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Alpingeschichte(n) der anderen Art - Zürcher Hochschule der Künste

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28<br />

zett 1–11/ kultuanalysen und vermittlung<br />

kunstpflaster,<br />

leerklänge und<br />

endlosfilm<br />

John Cages 4’33” aufführen, Patrick Freys<br />

Bücher sammlung bestaunen, über die Pflasterfunktion<br />

<strong>der</strong> Kunstvermittlung diskutieren:<br />

Dies und vieles mehr konnten Master-Studierende<br />

<strong>der</strong> Studienrichtungen <strong>Art</strong> Education,<br />

Transdiziplinarität und Schulmusik in fünf<br />

interdisziplinären Workshops tun. Jenny Berg*<br />

Über Bücher reden. Vier Tage lang. Kann das gut gehen? Es<br />

kann: Weil die Workshopteilnehmenden angefressen sind vom<br />

Bücherlesen, Bücheranfassen, Bücherkaufenwollen, seit ihrer<br />

Kindheit schon, erzählen sie nacheinan<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Vorstellungsrunde.<br />

Und weil es dem Workshopleiter Patrick Frey, dem<br />

Verleger, <strong>der</strong> den Kabarettisten für einmal zu Hause gelassen<br />

hat, ganz genauso geht.<br />

... unkonventioneller Musik ...<br />

„Crazy!“ hört man es auch in einem an<strong>der</strong>en Workshop rufen.<br />

„Unreine Musik“ heisst er, und wer sich darunter etwas<br />

Dreckiges vorstellt, liegt nicht ganz falsch: Mit <strong>der</strong> herausgeputzten<br />

klassischen Musik hat die Konzeptmusik, die <strong>der</strong><br />

Komponist Urs Peter Schnei<strong>der</strong> hier mit den Studierenden<br />

erarbeitet, wenig zu tun. Er nennt es auch „Musik <strong>der</strong> Voraussetzungslosigkeit“,<br />

und tatsächlich können die Studierenden<br />

so verschiedener Studienrichtungen wie Schulmusik,<br />

Transdisziplinarität und <strong>Art</strong> Education völlig gleichberechtigt<br />

miteinan<strong>der</strong> musizieren. Als Klangerzeuger ist alles erlaubt,<br />

gebraucht wird aber vor allem <strong>der</strong> Kopf: „Man muss das alles<br />

schon sehr konzentriert durchdenken, ehe man die Kunst in<br />

diesen Konzepten begreifen kann“, berichtet eine Studentin.<br />

Etwa bei La Monte Youngs Composition No. 7: zwei Töne, „to<br />

be held for a long time“. Doch die Energie, mit <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong><br />

von diesen einst bahnbrechenden Ideen berichtet, überträgt<br />

sich auf die Studierenden, stachelt sie an zu diskutieren, auszuprobieren,<br />

die zwei Noten so o<strong>der</strong> ganz an<strong>der</strong>s zu halten.<br />

Und nach dem Konzertabend sagt selbst diejenige Studentin,<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gedankenarbeit zunächst das Sinnliche fehlte: „Da<br />

geschah etwas Tolles — es war poetisch und schön!“<br />

... poetischer Filmsequenzen und vielem mehr<br />

Auch über die an<strong>der</strong>en Workshops gäbe es noch vieles zu<br />

berichten. Von den hitzigen Diskussionen <strong>der</strong> Studierenden<br />

mit <strong>der</strong> in New York tätigen Kunstvermittlerin Beate Schlingelhoff,<br />

ob Kunst Vermittlung brauche o<strong>der</strong> ob Vermittlung<br />

vielmehr Ersatz ist für alles, was in den pädagogischen Einbahnstrassen<br />

zu kurz kommt. Von den vielfältigen Möglichkeiten,<br />

Architektur in Architektur auszustellen, die die ehemalige<br />

Direktorin des Schweizerischen Architekturmuseums<br />

Francesca Ferguson den Studierenden aufzeigte. Von <strong>der</strong> Poesie<br />

eines Staubwedels in den Händen einer alten Dame aus<br />

dem Videomaterial „24 Stunden Berlin“, das Peter Paul Kubitz,<br />

Programmdirektor Fernsehen <strong>der</strong> Deutschen Kinemathek<br />

Berlin, seinen Workshopteilnehmenden zum Experimentieren<br />

mitbrachte.<br />

Was bleibt? Die Erfahrung von vier intensiven Tagen, in denen<br />

Neuland betreten und Grenzbereiche ausgelotet wurden. Und<br />

die Bestätigung <strong>der</strong> Annahme, dass diese thematischen Fäden<br />

weitergesponnen werden können — zum Beispiel im April<br />

diesen Jahres mit <strong>der</strong> Studienreise des Master <strong>Art</strong> Education<br />

nach Berlin und einem Wie<strong>der</strong>sehen mit Peter Paul Kubitz<br />

o<strong>der</strong> im September mit einer möglichen öffentlichen Wie<strong>der</strong>aufführung<br />

konzept-musikalischer Stücke im Rahmen <strong>der</strong><br />

Veranstaltung „Das begehbare Buch“ von Orell Füssli.<br />

* Jenny Berg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Master of <strong>Art</strong>s in <strong>Art</strong> Education,<br />

Vertiefung publizieren & vermitteln ( jenny.berg@zhdk.ch).<br />

Von <strong>der</strong> Anziehungskraft spezieller Bücher ...<br />

Frey hat etliche Bücher mitgebracht, in allerhand Formen<br />

und Farben. Ein Palmenblatt aus Bali ist dabei, handbeschrieben<br />

mit einer alten Sage, hochglänzende Coffee Table Books,<br />

fleddrige Telefonbücher, leere Poesiealben, gewichtige Literaturausgaben,<br />

Teppichmustersammlungen. Fast jedes von<br />

ihnen nimmt er in die Hand, befühlt es, erklärt. Auch „seine“<br />

Bücher, die er als Verleger erst hat entstehen lassen. Und er<br />

bringt Autoren-Gestalter-Teams mit, lässt sie berichten von<br />

ihren Projekten. „Total crazy!“ findet eine Studentin das, all<br />

die Ideen, die hinter diesen Büchern stecken, all die kreativen<br />

Buchmacher, die man sonst wohl kaum kennengelernt hätte.<br />

Interdisziplinäre Workshops mit Master-Studierenden <strong>der</strong> Studienrichtungen<br />

<strong>Art</strong> Education, Transdiziplinarität und Schulmusik: Der Verleger und Kabarettist<br />

Patrick Frey stellt im Workshop „Über Bücher reden“ seinen Büchersammlung<br />

vor (links oben); <strong>der</strong> Komponist Urs Peter Schnei<strong>der</strong> probt mit den<br />

Studierenden im Workshop „Unreine Musik“ den zweiten Satz aus John Cages<br />

4’33’’ (unten). Bil<strong>der</strong>: Jenny Berg.

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