sich<br />

in <strong>de</strong>r Praxis eine rege Diskussion entwickelt.<br />

Man darf gespannt sein, ob <strong>de</strong>r<br />

Einmarsch <strong>de</strong>r Mediatoren bei <strong>de</strong>n Arbeitsgerichten<br />

zu einer Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Streitkultur führen wird.<br />

Netzstimmen<br />

Die rege Teilnahme aus <strong>de</strong>r Praxis an<br />

<strong>de</strong>r Diskussion über <strong>de</strong>n Sinn einer<br />

Mediation hat uns überrascht. So verfolgten<br />

wir mit Interesse einen Dialog<br />

auf <strong>de</strong>r Internet-Plattform XING, bei <strong>de</strong>r<br />

die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r exklusiven Gruppe<br />

„Expertenforum Arbeitsrecht“ interessante<br />

Einblicke in <strong>de</strong>n praktischen<br />

Wert einer Mediation geben. Auch wir<br />

wer<strong>de</strong>n über das Thema „Mediation<br />

im Arbeitsrecht“ weiter berichten und<br />

freuen uns über Ihre Zuschriften. (tm)<br />

personalmagazin 12 / 12


67<br />

„Vertraulich und nachhaltig“<br />

INTERVIEW. Was sind die Vorteile einer Mediation? Wir sprachen mit einem mediationserfahrenen<br />

Richter über seine Erfahrungen mit dieser Konfliktlösungsmetho<strong>de</strong>.<br />

personalmagazin: Herr Apprich, was<br />

antworten Sie einem Richterkollegen, <strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>n Mediationseffekt <strong>de</strong>s arbeitsrechtlichen<br />

Gütetermins hinweist?<br />

Jochen Apprich: Gütetermin und Mediation<br />

sind im Grun<strong>de</strong> wie Äpfel und Birnen.<br />

Bei<strong>de</strong> Formen sollen zwar Konflikte lösen.<br />

Im Gütetermin bestimmt aber <strong>de</strong>r<br />

Richter <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>s Gesprächs, bis<br />

hin zu einem richterlichen Vergleichsvorschlag.<br />

Ganz an<strong>de</strong>rs ist es bei <strong>de</strong>r<br />

Mediation. Hier bestimmen die Parteien<br />

<strong>de</strong>n Gang <strong>de</strong>s Verfahrens. Allein<br />

sie verständigen sich auf <strong>de</strong>n Umfang<br />

<strong>de</strong>s zu lösen<strong>de</strong>n Konfliktstoffs. Die im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Mediation vorzunehmen<strong>de</strong><br />

Erörterung <strong>de</strong>r Interessen schafft das<br />

Fundament für kreative Lösungen, die<br />

im Gütetermin in <strong>de</strong>r Regel nicht erzielt<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

personalmagazin: Be<strong>de</strong>utet dies auch, dass<br />

durch <strong>de</strong>n Mediator, an<strong>de</strong>rs als es beim<br />

Gütetermin <strong>de</strong>r Fall ist, kein Zeitpunkt<br />

für eine Einigung vorgegeben wer<strong>de</strong>n<br />

darf?<br />

Apprich: Im Prinzip ja, <strong>de</strong>nn eine <strong>de</strong>r<br />

Grundlagen einer erfolgreichen Mediation<br />

ist auch, dass über <strong>de</strong>n zeitlichen<br />

Umfang <strong>de</strong>r Einigungsgespräche allein<br />

die Parteien entschei<strong>de</strong>n. Ein Gütetermin<br />

en<strong>de</strong>t dagegen nach <strong>de</strong>n Vorstellungen<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsrichters üblicherweise<br />

spätes tens nach 20 bis 30 Minuten. Dadurch,<br />

dass bei <strong>de</strong>r Mediation die Parteien<br />

auch über die Frage entschei<strong>de</strong>n,<br />

wie viel Zeit man sich für die jeweiligen<br />

Streitfragen nehmen sollte, wird bei<br />

einem Mediationsver fahren eine Verhandlungsatmosphäre<br />

geschaffen, die<br />

Jochen Apprich ist Richter am LG Rostock<br />

und hat dort in einem Pilotprojekt zahlreiche<br />

Mediationsverfahren durchgeführt.<br />

differenzierte und kreative Lösungsoptionen<br />

begünstigt.<br />

personalmagazin: „Ich könnte mir vorstellen,<br />

dass folgen<strong>de</strong>r Vergleich interessengerecht<br />

ist“, so o<strong>de</strong>r ähnlich lautet<br />

im Gütetermin oft das Resümee <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsrichters. Ist an dieser Stelle die<br />

mediatorische Einigung im Vorteil?<br />

Apprich: Ein<strong>de</strong>utig ja, <strong>de</strong>nn die Lösungen<br />

wer<strong>de</strong>n nicht vom Mediator, son<strong>de</strong>rn<br />

von <strong>de</strong>n Parteien vorgeschlagen. Nur<br />

sie entschei<strong>de</strong>n, welche Lösung fair<br />

und interessengerecht ist. Dazu bedarf<br />

es allerdings Eigenverantwortung und<br />

Entscheidungsfreu<strong>de</strong>, Elemente, die ja<br />

gera<strong>de</strong> vom Mediator vermittelt und geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

personalmagazin: Kommen wir noch mal<br />

zur Verhandlungsatmosphäre zurück.<br />

Wie unterschei<strong>de</strong>t sich diese vom<br />

herkömmlichen Richtergespräch im<br />

Gütetermin?<br />

Apprich: Das zentrale Geschehen fin<strong>de</strong>t<br />

in einem Gespräch statt. Es wird in <strong>de</strong>r<br />

Alltagssprache kommuniziert. Der Mediator<br />

o<strong>de</strong>r die Mediatorin haben vor allem<br />

die Aufgabe, die Motive und Bedürfnisse<br />

<strong>de</strong>r Parteien aufzunehmen und bei <strong>de</strong>r<br />

Suche nach Lösungen zu unterstützen.<br />

personalmagazin: Gibt es für Streitigkeiten<br />

arbeitsrechtlicher Natur weitere Vorteile,<br />

die einen Anreiz zu dieser neuen Verfahrensart<br />

darstellen?<br />

Apprich: Ja, zum Beispiel die Vertraulichkeit,<br />

<strong>de</strong>nn die Mediation ist nicht<br />

öffentlich. In Verfahren, in <strong>de</strong>nen<br />

Umstän<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Privatleben o<strong>de</strong>r<br />

Betriebsgeheimnisse erörtert wer<strong>de</strong>n,<br />

kann die Vertraulichkeit ein wesentliches<br />

Entscheidungskriterium für die<br />

Mediation sein.<br />

personalmagazin: Ist „Nachhaltigkeit“ auch<br />

ein Argument für die Mediation?<br />

Apprich: Sicherlich, <strong>de</strong>nn eine gemeinsam<br />

gefun<strong>de</strong>ne Lösung bietet eine<br />

höhere Gewähr ihrer freiwilligen Umsetzung.<br />

Hier gibt es im Übrigen auch<br />

nur höchst selten Vollstreckungsprobleme.<br />

Die Nachhaltigkeit im weiteren<br />

Sinne liegt aber auch darin, dass die<br />

Parteien durch eine gelungene Mediation<br />

erfolgreich gelernt haben, Konflikte<br />

allein zu lösen.<br />

Das Interview führte Thomas Muschiol.<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


68 Recht_gesetzesän<strong>de</strong>rung<br />

Noch überwiegt die Skepsis<br />

Wird das Mediationsverfahren auch im Arbeitsrecht<br />

eine überlegenswerte Alternative? Wir haben dazu die<br />

Meinung von Fachleuten eingeholt.<br />

Professor<br />

Jobst<br />

Hubertus<br />

Bauer,<br />

Rechtsanwalt<br />

Christoph Gross Rechtsanwalt,<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

AG Sachsen-Anhalt a.D.<br />

„Ein zahnloser Tiger für die Arbeitsgerichtsbarkeit“<br />

Die Einführung <strong>de</strong>s Mediationsverfahrens wi<strong>de</strong>rspricht schon<br />

<strong>de</strong>m Beschleunigungsgrundsatz im Arbeitsgerichtsverfahren. Es<br />

ist sogar zu befürchten, dass ein Gutteil <strong>de</strong>r Parteien die Möglichkeit<br />

ergreifen wird, sich ins Mediationsverfahren zu flüchten,<br />

da durch die Verfahrensverzögerung wegen <strong>de</strong>r Anordnung <strong>de</strong>s<br />

Ruhens <strong>de</strong>s Verfahrens ein nicht unerheblicher Druck auf die<br />

eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Seite ausgeübt wer<strong>de</strong>n kann. Außer<strong>de</strong>m darf<br />

man nicht außer Acht lassen: Ein Mediationsverfahren, das die<br />

Parteien nach § 2 Abs. 5 <strong>de</strong>s neuen Gesetzes je<strong>de</strong>rzeit ohne<br />

Grund been<strong>de</strong>n können, dürfte daher im Bereich <strong>de</strong>r Arbeitsgerichtsbarkeit<br />

ein „zahnloser Tiger“ sein.<br />

„Gespür <strong>de</strong>s Eingangsrichters ist gefor<strong>de</strong>rt“<br />

Einigungsstellen und Mediationen stellen völlig unterschiedliche<br />

Verfahren dar. Gleiches gilt für die Güteverhandlung. Die bloße<br />

Nutzung von mediativen Elementen im herkömmlichen Verfahren<br />

mag wünschenswert sein, macht aber aus Einigungsstellen ebenso<br />

wenig eine Mediation wie <strong>de</strong>r Einsatz von psychologischen<br />

Elementen eine Verhandlung zur Gruppentherapie wer<strong>de</strong>n lässt.<br />

Ob die gerichtsnahe Mediation im Arbeitsrecht Erfolg hat, hängt<br />

nicht zuletzt von <strong>de</strong>m Gespür <strong>de</strong>s Richters ab, bei <strong>de</strong>m eine Klage<br />

eingeht und <strong>de</strong>ssen Vorschlag für <strong>de</strong>n Einsatz einer Mediation<br />

maßgeblich sein dürfte.<br />

Nicholas Hölting,<br />

Deutsche Telekom AG<br />

„Es kommt auf <strong>de</strong>n Fall an“<br />

Im typischen Kündigungsstreit – wo<br />

meist nur um Abfindungen gefeilscht<br />

wird – ergibt eine Mediation<br />

keinen Sinn. Wenn es aber um<br />

Versetzung, Än<strong>de</strong>rungskündigung,<br />

Teilzeitbegehren und Ähnliches<br />

geht, also jene Fälle, in <strong>de</strong>nen die<br />

Parteien auch künftig miteinan<strong>de</strong>r<br />

auskommen müssen, bietet dieses<br />

neue Verfahren Chancen. Ärgerlich<br />

ist, dass <strong>de</strong>r Gesetzgeber handwerklich<br />

geschlampt hat: § 54<br />

Abs. 6 ArbGG erweckt <strong>de</strong>n Eindruck,<br />

als ob das Gericht die Parteien vor<br />

<strong>de</strong>n Güterichter zwingen könnte.<br />

Dr. Hans-<br />

Peter Löw,<br />

Rechtsanwalt<br />

Christoph Tillmanns,<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r Richter<br />

am LAG Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württe mberg<br />

„Mediation wird Schattendasein führen“<br />

Die gerichtsnahe Mediation ist überflüssig, <strong>de</strong>nn die Parteien<br />

konnten auch bisher, wenn sie <strong>de</strong>n Konflikt durch eine Mediation<br />

lösen wollten, dieses vereinbaren. Das Verfahren konnte dann<br />

vom Gericht wegen außergerichtlicher Vergleichsverhandlungen<br />

ruhend gestellt wer<strong>de</strong>n. Eine gute Ausbildung <strong>de</strong>r Arbeitsrichter<br />

in Gesprächs- und Verhandlungsführung und die Bereitschaft <strong>de</strong>r<br />

