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der kürzeste weg zu sich selbst führt um die welt herum. - Matarka

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„DER KÜRZESTE WEG ZU SICH SELBST FÜHRT UM DIE WELT<br />

HERUM.“ – HERMANN GRAF KEYSERLINGS BEITRAG ZUR<br />

PHILOSOPHIE DER REISE MIT BESONDERER<br />

BERÜCKSICHTIGUNG SEINER BETRACHTUNGEN ÜBER DIE<br />

INDISCHE SEELENKULTUR<br />

ISTVÁN MOLNÁR<br />

Universität Miskolc, Ungarn<br />

1.Einleitung<br />

Beson<strong>der</strong>s in Zeiten, wo man ange<strong>sich</strong>ts <strong>der</strong> spannungsreichen Weltgeschehnisse in allen<br />

Bereichen des Lebens geneigt ist, <strong>die</strong> negativen Tendenzen <strong>zu</strong> betonen und bereits über den<br />

Zusammenstoß <strong>der</strong> Kulturen <strong>zu</strong> sprechen, wirkt beson<strong>der</strong>s beruhigend, wenn man über <strong>die</strong><br />

tiefliegenden Zusammenhänge, über das Verbindende <strong>der</strong> Kulturen kompetente Worte hört.<br />

Solche Gedanken finden wir bei dem Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Schule <strong>der</strong> Weisheit“, Hermann Graf<br />

Keyserling, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> ersten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts auf das deutsche geistige Leben<br />

große Wirkung ausgeübt hat. Dass <strong>der</strong> Schriftsteller-Philosoph sein Interesse hauptsächlich<br />

<strong>der</strong> Kultur und den vielfältigen Formen des religiösen Denkens <strong>zu</strong>wendet, kann man in<br />

seinem berühmtesten Werk Das Reisetagebuch eines Philosophen am besten beobachten.<br />

Für uns ist jetzt <strong>die</strong> Darstellung seines Aufenthaltes in In<strong>die</strong>n wichtig, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>gleich seine<br />

Verfahrensweise verrät: faktische Reiseerlebnisse suchen wir in seinem Werk vergeblich,<br />

ihn interessiert immer <strong>der</strong> Geist des betreffenden Ortes, <strong>die</strong> Spiritualität <strong>der</strong> Menschen.<br />

Keyserling dringt ins Innere des Hinduismus ein, er begeistert <strong>sich</strong> für <strong>die</strong> indische religiösmystische<br />

Geistigkeit. Beson<strong>der</strong>s seine geistigen Erfahrungen in In<strong>die</strong>n führen ihn <strong>zu</strong>m<br />

Gedanken, dass eine neue Synthese zwischen Europa und Asien <strong>zu</strong>stande kommen müsste,<br />

<strong>um</strong> für <strong>die</strong> Kultur <strong>der</strong> Zukunft Gewähr <strong>zu</strong> leisten. So ist <strong>die</strong> heilige indische Stadt Benares<br />

<strong>zu</strong>gleich eine un<strong>um</strong>gängliche Station für Keyserling, auf seinem kurz-langen Weg <strong>zu</strong> <strong>sich</strong><br />

<strong>selbst</strong> <strong>zu</strong> finden.<br />

2. Leben und Werk - Gründe für das Interesse an Hermann Keyserling<br />

Es gibt in <strong>der</strong> deutschen Kultur- und Literaturgeschichte solche Persönlichkeiten, <strong>die</strong> man<br />

große Unbekannte nennen könnte, weil sie aus irgendwelchen Gründen vernachlässigt, in<br />

den Hintergrund gedrängt, ja ganz vergessen worden sind. Solch ein Schicksal ist dem<br />

großen Einzelgänger zwischen Klassik und Romantik, dem Meister <strong>der</strong> deutschen Epik,<br />

dem H<strong>um</strong>ortheoretiker und Pädagogen, Jean Paul, eigentlich Johann Paul Richter/ <strong>zu</strong>teil<br />

geworden. Gleichweise kennt man den Namen von Carl Gustav Carus nicht, <strong>der</strong> ein wahrhafter<br />

Polyhistor gewesen ist, und <strong>sich</strong> als Arzt /Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gynäkologie!/, vergleichen<strong>der</strong><br />

Anatom, Psychologe, Naturwissenschaftler, Philosoph, Schriftsteller, romantischer<br />

Maler berühmt gemacht hat. Die Nach<strong>welt</strong> hält Sigmund Freud für den Entdecker des Unbewussten,<br />

aber eigentlich hat Carus als erster nie<strong>der</strong>geschrieben, dass <strong>der</strong> Schlüssel <strong>zu</strong>r<br />

Erkenntnis vom Wesen des bewussten Seelenlebens in <strong>die</strong> Region des Unbewusstseins fällt.<br />

/Der spätere an<strong>der</strong>e Carl Gustav, also Jung hat übrigens seine großen Ver<strong>die</strong>nste anerkannt./<br />

Ebenso spricht man heute über Jean Gebser nicht, <strong>der</strong> in seinem Hauptwerk Ursprung<br />

und Gegenwart eine groß angelegte Kulturgeschichte <strong>der</strong> Menschheit vorgelegt hat,


56 István Molnár<br />

wo er mit einem neuen Begriff, den Bewusstseinsmutationen operiert und <strong>die</strong> Verän<strong>der</strong>ungen<br />

erklärt. Sowohl Carus, als auch Gebser führen uns <strong>zu</strong> einer weiteren Persönlichkeit<br />

<strong>die</strong>ser verborgenen Gruppe, <strong>zu</strong> Hermann Keyserling. Sein Leben und Werk ver<strong>die</strong>nen,<br />

nicht nur erwähnt, son<strong>der</strong>n anhand mancher Themen auch untersucht <strong>zu</strong> werden. Aus <strong>der</strong><br />

kurzen Zusammenfassung seiner Biographie wird gleich klar, dass es gewichtige Gründe<br />

gibt, <strong>sich</strong> mit seiner wissenschaftlich-künstlerischen Tätigkeit <strong>zu</strong> beschäftigen.<br />

Hermann Keyserling war ein baltendeutscher Philosoph. Er stammte aus einem alten<br />

baltendeutschen Adelsgeschlecht. Er wuchs auf den abgeschiedenen livländischen Gütern<br />

seines Vaters auf, erst in Könno, dann in Rayküll, wo er von seinen Eltern und Hauslehrern<br />

unterrichtet wurde. Nach dem Tode seines Vaters (1895) heiratete seine Mutter<br />

Johanna im Jahre 1900 einen <strong>die</strong>ser Hauslehrer. Diese nicht standesgemäße Verbindung<br />

<strong>führt</strong>e <strong>zu</strong> einem dauerhaften und folgenschweren Zerwürfnis zwischen Mutter und Sohn.<br />

Während Johanna <strong>sich</strong> radikal gegen Standesunterschiede wandte, wurde Hermann später<br />

<strong>zu</strong> einem Verfechter aristokratischer Ideale. Nach seinem gescheiterten Versuch, mit einer<br />

philosophischen Arbeit an <strong>der</strong> Berliner Universität <strong>zu</strong> habilitieren, begann er seinen eigenen<br />

Weg als philosophischer Essayist und Privatgelehrter. Leidenschaft und intuitives Denken<br />

waren für seine Arbeiten charakteristisch. Für seine ganze denkerische Entwicklung erwies<br />

<strong>sich</strong> das baltische Erbe als entscheidend: <strong>die</strong>sem verdankte er nämlich den Hang <strong>zu</strong>r religiösen<br />

Tiefenintuition. Dadurch konnte er dem Westen östliches Denken erschließen, was<br />

den Reiz seiner zahlreichen Abhandlungen und Bücher ausmachte. In seinem bedeutenden<br />

Jugendwerk Das Gefüge <strong>der</strong> Welt. Versuch einer kritischen Philosophie gelang ihm <strong>der</strong><br />

Durchbruch <strong>zu</strong>m kritischen Denken. Die bisherige kritische Besinnung befriedigte aber den<br />

baltischen Denker nicht. Er wollte <strong>die</strong> Selbstvollendung durch wesentliche Eindrücke einer<br />

Weltreise (1911-1912) erreichen. Das Ergebnis war das berühmte Reisetagebuch eines<br />

Philosophen, das <strong>zu</strong>erst im Jahre 1919 veröffentlicht wurde. Wie wir im Weiteren sehen<br />

werden, <strong>die</strong> Beobachtung und <strong>die</strong> Aufnahmewilligkeit frem<strong>der</strong> Welten sollen bei ihm <strong>der</strong><br />

Selbstvertiefung <strong>die</strong>nen. Nach <strong>der</strong> Wandlung seiner grundlegenden denkerischen Einstellung<br />

kam <strong>die</strong> wichtige Ein<strong>sich</strong>t: <strong>die</strong> Philosophie ist künstlerische Lebensgestaltung, <strong>die</strong><br />

Philosophie soll <strong>sich</strong> wie Kunst manifestieren. Er musste inzwischen sein Vaterland verlassen,<br />

und das bedeutete für ihn eine Suche nach einer neuen Heimstatt, eine <strong>sich</strong>ere geistige<br />

Heimat <strong>zu</strong> finden. Er gründete <strong>die</strong> Schule <strong>der</strong> Weisheit in Darmstadt im Jahre 1920. Der<br />

Einfluss <strong>die</strong>ser Schule auf das europäische Geistesleben <strong>der</strong> zwanziger Jahre war überaus<br />

groß. Dem Wirkungskreis gehörten Psychoanalytiker wie C. G. Jung und E. Kretschmer,<br />

