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(Vgl. Nessmann, 2001/2002 und 2004, S.1)<br />
Nach den vielen Aufritten haben die Kinder bald ihre erste Auslandstournee: nach<br />
England. Danach jedoch gehen die Verkaufszahlen der <strong>Jackson</strong>-Five-Platten langsam<br />
zurück und Berry Gordy muss etwas tun, etwas ändern, um erfolgreich zu bleiben.<br />
Auch später wird <strong>Michael</strong> um diesem Umstand des Showbusiness wissen: Um oben<br />
zu bleiben, muss man sich ständig neu erfinden - ein Paradoxon dieses Berufs. Da der<br />
kleine <strong>Michael</strong> bei den Zuschauern immer schon am beliebtesten war, entscheidet<br />
Gordy sich dafür, Lieder und ein ganzes Album mit dem Dreizehnjährigen allein zu<br />
produzieren. Rund um die Uhr arbeitet <strong>Michael</strong> nun. Der Erfolg des Jüngsten färbt<br />
auch auf den Erfolg des nächsten Brüder-Albums ab, dennoch wird auch mit <strong>Michael</strong><br />
allein weiterproduziert. Um die Zeit, also 1971, in der er leidenschaftlich über die<br />
Ratte “Ben” singt, fällt auf, dass er, wenn er nicht singt, immer schüchterner wird.<br />
Obwohl er nie allein ist, scheint er immer einsamer zu werden. “Ben” kommt<br />
jedenfalls einige Zeit nach ihrem Erscheinen bis auf Platz eins in den Charts. Bald<br />
erscheint eine Zeichentrick-Fernsehserie über die Familie <strong>Jackson</strong>. Jeden Samstag<br />
Morgen können die Brüder die fröhliche, idyllische Familie im Fernsehen betrachten,<br />
die so garnicht ihnen selber entspricht. “Es gefiel mir, eine Zeichentrickfigur zu sein.”<br />
schreibt <strong>Michael</strong> später. (<strong>Jackson</strong>, 1988, S.81) Es ist jedenfalls das erste Mal, dass<br />
Schwarze der Inhalt einer Serie sind.<br />
<strong>Michael</strong> kommt in die Pubertät. Was er dabei nicht spürt, ist der Schritt in die<br />
Erwachsenheit, denn den hat er schon als Kind durchgemacht. Er hatte immer schon<br />
hart gearbeitet. Was ihn in der Pubertät hingegen belastet, ist die großflächig verteilte<br />
Akne und die Tatsache, dass er nun nie mehr der süße kleine Junge sein würde, als der<br />
er erfolgreich war und weswegen er auf der Bühne geliebt wurde. “Ich war nicht mehr<br />
der süße kleine <strong>Michael</strong>, den die Leute erwarteten. [...] Ich wurde sehr scheu, mein<br />
Anblick deprimierte mich. Ich konnte die Leute mit denen ich sprach, nicht ansehen.”<br />
(<strong>Jackson</strong>, 1988, S.79) Außerdem wandelt sich in dieser Zeit seine kindliche<br />
Stupsname zu einer unförmigen, riesigen Knolle. Joe hänselt ihn nun noch mehr, hält<br />
ihm täglich vor, er hätte die hässlichste Nase von allen <strong>Jackson</strong>s. <strong>Michael</strong> beginnt,<br />
sich selbst, sein Spiegelbild, zu hassen. Nur auf der Bühne fühlte er sich weiterhin<br />
wohl und sicher. “Nur auf meine Plattenhits konnte ich stolz sein. Sobald ich auf der<br />
Bühne stand, verflogen meine Sorgen.”(<strong>Jackson</strong>, 1988, S.79) <strong>Michael</strong> wächst stark<br />
und kommt in den Stimmbruch. Durch das intensive Gesangstraining merkt das