Richter, sich im Gütetermin ausreichend Zeit zu nehmen, sind<br />

mehr wert als ein unvollkommenes Gesetz über gerichtsnahe<br />

Mediation. Ich wage die Prophezeiung, dass die Mediation im<br />

arbeitsgerichtlichen Verfahren ein Schattendasein führen wird.<br />

„Beim Führungskräftestreit“<br />

Die Konfliktbeilegung ohne Gerichtsentscheidung<br />

hat im Arbeitsrecht<br />

Tradition. Kündigungsschutzverfahren<br />

wer<strong>de</strong>n bekanntlich mehrheitlich<br />

im Gütetermin verglichen. Für<br />

Konflikte zwischen <strong>de</strong>n Betriebsparteien<br />

steht die Einigungsstelle bereit.<br />

Einen Anwendungsbereich für<br />

Mediation sehe ich aber durchaus<br />

bei Konflikten zwischen Arbeitgebern<br />

und Führungskräften.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


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70 Recht_social media<br />

„Twittern Sie mal or<strong>de</strong>ntlich!“<br />

trend. Immer mehr Unternehmen ent<strong>de</strong>cken das Twittern als Marketinginstrument.<br />

Wer seine Mitarbeiter darauf ansetzt, muss arbeitsrechtliche Lösungen fin<strong>de</strong>n.<br />

Von Thomas Muschiol (Red.)<br />

Die Kommunikationserweiterung<br />

durch <strong>de</strong>n Nachrichtendienst<br />

„Twitter“ hat mittlerweile<br />

eine gigantische Dimension<br />

erreicht und durchdringt alle Lebensbereiche<br />

und Situationen. Dabei ist es nicht<br />

nur <strong>de</strong>r Pendler im Vorort-Zug o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Spaziergänger auf <strong>de</strong>r Parkbank, <strong>de</strong>r mit<br />

konzentriertem Blick auf sein Smartphone<br />

eine unbekannte Zahl von Twitter-<br />

Kollegen an seinen aktuellen Erlebnissen<br />

teilnehmen lässt. Twittern ist viel mehr<br />

Wertvolle Twitter-Kontakte:<br />

Ob privat o<strong>de</strong>r dienstlich erworben,<br />

ist eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage.<br />

© Fotolia.com / volksgrafik<br />

gesellschaftsfähig gewor<strong>de</strong>n. Dies nicht<br />

nur durch Politiker, die sich zunehmend<br />

gerne twitternd vor laufen<strong>de</strong>n Kameras<br />

zeigen, auch <strong>de</strong>n Business-Bereich hat<br />

die virtuelle und grenzenlose Kommunikationsform<br />

schon längst erreicht.<br />

Zunächst eher zur lieben Not von Personalverantwortlichen.<br />

Die beschäftigten<br />

sich ursprünglich damit, wie sie <strong>de</strong>n<br />

Trend zur ständigen Twitter-Verbindung<br />

arbeitsrechtlich in <strong>de</strong>n Griff bekommen.<br />

Denn ein geübter Twitterer hält parallel<br />

zu seiner Arbeitstätigkeit permanent<br />

Kontakt zu seinen virtuellen Gruppierungen,<br />

neu<strong>de</strong>utsch auch „Follower“<br />

genannt. Das „Zwitschern“ zu verbieten<br />

ist allerdings ein schwieriges Unterfangen,<br />

<strong>de</strong>nn gegen entsprechen<strong>de</strong><br />

Twitter-Verbote stellten sich oftmals die<br />

Führungskräfte selbst. Sie erkannten,<br />

dass das Twittern auch durchaus zu Geschäftszwecken<br />

nutzbar ist.<br />

Es besteht Regelungsbedarf<br />

Darüber sind sich die Experten einig:<br />

Twittern im Betrieb sollte arbeitsrechtlich<br />

geregelt sein. Insbeson<strong>de</strong>re Möglichkeiten<br />

o<strong>de</strong>r auch Verbote <strong>de</strong>s privaten<br />

Twitterns sollten fixiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Ist es aber nicht von vornherein ein<br />

untauglicher Versuch, mit <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>r<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> stammen<strong>de</strong>n BGB<br />

und <strong>de</strong>ssen Grundzügen <strong>de</strong>s Arbeitsvertragsrechts<br />

<strong>de</strong>rartige virtuelle Quantensprünge<br />

in praktikable Vorschriften<br />

zu fassen? Prinzipiell ist dies möglich,<br />

meint Arbeitsrechtsexperte Professor<br />

Stefan Lunk. Er sieht die Probleme eher<br />

darin, dass sich Privates und Dienstliches<br />

faktisch oft nicht trennen lasse.<br />

Aber die Arbeitsrechtler, die <strong>de</strong>rzeit<br />

zu Dutzen<strong>de</strong>n an sogenannten „Social-<br />

Media-Gui<strong>de</strong>lines“ arbeiten, können<br />

kaum Luft holen. Immer öfter stellt sich<br />

ein weiteres, speziell arbeitsrechtliches<br />

Twitter-Problem. Das Zauberwort heißt<br />

„Twittern als Arbeitspflicht“ und trägt<br />

<strong>de</strong>m Umstand Rechnung, dass immer<br />

mehr Marketingstrategen das Twittern<br />

als Kontakt und Verkaufsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Zukunft<br />

erkannt haben. Da liegt es nahe,<br />

das Twittern nicht etwa einzuschränken,<br />

son<strong>de</strong>rn im Gegenteil vom Mitarbeiter<br />

zu for<strong>de</strong>rn, dass er in Zukunft doch bit-<br />

personalmagazin 12 / 12


71<br />

te schön nach Kräften twittern solle.<br />

In welche Dimensionen und Probleme<br />

dies mün<strong>de</strong>n kann, zeigt ein Rechtsstreit,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit in <strong>de</strong>n USA ausgetragen<br />

wird. Hier geht es um ein Folgeproblem<br />

<strong>de</strong>s „Twitterns im Arbeitgeberauftrag“,<br />

nämlich um die Frage, ob <strong>de</strong>r twittern<strong>de</strong><br />

Arbeitnehmer nach Verlassen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

seine dienstlich erworbenen<br />

Kontakte schlicht und einfach mitnehmen<br />

kann (vergleiche unten stehen<strong>de</strong>n<br />

Expertenrat).<br />

Dass es dabei nicht nur um „Peanuts“<br />

geht, zeigen die Rahmendaten <strong>de</strong>r Klage.<br />

Immerhin 17.000 Kontakte hatte<br />

<strong>de</strong>r dienstlich twittern<strong>de</strong> Mitarbeiter<br />

arbeitsvertraglich angesammelt. Das taxierte<br />

die klagen<strong>de</strong> Firma mit 2,50 Dollar<br />

pro Kontakt und machte somit einen<br />

Scha<strong>de</strong>nsersatzanspruch von 340.000<br />

Dollar geltend. <br />

expertentipp<br />

Wem gehören „Twitter-Follower“?<br />

Immer mehr Unternehmen verpflichten ihre Verkäufer, über eine ständige Präsenz in <strong>de</strong>r<br />

Twitter-Gemein<strong>de</strong> Kontakte zu akquirieren und zu pflegen. Was aber geschieht, wenn<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsvertrag en<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>r Mitarbeiter sich mit seinen Kontakten „aus <strong>de</strong>m Staub<br />

macht“? Wir befragten dazu <strong>de</strong>n Arbeitsrechtsexperten Professor Stefan Lunk.<br />

„Bei <strong>de</strong>r Twitter-Follower-Problematik<br />

kommt es darauf an, was arbeitsvertraglich<br />

geregelt ist. Ist es Verpflichtung <strong>de</strong>s<br />

Arbeitnehmers, in Netzwerken wie Twitter<br />

aktiv zu sein, so ist dies im Ergebnis<br />

nicht an<strong>de</strong>rs zu beurteilen als wenn ein<br />

Arbeitnehmer in herkömmlicher Weise<br />

arbeitsvertraglich verpflichtet ist, etwa<br />

<strong>de</strong>n Markenauftritt <strong>de</strong>s Arbeitgebers zu<br />

för<strong>de</strong>rn. Die dadurch gewonnenen Unterlagen<br />

und Kun<strong>de</strong>nkontakte sind dann<br />

<strong>de</strong>m Arbeitgeber zuzurechnen. Dies<br />

trifft auch auf die Adressen et cetera <strong>de</strong>r<br />

Follower zu.<br />

Um langwierige Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

zu vermei<strong>de</strong>n, sollten von vornherein<br />

Regelungen insbeson<strong>de</strong>re für <strong>de</strong>n<br />

Fall <strong>de</strong>s Ausschei<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

vereinbart wer<strong>de</strong>n. Hierzu zählen die<br />

„Nutzungsrechte“ sowie die Herausgabe<br />

<strong>de</strong>r Follower-Daten und Passwörter.<br />

Wer<strong>de</strong>n über einen privaten Account<br />

auch Geschäftsbeziehungen geknüpft,<br />

so sind auch diese Daten beziehungsweise<br />

Follower grundsätzlich von <strong>de</strong>r<br />

Rückgabepflicht erfasst. Bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Weitergabe dieser Daten bestehen jedoch<br />

datenschutzrechtliche Probleme,<br />

insbeson<strong>de</strong>re wenn sich <strong>de</strong>r Geschäftskontakt<br />

aus einem privaten Kontakt entwickelt.<br />

Daher kann die Löschung o<strong>de</strong>r<br />

Weitergabe <strong>de</strong>rartiger Daten im Zweifel<br />

nicht verlangt wer<strong>de</strong>n. Der Arbeitgeber<br />

wird sich daher entschei<strong>de</strong>n müssen:<br />

Will er durch fehlen<strong>de</strong> Hinweise auf die<br />

Beziehung <strong>de</strong>s twittern<strong>de</strong>n Mitarbeiters<br />

zum Arbeitgeber <strong>de</strong>n Eindruck erwecken,<br />

es preise sozusagen ein Neutraler<br />

die Produkte an, so wird man mangels<br />

entgegenstehen<strong>de</strong>r Vereinbarungen im<br />

Zweifel diese Kontakte auch als privat<br />

ansehen müssen. Allerdings hätte eine<br />

Klage auf Scha<strong>de</strong>nsersatzklage, wie aus<br />

<strong>de</strong>n USA zu hören ist, in Deutschland<br />

keinen Erfolg. Denn <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

müsste seinen Scha<strong>de</strong>n konkret darlegen<br />

und gegebenenfalls beweisen. Dies<br />

erscheint kaum möglich, zumal es eine<br />

Pauschalierung, wie in <strong>de</strong>n USA, nach<br />

<strong>de</strong>utschen Regeln nicht gibt. Ein Ausweichen<br />

auf Vertragsstrafen ist angesichts<br />

PRof. Dr.<br />

Stefan Lunk ist<br />

Rechtsanwalt bei<br />

<strong>de</strong>r Kanzlei Latham<br />

& Watkins LLP in<br />

Frankfurt am Main.<br />

„Wer<strong>de</strong>n über einen privaten Account auch Geschäftsbeziehungen<br />

geknüpft, so sind auch diese Daten beziehungsweise<br />

Follower von <strong>de</strong>r Rückgabepflicht erfasst.“<br />

<strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen AGB-Problematik<br />

gleichfalls praktisch nicht sinnvoll.<br />

Somit blieben Unterlassungs- o<strong>de</strong>r Herausgabeansprüche,<br />

die sich aus <strong>de</strong>m<br />

unbefugten Verwen<strong>de</strong>n von Geschäftsgeheimnissen<br />

ergeben könnten. Hierbei<br />

sind aber nur solche Daten geschützt,<br />

die nicht offenkundig sind, also nicht –<br />

wie die bloße Adresse <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n – ohne<br />

