Berliner anarchistisches Jahrbuch - North-East Antifascists [NEA]
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APRIL<br />
Die Föderation wurde 1995 von den<br />
Herausgeber*innen der anarchistischen<br />
Zeitschrift „Freier Geist“ gegründet.<br />
In der zweiten Ausgabe<br />
riefen diese in einem Kommuniqué<br />
zur Gründung der Föderation auf.<br />
1997 kam eine Gruppe slowakischer<br />
Anarchist*innen hinzu, weswegen sie<br />
in Tschechoslowakische Föderation<br />
umbenannt wurde. In den beiden darauf<br />
folgenden Jahren kristallisierten<br />
sich zwei wichtige, autonome Strömungen<br />
innerhalb der Föderation hersolche<br />
Veranstaltung fand vermutlich<br />
1999 in Prag statt. Es nahmen 6.000<br />
Aktivist*innen teil, und dabei wurde<br />
sogar die US-Botschaft angegriffen.<br />
1999 gab es auch eine relativ große<br />
1.-Mai-Demo. Diese fand wie gewohnt<br />
auf einem Platz mit dem Namen<br />
„Shooter’s Island“ statt. Der Fokus der<br />
Aktivitäten lag zu diesem Zeitpunkt<br />
allerdings bereits auf der Vorbereitung<br />
eines Zusammenschlusses mit<br />
dem Namen „INPEG“ (Initiative gegen<br />
wirtschaftliche Globalisierung), der<br />
angelehnt war an PGA (People’s Global<br />
Action). Dieser Zusammenschluss<br />
organisierte eine Kampagne gegen den<br />
Internationalen Währungsfonds (IWF)<br />
und die Weltbank. Außerdem organisierte<br />
er den Gegengipfel in Prag im<br />
Jahr 2000.<br />
Das Treffen der Staats- und Regierungschefs<br />
wurde massiv auf der Straße<br />
gestört. Die tschechische Bewegung<br />
hatte durch diese ganzen Aktivitäten<br />
viele Erfahrungen gesammelt, die es<br />
ihr ermöglichten, ein solch großes<br />
Event zu organisieren. Was uns jedoch<br />
nicht gelang, war das Thema der Globalisierung<br />
in Beziehung zu setzen mit<br />
den Lebensbedingungen der ganz normalen<br />
Leute. Und ich glaube, hier findet<br />
sich auch ein ganz großes Problem<br />
der tschechischen Bewegung: die fehlende<br />
Motivation, mit den älteren Generationen<br />
ins Gespräch zu kommen.<br />
Mit dem beginnenden „Krieg gegen<br />
den Terror“ wurde der Fokus nunmehr<br />
auf die antimilitaristische Arbeit<br />
gelegt. Der wichtigste Punkt war<br />
die Einrichtung einer gemeinsamen<br />
Anti-NATO-Plattform mit anderen anarchistischen<br />
Gruppen aus Osteuropa.<br />
Der Schlusspunkt dieser Kampagne<br />
war eine Demonstration gegen den<br />
NATO-Gipfel in 2002. Die antimilitaristische<br />
Arbeit wurde auch während<br />
des Irakkrieges fortgesetzt, aber dieses<br />
Mal war die Bewegung deutlich geschwächt.<br />
A-Radio Berlin: Was waren die Ursachen<br />
dafür? Waren es interne Gründe<br />
oder eher externe Faktoren?<br />
Die Aktivist*innen der ersten Stunde<br />
waren langsam erschöpft und viele<br />
von ihnen zogen sich zurück. Es gab<br />
verschiedene Gründe dafür, aber die<br />
bereits erwähnte fehlende Kommunikation<br />
mit älteren Generationen war<br />
auch hier ein Problem. Der Bewegung<br />
gelang es darüber hinaus nicht, sich<br />
auch außerhalb des Aktivist*innen-<br />
Ghettos zu etablieren. Der Kern der<br />
Bewegung war stets auf Prag ausgerichtet.<br />
Es waren daher immer wieder<br />
dieselben Leute, die die Events organisierten,<br />
und es waren immer dieselben<br />
Leute, die zu den Events kamen.<br />
Die Krise betraf auch den NGO-Sektor.<br />
Das letzte große Event war eine<br />
Demonstration gegen soziale Ausgrenzung.<br />
Gleichzeitig war dies eine<br />
Reaktion auf die stärker gewordene<br />
Neonazi-Szene. Die Antifa hatte zu<br />
dieser Zeit ihre Taktik geändert und<br />
setzte auf direkte Intervention vor Ort,<br />
basierend auf einer groß angelegten<br />
Observation.<br />
Einen großen Einschnitt bedeutete die<br />
Reform des Polizeigesetzes, die die<br />
Vermummung auf Demonstrationen<br />
verbot und darüber hinaus den Einsatz<br />
von Tasern erlaubte sowie Hausdurchsuchungen<br />
ohne richterliche Erlaubnis.<br />
Aktivist*innen reagierten darauf mit<br />
dem Aufbau stärkerer lokaler Gruppen<br />
mit lokalen Aktivitäten, wie Filmclubs,<br />
Workshops, Ausstellungen, direkten<br />
Aktionen. Das bevorzugte Mittel zur<br />
Verbreitung von Ideen wurden große<br />
Festivals, die Kultur mit Politik kom-<br />
binierten. Es gab auch weiterhin Demonstrationen,<br />
allerdings nur klein<br />
und auf lokaler Ebene.<br />
A-Radio Berlin: Du hast jetzt viel zur<br />
Geschichte des Anarchismus seit 1990<br />
gesagt. Kannst du uns von der Tschechoslowakischen<br />
Anarchistischen Föderation<br />
erzählen, ihrem Aufbau und<br />
ihren Tätigkeiten?<br />
Die Föderation setzt sich zusammen<br />
aus lokalen Gruppen und Einzelpersonen,<br />
die anarchistischen Ideen anhängen.<br />
Es handelt sich um eine Organisation<br />
von Arbeiter*innen, Studierenden<br />
und Arbeitslosen, die gemeinsame<br />
anarchistische Prinzipien propagiert.<br />
Dazu gehören der Föderalismus, eine<br />
Selbstorganisierung von unten, die<br />
Abwesenheit von Hierarchien und Ungleichheiten.<br />
Die CSAF setzt sich für<br />
eine freie und selbstorganisierte Gesellschaft<br />
ein, deren Grundlage selbstorganisierte<br />
Regionen und eine selbstverwaltete<br />
Produktion sind.<br />
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