zwanzig jahre wiedervereinigung – politische reden als ... - Matarka
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164 Etelka Joó<br />
Die unmittelbare Wirkung einer <strong>politische</strong>n Rede (Applaus, Zurufe, Verlassen des<br />
Sitzungssa<strong>als</strong>) können die Anwesenden oder die Leser des Protokolls spüren, bzw. nachvollziehen.<br />
Die indirekte Wirkung der Regierungsprogramme z.B. stellt sich aber erst bei<br />
den Wahlen heraus, und wird auch von den Medien beeinflusst.<br />
Der doppelte Charakter kommt auch unter einem anderen Aspekt zur Geltung: diese<br />
Reden werden zwar vom Bundeskanzler oder vom Ministerpräsidenten vorgelesen, sie<br />
werden aber von anderen Personen verfasst. Heutzutage arbeiten schon ganze Teams für<br />
den Kanzler oder Ministerpräsidenten. Es wäre <strong>als</strong>o auch interessant zu untersuchen, inwieweit<br />
diese Reden die eigenen Gedanken des Redners wiederspiegeln, bzw. in welchem<br />
Maße sich der Redner mit einem Text anderer Verfasser identifizieren kann.<br />
Den sprachlichen Funktionen nach sind die Eröffnungs<strong>reden</strong> persuasiv (überzeugend),<br />
aus <strong>politische</strong>r Sicht integrierend, während die Regierungsprogramme in die informativ-persuasive<br />
Kategorie gehören, da sie das <strong>politische</strong> Programm bekannt machen, bzw.<br />
die Abgeordneten und die Öffentlichkeit über die Richtigkeit dieses Programms überzeugen<br />
wollen.<br />
3. Die Untersuchungsmethoden<br />
Es gibt viele mögliche Untersuchungsmethoden für Texte im allgemeinen (Titscher et al.<br />
1998, Wilss 1996, Göpferich 1995), und für <strong>politische</strong> Texte im besonderen (Bachem 1985,<br />
Girnth 1993, 2002). Hier seien nur die wichtigsten erwähnt:<br />
• Paralleltextvergleich (vgl. Göpferich 1995)<br />
• Lexikalisch-semantische Analyse (Bachem 1985)<br />
• Lexikalisch-argumentative Analyse (Grünert 1974)<br />
• Psycholinguistische Analyse (Bachem 1985)<br />
• Das Sprachhandlungsmodell (Holly 1990, Bachem 1985, Girnth 2002)<br />
• Rhetorische Analyse (Argumentationsanalyse) (Bachem 1985)<br />
• Übersetzungsrelevante Textanalyse <strong>–</strong> sie ist an sich komplex.<br />
Hier werden nur 3 Arten der Textanalysen verwendet (inhaltlich-semantische, rhetorische<br />
und übersetzungsrelevante TA).<br />
Die <strong>politische</strong> Sprache ist ein komplexes Gebilde. Es ist schwierig, sie und die Alltagssprache,<br />
bzw. die Literatursprache abzugrenzen, besonders, wenn wir die Gattung Parlamentsrede<br />
betrachten. Parlaments<strong>reden</strong> sind <strong>–</strong> ihrem Wesen nach <strong>–</strong> auch Teile der Literatursprache,<br />
weil die Rhetorik ein Übergangsgebiet zwischen Politik, Linguistik (Stilistik)<br />
und Literatur ist.<br />
3.1. Eine wichtige Gruppe bilden die verschiedenen Variationen der übersetzungsrelevanten<br />
Textanalyse. Gemeinsam ist an diesen Modellen, dass sie den Text aus pragmatischer<br />
Sicht betrachten, <strong>als</strong>o Text-in-Situation, das heißt, die textexternen Faktoren<br />
spielen auch eine wesentliche Rolle. Sie betrachten die Übersetzung nicht nur <strong>als</strong> sprachlichen,<br />
sondern auch <strong>als</strong> kulturellen Transfer (Vermeer 1994). Wichtig ist noch, dass sie<br />
die Umkodierung (den Kodewechsel) dem Ziel (Skopos) untergeordnet sehen, es wird <strong>als</strong>o<br />
„das heilige Original” entthront, und es werden das Primat des Ausgangstextes, sowie die<br />
Begriffe der Äquivalenz und der Normativität abgeschafft. Anstelle dieser treten der breit<br />
aufgefasste Übersetzungsauftrag und der Skopos des Textes (Reiß / Vermeer 1994, Hönig<br />
1994, 1995, Snell-Hornby 1994, Nord 1995, Holz-Mänttäri 1994, Thiel 1981, 1991). Thiel