Weiteres zu erlangen sind. Hat <strong>de</strong>r<br />

Arbeitnehmer über das Twittern <strong>de</strong>rart<br />

nicht offenkundige Kun<strong>de</strong>ndaten erlangt<br />

und gespeichert, so stellen <strong>de</strong>rartige Listen<br />

regelmäßig selbst dann Geschäftsgeheimnisse<br />

dar, wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

die Kun<strong>de</strong>n selbst „geworben“ hat (BGH<br />

26.6.2009 – I ZR 28/06). Will man <strong>de</strong>m<br />

Mitarbeiter vertraglich generell untersagen,<br />

nach seinem Ausschei<strong>de</strong>n für bisherige<br />

„Twitter-Kontakte“ tätig zu wer<strong>de</strong>n,<br />

ist eine Abgrenzung zum karenzentschädigungspflichtigen<br />

nachvertraglichen<br />

Wettbewerbsverbot vorzunehmen.“<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


72 Recht_Personalabbau<br />

Wann ist ein Arbeitsplatz frei?<br />

rechtsprechung. Ist die Pflicht zur vorrangigen Kündigung von Leiharbeitnehmern<br />

ein Angriff auf die freie Unternehmerentscheidung? Eine Zwischenbilanz <strong>de</strong>s Streits.<br />

Von Wolfgang Lipinski und Anne Praß<br />

Bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

ist vom Arbeitgeber<br />

stets zu prüfen, ob für <strong>de</strong>n<br />

betroffenen Arbeitnehmer<br />

im Unternehmen nicht eine Beschäftigungsalternative<br />

besteht, für ihn also ein<br />

freier Arbeitsplatz zur Verfügung steht.<br />

Was aber sind „freie Arbeitsplätze“ und<br />

gehören dazu auch Tätigkeitsbereiche,<br />

bei <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber dafür<br />

entschie<strong>de</strong>n hat, sie nicht mit eigenen<br />

Arbeitnehmern, son<strong>de</strong>rn mit Leiharbeitnehmern<br />

zu besetzen?<br />

Das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht hat sich mit<br />

Urteil vom 15. Dezember 2011, 2 AZR<br />

42/10 jetzt erstmals eher versteckt zu<br />

<strong>de</strong>r Frage geäußert, ob ein Arbeitgeber<br />

bei einem geplanten Personalabbau bei<br />

ihm eingesetzte Leiharbeitnehmer vorrangig<br />

„kündigen“ muss, bevor er eigene<br />

Arbeitnehmer kündigen kann.<br />

Die LAG-Rechtsprechung und das<br />

„Rahmenvertragsurteil“ <strong>de</strong>s BAG<br />

Die Rechtsprechung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgerichte<br />

(LAG Berlin vom 3.3.2009, 12<br />

Sa 2468/08; LAG Hamm vom 6.8.2007,<br />

8 Sa 2311/04; LAG Hamm vom 5.3.2007,<br />

11 Sa 1338/06) hatte <strong>de</strong>n vorrangigen<br />

Abbau <strong>de</strong>r Leiharbeiter vor <strong>de</strong>r betriebsbedingten<br />

Kündigung eigener<br />

Arbeitnehmer gefor<strong>de</strong>rt, soweit die Leiharbeitnehmer<br />

nicht nur vorübergehend<br />

zur Ab<strong>de</strong>ckung von Auftragsspitzen<br />

o<strong>de</strong>r Vertretungen eingesetzt waren. Die<br />

Lan<strong>de</strong>sarbeitsgerichte hatten insoweit<br />

bei <strong>de</strong>r betriebsbedingten Kündigung<br />

eigener Arbeitnehmer die von Leiharbeitnehmern<br />

dauerhaft besetzten Arbeitsplätze<br />

als freie Arbeitsplätze im<br />

Sinne <strong>de</strong>s § 1 Abs. 2 KSchG gewertet<br />

und die Kündigungen daran scheitern<br />

lassen. Auch das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />

hatte mit Urteil vom 1.3.2007, 2 AZR<br />

Betriebsbedingte Kündigung:<br />

Wer muss zuerst seinen<br />

Arbeitsplatz räumen?<br />

650/05 entschie<strong>de</strong>n, dass Arbeitsplätze,<br />

die als sogenannte Rahmenverträge extern<br />

vergeben wer<strong>de</strong>n, nur dann nicht<br />

frei im Sinne eines an<strong>de</strong>rweitigen Arbeitsplatzes<br />

sind, wenn ausgeschlossen<br />

ist, dass auch nicht vertretungsbedingter<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


73<br />

HPO<br />

ARBEITSHILFE<br />

Beschäftigungsbedarf in größerem Umfang<br />

durch die Rahmenverträge abge<strong>de</strong>ckt<br />

wird.<br />

Die Kernfrage bleibt lei<strong>de</strong>r ungeklärt<br />

In seiner Entscheidung vom 15. Dezember<br />

2011 bestätigte das BAG noch einmal,<br />

dass ein mit Leiharbeitnehmern besetzter<br />

Arbeitsplatz nicht als frei gilt, wenn<br />

die Leiharbeitnehmer zur Ab<strong>de</strong>ckung von<br />

Auftragsspitzen o<strong>de</strong>r Vertretungsbedarf<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Über die eigentliche<br />

praxisrelevante Kernfrage, ob ein Arbeitgeber<br />

– entgegen seiner ausdrücklichen<br />

konzeptionellen Unternehmerentscheidung,<br />

einen Teil <strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n Arbeit<br />

durch Leiharbeitnehmer verrichten zu<br />

Fachbeitrag Wann eine betriebsbedingte<br />

Kündigung sozialwidrig ist (HI569909)<br />

Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />

Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/hi569909<br />

lassen – gezwungen wer<strong>de</strong>n kann, diese<br />

Leiharbeitnehmer vor <strong>de</strong>r Kündigung eigener<br />

Arbeitnehmer abzubauen, hat das<br />

BAG nicht entschie<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m BAG<br />

„kann“ die Beschäftigung von Leiharbeitnehmern<br />

zur Ab<strong>de</strong>ckung eines ständigen<br />

Sockelarbeitsvolumens eine alternative,<br />

das heißt freie Beschäftigungsmöglichkeit<br />

im Sinne <strong>de</strong>s § 1 Abs. 2 Satz 2 KSchG<br />

darstellen. Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall waren<br />

die Leiharbeitnehmer jedoch nur zur Ab<strong>de</strong>ckung<br />

von Auftragsspitzen eingesetzt.<br />

Das BAG verwies auf <strong>de</strong>n uneinheitlichen<br />

Meinungsstand, wenn Leiharbeitnehmer<br />

aufgrund einer konzeptionellen<br />

Entscheidung <strong>de</strong>s Arbeitgebers beschäftigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Einerseits hat das BAG einen<br />

generell verpflichten<strong>de</strong>n vorrangigen<br />

Abbau von mit Leiharbeitnehmern besetzten<br />

Stammarbeitsplätzen in Betracht<br />

gezogen. An<strong>de</strong>rerseits hat das BAG erkannt,<br />

dass bei einer konzeptionellen<br />

Unternehmerentscheidung <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

die freie grundgesetzlich geschützte<br />

Unternehmerentscheidung im Raum<br />

steht und die Sachlage gegebenenfalls<br />

<strong>de</strong>shalb an<strong>de</strong>rs zu beurteilen ist. Die Entscheidung<br />

<strong>de</strong>s BAG wirft weitere Fragen<br />

auf, zum Beispiel, ob im Anschluss an<br />

THEMEN<br />

Umstrukturierung, Restrukturierung<br />

Arbeitsrecht und Neue Medien<br />

Datenschutz<br />

Alter und Arbeitsverhältnis<br />

Befristungen<br />

Neues vom Betriebsverfassungsrecht<br />

Aktuelle Entwicklungen in <strong>de</strong>r arbeitsrechtlichen Gesetzgebung<br />

Neues zur Arbeitsvertragsgestaltung<br />

REFERENTEN U. A.<br />

Prof. Dr.<br />

Jobst-Hubertus Bauer Prof. Dr. Björn Gaul Dr. Alexan<strong>de</strong>r Insam<br />

Dr. Stefan Lingemann<br />

Dr. Barbara Reinhard<br />

Prof. Dr.<br />

Gregor Thüsing<br />

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74 Recht_Personalabbau<br />

Mitbestimmung<br />

Betriebsverfassungsrechtliche Relevanz<br />

Nicht selten wird über <strong>de</strong>n Einsatz von Leiharbeitnehmern auch mit <strong>de</strong>m Betriebsrat<br />

gestritten. Für diesen bestehen zwar diverse Informations- und Wi<strong>de</strong>rspruchsrechte,<br />

jedoch keine echten erzwingbaren Mitbestimmungsrechte.<br />

Der Betriebsrat kann und wird sich angesichts <strong>de</strong>r umstrittenen Rechtslage oft auf <strong>de</strong>n<br />

Standpunkt stellen, dass ein mit einem Leiharbeitnehmer besetzter Arbeitsplatz „frei“ im<br />

Sinne <strong>de</strong>s § 1 Abs. 2 KSchG ist.<br />

Mitbestimmung bei Kündigungen § 102 BetrVG<br />

In diesem Fall wird <strong>de</strong>r Betriebsrat einer Kündigung nach § 102 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG<br />

wi<strong>de</strong>rsprechen. Das hat zur Konsequenz, dass <strong>de</strong>r Gekündigte im Rahmen eines Kündigungsschutzprozesses<br />

for<strong>de</strong>rn kann, bis zum rechtskräftigen Abschluss <strong>de</strong>s Prozesses<br />

vorläufig weiterbeschäftigt zu wer<strong>de</strong>n (§ 102 Abs. 5 BetrVG). Dagegen kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

mittels einstweiliger Verfügung nach § 102 Abs. 5 S. 2 BetrVG vorgehen. Die Frage,<br />

ob <strong>de</strong>r Betriebsrat <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s „freien“ Arbeitsplatzes richtig bewertet hat, spielt hier<br />

jedoch nur dann eine Rolle, wenn die Ansicht <strong>de</strong>s Betriebsrats „offensichtlich unbegrün<strong>de</strong>t“<br />

wäre, wovon man angesichts <strong>de</strong>s Meinungsstreits in diesem Fall nicht ausgehen<br />

kann. Ob <strong>de</strong>r Betriebsrat <strong>de</strong>r Kündigung zu Recht wi<strong>de</strong>rsprochen hat, kann daher nicht im<br />

