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29<br />
Essenz<br />
Sechs Lektionen für das Marketing<br />
© Fotolia.com / Dron<br />
noch nicht ausgestan<strong>de</strong>n. Am 11. Oktober<br />
stellte die Fraktion „Die Linke“ im<br />
Bun<strong>de</strong>stag eine Kleine Anfrage zu <strong>de</strong>n<br />
Adventure-Camps (17/10963). „Schließlich<br />
sind die ‚Bun<strong>de</strong>swehr-Locations‘ in<br />
Kunduz und Feyzabad nicht als ‚supercool‘<br />
bekannt“, heißt es sarkastisch in<br />
<strong>de</strong>r Anfrage, die sowohl auf irreführen<strong>de</strong><br />
Information von Jugendlichen als auch<br />
auf die Werbekosten abzielt. Die Antwort<br />
steht noch aus. Doch für 2011 gibt es bereits<br />
Zahlen. Damals beantwortete die<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung wie<strong>de</strong>rum eine Anfrage<br />
aus <strong>de</strong>m Parlament (BT Drucksache<br />
17/9211). Demnach lagen die Ausgaben<br />
für die Personalwerbung, verteilt über<br />
alle Medien, bei über acht Millionen Euro,<br />
wobei im Jugendmarketing 142.000<br />
Euro für Printanzeigen und 72.500 Euro<br />
fürs Web anfielen. Die „Bravo“-Kooperation<br />
samt Camps soll rund 250.000 Euro<br />
gekostet haben.<br />
Großes Budget für Recruiting<br />
Die Diskussion um Werbekosten und<br />
-posten weist auf die drastischen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
hin, die sich für <strong>de</strong>n Arbeitgeber<br />
Bun<strong>de</strong>swehr durch das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Pflicht zum Wehrdienst ergeben haben.<br />
Seit<strong>de</strong>m muss die Bun<strong>de</strong>swehr lernen,<br />
auf sich aufmerksam zu machen, weil sie<br />
zum Arbeitgeber unter an<strong>de</strong>ren mutiert<br />
ist – interessiert vor allem an technisch<br />
versiertem Nachwuchs, <strong>de</strong>r zu<strong>de</strong>m psychisch<br />
stabil und sportlich o<strong>de</strong>r wenigstens<br />
sportlich trainierbar sein muss.<br />
Zwei weitere Anfor<strong>de</strong>rungen betreffen<br />
Mobilität und Verantwortungsbewusstsein:<br />
Versetzungen in verschie<strong>de</strong>ne<br />
<strong>de</strong>utsche Kasernen sind Normalität, mit<br />
mehrmonatigen Einsätzen im Kosovo,<br />
am Horn von Afrika und natürlich auch<br />
in Afghanistan müssen die Soldaten<br />
rechnen. Außer<strong>de</strong>m gehört es zur militärischen<br />
Ausbildung, schon mit Anfang<br />
20 ein Team zu leiten – etwa in <strong>de</strong>r Unteroffizierslaufbahn<br />
als Gruppenführer<br />
mit bis zu 15 Soldaten. Auch Offiziere<br />
stehen bereits mit Mitte 20 vor <strong>de</strong>r Truppe<br />
und sind verantwortlich für Menschen<br />
und Material. Das ist dann, an<strong>de</strong>rs<br />
Die Bun<strong>de</strong>swehr ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das in Rekrutierungsdingen mit<br />
seinem Image zu kämpfen hat. An<strong>de</strong>re Arbeitgeber können von <strong>de</strong>n Maßnahmen <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>swehr lernen. Die Zusammenfassung zeigt die positiven Ansatzpunkte.<br />
- Betonen Sie die Möglichkeiten in <strong>de</strong>r Aus- und Weiterbildung im Unternehmen<br />
- Prägen Sie früh Ihr Image als Arbeitgeber durch Aktionen an Schulen<br />
- Setzen Sie Arbeitnehmer als „Testimonials“ im Recruiting ein,<br />
um <strong>de</strong>ren reale Erfahrungen im Arbeitseinsatz zu vermitteln<br />
- Planen Sie ausreichend Budget für die Marketingmaßnahmen ein<br />
- Wählen Sie eine emotionale Ansprache in Anzeigen<br />
- Befragen Sie die Mitarbeiter, um das Image Ihres Unternehmens zu ermitteln (end)<br />
als bei zivilen Unternehmen, eine Verantwortung<br />
mit <strong>de</strong>r Waffe in <strong>de</strong>r Hand<br />
und in Krisengebieten mit möglichen<br />
