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Rundbrief - Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte ...

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unterschiedlich dicht geschrieben, was<br />

nicht zuletzt damit zu tun hat, dass uns<br />

eben eindrucksvollere Zeitzeugenberichte<br />

(<strong>und</strong> zum Teil sogar zeitgenössische<br />

Bildquellen) über Brand- <strong>und</strong> Flutkatastrophen,<br />

über Seuchenzüge <strong>und</strong><br />

über die Schrecken des Krieges überliefert<br />

sind als über Münzverschlechterung<br />

<strong>und</strong> mittelalterliche Konjunkturzyklen.<br />

Dass auch letztere ebenso nachhaltige<br />

wie im Zweifelsfall drastische Auswirkungen<br />

auf den Alltag der Menschen<br />

hatten, kommt trotz der im entsprechenden<br />

Abschnitt relativ knappen<br />

Schilderung dennoch eindrucksvoll zum<br />

Ausdruck.<br />

Wie bereits angedeutet sind im Zusammenhang<br />

der vorliegenden Publikation<br />

manche Probleme angeschnitten,<br />

an denen sich auch Mitglieder des <strong>Arbeitskreis</strong>es<br />

<strong>für</strong> <strong>Wirtschafts</strong>- <strong>und</strong> <strong>Sozialgeschichte</strong><br />

bereits seit geraumer<br />

Zeit abarbeiten. Vieles davon ist von<br />

Fouquet <strong>und</strong> Zeilinger gerade durch<br />

pointierte Formulierungen einem klaren<br />

Verständnis erschlossen <strong>und</strong> seiner<br />

Problemhaftigkeit entkleidet worden.<br />

Im Mittelpunkt der meisten Abschnitte<br />

stehen Nachrichten aus spätmittelalterlichen<br />

Chroniken als subjektiven Zeugnissen<br />

zeitgenössischer Katastrophenwahrnehmung,<br />

damit aber gleichzeitig<br />

auch als „Erzeugnisse[n] verzerrender<br />

Gedächtnisbildung“ (S. 14). Was hier von<br />

den Chronisten geboten wird, ist mit<br />

modernistischen Objektivierungen <strong>und</strong><br />

Bewertungen in der Dichotomie von<br />

richtig <strong>und</strong> falsch meist nicht adäquat<br />

einzufangen; es öffnet aber allemal „faszinierende<br />

Fenster in die Vergangenheit<br />

(S. 14).<br />

Gerade aus ihrem methodischen Impetus<br />

heraus, den Gegenstand in enger<br />

Anlehnung an die zeitgenössische Quellenüberlieferung<br />

darzustellen, gelingt es<br />

den Verfassern, die vielfach kolportierte<br />

Schicksalsergebenheit <strong>und</strong> Gefühlsarmut<br />

des Mittelalters als „typische Kopfgeburten<br />

der Neuzeit <strong>und</strong> ihres Modernisierungsmythos“<br />

zu entlarven (S. 17).<br />

Die zeitgenössischen Quellen sprechen<br />

nämlich dort, wo sich die Zeitgenossen<br />

in ihnen offenbaren, eine andere Sprache.<br />

In der Darstellung wechseln die im<br />

erwähnten Sinne dichten Beschreibungen<br />

mit tabellarischen Übersichten über<br />

Extremereignisse wie Hochwasser, Brände<br />

<strong>und</strong> klimatische Absonderlichkeiten<br />

ab. Außerdem sind auch eine ganze<br />

Reihe von Bildzeugnissen beigegeben,<br />

die über eine rein illustrierende Funktion<br />

weit hinausgehen, sondern vielmehr<br />

die in den Texten mitgeteilten Informationen<br />

ergänzen <strong>und</strong> selbst Quellencharakter<br />

haben.<br />

Auf diese Weise ist eine Mischung aus<br />

Quellenlesebuch <strong>und</strong> meisterhafter,<br />

äußerst quellennah geschriebener Synthese<br />

entstanden, die aus einem ungemein<br />

breiten Spektrum zeitgenössischer<br />

Quellenzeugnisse schöpft. Neben den<br />

spätmittelalterlichen Chronisten werden<br />

dabei durchaus auch Aktenüberlieferungen<br />

aus den spätmittelalterlichen<br />

Städten zum Sprechen gebracht, außerdem<br />

kunsthistorische, architektonische<br />

<strong>und</strong> archäologische Zeugnisse einbezogen<br />

<strong>und</strong> an jeweils prominenter Stelle in<br />

die Darstellung eingeflochten. Dies gilt<br />

auch <strong>für</strong> zahlreiche Quellenzeugnisse<br />

<strong>und</strong> Überlieferungen aus dem nordelbischen<br />

Raum, der aufgr<strong>und</strong> der dichten<br />

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