Streit mit <strong>de</strong>m Betriebsrat ausgefochten wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn wird sich allenfalls im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Kündigungsschutzverfahrens als Argument <strong>de</strong>s Klägers wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n.<br />

Mitbestimmung beim Einsatz von Leiharbeitnehmern § 99 BetrVG<br />

Die Bewertung von Leiharbeitnehmerstellen als freie Arbeitsplätze im Sinne <strong>de</strong>s § 1 Abs.<br />

2 KSchG ist, auch im Hinblick auf anstehen<strong>de</strong> Personalabbaumaßnahmen, kein zulässiger<br />

Zustimmungsverweigerungsgrund nach § 99 Abs. 2 BetrVG für die Einstellung von Leiharbeitnehmern.<br />

Der Betriebsrat kann mit seiner Zustimmungsverweigerung die Einstellung<br />

nicht blockieren, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Arbeitgeber kann trotz Wi<strong>de</strong>rspruch eine vorläufige Einstellung<br />

nach § 100 Abs. 1 BetrVG vornehmen und, an<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>r Kündigung, im Zustimmungsersetzungsverfahren<br />

direkt gegenüber <strong>de</strong>m Betriebsrat gerichtlich klären lassen,<br />

ob ein Zustimmungsverweigerungsgrund nach § 99 Abs. 2 BetrVG vorliegt o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Mitbestimmung nach § 92 BetrVG<br />

Auch § 92 BetrVG räumt <strong>de</strong>m Betriebsrat lediglich ein Unterrichtungs- und Beratungsrecht<br />

bezüglich <strong>de</strong>r Personalplanung ein, jedoch kein echtes Mitbestimmungsrecht. Die<br />

Entscheidung <strong>de</strong>s Arbeitgebers, ob und welche Arbeitsplätze er mit Leiharbeitnehmern<br />

besetzen will, ist daher auch hier vom Betriebsrat nicht angreifbar.<br />

<strong>de</strong>n Abbau <strong>de</strong>r Leiharbeit die eigenen Arbeitnehmer<br />

<strong>de</strong>s Arbeitgebers, die sonst<br />

von einer Kündigung betroffen gewesen<br />

wären, nunmehr eine Än<strong>de</strong>rungskündigung<br />

erhalten müssen.<br />

Das Warten auf weitere Verfahren<br />

Letztlich hat die vorliegen<strong>de</strong> Entscheidung<br />

das Risiko <strong>de</strong>r Unwirksamkeit von<br />

betriebsbedingten Kündigungen gegenüber<br />

betriebseigenen Arbeitnehmern erhöht,<br />

wenn Leiharbeitnehmer dauerhaft<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Es bleibt abzuwarten,<br />

ob das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht in einer<br />

Fallkonstellation, in <strong>de</strong>r sich ein Arbeitgeber<br />

nachweisbar aufgrund einer ausdrücklichen<br />

Unternehmerentscheidung<br />

für <strong>de</strong>n dauerhaften Einsatz von Leiharbeitnehmern<br />

entschie<strong>de</strong>n hat, auch<br />

hier die freie Unternehmerentscheidung<br />

aushebeln und <strong>de</strong>n Arbeitgeber zum vorrangigen<br />

Einsatz eigener Arbeitnehmer<br />

verpflichten wür<strong>de</strong>. Aus Sicht <strong>de</strong>r Verfasser<br />

wür<strong>de</strong> eine solche BAG-Entscheidung<br />

<strong>de</strong>r grundgesetzlich geschützten freien<br />

Unternehmerentscheidung nicht ausreichend<br />

Rechnung tragen.<br />

Darauf sollten Sie aktuell achten<br />

Bis zum Vorliegen einer diesbezüglich<br />

ein<strong>de</strong>utigen BAG-Entscheidung verbleiben<br />

Arbeitgebern – je nach rechtlicher<br />

Risikobereitschaft – jedoch eine Reihe<br />

von Gestaltungsmöglichkeiten, die Personalabbaumaßnahme<br />

erfolgreich umzusetzen.<br />

• Abbau <strong>de</strong>r Leiharbeit vor Kündigung eigener<br />

Arbeitnehmer, gegebenenfalls auch<br />

kommunikativ in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit besser<br />

darstellbar<br />

• Vorübergehen<strong>de</strong>r Abbau von Leiharbeitnehmern,<br />

Personalreduktion von eigenen<br />

Arbeitnehmern und anschließen<strong>de</strong><br />

Aufstockung von Leiharbeitnehmern<br />

• Einsatz von Leiharbeitnehmern ausschließlich<br />

und nachweisbar zur Ab<strong>de</strong>ckung<br />

von Auftragsspitzen und<br />

Vertretungsbedarf<br />

• Personalabbau eigener Arbeitnehmer<br />

unter konsequenter Stützung auf<br />

eine nachweisbare konzeptionelle Unternehmerentscheidung<br />

bezüglich <strong>de</strong>s<br />

Leiharbeitnehmereinsatzes unter Inkaufnahme<br />

<strong>de</strong>s oben dargestellten rechtlichen<br />

Risikos bei <strong>de</strong>n betriebsbedingten<br />

Kündigungen und – sofern nicht eine<br />

adäquate gütliche Einigung mit <strong>de</strong>m eigenen<br />

Mitarbeiter bei Gericht erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n kann – Durchfechtung einer<br />

Grundsatzentscheidung beim BAG, gegebenenfalls<br />

sogar beim Bun<strong>de</strong>sverfassungsgericht.<br />

Dr. Wolfgang Lipinski<br />

ist Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

bei Beiten Burkhardt in<br />

München.<br />

Anne PraSS ist Rechtsanwältin<br />

bei Beiten Burkhardt<br />

in München.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 12 / 12


Recht_Kolumne<br />

75<br />

Juristen wollen nicht<br />

nur vom Recht re<strong>de</strong>n<br />

KOLUMNE. Wer Arbeitsrechtler bei <strong>de</strong>n schönen Dingen<br />

<strong>de</strong>s Lebens ausgrenzt, muss mit Gegenangriffen rechnen.<br />

Seien Sie wachsam,<br />

wenn Sie<br />

die Weihnachtsfeier<br />

planen. beachten<br />

Sie auch Die<br />

Eine o<strong>de</strong>r An<strong>de</strong>re<br />

arbeits-rechtliche<br />

Frage.<br />

Liebe Personalexperten, Weihnachten steht<br />

vor <strong>de</strong>r Tür und damit die Aufgabe für<br />

die Personalabteilungen, sich mit <strong>de</strong>r<br />

Planung <strong>de</strong>r traditionellen Weihnachtsfeier<br />

zu beschäftigen. Für Sie endlich<br />

einmal eine Tätigkeit, die sich allein mit<br />

<strong>de</strong>n schönen Dingen <strong>de</strong>s Lebens beschäftigt<br />

und bei <strong>de</strong>r man in gemütlichen Vorbesprechungsrun<strong>de</strong>n<br />

schon einmal das<br />

für die Weihnachtsfeier vorgesehene<br />

Gebäck ausprobieren kann.<br />

Ich hatte kürzlich Gelegenheit, in eine<br />

solche Planungsrun<strong>de</strong> eingela<strong>de</strong>n zu<br />

wer<strong>de</strong>n und freute mich schon darauf,<br />

meine I<strong>de</strong>en über die Menüabfolge und<br />

vor allem zur endlich mal richtig guten<br />

Weinauswahl vortragen zu dürfen. Aber<br />

Sie ahnen es: Erst am Schluss erteilte<br />

man mir das Wort, weil man angeblich<br />

noch wissen wollte, worauf man bei einer<br />

Weihnachtsfeier „rechtlich so achten<br />

müsse“. Dass ich bei dieser Frage in<br />

eine Run<strong>de</strong> feixen<strong>de</strong>r Kollegen schauen<br />

musste, steigerte meine Enttäuschung<br />

über die Ausgrenzung meines Berufstands<br />

von <strong>de</strong>n schönen Dingen im Leben<br />

ins Unermessliche.<br />

Eigentlich hätte ich die Run<strong>de</strong> unter<br />

Protest verlassen müssen, besann mich<br />

aber auf meine Fachehre und ging zum<br />

Gegenangriff über: „Rechtsfragen zum<br />

Thema Weihnachtsfest“, so begann ich<br />

meinen 30-minütigen Vortrag, gäbe<br />

es nicht nur unendlich viele, son<strong>de</strong>rn<br />

auch so wichtige, dass ich mich schon<br />

wun<strong>de</strong>re, wieso mir diese Frage erst<br />

jetzt gestellt wer<strong>de</strong>. Da müsse in <strong>de</strong>r<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Vergangenheit ja einiges schiefgelaufen<br />

sein. Zum Beispiel habe man ja gera<strong>de</strong><br />

beschlossen, dass Mitarbeiter, die nicht<br />

an <strong>de</strong>r Weihnachtsfeier teilnehmen,<br />

zeitgleich mit sinnlosen Lagerarbeiten<br />

beschäftigt wer<strong>de</strong>n. Wenn das mal kein<br />

AGG-Thema ist. Und was die Tombola<br />

betrifft, so zeigte ich mich darüber entsetzt,<br />

in welcher lohnsteuerlichen Grauzone<br />

man sich bewege.<br />

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Und dann gibt es ja noch Haftungsfragen!<br />

Wenn man schon fest damit<br />

rechne, dass auch dieses Jahr wie<strong>de</strong>r<br />

eine Rauferei zwischen <strong>de</strong>n Abteilungen<br />

Versand und Buchhaltung stattfin<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>, dann müsse man doch reagieren<br />

und sicherstellen, dass jemand die Veranstaltung<br />

für been<strong>de</strong>t erklärt bevor die<br />

Fäuste fliegen.<br />

Hier unterbrach mich <strong>de</strong>r beim Wort<br />

„Haftungsfragen“ sichtlich erblasste<br />

Personalleiter mit <strong>de</strong>n Worten: „Sie meinen<br />

also, wir sollten es lieber ganz sein<br />

lassen?“ Jetzt hatte ich es in <strong>de</strong>r Hand!<br />

Einen Satz noch und ich sehe schon <strong>de</strong>n<br />

Aushang am Schwarzen Brett vor mir:<br />

„Die Weihnachtsfeier muss aus arbeitsrechtlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n lei<strong>de</strong>r ausfallen.“<br />

Gerettet wur<strong>de</strong> die Situation übrigens<br />

vom Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r mir reaktionsschnell<br />

die Getränkeliste in die Hand<br />

drückte und mich unter Zustimmung<br />

aller Anwesen<strong>de</strong>n bat, die Auswahl <strong>de</strong>r<br />

richtigen Rotweinsorte vorzunehmen.<br />

Ich wünsche auch Ihnen eine gelungene und<br />

stressfreie Weihnachtsfeier ohne arbeitsrechtliche<br />

Begleiterscheinungen.<br />

Thomas Muschiol<br />

ist Leiter <strong>de</strong>s Ressorts Recht<br />

im Personalmagazin.


