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56 spezial_Rechtsberatung<br />
benötigt, aber keine, die bereits über<br />
Jahre Erfahrungen in diesem Bereich<br />
aufgebaut haben. „Da wird <strong>de</strong>r Kostendruck<br />
steigen. Momentan sehe ich eher<br />
eine Unbeholfenheit bei Kanzleien. Eine<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung wird sein, in diesem<br />
Bereich künftig neue Mo<strong>de</strong>lle zu entwickeln“,<br />
sagt Mengel.<br />
Das Thema „Branchenspezialisierung“<br />
sieht die Anwältin differenziert.<br />
Im Bereich M&A und großen Transaktionen<br />
habe es sich bewährt, wenn man die<br />
Standards <strong>de</strong>r Branche kenne. Und auch<br />
im Arbeitsrecht profitiere <strong>de</strong>r Anwalt<br />
natürlich von langjährigen Erfahrungen<br />
in bestimmten Branchen. „An<strong>de</strong>rerseits<br />
ist das Betriebsübergangsrecht etwa<br />
nicht so unterschiedlich quer durch die<br />
Branchen. Vielmehr kommt es auf das<br />
rechtliche Know-how und die Erfahrung<br />
dazu an. Wichtig ist es, Verhandlungsgeschick<br />
zu haben und die Strukturen<br />
zu beherrschen und die sind im Arbeitsrecht<br />
mit ganz wenigen Ausnahmen<br />
nicht branchenabhängig“, sagt Mengel.<br />
Die Struktur <strong>de</strong>s Kanzleimarkts hat<br />
sich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren verän<strong>de</strong>rt.<br />
„Arbeitsrecht als Beratungsbereich<br />
ist in Großkanzleien stark unter<br />
Druck geraten und wur<strong>de</strong> ausgedünnt.“<br />
Der Partner im Arbeitsrecht wird für<br />
Transaktionen benötigt, ein eigenständiges<br />
Geschäft nur selten zugelassen.<br />
„Arbeitsrecht gibt es in einigen Großkanzleien<br />
nur noch hinter <strong>de</strong>n Kulissen.<br />
Das stärkt natürlich die Boutiquen und<br />
kleineren Kanzleien. Wir wer<strong>de</strong>n auch<br />
mandatiert, weil wir unsere Beratungsleistung<br />
meist schneller und günstiger<br />
anbieten können“, stellt Mengel fest,<br />
die zuletzt selbst <strong>de</strong>n Weg von <strong>de</strong>r Großkanzlei<br />
zur Boutique gegangen ist.<br />
Allerdings sieht sie auch Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
für Boutiquen. „Auf <strong>de</strong>m Bewerbermarkt<br />
haben die Großkanzleien<br />
ein Imageproblem. Boutiquen müssen<br />
jedoch aufpassen, nicht dieselben Fehler<br />
zu begehen, also zum Beispiel sehr<br />
guten Mitarbeitern die grundsätzlich<br />
besseren Aufstiegschancen in Boutiquen<br />
verwehren“, sagt Mengel. „Die<br />
„Unternehmen bearbeiten wie<strong>de</strong>r mehr<br />
intern. Das ist wirtschaftlich sinnvoll.“<br />
Dr. Marcus Richter, Partner, Görg Partnerschaft von Rechtsanwälten<br />
Philosophie, an<strong>de</strong>rs zu sein, müssen wir<br />
auch leben. Es besteht die Gefahr, dass<br />
Boutiquen diese Philosophie wie<strong>de</strong>r ein<br />
stückweit verraten.“<br />
Görg: Persönlicher Kontakt ist wichtig<br />
Dr. Marcus Richter von Görg sieht <strong>de</strong>n<br />
Trend, dass Unternehmen wie<strong>de</strong>r mehr<br />
arbeitsrechtliche Themen intern bearbeiten,<br />
auch weil sie es sich wie<strong>de</strong>r leisten<br />
können, mehr eigene Arbeitsrechtler zu<br />
beschäftigen. „An vielen Stellen ist das<br />
auch wirtschaftlich sinnvoll, etwa wenn<br />