Philosophen wie N. Berdjajew und M. Scheler, <strong>der</strong> Sinologe R. Wilhelm, <strong>der</strong> indische<br />

Dichter R. Tagore wie <strong>der</strong> Religionsphilosoph E. Troeltsch zeitweilig an. Über Bergson<br />

wurde Keyserling auch in Frankreich sehr bekannt. Im Zeichen seines neuen Denkens erklärte<br />

<strong>der</strong> Philosoph:<br />

Neben <strong>der</strong> Kirche und <strong>der</strong> Universität ist es <strong>die</strong> Schule <strong>der</strong> Weisheit, <strong>die</strong> nun<br />

maßgeblich den Menschen bilden soll. Hier erscheint wie<strong>der</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit <strong>zu</strong>r Öffnung<br />

gegenüber <strong>der</strong> asiatischen Weisheit. Die Ost-West-Relation speist <strong>die</strong> Erkenntnis des Weisen.<br />

Diese schöpferische Erkenntnis öffnet dem Menschen <strong>die</strong> Eigengesetzlichkeit des Ichs<br />

im Zeichen einer pantheistischen Sinnerfassung des Lebens, eine Auffassung, <strong>die</strong> von den<br />

Kirchen und von <strong>der</strong> deutschen Schulphilosophie oft kritisiert wurde. Ab 1939 lebte er bis<br />

<strong>zu</strong>m Tode völlig <strong>zu</strong>rückgezogen, <strong>zu</strong>letzt in Tirol: in Form von Lebenserinnerungen machte<br />

er nur noch eine Reise durch <strong>die</strong> Zeit.


„Der Kürzeste Weg <strong>zu</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>führt</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Welt her<strong>um</strong>.“ … 57<br />

Auf Grunde des kurzen Überblicks kann man also folgende Gebiete nennen, <strong>die</strong><br />

kürzer o<strong>der</strong> länger untersucht werden sollten:<br />

1. Seine baltendeutsche Abstammung bedeutet eine spannende, kulturell aufgeschlossene<br />

Lage im deutschen Geistesleben. Ein wesentlicher Zug ist hier <strong>der</strong><br />

Kontakt <strong>zu</strong>r russischen Kultur, was eine interkulturelle Begegnung ermöglicht,<br />

und direkt-indirekt <strong>die</strong> Empfindlichkeit für <strong>die</strong> östlichen Religionen, Themen steigert.<br />

So war Hermann Keyserling bis <strong>zu</strong>r Oktoberrevolution ein russischer Untertan.<br />

Nach 1918 wurde er <strong>zu</strong>nächst estnischer, dann deutscher Staatsbürger. Er verlor<br />

seinen Grundbesitz im Baltik<strong>um</strong>, und in Deutschland wurde sein Grafentitel <strong>zu</strong><br />

einem Namensbestandteil.<br />

Keyserling hatte sowohl leidenschaftliche Anhänger und Bewun<strong>der</strong>er, als auch Gegner und<br />

bissige Kritiker, so schreibt Kurt Tucholsky beleidigende Worte über Keyserling, in denen<br />

auch seine Beziehung <strong>zu</strong> den Russen erwähnt wird:<br />

Der Mann hat viele Reisen gemacht und viele Län<strong>der</strong> gesehen. Er ist nicht blind,<br />

er hat nur eine facettierte Brille auf <strong>der</strong> Nase, auch steht er <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> heftig im<br />

Wege, und das ist in <strong>die</strong>sem Fall kein schönes Hin<strong>der</strong>nis. Sein Start ist nicht<br />

schlecht: Russe und nicht ganz Russe [...] er wäre schon prädisponiert, Europa <strong>zu</strong><br />

erkennen und es uns <strong>zu</strong> erklären. Aber mit welcher Leichtfertigkeit macht er das,<br />

wie oberflächlich, mit welch peinlicher Fixigkeit! 1<br />

Im Weiteren paro<strong>die</strong>rte Kurt Tucholsky <strong>die</strong> philosophische Tätigkeit Hermann Keyserlings<br />

und bemerkte, er sei ein „Philosoph, gemil<strong>der</strong>t durch den Grafentitel, ein Graf mit einem<br />

leichten philosophischen Fleck auf dem Wappenschild“. 2<br />

2. Die von ihm vertretene Philosophie gehört <strong>zu</strong>m Zweig <strong>der</strong> Lebensphilosophie, was<br />

<strong>die</strong> allgemeinen ideellen-gedanklichen Rahmenbedingungen, Einstellungen, Attitüde<br />

erklären kann.<br />

3. Sein Hauptwerk, Das Reisetagebuch eines Philosophen ist im Zeichen einer eigenartigen,<br />

eigenständigen Philosophie und Psychologie <strong>der</strong> Reise und des Reisens<br />

entstanden.<br />

4. Keyserling gilt als <strong>der</strong> große Brückenbauer zwischen Ost und West. Sein Lebenswerk<br />

hat <strong>zu</strong>r Klärung <strong>der</strong> Ost-West-Problematik, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong><br />

Wechselbeziehung von Europa, Deutschland und In<strong>die</strong>n, Hinduismus einen bedeutenden<br />

Beitrag geleistet.<br />

3. Keyserling, <strong>der</strong> Lebensphilosoph<br />

Wie bekannt, <strong>die</strong> Lebensphilosophie ist eine im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t entstandene Richtung <strong>der</strong><br />

Philosophie, <strong>die</strong> in Frankreich von Henri Bergson und in Deutschland von Wilhelm Dilthey<br />

als Gegenentwurf <strong>zu</strong> den Naturwissenschaften und <strong>der</strong> einseitigen Betonung <strong>der</strong> Rationalität<br />

entwickelt wurde. Das Werden des Lebens, <strong>die</strong> Ganzheitlichkeit kann demnach nicht<br />

1 TUCHOLSKY 12.06.1928, 901<br />

2 TUCHOLSKY 19.06.1928, 936


58 István Molnár<br />

allein mit Begriffen und Logik erfasst und beschrieben werden. Zu einem <strong>um</strong>greifenden<br />

Leben gehören ebenso nicht-rationale, kreative und dynamische Elemente.<br />

Als Kritik des Rationalismus und <strong>der</strong> Aufklärung ist sie schon bei Schopenhauer<br />

und Nietzsche angelegt, <strong>die</strong> daher als Vorläufer <strong>der</strong> Lebensphilosophie angesehen werden<br />

können, auch wenn sie den Terminus noch nicht kannten. Die Lebensphilosophie beeinflusste<br />

direkt vor allem <strong>die</strong> Vertreter <strong>der</strong> Existenzphilosophie. Bereits bei Christian Wolff<br />

finden wir eine Unterscheidung zwischen theoretischer Schulphilosophie und einer Philosophie,<br />

<strong>die</strong> aus dem Leben <strong>selbst</strong> kommend auf das praktische Leben zielt. Lebens- und<br />

Weltweisheit waren im ausgehenden 18. Jahrhun<strong>der</strong>t in höheren Gesellschaftskreisen Modebegriffe.<br />

Die Lebensphilosophie war weniger eine spezifische philosophische Lehre als<br />

eine bestimmte kulturelle Stimmung, <strong>die</strong> weite Teile <strong>der</strong> Intelligenz beeinflusste.<br />

Zuspruch erhielt <strong>die</strong> Lebensphilosophie in <strong>der</strong> romantischen Be<strong>weg</strong>ung. Für Romantiker<br />

wie Novalis ist nicht <strong>die</strong> Vernunft, son<strong>der</strong>n das dem Leben enger verwandte Fühlen<br />

und Glauben vorrangig. Als erklärter Gegner <strong>die</strong>ser Salonphilosophie trat 1794 Immanuel<br />

Kant mit einer Schrift Über den Gemeinspruch: Das mag in <strong>der</strong> Theorie richtig sein,<br />

taugt aber nicht für <strong>die</strong> Praxis in Erscheinung.<br />

Beson<strong>der</strong>s <strong>um</strong> <strong>die</strong> Wende vom 19. Jahrhun<strong>der</strong>t auf das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t war <strong>die</strong><br />

Lebensphilosophie in Deutschland und Frankreich eine Modeströmung. Was im Allgemeinen<br />

philosophischen Sprachgebrauch Lebensphilosophie genannt wird, be<strong>weg</strong>t <strong>sich</strong> auf<br />

zwei Bahnen. Entwe<strong>der</strong> schreitet sie das Geleise <strong>der</strong> Geschichte o<strong>der</strong> dasjenige <strong>der</strong> Biologie<br />

ab. Im ersteren Fall gelangt sie über <strong>die</strong> Stationen Kultur- und Gesellschaftsphilosophie <strong>zu</strong>r<br />

Philosophie <strong>der</strong> Technik, im letzteren von <strong>der</strong> Metaphysik <strong>der</strong> Natur über <strong>die</strong> Naturphilosophie<br />

<strong>zu</strong>r Philosophie <strong>der</strong> Naturwissenschaften. Im Bereich Technik und exakte Wissenschaft<br />

kommen beide Geleise aber schon fast <strong>zu</strong>sammen, <strong>zu</strong>mal <strong>sich</strong> da eine dritte Linie<br />

einschiebt, nämlich <strong>die</strong>jenige, <strong>die</strong> von <strong>der</strong> Erkenntnistheorie über <strong>die</strong> Lehren vom richtigen<br />

Schließen und <strong>der</strong> Wahrheit <strong>zu</strong>r Philosophie des Geistes vorgedrungen ist. Was <strong>die</strong> Eigenart<br />

von Hermann Keyserligs Lebensphilosophie betrifft, nennt man ihn meistens unter den<br />