76 Persönlich_News<br />

Lesen Sie mehr!<br />

Häufig sind o<strong>de</strong>r waren erfolgreiche<br />

Manager zugleich begeisterte<br />

Leser. Das kommt nicht von<br />

ungefähr. Die Vorteile <strong>de</strong>s Lesens für die<br />

persönliche und berufliche Entwicklung<br />

hat Buchautor John Coleman im Harvard<br />

Business Manager herausgestellt: Lesen<br />

för<strong>de</strong>rt die Intelligenz. Es ist nicht nur<br />

eine <strong>de</strong>r besten Metho<strong>de</strong>n, um rasch neues Wissen aufzunehmen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch um die eigene Kreativität zu för<strong>de</strong>rn. Lesen kann die Führungskompetenz<br />

verbessern, da es die verbale Intelligenz steigert. Lesen entspannt und<br />

trägt zum Stressabbau bei. Seine Empfehlungen: Treten Sie einer Lesegruppe<br />

bei, in <strong>de</strong>r Sie sich über Bücher und Themen austauschen. Bringen Sie<br />

Abwechslung in Ihren Lesestoff, in<strong>de</strong>m Sie pro Jahr min<strong>de</strong>stens drei Bücher<br />

aus Themenbereichen lesen, die außerhalb Ihrer Komfortzone liegen. Passen<br />

Sie Ihren Lesestoff an Ihre Arbeit an und suchen Sie Lösungen in entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Grundlagenwerken. Lesen Sie aber auch aus Vergnügen und suchen<br />

Sie sich Ihren Lesestoff nicht nur aus Nützlichkeitserwägungen aus.<br />

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Lesen entspannt,<br />

för<strong>de</strong>rt die Kreativität und<br />

die Führungskompetenz.<br />

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Das verdient ein Syndikus<br />

Im „Vergütungs-Check“ stellt das Personalmagazin in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m Gehaltsexperten Personalmarkt Services die Gehälter zentraler Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r<br />

im Personalwesen vor. Das Durchschnittsgehalt eines Syndikus<br />

reicht je nach Unternehmensgröße von 46.624 Euro (Q1) bis 94.246 Euro (Q3).<br />

Überstun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n im Mittel mit 6.307 Euro vergütet, die Prämien liegen im<br />

Mittel bei 6.760 Euro. Rund 53 Prozent <strong>de</strong>r Personen erhalten Prämien, 33 Prozent<br />

eine betriebliche Altersversorgung und sieben Prozent einen Firmenwagen.<br />

Vergütungs-Check<br />

Firmengröße (in Mitarbeiter) Q1 Median Q3<br />

< 21 48.478 Euro 56.098 Euro 66.900 Euro<br />

21–50 46.624 Euro 58.886 Euro 82.549 Euro<br />

51–100 50.660 Euro 62.870 Euro 83.445 Euro<br />

100–1.000 52.916 Euro 63.137 Euro 75.949 Euro<br />

> 1.000 62.826 Euro 74.042 Euro 94.246 Euro<br />

übersicht<br />

Sept.: Personalentwickler<br />

Okt.: Fachlicher Trainer<br />

Nov.: Persönlichkeitstrainer<br />

Dez.: Syndikus<br />

Jan.: Lohn und Gehalt<br />

Feb.: Personalmarketing<br />

März: Personalleiter<br />

April: Personalreferent<br />

Mai: Personalsachbearbeiter<br />

Juni: Personalberater<br />

Juli: Personaldisponent<br />

Aug.: Branchenvergleich<br />

Q3: oberes Quartil (25 Prozent aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)<br />

Q1: unteres Quartil (25 Prozent unterschritten diesen Betrag). Verän<strong>de</strong>rungen gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 5,3 Prozent. Quelle: Personalmarkt, 2012<br />

10. Dezember,<br />

Frankfurt/Main<br />

11. und 12.<br />

Dezember,<br />

München<br />

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5. Dezember<br />

11. Dezember<br />

14.<br />

Januar<br />

29.<br />

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Gestaltungsempfehlungen<br />

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Office Premium sind diese Online-<br />

Seminare inklusive.<br />

personalmagazin 12 / 12


77<br />

Business Phrases:<br />

„work experience“<br />

Wenn ein neuer Mitarbeiter<br />

Berufserfahrung<br />

mitbringen sollte,<br />

können Sie das in <strong>de</strong>r Stellenanzeige<br />

so formulieren: „Work experience an<br />

advantage“ (Berufserfahrung von Vorteil).<br />

Sollte es etwas spezifischer sein,<br />

bieten sich Formulierungen an wie:<br />

„experience in purchasing/finance“<br />

(Erfahrung in Einkauf/Finanzwesen),<br />

„experience abroad“ (Auslandserfahrung)<br />

o<strong>de</strong>r „experience in a crosscultural<br />

company necessary“ (Erfahrung<br />

in einem interkulturellen Unternehmen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich).<br />

An dieser Stelle stellen wir Ihnen hilfreiche<br />

Re<strong>de</strong>wendungen aus <strong>de</strong>m Englischen vor. Diese<br />

sind <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong> Praxisratgeber „Business<br />

English für Personaler“ entnommen.<br />

www.business-english.<strong>de</strong>/personalmodul<br />

Weiterbildung für Personalprofis<br />

Gesundheitsmanager. Im Dezember<br />

startet <strong>de</strong>r Universitäts-Zertifikatslehrgang<br />

„Gesundheitsmanager<br />

(univ.) am Zentrum für Fernstudien<br />

und Universitäre Weiterbildung<br />

(ZFUW). Der siebenmonatige<br />

berufsbegleiten<strong>de</strong> Lehrgang richtet<br />

sich an Personen mit Universitätso<strong>de</strong>r<br />

Fachhochschulabschluss und<br />

mehrjähriger Berufserfahrung im<br />

Personal- o<strong>de</strong>r Gesundheitsbereich.<br />

Die Teilnehmer lernen, wie<br />

sie die Gesundheitsför<strong>de</strong>rung im<br />

Betrieb koordinieren und mit nachhaltigem<br />

ökonomischen Nutzen<br />

implementieren.<br />

<br />

www.zfuw.uni-kl.<strong>de</strong><br />

Personalmaster. Der Master in<br />

Personalmanagement <strong>de</strong>r „Greater<br />

Munich Area Hochschulen“<br />

HR Augs burg, HS Landshut und<br />

HS München richtet sich unter<br />

an<strong>de</strong>rem an Mitarbeiter in Personalabteilungen,<br />

die dort eine Leitungsfunktion<br />

anstreben. Er kann<br />

auf fünf Semester verteilt wer<strong>de</strong>n,<br />

sodass ein berufsbegleiten<strong>de</strong>s Studium<br />

möglich ist. Der Studiengang ist<br />

modular aufgebaut und beinhaltet<br />

sach- und personenorientierte Themen<br />

von Arbeitsrecht bis Personalführung,<br />

von Change Management<br />

bis internationale Projektarbeit.<br />

www.personalmanagement-master.<strong>de</strong><br />

HR-Netzwerke<br />

BPM Regionalgruppe Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Ansprechpartner: Detlef Georg<br />

E-Mail: ba<strong>de</strong>n-wuerttemberg@bpm.<strong>de</strong><br />

Seit <strong>de</strong>m 19. Januar 2010 besteht die Regionalgruppe Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Personalmanager (BPM), die inzwischen über<br />

400 Mitglie<strong>de</strong>r zählt. Viermal im Jahr treffen diese sich in wechseln<strong>de</strong>n<br />

Städten innerhalb <strong>de</strong>r Region, um sich über verschie<strong>de</strong>ne Themen aus<br />

<strong>de</strong>m HR-Bereich auszutauschen. Die Treffen starten normalerweise mit<br />

einem Impulsvortrag zu einem aktuellen Thema und mün<strong>de</strong>n dann in<br />

eine Diskussion unter <strong>de</strong>n Teilnehmern. Ziel <strong>de</strong>s HR-Netzwerks ist <strong>de</strong>r<br />

Austausch vor Ort über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg.<br />

Teilnehmen können Personaler, die in einem Unternehmen o<strong>de</strong>r einer<br />

Organisation tätig sind und die über eine Mitgliedschaft im BPM verfügen.<br />

Die Kosten <strong>de</strong>r BPM-Mitgliedschaft betragen 130 Euro pro Kalen<strong>de</strong>rjahr.<br />

Welche weiteren Regionalgruppen <strong>de</strong>s BPM es gibt, können Sie unter<br />

www.bpm.<strong>de</strong> einsehen.<br />

Unterhalten auch Sie einen nicht kommerziellen Personaler-Treff und sind offen für<br />

neue Mitglie<strong>de</strong>r? Dann schreiben Sie unter <strong>de</strong>m Stichwort „HR-Netze“ eine<br />

Nachricht an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong>.<br />

Auch Ulm kann ein Treffpunkt <strong>de</strong>r BPM-Regionalgruppe sein.<br />

12 / 12 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


78 Persönlich_Karrierewege<br />

Generalist o<strong>de</strong>r Spezialist?<br />

Praxis. Wer<strong>de</strong> ich erfolgreich sein als HR-Generalist o<strong>de</strong>r soll ich mich spezialisieren?<br />

Wer sich diese Frage stellt, sollte sich von seinen Stärken und Präferenzen leiten lassen.<br />

Von Doris Walger<br />

Noch vor einigen Jahren bestand<br />

das Karriereziel im Personalbereich<br />

meist darin, eine<br />

Generalistenrolle zu übernehmen.<br />

Denn diese wur<strong>de</strong> gleichgesetzt<br />

mit Führungsverantwortung. Wer seine<br />

Tätigkeit als Spezialist startete, hatte<br />

meist das Ziel, sich mittelfristig „breiter“<br />

aufzustellen, um künftig eine Führungsrolle<br />

übernehmen zu können. Doch diese<br />

Laufbahnplanung hat sich geän<strong>de</strong>rt.<br />

Neue Anfor<strong>de</strong>rungen, neue Rollen<br />

Der Grund liegt in <strong>de</strong>n erheblichen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen, welche die Personalbereiche<br />

in <strong>de</strong>n mittelständischen und<br />

großen Unternehmen durchlaufen haben.<br />

Wachsen<strong>de</strong> und internationalere<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen haben bewirkt, dass<br />

die Unternehmen die Rollen ihrer HR-<br />

Mit arbeiter neu <strong>de</strong>finiert haben. Wo<br />

früher das klassische Personalleiter-/Referentenmo<strong>de</strong>ll<br />

vorherrschte, fin<strong>de</strong>n sich<br />

heute HR-Business-Partner und Service-<br />

Center-Mo<strong>de</strong>lle. Unterstützt wer<strong>de</strong>n die<br />

Generalistenrollen <strong>de</strong>r HR-Business-Partner<br />

durch Spezialistenrollen wie Recruiting<br />

& Personalmarketing, Performance<br />

& Potenzialmanagement, Compensation<br />

& Benefits, Executive Development,<br />

Payroll. Die HR-Spezialisten sind zum<br />

Beispiel als Fach- und Führungskräfte<br />

in Centers of Excellence o<strong>de</strong>r in Shared-<br />

Service-Centern für <strong>de</strong>finierte Aufgaben<br />

und Prozesse verantwortlich.<br />

Durch die organisatorischen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

entstan<strong>de</strong>n neue Rollen und Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

im Personalmanagement,<br />

die von <strong>de</strong>n Unternehmen mit bestehen<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r neuen Mitarbeitern umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Somit haben sich auch die Karrieremöglichkeiten<br />

für HR-Professionals<br />

<strong>de</strong>utlich erweitert.<br />

In einigen bekannten Spezialistenfunktionen<br />

wie Lohn- und Gehaltsabrechnung,<br />

Compensation & Benefits,<br />

HR-IT fehlen bereits heute die Fachleute<br />

am Arbeitsmarkt. Für neue Rollen in<br />

<strong>de</strong>n Bereichen Social Media, Employer<br />

Branding und Talentmanagement gibt<br />

es noch zu wenig erfahrene Spezialisten.<br />

Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen<br />

Entwicklungen am Arbeitsmarkt ein Indikator<br />

für die Beschäftigungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Personalexperten.<br />