„Arbeitsrecht gibt es in einigen Großkanzleien<br />
nur noch hinter <strong>de</strong>n Kulissen.“<br />
Dr. Anja Mengel, Partnerin bei Altenburg Fachanwälte für Arbeitsrecht<br />
schon das Tagesgeschäft diese Kollegen<br />
auslastet. Auch das beraten wir gerne.<br />
Aber es kostet und führt nicht selten dazu,<br />
dass an an<strong>de</strong>rer Stelle, nämlich bei<br />
strategischen Themen, auf die Beratung<br />
verzichtet wird. Am En<strong>de</strong> fährt das Unternehmen<br />
damit schlechter“, erklärt<br />
Marcus Richter.<br />
Soweit Mandanten Alltagsthemen wie<strong>de</strong>r<br />
intern bearbeiten, scha<strong>de</strong> das <strong>de</strong>r<br />
Mandatsbeziehung in aller Regel nicht.<br />
Dazu sagt Richter: „Natürlich wer<strong>de</strong>n wir<br />
auch gebeten, die Arbeitsergebnisse zu<br />
kontrollieren, gera<strong>de</strong> wenn Sachverhalte<br />
mit großer Breitenwirkung o<strong>de</strong>r mit hohen<br />
Haftungsrisiken verbun<strong>de</strong>n sind.<br />
Wenn gute Leute im Unternehmen am<br />
Werk sind, führt diese Herangehensweise<br />
zu erheblichen Kostenersparnissen.<br />
Das ist für das Unternehmen effektiver<br />
und funktioniert auch gut in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit.“<br />
Das Thema „Honorar“ sieht Richter<br />
entspannt. Natürlich sei es nicht vergleichbar<br />
mit <strong>de</strong>m Transaktionsgeschäft<br />
großer Kanzleien. „Arbeitsrecht ist und<br />
bleibt ein kleinteiliges Geschäft.“ Für<br />
die Mandanten sei neben <strong>de</strong>r hohen<br />
fachlichen Qualifikation auch <strong>de</strong>r persönliche<br />
Kontakt wichtig. Es wer<strong>de</strong> Wert<br />
darauf gelegt, vor allem mit <strong>de</strong>m Partner<br />
und maximal bis zu zwei Associates in<br />
<strong>de</strong>r Dauerberatung zusammenzuarbeiten.<br />
„Das schafft Effektivität. In diesem<br />
Umfeld sind unsere Stun<strong>de</strong>nsätze akzeptiert.<br />
Bei größeren Unternehmen wird<br />
inzwischen gera<strong>de</strong> vor einer Neumandatierung<br />
durchaus härter verhan<strong>de</strong>lt.<br />
Meist stehen aber weniger die Stun<strong>de</strong>nsätze,<br />
als etwa die Vergütung von Reisezeiten<br />
zur Diskussion.“<br />
Pauschalen vereinbart er sehr selten.<br />
Auch Anfragen danach sieht Richter<br />
rückläufig. „Es braucht nur einen Monat<br />
mit wenig Arbeit. Die Rechnung bleibt<br />
aber hoch, zumin<strong>de</strong>st relativ zum Aufwand.<br />
Das lässt <strong>de</strong>n Mandanten unzufrie<strong>de</strong>n<br />
zurück. Im umgekehrten Fall<br />
verhält es sich auf Seiten <strong>de</strong>s Beraters<br />
unwesentlich an<strong>de</strong>rs. Letztlich funktioniert<br />
das nicht“, sagt Richter.<br />
Günstiger wäre es dagegen, wenn<br />
das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Unternehmen <strong>de</strong>n<br />
Rechtsberater früher im Prozess einschalten<br />
wür<strong>de</strong>. „Gera<strong>de</strong> im Mittelstand<br />
könnten Unternehmen viel Geld sparen,<br />
wenn sie uns frühzeitiger ins Boot holen<br />
wür<strong>de</strong>n“, ist sich Richter sicher. „Häufig<br />
wür<strong>de</strong>n wenige Stun<strong>de</strong>n Aufwand ausreichen,<br />
um Konsequenzen und tragfähige<br />
Lösungen aufzuzeigen.“<br />
personalmagazin 12 / 12