Rundbrief - Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte ...
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Zeit in den Fokus der Forschung getreten<br />
sind, werden in den einzelnen Beiträgen<br />
in unterschiedlichster Form <strong>und</strong><br />
Intensität behandelt. Das verleiht den<br />
jeweiligen Fallstudien einerseits ihr spezifisches<br />
Profil, trägt aber andererseits<br />
auch dazu bei, das Gesamtphänomen<br />
als solches klar herauszuarbeiten <strong>und</strong><br />
es aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
umso detaillierter zu beleuchten.<br />
<strong>R<strong>und</strong>brief</strong> 107<br />
Von der Schweizer Eidgenossenschaft<br />
(Stefan Sonderegger, „Getreide, Fleisch<br />
<strong>und</strong> Geld gegen Wein. Stadt-Umland-<br />
Beziehungen im spätmittelalterlichen<br />
St. Gallen“, S. 17-33, <strong>und</strong> Daniel Schläppi,<br />
„Bäuerliches Handeln. Ökonomische<br />
Praxis zwischen Subsistenzwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Marktintegration in der alten Eidgenossenschaft<br />
[1750-1830]“, S. 115-134)<br />
<strong>und</strong> dem Oberrhein (Frank Konersmann,<br />
„Agrarproduktion – Gewerbe – Handel.<br />
Studien zum Sozialtypus des Bauernkaufmanns<br />
im linksrheinischen Südwesten<br />
Deutschlands [1740-1880]“, S. 77-94)<br />
über die Pfalz (Niels Grüne, „›Wir bedürfen<br />
weder überseeischen Taback noch<br />
indischen Zucker …‹ Vertriebsaktivitäten<br />
<strong>und</strong> handelspolitisches Engagement badisch-pfälzischer<br />
Gewerbepflanzenbauern<br />
in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts“,<br />
S. 135-162), das <strong>für</strong> seine frühen<br />
Formen protoindustrieller Fertigung mit<br />
von Wasserkraft betriebenen Hammerwerken<br />
bekannte märkische Sauerland<br />
sowie die auf Gr<strong>und</strong> ihrer Fruchtbarkeit<br />
besonders ertragreichen Elbmarschen<br />
reicht der dabei anhand von regionalen<br />
Beispielen ausgeleuchtete geographische<br />
Rahmen bis nach Skandinavien. In<br />
Richtung Südosten kommt am Beispiel<br />
des Wieselburger Komitats die Betrachtung<br />
der Kommerzialisierung einer<br />
westungarischen Region im Einflussbereich<br />
der Donaumetropole Wien hinzu<br />
(Gergely Krisztián Horváth, „Der Rahmen<br />
des bäuerlichen Handels im Wieselburger<br />
Komitat [Ungarn] in der ersten Hälfte<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Modell der Kommerzialisierung<br />
einer westungarischen<br />
Region“, S. 163-184).<br />
Den erweiterten Raum der Herzogtümer<br />
Schleswig <strong>und</strong> Holstein behandeln<br />
gleich zwei Beiträge, nämlich der von<br />
Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt („Bauern<br />
der holsteinischen Elbmarschen als<br />
Händler“, S. 35-56) <strong>und</strong> der von Bjørn<br />
Poulsen („Handel dänischer Bauern in<br />
Mittelalter <strong>und</strong> Früher Neuzeit“, S. 57-<br />
76).<br />
In dem Beitrag über die holsteinischen<br />
Elbmarschen wird deutlich, dass die<br />
Bauern dieser Region seit Beginn der<br />
Besiedlung im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>für</strong> den<br />
Markt produzierten, wo sie bis weit ins<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein auch selbst als<br />
Anbieter auftraten, um im großen Stil<br />
zunächst Getreide <strong>und</strong> Vieh, später Gemüse,<br />
Fettkäse <strong>und</strong> Äpfel zu verkaufen.<br />
Ab Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts ließen sie<br />
dies durch Zwischenhändler <strong>und</strong> Makler<br />
erledigen <strong>und</strong> nahmen als Rentiers<br />
einen zunehmend stadtbürgerlichen<br />
Habitus <strong>und</strong> Lebensstil an. Die Tätigkeit<br />
der Marschenbauern als Unternehmer<br />
<strong>und</strong> Händler wird nach der allgemeinen<br />
Charakterisierung der Untersuchungsraumes<br />
<strong>und</strong> seiner naturräumlichen,<br />
wirtschaftlichen <strong>und</strong> historischen Besonderheiten<br />
an zwei konkreten Beispielen<br />
aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert näher ausgeführt.<br />
Dabei geht es zunächst um den<br />
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