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Universität Klagenfurt<br />
Fakultät für Kulturwissenschaften<br />
Institut für Publizistik<br />
Abteilung für Organisationskommunikation<br />
Impression Management<br />
und Personal Public Relations<br />
von Stars –<br />
<strong>Beispiel</strong> <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong><br />
Diplomarbeit<br />
zur Erlangung des akademischen Grades<br />
Magistra der Philosophie<br />
eingereicht bei Ass.-Prof. Mag. Dr. Karl Nessmann<br />
Caroline Zora Dorothea Scheibel<br />
Villach, im März 2005
Ehrenwörtliche Erklärung<br />
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit verfasst und die mit<br />
ihr unmittelbar verbundenen Arbeiten selbst durchgeführt habe.<br />
Die in der Diplomarbeit verwendete Literatur sowie das Ausmaß der mir im gesamten<br />
Arbeitsvorgang gewährten Unterstützung sind ausnahmslos angegeben.<br />
Die Diplomarbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden.<br />
Caroline Scheibel<br />
Villach, im März 2005
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort......................................................................................................................1<br />
1. EINLEITUNG........................................................................................................3<br />
1.1. Relevanz des Themas.....................................................................................3<br />
1.2. Fragestellung..................................................................................................3<br />
1.3. Gliederung der Arbeit....................................................................................4<br />
2. GRUNDLAGEN DES PERSONENMARKETINGS...........................................5<br />
2.1. Marke und Marketing-Mix............................................................................5<br />
2.2. Komponenten einer erfolgreichen Markenpersönlichkeit............................10<br />
2.3. Lila Kühe leben länger – Die sieben Taktiken von PR-Gags ...................16<br />
3. PERSONAL PUBLIC RELATIONS...................................................................19<br />
3.1. Public Relations...........................................................................................19<br />
3.2. Personal Public Relations und deren Stellung in den Public Relations.......23<br />
3.3. Begriffsdiskussion und Grundsätze.............................................................24<br />
3.4. PPR-Markt...................................................................................................25<br />
3.5. PPR-Ziele.....................................................................................................27<br />
3.6. PPR-Konzeption..........................................................................................27<br />
3.7. Positive und negative Aspekte.....................................................................31<br />
4. IMPRESSION MANAGEMENT........................................................................35<br />
4.1. Image ...........................................................................................................35<br />
4.2. Das Selbst und das Image............................................................................38<br />
4.3. Selbstdarstellung im Alltag..........................................................................43<br />
4.4. Branding.......................................................................................................45<br />
4.5. Impression Management als Theorie ..........................................................46<br />
4.6. Impression Management und PPR...............................................................48<br />
4.7. Weitere Aspekte von Impression Management .........................................49<br />
4.8. Techniken des Impression Managements....................................................55<br />
5. PROMINENZ......................................................................................................65<br />
5.1. Begriffsdiskussion und Ursprung.................................................................65<br />
5.2. Entstehung von Prominenz..........................................................................66<br />
5.3. Erscheinungsbild von Prominenz................................................................73<br />
5.4. Ermittlung von Prominenz...........................................................................76<br />
5.5. Systematisierung..........................................................................................77
5.6. Prominente, die Gesellschaft und das Publikum .........................................83<br />
5.7. Flüchtigkeit und Niedergang von Prominenz..............................................87<br />
6. FALLBEISPIEL MICHAEL JACKSON ...........................................................89<br />
6.1. Aufwachsen im Scheinwerferlicht...............................................................89<br />
6.2. An der einsamen Spitze...............................................................................99<br />
6.3. Zielscheibe Superstar.................................................................................114<br />
7. ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT............................................................128<br />
Literaturverzeichnis...............................................................................................130<br />
Abbildungsverzeichnis..........................................................................................137
Vorwort<br />
In dem Sommer, in dem ich sechzehn wurde, besuchte ich zusammen mit meiner<br />
Schwester und meiner Mutter ein Konzert von <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> in Wien. Wir saßen<br />
weit hinten im Stadion und wie die meisten anderen Zuschauer waren wir nur<br />
gekommen, weil <strong>Jackson</strong> so prominent war und es eines der Familienereignisse des<br />
Sommers war. Doch von der ersten Sekunde des Konzertes an fesselte es mich wie<br />
noch nichts zuvor. Der Mann und seine Musik wirkten auf mich übermenschlich und<br />
drangen tief in meine Seele und meinen Körper ein. Es war mehr als Faszination.<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> wirkte auf mich als wäre er nicht von dieser Welt. Von dem Tag an<br />
versuchte ich, hinter das Phänomen dieses Mannes zu blicken. Ich wollte sein<br />
Geheimnis verstehen. Ich wurde ein Fan.<br />
Mehr als alles andere wollte ich wissen, wie <strong>Jackson</strong> sich selbst zu einer Marke<br />
machte, wie sein Public-Relations-Management sein auf dieser Welt einzigartiges<br />
Image kreierte und wie er zu dem bekanntesten lebenden Musiker der Erde werden<br />
konnte.<br />
Das Thema der künstlichen Imagegestaltung von Personen innerhalb der Public<br />
Relations weckte im Studium dann schnell mein Interesse. Die Idee, einen Menschen<br />
zu einem Bild zu machen, das in sich ein Ganzes ist und womit sich andere<br />
identifizieren können, faszinierte mich sofort. Ich entschied mich, in meiner<br />
Abschlussarbeit über Menschen zu schreiben, zu deren Beruf es gehört, ihr<br />
selbstkreiertes Bild zu leben.<br />
Mit dieser Arbeit entfalte ich Stück für Stück das Thema der PR-Imagegestaltung von<br />
Prominenten und konkretisiere es dann anhand von <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>, der seine PR-<br />
Arbeit dermaßen extrem lebt, dass er eines der anschaulichsten <strong>Beispiel</strong>e dessen ist.
I'm gonna be<br />
Exactly what you wanna see<br />
It's you who's taunting me<br />
Because you're wanting me<br />
To be the stranger<br />
In the night<br />
Am I amusing you<br />
But just confusing me<br />
Am I the beast<br />
You visualized<br />
And if you wanna see<br />
Eccentric oddities<br />
I'll be grotesque<br />
Before your eyes<br />
Let them all materialize<br />
(<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>, Is It Scary, 1997)
1. EINLEITUNG<br />
1.1. Relevanz des Themas<br />
Das Thema der Prominenz rückt in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark in den<br />
Vordergrund. Die Medien berichten von sogenannten Promis wie nie zuvor. Ein<br />
Themengebiet der Prominenz, wie die Imagegestaltung, nun wissenschaftlich<br />
festzuhalten ist daher sehr aktuell. Die Menschen scheinen heute mehr denn je eine<br />
Reihe von Prominenten zu benötigen, sei es um sich selbst in hoch angesehenen<br />
Persönlichkeiten widergespiegelt zu sehen, sei es, um die heutzutage fehlende<br />
Religiosität und Spiritualität auszugleichen und an etwas anderes “Höheres” zu<br />
glauben. Um erfolgreich zu sein brauchen somit auch die Medien heutzutage vermehrt<br />
prominente Personen, über die sie berichten können. Ohne die Medienredakteure und<br />
ohne das Publikum wären die Prominenten widerum nicht solche.<br />
Gerade heute scheint mir das Thema ihrer Imagestaltung besonders aktuell zu sein,<br />
denn bekannt zu sein wurde in den letzten Jahrzehnten ein Lebenziel für mehr<br />
Personen als je zuvor. Die Frage ist nun: Wie muss die Imagegestaltung einer Person<br />
sein, damit diese bekannter wird als die vielen anderen, die dasselbe Ziel verfolgen?<br />
1.2. Fragestellung<br />
Folgendes sind somit meine Leitfragen:<br />
Welche Rolle spielen die Personal Public Relations und ihr Impression Management<br />
auf dem Weg eines Menschen, ein Star zu werden?<br />
Was ist Personenmarketing und welche Stellung haben die Personal Public Relations<br />
darin? Welche Impression-Management-Techniken daraus können einem Menschen<br />
auf seinem Weg, ein Star zu werden, hilfreich sein und was genau ist ein Star? Wie ist<br />
all das am Fallbeispiel <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> ablesbar?
1.3. Gliederung der Arbeit<br />
Zu Beginn werden Grundbegriffe des Marketings für Personen diskutiert, um eine<br />
Basis über das Thema “Der Mensch als Marke” zu geben. Am Ende dieses Kapitels<br />
werden weiters die sieben Taktiken vorgestellt, auf denen die Wirksamkeit von PR-<br />
Gags beruht.<br />
Danach widmet sich die Arbeit dem Thema der Personal Public Relations, die die<br />
engere Basis dieser Schrift bilden.<br />
Dem folgt das Kapitel des Impression Managements, das ein Teil der Personal Public<br />
Relations ist.<br />
So entwickelt sich die Arbeit in den Kapiteln zwei bis vier vom Allgemeineren zum<br />
Spezifischeren hin.<br />
Es folgt eine Ausarbeitung des Themengebietes der Prominenz, da dieses die zweite<br />
wichtige Säule meiner Arbeit bildet.<br />
Der letzte Teil dieser Schrift ist der praktische Teil, der das Fallbeispiel <strong>Michael</strong><br />
<strong>Jackson</strong> zum Inhalt hat.
6. FALLBEISPIEL MICHAEL JACKSON<br />
Genie haben heisst nicht,<br />
damit leben zu können.<br />
(B. Russell, zit. nach: Ebmeier, 1999, S.5)<br />
Amerikanische Soziologen haben laut Ebmeier ermittelt, dass über neunzig Prozent<br />
der Erdbewohner wissen, wer <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> ist. Er wäre demnach der bekannteste<br />
Mensch, der je gelebt hat. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.122) Wodurch war dies möglich?<br />
<strong>Jackson</strong> wird assoziiert mit Geheimnissen, unbeantworteten Fragen,<br />
außergewöhnlichen Gerüchten und Tatsachen. Dies macht ihn mystisch und dieser<br />
unvergleichliche Mythos macht <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> zu einem Superstar, zum<br />
prominentesten lebenden Musiker. Diesen Mythos kreierten neben seinem Talent,<br />
seiner Disziplin, den Umständen seines Lebens und seiner Persönlichkeit vor allem<br />
seine Personal Public Relations und deren Impression Management. In dieser Arbeit<br />
wird erstmals sein Leben möglichst focussiert auf seine Imagegestaltung erläutert –<br />
innerhalb meiner Recherchen stieß ich auf kein einziges Buch, dass Bezug auf<br />
<strong>Jackson</strong>s Management, seine PR oder sein Image nahm - , wodurch entweder eine der<br />
außergewöhnlichsten Lebensgeschichten erzählt oder ein bis ins Äußerste<br />
durchdachtes Image-Management dargelegt wird.<br />
Dabei lehne ich diesen Teil der Schrift hauptsächlich an eine objektiv gehaltene und<br />
vielschichtige Biographie des Stars, an Jochen Ebmeiers “<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> – das<br />
Phänomen”, über die gesagt wurde, es sei eine “facettenreiche Studie auf hohem<br />
Niveau”(Flensburger Tageblatt), und “die erste fundierte <strong>Michael</strong>-<strong>Jackson</strong>-<br />
Biographie”(Hessisch Niedersächsische Allgemeine), verwende jedoch ebenfalls<br />
mehrere weitere Quellen.<br />
6.1. Aufwachsen im Scheinwerferlicht<br />
An einem Spätsommerabend 1958 in einer Stadt, die für schwarze Fabriksarbeiter<br />
erbaut wurde, wird <strong>Michael</strong> als siebtes von neun Kindern in einem kleinen Bungalow<br />
geboren. Der Vater, Joseph <strong>Jackson</strong>, der selbst in einem harten Elternhaus<br />
aufgewachsen war, hält seine neun Kinder stets unter Kontrolle und von der<br />
Außenwelt fern, “um sie vor den vielen gemeinen Leuten dort draußen zu schützen”,<br />
wie er später in einem Interview zu Protokoll gibt (TV-Interview RTL 2, 2005). An<br />
den Nachmittagen im Haus eingesperrt, fangen die älteren Brüder bald an, mit den
Instrumenten ihres Vaters zu spielen, mit denen Josephs kleine Musikgruppe von Zeit<br />
zu Zeit in der Stadt auftritt, jedoch keinen besonderen Erfolg hat. Joseph erkennt bald,<br />
dass seine Söhne Talent und statt ihm das Zeug zum Erfolg im Showgeschäft haben.<br />
Einer der verbissensten Karrierepläne in der Geschichte des Showbusiness beginnt.<br />
Joe stellt aus seinen ältesten Söhnen Tito, Jackie, Jermaine und Marlon eine<br />
Kindergruppe zusammen und übt täglich mit ihnen daheim im Wohnzimmer. Die<br />
jüngeren Geschwister schauen dabei zu. <strong>Michael</strong> ist gerade fünf Jahre alt geworden<br />
und singt bei einer Aufführung in seinem Kindergarten a capella das Lied “Climb<br />
Every Mountain”, woraufhin das Publikum, mehreren Erzählungen zufolge, zu Tränen<br />
gerührt ist (Vgl. Feige, 2002, S.13). Vater Joe sieht dies und nimmt den Fünfjährigen<br />
in die Brüdergruppe auf. Der kleine <strong>Michael</strong> soll zu der Zeit, also 1963, im<br />
Kindergarten seinen größten Wunsch aufschreiben und auf dem Zettel steht: “Ich<br />
möchte ein großer Entertainer werden.” Von da an singen die fünf Brüder gemeinsam<br />
bei Veranstaltungen in der Stadt und in Einkaufszentren. Vater Joseph wird immer<br />
verbissener. Täglich sagt er seinen Söhnen, dass nur Übung den Meister macht und<br />
bei jedem Fehler schlägt er die Jungs mit dem Gürtel oder dem Stock. Zudem<br />
beschimpft und demütigt er all seine Kinder (Vgl. TV-Bericht RTL 2, 2005), wie<br />
diese später bestätigen. Zu dem kleinen <strong>Michael</strong> sagt er täglich, wie hässlich und wie<br />
dumm er sei. <strong>Michael</strong> wehrt sich, ist als Kind aufmüpfig und kaum zu bändigen.<br />
Darum wird er umso mehr geschlagen. Bei der Mutter bekommen die Brüder nur<br />
Trost, keinen Schutz. Mit ihren Töchtern und dem kleinen <strong>Michael</strong> geht die Mutter,<br />
Katherine, jeden Sonntag zu den Gottesdiensten der Zeugen Jehovas, die es<br />
vorschreiben, die Kinder von der Außenwelt abzugrenzen und niemals Feste zu feiern.<br />
“Die Welt ist böse,” erzählt Katherine <strong>Jackson</strong> in einem späteren Interview, “deshalb<br />
schreibt die Bibel auch vor: Sei nicht Teil dieser Welt.”(TV-Interview RTL 2, 2005)<br />
