Rundbrief - Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte ...
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schäftigt sich Manfred Gläser mit der<br />
Ausblendung der <strong>für</strong> die Stadtwerdung<br />
Lübecks <strong>und</strong> <strong>für</strong> den wirtschaftlichen<br />
Aufstieg der Travemetropole so zentralen<br />
dänischen Herrschaft zu Beginn<br />
des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts aus der Lübecker<br />
Geschichte. Außerdem thematisiert Peter<br />
Danker-Carstensen die hartnäckige<br />
Fortschreibung der Mär von der herausragenden<br />
Bedeutung von Lachs- <strong>und</strong><br />
Störfleisch <strong>für</strong> die Ernährung des vormodernen<br />
Gesindes bei fast vergeblicher<br />
Suche entsprechenden Belegen<br />
<strong>für</strong> diese These in der zeitgenössischen<br />
Schriftquellenüberlieferung. Schließlich<br />
nimmt Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt<br />
eine schonungslose Dekonstruktion der<br />
„Hebamme von Glückstadt“ als eines<br />
Phantasieprodukts einer historisch wenig<br />
beschlagenen Romanautorin vor.<br />
Diese <strong>und</strong> weitere Beiträge bieten ebenso<br />
fachlich bestechende wie lesenswerte<br />
Beispiele <strong>für</strong> eine entsprechende Art,<br />
Geschichte wissenschaftlich exakt zu<br />
erforschen <strong>und</strong> ansprechend darzustellen.<br />
Nicht zuletzt deshalb stellt die vorliegende<br />
Publikation eine Einladung an<br />
uns alle dar, den ausgelegten Faden aufzunehmen<br />
<strong>und</strong> den Gegenstand weiter<br />
auszuleuchten.<br />
Auch wenn wir keinesfalls die ersten<br />
wären, lohnte sich hier doch sicher weiteres<br />
Schürfen, <strong>und</strong> zwar sowohl punktuell<br />
als auch in der Fläche, vor allem<br />
aber vergleichend: Nachdem Bea L<strong>und</strong><br />
den Gegenstand mit ihren „Nordlichtern“<br />
bereits vor knapp zehn Jahren in<br />
die Öffentlichkeit getragen, dann aber<br />
– leider – nicht weiter verfolgt hatte,<br />
<strong>und</strong> nachdem Inge Adriansen in ihrem<br />
beeindruckenden Werk zur Nationalen<br />
Symbolik das weite, von Pierre Nora,<br />
Hagen Schultze <strong>und</strong> Etienne Francois in<br />
Frankreich bzw. Deutschland erschlossene<br />
Problemfeld in Dänemark <strong>und</strong> in<br />
der deutsch-dänischen Grenzregion<br />
ins Bewusstsein der Kulturgeschichtsschaffenden<br />
gerückt <strong>und</strong> Gisela Jaacks<br />
einen entsprechenden Sammelband<br />
speziell zu Hamburg herausgegeben<br />
hatte, liegt mit den „Mythen der Vergangenheit“<br />
jetzt eine um interessante<br />
Aspekte erweiterte Veröffentlichung<br />
zu diesem Gegenstand mit regionalen<br />
Schwerpunkten in Hamburg <strong>und</strong> angrenzenden<br />
norddeutschen Regionen<br />
vor. Gleichwohl bietet der Gegenstand<br />
insgesamt ein weites, auch methodologisch<br />
noch bei weitem nicht erschöpftes<br />
– <strong>und</strong> wohl auch kaum erschöpfbares<br />
– Feld <strong>für</strong> weitere Forschungen <strong>und</strong> Fallanalysen,<br />
so dass zu überlegen wäre, ob<br />
der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschafts</strong>- <strong>und</strong> <strong>Sozialgeschichte</strong><br />
nicht ein Projekt daraus<br />
erwachsen lassen sollte.<br />
Ganz in diesem Sinne wünscht der Rezensent<br />
der vorliegenden Veröffentlichung<br />
zahlreiche begeisterte Leserinnen<br />
<strong>und</strong> Leser <strong>und</strong> dem Jubilar viele<br />
weitere Jahre voller Schaffenskraft <strong>und</strong><br />
Kreativität.<br />
Detlev Kraack<br />
1 Vgl. etwa jüngst Jörgen Bracker, Hinter<br />
der Nebelwand: Historischer Kriminalroman,<br />
Neumünster (Wachholtz) 2011.<br />
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