Neovitalisten, <strong>zu</strong>sammen mit J. v. Hanstein, Ne<strong>um</strong>eister, Rindfleisch, G. Bunge, Crato, G.<br />

Wolff, O. Hertwig, J. v. Uexküll, Cossmann, E. v. Hartmann, Reinke und Driesch. Schon<br />

beim ursprünglichen Vitalismus begegnen wir oft <strong>der</strong> Hinwendung <strong>zu</strong>m Holismus, <strong>zu</strong>r<br />

holistischen Denkweise, <strong>der</strong> auch von Keyserling eine große Bedeutung beigemessen wird.<br />

4. Der reisende Philosoph – <strong>die</strong> Philosophie des Reisens<br />

Auch wenn man noch keine großen philosophischen Fragen in Sachen Reisebeschreibung<br />

aufwirft, muss man doch <strong>die</strong> grundsätzliche Entscheidung treffen: „Worüber soll man berichten?<br />

Über <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> o<strong>der</strong> über <strong>die</strong> Fremde?“ Die Wahl ist schwer, und man muss weiter<br />

darüber mit Richard Katz nachdenken: „Extrem <strong>der</strong> ersten Methode: Karl May, Extrem<br />

<strong>der</strong> zweiten: Baedeker. Zwischen jenem heroischen und <strong>die</strong>sem trockenen Pol den rechten<br />

Weg <strong>zu</strong> finden, ist <strong>die</strong> schwierigste Aufgabe. ‚Ich‘-Form o<strong>der</strong> ‚man‘-Form? Eitelkeit o<strong>der</strong><br />

Le<strong>der</strong>nheit?“ 3 Katz, ein fleißiger Weltreisen<strong>der</strong> formuliert im Weiteren solche Fragen und<br />

Antworten, <strong>die</strong> bereits tieferen, in <strong>die</strong> Philosophie reichenden Schichten berühren. So <strong>führt</strong><br />

er aus:<br />

3 KATZ 1932, 271


„Der Kürzeste Weg <strong>zu</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>führt</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Welt her<strong>um</strong>.“ … 59<br />

Einziges Mittel, Anschluss an <strong>die</strong> Fremde <strong>zu</strong> gewinnen, ist: langsam <strong>zu</strong> reisen,<br />

ganz langsam, noch langsamer! <strong>sich</strong> optisch und geistig akklimatisieren! [...]<br />

Langsam reisen ist – […] – noch immer das leidlichste Rezept. Das unbedingt<br />

wirksame noch lange nicht. Das wirksamste wäre es, <strong>sich</strong> im fremden Volk ein<strong>zu</strong>leben.<br />

Schade nur, dass es einem dann nicht mehr fremd genug wäre, seine Eigenart<br />

wahr<strong>zu</strong>nehmen. Hier nämlich liegt <strong>die</strong> an<strong>der</strong>e Gefahrenzone für den Reiseschil<strong>der</strong>er:<br />

<strong>zu</strong> viel von <strong>der</strong> Fremde <strong>zu</strong> wissen, <strong>die</strong> er schil<strong>der</strong>t. /Eine Gefahr übrigens,<br />

<strong>die</strong> er auch läuft, wenn er <strong>sich</strong> all<strong>zu</strong> gründlich auf seine Reise vorbereitet./<br />

Zu viel vom fremden Land <strong>zu</strong> wissen, trübt den unbefangenen Blick noch mehr,<br />

als ihn all<strong>zu</strong> rasche Eindrücke verwirren […] 4 .<br />

Peter Vollbrecht, <strong>der</strong> ein Netzwerk für praktisches Philosophieren ausgebaut hat, beschäftigt<br />

<strong>sich</strong> eingehend mit den philosophischen Implikationen des Reisens. So stellt er uns das<br />

Terrain, auf dem wir uns auch Keyserling nähern, sehr gut dar. „Reisen ist eine hochphilosophische<br />

Tätigkeit“ 5 ist einer <strong>der</strong> ersten Sätze, <strong>die</strong> dem Leser des Artikels ins Auge fallen.<br />

Und er erläutert:<br />

Fernweh und Heimweh, dahinein ist das Reisen philosophisch gespannt: <strong>die</strong> Lust<br />

auf das Fremde, auf das Offene, und <strong>der</strong> ziehende Schmerz, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Seele ergreift,<br />

wenn sie nach Heimat <strong>sich</strong> sehnt, nach Ursprung, Ruhe und Ewigkeit. Beide Pole<br />

sind ganz wesentliche Dimensionen menschlicher Existenz, denn Existieren heißt,<br />

<strong>sich</strong> <strong>zu</strong> entwerfen auf etwas, das man noch nicht ist, wie auch – im Gegen<strong>zu</strong>g –<br />

<strong>sich</strong> <strong>zu</strong> erinnern an etwas, das man nicht mehr ist. Existieren heißt, philosophisch<br />

gesprochen, hinaus<strong>zu</strong>stehen über Gegenwart und Präsenz […]. Existieren bedeutet,<br />

philosophisch gesehen, weniger ein Sein denn ein Werden und ein Sehen, und weil<br />

das so ist, deshalb ist Existieren immer auch wie ein Zustand des Reisens. 6<br />

Beim Reisen tritt wie beim Philosophieren <strong>der</strong> Denkende irgendwann auf eine „Meta-<br />

Ebene“, von <strong>der</strong> aus ihm klar wird, dass etwas als <strong>selbst</strong>verständlich Empfundenes nur so<br />

erscheint und dass es hinterfragt werden kann und auch sollte. Zu reisen kann also Reflexion<br />

erzeugen, weil man <strong>die</strong> Grenzen des Vertrauten und das Fremde und <strong>die</strong> Relativität <strong>der</strong><br />

Zustände bewusst erlebt. Das regt da<strong>zu</strong> an, Überzeugungen jeglicher Art <strong>zu</strong> reflektieren und<br />

dadurch <strong>zu</strong> neuen <strong>zu</strong> gelangen. Die Meta-Ebene scheint für Vollbrecht vor allem <strong>der</strong> Ort<br />

philosophischen Denkens <strong>zu</strong> sein. Eine solche Meta-Ebene nennt Vollbrecht „Gedankenlandschaft“.<br />

Für Vollbrecht ist beson<strong>der</strong>s wichtig, dass Ereignisse auf das Ich des Reisenden<br />

bezogen werden können, sonst bleiben sie<br />

kurzlebige Events auf einer kaleidoskopartigen Bühne […]. Damit das, was ich sehe,<br />

mich auch wirklich angeht, damit das, was mir begegnet, mir begegnet, muss<br />

ich <strong>die</strong> bereiste Welt in eine Erzählung einflechten können – <strong>die</strong> wirkliche Reise<br />

wird dann begleitet von einer Reise im Kopf. 7<br />

4 Ebd., 273<br />

5 VOLLBRECHT 2005, 11<br />

6 Ebd., 11f<br />

7 Ebd., 11


60 István Molnár<br />

Vier Modelle philosophischen Reisens finden wir bei Vollbrecht:<br />

1. Man philosophiert im Zusammenhang mit philosophischer Lektüre an den Orten,<br />

an denen <strong>sich</strong> <strong>die</strong> Autoren <strong>der</strong> Lektüren <strong>zu</strong> Lebzeiten auch aufgehalten haben und<br />

an denen <strong>die</strong>se Autoren <strong>die</strong> entsprechende Lektüre auch entwickelt haben. Durch<br />

<strong>die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Orte ist <strong>die</strong> Atmosphäre mit einem genius loci aufgeladen, das<br />

ist ein geistiges Klima, das an einem bestimmten Ort herrscht.<br />

2. Im zweiten Modell kommt dem Wan<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Bedeutung <strong>zu</strong>, <strong>der</strong> Stimme <strong>der</strong> Natur<br />

<strong>zu</strong> lauschen – unverstellt von philosophischen Theoremen. Im Wan<strong>der</strong>n wird <strong>der</strong><br />

Begriff herausgefor<strong>der</strong>t; Wan<strong>der</strong>n und Philosophieren bringen Kopf und Körper<br />

<strong>zu</strong>sammen, Sinnlichkeit und Verstand, Wan<strong>der</strong>n und Philosophieren meinen den<br />

ganzen Menschen.<br />

3. Dann gibt es noch <strong>die</strong> Möglichkeit, dass man tatsächlich reist und dabei philosophiert.<br />

Diese wird von Peter Vollbrecht gar nicht so explizit genannt. Reisen kann<br />

auch bedeuten, unter<strong>weg</strong>s <strong>zu</strong> sein.<br />

4. Das mögliche vierte Modell ist <strong>die</strong> imaginäre Reise, auch kurz von Peter Vollbrecht<br />

angerissen. Dabei handelt es <strong>sich</strong> wahrscheinlich <strong>um</strong> das Erzeugen einer eigenen<br />

Ideenlandschaft, o<strong>der</strong> einer Gedankenlandschaft. Es geht dar<strong>um</strong>, Erkenntnisse<br />

<strong>zu</strong> haben und aus ihnen auf grundsätzliche Aussagen <strong>zu</strong> kommen, indem<br />

man verschiedene Erkenntnisse durch Vergleiche hervorbringt und sie <strong>zu</strong>einan<strong>der</strong><br />

in Beziehung setzt. Es ist hier möglich, <strong>sich</strong> überhaupt nicht im Realra<strong>um</strong> <strong>zu</strong> be<strong>weg</strong>en,<br />

also man kann auf das reale Reisen völlig verzichten. Hier geht es <strong>um</strong> eine<br />

innere Welt. Wobei <strong>die</strong>se innere Welt keine künstlerische o<strong>der</strong> sonst wie Geartete<br />

ist, son<strong>der</strong>n eine philosophische, <strong>die</strong> ihre Eigenheiten in den speziellen Fragen hat,<br />