Der Ausdruck in ihrem Gesicht ist stets ein etwas weltabwesender, wie man ihn später<br />
auch des öfteren bei <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> sieht.<br />
<strong>Michael</strong> sagt stets, er hatte immer schon selbst den Zwang, auf der Bühne zu sein und<br />
zu singen und zu tanzen, er sei nicht gezwungen worden. Naheliegend ist jedoch, dass<br />
wenn Eltern ihren Kindern suggerieren, dass sie nur auf der Bühne etwas wert sind<br />
und sonst “just nuthin'”, wie Joseph es damals des öfteren sagte, dass die Kinder dann<br />
auch das Gefühl haben, nur dann geliebt zu werden, wenn sie singen und tanzen. “Auf<br />
der Bühne bin ich in Sicherheit. Dort bin ich zuhause.” sagt <strong>Michael</strong> später immer<br />
wieder (Vgl. Feige, 2002, S.11 f.).<br />
Management, so Ebmeier, ist zuallererst die Kunst, Chancen aufzuspüren (Ebmeier,
1999, S.19) und er meint damit die Tatsache, dass Joe <strong>Jackson</strong> keine Gelegenheit<br />
auslässt, seine Söhne, die er inzwischen <strong>Jackson</strong> Five nennt, bei Talentwettbewerben<br />
teilnehmen zu lassen. Joseph, als der erste Manager, den <strong>Michael</strong> – und seine Brüder<br />
– haben, schafft es, dass seine Jungs immer wieder solche Wettbewerbe gewinnen.<br />
Doch die finanzielle Situation der Familie <strong>Jackson</strong> ist auf einem Tiefpunkt, also<br />
ergreift Joseph die erste Möglichkeit, zusätzlich ein regelmäßiges Einkommen ins<br />
Haus zu bekommen und verschafft seinen fünf Söhnen einen Vertrag mit einem<br />
Nachtclub der Stadt, wo der erst siebenjährige <strong>Michael</strong> mit seinen Brüdern seitdem<br />
regelmäßig zwischen den Stripperinnen auftreten.<br />
Joseph gelingt es, seine <strong>Jackson</strong> Five in Chicago im berühmten Regal auftreten zu<br />
lassen, wo sie als Vorgruppe für bekanntere Gruppen fungieren. Dort profitieren sie<br />
nicht nur vom Starglanz der Prominenten, sondern lernen diese auch kennen. Die<br />
meiste Zeit steht der kleine <strong>Michael</strong> hinter der Bühne und sieht Künstlern wie Jackie<br />
Wilson oder sogar James Brown zu. “Ich verfolgte buchstäblich jeden Schritt, jede<br />
Bewegung, jede Drehung, jede Wendung, jede Veränderung der Mimik, jede<br />
Gefühlsregung, jedes Scheinwerferflackern. [...],” sagt <strong>Michael</strong> später, “Ich bin ein<br />
Vollblutkünstler. Ich habe wirklich alles von der Bühne gelernt.”(Ebmeier, 1999, S.22<br />
f.) Diesseits der Bühne ist das Leben für <strong>Michael</strong> harte Arbeit und Schmerz. Sein<br />
ganzes Leben richtet sich für ein Leben auf der Bühne ein, so Ebmeier.<br />
Joe <strong>Jackson</strong> will nun endlich einen Vertrag mit einer Plattenfirma und da sich keine<br />
andere meldet, nimmt er das Angebot von Steeltown, einem kleinen Aufnahmestudio<br />
aus der eigenen kleinen Stadt, an. Die Brüder singen die vom Studio vorgefertigten<br />
Lieder, die in lokalen Radiosendern gesendet werden. Stets haben Joe und seine<br />
Söhne jedoch ein festes Ziel, das sie niemals aus den Augen verlieren “[My father]<br />
always taught us [...] to believe in our ideals. And no matter what, no star is too far to<br />
reach and you never give up,” erzählt <strong>Michael</strong> später in einem Interview (Fox News<br />
Interview, 2005). Diese feste Hoffnung ist ein wesentlicher Bestandteil für ihren und<br />
besonders für <strong>Michael</strong>s späteren Erfolg.<br />
Als endlich der Anruf der berühmten Detroiter Plattenfirma Motown kommt, sind die<br />
<strong>Jackson</strong>s kaum zu bändigen. “'Motown hat angerufen.' Ein Schauder lief mir über den<br />
Rücken.”, schreibt <strong>Michael</strong> später in seiner Biographie. (<strong>Jackson</strong>, 1988, S.47) Es geht<br />
dort jedoch nur um ein Vorsingen, das für den Chef auf Video aufgezeichnet wird,<br />
genau wie das von unzähligen anderen Gruppen auch. Motown braucht nämlich zu der<br />
Zeit, also in den späten Sechziger- und den beginnenden Siebzigerjahren, dringend<br />
einen act – also die passende Musik in einer Einheit mit der passenden Gruppe und
der passenden performance, dem Auftritt -, um sich selbst aus dem drohenden<br />
Absturz zu retten. Nervös fahren die <strong>Jackson</strong>s nach dem Vorsingen nachhause in ihr<br />
kleines Bungalow in Gary.<br />
Zu der Zeit ist die gesamte Musikindustrie in den Händen weißer Männer. Es gibt nur<br />
vereinzelte Pioniere, wie James Brown, die ihre eigene Musik selbst in die Hand<br />
nehmen, sie selbst kontrollieren. Im Allgemeinen ist schwarze Musik zu der Zeit nur<br />
zu verkaufen, wenn sie für die weiße, vermögende Masse hörbar ist. Die Billboard<br />
Charts unterscheiden zwischen schwarzer und weißer Musik. Wenn ein “schwarzes”<br />
Lied es in die weißen Charts geschafft hat, nennt man dies crossover – dies wird<br />
später für <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> ein wichtiger Begriff. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.28) Es gibt<br />
in den gerade herrschenden späten Sechziger-Jahren jedenfalls einen wachsenden<br />
weißen Markt für schwarze Musik, deshalb ist auch Elvis Presley so erfolgreich. Er<br />
singt wie ein Schwarzer, ist jedoch ein Weißer. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.32)<br />
Berry Gordy, der Chef von Motown, sieht sich die Videobänder der Gruppen an und<br />
wird mit den Worten zitiert: “<strong>Michael</strong> war der geborene Star, ein Naturereignis.”<br />
(Ebmeier, 1999, S.51) Gordy selbst ist laut Ebmeier ein Perfektionist, zahlt wenig und<br />
gibt seinen Künstlern kaum Freiraum. Er holt die Familie <strong>Jackson</strong> zu sich nach Los<br />
Angeles, wo er gerade mit seiner Firma Motown hinzieht. Er bringt sie in seinem Haus<br />
unter, der kleine <strong>Michael</strong> lebt in den folgenden Jahren bei der Motown-Künstlerin<br />
Diana Ross.<br />
Bevor Berry Gordy mit den <strong>Jackson</strong> Five an die Musik selbst geht, kreiert er das<br />
passende Image. Zunächst werden alle fünf Jungs für die zukünftig vorhandene Presse<br />
um zwei Jahre jünger gemacht; die Legende, Diana Ross hätte sie entdeckt, wird in<br />
die Welt gesetzt, sowie die Legende, die <strong>Jackson</strong>s seien eine liebevolle, brave<br />
Vorbild-Familie.<br />
Hier können alle von Seidl und Beutelmeyer festgelegten Kennzeichen eines<br />
Markenartiklers gesehen werden, die bereits in Kapitel 2.2 – dort allerdings in eine<br />
andere Struktur eingebunden – aufgelistet wurden. Auch weiter unten in dieser Arbeit<br />
werden Theorien eingefügt, die dann durch <strong>Jackson</strong>s Anwendung veranschaulicht<br />
werden. Seidl und Beutelmeyer jedenfalls erarbeiteten fünf Kriterien, die für den<br />
Aufbau einer Marke von Bedeutung sind. Hier werden diese Kennzeichen im<br />
praktischen <strong>Beispiel</strong> der <strong>Jackson</strong> Five angewandt, denn diese, sowie ihr Management,<br />
halten jedes dieser Kennzeichen ein.<br />
• Den absoluten Willen, bekannt zu sein hatten Joe und seine Söhne von Anfang an.
Nichts trieb sie täglich mehr zum Erfolg als das.<br />
• Der Aufbau von Sympathie gegenüber der Plattenfirma und dem Publikum war<br />
auch für die <strong>Jackson</strong>-Familie sehr wichtig. Seidl und Beutelmeyer schreiben, dass<br />
zuerst Sympathie für die Marke aufgebaut werden muss, bevor die Symapthie den<br />
Personen selbst zukommen soll. Auch die <strong>Jackson</strong>s und ihr Management erwirkten<br />
eine Sympathie für ihre Marke “brave, vorbildhafte Familie”, bevor später bekannt<br />
wurde, wie brutal es in der Familie wirklich zuging. Dann war die Marke <strong>Jackson</strong><br />
jedoch bereits so weit gefestigt, dass dieser Bruch der Markensympathie nicht mehr<br />
schadete.<br />
• Ihre Definition von Qualitätsstandards stellten auch die <strong>Jackson</strong> Five in hohem<br />
Maße her. Joe prügelte seine Söhne, sobald sie die vorgeschriebene Qualität an<br />
Musik nicht hervorbrachten. Und auch Motown war die allerhöchste Qualität von<br />
größter Wichtigkeit.<br />
• Den Markenruf pflegte das Management der Brüder auch schon früh. Die jungen<br />
<strong>Jackson</strong>s standen, wie bereits erwähnt, für die singende Bilderbuchfamilie, für die<br />
neue Harmonie, die das amerikanische Publikum suchte.<br />
• Stabilität und Konsistenz wiesen auch die <strong>Jackson</strong> Five auf. Berry Gordy, der Chef<br />
von Motown, setzte schon immer auf konsistent gleich bleibende Qualität. Das war<br />
es später auch, was die meisten seiner Künstler an ihm kritisierten: Er ließ seinen<br />
Künstlern keinen individuellen Freiraum, wollte nichts an seinem Erfolgsrezept<br />
verändern.<br />
(Vgl. Seidl/Beutelmeyer, 2003, S.92 f.)<br />
Frisch in Los Angeles, zu Berry Gordy, eingezogen haben die fünf Brüder schon bald<br />
ihr Fernsehdebüt. Beim Sender ABC treten sie mit ihrem Lied “I Want You Back”<br />
auf, das einige Zeit nach seinem Erscheinen sogar kurz auf Platz eins in den Charts<br />
kommt, ebenso wie ihre erste Schallplatte. (Vgl. Grant, 1997, S.11) Es ist 1969 und<br />
<strong>Michael</strong> ist elf Jahre alt. Diana Ross bringt die Brüder bald in eine Fernsehshow und<br />
auch die nächsten Singles schaffen es nach einer Zeit lang in den Charts sogar für<br />
kurze Zeit bis auf Platz eins.<br />
Es ist die Zeit kurz nach Woodstock. Es ist der Höhepunkt, aber auch das Ende der<br />
wilden Hippie-Kultur. Die Amerikaner sehnen sich wieder nach den guten, alten,<br />
braven amerikanischen Werten. Die <strong>Jackson</strong>-Brüder treffen den Nerv der Zeit. (Vgl.<br />
Ebmeier, 1999, S.56) Ihr erstes Konzert wird ein Erfolg, ebenso wie das Lied “I'll be<br />
there”. Nach der zweiten Schallplatte der Brüder löst der kleine <strong>Michael</strong> seinen
Bruder Jermaine als Leadsänger – Hauptsänger – ab. <strong>Michael</strong> ist nun zwölf Jahre alt.<br />
Die <strong>Jackson</strong> Five machen nun eine Tournee durch ganz Amerika. Schon damals<br />
verwendet die Presse das Wort “<strong>Jackson</strong>mania”, denn die ersten Mädchen fallen bei<br />
den Konzerten in Ohnmacht und sogar der Madison Square Garden in New York ist<br />
ausverkauft. Im Land gelten die <strong>Jackson</strong> Five als ein kleiner Inbegriff des<br />
amerikanischen Traums.<br />
Im Studio wird vermehrt gemerkt, dass der kleine <strong>Michael</strong>, wenn er auch nach außen<br />
hin wild und unaufhaltsam ist, in seinem Inneren traurig, scheinbar alt, sogar<br />
schwermütig wirkt. Gordy fragt sich angeblich, woher das Kind nur diesen Schmerz<br />
hat, den er beim Singen ausdrückt. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.60)<br />
Was <strong>Michael</strong> sicher von Berry Gordy und von Motown hat, ist die – in Ebmeiers Buch<br />
als “PR-Strategie” eingestufte – Geheimniskrämerei. Nach innen ist die Firma sehr<br />
familiär und autoritär, nach außen äußerst abgeschlossen und redescheu. So müssen<br />
sich die Medien stets selbst ihre Geschichten ausdenken, Gerüchte entstehen, die die<br />
Firma erst recht interessant machen. Es wird bei Motown außerdem viel Wert auf das<br />
Aussehen und die Inszenierung der Künstler gelegt. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.61)<br />
Als <strong>Michael</strong> dreizehn wird, kauft Joe <strong>Jackson</strong> für seine Familie ein Haus in<br />
Kalifornien, in Encino. Dadurch, dass Joseph in der Firma immer weniger zu sagen<br />
hat, wird er zuhause umso strenger. Immer wieder schlägt er die Söhne und betont,<br />
dass sie alles ihm zu verdanken haben. Da die Jungs für die Schule immer weniger<br />
Zeit haben, bekommen sie Privatlehrer, mit denen sie aber nicht so viel lernen können,<br />
wie sie es gerne täten. Laut Ebmeier verschlingt <strong>Michael</strong> angeblich deshalb bis heute<br />
jedes Buch und ist neugierig wie ein Kind. Er will aufholen, was er als Kind nicht<br />
lernen konnte. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.64)<br />
Schon als Kinder können die <strong>Jackson</strong>-Brüder während ihren Tourneen nicht aus dem<br />
Hotel gehen, denn dort “lauerten tausende aufgeregter Fans, um einen Blick zu<br />
erhaschen oder uns womöglich einmal anfassen zu können und das war [...]<br />
gefährlich,” erzählt einer der Brüder später. (Ebmeier, 1999, S.64) Bei einem Konzert<br />
der <strong>Jackson</strong> Five in diesem Jahr, 1971, kommt durch den Andrang Richtung Bühne<br />
sogar ein Mädchen zu Tode. Seitdem haben die <strong>Jackson</strong> Five einen eigenen<br />
Sicherheitsbeamten und im Hotel wird ihnen jedes Mal langweilig. Ständig sind nur<br />
die Brüder unter sich und die Lausbubenstreiche verlieren mit der Zeit ihre Spannung.<br />
Freunde außerhalb der Familie hat <strong>Michael</strong> nicht.<br />
Das einzige, worauf die Brüder jeweils hinleben, ist ihr Auftritt am Abend. Der Rest<br />
ist nur Vorbereitung, Warten, Pause. Der kleine <strong>Michael</strong> legt auf der Bühne allen
Ausdruck in sein Lied, in seine Mimik und zwischen zwei Drehungen, kaum<br />
wahrnehmbar, sieht der Zuschauer gelegentlich einen kurzen, prüfenden Blick in den<br />
Saal, ob ihm das Publikum wohl noch folgt; wie ein uralter Profi.<br />
Von dem von Karl Nessmann beschriebenen Markt der Öffentlichkeitsarbeit von<br />
Personen profitieren die unterschiedlichsten Märkte der Gesellschaft. Dieser PPR-<br />
Markt wird hier anhand der <strong>Jackson</strong> Five veranschaulicht.<br />
• Zunächst profitieren die Medien von der Berichterstattung, natürlich auch über die<br />
der jungen <strong>Jackson</strong>-Brüder. Society-, Klatsch- und Qualitätszeitungen schrieben<br />
über die Entdeckung der neuen Wunderkinder, womit sie die immerwährende<br />
Aufmerksamkeit ihres Publikums für Prominente weckten und so ihre Auflage<br />
steigern konnten.<br />
• Die Promis bzw. Akteure, also Joe und vor allem seine Söhne profitierten<br />
selbstverständlich auch von diesem Markt. Durch ihre in den Medien verbreitete<br />
Inszenierung, ihre Auftritte also und ihre Platten, steigerten sie ihre Bekanntheit<br />
und konnten so auf weitere Aufträge hoffen, und damit auf Erfolg und finanzielle<br />
Sorgenlosigkeit.<br />
• Auch das Publikum profitiert durch seinen Konsum von dem PPR-Markt. Die<br />
meisten Menschen sind bis zu einem gewissen Grad voyeuristisch veranlagt. Die<br />
Medien sind für sie ein Schlüsselloch für eine ihnen sonst verborgene Welt.<br />
Dadurch, dass sie eine kleine Familie, mit der sie sich identifizieren konnten, in die<br />
glamouröse Welt des Showbusiness aufsteigen sahen, befriedigten sie ihren<br />
Voyeurismus, ihre Sensationslust. Außerdem konnte das Publikum die Platten und<br />
die Auftritte der <strong>Jackson</strong> Five genießen.<br />
• Die PPR-Berater der jungen Brüder zogen ebenfalls ihre Vorteile aus dem Markt.<br />
Es ist für sie eine lukrative Möglichkeit, professionell im PR-Bereich zu arbeiten.<br />
Motown und Joe <strong>Jackson</strong> profitierten finanziell aus einem Erfolg seiner<br />
Schützlinge und konnten sich zudem die Ehre zuweisen, die <strong>Jackson</strong> Five berühmt<br />
gemacht zu haben.<br />
• All diese Teilmärkte sind in die Gesellschaft eingebettet. Für jeden der erwähnten<br />
Märkte spielt sie eine Rolle. Dabei wird im Laufe der Zeit immer mehr PPR nötig,<br />
um einen Menschen oder eine Gruppe berühmt zu machen. Die Gesellschaft der<br />
Sechziger-Jahre jedenfalls ermöglichte es den kleinen <strong>Jackson</strong>s, dieses zu werden.<br />
Es herrscht zwischen allen Teilbereichen eine hohe Abhängigkeit von einander, und<br />
nur im Zusammenspiel konnten sie die <strong>Jackson</strong> Five zu dem machen, was sie waren.
