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45<br />
KOSTEN-NUTZEN-MODELL<br />
Praxisbeispiel<br />
die kranken Mitarbeiterinnen gab es<br />
nicht. Die entgangenen Bußgel<strong>de</strong>r entsprachen<br />
im Lauf eines Jahres einem<br />
sechsstelligen Eurobetrag.<br />
Kosten-Nutzen-Mo<strong>de</strong>lle und ein<br />
Software-Kalkulator<br />
Der Return on Investment (ROI) wur<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Vergangenheit im Wesentlichen<br />
mit Studien aus <strong>de</strong>n USA belegt. Die<br />
Einsparungen bei <strong>de</strong>n Fehlzeiten wur<strong>de</strong>n<br />
mit 1:2,5 bis 1:4,85 angegeben (Eine<br />
Zusammenstellung dafür fin<strong>de</strong>n Sie bei<br />
Kramer & Bö<strong>de</strong>ker, IGA-Report 13 und<br />
16). Das sind Durchschnittswerte mit einer<br />
weiten Streuung. In <strong>de</strong>r Praxis hatte<br />
ich gelegentlich Unternehmen, bei <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>r ROI bereits im ersten Jahr <strong>de</strong>s<br />
BGM-Projekts sogar bei 1:10 lag. Für die<br />
Bewertung sind mehrere Mo<strong>de</strong>lle vorgeschlagen<br />
wor<strong>de</strong>n, die oft jedoch nur<br />
Teilaspekte ab<strong>de</strong>ckten und sich zumeist<br />
nicht nachhaltig durchgesetzt haben,<br />
zum Beispiel die Balanced Scorecard,<br />
<strong>de</strong>r Human-Potenzial-In<strong>de</strong>x (siehe Kasten<br />
Seite 46) o<strong>de</strong>r die Produktivität von<br />
Sozialkapital im Betrieb (siehe Kasten<br />
diese Seite).<br />
Die Initiative Gesundheit & Arbeit<br />
(IGA) hat nach jahrelanger Vorbereitung<br />
nun einen Return-on-Investment-Kalkulator<br />
entwickelt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n IGA-Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
BKK, DGUV, AOK und VDEK die<br />
Möglichkeit gibt, im Rahmen ihrer Unternehmensberatungen<br />
beim betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement <strong>de</strong>n<br />
ökonomischen Nutzen mit Kennzahlen<br />
zu belegen. Das Softwareprogramm<br />
schätzt <strong>de</strong>n prospektiven Nutzen <strong>de</strong>r<br />
betrieblichen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung ab.<br />
<strong>Als</strong> Beispiel sehen Sie die Formel <strong>de</strong>s<br />
Präsentismuskalkulators im Kasten auf<br />
HPO<br />
ARBEITSHILFE<br />
Checkliste Maßnahmen zum psychosozialen<br />
Arbeitsschutz (HI2711801).<br />
Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong> Personal<br />
Office (HPO). Internetzugriff:<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/hi2711801<br />
Produktivität von Sozialkapital<br />
Der Sozialkapital-Ansatz <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Prosob-Mo<strong>de</strong>ll zugrun<strong>de</strong> liegt, will das soziale Vermögen<br />
eines Unternehmens sichtbar, messbar und beeinflussbar machen.<br />
Das Forschungsprojekt Prosob (Produktivität von Sozialkapital im Betrieb) ist von<br />
2006 bis 2008 aus Mitteln <strong>de</strong>s Europäischen Sozialfonds und <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW an <strong>de</strong>r<br />
Universität Bielefeld durchgeführt wor<strong>de</strong>n. Beteiligt hatten sich fünf Unternehmen mit<br />
rund 8.000 Beschäftigten, von <strong>de</strong>nen 3.506 einen Fragebogen ausfüllten. Untersucht<br />
wur<strong>de</strong>n die Aspekte Führungskapital, Netzwerkkapital und Wertekapital. Investitionen<br />
in das Sozialkapital führen <strong>de</strong>mnach zu mehr Mitarbeitergesundheit und dadurch zu<br />
einem besseren Betriebserfolg. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong> dabei <strong>de</strong>r Krankenstand<br />
beeinflusst. Im Erhebungsinstrument ging es dabei unter an<strong>de</strong>rem um die Güte <strong>de</strong>s<br />
körperlichen Gesundheitszustands, um das Ausmaß <strong>de</strong>s Wohlbefin<strong>de</strong>ns, um <strong>de</strong>pressive<br />