Wo Generalisten gefragt sind<br />

HR-Generalisten verfügen über fundiertes<br />

Wissen, das sie in die Lage bringt,<br />

gleichzeitig mehrere Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

und Anfragen, oft ungeplant, erfüllen<br />

zu können. Beson<strong>de</strong>rs in kleineren und<br />

mittelständischen Firmen wer<strong>de</strong>n Generalisten<br />

benötigt, da sie die zahlreichen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Skills mitbringen, die<br />

diese Unternehmen benötigen. In Abbauund<br />

Restrukturierungsphasen sind die<br />

Beschäftigungschancen für Generalisten<br />

höher. Unternehmen erwarten, dass diese<br />

dann auch Aufgabenbereiche von Spezialisten<br />

übernehmen.<br />

Die Karrierechancen für Generalisten<br />

sind grundsätzlich größer, da <strong>de</strong>r Markt<br />

mehr Angebote bereithält. Gleichzeitig<br />

besteht aber auch mehr Wettbewerb<br />

durch an<strong>de</strong>re Generalisten. Innerhalb<br />

dieses Wettbewerbs kann sich ein Generalist<br />

durch Branchenwissen o<strong>de</strong>r Busi-<br />

Ein Karriereweg im Personalwesen<br />

muss nicht völlig geradlinig sein.<br />

Viele Firmen bieten <strong>de</strong>n Wechsel<br />

zwischen verschie<strong>de</strong>nen Rollen.<br />

personalmagazin 12 / 12


79<br />

© Friedberg / Fotolia.com<br />

ness-Know-how hervorheben, durch<br />

internationale Erfahrung, Fremdsprachen<br />

o<strong>de</strong>r durch Projektmanagementund<br />

Metho<strong>de</strong>n-Skills.<br />

Einsatzgebiete für Spezialisten<br />

HR-Spezialisten sind Experten in ihrem<br />

Fachgebiet. Sie müssen ihr Wissen stets<br />

auf <strong>de</strong>m neuesten Stand halten und können<br />

sich sogar einen Vorreiterstatus in<br />

ihrem Spezialthema erarbeiten. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Personalbereichs arbeiten sie<br />

in einem eng abgegrenzten Fachbereich.<br />

Deshalb ist es für sie beson<strong>de</strong>rs wichtig,<br />

sich im Unternehmen und auch außerhalb<br />

zu vernetzen.<br />

Die Beschäftigungsmöglichkeit hängt<br />

stärker von <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Entwicklung<br />

ab als dies bei <strong>de</strong>n Generalisten<br />

<strong>de</strong>r Fall ist. Ist die Wirtschaftslage positiv,<br />

wer<strong>de</strong>n Spezialisten im Recruiting<br />

stark nachgefragt. Aber was passiert,<br />

wenn es zum Abschwung kommt? Deshalb<br />

sollten Spezialisten ihre Karrieremöglichkeiten<br />

nicht dadurch limitieren,<br />

in<strong>de</strong>m sie sich ausschließlich auf ihre<br />

Expertenfunktion konzentrieren. Business-Know-how<br />

und fachübergreifen<strong>de</strong><br />

Erfahrungen sind auch für Experten<br />

wichtig. Doch die weiteren Aussichten<br />

für Spezialisten sind sehr gut, dank <strong>de</strong>r<br />

zunehmen<strong>de</strong>n Globalisierung von Unternehmen<br />

und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Zunahme an Anfor<strong>de</strong>rungen und Aufgaben.<br />

Künftig wer<strong>de</strong>n mehr Spezialisten<br />

benötigt, die oftmals global in virtuellen<br />

Teams zusammenarbeiten.<br />

Steigen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s HR-Business-Partners ist<br />

ein gutes Beispiel für die gestiegenen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an Personalexperten. Die<br />

Unternehmen erwarten vom HR-Business-Partner<br />

eine gewisse Rollenflexibilität.<br />

Für einen nächsten Karriereschritt<br />

sollte durchaus auch eine Spezialistenrolle<br />

o<strong>de</strong>r eine Aufgabe mit Projektverantwortung<br />

übernommen wer<strong>de</strong>n, gerne<br />

auch eine Rolle im operativen Geschäft.<br />

Wie stark sich die Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

Personalexperten verän<strong>de</strong>rt haben, zeigt<br />

Egal für welche Richtung<br />

Sie sich entschei<strong>de</strong>n:<br />

Achten Sie stets<br />

darauf, sich interdisziplinäre<br />

Kenntnisse anzueignen<br />

– und über <strong>de</strong>n<br />

Tellerrand zu blicken!<br />

auch eine Umfrage <strong>de</strong>r HRblue AG unter<br />

jungen HR-Professionals mit zwei bis<br />

sechs Jahren Berufserfahrung, die vor<br />

Kurzem auf einer Veranstaltung <strong>de</strong>r Initiative<br />

„Next HR Lea<strong>de</strong>rs“ durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>. Befragt zu ihrer bisherigen Entwicklung,<br />

gab ein Großteil <strong>de</strong>r Teilnehmer<br />

an (71 Prozent), als HR-Generalisten<br />

tätig zu sein. 27 Prozent sagten, sie arbeiteten<br />

in einer Spezialistenrolle. Fast zwei<br />

Drittel <strong>de</strong>r Befragten (64 Prozent) hatten<br />

bereits Führungsverantwortung.<br />

Drei entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Fragen<br />

Die Entscheidung, ob sich jemand eher<br />

als Spezialist o<strong>de</strong>r Generalist entwickeln<br />

sollte, hängt in erster Linie von <strong>de</strong>n persönlichen<br />

Stärken und Präferenzen ab.<br />

Drei Fragen können Hilfestellung geben.<br />

Erstens: Möchte ich viel Abwechslung<br />

im Job? Kann ich mit spontanen,<br />

neuen Aufgabenstellungen gut umgehen?<br />

Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“<br />

beantworten, empfiehlt sich eine Generalistenrolle.<br />

In dieser Rolle müssen Sie<br />

Fragen und Problemstellungen aus allen<br />

HR-Bereichen beantworten können. Und<br />

Sie sollten Flexibilität mitbringen. In <strong>de</strong>r<br />

Praxis kann es durchaus vorkommen,<br />

dass Sie eigentlich für <strong>de</strong>n Tag gepl ant<br />

hatten, die neue Employer-Branding-<br />

Strategie vorzubereiten und dann aber<br />

plötzlich einen Teamkonflikt in Ihrem<br />

Betreuungsbereich lösen müssen.<br />

Zweitens: Bin ich <strong>de</strong>tailorientiert? Dann<br />

bietet sich für Sie eine Spezialistenrolle<br />

an. Die meisten Expertenpositionen verfügen<br />

über eine hohe Detailorientie rung.<br />

So kennen Benefits-Experten genau ihre<br />

Benefits-Planung o<strong>de</strong>r Recruiter die zu<br />

besetzen<strong>de</strong>n Positionen, <strong>de</strong>ren Anfor<strong>de</strong>rungsprofile<br />

und mit welchen Strate-<br />

gien sie die offenen Positionen besetzen<br />

können. Management und HR-Kollegen<br />

verlassen sich auf das Expertenwissen –<br />

sowohl intern als auch extern.<br />

Drittens: Was sind meine langfristigen<br />

Karriereziele? Möchten Sie eher in kleinen,<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

tätig sein, dann ist die HR-Generalisten-<br />

Erfahrung die passen<strong>de</strong>re. Streben Sie<br />

Führungsverantwortung an, dann können<br />

bei<strong>de</strong> Rollen inzwischen dahin führen.<br />

Auch Spezialisten können sich in<br />

Führungsrollen entwickeln, etwa als Leiter<br />

eines Fachgebiets wie „Head of HR<br />

Development“ o<strong>de</strong>r „Head of Recruiting“.<br />

Diese Positionen fin<strong>de</strong>n sich allerdings<br />

vornehmlich in Großunternehmen mit<br />

starker Aufgabenteilung innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Personalbereichs.<br />

Die Mischung macht‘s<br />

Egal welchen Weg Sie einschlagen –<br />

be<strong>de</strong>nken Sie: Die Mischung macht‘s!<br />

Wichtig ist, dass Sie sich interdisziplinäre<br />

Kenntnisse aneignen und sich dazu<br />

befähigen, über <strong>de</strong>n Tellerrand hinauszuschauen.<br />

Außer<strong>de</strong>m muss Ihre Entscheidung<br />

für eine Generalisten- o<strong>de</strong>r<br />

eine Spezialistenrolle keinen Weg in eine<br />

Einbahnstraße be<strong>de</strong>uten. Denn auch<br />

im weiteren Verlauf Ihrer Karriere können<br />

Sie in unterschiedliche Richtungen<br />

abbiegen. Denn Unternehmen benötigen<br />

immer häufiger Personalexperten,<br />

die die Vorzüge von Generalisten und<br />

Spezialisten in sich vereinen. Und die<br />

Durchlässigkeit zwischen Generalistenund<br />

Spezialistenrollen nimmt in vielen<br />

Unternehmen zu. Deshalb sollten Sie<br />

stets auch darauf achten, fachübergreifen<strong>de</strong>s<br />

Wissen wie Business-Know-how,<br />

Branchenwissen, strategische Unternehmensentwicklung,<br />

interkulturelle Erfahrung<br />

und überzeugen<strong>de</strong> Soft Skills zu<br />

erwerben, um Ihre weitere Entwicklung<br />

in alle Richtungen zu ermöglichen. <br />

Doris Walger leitet <strong>de</strong>n Bereich<br />

Recruitment Services bei <strong>de</strong>r HRblue AG<br />

in Baldham bei München.<br />

12 / 12 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


80<br />

Persönlich_Buchtipps<br />

Forsche Deutsche und unsichere Schweizer<br />

Kultur. Was ist nicht schon alles<br />

über Kulturunterschie<strong>de</strong> im Job<br />

geschrieben wor<strong>de</strong>n? Von Fachbüchern<br />

zu <strong>de</strong>n kulturellen Differenzen<br />

zwischen China und<br />

Deutschland o<strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Union bis zu Ratgebern<br />

für internationale Business-Etikette.<br />

Ein Buch, das sich speziell mit<br />

<strong>de</strong>n Verschie<strong>de</strong>nartigkeiten von<br />

Deutschen und Schweizern – zwei<br />

benachbarten Nationen, die (fast)<br />

die gleiche Sprache sprechen –<br />

auseinan<strong>de</strong>rsetzt, ist uns bislang noch nicht untergekommen.<br />