(Vgl. Nessmann, 2001/2002 und 2004, S.1)<br />
Nach den vielen Aufritten haben die Kinder bald ihre erste Auslandstournee: nach<br />
England. Danach jedoch gehen die Verkaufszahlen der <strong>Jackson</strong>-Five-Platten langsam<br />
zurück und Berry Gordy muss etwas tun, etwas ändern, um erfolgreich zu bleiben.<br />
Auch später wird <strong>Michael</strong> um diesem Umstand des Showbusiness wissen: Um oben<br />
zu bleiben, muss man sich ständig neu erfinden - ein Paradoxon dieses Berufs. Da der<br />
kleine <strong>Michael</strong> bei den Zuschauern immer schon am beliebtesten war, entscheidet<br />
Gordy sich dafür, Lieder und ein ganzes Album mit dem Dreizehnjährigen allein zu<br />
produzieren. Rund um die Uhr arbeitet <strong>Michael</strong> nun. Der Erfolg des Jüngsten färbt<br />
auch auf den Erfolg des nächsten Brüder-Albums ab, dennoch wird auch mit <strong>Michael</strong><br />
allein weiterproduziert. Um die Zeit, also 1971, in der er leidenschaftlich über die<br />
Ratte “Ben” singt, fällt auf, dass er, wenn er nicht singt, immer schüchterner wird.<br />
Obwohl er nie allein ist, scheint er immer einsamer zu werden. “Ben” kommt<br />
jedenfalls einige Zeit nach ihrem Erscheinen bis auf Platz eins in den Charts. Bald<br />
erscheint eine Zeichentrick-Fernsehserie über die Familie <strong>Jackson</strong>. Jeden Samstag<br />
Morgen können die Brüder die fröhliche, idyllische Familie im Fernsehen betrachten,<br />
die so garnicht ihnen selber entspricht. “Es gefiel mir, eine Zeichentrickfigur zu sein.”<br />
schreibt <strong>Michael</strong> später. (<strong>Jackson</strong>, 1988, S.81) Es ist jedenfalls das erste Mal, dass<br />
Schwarze der Inhalt einer Serie sind.<br />
<strong>Michael</strong> kommt in die Pubertät. Was er dabei nicht spürt, ist der Schritt in die<br />
Erwachsenheit, denn den hat er schon als Kind durchgemacht. Er hatte immer schon<br />
hart gearbeitet. Was ihn in der Pubertät hingegen belastet, ist die großflächig verteilte<br />
Akne und die Tatsache, dass er nun nie mehr der süße kleine Junge sein würde, als der<br />
er erfolgreich war und weswegen er auf der Bühne geliebt wurde. “Ich war nicht mehr<br />
der süße kleine <strong>Michael</strong>, den die Leute erwarteten. [...] Ich wurde sehr scheu, mein<br />
Anblick deprimierte mich. Ich konnte die Leute mit denen ich sprach, nicht ansehen.”<br />
(<strong>Jackson</strong>, 1988, S.79) Außerdem wandelt sich in dieser Zeit seine kindliche<br />
Stupsname zu einer unförmigen, riesigen Knolle. Joe hänselt ihn nun noch mehr, hält<br />
ihm täglich vor, er hätte die hässlichste Nase von allen <strong>Jackson</strong>s. <strong>Michael</strong> beginnt,<br />
sich selbst, sein Spiegelbild, zu hassen. Nur auf der Bühne fühlte er sich weiterhin<br />
wohl und sicher. “Nur auf meine Plattenhits konnte ich stolz sein. Sobald ich auf der<br />
Bühne stand, verflogen meine Sorgen.”(<strong>Jackson</strong>, 1988, S.79) <strong>Michael</strong> wächst stark<br />
und kommt in den Stimmbruch. Durch das intensive Gesangstraining merkt das
Publikum dies allerdings nicht.<br />
Es ist also nicht <strong>Michael</strong>s Pubertät, weswegen die <strong>Jackson</strong> Five zu der Zeit, also um<br />
1973, in der Krise sind. Berry Gordy zieht sich immer mehr aus dem Studio zurück<br />
und beschäftigt sich mit Filmgeschäften. Trotzdem lässt er die <strong>Jackson</strong>s ihre Lieder<br />
nicht selbst schreiben. Der Plattenkauf geht zwar zurück, doch bei den Konzerten<br />
haben die Brüder immer noch eine hohe Anziehungskraft. Zu dem Lied “Dancing<br />
Machine” kreiert <strong>Michael</strong> den Tanz, den er Robot Dance nennt. Durch die<br />
Performance haben die <strong>Jackson</strong>-Brüder nun ihren Erfolg, auch in Europa. (Grant,<br />
1997, S.29)<br />
Doch wieder hat Joseph Angst vor einer großen finanziellen Krise und engagiert seine<br />
Söhne bei einer Show in Las Vegas, wo sie seitdem jeden Abend vor eher<br />
anspruchslosem Publikum auftreten. Schon als Fünfzehnjähriger muss <strong>Michael</strong><br />
dagegen ankämpfen, sich wie ein altes Eisen im Musikbusiness zu fühlen, so Ebmeier.<br />
(Vgl. Ebmeier, 1999, S.88) <strong>Michael</strong> drängt es immer mehr dazu, selbst mitsprechen<br />
und mitentscheiden zu dürfen. “Ich meine, dass einem die Leute zuhören sollten,<br />
wenn man seinen Job beherrscht und den Durchblick hat, gleichgültig, wie alt man<br />
ist.” (<strong>Jackson</strong>, 1988, S.68) Er weiss, er kann es. Zusammen mit seinem Vater hat er<br />
fest vor, die Plattenfirma zu wechseln.<br />
<strong>Michael</strong>s Bruder Jermaine heiratet jedoch 1974 Berry Gordys Tochter Hazel, was die<br />
Trennung von Motown schwer macht. Dennoch geht der inzwischen sechzehnjährige<br />
<strong>Michael</strong> selbst zu seinem Chef Gordy und kündigt. Dies bedeutet zugleich einen<br />
echten Bruch mit seinem Bruder. Allen wird klar, dass <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> schon jetzt zu<br />
einem harten Geschäftsmann geworden ist. Joe geht mit den verbleibenden Söhnen<br />
zur Plattenfirma Epic (Vgl. Grant, 1997, S.33), bei der <strong>Michael</strong> bis heute unter<br />
Vertrag ist. Was Joseph dabei nicht gewusst hat: Motown hat den Namen <strong>Jackson</strong><br />
Five patentieren lassen, von nun an nennt er seine Gruppe also The <strong>Jackson</strong>s. Statt<br />
Jermaine kommt <strong>Michael</strong>s kleiner Bruder Randy dazu. Zu der Zeit geht es <strong>Michael</strong><br />
schlecht. Zum einen, weil die Brüder gerade bei einer - wie er findet - albernen<br />
täglichen Fernsehserie mitspielen, und <strong>Michael</strong> spürt immer schon: Zu große<br />
Vertrautheit führt zu Geringschätzung. “Die Leute sehen einen jede Woche, und bald<br />
bekommen sie das Gefühl, einen zu gut zu kennen” (<strong>Jackson</strong>, 1988, S.96); und zum<br />
anderen, weil ihm sein liebster Bruder Jermaine fehlt, der bei den Auftritten immer<br />
links hinter ihm gestanden war. Bei Epic dürfen die Brüder jedoch einige eigene<br />
Lieder schreiben und das ist ein wichtiger Schritt für die <strong>Jackson</strong>s und damit auch für<br />
<strong>Michael</strong>.
<strong>Michael</strong> wird eine Rolle bei dem Film “The Wiz” angeboten. Er ist nun neunzehn<br />
Jahre alt, es ist 1977. Der Film hat zwar keinen besonderen Erfolg, doch für <strong>Michael</strong><br />
ist es eine wichtige Zeit, zum einen, weil er zum ersten Mal auf den berühmten<br />
Produzenten Quincy Jones trifft, der selbst von <strong>Michael</strong>s Disziplin und seinem<br />
“hellwachen Geist” beeindruckt ist und zum anderen, weil er bei den Dreharbeiten –<br />
ohne seine Familie, in New York – das Studio 54 kennenlernt und davon beeindruckt<br />
ist. Von schnellem Sex und Drogen weiß <strong>Michael</strong> noch nichts und merkt nun: Er ist<br />
daran auch nicht interessiert. Als er noch zu klein dafür war, war er bereits von all<br />
dem, was er von älteren Showkollegen mitbekam, abgeschreckt. (Vgl. <strong>Jackson</strong>, 1988,<br />
S.85)<br />
Wieder macht <strong>Michael</strong> bei Epic selbst Druck. Unter der Androhung, sie würden sonst<br />
gehen, dürfen die <strong>Jackson</strong>s das nächste Album vollständig selbst schreiben. Bestärkt<br />
schreiben <strong>Michael</strong> und seine Brüder das Album “Destiny”. Doch <strong>Michael</strong> hat noch<br />
mehr vor. Er will allein etwas produzieren, das sich von den Brüdern unterscheidet.<br />
Und er will einen außenstehenden Produzenten. Quincy Jones sagt gerne zu.<br />
Ein entscheidender Schritt ist getan. Der fast Einundzwanzigjährige beginnt, neben<br />
der Arbeit mit seinen Brüdern, mit seinem ersten eigenen Album als Erwachsener.<br />
6.2. An der einsamen Spitze<br />
Quincy Jones ist, wie <strong>Michael</strong>, ein routinierter Profi mit Hang zum Perfektionismus,<br />
doch Tanzmusik – Discomusik mit schwarzem Einfluss - zu produzieren, die gerade<br />
modern ist, ist für beide neu. Mit dem Album “Off The Wall”, das 1979 erscheint,<br />
stellt <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> dennoch seinen ersten Rekord auf, denn vier von dessen<br />
Liedern kommen nach einer Weile alle auf Platz eins in den Charts (Vgl. Grant, 1997,<br />
S.45 f.). Besonders beliebt sind die Singles “Dont Stop 'Til you Get Enough” und<br />
“Rock With You”. <strong>Jackson</strong> und Jones entscheiden sich auch dafür, mit einem zu der<br />
Zeit, also in den späten Siebzigerjahren, ganz neuen Medium zu arbeiten, dem<br />
Musikvideo. <strong>Michael</strong> kann sich nun auch als Tänzer profilieren, nicht nur als Sänger.<br />
Zusammen mit diesem Album präsentiert sich <strong>Michael</strong> ganz neu, unter anderem mit<br />
seiner erstmals operierten Nase. Anlass für die Operation war ein Nasenbeinbruch,<br />
den sich <strong>Michael</strong> bei der vorhergegangenen “Destiny”-Tournee zugezogen hat. Die<br />
Versuchung lag nahe: Wenn schon operieren, dann gleich richtig.<br />
Zudem wird seine Haut langsam ein wenig heller. Seine Erkrankung an Vitiligo wird<br />
unübersehbar. Vitiligo ist eine Depigmentierung der Haut, die auftritt, wenn eine<br />
gestörte Melaninbildung vorhanden ist. Schon auf Photos, auf denen er erst siebzehn
ist, kann man erkennen, dass sein Gesicht von tausend hellen Punkten übersät ist. Nie<br />
will <strong>Michael</strong> über diese Krankheit sprechen, auch, weil er Angst hat, damit seinen Ruf<br />
zu schädigen. Erst, als er bereits auf die Vierzig zugeht, wird er über seine Krankheit<br />
sprechen, doch dann glaubt ihm offenbar kaum noch jemand. 1994 dann kommt es zu<br />
Umständen, bei denen <strong>Michael</strong>s Erkrankung innerhalb umfassender gerichtlich<br />
angeordneter Untersuchungen staatsanwaltlich beglaubigt wird.. Als seine Haut erst<br />
nur wenig helle Flecken hat, schminkt <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> sich, wenn er in die<br />
Öffentlichkeit geht, in einem eher dunklen Farbton, als dann die Haut bereits<br />
größtenteils helle Pigmente aufweist, greift <strong>Jackson</strong> vermehrt zu immer helleren<br />
Farbtönen bei der Schminke.<br />
Der einundzwanzigjährige <strong>Michael</strong> jedenfalls findet nur schwer engere<br />
Freundschaften. Eine Zeit lang geht er mit der jungen Schauspielerin Tatum O' Neal<br />
aus, später mit Brooke Shields, ebenfalls Schauspielerin. Auch mit Jane Fonda trifft er<br />
sich, deren Aussage über <strong>Michael</strong> deutlich macht, dass <strong>Jackson</strong> sich in seine eigene<br />
Welt zurückzieht und nicht einmal Mädchen sich ihm nähern lässt. “Seine Intelligenz<br />
ist intuitiv und emotional,” sagte Jane Fonda, “wie die eines Kindes. Wenn einem<br />
Künstler diese Kindlichkeit verlorengeht, versiegt sein kreativer Saft. Darum baut<br />
<strong>Michael</strong> eine Kunstwelt um sich herum, die seine Kreativität beschützt. [...] Er ist ein<br />
Wunder.”(Ebmeier, 1999, S.103) Keines der drei Mädchen kommt wirklich nahe an<br />
seinen Körper und seine Seele heran. Später erzählt <strong>Michael</strong> in einem Interview über<br />
die fehlenden menschlichen Kontakte: “Sie wollen mich von meiner Einsamkeit<br />
erlösen, aber sie versuchen es so, dass ich glauben muss, sie wollen meine Einsamkeit<br />
mit mir teilen – was ich keinem wünschen kann. Ich glaube, ich bin der einsamste<br />
Mensch der Welt.”(Ebmeier, 1999, S.106)<br />
Ein letztes Mal muss <strong>Michael</strong> mit seinen Brüdern arbeiten. Er steigert sich stark<br />
hinein und bringt das Album “Triumph” zu großem Erfolg. Dennoch spürt <strong>Michael</strong><br />
immer mehr, dass er allein noch um einiges erfolgreicher sein würde. Seine<br />
Plattenfirma Epic gehört selbst zur großen Firma CBS, wo <strong>Michael</strong> bald den Boss<br />
Walter Yetnikoff, den Anwalt John Branca und den Werbeleiter Frank Dileo<br />
kennenlernt. Er plant, mit ihnen zusammenzuarbeiten.<br />
Zuvor jedoch wird er von Steven Spielberg beauftragt, etwas für seinen Film E.T. zu<br />
singen. Auch Spielberg ist von dem nun dreiundzwanzigjährigen <strong>Michael</strong> hingerissen:<br />
“<strong>Michael</strong> ist der letzte lebende Unschuldige, der sein Leben voll unter Kontrolle hat.<br />
Ich kenne niemanden, der ist wie er.”(Ebmeier, 1999, S.107 f.)<br />
Die Achzigerjahre haben begonnen und <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> ist zweiundzwanzig. Er
arbeitet mit Quincy Jones und seinen neuen PR- und Imageberatern Yetnikoff, Branca<br />
und Dileo an seinem zweiten eigenen Album. Dabei singt er unter anderem mit Paul<br />
McCartney, der ihm nebenbei erzählt, wie viel Geld man mit den Copyrights für<br />
Poplieder machen kann. Nur wenige Jahre später kauft <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> daraufhin die<br />
Rechte an McCartneys Beatles-Songs.<br />
Im Haus der <strong>Jackson</strong>s gibt es weiterhin Spannungen. Joseph und Katherine sind in<br />
sehr schlechter finanzieller Lage, denn das Geld geht nun fast ausschließlich mehr auf<br />
<strong>Michael</strong>s Konto. Joe muss sein halbes Haus an seinen Sohn <strong>Michael</strong> verkaufen, der<br />
dieses daraufhin abreißen, ein neues Haus und um dieses herum einen Privatzoo und<br />
einen Rummelplatz bauen lässt, um dort selbst endlich Spaß zu haben und kleinen<br />
Kindern Freude bereiten zu können.<br />
Für sein Album “Off The Wall” bekommt <strong>Michael</strong> nur einen Grammy Award (den<br />
wichtigsten Musikpreis), was ihn angeblich beleidigt und wütend werden lässt. Er<br />
schwört sich, mehreren Aussagen zufolge, dass sein nächstes Album alles<br />
Dagewesene in den Schatten stellen würde (Vgl. Feige, 2002, S.17, <strong>Jackson</strong>, 1988,<br />
S.143 f.). <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> glaubt stets sehr fest an sich und seine Träume, und immer<br />
will er besser und noch besser werden. Immer wieder verschiebt <strong>Michael</strong> den<br />
Abgabetermin für das Album und schreibt alles neu. Ende des Jahres 1982 kommt<br />
sein Album “Thriller” heraus. Es wird das meistverkaufte Album aller Zeiten. Bis<br />
heute hat kein Album seine Verkaufszahlen überboten. Dazu muss gesagt werden,<br />
dass zu der Zeit, Anfang der Achzigerjahre, noch dazu eine wirtschaftliche Rezession<br />
vorhanden ist und gerade die allerersten Videospiele auf den Markt kommen. Es ist<br />
also gerade besonders schwierig, Platten zu verkaufen. Ebmeier schreibt: “Es begann<br />
der größte Siegeszug um den Erdball, den je ein Künstler gefeiert hat.”(Ebmeier,<br />
1999, S.111)<br />
Das Album “Thriller” ist laut Ebmeier deshalb so erfolgreich, weil es ausgereiften<br />
weißen Rock mit ausgereiftem schwarzen Soul verbindet und damit die meisten<br />
musikalischen Gemeinden anspricht und weil bei seiner Musik ein neugierig<br />
machendes Miteinander von unschuldiger Klarheit und aufreizendem Prickeln<br />
herrscht. (Ebmeier, 1999, S.112)<br />
Die ehemalige Plattenfirma der <strong>Jackson</strong>s, Motown, feiert 1983 ihr<br />
fünfundzwanzigjähriges Jubiläum und bittet alle ehemaligen Künstler, bei dieser Feier<br />
aufzutreten. <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> sagt nur unter einer Bedingung zu: Er will als einziger<br />
auch allein auftreten, also nicht nur mit den ehemaligen Motown-Künstlern <strong>Jackson</strong>