<strong>die</strong> <strong>der</strong> Philosoph an <strong>die</strong> Welt stellt und an den Antworten, <strong>die</strong> er dafür als adäquat<br />

empfindet. 8<br />

Man kann feststellen, dass Keyserlings Attitüde nach <strong>die</strong>ser Glie<strong>der</strong>ung dem zweiten Typ<br />

entspricht, mit <strong>der</strong> Bemerkung, dass <strong>der</strong> jeweilige Aufenthaltsort für ihn immer Anlass <strong>zu</strong>m<br />

Nachdenken, tiefen Philosophieren bedeutet.<br />

Die großen esoterischen Denksysteme – und unter ihnen beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> Astrologie<br />

– drücken mit ihren Symbolen sehr differenziert und anschaulich aus, wie <strong>die</strong> einzelnen<br />

Lebens- und Tätigkeitsbereiche miteinan<strong>der</strong> <strong>zu</strong>sammenhängen. So erscheint das uns jetzt<br />

interessierende Thema, das Reisen als Polarität von Zwillinge und Schütze, was auf eine<br />

Expansionskraft, auf ein bewusstseins-erweiterndes Prinzip hinweist. Eigentlich sehen wir<br />

hier eine semiotische „Denkachse“ mit <strong>der</strong> polaren Gegenüberstellung von konkretem,<br />

rationalem Wissen und übergeordneter, sinngeben<strong>der</strong> Betrachtung. Man verlässt also schon<br />

sein Heim, sein Haus, das par excellence Nahe und handelt <strong>der</strong> Symbolkraft <strong>der</strong> Zwillinge<br />

entsprechend unter dem Drang <strong>zu</strong>r Weiterbildung, <strong>zu</strong>m Ansammeln von Wissen, <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />

des rationalen Verstandes, des Intellekts, während <strong>der</strong> Schütze bereits das eigene<br />

Beobachten, Denken, Urteilen stimuliert, in <strong>die</strong> Ferne treibt, und befähigt, ein eigenes<br />

Weltbild <strong>zu</strong> formen. Diese Achse zieht einen <strong>weg</strong> vom Intellekt <strong>zu</strong>r Intuition, <strong>die</strong>se Kraft<br />

<strong>führt</strong> <strong>zu</strong>r wahren Selbstwerdung. Die durch das Zeichen Schütze bezeichneten Impulse<br />

stoßen an <strong>die</strong> von Erziehung, genormtem Verhalten gestellten Grenzen und Barrieren, man<br />

8 Siehe da<strong>zu</strong> DREHER 2007.


„Der Kürzeste Weg <strong>zu</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>führt</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Welt her<strong>um</strong>.“ … 61<br />

will den sozialen Schranken <strong>der</strong> Familientradition entfliehen, <strong>um</strong> teil<strong>zu</strong>haben an immer<br />

größerer Welt; dahinter steckt ein Drang in <strong>die</strong> Weite und Ferne, <strong>zu</strong>r unbeschränkten Freiheit.<br />

Das Leben bedeutet für solch einen Menschen etwas Ruheloses, Unstetes, schillernd<br />

Wechselndes, man wird immer weiter getrieben, man braucht Verän<strong>der</strong>ung, Abwechslung,<br />

<strong>um</strong> <strong>sich</strong> weiter entwickeln <strong>zu</strong> können. Schon im Symbolsystem <strong>der</strong> alten traditionellen<br />

Astrologie stellt <strong>die</strong> Dreieinigkeit Zwillinge – Merkur – Haus III das Fahren, kleine Reisen<br />

dar, während <strong>die</strong> Gruppe Schütze – Jupiter – Haus IX schon große Reisen, wahre Bildungsreisen<br />

versinnbildlicht, <strong>die</strong> schon auf philosophische, <strong>welt</strong>anschauliche Werdungsprozesse<br />

hinweisen können. In einfacher Sprache könnte man folgen<strong>der</strong>maßen formulieren: „Wer<br />

Planeten in den Zeichen Zwillinge und Schütze hat, geht gerne auf Reisen. Während <strong>die</strong><br />

Zwillinge Kurzreisen lieben, treibt es <strong>die</strong> Schützen hinaus in <strong>die</strong> große weite Welt. Fernweh<br />

und Fernreisen gehören <strong>zu</strong>m Lebenselixier des neunten Zeichens. Reisen bildet! Das ist das<br />

Motto des Schützenmenschen.“ 9<br />

So wun<strong>der</strong>t man <strong>sich</strong> nicht, dass Graf Hermann Keyserling Jupiter im ersten Haus<br />

hatte. Die Analyse von Hermann Graf Keyserlings Reisetagebuch eines Philosophen zeigt<br />

ebenfalls, wie <strong>sich</strong> in <strong>der</strong> exotistischen Dichtung ein auf verborgene Strukturen des<br />

menschlichen Inneren gerichtetes psychologisches Erkenntnisinteresse mit dem Ziel <strong>der</strong><br />

eigen-kulturellen Erneuerung und Regeneration verbindet. Auf ihren Reisen sind <strong>die</strong>se<br />

Literaten vor allem den exotischen Regionen ihrer eigenen Psyche auf <strong>der</strong> Spur. 10<br />

Reisen gilt also als Selbsterfahrung und psychologische Selbsterkenntnis. In Anbetracht <strong>der</strong><br />

polaren Dynamik von Innen und Außen hat Racionero recht, wenn er über <strong>die</strong> Beziehung<br />

zwischen einer Reise in <strong>die</strong> Ferne und einer Reise nach innen schreibt:<br />

Reist man in fremde Län<strong>der</strong>, so bestätigt <strong>sich</strong> <strong>die</strong> eigene kulturelle Identität durch<br />

den Kontrast, mit dem sie <strong>sich</strong> von den unbekannten Sitten und Gebräuchen abhebt,<br />

bei <strong>der</strong> Reise nach innen dagegen bewirkt <strong>die</strong> Erfahrung durch eine Art Osmose<br />

eine neue kulturelle Identität. 11<br />

5. Zwei Grundpositionen europäischen Selbstverständnisses auf In<strong>die</strong>n projiziert<br />

Wenn wir <strong>die</strong> Art und Weise bestimmen möchten, wie <strong>sich</strong> Keyserling <strong>zu</strong>r indischen Kultur<br />

verhalten hat, müssen wir berück<strong>sich</strong>tigen, dass zwei völlig unterschiedlich geprägte Facetten<br />

des literarischen In<strong>die</strong>nbildes vom Mittelalter bis in <strong>die</strong> unmittelbare Gegenwart hinein<br />

vorherrschend waren, wie <strong>die</strong> einschlägigen Untersuchungen <strong>der</strong> Imagologen, also jener<br />

Literaturforscher, <strong>die</strong> <strong>sich</strong> mit <strong>der</strong> Entstehung, <strong>der</strong> Verbreitung und <strong>der</strong> Wirkung nationenbezogener<br />

Bil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Literatur beschäftigen, schlüssig belegen. Die eine Facette sieht –<br />

ganz nach <strong>der</strong> antiken Devise „ex oriente lux“ – in <strong>der</strong> vermeintlich heilen und wun<strong>der</strong>samen<br />

Welt In<strong>die</strong>ns ein fast durch<strong>weg</strong> positiv bewertetes Gegenstück <strong>zu</strong>m Westen. Dem<br />

gegenüber steht <strong>die</strong> Facette des negativen In<strong>die</strong>nbilds, <strong>die</strong> in In<strong>die</strong>n Rückständigkeit in<br />

allen Bereichen konstatiert und <strong>die</strong> komplexe indische Gesellschaft <strong>zu</strong> ihrem Nachteil an<br />

westlichen, europäischen Maßstäben misst. Diese beiden im Grunde konträren Facetten des<br />

In<strong>die</strong>nbildes existieren seit Jahrhun<strong>der</strong>ten nebeneinan<strong>der</strong>.<br />

9 http://www.astrologos.de/artikel/astro-reisen<br />

10 Siehe ZENK 2008.<br />

11 RACIONERO 1986, 81


62 István Molnár<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Neuromantik setzte nach 1900 eine bis <strong>zu</strong>m Ende <strong>der</strong> Weimarer Republik<br />

anhaltende Welle von Reisen deutscher Schriftsteller nach In<strong>die</strong>n ein. Noch heute<br />

lesenswerte Reiseeindrücke von ihren indischen Reisen legte u. a. <strong>der</strong> als Verfasser des<br />

Kin<strong>der</strong>buchklassikers „Die Biene Maja“ bekannt gewordene Waldemar Bonsels vor.<br />

Die bedeutendsten literarischen Früchte trug <strong>die</strong> In<strong>die</strong>nbegeisterung von Hermann<br />

Hesse, <strong>der</strong> <strong>selbst</strong> In<strong>die</strong>n bereiste, <strong>sich</strong> ausgiebig mit indischer Philosophie und Literatur<br />

auseinan<strong>der</strong>setzte und vor allem mit seiner Kult-Erzählung „Siddharta“<br />

Brücken baute von <strong>der</strong> In<strong>die</strong>nbegeisterung <strong>der</strong> Neuromantiker <strong>zu</strong>r Hippie- und<br />

Aussteiger-Kultur <strong>der</strong> sechziger bis achtziger Jahre, <strong>der</strong>en Anhänger bei indischen<br />