Im Buch <strong>de</strong>s Schweizer Persönlichkeitstrainers Thomas Kölliker<br />

geht es in erster Linie um Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Sozialisation<br />

in Familie, Schule und Militär. So orientieren sich Deutsche<br />

eher an einem direkten, Schweizer an einem partizipativen<br />

Führungsstil. Deutsche wollen bei einer Problem lösung schnell<br />

Klarheit, Schweizer suchen erst eine gemeinsame Diskussionsgrundlage.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist es Deutschen oft gar nicht bewusst, dass<br />

Schweizer das Hoch<strong>de</strong>utsche meist erst in <strong>de</strong>r Schule lernen –<br />

und es eine Fremdsprache für sie bleibt. Auch die Tatsache, dass<br />

sich schweizerische Teams o<strong>de</strong>r Abteilungen üblicherweise<br />

auch privat auf einen „Apéro“ treffen, ist für die <strong>de</strong>utschen Kollegen<br />

zunächst gewöhnungsbedürftig. Umgekehrt müssen sich<br />

Schweizer zunehmend daran gewöhnen, dass <strong>de</strong>utsche Kollegen<br />

in ihren Unternehmen arbeiten. Wer also selbst Mitglied<br />

eines <strong>de</strong>utsch-schweizerischen Teams ist, erhält hier Tipps und<br />

Hilfsmittel, um die tägliche Zusammenarbeit zu optimieren.<br />

Bewertung: Thomas Kölliker beschreibt und begrün<strong>de</strong>t nicht<br />

nur die Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Nationen, son<strong>de</strong>rn belegt<br />

auch anhand <strong>de</strong>r Psychologie, wo die Herausfor<strong>de</strong>rungen im<br />

kommunikativen Umfeld liegen. Und er zeigt, wie die Vertreter<br />

bei<strong>de</strong>r Nationen besser aufeinan<strong>de</strong>r eingehen können. Kurzweilig<br />

zu lesen, trotz<strong>de</strong>m fehlt <strong>de</strong>r Tiefgang nicht. (dfu)<br />

Thomas Kölliker: Was Deutsche nicht hören wollen und Schweizer nicht zu sagen<br />

wagen. 192 Seiten, Orell Füssli Verlag, Zürich. 21,95 Euro.<br />

Humoristischer Rundumschlag<br />

aus <strong>de</strong>r Jurispru<strong>de</strong>nz<br />

Arbeitsrecht. Was meinen Sie vorzufin<strong>de</strong>n,<br />

wenn Sie die neueste Publikation<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsrechtlers Jobst Hubertus<br />

Bauer zur Hand nehmen? Einen Leitfa<strong>de</strong>n<br />

zum AGG o<strong>de</strong>r etwas zum Jugendarbeitsschutzgesetz?<br />

Letzteres wäre<br />

ein Treffer, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Tat beschäftigt<br />

sich Bauer, wenn auch kurz, mit<br />

dieser Materie. Allerdings lautet die<br />

Überschrift hierzu „Auf Schalke“. Das<br />

allein <strong>de</strong>utet schon darauf hin, dass<br />

Bauers Buch etwas an<strong>de</strong>res ist, als man sich unter einem Fachbuch<br />

gemeinhin vorstellt. So erfährt man im Schalke-Kapitel,<br />

wie <strong>de</strong>r 17-jährige Julian Draxler beim Stand von 2:2 noch ein<br />

Siegtor schoss, obwohl er nach § 14 <strong>de</strong>s JArbSchG doch eigentlich<br />

einem Arbeitsverbot unterlegen wäre.<br />

Bewertung: Ein humoristischer und nach<strong>de</strong>nklicher Rundumschlag<br />

aus <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>r Jurispru<strong>de</strong>nz, <strong>de</strong>r mit Kapiteln wie<br />

„Über richterliche Narren und ihre Elaborate“ o<strong>de</strong>r „Highlights<br />

arbeitsrechtlicher Rechtsprechung“ zeigt, dass es auch in <strong>de</strong>r<br />

trockenen Juristerei durchaus „menschelt“. (tm)<br />

Jobst Hubertus Bauer: Recht kurios: Amüsantes und Trauriges, 292 Seiten, C.H. Beck,<br />

München, 2012. 29,80 Euro.<br />

Führungskräfte sollten keine<br />

Therapeuten sein<br />

Management. „Führungskräfte wer<strong>de</strong>n<br />

immer mehr dazu gedrängt, für ihre<br />

Mitarbeiter die Psychologenrolle zu<br />

übernehmen“, schreibt Regina Mahlmann.<br />

In ihrem Buch plädiert sie dafür,<br />

das psychologische Pflichtenheft von<br />

Führungskräften auszudünnen und<br />

Unternehmen aus <strong>de</strong>r Zuständigkeit<br />

für das leibliche, seelische und soziale<br />

Wohl <strong>de</strong>r Mitarbeiter zu entlassen. Ihre<br />

provokante These lautet: Nicht <strong>de</strong>r<br />

Anspruch an die Mitarbeiter in Unternehmen ist totalitär, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r Anspruch <strong>de</strong>r Mitarbeiter an Führungskräfte und<br />

Unternehmen, etwa das Verlangen nach familienfreundlichen<br />

Leistungen und ganzheitlich umsorgen<strong>de</strong>n Vorgesetzten. Ein<br />

Kapitel hat sie <strong>de</strong>m „Ausweg aus <strong>de</strong>r Psychofalle“ gewidmet –<br />

mit Tipps für Führung und Kommunikation.<br />

Bewertung: Die Autorin spricht eine Entwicklung an, die bislang<br />

kaum thematisiert wur<strong>de</strong>. Allerdings sind ihre Ausführungen<br />

stark provokant formuliert. Etwas mehr Praxis hätte<br />

<strong>de</strong>m Buch gutgetan. (dfu)<br />

Ernst Pöppel, Beatrice Wagner: Von Natur aus kreativ. 256 Seiten, Carl Hanser Verlag,<br />

München, 2012. 18,90 Euro.<br />

personalmagazin 12 / 12


81<br />

Die Rolle <strong>de</strong>r Frauen über<strong>de</strong>nken<br />

Management. Schluss mit <strong>de</strong>r maskulinen<br />

<strong>de</strong>utschen Unternehmenskultur! So könnte<br />

die Aussage <strong>de</strong>s Buchs von Gisela Erler zusammengefasst<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Politikerin und<br />

Grün<strong>de</strong>rin <strong>de</strong>s Unternehmens PME Familienservice<br />

zieht Bilanz über das Miteinan<strong>de</strong>r<br />

im Betrieb. Dabei stellt sie bisherige Lehren<br />

<strong>de</strong>r Gen<strong>de</strong>rforschung infrage und sagt: Es<br />

geht nicht darum, Männer und Frauen anzugleichen,<br />

son<strong>de</strong>rn vielmehr darum, ihre<br />

unterschiedlichen Stärken zu nutzen. Ein<br />

Kapitel hat sie <strong>de</strong>m Personalwesen gewidmet, <strong>de</strong>m sie die Einführung<br />

einer kooperativen Unternehmenskultur nahelegt. Ein Weg,<br />

um dorthin zu kommen, sei die anonymisierte Bewerbung.<br />

Bewertung: Die Ausführungen sind plausibel hergeleitet und bringen<br />

neue Aspekte für <strong>de</strong>n Gen<strong>de</strong>r- und Diversity-Ansatz. An einigen Stellen<br />

kommt die Praxis etwas zu kurz. (dfu)<br />

Gisela A. Erler: Schluss mit <strong>de</strong>r Umerziehung! 383 Seiten, Wilhelm Heyne Verlag, München,<br />

2012. 17,99 Euro.<br />

Faulenzer gezielt ausbremsen<br />

Teamarbeit. Mehr und mehr Menschen arbeiten<br />

in Teams miteinan<strong>de</strong>r. Doch bei dieser<br />

Form <strong>de</strong>r Zusammenarbeit sind Leistung<br />

und Einsatzbereitschaft meist ungleich<br />

verteilt. Deshalb stellen die Buchautoren<br />

zunächst empirisch auffällige Faulenzertypen<br />

vom notorischen Zuspätkommer über<br />

<strong>de</strong>n operativen Hektiker bis zum phlegmatischen<br />

Bremser und jovialen Müßiggänger<br />

vor und beschreiben, was man gegen sie<br />

unter nehmen kann. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Ausführungen<br />

benennen sie die Grenzen falscher<br />

Teamorganisation und ungeschickter Teamführung und erklären,<br />

welche Stellschrauben wie gedreht wer<strong>de</strong>n müssen, um das Team<br />

wie<strong>de</strong>r zum Erfolg zu führen. Ein weiteres Kapitel widmen die Autoren<br />

wichtigen Freiräumen in <strong>de</strong>r Teamorganisation: Warum ein<br />

bisschen Müßiggang nicht scha<strong>de</strong>t.<br />

Bewertung: Es gibt viele Bücher über die Organisation von Teamarbeit.<br />

Dieses Buch, das bei <strong>de</strong>n Individuen ansetzt und dann auf<br />

die organisatorischen Rahmenbedingungen eingeht, ist sicherlich<br />

nicht das schlechteste. Es ist fundiert geschrieben und amüsant zu<br />

lesen. (dfu)<br />

Dietrich von <strong>de</strong>r Oelsnitz, Michael W. Busch: Toll, ein an<strong>de</strong>rer macht’s! Die Wahrheit über<br />

Teamarbeit. 222 Seiten, Orell Füssli Verlag, Zürich, 2012. 21,95 Euro.<br />

Impressum<br />

Verlag<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />

Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />

Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware Verwaltungs<br />

GmbH, Sitz Freiburg, Registergericht<br />

Freiburg, HRB 5557, Martin Laqua<br />

Geschäftsführung: Isabel Blank, Markus<br />

Dränert, Jörg Frey, Birte Hackenjos,<br />

Abonnenten-Service und Vertrieb<br />

Tel.: 0800 / 5050445 (kostenlos)<br />

Fax: 0800 / 5050446 (kostenlos)<br />

E-Mail: Zeitschriften@haufe.<strong>de</strong><br />

Verlagsleitung / Herausgeber<br />

Reiner Straub<br />

Jens Köhler, Matthias Mühe, Markus<br />

Reith wiesner, Joachim Rotzinger,<br />

Dr. Carsten Thies<br />

Beiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong><br />

Steuernummer: 06392/11008<br />

Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifikations nummer:<br />

DE 812398835<br />

RedAKtion<br />

Randolf Jessl (raj) (verantw. Chefredakteur)<br />

E-Mail: randolf.jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)<br />

E-Mail: daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Thomas Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)<br />

E-Mail: thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Katharina Schmitt (ks)<br />

E-Mail: katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Melanie Rößler (mer)<br />

E-Mail: melanie.roessler@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva (end)<br />