Five. Es wird eines der wichtigsten Daten seiner Karriere. Zum ersten Mal zeigt<br />
<strong>Michael</strong> seinen in den Tagen zuvor entworfenen Moonwalk-Tanz zu seinem Lied<br />
“Billie Jean”. “Er riß das Publikum von den Stühlen”, so Ebmeier, “und die<br />
Fernsehaufzeichnung verschlägt einem noch heute den Atem”(Ebmeier, 1999, S.116).<br />
Er scheint jetzt endgültig seine eigene Art gefunden zu haben. All seine zukünftigen<br />
Markenzeichen tauchen zum ersten Mal auf: Seine Nase hatte er inzwischen ein<br />
zweites Mal operieren lassen; er ist ein filigranes Fliegengewicht, da er sich<br />
inzwischen ausschließlich vegetarisch ernährt; aus der Afro-Krause waren mit Hilfe<br />
von Wet-Gel lockige Strähnen geworden; um die wichtigsten Körperteile beim Tanz<br />
zu betonen trägt er einen glänzenden Handschuh und glänzende Socken und endlich<br />
wird er von keiner Plattenfirma mehr davon abgehalten, seinen geliebten Hut zu<br />
tragen. Nach der Vorstellung ist <strong>Michael</strong> mit sich selbst unzufrieden, da er nicht so<br />
lange auf den Zehenspitzen stehen geblieben war, wie er es wollte. Doch Fred Astaire<br />
ruft ihn an und sagt ihm: “You're an angry dancer. You're a hell of a mover.” Doch<br />
noch mehr freut <strong>Michael</strong> laut eigenen Angaben, dass ein kleiner Junge nach der Show<br />
auf ihn zugelaufen kommt und ihn fragt, woher er nur so tanzen kann. (Vgl. <strong>Jackson</strong>,<br />
1988, S.169 f.) Laut Ebmeier ist dieser Auftritt die Geburt der Jacko-Figur. “Er betrat<br />
die Bühne als gealtertes Wunderkind und verließ sie als aufgehender Superstar”,<br />
schreibt TV Guide nach dem Auftritt. (Ebmeier, 1999, S.117)<br />
<strong>Michael</strong> wird zu einem eigenen Star, zu dem größten Star seiner Zeit, zu einem<br />
lebenden Mythos. Statt einer <strong>Jackson</strong>mania schreiben die Medien nun erstmals über<br />
eine sogenannte <strong>Michael</strong>mania.<br />
Zum <strong>Michael</strong>-<strong>Jackson</strong>-act gehört nicht nur das Ästhetische – wie erwähnt: Künstler,<br />
Musik und Auftritt -, sondern auch das Mystische, das zum Image gehört. Im Starkult<br />
der Unterhaltungsindustrie werden “Mythen zur Schau gestellt”, so Ebmeier, wobei<br />
diese selbst Kunstwerke sind; die Unterhaltungsindustrie treibt das Mystische auf die<br />
Spitze. (Vgl. Ebmeier, 1999, S. 118 f.) Das Impression Management der Künstler ist<br />
für einen solchen Mythos verantwortlich.<br />
Zu <strong>Jackson</strong>s Fans gehören die unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen. Jungs<br />
werden meist vor der Pubertät zum Fan – wollen nachahmen, was er macht - und<br />
Mädchen meist nach der Pubertät – sie verlieben sich in ihn und seinen Mythos. Doch<br />
einen typischen Jacko-Fan gibt es nicht. Die meisten <strong>Michael</strong>-<strong>Jackson</strong>-Fans prahlen<br />
nicht damit, sondern halten sich im Verborgenen. In dem Fan-Magazin Black&White<br />
wird beschrieben, wie sich ein “echter” <strong>Michael</strong>-<strong>Jackson</strong>-Fan fühlt: “Oft sagst Du Dir,
wenn <strong>Michael</strong> nicht auf dieser Erde wäre, dann wärst Du völlig verloren.[...]Wenn Du<br />
Angst hast, dann ist er der einzige, der Dich trösten kann. Niemand hat Dir je so viel<br />
Liebe gegeben wie er. [...] Und auch wenn Du <strong>Michael</strong> noch nie begegnet bist, so<br />
spürst Du in Dir eine Welle der Zuneigung, die Meere und Kontinente durchquert. Du<br />
weißt, dass die Welt durch ihn besser ist, und Du spürst seine Macht in Dir.”(Ebmeier,<br />
1999, S.122) <strong>Jackson</strong>-Fans unterscheiden sich von Fans anderer Künstler vor allem<br />
darin, dass sie <strong>Michael</strong> persönlich völlig verfallen sind, sie haben eine Schwäche.<br />
Der Sänger Count Basie bestätigt <strong>Jackson</strong> bei seinem Plan, sich zur Figur zu erfinden,<br />
indem ihm sagt, man muss dazu zu einer Institution werden. (Vgl. Ebmeier, 1999,<br />
S.118) Auch mit John Branca und Frank Dileo arbeitet <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> an seinem<br />
Image. Geschäftlich ist <strong>Michael</strong> sehr kühl und nüchtern, bestätigen auch diese beiden<br />
Kollegen und arbeiten mit ihm an einem <strong>Michael</strong>-<strong>Jackson</strong>-Erscheinungsbild als leicht<br />
meschuggem Neurotiker. <strong>Michael</strong> legt sich zum <strong>Beispiel</strong> in eine Überdruckkammer<br />
und lässt sich von seinen Mitarbeitern darin photographieren. Die Bilder werden an<br />
Nachrichtenagenturen und auch direkt an Zeitschriften verschickt, mit den Worten, er<br />
schläft in dieser Kammer, um hundertfünfzig Jahre alt zu werden. Der Herausgeber<br />
des National Enquirer beteuert, dass ihm diese Bilder direkt von <strong>Michael</strong>s<br />
Management zugespielt worden sind, und als er die Bildqualität beanstandet hat, habe<br />
man prompt eine verbesserte Vorlage nachgereicht. Auch die Gerüchte, <strong>Jackson</strong> wolle<br />
die Gebeine des “Elefantenmenschen” John Merrick für seine Kuriositätensammlung<br />
erwerben, einen Schrein für Elizabeth Taylor errichten und dutzende<br />
Schaufensterpuppen in seinem Haus aufbewahren, sind sogenannte Zeitungsenten, die<br />
mit einiger Sicherheit vom <strong>Jackson</strong>-Management selber in die Welt gesetzt werden,<br />
um ihm die Aura des Bizarren und Rätselhaften zu schaffen. Wichtig für diese Art der<br />
Imagebildung ist auch die prompte Dementierung. Nachdem jedes dieser Gerüchte<br />
öffentlich wird, dementiert <strong>Michael</strong>s Management es wieder.<br />
“Ob Sie's glauben oder nicht, sein Management wollte, dass die Geschichten über<br />
seine Schönheitsoperationen breitgetreten wurden! Die Idee, dass sich <strong>Michael</strong> jeder<br />
Menge Operationen unterzieht, um kindlicher und knabenhafter zu erscheinen, ist in<br />
seinem eigenen Lager aufgebracht worden,” behauptet Steve Coz, Redakteur beim<br />
Skandalblatt National Enquirer.(Ebmeier, 1999, S.81) Auch, weil Wahnsinn oft mit<br />
Genialität gleichgesetzt wird, setzt <strong>Jackson</strong>, und sein Management, viel auf dieses<br />
Image.
Als <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> das Video für sein Lied “Thriller” herausbringt, steigen die<br />
Verkaufszahlen für sein Rekordalbum wieder rasant an. Mit seinen fünfundzwanzig<br />
Jahren erfindet er das Musikvideo neu, macht daraus eine neue Kunstform. Immer<br />
schon will <strong>Michael</strong> seine Musik so visuell wie möglich gestalten und präsentieren, er<br />
weiß auch um die große Reichweite des Mediums Fernsehen. Durch das Video wird<br />
der schwarzen Musik der Weg um den Globus eröffnet. <strong>Jackson</strong> ist dafür<br />
bahnbrechend (Vgl. Feige, 2002, S.18). Zum ersten Mal werden auf MTV schwarze<br />
Musiker gespielt.<br />
Bei dem Video wird die Jacko-Figur weiter fixiert. Man sieht <strong>Michael</strong> in seinen<br />
Musikvideos heftig flirten, anzüglich lächeln und tanzen, doch niemals geht er näher<br />
auf die Frau ein oder wird auch nur irgendwie romantisch. Mithilfe seines zugleich<br />
unschuldigen, jungenhaften Auftreten soll seine Doppeldeutigkeit, seine<br />
Andersartigkeit zum Ausdruck gebracht werden. (Vgl. Ebmeier, 1999, S. 154) Dies ist<br />
ein Ziel seiner persönlichen PR, seiner Imagegestaltung, er soll anders-artig sein,<br />
hervorstechen, zum Megastar werden. Die meisten Musikvideos muss <strong>Michael</strong><br />
<strong>Jackson</strong> aus seiner eigenen Tasche bezahlen, da seine Plattenfirma, ja ganz CBS, im<br />
Gegensatz zu ihm kein Geld für die Produktionen hat. Der Verkauf des Videos “The<br />
Making of <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>'s Thriller” wird zum erfolgreichsten Musikvideo aller<br />
Zeiten, bis heute, da man in diesem Video sieht, wie kindlich und doch hart er daran<br />
arbeitete. Für sein “Thriller”-Album bekommt <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> acht Grammies, ein<br />
Rekord bis heute. Damit kommt er ins Guiness Buch der Rekorde. Die <strong>Michael</strong>mania<br />
steigt ins Unermessliche.<br />
Claudia Cornelsen schreibt über sieben Taktiken, auf denen die Wirksamkeit von<br />
PR-Gags beruht. Als hätte sie es auf <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> zugeschnitten geschrieben,<br />
scheint offensichtlich, dass <strong>Jackson</strong> sie alle benutzt.<br />
• Selbstinszenierung bis zur Selbstaufgabe beherrschte <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> von<br />
Kindesbeinen an. Je älter er wurde, desto vollständiger verwandelte er sich selbst<br />
in einen PR-Gag. Dazu ist eine Menge Disziplin und voller Einsatz jederzeit und<br />
überall notwendig. <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> fällt nie aus seiner Rolle. Zu gerade<br />
beschriebener Zeit, den frühen Achzigern, war er der prickelnd verführerische, aber<br />
doch jungenhaft unschuldige Wunderknabe. Schon damals wurde er vermehrt<br />
imitiert, was laut Cornelsen ein Beweis dafür ist, dass diese Taktik erfolgreich ist.<br />
• Auch den Tabubruch, die Kunst des Polarisierens, versteht <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong><br />
gekonnt wie die wenigsten Künstler. Bewusst wurden in seiner Laufbahn Regeln
und Gebote umgangen und der Konflikt mit den Autoritäten der Gesellschaft<br />
gesucht. Bewusst stellte <strong>Michael</strong> sich als etwas wahnsinnigen, eigen-artigen,<br />
halberotischen frechen Jungen dar, der ohne auf den Rest der Musikindustrie zu<br />
achten, sein Ziel verfolgte. Wirkliche Tabubrüche beging <strong>Michael</strong> jedoch erst<br />
etwas später in seiner Karriere. Durch seine außergewöhnlich stark ausgeprägte<br />
Selbstdarstellung, seine eigentümlichen Gewohnheiten und vor allem seine engen<br />
Kinderfreundschaften spaltete er die Gesellschaft.<br />
• Auch Niederlagen inszenierte <strong>Jackson</strong> im Laufe seiner Karriere mit einiger<br />
Wahrscheinlichkeit, um damit seine Menschlichkeit, Bescheidenheit und<br />
Verletzlichkeit zu demonstrieren. Einiges scheiterte bei <strong>Jackson</strong> im Laufe der Zeit<br />
– es gab Streit innerhalb der Familie; bei einem Drehunfall verbrannte seine<br />
Kopfhaut und er wurde wegen der starken Schmerzen medikamentensüchtig. Er<br />
wurde zudem bekannt für seinen Hass den Paparazzi gegenüber, für seine panische<br />
Menschenangst, seine Einsamkeit und seine möglicherweise missglückten<br />
Operationen. Ebmeier sieht sogar in den beiden Kindesmißbrauchs-Anklagen eine<br />
mögliche selbstinszenierte Niederlagen-Strategie, um das Publikum dazu zu<br />
bringen, ihm nach einer solch schlechten Zeit wieder ein Aufsteigen zu gönnen –<br />
doch was von all den Niederlagen wirklich inszeniert war und was nicht, kann hier<br />
nicht beantwortet werden.<br />
• Ruhmestausch ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium in <strong>Michael</strong>s Karriere. Der<br />
Effekt wird laut Cornelsen durch prominente Gesichter und vertraute Symbole<br />
gesteigert. Schon als Kinder traten die <strong>Jackson</strong>s vor berühmten Leuten auf, um sich<br />
im Glanz von deren Aufmerksamkeit selbst zum Strahlen zu bringen. Später fiel<br />
<strong>Jackson</strong> vor allem damit auf, dass er mit den berühmtesten und begabtesten<br />
Personen des jeweiligen Gebietes zusammenarbeitete, wie mit Steven Spielgerg,<br />
Qunicy Jones, Walt Disney, Tony Mottola, Siegfried&Roy und Stephen King.<br />
• Die Geheimnistuerei als PR-Gag könnte für <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> erfunden worden<br />
sein, denn nichts beherrscht er mit solcher Hingabe wie dieses. Weniges ist für<br />
<strong>Jackson</strong> wichtiger, als dass stets ein unergründbarer Mythos und ungeklärte Fragen<br />
um seine Person kreisen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und die<br />
Neugier der Menschen anzuheizen. Fast alles, was er im Laufe seiner Karriere tat,<br />
war darauf ausgerichtet, ein anhaltendes Geheimnis zu erzeugen, das oft niemals<br />
beantwortet wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat vor allem <strong>Jackson</strong>s<br />
Geheimnistuerei ihn zu dem gemacht, was er ist.<br />
• Zu seinen zahlreichen pointierten Täuschungen und Schummeleien gehören vor
allem die sogenannten Zeitungsenten, die von ihm und seinem Management selbst<br />
erfundenen Gerüchte, die sein Management über ihn selbst an die Presse sendete.<br />
Der Kauf der Elefantenmannknochen, das Gerücht, er wolle sich selbst einmal<br />
einfrieren lassen und der Schrein für Liz Taylor gehören ebenso dazu wie das<br />
Gerücht, er würde in einer Sauerstoffkammer schlafen, zum Islam konvertieren und<br />
unzählige mehr (Andersen, 1994, S. 211 f.). Durch solche geplanten – meist<br />
harmlosen – Gerüchte “fütterte” er die Presse und somit das Publikum, um diese<br />
erstens dazu zu bringen, über ihn zu reden und dadurch seinen Erfolg zu sichern<br />
und zweitens, um sie davon abzuhalten, schlimmere, für seine Karriere gefährliche<br />
Gerüchte aufzubringen. Mit der Zeit gelang ihm diese Taktik offensichtlich immer<br />
weniger.<br />
• Zu guter Letzt verkörpert <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> die Taktik des Absurden komplett.<br />
Seine Person verbindet Unsinn zu Neusinn. “Zwei Elemente,” so Cornelsen,<br />
“werden miteinander verknüpft, die für sich gesehen alltäglich, aber in der<br />
Kombination lächerlich, sonderbar, abstoßend oder zumindest irgendwie nicht<br />
zueinander passend empfunden werden.”(Cornelsen, 2001, S.22) Bei <strong>Jackson</strong> war<br />
dies zu gerade beschriebener Zeit seine prickelnde, unantastbare Sanftheit,<br />
verbunden mit seiner harten, rassigen Aggressivität, wie bereits des öfteren, mit<br />
anderen Worten, erwähnt. Es war auch die Kombination seiner zarten Kindlichkeit<br />
und seiner bedingungslosen Professionalität. Meist sind das laut Cornelsen neue<br />
Kombinationen zweier Zutaten, mit dem gewissen Etwas, einer Prise Verrücktheit,<br />
einem Hauch von Wahnsinn oder einem Schuss Skurrilität, wie bereits am Ende<br />
des Kapitels 2 besprochen wurde.<br />
Cornelsen betont schließlich, dass die meisten Taktiken nur einmal wirken und einer<br />
Person irgendwann die für sich wirksamen Taktiken ausgehen. Vielleicht wurde das<br />
für <strong>Jackson</strong> zum Verhängnis.<br />
(Vgl. Cornelsen, 2001, S. 11 ff.)<br />
Nach dem fulminanten Erfolg mit “Thriller” macht <strong>Michael</strong> zum allerletzten Mal ein<br />
Album mit seinen Brüdern und “Victory” wird durch <strong>Michael</strong> wieder zu einem Erfolg.<br />
Doch <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> kündigt seinen Vater Joe als Manager und auch der Vertrag<br />
mit den Produzenten von The <strong>Jackson</strong>s läuft 1984, als <strong>Michael</strong> sechsundzwanzig ist,<br />
aus. Sein offizieller neuer Berater ist John Branca und sein neuer Manager heißt Frank<br />
Dileo. Weil seine inzwischen wieder sehr finanzschwache Mutter Katherine ihn<br />
eindringlich darum bittet, geht <strong>Michael</strong> mit seinen Brüdern noch auf die allerletzte
The-<strong>Jackson</strong>s-Tournee. Als Sponsor für die Tournee kann die Getränkefirma Pepsi<br />