Gurus nach Erleuchtung suchten. Natürlich gehört Keyserling <strong>zu</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong><br />

In<strong>die</strong>nbewun<strong>der</strong>er. 12<br />

In den beiden In<strong>die</strong>nbil<strong>der</strong>n, dem romantischen und dem utilitaristischen, spiegeln <strong>sich</strong><br />

zwei antagonistische Grundpositionen des europäischen Selbstverständnisses wi<strong>der</strong>. Wir<br />

finden beide in allen europäischen Län<strong>der</strong>n nebeneinan<strong>der</strong>, aber in zwei Län<strong>der</strong>n dominierte<br />

jeweils das eine: in Deutschland das romantische, in England das utilitaristische.<br />

Im romantischen In<strong>die</strong>nbild verkörpert <strong>die</strong> indische Kultur das, was das mo<strong>der</strong>ne<br />

Europa verloren <strong>zu</strong> haben glaubt: <strong>die</strong> ursprüngliche Vollkommenheit und Ganzheitlichkeit<br />

<strong>der</strong> menschlichen Existenz, <strong>die</strong> Harmonie von Mensch, Natur und Gott, <strong>die</strong> religiöse Geborgenheit,<br />

<strong>die</strong> poetische, göttlich beseelte Welt.<br />

Das utilitaristische In<strong>die</strong>nbild, das in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Aufklärung steht, weist In<strong>die</strong>n<br />

auf <strong>der</strong> Stufenleiter <strong>der</strong> Weltgeschichte einen Platz ganz unten <strong>zu</strong>, während<br />

Europa ganz oben steht. Im Gegensatz <strong>zu</strong> den Romantikern, für <strong>die</strong> <strong>die</strong> Geschichte<br />

ein einziger Abstieg von den Höhen eines in <strong>der</strong> Vergangenheit liegenden Goldenen<br />

Zeitalters ist, sehen <strong>die</strong> Utilitaristen <strong>die</strong> Menschheitsentwicklung als konstante<br />

Aufwärtsbe<strong>weg</strong>ung: von dunklen, primitiven Anfängen <strong>zu</strong>m Licht, <strong>zu</strong> Aufklärung,<br />

Vernunft und Fortschritt. Europas Aufgabe sei es, den an<strong>der</strong>en <strong>zu</strong> helfen, auf <strong>der</strong><br />

Stufenleiter weiter nach oben <strong>zu</strong> klettern. 13<br />

Es ist charakteristisch, dass vor allem in Krisenzeiten <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne <strong>die</strong> „Heile Welt“ in<br />

In<strong>die</strong>n gesucht wird. Immer wie<strong>der</strong> hat es seitdem Wellen <strong>der</strong> In<strong>die</strong>nbegeisterung in westlichen<br />

Län<strong>der</strong>n gegeben, vor allem, scheint es, in Krisenzeiten <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Sie sind Ausdruck<br />

des Zweifels und des Unbehagens am Weg, den Europa mit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne eingeschlagen<br />

hat. Zur Mo<strong>der</strong>ne gehört offenbar von Anfang an <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch da<strong>zu</strong>, <strong>der</strong> <strong>sich</strong> in <strong>der</strong><br />

Suche nach <strong>der</strong> vormo<strong>der</strong>nen, <strong>der</strong> „heilen“ Welt nie<strong>der</strong>schlägt. Ein Ort (neben an<strong>der</strong>en)<br />

<strong>die</strong>ser Heilen Welt ist seit <strong>der</strong> Romantik In<strong>die</strong>n.<br />

Vor allem in Deutschland lassen <strong>sich</strong> in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Romantik viele Belege in Literatur<br />

und Philosophie für das romantische In<strong>die</strong>nbild finden. 10 Von einer neuen In<strong>die</strong>nwelle<br />

wurde Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg erfasst, vom „Aufbruch nach Asien“ ist<br />

<strong>die</strong> Rede. Schriftsteller wie Hermann Hesse, Max Dauthendey und Stefan Zweig, Philoso-<br />

12 SCHMIDT 2006.<br />

13 LÜTT 1998.


„Der Kürzeste Weg <strong>zu</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>führt</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Welt her<strong>um</strong>.“ … 63<br />

phen zogen nach In<strong>die</strong>n und in <strong>die</strong> benachbarten Län<strong>der</strong>, <strong>um</strong> <strong>der</strong> unbefriedigenden europäischen<br />

Gegenwart <strong>zu</strong> entfliehen. Nach dem Ersten Weltkrieg zeigte <strong>der</strong> enthusiastische<br />

Empfang, <strong>der</strong> dem indischen Dichter Rabindranath Tagore in Deutschland bereitet wurde,<br />

eine neue Welle <strong>der</strong> romantischen In<strong>die</strong>nbegeisterung.<br />

Aber auch in England, in dem eigentlich das utilitaristische In<strong>die</strong>nbild dominierte,<br />

gab es schließlich doch eine Welle <strong>der</strong> In<strong>die</strong>nbegeisterung, wenn auch weniger unter Dichtern<br />

und Philosophen, als vielmehr im subkulturellen Milieu, getragen von <strong>der</strong> Theosophischen<br />

Gesellschaft, <strong>die</strong> 1875 von einer Russin und einem Amerikaner in New York gegründet<br />

worden war. Die Theosophen glaubten, im Hinduismus und Buddhismus uralte<br />

Weisheit entdecken <strong>zu</strong> können, <strong>die</strong> im Westen verloren gegangen sei und wie<strong>der</strong>belebt<br />

werden müsse. Die Theosophische Gesellschaft breitete <strong>sich</strong> in allen europäischen Län<strong>der</strong>n<br />

einschließlich Russlands aus. Im deutschen Bereich kam es kurz vor dem Ersten Weltkrieg<br />

unter <strong>der</strong> Führung Rudolf Steiners <strong>zu</strong> einer Abspaltung von <strong>der</strong> Theosophie in Gestalt <strong>der</strong><br />

Anthroposophischen Gesellschaft, <strong>der</strong>en subtile Auswirkungen in alle möglichen Bereiche<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft (Waldorf-Schulen!) bis heute spürbar sind.<br />

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg hat es eine romantische In<strong>die</strong>nwelle gegeben,<br />

<strong>die</strong>smal ausgehend von den USA, ausgelöst unter an<strong>der</strong>em durch <strong>die</strong> Schriften Hermann<br />

Hesses, nämlich <strong>die</strong> sogenannte Hippie-Kultur, in Amerika auch Counter Culture, Youth-<br />

Culture genannt. Die Schriften Hermann Hesses, <strong>die</strong> in Deutschland in den fünfziger Jahren<br />

schon als „Kitsch“ abgetan worden waren, kehrten in den sechziger Jahren mit <strong>der</strong><br />

Hippie Be<strong>weg</strong>ung tri<strong>um</strong>phal nach Deutschland <strong>zu</strong>rück. Tausende von Jugendlichen aus den<br />

USA und den an<strong>der</strong>en „westlichen“ Län<strong>der</strong>n (einschließlich Australien und Japan) zogen<br />

mit Hermann Hesses Steppenwolf und Siddharta im Rucksack – oft auf dem Land<strong>weg</strong> –<br />

nach In<strong>die</strong>n und Nepal, <strong>um</strong> dort das Gegenstück <strong>zu</strong>r mo<strong>der</strong>nen westlichen Zivilisation <strong>zu</strong><br />

finden.<br />

Dabei kam es häufig <strong>zu</strong> komischen, manchmal schmerzlichen Missverständnissen<br />

zwischen <strong>die</strong>sen westlichen Jugendlichen und den Einheimischen in In<strong>die</strong>n. Die<br />

Führungsschichten In<strong>die</strong>ns wünschen ja nichts sehnlicher, als ihr Land möglichst<br />

schnell auf den Weg Europas und Amerikas <strong>zu</strong> bringen, mit an<strong>der</strong>en Worten: es<br />

nach westlichem Vorbild <strong>zu</strong> mo<strong>der</strong>nisieren. Sie konnten es nicht verstehen, dass<br />

nun Europäer ins Land kamen, <strong>um</strong> gerade das <strong>zu</strong> suchen, was sie <strong>selbst</strong> als „Rückständigkeit“<br />

überwinden wollten. Der Zulauf, den <strong>die</strong> sogenannten Gurus mit ihren<br />

Heilslehren in westlichen Län<strong>der</strong>n finden, gehört ebenfalls in <strong>die</strong>se In<strong>die</strong>nwelle,<br />

<strong>die</strong> seit den sechziger Jahren in westlichen Län<strong>der</strong>n rollt. Ihre Auswirkungen reichen<br />

bis in <strong>die</strong> Musik und in <strong>die</strong> Medizin (Ayurveda). 14<br />

Was <strong>die</strong> gegenwärtige Situation betrifft, müssen wir mit Walter Schmidts Worten anerkennen:<br />

14 LÜTT ebd.


64 István Molnár<br />

Asien missioniert Deutschland. Die längst totgesagten alten, außerchristlichen Kulturreligionen<br />

Hinduismus, Buddhismus und Islam mit ihren Sekten erleben heute eine<br />

Renaissance, nicht <strong>zu</strong>letzt auf abendländischem Boden. Die „Fremdreligionen“ sind <strong>zu</strong><br />

neuem Selbstbewusstsein erwacht und „wettbewerbsfähig“ geworden. 15<br />

Man müsste aber von Keyserling lernen, dass <strong>die</strong>se Befruchtung <strong>der</strong> europäischen Kultur<br />

durch <strong>die</strong> östliche, insbeson<strong>der</strong>e indische Gedanken<strong>welt</strong>, keine mechanische Übernahme,<br />

son<strong>der</strong>n eine schöpferische Aneignung bedeuten sollte.<br />

6. Keyserling und das In<strong>die</strong>n des Reisetagebuchs<br />

Heinz Kimmerle untersucht <strong>die</strong> Philosophie aus interkultureller Sicht, und analysiert Hermann<br />