Heckenschützen o<strong>de</strong>r Bombenwerfern<br />
als Gegenüber. Oberstleutnant Helmar<br />
Koch, <strong>de</strong>r von Köln aus die überregionale<br />
Personalwerbung für <strong>de</strong>n militärischen<br />
Teil <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr steuert und selbst<br />
bereits dreimal in Kundus sowie Kabul<br />
einen Trupp führte, zieht die Grenze zu<br />
zivilen Berufen: „Wir suchen immer <strong>de</strong>n<br />
Soldaten.“ Seine Zielgruppe sind die 17-<br />
bis 31-Jährigen. Ärzte und Juristen sind<br />
als Quereinsteiger auch schon mal älter.<br />
Das Jugendmarketing betreuen an<strong>de</strong>re.<br />
In <strong>de</strong>r labilen Waagschale zwischen<br />
bunter Werbebotschaft und realistischen<br />
Beurfsinformationen setzt die<br />
Bun<strong>de</strong>swehr auf einen Doppelslogan:<br />
„Wir. Dienen. Deutschland.“ steht neben<br />
„Karriere mit Zukunft“. Vor allem<br />
<strong>de</strong>r erste Part wirbt mit <strong>de</strong>m Unterschied<br />
zu nichtmilitärischen Arbeitgebern. Im<br />
Wir steckt Mannschaftsgeist, das Dienen<br />
weist auf ein beson<strong>de</strong>res Treueverhältnis<br />
hin und Deutschland sagt gleich,<br />
wem sich die Soldaten verpflichtet fühlen<br />
müssen.<br />
So je<strong>de</strong>nfalls sollen die rund 400 Karriereberater<br />
vor Ort, die in <strong>de</strong>r alten<br />
Armeewelt noch Wehrdienstberater hießen,<br />
<strong>de</strong>n jungen Männern und Frauen<br />
die Welt von Heer, Marine und Luftwaffe<br />
erklären. Und so haben sich über 200<br />
Dienststellen auf <strong>de</strong>m Girls’ Day 2012<br />
präsentiert und in <strong>de</strong>n Kasernen sowohl<br />
militärische als auch die oft weniger bekannten<br />
zivilen Laufbahnen erläutert.<br />
Das scheint ihnen auch zu gelingen.<br />
Im Tren<strong>de</strong>nce Schülerbarometer 2012,<br />
bei <strong>de</strong>m fast 10.000 Schüler und Schülerinnen<br />
<strong>de</strong>r Klassen 8 bis 13 befragt<br />
wur<strong>de</strong>n, liegt die Arbeitgebermarke<br />
Bun<strong>de</strong>swehr auf <strong>de</strong>m dritten Platz hinter<br />
Polizei und <strong>de</strong>m Medienunternehmen<br />
Prosieben Sat.1 Media AG. Hinter sich<br />
lässt das Militär die Autokonzerne BMW,<br />
Audi, Porsche sowie das Han<strong>de</strong>lshaus<br />
H & M, obwohl es mit <strong>de</strong>n jungen Kun<strong>de</strong>n<br />
gute Geschäfte macht. Bei angehen<strong>de</strong>n<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n rückt die <strong>de</strong>utsche Armee<br />
gar auf Platz 2 vor, wogegen Studieren<strong>de</strong><br />
das Militär auf Platz 5 setzen<br />
– Microsoft und das ZDF verdrängen die<br />
Bun<strong>de</strong>swehr vom Bronze-Treppchen.<br />
Bestenauslese noch immer möglich<br />
Bekanntheitsgrad und Image stimmen<br />
also. Rund 30.000 Jugendliche machen<br />
je<strong>de</strong>s Jahr einen Truppenbesuch o<strong>de</strong>r<br />
ein Schülerpraktikum in <strong>de</strong>n Kasernen.<br />
„Erst ab 18 Jahren darf man mit Waffen<br />
in Berührung kommen“, erklärt Oberstleutnant<br />
Koch. Noch gelingt es auch,<br />
aus <strong>de</strong>n Interessenten genug ernsthafte<br />
Bewerber für <strong>de</strong>n militärischen Dienst<br />
herauszufiltern. Für die Offizierslaufbahn<br />
liegt das Verhältnis Bewerber zu<br />
Einstellung bei 6 zu 1, für die an<strong>de</strong>ren<br />
Laufbahnen bei 3 zu 1. Für Eliteberufe<br />
wie Jetpilot braucht es 17 Bewerber, um<br />
eine Stelle zu besetzen. Und auch das<br />
versetzt die Werber und Personaler in<br />
Uniform noch nicht in Panik: Pilot ist<br />
ein Traumberuf – auch o<strong>de</strong>r erst recht<br />
mit Überschall im Kampfjet. Personal-<br />
12 / 12 personalmagazin<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>