gewonnen werden. Obwohl <strong>Michael</strong> ein extremer Gesundheitsfanatiker ist, willigt er<br />
schließlich ein, auch im Pepsi-Werbespot aufzutreten, allerdings unter einigen<br />
Bedingungen: Sein Gesicht darf nur höchstens vier Sekunden zu sehen sein, dafür<br />
sollen die meisten seiner Markenzeichen, wie der Handschuh und der Hut zu sehen<br />
sein, und niemals darf man <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> in Berührung mit einer Pepsi-Dose<br />
sehen. Schon an seiner Silhouette ist <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> in dem Werbespot zu erkennen<br />
und Ebmeier fragt sich, ob <strong>Jackson</strong> der einzige ist, bei dem dies möglich ist. (Vgl.<br />
Ebmeier, 1999, S.160) Durch diese Spots schafft <strong>Jackson</strong> jedenfalls einen weiteren<br />
Schritt zu seiner Mystifizierung. Es wird nicht nur zu einer Werbung von <strong>Jackson</strong> für<br />
Pepsi, sondern durch Pepsi auch für <strong>Jackson</strong> zu einer Feier seines Ruhms. (Vgl.<br />
Ebmeier, 1999, S.160) Da Pepsi aber kurz nach Ausstrahlung der Spots – die sogar als<br />
einzige Werbespots in der Geschichte in den Fernsehzeitschriften angekündigt werden<br />
– um einiges erfolgreicher wird als Coca-Cola, sieht sich dieses dazu gezwungen,<br />
etwas zu ändern und ersetzt die charakteristisch geschwungene Cola-Flasche durch<br />
ein Wegwerf-Produkt. “Aus welchem Grund hat Coke nach neunundneunzig höchst<br />
erfolgreichen Jahren seine Formel geändert?”, fragt Pepsis Boss Roger Enrico, “Zwei<br />
Worte: <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>.”(Ebmeier, 1999, S.161)<br />
Bei den Dreharbeiten zu einem zweiten Pepsi-Werbespot geschieht ein<br />
folgenträchtiger Unfall. <strong>Michael</strong> soll möglichst dicht an sprühenden<br />
Magnesiumblitzen eine Treppe hinuntertanzen. Ein Funke fällt plötzlich in <strong>Michael</strong>s<br />
Haare, die sofort Feuer fangen. <strong>Michael</strong> tanzt die Szene zu Ende und lässt sich dann<br />
zu Boden fallen. Sein enger Vertrauter Miko Brando, der Sohn von Marlon Brando,<br />
löscht <strong>Michael</strong>s Kopf mit seinen Händen, die bis heute Brandwunden behalten haben.<br />
Bis auf den Schädelknochen hat <strong>Michael</strong> Verbrennungen dritten Grades und wird im<br />
Brotman Memorial Hospital behandelt. (Vgl. <strong>Jackson</strong>, 1988, S.186) Die anderthalb<br />
Millionen Dollar Schmerzensgeld von Pepsi übergibt er vollständig dem<br />
Krankenhaus, die davon eine neue Station einrichten können. <strong>Jackson</strong> muss einige<br />
Folgeoperationen hinter sich bringen und muss über längere Zeit starke Schmerzmittel<br />
nehmen. Seine folgenschwere Medikamentensucht entwickelt sich.<br />
Einige amerikanische Künstler beschließen zu der Zeit, Hungernden in Afrika zu<br />
helfen und gründen “United Support of Artists for Africa”, kurz “USA for Africa”,<br />
um ein Lied zu singen, dessen Erlös an diese gehen soll. Sie beauftragen Lionel<br />
Richie, Stevie Wonder und <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>, ein Lied zu schreiben. Es ist inzwischen
1985 und <strong>Michael</strong> ist siebenundzwanzig. Stevie Wonder hat wenig Zeit und die Sache<br />
kommt nicht voran. Lionel bringt Rohentwürfe, schließlich wird die Zeit knapp und<br />
über Nacht schreibt <strong>Michael</strong> in seinem Haus das Lied “We Are The World”.<br />
Vierundvierzig talentierte amerikanische Sänger und Sängerinnen versammeln sich<br />
kurz darauf und produzieren den bis heute erfolgreichsten Tonträger aller Zeiten.<br />
Rund 200 Millionen Dollar gehen nach Äthiopien. (Vgl. Grant, 1997, S. 92 f.)<br />
<strong>Michael</strong> zieht sich vermehrt zurück. Berühmte Menschen haben meist ein Privatleben<br />
und ein öffentliches Leben, große Stars der Unterhaltungskunst, wie <strong>Jackson</strong>, haben<br />
noch ein drittes, das “private Leben für die Öffentlichkeit”. (Vgl. Ebmeier, 1999,<br />
S.164) Das Produkt, das er verkauft, ist sein Image, dieses muss unterhalten werden,<br />
um den Journalisten Stoff zum Schreiben zu geben. Die Frage, wie <strong>Michael</strong> sein<br />
Image als Extraterresten, also als Menschen, der nicht von dieser Welt ist, so lange<br />
aufrechterhalten kann, beantwortet sich dadurch, dass sein wirkliches Privatleben<br />
wirklich privat im engsten Sinne ist. Er teilt es mit niemandem. Von Menschen fühlt<br />
er sich bedroht. Vor den Fans aus dem folgenden Grund. “Ich weiß, dass sie mir nicht<br />
wehtun wollen,” erklärt es <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> in einem von Ebmeier erwähnten<br />
Interview, “aber sie tun's. Sie greifen nach mir, sie ziehen an den Haaren. Jeder will<br />
ein Stück von mir, ich komm' mir vor wie Spaghetti zwischen ihren Fingern. [...] Sie<br />
treten die Absperrungen nieder, das macht mir Angst.”(Ebmeier, 1999, S.165 und<br />
S.103) Doch auch vor seinen Kollegen im Showbusiness fühlt er sich bedroht. Für<br />
eine Karriere wie seine würden die meisten von ihnen, so Ebmeier “Vater und Mutter<br />
verkaufen. Sie lächeln dich an und kalkulieren gleich ihren Gewinn.”(Ebmeier, 1999,<br />
S.165) Die einzigen Menschen, denen <strong>Jackson</strong> vertraut, sind gealterte Filmstars, die<br />
nichts mehr von ihm wollen, wie Marlon Brando oder Elizabeth Taylor, oder Kinder,<br />
die noch nicht wirklich wissen, wer <strong>Michael</strong> ist. Der Kontakt mit diesen Personen ist<br />
für <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> von großer Bedeutung.<br />
Sonst beschreibt sich <strong>Jackson</strong> als sehr einsam. Nur selten schleicht er sich aus dem<br />
Hochsicherheitstrakt, in dem er lebt, ganz früh morgens – in dicke Verkleidungen<br />
gehüllt – auf die Straßen, um die wenigen Menschen, die dort bereits unterwegs sind,<br />
beobachten zu können. Heute noch geht er gerne stark verkleidet unter “normale”<br />
Menschen, nur um einmal zu sehen, wie sich das anfühlt. Besonders gerne beobachtet<br />
er Kinder, denn sie, so <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>, können sich noch so unschuldig freuen.<br />
Ihnen und anderen Menschen diese Freude zu schenken ist <strong>Jackson</strong> wichtig. “I feel<br />
I've won God's smile of approval, because I'm doing something that brings joy and
happiness to other people,” sagt <strong>Michael</strong> später. (Fox News Interview, 2005) <strong>Jackson</strong><br />
ist sogar der Meinung, in Kindern stecke eine Kreativität, die die Welt heilen könnte.<br />
Besonders gerne geht <strong>Michael</strong> auch – meistens von Kameras begleitet – in<br />
Krankenhäuser, um die kleinen Patienten aufzuheitern, möglicherweise auch, weil er<br />
bei diesen Aufnahmen neben den schwachen Kindern selbst umso glanzvoller in<br />
Szene gesetzt wird. Doch Kindern zu helfen bedeutet ihm persönlich schon lange Zeit<br />
besonders viel. Dem unheilbar kranken David Smithy, dessen letzter Wunsch es ist,<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> kennenzulernen, schenkt er die Jacke, die er beim Video “Beat It”<br />
getragen hatte. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.168) Sieben Wochen später wird David mit<br />
dieser Jacke beerdigt, die später von Grabräubern wieder ausgegraben wird.<br />
Eng befreundet er sich mit dem mit AIDS infizierten jungen Ryan White. Ryan wird<br />
wegen seiner Krankheit von der Gesellschaft stark isoliert, <strong>Michael</strong> sieht ihn im<br />
Fernsehen und schenkt ihm die Stereoanlage, die er sich dem Bericht zufolge<br />
wünscht. Ryans Mutter Jeanne White lernt <strong>Michael</strong> in der Folge gut kennen. Über ihn<br />
sagt sie: “<strong>Michael</strong> ist überhaupt nicht seltsam. Er ist nur ein zutiefst scheuer Mensch,<br />
es fällt ihm schwer, mit anderen Leuten zu kommunizieren.[...] Er wirkt<br />
bedrückt.”(Ebmeier, 1999, S.169) Ryan und <strong>Michael</strong> vertrauen sich voll und ganz,<br />
was auch Jeanne bestätigt. Über alles reden sie miteinander, aber nie wird<br />
angesprochen, dass Ryan krank ist und dass <strong>Michael</strong> berühmt ist.<br />
Als <strong>Michael</strong> achtundzwanzig ist, also 1986, entlässt er seinen Manager Frank Dileo<br />
aus seinem Dienst, denn dieser hat es darauf ankommen lassen, dass <strong>Michael</strong> statt wie<br />
ein außerirdischer eher wie ein unzurechnungsfähiger Mensch erscheint. (Ebmeier,<br />
1999, S.170) Von nun an ist <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> sein eigener Manager und arbeitet<br />
alleine weiter an seinem Image als “Über-Irdischer”.<br />
Für die Walt Disney Company macht <strong>Michael</strong> den Film “Captain EO”, für das eigens<br />
ein 3D-Verfahren entwickelt wird und die Regisseure Francis Ford Coppola und<br />
George Lucas engagiert werden. Über den Streifen wird die Kritik laut: “Er selbst ist<br />
die ganze Botschaft hinter der nichts anderes steckt als wieder er.”(Ebmeier, 1999,<br />
S.171)<br />
<strong>Jackson</strong> bricht mit den Zeugen Jehovas, denen er bis dahin zugehörig war. Seine<br />
Videos sind deren Meinung nach zu “weltlich” für ihre Religion. (Vgl. Grant, 1997,<br />
S.101 f.)<br />
Die Welt erwartet von <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> nach seinen Rekorden nur noch<br />
Außerordentliches, auch beim nächsten Album. <strong>Michael</strong> engagiert Pepsi als Sponsor.
Ihr Deal über 15 Millionen Dollar geht ins Guiness Buch der Rekorde ein. Mit dem<br />
Regisseur Martin Scorcese macht <strong>Michael</strong> ein langes, eine Geschichte erzählendes<br />
Musikvideo zu seinem Lied “Bad”. <strong>Michael</strong> sieht in diesem Video makellos aus und<br />
grazil, doch seine Botschaft ist: Ich bin ein schlimmer Junge, männlich und böse, bad.<br />
Wieder wird die Doppeldeutigkeit sichtbar. Ebmeier nennt ihn ein lebendiges<br />
Kunstwerk. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.174 f.) Das Album “Bad” wird das<br />
zweitmeistverkaufte Solo-Album aller Zeiten. Besonders beliebt sind die Lieder “I<br />
Just Can't Stop Loving You”, “Man In The Mirror”, “The Way You Make Me Feel”,<br />
“Dirty Diana” und “Smooth Criminal”. Mithilfe seiner ersten Solo-Welttournee will<br />
<strong>Michael</strong> nun auch weltweit an die Spitze. Innerhalt von 16 Monaten singt er vor<br />
insgesamt 4 ½ Millionen Menschen. Wieder ein Rekord, denn dies ist die gewaltigste<br />
und einträglichste Tour, die es je gab. Weltweit bricht wieder eine <strong>Michael</strong>mania aus.<br />
Mummendey schreibt die Strategien und Taktiken zusammen, die zumeist für die<br />
erfolgreiche Imagegestaltung, das Impression Management, verwendet werden.<br />
<strong>Jackson</strong> und sein Management setzen diese mit großer Perfektion ein.<br />
• An assertiven Strategien, also an aktiven Techniken, die auf eine längerfristig<br />
gültige positive Reputation abzielen, verwendeten <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> und sein<br />
Management einige. Durch seine hohe Musikqualität stellte er Kompetenz und<br />
Expertentum heraus, durch sein detailgenau erarbeitetes Aussehen versuchte er,<br />
seine Attraktivität zu zeigen, durch die Betonung seines Star-Daseins präsentierte<br />
er seinen hohen Status und durch die Offenlegung einiger seiner vergangenen<br />
Erlebnisse und Probleme wollte er eine gewisse Vertrauenswürdigkeit erwecken.<br />
• Auch von den assertiven Taktiken, also von den aktiven Techniken, die auf eine<br />
Wirkung abzielen, die nur für bestimmte Situationen oder kurze Zeit Geltung<br />
haben sollen, verwendete <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> nicht wenige. Auf seine Weise<br />
schmeichelte er sich bei seinem Publikum ein, gewann ihre Sympathie, auch,<br />
indem er ihnen manchmal kleine Geschenke machte. Auch hilfsbedürftig erschien<br />
<strong>Jackson</strong> des öfteren, zum <strong>Beispiel</strong>, wenn er seinen Verband und den Mundschutz<br />
trug, wenn er schwach und blass erschien und mit hoher Stimme sprach; all das löst<br />
eine Art Mitgefühl bei einem Teil des Publikums aus. Eigenwerbung betrieb<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> ebenfalls zur Genüge, vor jedem neuen Album wurden bis hin zu<br />
Millionenbeträgen für die Promotion ausgegeben – alle Arten von Werbung<br />
wurden ausgekostet. Und schließlich erschien <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> zumeist auch<br />
extrem beispielhaft, indem er als Erwachsener sein Leben lang den Großteil seines
verdienten Geldes an wohltätige Organisationen spendete. 1992 gründete er sogar<br />
selbst die Stiftung Heal The World Foundation, die das Ziel hat, weltweit die<br />
Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern.<br />
• Doch auch defensive Strategien, solche also, die seine Identität schützen sollen,<br />
gehören zur Arbeitsweise <strong>Jackson</strong>s und seines Managements. Eine Entschuldigung<br />
brachte er beispielsweise nach Herauskommen seines “Black Or White”-Videos,<br />
später in seiner Karriere, vor. <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> stellte sich oft auch als<br />
unvollkommen dar, vor allem dadurch, dass er Zeichen von Geisteskrankheit<br />
herausstellte, die die vielen äußerst ungewöhnlichen Gerüchte und<br />
Verhaltensweisen scheinbar bestätigen.<br />
• Schließlich werden von <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> auch die defensiven Taktiken angewandt.<br />
Aus misslichen Lagen schaffte er es stets – irgendwie – wieder herauszukommen<br />
und sein Image wiederherzustellen. Heute gelingt ihm dies weniger. Des öfteren in<br />
seiner Karriere rechtfertigte <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> sich für Getanes, er übernahm dabei<br />
die Verantwortung und erklärte die Umstände. Diese Techniken wurden von<br />
<strong>Jackson</strong> eher nach 1993 angewandt, da es davor für ihn nicht notwendig war, sein<br />
Image zu verteidigen. Zu <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>s defensiven Taktiken gehörte jedoch<br />
immer schon, nach jedem aufgeworfenen Gerücht dieses zu widerrufen, zu<br />
dementieren, es abzuleugnen – um davon abzulenken, dass die Gerüchte aus<br />
seinem eigenen Lager kamen und um durch die “bösen” Gerüchte dem Publikum<br />
zu suggerieren, dass seine Erscheinung so viel Bedeutung hat, dass deshalb so viele<br />
unwahre Gerüchte um ihn entstanden.<br />
Insgeheim arbeitete <strong>Jackson</strong> an seinem Image als Anders-artigen, offen gefragt<br />
betont er allerdings stets, wie “normal” er ist. In einem Interview dieses Jahr fragte<br />
ihn der Journalist Geraldo Rivera: “Isn't it nice to have a conversation on television<br />
where people can hear you just being ordinary, normal, reasonable?” <strong>Michael</strong><br />
antwortete: “I'm like this all the time. I'm just being myself. God bless you, thank<br />
you.”(Fox News Interview, 2005)<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> verwendete wirklich beinahe alles, was ein Mensch für sein<br />
erfolgreiches Impression Management verwenden kann, wobei es zu früheren<br />
Karrierezeitpunkten für ihn wichtiger war, die assertiven Techniken zu verwenden,<br />
nach den alles verändernden Vorwürfen 1993 musste <strong>Jackson</strong> eher zu den defensiven<br />
greifen.<br />
(Vgl. Mummendey, 1995, S.135 ff.)