Hesses Aufzeichnungen über In<strong>die</strong>n. Mit Recht, denn Hesse gilt als eine <strong>der</strong> kompetentesten<br />

Personen hin<strong>sich</strong>tlich <strong>der</strong> indischen Kultur und Geisteshaltung, so wird auch hervorgehoben:<br />

Eine Rezension des Buches von Graf Hermann Keyserling Das Reisetagebuch eines<br />

Philosophen […] ist beson<strong>der</strong>s aufschlussreich für <strong>die</strong> Einschät<strong>zu</strong>ng In<strong>die</strong>ns,<br />

<strong>die</strong> <strong>sich</strong> bei Hesse herauskristallisiert, und für seine Bestimmung des Verhältnisses<br />

<strong>der</strong> indischen <strong>zu</strong>r europäischen Kultur. „Als erster unter all den europäischen Gelehrten<br />

hat er /Keyserling/ das Einfache, längst Bekannte gesehen und einfach ausgesprochen,<br />

dass <strong>der</strong> indische Weg <strong>zu</strong>m Wissen nicht eine Wissenschaft ist, son<strong>der</strong>n<br />

eine psychische Technik, dass es <strong>sich</strong> <strong>um</strong> eine Än<strong>der</strong>ung des Bewusstseins<strong>zu</strong>standes<br />

handelt und dass <strong>der</strong> auf indischem Weg Ausgebildete seine Erkenntnis<br />

nicht errechnet und erstu<strong>die</strong>rt, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Wahrheiten mit dem inneren Auge<br />

sieht, mit dem inneren Ohr belauscht und sie unmittelbar perzipiert, nicht erdenkt<br />

[…]. Er bedauert […] unseren unvollkommenen Mangel an Tradition und Methode<br />

in <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Konzentrationsfähigkeit.“ […] Hier leistet Keyserling<br />

das Außerordentliche, dass er als Europäer und kritisch geschulter Denker <strong>die</strong> tiefe<br />

Naivität des Hindu erreicht und erlebt, <strong>die</strong> so nah verwandt mit <strong>der</strong> Skepsis aussieht<br />

und doch ihr völliges Gegenteil ist. 16<br />

Im Kapitel Altin<strong>die</strong>n und Altchina weist er auf an<strong>der</strong>e Momente <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen<br />

Ost und West hin:<br />

Altin<strong>die</strong>n und Altchina sind uns Westlän<strong>der</strong>n so außer ordentlich interessant, weil<br />

wir dort – auf ganz an<strong>der</strong>en Wegen freilich, als wir sie <strong>zu</strong> wandeln gewohnt sind –<br />

eben das erreicht und verwirklicht finden, wonach wir noch suchen und streben.<br />

An <strong>der</strong> indischen Kultur haben wir ein Beispiel <strong>der</strong> vollendeten Selbstverwirklichung<br />

in <strong>der</strong> Sphäre des Psychischen, <strong>die</strong> das höchste Ideal von Philosophie und<br />

Religion bezeichnet […]. Uns ist das Glück <strong>zu</strong>teil geworden, im richtigen Augenblick<br />

das vollendet dargestellt <strong>zu</strong> sehen, was in uns <strong>selbst</strong> halb bewusst nach Vollendung<br />

strebt, so daß wir nunmehr durch zielbewußtes Wollen dem Naturprozess<br />

15 SCHMIDT 1971.<br />

16 KIMMERLE 1997, 98


„Der Kürzeste Weg <strong>zu</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>führt</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Welt her<strong>um</strong>.“ … 65<br />

<strong>zu</strong> Hilfe kommen können, was dessen Ablauf außerordentlich beschleunigen wird<br />

[…]. Der Ideal<strong>zu</strong>stand, dem unsere Bewun<strong>der</strong>ung gilt, gehört einer lei<strong>der</strong> schon<br />

ferneren Vergangenheit an; es scheint ausgeschlossen, dass er in seiner ursprünglichen<br />

Gestalt je wie<strong>der</strong>kehren könnte. 17<br />

Hier berührt Keyserling tiefere Fragen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kulturen. Die Vollständigkeit<br />

gehört <strong>der</strong> Vergangenheit an, aber in In<strong>die</strong>n kann man noch <strong>die</strong> hohe Stufe <strong>der</strong> Selbstverwirklichung<br />

des Psychischen wahrnehmen, <strong>die</strong> dem Europäer bereits verloren gegangen ist.<br />

Man muss danach streben, aber das Goldene Zeitalter ist in <strong>der</strong> ursprünglichen Form vorbei.<br />

Der neue Ideal<strong>zu</strong>stand ist für uns mit Hilfe <strong>der</strong> indischen Spiritualität <strong>zu</strong> erreichen.<br />

Betrachten wir jetzt <strong>die</strong> wichtigsten Momente <strong>der</strong> Darstellung des In<strong>die</strong>nbildes im<br />

Reisetagebuch. Keyserling sorgt auch dafür, schon am Anfang dem Leser <strong>zu</strong> helfen, wie<br />

<strong>die</strong>ser sein <strong>um</strong>fangreiches Werk rezipieren sollte. So schreibt er in <strong>der</strong> Vorbemerkung:<br />

Vorliegendes Tagebuch bitte ich <strong>zu</strong> lesen wie einen Roman […] so stellt es als<br />

Ganzes […] eine von innen heraus erschaffene, innerlich <strong>zu</strong>sammenhängende<br />

Dichtung dar, und wer es als solche auffasst, wird seinen eigentlichen Sinn verstehen<br />

[…]. Er wird <strong>sich</strong> dem offenbaren, <strong>der</strong> dem Wan<strong>der</strong>er völlig durch seine vielfachen<br />

Stimmungen und Wandlungen hindurch Gefolgschaft leistet, nie vergessend<br />

<strong>der</strong>weil, dass das Faktische mir nirgends Selbstzweck, son<strong>der</strong>n überall nur ein<br />

Ausdrucksmittel ist für einen Sinn, welcher unabhängig von ihm besteht; <strong>der</strong> <strong>sich</strong><br />

dementsprechend nicht daran stößt, dass Gedanken über fremde Kulturen mit<br />

Selbstbetrachtungen, exakte Darstellungen mit dichterischen Umbildungen abwechseln,<br />

dass viele, vielleicht <strong>die</strong> meisten Schil<strong>der</strong>ungen mehr <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

als <strong>der</strong> Tatsächlichkeit gerecht werden; <strong>der</strong> <strong>sich</strong> vor allem durch <strong>die</strong> Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

nicht beirren lässt, in <strong>die</strong> mich Standpunkts- und Stimmungswechsel mit Notwendigkeit<br />

häufig verstricken, und <strong>der</strong>en Auflösung ich nicht immer ausdrücklich mitteile.<br />

18<br />

Über <strong>die</strong> Wechselwirkung von äußerem und innerem Wesen, seine Einstellung <strong>zu</strong> beiden<br />

Sphären bei <strong>der</strong> Wahrnehmung legt er seine Gedanken folgen<strong>der</strong>maßen aus. Er lebte in <strong>der</strong><br />

Hoffnung,<br />

von außen gleichsam <strong>zu</strong> erjagen, was mich im Innern trieb, <strong>sich</strong> aber noch nicht<br />

geoffenbart hatte. Wie nun meine Organe erstarkten, wie ich sie besser und besser<br />

<strong>zu</strong> nutzen verstand; wie Neubildungen seltener wurden und <strong>die</strong> Seele des Ganzen<br />

andrerseits mehr und mehr jedes Einzelne <strong>zu</strong> durchdringen begann, da verblasste<br />

in entsprechendem Tempo mein Interesse am Äußerlichen, das bei mir ja nur ein<br />

Vorläufiges, fast ein Vorwand gewesen war. Heute bekümmert keine Tatsache als<br />

solche mich mehr. 19<br />

17 Ebd., 114–115<br />

18 KEYSERLING 1922, XXX<br />

19 Ebd., 4


66 István Molnár<br />

Die wahren Gründe für seine Reise in und <strong>um</strong> <strong>die</strong> Welt her<strong>um</strong> sind nicht Neugierde, auch<br />

nicht Forschungstrieb: „Was mich hinaustreibt in <strong>die</strong> weite Welt, ist eben das, was so viele<br />

ins Kloster getrieben hat: <strong>die</strong> Sehnsucht nach Selbstverwirklichung.“ 20 Letztere kann <strong>sich</strong><br />

aber vollziehen, wenn man ein Möglichkeitsmensch ist, <strong>sich</strong> aller potenziellen, schl<strong>um</strong>mernden<br />

Anlagen, latenten Dispositionen bewusst ist. Da<strong>zu</strong> ist aber nur <strong>der</strong> Metaphysiker<br />

fähig, <strong>der</strong> alles von einem höchsten Blickpunkt <strong>zu</strong> sehen vermag.<br />

Der Metaphysiker verhält <strong>sich</strong> <strong>zu</strong>m Dichter, wie <strong>die</strong>ser <strong>sich</strong> <strong>zu</strong>m Schauspieler verhält.<br />

Der Komödiant stellt dar, <strong>der</strong> Dichter schafft, <strong>der</strong> Metaphysiker antizipiert im<br />