E-Mail: kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Michael Miller (mim)<br />

E-Mail: michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

RedAKtionsassistenz<br />

Sabine Schmie<strong>de</strong>r, Telefon 07 61/89 83-032<br />

Brigitte Pelka, Telefon 07 61/89 83-921, Telefax 898-993-921<br />

E-Mail: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Autoren und Mitarbeiter dieser AusgABe<br />

Julia Ebert, Michael Eger, Jürgen Hei<strong>de</strong>nreich, Robert Knemeyer, Heinz Kowalski, Katrin<br />

Kümmerle, Ruth Lemmer, Dr. Wolfgang Lipinski, Prof. Dr. Stefan Lunk, Frank Meyer,<br />

Uljana Miller, Ulli Pesch, Anne Prass, Torsten Schnei<strong>de</strong>r, Anne-Katrin Schulz, Kaveh<br />

Tarbiat, Doris Walger, Prof. Dr. Stephan Weinert, Prof. Dr. Ingo Weller<br />

Grafik / Layout Ruth Großer, Melanie Probst<br />

Anzeigen Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2012<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Nie<strong>de</strong>rlassung Würzburg<br />

Unternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9, 97076 Würzburg<br />

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E-Mail: michael.kretschmer@haufe-lexware.com<br />

Dominik Castillo, Tel. 09 31/27 91-751, Fax -477<br />

E-Mail: dominik.castillo@haufe-lexware.com<br />

Anzeigendisposition<br />

Michaela Dotzler, Tel. 09 31/27 91-559, Fax -477<br />

E-Mail: michaela.dotzler@haufe-lexware.com<br />

Abonnement-Preise Jahresabonnement (12 Ausgaben) 128 Euro<br />

inkl. MwSt., Porto- und Versandkosten; Bestell-Nummer: 04062-0001,<br />

ISSN: 1438-4558. Bezieher <strong>de</strong>s Loseblattwerks „Das Personalbüro in Recht und Praxis“<br />

und <strong>de</strong>r CD-ROM „<strong>Haufe</strong> Personal Office“ sowie „<strong>Haufe</strong> Steuer Office Premium“<br />

erhalten das Personalmagazin im Rahmen ihres Abonnements.<br />

Erscheinungsweise<br />

Monatlich, in <strong>de</strong>r Regel am letzten Freitag eines Monats, 14. Jahrgang<br />

Druck Firmengruppe Appl, Echter Druck GmbH, Delpstraße 15, 97084 Würzburg<br />

Urheber- und Verlagsrechte Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen<br />

einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Das gilt auch<br />

für Entscheidungen und <strong>de</strong>ren Leitsätze, wenn und soweit sie redaktionell bearbeitet<br />

o<strong>de</strong>r redigiert wor<strong>de</strong>n sind. Soweit die Rechte an Bil<strong>de</strong>rn bei Dritten liegen, ist dies<br />

gekennzeichnet. Ansonsten liegen die Nutzungsrechte beim Verlag.<br />

nAchdruck Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />

Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages vervielfältigt o<strong>de</strong>r verbreitet wer<strong>de</strong>n. Unter dieses Verbot<br />

fällt insbeson<strong>de</strong>re die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische<br />

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Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


82 Persönlich_fragebogen<br />

© McDonald’s Deutschland<br />

Ganz persönlich<br />

Was machen Sie gera<strong>de</strong>?<br />

Ich beschäftige mich mit <strong>de</strong>r Verknüpfung <strong>de</strong>r Business-<br />

Strategie mit <strong>de</strong>r HR-Strategie 2013.<br />

Was sind Ihre aktuellen Herausfor<strong>de</strong>rungen in HR?<br />

Qualität in Recruiting und nochmals Qualität in Recruiting.<br />

Welches Projekt wür<strong>de</strong>n Sie gern umsetzen, wenn Ihnen<br />

ein verdoppeltes HR-Budget zur Verfügung stün<strong>de</strong>?<br />

Ich <strong>de</strong>nke lieber darüber nach, das vorhan<strong>de</strong>ne Budget bestmöglich<br />

und effizient einzusetzen.<br />

Eine wichtige Tugend für einen Personalmanager ist …?<br />

Immer daran zu <strong>de</strong>nken, dass man Akzeptanz bei <strong>de</strong>n Kollegen<br />

nur dann fin<strong>de</strong>n kann, wenn man das Business kennt.<br />

Welche berufliche Entscheidung war bisher die schwierigste<br />

für Sie?<br />

Von Operations zu HR zu wechseln.<br />

Was war Ihr bislang schönstes Projekt?<br />

Integration von Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung bei McDonald’s<br />

Deutschland.<br />

Wie halten Sie es mit <strong>de</strong>r Work-Life-Balance?<br />

Ich <strong>de</strong>nke gar nicht an <strong>de</strong>n Begriff, dann klappt’s schon.<br />

Zum Schluss läuft’s auf eine Life-Balance hinaus.<br />

Wann haben Sie im Job zum letzten Mal geschwänzt?<br />

Ich weiß es echt nicht, generell versuche ich ermü<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Meetings zu mei<strong>de</strong>n.<br />

Wie kam es, dass Sie sich für eine HR-Laufbahn entschie<strong>de</strong>n<br />

haben?<br />

Ich bin gefragt wor<strong>de</strong>n und habe am Anfang die Komplexität<br />

unterschätzt.<br />

Wolfgang Goebel ist seit Mai 2007 als Vorstand Personal<br />

von McDonald’s Deutschland verantwortlich für über 64.000<br />

Mitarbeiter. Angefangen hat er vor 27 Jahren als Trainee in Köln.<br />

Nach nur einem Jahr wur<strong>de</strong> er zum Restaurantmanager beför<strong>de</strong>rt,<br />

schnell folgten weitere verantwortliche Positionen. Mit<br />

<strong>de</strong>r Ernennung zum Vorstand Operations kam 2006 <strong>de</strong>r Umzug<br />

nach München. In seiner heutigen Funktion kümmert er sich vor<br />

allem um die Verbesserung <strong>de</strong>r Arbeitsbedingungen sowie <strong>de</strong>r<br />

Entwicklungs- und Fortbildungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Mitarbeiter.<br />

Wie haben Sie sich zuletzt weitergebil<strong>de</strong>t?<br />

Je<strong>de</strong>s Mal, wenn ich mich mit meinen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern über Fachthemen unterhalte.<br />

Wer inspiriert Sie?<br />

Die Generation Y und <strong>de</strong>ren Vertreter, mit <strong>de</strong>nen ich zusammenarbeite.<br />

Wofür hätten Sie gern mehr Zeit?<br />

„Dafür habe ich keine Zeit“ lasse ich für mich nicht gelten.<br />

Je<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>t selbst, welche Prioritäten er setzt.<br />

Vorschau Ausgabe 01/13<br />

Titel Die wichtigsten HR-Trends 2013<br />

Management<br />

Welche Führungskompetenzen wirklich zählen<br />

Organisation Was Wissensarbeiter für ein Umfeld brauchen<br />

Recht<br />

Persönlich<br />

Betriebsübergang nach Kooperation<br />

Personalleiter als Prokuristen<br />

Das nächste Personalmagazin erscheint am 27. Dezember.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong> personalmagazin 12 / 12


82 Persönlich_fragebogen<br />

© McDonald’s Deutschland<br />

Ganz persönlich<br />

Was machen Sie gera<strong>de</strong>?<br />

Ich beschäftige mich mit <strong>de</strong>r Verknüpfung <strong>de</strong>r Business-<br />

Strategie mit <strong>de</strong>r HR-Strategie 2013.<br />

Was sind Ihre aktuellen Herausfor<strong>de</strong>rungen in HR?<br />

Qualität in Recruiting und nochmals Qualität in Recruiting.<br />

Welches Projekt wür<strong>de</strong>n Sie gern umsetzen, wenn Ihnen<br />

ein verdoppeltes HR-Budget zur Verfügung stün<strong>de</strong>?<br />

Ich <strong>de</strong>nke lieber darüber nach, das vorhan<strong>de</strong>ne Budget bestmöglich<br />

und effizient einzusetzen.<br />

Eine wichtige Tugend für einen Personalmanager ist …?<br />

Immer daran zu <strong>de</strong>nken, dass man Akzeptanz bei <strong>de</strong>n Kollegen<br />

nur dann fin<strong>de</strong>n kann, wenn man das Business kennt.<br />

Welche berufliche Entscheidung war bisher die schwierigste<br />

für Sie?<br />

Von Operations zu HR zu wechseln.<br />

Was war Ihr bislang schönstes Projekt?<br />

Integration von Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung bei McDonald’s<br />

Deutschland.<br />

Wie halten Sie es mit <strong>de</strong>r Work-Life-Balance?<br />

Ich <strong>de</strong>nke gar nicht an <strong>de</strong>n Begriff, dann klappt’s schon.<br />

Zum Schluss läuft’s auf eine Life-Balance hinaus.<br />

Wann haben Sie im Job zum letzten Mal geschwänzt?<br />

Ich weiß es echt nicht, generell versuche ich ermü<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Meetings zu mei<strong>de</strong>n.<br />

Wie kam es, dass Sie sich für eine HR-Laufbahn entschie<strong>de</strong>n<br />

haben?<br />

Ich bin gefragt wor<strong>de</strong>n und habe am Anfang die Komplexität<br />

unterschätzt.<br />

Wolfgang Goebel ist seit Mai 2007 als Vorstand Personal<br />

von McDonald’s Deutschland verantwortlich für über 64.000<br />

Mitarbeiter. Angefangen hat er vor 27 Jahren als Trainee in Köln.<br />

Nach nur einem Jahr wur<strong>de</strong> er zum Restaurantmanager beför<strong>de</strong>rt,<br />

schnell folgten weitere verantwortliche Positionen. Mit<br />

<strong>de</strong>r Ernennung zum Vorstand Operations kam 2006 <strong>de</strong>r Umzug<br />

nach München. In seiner heutigen Funktion kümmert er sich vor<br />

allem um die Verbesserung <strong>de</strong>r Arbeitsbedingungen sowie <strong>de</strong>r<br />

Entwicklungs- und Fortbildungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Mitarbeiter.<br />

Wie haben Sie sich zuletzt weitergebil<strong>de</strong>t?<br />

Je<strong>de</strong>s Mal, wenn ich mich mit meinen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern über Fachthemen unterhalte.<br />

Wer inspiriert Sie?<br />

Die Generation Y und <strong>de</strong>ren Vertreter, mit <strong>de</strong>nen ich zusammenarbeite.<br />

Wofür hätten Sie gern mehr Zeit?<br />

„Dafür habe ich keine Zeit“ lasse ich für mich nicht gelten.<br />

Je<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>t selbst, welche Prioritäten er setzt.<br />

Vorschau Ausgabe 01/13<br />

Titel Die wichtigsten HR-Trends 2013<br />

Management<br />

Welche Führungskompetenzen wirklich zählen<br />

Organisation Was Wissensarbeiter für ein Umfeld brauchen<br />

Recht<br />

Persönlich<br />

Betriebsübergang nach Kooperation<br />

Personalleiter als Prokuristen<br />

Das nächste Personalmagazin erscheint am 27. Dezember.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong> personalmagazin 12 / 12

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