Erst im Mai 1988, nach seiner Tournee mit dem Album “Bad”, als <strong>Michael</strong> fast<br />
dreißig ist, zieht er aus dem Elternhaus und kauft ein Grundstück im Tal von Santa<br />
Ynez. Dort baut er ein riesiges Anwesen, das er “Neverland” nennt, nach dem Reich<br />
aus der Geschichte des Peter Pan, mit dem <strong>Michael</strong> sich schon lange assoziiert, denn<br />
auch er will bekanntermaßen niemals erwachsen werden.<br />
Wieder ist <strong>Michael</strong>s Nase kleiner geworden. Er selbst sagt, er hat sich in seinem<br />
Leben nur mehrmals die Nase und einmal das Kinn operieren lassen, die restlichen<br />
Veränderungen sind eine Folge der Hautkrankheit, seines Gewichtsverlustes und<br />
seines Alterungsprozesses. (Vgl. <strong>Jackson</strong>, 1988, S.180) Die Nase ist ihm<br />
möglichweise auch deshalb so wichtig, weil er Gerüchten zufolge sehr gerne einmal<br />
aussehen will wie das Knabengesicht des Peter Pan. Und nun ist es das Gesicht, woran<br />
ihn die ganze Menschheit erkennt. Allein die Nase unterscheidet ihn von allen<br />
Sterblichen dieser Erde. Journalisten schreiben oft, <strong>Michael</strong> sei androgyn, was jedoch<br />
bedeutet, dass ein Mensch gleichzeitig besonders männlich und besonders weiblich<br />
ist. <strong>Michael</strong> ist jedoch von beidem fast nichts. Zu seiner Stimme ist zu sagen, dass er<br />
durch hartes Training die Obertöne unterdrücken kann und so eine Knabenstimme<br />
imitieren kann und dies auch gerne tut. Seine natürliche Stimme ist Tenor. Immer<br />
wieder nimmt er so stark ab, dass man ihn für magersüchtig hält. “Das Ziel jedes<br />
Tänzers ist die Schwerelosigkeit”, zitiert Ebmeier Heinrich v. Kleist (Ebmeier, 1999,<br />
S.233). Doch nicht nur durch diese Filigranie kann er laut Ebmeier “Aggressivität<br />
[ausdrücken], die durch rührende Schönheit dementiert wird und Schönheit, die von<br />
Aggressivität durchkreuzt ist.” (Ebmeier, 1999, S.125). Berüchtigt wurde auch sein<br />
crotch grabbing, sein Griff an den Schritt. Diese Bewegung bedeutet nichts, sagt<br />
<strong>Michael</strong> oft, damit drückt er nur aus, was die Musik ihm vermittelt. <strong>Michael</strong>s<br />
Frechheit ist eine existentielle Stellungnahme, so Ebmeier, die die Erwachsenen bis<br />
zur Weißglut reizt, die viele von ihnen aber nicht verstehen wollen. (Vgl. Ebmeier,<br />
1999, S.125)<br />
Im Frühling vor seinem dreißigsten Geburtstag bringt <strong>Michael</strong> seine Autobiographie<br />
heraus, die er Moonwalk nennt. Alles wird darin angesprochen, aber nichts wirklich<br />
ausgesprochen. Dieses Buch soll vor allem die Fans bestärken. Und zu Weihnachten<br />
nach seinem Geburtstag, es ist 1988, kommt sein Film Moonwalker in die Kinos, der<br />
ein mit special effects beladener Gang durch <strong>Michael</strong>s Karriere ist. Moonwalker<br />
kommt nur in Europa in die Kinos, denn es kristalliert sich bereits heraus, dass dort<br />
sein Markt der Zukunft ist. Nach seinem Making of M.J.'s Thriller wird Moonwalker<br />
das zweitmeistverkaufte Musikvideo aller Zeiten.
6.3. Zielscheibe Superstar<br />
The bigger the star,<br />
the bigger the target.<br />
(<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>, Fox News Interview, 2005)<br />
Nach dem Album “Bad” werden die Medien immer gehässiger. Man scheint ihm den<br />
Erfolg nicht mehr zu gönnen. Ab einem bestimmten Punkt, so Ebmeier, gehört ein<br />
gewisser Anti-Hype zum Ruhm ebenso wie Neid zum Reichtum. (Ebmeier, 1999,<br />
S.180) Das Wort “Megastar” ist angeblich für <strong>Michael</strong> von der Presse erfunden<br />
worden, ebenso jedoch wie das Wort “wacko – kommt vom englischen Wort für<br />
meschugge: wacky – jacko”. Lange galt, es gibt keine schlechte Publicity, aber<br />
<strong>Michael</strong> droht bald als alberne Witzfigur abgestempelt zu werden. <strong>Michael</strong>, der sein<br />
eigener Manager ist, tut aber auch viel dafür, dass die Gerüchte weiterbrodeln. Meist<br />
geht er ab dieser Zeit, als die Neunzigerjahre beginnen, mit einem Mundschutz an die<br />
Öffentlichkeit. Viele Gerüchte entstehen. <strong>Michael</strong> erklärt später, es sei ihm einmal<br />
beim Zahnarzt verschrieben worden und es habe ihm gefallen, denn ebenso wie die<br />
Sonnenbrille schützt er ihn vor den zudringlichen Blicken der Gaffer. Möglich ist<br />
auch, dass er damit – auch sich selbst – seine Verletzlichkeit demonstrieren will. Dass<br />
zu viel über ihn geredet wird – also über Geschichten, die er nicht selbst ausgedacht<br />
hat -, will <strong>Michael</strong> stets verhindern, es gelingt ihm jedoch immer weniger.<br />
<strong>Michael</strong> ist seit über fünf Jahren sein eigener Manager und wird bekannt dafür, seine<br />
Angestellten schnell zu kündigen. Als beinharter Geschäftsmann ist er bereits<br />
bekannt, wohl auch aus einem Wunsch, von niemandem abhängig zu sein.<br />
Oft empfängt er Kinder auf seiner Neverland Valley Ranch, vor allem kranke, um sich<br />
am ehrlichen Leuchten in ihren Augen zu erfreuen. Er befreundet sich unter anderem<br />
sehr eng mit dem blonden Kinderstar Macaulay Culkin, der die Hauptrolle in dem<br />
Film “Kevin Allein Zuhaus” spielt. Bei öffentlichen Festlichkeiten ist er sehr<br />
wortkarg. Generell erscheint er nur noch, wenn er einen Preis für Kinderhilfe<br />
bekommt, wofür er 1990, sowie 1992 sogar vom damaligen amerikanischen<br />
Präsidenten George Bush persönlich ausgezeichnet wird. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.201)<br />
<strong>Michael</strong> arbeitet nun an seinem nächsten Album. Wieder wird nur das Beste von ihm<br />
erwartet und er lässt wieder seine Plattenfirma Epic und seine Fans ungeduldig<br />
warten. Bekanntlich ist er ein unverbesserlicher Perfektionist. Zu dieser Zeit ist<br />
Quincy Jones nicht mehr dabei und <strong>Michael</strong> ist seitdem nicht nur sein eigener<br />
Manager, sondern auch sein eigener Produzent. CBS gehört seit den frühen
Neunzigern zu Sony und der neue Boss ist somit Tony Mottola, der mit <strong>Michael</strong> den<br />
neuen größten Deal der Geschichte eingeht, über fast eine Milliarde Dollar; der<br />
Vertrag läuft für fünfzehn Jahre. (Vgl. Grant, 1977, S.136, Ebmeier, 1999, S.203)<br />
Sein Produktionsteam ist nun ein völlig neues.<br />
Da so viel über <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> berichtet wird, braucht er einen Knalleffekt, um die<br />
Menschen auf sein neues Album “Dangerous” aufmerksam zu machen. Dieses gelingt<br />
ihm durch das aufsehenerregende Video zu seinem Lied “Black Or White”. Vor allem<br />
die Panther-Tanz-Sequenz am Schluss sorgt für Aufregung, denn <strong>Michael</strong> zerstört<br />
dort faschistische Zeichen mit noch nie bei ihm gesehener Gewalt und stellt das<br />
crotch grabbing deutlicher denn je dar, indem er es in Großaufnahme zeigt. Es wird<br />
ein Riesenskandal, Jugendschützer melden sich in Tagesschauen zu Wort, woraufhin<br />
<strong>Michael</strong> sich sofort öffentlich für die Sequenz entschuldigt. Der Regisseur des Videos,<br />
John Landis, beteuert jedoch, dass <strong>Michael</strong> die Tanzsequenz ursprünglich um noch<br />
einiges eindeutiger gestalten wollte. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.203) Jedenfalls weiß nun<br />
jeder von <strong>Jackson</strong>s neuem Album, obwohl es bis heute aus Jugendschutzgründen<br />
verboten ist, das Video im Fernsehen zu zeigen.<br />
Birgit Peters beschreibt, wodurch Bestimmtes in die Medien kommt, was also den<br />
Weg zum Medieninput ausmacht.<br />
• Zunächst sind die Charakteristika und die Merkmale der Person von Bedeutung.<br />
Bei <strong>Jackson</strong> waren seine Persönlichkeit und sein Erscheinungsbild immer schon so<br />
außergewöhnlich, dass sie eine Berichterstattung wert waren.<br />
• Zudem haben die finanziellen, materiellen und personellen Ressourcen eine<br />
wichtige Rolle inne. <strong>Jackson</strong> standen schon bald diese großen finanziellen und<br />
materiellen Ressourcen zur Verfügung. Auch seine personelle Ressource war<br />
spätestens nach “Thriller” außergewöhnlich hoch; und auch sein Zugang zu den<br />
wichtigen Instanzen wie großen Plattenfirmen ist bereits jahrzehntelang gegeben.<br />
• Schließlich ist auch die Eigeninitiative ausschlaggebend, die bei <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong><br />
schon mit sechzehn Jahren stark ausgeprägt war. Weniges war ihm wichtiger als<br />
des öfteren in den Medien präsent zu sein.<br />
Ist der Input in das Mediensystem erbracht, so Peters, haben die Medien eine<br />
Entscheidungshilfe bei der Selektion der Information. Dabei haben sich 22<br />
Nachrichtenwertfaktorenen herauskristallisiert. Folgende Faktoren spielen für die<br />
Auswahl der zu vermittelnden Personen und damit zur Entstehung von Prominenz
eine entscheidende Rolle:<br />
• Der persönliche Einfluss, also die Macht der Person. Die Zugehörigkeit zu einer<br />
Elite ist einer der wichtigsten Faktoren und messbar an den Verkaufszahlen seiner<br />
Platten gehört <strong>Jackson</strong> zur Musik-Elite.<br />
• Die Prominenz, also der Grad der Bekanntheit. “Nachrichten, die mit einer<br />
prominenten Figur in Zusammenhang stehen oder gebracht werden können, [haben<br />
eine] große Chance auf mediale Vermittlung [...]”(Peters, 1996, S.109) Und<br />
messbar an Umfragen und dergleichen besitzt <strong>Jackson</strong> eine der höchsten<br />
Prominenzstati der Welt.<br />
• Die Personalisierung, also die Bedeutung von Personen für den berichteten<br />
Sachverhalt. Es existiert, so Peters, eine Bevorzugung personalisierter Information<br />
seitens der Medien, denn diese besteht auch seitens des Publikums. Und da<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> eine einzelne, prominente Person ist, steigert das bereits seine<br />
Chance, selektiert zu werden.<br />
• Schließlich ist auch die Reichweite von Bedeutung, also die antizipierte Relevanz<br />
einer Nachricht für das große Publikum. Da ein Künstler wie <strong>Jackson</strong> ein großes<br />
Publikum ansprechen kann, wird er aufgrund dieses Faktors bevorzugt.<br />
(Vgl. Staab, 1990, S.120 f.)<br />
Peters führt schließlich Kriterien auf, die die Veröffentlichung von bestimmten<br />
Inhalten einschränken können. Wichtig für die Veröffentlichung ist somit, dass<br />
Zugang zu den Inhalten gegeben ist – <strong>Jackson</strong> war stets darum bemüht, dass bei<br />
“wichtigen” Gelegenheiten die Presse anwesend ist und dass auch bei<br />
Konzertaufzeichnungen die Qualität der Aufzeichnung gegeben ist -, die<br />
Visualisierbarkeit, die bei <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>s Musik sowie bei seiner gesamten<br />
Erscheinung, vor allem natürlich in Bezug auf die Videos, stets eine entscheidende<br />
Rolle spielte, die wahrgenommene Publikumsrelevanz, die, wie oben bereits erwähnt,<br />
bei <strong>Jackson</strong> gegeben ist, da er ein großes Publikum ansprechen kann, sowie die<br />
Dramatik und der Aktionsgehalt, die vor allem durch die mysteriösen Gerüchte, die<br />
sich stets um <strong>Jackson</strong> ranken, gegeben sind.<br />
(Vgl. Peters, 1996, S.101 ff.)<br />
Außer dem aufsehenerregenden Lied “Black Or White” sind die beliebtesten Lieder<br />
des neuen Albums “Heal The World”, “Will You Be There”, “Dangerous”, “Jam” und<br />
“Remember The Time”. Seit diesem Album von 1991 ist eindeutig, dass <strong>Michael</strong> sich<br />
nun in Europa und Asien deutlich besser als in seinem Heimatland USA verkauft,
denn dort ist er schon zu lange bekannt. Seine Tournee erstreckt sich deshalb nur über<br />
Europa und Asien. Die gesamten Einnahmen der Tournee gehen an seine neu<br />
gegründete Heal The World Foundation, wie er in einer Pressekonferenz zu Protokoll<br />
gibt. Die special effects für die Show erarbeitet er mit den Magiern Siegfried&Roy,<br />
sowie mit David Copperfield. (Vgl. Grant, 1997, S.149 ff.) Erstmals besucht <strong>Michael</strong><br />
1992, mit vierunddreißig Jahren, Afrika, wo er in Gabun, obwohl es dort an Medien<br />
nur vereinzelte Transistorradios gibt, von mehr Menschen begrüßt wird als vor ihm<br />
Nelson Mandela, und in der Elfenbeinküste mobilisiert er größere Massen als vor ihm<br />
der Papst. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.205) Da <strong>Michael</strong> es hasst, wenn man ihm ins<br />
Gesicht starrt, legt er, wenn er den Mundschutz nicht trägt, oft seine Hand vor sein<br />
Gesicht oder an seine Nase. Dies wird photographiert und sofort macht sich das<br />
Gerücht breit, er fände, die Afrikaner stinken und er würde seine eigene ursprüngliche<br />
Rasse hassen, obwohl <strong>Michael</strong> nichts ferner liegt als das. Dies zeigt, dass der Anti-<br />
Hype auf einer neuen, sich selbständig machenden Dimension angelangt ist. <strong>Michael</strong><br />
<strong>Jackson</strong> hat auf der Höhe seines Ruhms die Tendenz, die Welt, die verschiedenen<br />
Rassen, durch seine Musik vereinen zu wollen, doch nun polarisiert er wie keiner<br />
zuvor. Fast jeder hat laut Ebmeier plötzlich eine Meinung über ihn entwickelt. (Vgl.<br />
Ebmeier, 1999, S.206) <strong>Michael</strong> ist inzwischen eines der Symbole der moderne<br />
Massenkultur. Unvermeidbar entsteht daraus eine Massenkritik.<br />
In seinem Fall kommt es ein Jahr später, 1993, erstmals zum Vorwurf der Pädophilie.<br />
Seit mehr als zehn Jahren lädt <strong>Michael</strong> Eltern mit ihren Kindern zu sich nach<br />
Neverland ein. Die Familien haben von Anfang an gewusst, dass ihre Kinder meistens<br />
mit <strong>Michael</strong> in einem Zimmer schlafen und dies erzählen sie bald gegen Gage der<br />
Presse.<br />
<strong>Michael</strong> setzt jedoch voll Tatendrang seine “Dangerous”-Tournee fort. Der Zulauf bei<br />
den Konzerten ist sehr hoch. Auch in die USA macht <strong>Michael</strong> einen “Abstecher”. In<br />
der SuperBowl-Pause singt er dort zusammen mit tausenden Kindern “Heal The<br />
World”. Kurz davor gibt er zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder ein Interview,<br />
das sogar live im Fernsehen übertragen wird, mit der berühmten Talkmasterin Oprah<br />
Winfrey. Über 90 Millionen Zuschauer sehen es, womit es zum Medienereignis des<br />
Jahres wird. <strong>Michael</strong> spricht dort unter anderem erstmals über seine Kindheit und<br />
seine Hautkrankheit (Vgl. Feige, 2002, S.21). Wenig später bekommt er bei den<br />
World Music Awards in den USA den Preis für den erfolgreichsten Plattenstar der<br />
Epoche. Begleitet wird er dort von einem seiner neuen Kinderfreunde, dem
dreizehnjährigen Jordy Chandler, und seiner Mutter.<br />
Im August dieses Jahres 1993 beginnt das Los Angeles Police Department eine<br />
kriminalpolizeiliche Untersuchung gegen <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>. Grundlage ist die<br />
Anschuldigung des Kindesmißbrauchs, die Jordy Chandler erhebt. (Grant, 1997,<br />
S.163) “Untersuchungsleiter Anthony Pellicano erklärt [im August 1993], dass die<br />
Anschuldigungen das Resultat eines fehlgeschlagenen Erpressungsversuchs seien. Es<br />
stellt sich heraus, dass Evan Chandler, [...] und Vater des angeblich mißbrauchten<br />
