Rundbrief - Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte ...
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Gesamtstaatspatriotismus <strong>und</strong> Bürgersinn 1828 –<br />
Der Altonaische Mercurius als Schaufenster<br />
der Herzogtümer Schleswig <strong>und</strong> Holstein<br />
von Detlev Kraack<br />
<strong>R<strong>und</strong>brief</strong> 107<br />
Am 1. November 1828 wurde im dänischen<br />
Königshaus eine große Hochzeit<br />
gefeiert. Wilhelmine Marie (1808-1891),<br />
jüngste Tochter des dänischen Königs<br />
Friedrich VI. (1768-1839, reg. seit 1808),<br />
ehelichte ihren Cousin Friedrich Karl<br />
Christian, den späteren dänischen König<br />
Friedrich VII. (1808-1863, reg. seit 1848).<br />
Dieses Ereignis, das in der Schlosskirche<br />
von Schloss Christiansborg in Kopenhagen<br />
feierlich zelebriert wurde,<br />
nahm man in den Hauptstädten <strong>und</strong><br />
an den Höfen Europas mit Interesse zur<br />
Kenntnis. Von der Bevölkerung wurde es<br />
überall im dänischen Gesamtstaat groß<br />
gefeiert. Nun soll es im Folgenden nicht<br />
um die Einzelheiten der Hochzeitsfeierlichkeiten<br />
<strong>und</strong> um das weitere Schicksal<br />
der Eheleute gehen, zumal diese sich<br />
nach nur wenigen unglücklichen Ehejahren<br />
bereits 1834 wieder trennten, am<br />
4. September 1837 offiziell von einander<br />
geschieden wurden <strong>und</strong> jeweils eigene<br />
Wege gingen. Dass Wilhelmine nur ein<br />
Jahr später ihren fünf Jahre jüngeren<br />
Cousin, Herzog Karl von Schleswig-Holstein-Glücksburg,<br />
den älteren Bruder<br />
des späteren dänischen Königs Christian<br />
IX., heiratete <strong>und</strong> sich als Herzogin entsprechend<br />
großer Popularität erfreute<br />
<strong>und</strong> dass Friedrich Karl Christian 1848 als<br />
Friedrich VII. den dänischen Königsthron<br />
bestieg, sei an dieser Stelle lediglich erwähnt.<br />
Über all dies ist Weiteres in der Literatur<br />
über das Haus Glücksburg <strong>und</strong> in<br />
Überblickswerken zur schleswig-holsteinischen<br />
<strong>und</strong> zur dänischen Geschichte<br />
nachzulesen.<br />
Im vorliegenden Zusammenhang geht<br />
es vielmehr um die Wahrnehmung des<br />
1. November 1828 in den Herzogtümern<br />
Schleswig, Holstein <strong>und</strong> Lauenburg, soweit<br />
sie uns in der Presse der Zeit überliefert<br />
ist: das Mitfiebern <strong>und</strong> Mitfeiern,<br />
mithin die Frage, in welcher Weise <strong>und</strong><br />
in welchem Maße die Untertanen an den<br />
Ereignissen im Königshause Teil hatten<br />
<strong>und</strong> sie sich zu eigen machten. Das mag<br />
man am Ende mit einem Seitenblick auf<br />
entsprechende Ereignisse unserer Tage<br />
betrachten <strong>und</strong> dabei durchaus über die<br />
eine oder andere Parallele ins Schmunzeln<br />
geraten. Es ergeben sich aber aus<br />
einer genaueren Untersuchung des<br />
umfangreichen Materials auch darüber<br />
hinaus weitergehende Überlegungen<br />
zur integrativen <strong>und</strong> Sinn stiftenden<br />
Funktion entsprechender Ereignisse in<br />
den aufgeklärten, aber gleichwohl monarchisch<br />
verfassten Gesellschaften Alteuropas.<br />
Da regelmäßig erscheinende Zeitungen<br />
<strong>für</strong> den betreffenden Zeitraum <strong>für</strong> die<br />
wenigsten Orte der Herzogtümer über-<br />
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