Verstimmungen, Absentismus, innere Kündigung, Mobbing und um die Zahl<br />
<strong>de</strong>r Fehltage. Mittlerweile wur<strong>de</strong> das Erhebungsinstrument „weiterentwickelt und<br />
wesentlich benutzerfreundlicher und anwen<strong>de</strong>rorientierter“ gemacht (so Petra Rixen,<br />
eine <strong>de</strong>r Wissenschaftlerin aus Bielefeld) und zu einem In<strong>de</strong>x zusammengefasst, <strong>de</strong>n<br />
„Bielefel<strong>de</strong>r-Sozial-Kapital-In<strong>de</strong>x“ (BISI), wobei allerdings alle direkten Fragen zu <strong>de</strong>n<br />
Gesundheitsthemen gestrichen wur<strong>de</strong>n.<br />
Weiterführen<strong>de</strong> Informationen: Badura et al. (Hrsg.): Fehlzeitenreport 2008, S. 55-63,<br />
Fehlzeitenreport 2009, S. 263-271 und Fehlzeitenreport 2011, S. 61-70, Springer-Verlag.<br />
Seite 43. Da dieser ROI-Kalkulator erst<br />
vor einiger Zeit an die IGA-Mitglie<strong>de</strong>r<br />
verteilt wur<strong>de</strong> und zunächst eine Schulung<br />
<strong>de</strong>r Berater erfolgte, liegen bisher<br />
kaum praktische Erfahrungen mit <strong>de</strong>r<br />
Anwendung vor. Die Praxis wird zeigen,<br />
ob und wie <strong>de</strong>r Kalkulator eine feste<br />
Größe im betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
wird und eine weite Verbreitung<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Unternehmen fin<strong>de</strong>t.<br />
Wie viel Unschärfe wird von <strong>de</strong>n<br />
Unternehmen akzeptiert?<br />
Je nach Unternehmenskultur beziehungsweise<br />
Konzernvorgaben wird von<br />
Betrieben großer Wert auf konkrete<br />
Kennzahlen gelegt. In <strong>de</strong>r Praxis kam<br />
dieses Verlangen allerdings nur relativ<br />
selten vor, vor allem nicht bei kleinenund<br />
mittelständischen Unternehmen<br />
(KMU). Den Verantwortlichen dieser Firmen<br />
reichte zumeist eine Orientierung<br />
an wenigen Kennzahlen, zum Beispiel<br />
die Entwicklung <strong>de</strong>s Krankenstands<br />
o<strong>de</strong>r die Aufwendungen für die Entgeltfortzahlung,<br />
um <strong>de</strong>n Erfolg eines BGM<br />
einzuschätzen. Gera<strong>de</strong> Mittelständler<br />
wer<strong>de</strong>n oft von einem Bauchgefühl geleitet,<br />
das viele von ihnen hat erfolgreich<br />
wer<strong>de</strong>n lassen. Gefragt nach <strong>de</strong>m Nutzen,<br />
<strong>de</strong>n ihnen das BGM-Projekt gebracht<br />
habe, kamen von diesen Mittelständlern<br />
häufig Antworten wie diese: „Ich kann<br />
das nicht genau beziffern, aber seit<strong>de</strong>m<br />
haben wir weniger Ausfälle, die Stimmung<br />
ist besser und die Störungen <strong>de</strong>s<br />
Betriebs sind weniger gewor<strong>de</strong>n.“ Das<br />
Angebot, Aufwand und Ertrag <strong>de</strong>s Gesundheitprojekts<br />
zu berechnen, wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>shalb nur selten angenommen, ebenso<br />
wie <strong>de</strong>r Wunsch nach <strong>de</strong>r Lieferung<br />
von allen möglichen Kennzahlen für das<br />
innerbetriebliche Controlling nur sehr<br />
selten geäußert wur<strong>de</strong>.<br />
Auf die Entwicklung <strong>de</strong>s Krankenstands<br />
und auf die Verän<strong>de</strong>rungen einzelner<br />
Krankheitsgruppen, die von <strong>de</strong>n<br />
Krankenkassen in ihren betrieblichen<br />
Gesundheitsberichten dargestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
wur<strong>de</strong> allerdings stets sehr genau<br />
geachtet, wobei man als Berater darauf<br />
hinweisen musste, dass diese objektiven<br />
Kriterien allein keine abschließen<strong>de</strong><br />
Bewertung zulassen. Ergänzend<br />
zu <strong>de</strong>n harten Fakten Krankenstand und<br />
Entgeltfortzahlung wur<strong>de</strong>n von vielen<br />
Betrieben auch die (subjektiven) Ergebnisse<br />
von Mitarbeiterbefragungen ge<br />
12 / 12 personalmagazin<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>