Jungen, sich von <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> Filmprojekte finanzieren lassen wollte, [...]. Als<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> dieses Ansinnen zurückwies, drohte Chandler damit,<br />
Anschuldigungen wegen Kindesmißbrauchs öffentlich zu machen.” (Grant, 1997,<br />
S.164) Während <strong>Michael</strong> noch auf Tournee ist, durchsucht die kalifornische Polizei<br />
sein Haus, hat aber schließlich einzig die Aussagen von Jordy und Evan Chandler<br />
gegen <strong>Jackson</strong> in der Hand. Vieles sickert an die Medien durch.<br />
Die staatsanwaltliche Untersuchung ist nur eine Hälfte des “Falles Jacko”, die andere<br />
Häfte ist die Medienberichterstattung, die einer nie dagewesenen Hetzkampagne<br />
gleicht.<br />
<strong>Michael</strong> reagiert kaum auf die Anschuldigungen während er immer noch auf seiner<br />
“Dangerous”-Tournee ist. Seine Zurückhaltung könnte die Technik einer<br />
abwartenden, sicheren, unschuldigen Stille seitens seines Managements sein, kann<br />
aber auch darauf hindeuten, dass sein Management und er nicht mehr wissen, was sie<br />
tun sollen oder sogar, dass der Vorwurf selbst von dem Management erfunden<br />
wordem ist und, dass nun die Reaktionen abgewartet werden. Was zutrifft, kann hier<br />
nicht beantwortet werden.<br />
Auf seiner Tournee wirkt er abseits der Bühne sehr verunsichert und scheu. Wegen<br />
Flüssigkeitsverlust, Migräne und weiteren Problemen wird ein Konzert nach den<br />
anderen abgesagt. (Vgl. Grant, 1997, S.168 f.) Auf der Bühne hingegen wirkt er<br />
wilder und trotziger denn je. Die Journalisten begrüßt er ab jetzt nur mehr mit einem<br />
ausgestreckten Finger statt mit zwei.<br />
Der Fall scheint von der Presse entschieden zu werden statt von den Anwälten, wenn<br />
auch gerade <strong>Michael</strong>s Anwälte in einer besseren Situation zu sein scheinen als Evan<br />
Chandlers. Deshalb macht Mr. Chandler einen entscheidenden Schachzug: Er reicht<br />
Zivilklage auf Schmerzensgeld gegen <strong>Michael</strong> ein. <strong>Michael</strong> hat nun die Wahl:<br />
entweder würde ein monatelanger Prozess beginnen, der das Ende seiner Tournee,<br />
seiner Arbeit und somit seiner Karriere bedeuten könnte, oder er würde einfach das
Geld zahlen, wofür er sich in der Folge entscheidet. Viele halten dies für ein<br />
Eingeständnis seiner Schuld. Heute weiß er, dass gerade seine Entscheidung, zu<br />
zahlen, eher mit der Zeit zu einem Ende seiner Karriere führte. Deshalb geht er heute<br />
den anderen Weg.<br />
Nun, da der Fall 1994 zu Ende ist, erfinden viele Medien ihre Kommentare und<br />
Detektivgeschichten selbst weiterer, da das Publikumsinteresse scheinbar noch nicht<br />
gesättigt ist. Zudem will der eifrige Anwalt Tom Sneddon im Alleingang weitere<br />
Untersuchungen durchführen. Er will eine Aussage von Jordy Chandler über das<br />
Aussehen des Intimbereichs <strong>Jackson</strong>s überprüfen.<br />
Doch <strong>Michael</strong> ist noch immer auf Tournee und gibt keine ernsthaften Stellungnahmen<br />
mehr ab, nur humorvolle. Vor einem Konzert in Buenos Aires hält er eine Seite in<br />
einem Magazin aus seinem Hotel-Fenster, vor dem auch die Presse steht. Auf dem<br />
Titelblatt ist zu lesen: “Sechsundvierzig lustige Spiele mit Deinem Baby”. (Vgl.<br />
Ebmeier, 1999, S.214)<br />
Doch noch bevor die Tournee zu Ende ist, ist <strong>Michael</strong> plötzlich spurlos<br />
verschwunden. Bald erscheint eine Tonbandaufnahme, in der er mit zittriger Stimme<br />
den Abbruch seiner Tournee, sowie seine Schmerzmittelsucht öffentlich macht. (Vgl.<br />
Grant, 1997, S.172) Sein Bekannter Elton John bringt <strong>Michael</strong> in eine<br />
Suchtbehandlung in der Londoner Charter-Nightingale-Klinik, die für ihre radikalen<br />
Methoden bekannt ist. Im Winter taucht <strong>Michael</strong> wieder in den USA auf, wo er sich<br />
der Untersuchung durch Sneddons Leuten unterziehen muss. Er nennt es bis heute das<br />
erniedrigenste, das er erlebt hat. Sneddon muss zu seiner Enttäuschung feststellen,<br />
dass die Ergebnisse nicht mit Jordys Aussagen übereinstimmen und bricht bald die<br />
Untersuchungen ab.<br />
<strong>Michael</strong>s Hype hat sich scheinbar zu einem Objekt verselbständigt, ebenso wie der<br />
Anti-Hype gegen ihn; seine Massenwirkung ist bereits zu groß. Als Kind sang er<br />
einmal: “Life is the greatest show on earth”, als Erwachsener hat er dies wahr<br />
gemacht. (Ebmeier, 1999, S.225)<br />
<strong>Michael</strong>s Ruf hat von dem Jahr an einen tiefen Riss, sein Mythos ist jedoch noch<br />
stark. Seine Fans sind während und kurz nach den Ermittlungen enttäuscht, dass er<br />
nicht gekämpft hat, sie warten auf ein Album, das mit allem abrechnet. Die meisten<br />
seiner Geschäftspartner ziehen sich von <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> zurück. Pepsi und Disney<br />
brechen alle Kontakte ab. Einige, wie Spielberg und Brando, halten jedoch stets zu<br />
<strong>Michael</strong>. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.224) Er merkt zu der Zeit, dass es die meisten
Freunde für ihn nur in guten Zeiten gibt.<br />
Während <strong>Michael</strong> an seinem neuen Album arbeitet, lernt er Elvis' Tochter Lisa Marie<br />
Presley kennen, sie verlieben sich und heiraten im Mai 1994 in der Dominikanischen<br />
Republik. Es scheint naheliegend, dass die Hochzeit mit dieser Frau stattgefunden hat,<br />
um sein Image wieder aufzubessern. Beim ersten Interview des Ehepaares wirkt<br />
<strong>Michael</strong> ungewohnt locker. Lisa Marie scheint die Hosen anzuhaben und eine starke<br />
Persönlichkeit zu sein. (Vgl. Grant, 1997, S.178) Einen Tag nach dem Interview<br />
kommt <strong>Michael</strong>s neues Album “HIStory” heraus. Kurz darauf dreht er mit seiner Frau<br />
das Video zu dem Lied “You Are Not Alone”, in dem Lisa Marie und <strong>Michael</strong> nackt<br />
und nur von einem Tuch bedeckt sind. Dies ist ein bedeutender Teil seines Image-<br />
Rebuildings: Er erscheint nun erstmals in tatsächlicher sexuell-romantischer Situation.<br />
Nur wenig später holt <strong>Michael</strong> bei einem Konzert seine Frau auf die Bühne und küsst<br />
sie vor erstauntem Publikum für etwa vier Sekunden zärtlich auf den Mund.<br />
Das Album “HIStory” hat es vermutlich schwerer als jedes seiner Alben zuvor, denn<br />
das Publikum ist gesättigt. Nach den medienfüllenden Anschuldigungen wartet<br />
scheinbar außer den Fans kaum mehr jemand auf ein Album. Sony steckt über 30<br />
Millionen Dollar in die Werbung: Wieder ein Rekord. (Vgl. Ebmeier, 1999, S227)<br />
Riesige Plakate werden gestaltet und in sieben europäischen Metropolen werden<br />
gigantische <strong>Michael</strong>-<strong>Jackson</strong>-Statuen aus Stahl und Fiberglas aufgestellt. In den<br />
beliebtesten Liedern von “HIStory”, wie “Scream”, “Childhood”, “Earth Song” und<br />
“They Don't Care About Us” rechnet er nun ohne Zweideutigkeit, also erstmals völlig<br />
eindeutig mit dem ab, was er erlebt hat, er legt all seine echten Gefühle, die ihn nach<br />
den Anschuldigungen überkommen, klar dar. Dies ist ein weiterer bedeutender Teil<br />
seines Image-Rebuilding, ebenso wie die neue Nähe und Offenheit seinen Fans<br />
gegenüber.<br />
Das Lied “Scream” steigt, und das ist wieder ein Rekord, sofort auf Platz fünf in den<br />
Charts ein. Das Album ist bald für längere Zeit auf Platz eins. (Vgl. Grant, 1197,<br />
S.178)<br />
Das Lied “You Are Not Alone”, bei dessen Video Lisa Marie und <strong>Michael</strong> so zärtlich<br />
mitspielen, erzielt einen neuen Rekord: Zum ersten Mal in der Geschichte kommt ein<br />
Lied sofort auf Platz eins in den Charts. (Vgl. Ebmeier, 1999, S. 230)<br />
Bei den nächsten Video Music Awards in den USA führt <strong>Michael</strong> ein Aufsehen<br />
erregendes Greatest-Hits-Medley auf der Bühne auf. Seine Ausdruckskraft scheint auf
einem Höhepunkt zu sein, doch seine Frau Lisa Marie verzieht, wie das Publikum es<br />
auf der Videoaufzeichnung des Konzertes sehen kann, im Zuschauerraum keine<br />
Miene.<br />
Es folgt das Medienereignis 1995 für den deutschsprachigen Medienraum: Thomas<br />
Gottschalk gelingt es erstmals, <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> in seine Fernsehshow “Wetten,<br />
dass...” zu holen. Sein Auftritt wird als phänomenal bezeichnet und die<br />
Einschaltquote schießt in ungeahnte Höhen. Zwei Drittel der Einwohner Deutschlands<br />
sehen die Show (Vgl. Ebmeier, 1999, S.231), in Österreich verhält es sich mit<br />
ziemlicher Sicherheit ähnlich. Neugier treibt die Menschen dazu. In dieser Show zeigt<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> die Weltpremiere seines Liedes “Earth Song”. Er baut die Spannung<br />
dabei gekonnt auf und viele der Zuschauer der Show geraten scheinbar in Extase. Als<br />
Gottschalk ihn danach in ein Gespräch verwickeln will, dreht sich <strong>Michael</strong> schnell um<br />
und verschwindet. “Ich hab ihn vor der Show in seiner Garderobe getroffen,” sagt<br />
Gottschalk später, “da fällt er in sich zusammen. Auf der Bühne ein Energiebündel –<br />
und dann wieder scheu wie ein Reh.”(Ebmeier, 1999, S.232) Bundeskanzler Gerhard<br />
Schröder sagt nach der Show zur Presse: “Jetzt versteh ich die Begeisterung der Fans.<br />
Er hat sowas Rührendes.”(Ebmeier, 1999, S.232)<br />
Schneider erklärt, wann das Phänomen der Prominenz wie genannt werden kann.<br />
Dazu nennt er drei Kriterien, die bei der Einteilung von Steigerungsstufen zu<br />
betrachten sind.<br />
– Ein Prominenter, so Schneider, ist ausschließlich auf der untersten Stufe, der Stufe<br />
der Bekanntheit angesiedelt, die namentlich und visuell gemessen werden kann.<br />
– Ein Star ist ebenfalls bekannt, hat seinen Schwerpunkt aber bereits in der<br />
Beliebtheit, also in einem hohen Grad an Sympathie, die der Person<br />
entgegengebracht wird.<br />
– Ein Idol, eine Ikone oder ein Mythos ist nicht nur bekannt und beliebt, sondern ist<br />
bereits zum Symbolwert geworden. Wenn diese Stufe erreicht wird, ist die<br />
Eigenständigkeit der Person so groß, dass er für etwas ganz Bestimmtes bei den<br />
Rezipienten steht.<br />
(Schneider, 2001, S.41)<br />
<strong>Jackson</strong> ist bei einem Großteil der Menschen beliebt, jedenfalls bis zu den ersten<br />
Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben wurden. Die Anzahl seiner Fans ist<br />
jedenfalls bekanntermaßen bis heute größer als die der meisten anderen Stars, es kann<br />
also angenommen werden, dass der benötigte Grad an Beliebtheit, um ein Star zu
werden, bei <strong>Jackson</strong> gegeben ist. Im Laufe seiner Karriere symbolisierte und<br />
verkörperte <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> einiges: Als Kind verkörperte er mit seinen Brüdern die<br />
brave Bilderbuchfamilie, den american dream, später symbolisierte er den schönen<br />
frechen Jungen, den kindlichen Professionellen, weiters steht <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> für das<br />
wahnsinnige Musikgenie, den Gerüchtekönig, den king of pop. Laut Ebmeier<br />
symbolisiert <strong>Jackson</strong> die moderne Massenkultur und laut Feige das Musikphänomen<br />
der 80er-Jahre (Vgl. Feige, 2002, S.7). Somit kann <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> gemäß<br />
Schneiders Systematik als Idol, Ikone oder Mythos bezeichnet werden.<br />
Nach all den Videodrehs und Auftritten für “HIStory” hat <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> Ende des<br />
Jahres 1995 einen Zusammenbruch. Im Krankenhaus teilt ihm Lisa Marie mit, dass sie<br />
sich scheiden lassen will, was auch kurz darauf geschieht. Die Gründe sind zwar<br />
offiziell nicht bekannt, sind aber wahrscheinlich die, dass <strong>Michael</strong> äußerst selten Zeit<br />
für Lisa Marie hat, dass sie nicht in seine Welt passt und er nie von jemandem<br />
abhängig sein will.<br />
<strong>Michael</strong> lenkt sich ab und gründet im Frühling 1996 mit dem saudi-arabischen<br />
Prinzen Al Walid Kingdom Entertainment, einen Multimediakonzern im Bereich der<br />
Familienunterhaltung. (Vgl. Grant, 1997, S.182) Außerdem zeugt er im Mai mit seiner<br />
langjährigen Krankenschwester ein Baby.<br />
Dann geht er auf seine “HIStory”-Tournee, wo er einen neuen Rekord aufstellt: Fast<br />
140.000 Teilnehmer sind bei einem einzigen Konzert. Das Konzert gleicht einer<br />
Multimediashow noch nie dagewesener Klasse.<br />
Im November 1996 heiratet er seine hochschwangere Krankenschwester Deborah<br />
Rowe. Die unbekannte Arzthelferin ist seit fünfzehn Jahren mit <strong>Michael</strong> eng<br />
befreundet. Im Februar des folgenden Jahres wird sein Sohn geboren, den er Prince<br />
<strong>Michael</strong> Junior nennt. Schon sein Großvater, der nur drei Wochen vor der Geburt des<br />
Baby starb, hieß Prince. <strong>Michael</strong> ist zu der Zeit achtunddreißig Jahre alt. Seine<br />
“HIStory”-Tournee bringt er noch zu Ende. Über zwei Millionen Zuschauer sehen ihn<br />
in 42 Ländern. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.235)<br />
Im Mai des Jahres 1997 bringt <strong>Michael</strong> das Remix-Album “Blood On The<br />
Dancefloor” heraus, das eigentlich nur eine Art Promo-Album für ”HIStory” ist.<br />
Einigen Aussagen zufolge mag er die Remixes seiner Lieder selbst nicht.<br />
Seit der Geburt seines Sohnes ist das Baby bei <strong>Michael</strong>. Deborah muss in Los Angeles<br />
arbeiten. Selbst bei seiner Tournee ist das Baby stets bei <strong>Michael</strong>. Er schlägt in Paris<br />
ein Lager auf, zu dem er jede Nacht zurückkehrt. Im Juli 1997 zeugt <strong>Michael</strong> dort mit
seiner Frau ein zweites Baby.<br />
Ende des Jahres präsentiert er seinen Kurzfilm “Ghosts”. An dem Film arbeiten<br />
Grusel-Profis wie Stephen King mit. Es geht in dem Streifen um einen Freak, der von<br />
allen Dorfbewohnern ausgeschlossen wird, aber dann durch seinen Tanz und seine<br />
Anziehungskraft alle in seinen Bann zieht.<br />
Sein Image-Rebuilding, das nach den Anschuldigungen begonnen hat, beabsichtigt<br />
offensichtlich auch, <strong>Jackson</strong> von den unterschiedlichsten Seiten zu zeigen. In den<br />
letzten Jahren war er in seinen Videos in die unterschiedlichsten Rollen geschlüpft,<br />
vom Unschuldigen, über den Liebhaber bis hin zum in Schmuddeljeans<br />
herumlaufenden “Normalo”.<br />
Niemand schreibt mehr über den “Fall”, es wird sogar geschrieben, <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong><br />
sei jenseits aller Kritik. Doch <strong>Michael</strong> weiß: Er kann sich nicht mehr steigern und das<br />
ist es, was das Publikum von ihm erwartet. Er will zum Denkmal seiner selbst<br />
werden. Durch “HIStory” konnte <strong>Michael</strong> wieder auf den Thron klettern, doch er hat<br />
sich verändert. (Vgl. Ebmeier, 1999, S.240) Er ist nun nicht mehr nur der Kindliche,<br />
er ist nun auch der erwachsene Kämpfer. Zu seinem neuen Image gehört unter<br />
anderem auch, dass <strong>Michael</strong> nun möglichst stark als Teamplayer, als<br />
gemeinschaftsfreundlich gesehen werden will. Nicht immer gelingt ihm das.<br />
Im April 1998 wird <strong>Michael</strong>s Tochter Paris Katherine geboren. Danach geht er wieder<br />
seinen Geschäften mit den Freizeitparks nach, für die er nach Standorten sucht. Er<br />
wird im Sommer vierzig Jahre alt.<br />