Sinne alle mögliche Darstellung und Schöpfung. So darf er in keiner Gestaltung<br />

aufgehen, darf er mit keiner <strong>sich</strong> identisch fühlen; sein Bewusstseinszentr<strong>um</strong> muss<br />

mit dem <strong>der</strong> Welt <strong>zu</strong>sammenfallen, er muss jede einzelne Erscheinung vom Standpunkte<br />

Gottes aus sehen. 21<br />

Nach den einführenden Gedankengängen macht <strong>sich</strong> Keyserling auf den Weg nach den<br />

Tropen. In Ceylon nimmt er <strong>die</strong> Möglichkeit wahr, <strong>zu</strong> erörtern, dass alles Leben in den<br />

tropischen Gegenden Vegetation ist, dass <strong>die</strong> Sehnsucht aus <strong>der</strong> Fülle hinaus als mächtigstes<br />

Motiv des Tropenbewohners gilt. All das kann man aber als Vorbereitung für <strong>die</strong> erste<br />

große Destination: In<strong>die</strong>n betrachten. Nachdem er im Zusammenhang mit Ceylon ausführlich<br />

den Buddhismus analysiert, <strong>die</strong>sen von mehreren Ge<strong>sich</strong>tspunkten aus mit dem Christent<strong>um</strong><br />

verglichen hat, kommt er im heiß ersehnten Land, auf dem indischen Subkontinent<br />

an. An <strong>der</strong> ersten Station, in Rameshvaram wird er gleich in den Sog einer Prozession von<br />

Pilgern hineingezogen. Der europäische Weltreisende beschreibt mit Begeisterung, wie er<br />

Pilger ohne Ende gewahrte, „Hierophanten und Tempelbe<strong>die</strong>nstete <strong>um</strong> ikonenhaft geschmückte<br />

Elefanten, <strong>um</strong> goldglänzende Wagen und Tragbahren her<strong>um</strong> <strong>sich</strong> bei Fackelschein<br />

<strong>zu</strong> festlichem Zuge rüsten.“ 22 Hinter ihm folgte <strong>die</strong> Göttin,<br />

hochthronend auf kostbarem Palankin. So ging es, bei dröhnendem Paukengerassel,<br />

bei grellem Klarinettengekreisch, bis tief in <strong>die</strong> Nacht in feierlichem Rundgang<br />

durch <strong>die</strong> herrlichsten Säulengänge <strong>der</strong> Welt, an <strong>der</strong>en Wänden <strong>die</strong> aufgereihten<br />

frommen, von den Fackeln sprunghaft belichtet, <strong>sich</strong> ehrfurchterschauernd neigten.<br />

23<br />

Keyserling scheint hier <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>zu</strong> wi<strong>der</strong>sprechen, er schil<strong>der</strong>t ja <strong>die</strong> tatsächlichen Ereignisse<br />

mit aller Schönheit <strong>der</strong> Formen und Farben, fast alle Sinnesorgane ansprechend.<br />

Gleich kommt aber <strong>der</strong> Übergang aus <strong>der</strong> physisch wahrnehmbaren Sphäre in <strong>die</strong> geistigen<br />

Bereiche. Die Verbindung wird einfach mit einem zweckgemäßen Satz gewährleistet: „Was<br />

mir auffällt, ist, dass <strong>die</strong>se noch so verschiedenartigen Pilger irgendwie doch eines Geistes<br />

sind.“ 24 Was danach folgt, gehört schon <strong>zu</strong>m Terrain <strong>der</strong> religiösen, philosophischen Medi-<br />

20 Ebd., 4<br />

21 Ebd., 5–6<br />

22 Ebd., 95<br />

23 Ebd., 95<br />

24 Ebd., 96


„Der Kürzeste Weg <strong>zu</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>führt</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Welt her<strong>um</strong>.“ … 67<br />

tation und Assoziation. Bereits hier am Anfang seines Aufenthaltes in In<strong>die</strong>n konzentriert<br />

Keyserling auf <strong>die</strong> geistig-seelischen Momente, auf <strong>die</strong> Manifestationsformen <strong>der</strong> spezifischen<br />

hinduistischen Spiritualität. So stellt er fest: „Was mich bei allen beeindruckt, ist das<br />

Dasein einer Bewusstseinslage, <strong>die</strong> das Auffassen von Wirklichkeiten ermöglicht, welche<br />

den durchschnittlichen Westlän<strong>der</strong> nicht berühren.“ 25 Es wird also schon hier ein wesentlicher<br />

Unterschied zwischen dem östlichen, indischen und dem europäischen Menschen<br />

hervorgehoben, was <strong>die</strong> Erkenntnis von Wirklichkeitsebenen betrifft. Ein weiterer voneinan<strong>der</strong><br />

abweichen<strong>der</strong> Zug ist: „Diese Pilger verstehen offenbar <strong>die</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Symbole<br />

[…] <strong>die</strong>sen Pilgern scheint das Symbol seinen Sinn unmittelbar <strong>zu</strong> enthüllen; ihre Seelen<br />

scheinen unmittelbar von den heiligen Worten /Mantras/ berührt.“ 26<br />

Der normale Europäer verfügt über solche Fähigkeiten nicht, aber <strong>der</strong> Autor beeilt<br />

<strong>sich</strong> fest<strong>zu</strong>stellen, dass ihm <strong>die</strong>se Bewusstseinslage nicht unbekannt ist.<br />

Alle Vorausset<strong>zu</strong>ngen sind ihm also gegeben, <strong>die</strong> indische Geistes<strong>welt</strong>, religiöse<br />

Praxis in ihren ganzen Tiefen <strong>zu</strong> erkennen und, was genauso wichtig ist, <strong>zu</strong> erfahren. Keyserling<br />

besucht viele Städte in In<strong>die</strong>n, bis er am eigentlichen Ziel, <strong>der</strong> heiligsten Stadt <strong>der</strong><br />

In<strong>der</strong>, Benares /Waranassi/ ankommt. Je<strong>der</strong> Ort gilt als <strong>die</strong> Station einer geistigen Reise,<br />

und jede Station bietet dem Verfasser günstige Gelegenheiten, philosophische, religiöse,<br />

ästhetische Probleme <strong>zu</strong> besprechen, Vergleiche, gedankliche Experimente an<strong>zu</strong>stellen. Es<br />

seien <strong>die</strong> Namen einiger Städte mit manchen damit verbundenen Themen genannt: Madura:<br />

Die indische Kunst als Höchtsausdruck physischer Imagination, Mono-, Polytheismus und<br />

Mystik; Tanjora: Der indische Tanz; Conjeevaram: Psychologie des Kastensystems; Mahabalipuram:<br />

Wert <strong>der</strong> Vergänglichkeit; Adyar: Ver<strong>die</strong>nst <strong>der</strong> Theosophischen Gesellschaft,<br />

Wesen <strong>der</strong> Yoga, männliche und weibliche Tugenden; Ellora: Brahmanismus, Dschainismus<br />

und Buddhismus; Udaipur: Das indische Theater, indische Liebeskunst; Tschitor:<br />

Indisches Heldent<strong>um</strong>; Dschaipur: Der Kastenbegriff, Indische Glaubenskraft; Delhi: Delhi<br />

und Rom, Islamische Toleranz; Agra: Der Taj Mahal.<br />

Benares gilt als das Zentr<strong>um</strong> <strong>der</strong> indischen Spiritualität. Es bietet Keyserling <strong>die</strong><br />

meisten Gelegenheiten, über <strong>die</strong> verschiedensten komplizierten Fragen <strong>der</strong> Menschheit<br />

nach<strong>zu</strong>denken. „Benares ist heilig. Das oberflächlich gewordene Europa versteht solche<br />

Wahrheiten ka<strong>um</strong> mehr.“ 27 Der Verfasser drückt seine Befürchtung aus, dass in Europa<br />

bald keiner mehr Wallfahrten unternimmt, und <strong>die</strong> Christenheit ohne Heiligtümer dastehen<br />

wird. Keyserling beklagt <strong>sich</strong>, aber <strong>zu</strong>gleich nimmt er <strong>die</strong> Möglichkeit wahr, eine philosophisch-psychologische<br />

Meditation über das Wesen des Kultes, <strong>der</strong> religiösen Feste ein<strong>zu</strong>schalten.<br />

So „haben alle Religionen Feiertage eingesetzt; den Umgang mit heiligen Männern<br />

empfohlen; beson<strong>der</strong>s aber das Wallfahrten angeraten.“ 28 Das ist eine beson<strong>der</strong>e Fahrt,<br />

<strong>die</strong> eigentlich <strong>die</strong> Reise überhaupt symbolisieren kann.<br />

Bei solchen trägt nämlich alles da<strong>zu</strong> bei, <strong>die</strong> religiösen Saiten <strong>der</strong> Seele <strong>zu</strong>m<br />

Schwingen <strong>zu</strong> bringen und in dauern<strong>der</strong> Schwingung <strong>zu</strong> erhalten. Die Ortsverän<strong>der</strong>ung<br />

lässt den Menschen zeitweilig seine gewohnten Umstände vergessen; das Ziel<br />

25 Ebd., 96<br />

26 Ebd., 96<br />

27 Ebd., 258<br />

28 Ebd., 259


68 István Molnár<br />

<strong>der</strong> Fahrt stetig im Auge behalten, schließt eben dadurch herabmin<strong>der</strong>nde Erinnerungen<br />

aus; endlich steigert <strong>die</strong> Phantasie in <strong>der</strong> Erwartung den möglichen Einfluss<br />

des Heiligt<strong>um</strong>s so sehr, dass <strong>die</strong> Seele <strong>sich</strong> dem wirklich Vorhandenen mit äußerster<br />

Empfänglichkeit hingibt. 29<br />

Wie differenziert Keyserling <strong>die</strong> betreffende Frage behandelt, und so wie ungerecht <strong>die</strong> an<br />

ihn gerichteten Kritiken und Vorwürfe sind, zeigt <strong>die</strong> Fortset<strong>zu</strong>ng <strong>die</strong>ses Gedankengangs:<br />

Aber <strong>die</strong>ses Subjektive ist es nicht allein, das <strong>die</strong> Heilwirkung heiliger Stätten bedingt:<br />

<strong>die</strong>se werden objektiv heiligend durch <strong>die</strong> K<strong>um</strong>ulation <strong>der</strong> Glaubensvorstellungen<br />

seiner Besucher. Sie gewinnen auf <strong>die</strong> Dauer eine Atmosphäre, <strong>die</strong> auch<br />

den ergreift, <strong>der</strong> in unheiliger Stimmung hinzog. 30<br />

Im Lichte <strong>der</strong> indischen Seelenkultur scheint dem Verfasser fast <strong>die</strong> ganze europäische<br />

Geistigkeit, Lebenspraxis problematisch <strong>zu</strong> sein. Ein eklatantes Beispiel dafür ist <strong>die</strong> Frage<br />

<strong>der</strong> Wahrheit. Keyserling bezieht <strong>sich</strong> auf ein Gespräch mit einem In<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> veranschaulichenden<br />

Klärung <strong>die</strong>ses wichtigen Problems:<br />

Neulich sagte mir ein Hindu: Dass ihr großer Geister bedürft, <strong>um</strong> <strong>die</strong> Wahrheit <strong>zu</strong><br />

entdecken, ist ein Zeichen, wie ungebildet ihr seid; ihr seid auf außerordentliche<br />

Zufälle angewiesen. Die Wahrheit ist doch da, liegt je<strong>der</strong>mann vor, ist im geringsten<br />

enthalten: nach genügen<strong>der</strong> Schulung kann je<strong>der</strong> ihrer an<strong>sich</strong>tig werden. Welch<br />

supreme Ironie liegt darin, dass ihr, <strong>die</strong> Ungeduldigen, <strong>die</strong> Geburt eines Originales<br />

abwarten müsst, <strong>um</strong> euch einer Selbstverständlichkeit /denn jede Wahrheit versteht<br />

<strong>sich</strong> von <strong>selbst</strong>/ bewusst <strong>zu</strong> werden! 31<br />

Eine naivere und <strong>zu</strong>gleich schärfere Kritik an dem europäischen, insbeson<strong>der</strong>e deutschen<br />

Geniekult hat noch keiner formuliert. Dass <strong>die</strong> Situation nicht ganz hoffnungslos ist, zeigt<br />

<strong>die</strong> Einführung von Kursen des „kreativen Schreibens“ an einigen Universitäten in den<br />

letzten Jahrzehnten.<br />

Im einführenden Teil haben wir schon darauf hingewiesen, welch große Rolle <strong>die</strong><br />

Berührung und Bekanntschaft Keyserlings mit <strong>der</strong> russischen Kultur und Geistigkeit gespielt<br />

hat. Russland kommt auch im Reisetagebuch als positives Beispiel vor, als beinahe<br />

einzige Ausnahme von den Verfallserscheinungen in Europa:<br />

Im westlichen Europa, das im Mittelalter In<strong>die</strong>n so ähnlich sah, ist echte Andacht<br />

ka<strong>um</strong> mehr an<strong>zu</strong>treffen […]. Nur in Russland kennt man sie noch als Normalphänomen.<br />

In <strong>der</strong> Tat habe ich, seit ich in In<strong>die</strong>n weile, mehr denn einmal des russischen<br />

Menschen gedenken müssen. Seltsam ähnlich dem Hindu steht <strong>die</strong>ser <strong>zu</strong>r<br />

Welt: gleich allverstehend, gleich allbrü<strong>der</strong>lich, gleich unpraktisch. Und seltsam<br />

ist vor allem seine Religiosität. Zwischen vielen Pilgern, <strong>die</strong> ich einerseits am<br />

29 Ebd., 259<br />

30 Ebd., 259–260<br />

31 Ebd., 313


„Der Kürzeste Weg <strong>zu</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>führt</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Welt her<strong>um</strong>.“ … 69<br />

Gangesgestade, andrerseits an <strong>der</strong> Ssergievskaja Lawra beten sah, bestand <strong>sich</strong>er<br />

nur ein konfessioneller Unterschied. Eine gleiche Inbrunst nicht allein, eine gleiche<br />

Qualität <strong>der</strong> Inbrunst entflammte <strong>die</strong> Herzen dort wie hier. Ja, Russland – das<br />

Russland des einfachen Bauern – ist heute wohl das einzige gottnahe Reich <strong>der</strong><br />

Christenheit. 32<br />

7. Zusammenfassung<br />

Natürlich bedürfen <strong>die</strong>se Gedanken einer gründlichen Überprüfung und Aktualisierung,<br />

soviel steht aber fest, dass man noch sehr viel an einem neuen adäquaten Europa-Paradigma<br />

arbeiten muss, und manche Fragenstellungen und Anwortversuche von Hermann Keyserling<br />

einen nützlichen Beitrag <strong>zu</strong>r Klärung von grundlegenden Problemen leisten könnten.<br />

Man kann auch im 21-sten Jahrhun<strong>der</strong>t von ihm lernen, wie man <strong>die</strong> Weisheit <strong>der</strong> In<strong>der</strong><br />

berück<strong>sich</strong>tigen sollte, <strong>um</strong> im großen „Zusammenstoß <strong>der</strong> Zivilisationen“ Europa, seine<br />

ganze Kultur vor dem immer wie<strong>der</strong> visionierten Untergang <strong>zu</strong> retten.<br />

Literatur<br />

DREHER 2007<br />

DREHER, Birger: Was kann „Philosophisches Reisen“ sein? Feigenblätter. Philosophische<br />

Praxis im Feigenba<strong>um</strong>, Juli 24, 2007. http://feigenblaetter.blogspot.<br />

com/<br />

FISCH 2010<br />

FISCH, Michael: Reisen in <strong>der</strong> Literatur http://www.luise-berlin.de/lesezei/blz01_<br />

04/text01.htm (2010.10.26).<br />

KATZ 1932<br />

KATZ, Richard: Ernte: des B<strong>um</strong>mels <strong>um</strong> <strong>die</strong> Welt. Zweite Folge. Berlin, ULLSTEIN,<br />

1932.<br />

KEYSERLING 1922<br />

KEYSERLING, Graf Hermann: Das Reisetagebuch eines Philosophen. Sechste Auflage.<br />

Erster Band. Darmstadt, REICHL, 1922.<br />

KEYSERLING 1920<br />

KEYSERLING, Hermann: Philosophie als Kunst. Darmstadt, REICHL, 1920.<br />

KIMMERLE 1997<br />

KIMMERLE, Heinz: Verschiebungen im Urteil über an<strong>der</strong>e Kulturen. Analyse und<br />

kritische Auswertung <strong>der</strong> Aufzeichnungen Hermann Hesses Aus In<strong>die</strong>n /1911–<br />

1959/. In: Philosophie aus interkultureller Sicht. Amsterdam, RODOPI, 1997.<br />

LÜTT 1998<br />

LÜTT, Jürgen: „Heile Welt o<strong>der</strong> Rückständigkeit?“ Deutschland, In<strong>die</strong>n und das<br />

deutsche In<strong>die</strong>nbild. Das romantische und das utilitaristische In<strong>die</strong>nbild Europas.<br />

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de/1_98/bis981k.htm<br />

32 Ebd., 266


70 István Molnár<br />

RACIONERO 1986<br />

RACIONERO, Luis: Die Barbaren des Nordens. Die Zerstörung des mediterranen<br />

Lebensgefühls. Düsseldorf – Wien, ECON, 1986.<br />

SCHMIDT 2006<br />

SCHMIDT, Horst: Z<strong>um</strong> In<strong>die</strong>nbild in <strong>der</strong> deutschen Literatur.<br />

http://www.eschweiler-liest.de/show_news.php?id=10 (16.10.2006)<br />

SCHMIDT 1971<br />

SCHMIDT, Walter: Die „Fremdreligionen“ in Deutschland. Hinduismus – Buddhismus<br />

– Islam. EZW-Information Nr.46, EZW, Stuttgart IV/1971 (pdf-Datei,<br />

Quelle: www.ezw-berlin.de<br />

TUCHOLSKY 12 Juni 1928<br />

TUCHOLSKY, Kurt, PANTER, Peter: Der Darmstädter Armleuchter. In: Die Weltbühne,<br />

25, 12. Juni 1928.<br />

TUCHOLSKY 19 Juni 1928<br />

TUCHOLSKY, Kurt, PANTER, Peter: Der Darmstädter Armleuchter. In: Die Weltbühne,<br />

25, 19. Juni 1928.<br />

VOLLBRECHT 2005<br />

VOLLBRECHT, Peter: Alles Existieren ist Unter<strong>weg</strong>ssein. Erfahrungen mit dem Experiment<br />

„Philosophische Reisen“. In: STAUDE, Detlef (Hg.): Lebendiges Philosophieren.<br />

Philosophische Praxis im Alltag. Bielefeld, TRANSCRIPT, 2005, 11–20.<br />

ZENK 2008<br />

ZENK, Volker: Innere Forschungsreisen. Literarischer Exotismus in Deutschland<br />

<strong>zu</strong> Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Oldenburg: IGEL, 2008.

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