Thomas Gottschalk lädt ihn erneut zu “Wetten, dass...” ein, diesmal jedoch in die<br />
Talk-Runde. <strong>Michael</strong> ahnte es schon vorher: Das kann er nicht. Wie versteinert sitzt er<br />
dort und vergisst, was er sagen wollte. Es wirkt gespenstisch. Er muss einen seiner<br />
Berater zu Hilfe holen, der für ihn spricht, denn <strong>Michael</strong> will wichtige Benefiz-<br />
Konzerte im Fernsehen ankündigen, die im nächsten Jahr stattfinden würden.<br />
Gottschalk erkennt bald die Panik, die in <strong>Michael</strong>s Augen steht und entlässt ihn aus<br />
der Show. Die Aufmerksamkeit für die angekündigten Konzerte ist jedenfalls<br />
gegeben.<br />
In einem späteren Interview für ein Magazin erzählt er, dass, wenn seine Kinder nicht<br />
wären, er sich bereits umgebracht hätte. Außerdem erzählt er, dass er bereits wieder<br />
an einem weiteren Album arbeitet, dass dieses aber das letzte sein würde und er sich<br />
danach nur noch anderen Künsten wie dem Film widmen möchte. (TV-GUIDE<br />
Interview, 1999, Fox News Interview, 2005)
Im Sommer 1999 jedenfalls macht <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> die zwei großen Benefiz-<br />
Konzerte, eines in Seoul, eines in München. Diesmal bezieht der Konzertveranstalter<br />
auch die Fanclubs mit ein, hilft ihnen bei der Anreise und Unterkunft. Das Konzert<br />
wird für die Gäste ein Marathon, denn, nachdem viele Fans bereits über drei Stunden<br />
in extremstem Gedränge vor dem Eingang zusammengedrängt stehen, treten die<br />
unterschiedlichsten Künstler auf, sechs weitere Stunden lang. Die meisten Künstler<br />
werden bald von dem riesigen Publikum in München nur noch ausgebuht. Die<br />
Qualität ist schlecht und die Spannung der Gäste, ihn endlich zu sehen, wird immer<br />
größer. Bald singen um die hundert tausend Menschen: “We want <strong>Michael</strong>!”(Ebmeier,<br />
1999, S.249) Ebmeier fragt sich im Nachhinein, ob dies eine gemeinschaftliche<br />
Wohltätigkeitsveranstaltung gewesen ist oder nur wieder eine Huldigung an <strong>Michael</strong><br />
<strong>Jackson</strong>. Gottschalk darf ihn ansagen und “sobald er die Bühne betrat, waren die<br />
vergangenen neun Stunden vergessen, als hätten sie nie stattgefunden,” schreibt die<br />
Süddeutsche, “Das Konzert fing erst jetzt an.”(Ebmeier, 1999, S.249) Die<br />
Süddeutsche schreibt weiter: “Vor dem Superstar <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> waren alle anderen<br />
Stars gleich.”(Ebmeier, 1999, S.250) Ein zweistelliger DM-Millionenbetrag kann an<br />
das Rote Kreuz übergeben werden.<br />
Im Herbst des Jahres wird <strong>Michael</strong>s Scheidung von Debbie Rowe rechtskräftig. Sie<br />
konnten nicht zusammen leben. Zu Silvester auf das Jahr 2000 tritt <strong>Michael</strong> in Sydney<br />
und danach noch einmal in Hawaii auf.<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> arbeitet danach verbissen an seinem, wie er es nennt, “letzten”<br />
Album und im September 2001 ist es soweit. Das Album “Invincible” kommt in<br />
sämtlichen Kontinenten auf den Markt. Nur kurz darauf finden in New York zwei<br />
Konzerte anlässlich seines 30. Bühnenjubiläums statt. Mehrere zu der Zeit besonders<br />
“angesagte” Künstler treten auf und zum Schluss er selbst. Ich war auch selbst dort,<br />
im Madison Square Garden, und konnte sehen, dass beide Konzerte Feuerwerke<br />
waren. Am Morgen nach dem zweiten Konzert düst ein Flugzeug in eines der Twin<br />
Towers des World Trade Center. <strong>Jackson</strong>, und auch ich, können es nur wenige<br />
hundert Meter entfernt sehen. Die Medienaufmerksamkeit kommt nie wieder auf die<br />
<strong>Jackson</strong>-Konzerte zurück.<br />
<strong>Michael</strong> bringt für sein neues Lied “You Rock My World” ein altmodisch<br />
anmutendes, aber spannendes Video heraus und auch die Lieder “Cry” und<br />
“Butterflies” verdienen Aufmerksamkeit, bekommen sie jedoch nicht. Im nächsten<br />
Jahr zeugt <strong>Michael</strong> mit einer unbekannten jungen Frau ein drittes Kind. Dieses neue
Baby, Prince <strong>Michael</strong> Junior II, wird meistens nur “Blanket” genannt. Als <strong>Michael</strong><br />
fünfundvierzig ist, macht der Journalist Martin Bashir ein großes Interview mit ihm,<br />
auf seiner Neverland Ranch. Dort ist er mit einem seiner Kinderfreunde, dem<br />
vierzehnjährigen krebskranken Gavin Arviso zu sehen, der zufrieden über ihre<br />
Freundschaft spricht. Ein Jahr später kommt <strong>Michael</strong>s Hit-Sammlung “Number Ones”<br />
heraus, doch die Aufmerksamkeit geht in die entgegengesetzte Richtung. Eine von<br />
Gavins Lehrerinnen sieht die Reportage im Fernsehen und erstattet Anzeige gegen<br />
<strong>Michael</strong> (TV-Bericht RTL 2, 2005). Bald wird die Anklage erhoben. Der Prozess<br />
beginnt Anfang des Jahres 2005 und wird vermutlich etwa sechs Monate dauern. Tom<br />
Sneddon, der in Santa Barbara nur “Mad Dog” genannt wird wegen seiner<br />
übereifrigen Jagd auf <strong>Michael</strong> (NEWS, 52/03), leitet die Untersuchungen. Dass<br />
Gavins Vater David Arviso ein verurteilter Gewalttäter ist (NEWS, 48/03) und seine<br />
Mutter bereits einmal einer falschen Zeugenaussage überführt wurde – damals hatte<br />
sie seinem Sohn bereits Wort für Wort die Aussage vorgeschrieben und wurde dafür<br />
bestraft (NEWS, 52/03), versucht er durch immer wildere Gerüchte gegen <strong>Michael</strong><br />
abzuschwächen. Obwohl Glaubwürdigkeitsprobleme bei dem Hauptzeugen vorliegen<br />
– im Frühling des Vorjahres hatte er bereits gesagt, dass <strong>Jackson</strong> ihn nie angefasst<br />
hätte, die Vorwürfe wurden damals als unbegründet zurückgeworfen (NEWS, 51/03),<br />
ist Sneddon nicht davon abzuhalten, <strong>Michael</strong>s Karriere zu beenden. Die Eltern Arviso<br />
nehmen sich den gleichen Anwalt, der schon Jordy Chandlers Eltern reich gemacht<br />
hatte. <strong>Jackson</strong> heuert die Gruppe Nation of Islam als seine Leibwächter an, da ihm –<br />
wie bereits öfters zuvor – mit Mord gedroht wird (TV-Interview RTL 2, 2005). Schon<br />
jetzt wird der Prozess als das Medienereignis des Jahrzehnts gehandelt. “Millionen<br />
sahen zu, wie ein Superstar auf beispiellose Art vorgeführt wurde. Ein Kameramann<br />
verstarb auf der Jagd nach der besten Schussposition.” (News 48/03) Das Schlimmste<br />
wäre für <strong>Michael</strong> bekanntermaßen, von seinem inzwischen achtjährigen Sohn, seiner<br />
fast siebenjährigen Tochter und dem bald dreijährigen Baby getrennt zu sein. Jeder,<br />
der <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> einmal mit seinen Kindern gesehen und getroffen hat, weiß und<br />
sagt, dass er ein äußerst normaler und liebevoller Vater ist. Die Kinder jedenfalls<br />
lieben ihn. <strong>Michael</strong> drohen für jeden Punkt, in dem er schuldig gesprochen wird, bis<br />
zu acht Jahre Haft. Doch wer sich einigermaßen intensiv mit der Person des <strong>Michael</strong><br />
<strong>Jackson</strong> beschäftigt, weiß, dass er auch das überstehen wird, hofft, dass er eines Tages<br />
glücklich sein wird. Glücklich über ein außergewöhnliches Leben, das seine – so<br />
einsame – Spitze überschritten hat und mit seinen Kindern und den Film-Plänen neue<br />
Horizonte entdecken kann.
7. ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT<br />
Bei der Imagegestaltung der PPR müssen die verschiedensten Grundsätze beachtet<br />
und Ziele verfolgt werden, um einen Star zu erschaffen. Wenn ein Mensch zu einem<br />
außerordentlich großen Star werden will, muss er nicht nur eine außergewöhnliche<br />
Begabung haben, sondern auch von seiner eigenen Imagestaltung besessen sein und es<br />
jederzeit und überall durchziehen.<br />
Um sich hervorzuheben und damit die Wahrscheinlichkeit auf beruflichen und<br />
persönlichen Erfolg zu erhöhen, können dem Menschen die Prinzipien des Marketings<br />
hilfreich sein, denn auch ein Mensch kann sich zu einer Art Marke machen. Dazu<br />
muss er den absoluten Willen haben, eine bekannte Menschenmarke zu werden, er<br />
muss dieses Vorhaben konistent planen, seine starke und unverwechselbare<br />
Persönlichkeit und Identität ausbauen, leben und zeigen und er muss natürlich, da er<br />
nun eine Marke ist, Marketing betreiben. Dazu gehören neben der Werbung unter<br />
anderem die Public Relations, die, wenn sie auf eine Einzelperson gelegt werden,<br />
Personal Public Relations genannt werden.<br />
Die Personal Public Relations eines Menschen zeigen den relevanten Gruppen seine<br />
Vorzüge, Stärken und Interessen, lenken dadurch die Aufmerksamkeit auf ihn und<br />
beeinflussen bis zu einem gewissen Grad die Meinungen des Umfeldes über ihn. Die<br />
intensive Kommunikation mit allen in Beziehung stehenden Gruppen spielt dabei eine<br />
wichtige Rolle. Die Personal Public Relations verwalten das Image der Person, sie<br />
bauen positive Imagewerte auf und diesen Teil der PPR nennt man das Impression<br />
Management.<br />
Impression Management meint die Selbstdarstellung der Person, es arbeitet daran, wie<br />
die Person gesehen werden will, es steuert und kontrolliert den Eindruck, den sie auf<br />
andere macht, es kreiert ein Image. Die Präsentation dieses Selbstbildes, des Images,<br />
beeinflusst die Vorstellungen, die die Interaktionspartner von der Person haben. Für<br />
diese eindruckssteuernde Selbstdarstellung gibt es eine große Menge an ausgefeilten<br />
Techniken.<br />
Das Ziel einer Person, die das Impression Management ihrer PPR genauestens<br />
verwendet, ist es meist, nicht nur zu einer Personenmarke zu werden, sondern sogar<br />
zu einem Star. Dazu müssen möglichst viele Techniken der Selbstdarstellung und der<br />
Personal Public Relations besonders ausgefeilt verwendet werden, denn für länger<br />
andauernde Zeit ein Star zu werden und zu sein, ist ein kompliziertes Unterfangen.
Es spielen dafür nicht nur die Person selbst, und ihre Personal Public Relations, eine<br />
Rolle, sondern auch das gesellschaftliche Teilsystem, dem die Person angehört und zu<br />
dessen Elite sie gehören muss, die Medien und deren Journalisten, die mit<br />
Nachrichten über die Person ihre Auflage steigern wollen, sowie das Publikum,<br />
dessen Interesse geweckt werden muss. Was die Journalisten anbelangt, nehmen diese<br />
nur solche Personen in ihr Medium auf, die einen besonderen Charakter haben, selbst<br />
Ressourcen zur Verfügung haben, Eigeninitiative ergreifen, sowie hohen Einfluss und<br />
Reichweite in Bezug auf das Publikum haben. Was das Publikum anbelangt, muss die<br />
Person durch ein positives Image und einen hohen Unterhaltungswert zu einem<br />
idealen Prototyp einer sozialen Gruppe innerhalb des Publikums werden. Besonders<br />
seit den Achzigerjahren zählt nicht nur die individuelle Person, sondern eben<br />
besonders ihr Image und ihr Unterhaltungswert, immer mehr werden sie zu<br />
Multimediaphänomenen.<br />
Stars beeinflussen Normen und Verhaltensweisen ihres Publikums, es umgibt sie eine<br />
rätselhafte Aura und wenn sie selbst zum Symbol werden, werden sie sogar Ikone,<br />
Idol oder Mythos genannt. Dann hat der Star sein Ziel, die Unsterblichkeit, erreicht.<br />
Doch gerade, weil die Ausseralltäglichkeit, die hervorragende Andersartigkeit, so<br />
wesentlich für einen Star ist, ist sein Status oft nur ein flüchtiger.<br />
All das ist an der Person des <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> ablesbar. Es wandte alles an, was ein<br />
Mensch nur anwenden kann, um ein Star zu werden. Es plante sein Image bis ins<br />
kleinste Detail und lebte es in jeder Sekunde und überall aus. Er wurde zu seiner<br />
eigenen Selbstdarstellung. Er erreichte die Spitze, wurde zu einer unsterblichen Ikone<br />
und stürzte dann in die Tiefe, denn dies sind die Schattenseiten extremer<br />
Selbstdastellung: Je höher ein Star steigt, desto tiefer kann er fallen.
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Wien 2000, 2.Auflage: 2002<br />
NESSMANN, Karl: Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit / Public Relations,<br />
Klagenfurt, Vorlesungs-Skriptum 2001/2002<br />
NESSMANN, Karl: Personal Public Relations. Personenbezogene<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Grundlagen, Klagenfurt, Vorlesungs-Skriptum 2004<br />
NESSMANN, Karl: PR für Personen, in: HERBST, Dieter (Hrsg.): Der Mensch als<br />
Marke. Konzepte – <strong>Beispiel</strong>e – Experteninterviews, Göttingen, 2003, S.161-<br />
180 und NESSMANN, Karl: Personal Relations. Eine neue Herausforderung<br />
für PR- Theorie und Praxis in: PR-Magazin 1/2002, S.47-54<br />
NESSMANN, Karl: The origins and development of public relations in Germany and
Austria in: MOSS, Danny / VERCIC, Dejan / WARNABY, Gary (Eds.):<br />
Perspectives on Public Relations. London, New York, 2000, S.211-225<br />
NESSMANN, Karl: PR in Österreich in: VAN RULER, Betteke / VERCIC, Dejan<br />
(Ed.): Public Relations and Communication Management in Europe. A<br />
Nation-by-Nation Introduction to Public Relations Theory and Practice, Berlin<br />
– New York, 2004 a, S.13-28<br />
OECKL, 1976, zit. nach: NESSMANN, Karl: Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit /<br />
Public Relations, Klagenfurt, Vorlesung 2001/2002<br />
TRALLORI, Lisbeth: Hoch lebe das neoliberale Selbst. Eine Skizzierung, in:<br />
KRONDORFER, Birge / MOSTBÖCK, Carina (Hrsg.), Frauen und<br />
Ökonomie, Wien, 2000, S.105-112<br />
SIGNITZER, Benno: Grundlagen strategischer Public Relations, in: REITER /<br />
STREIBEL (Hrsg.): Öffentlichkeitsarbeit für Bildungs- und Sozialinitiativen,<br />
VHS Wien, 1993<br />
WHITE, Jon: Public Relations: Insights from the Psychology of Perception, in:<br />
ARMBRECHT, Wolfgang / AVENARIUS, Horst / ZABEL, Ulf (Hrsg.):<br />
Image und PR. Kann Image Gegenstand einer Public Relations-Wissenschaft<br />
sein?, Opladen, 1993, S.101-109<br />
Impression Management<br />
ARMBRECHT, Wolfgang / AVENARIUS, Horst / ZABEL, Ulf (Hrsg.): Image<br />
und PR. Kann Image Gegenstand einer Public Relations-Wissenschaft sein?,<br />
Opladen, 1993<br />
BENTELE, Günter: Images und Medien-Images, in: FAULSTICH, Werner (Hrsg.):<br />
Image, Imageanalyse, Imagegestaltung, Bardowick, 1992, S.152-176<br />
BERGLAS, S.: The three faces of self-handicapping, New York, 1988, zit. nach:<br />
MUMMENDEY, Hans Dieter: Psychologie der Selbstdarstellung, Göttingen,<br />
1995<br />
BLAU, P.M.: Exchange and power in social life, New York, 1964, zit. nach:<br />
MUMMENDEY, Hans Dieter: Psychologie der Selbstdarstellung, Göttingen,<br />
1995<br />
BROMLEY, Dennis Basil: Reputation, Image and Impression Management,<br />
Chichester, 1993<br />
BUSS, Eugen: Erfolgsfaktoren des Image-Managements, in: BUSS, Eugen /<br />
FINK-HEUBERGER, Ulrike: Image Management, Frankfurt am Main, 2000,
S. 87-175<br />
GOFFMAN, Erving: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, New<br />
York 1959, deutsche Ausgabe: München, 1969<br />
GOFFMAN, Erving, Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, New<br />
York 1959, deutsche Ausgabe: München, 1969, zit. nach: MUMMENDEY,<br />
Hans Dieter: Psychologie der Selbstdarstellung, Göttingen, 1995<br />
GOFFMAN, Erving, Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, New<br />
York 1959, deutsche Ausgabe: München, 1969, zit. nach: BUSS, Eugen /<br />
FINK-HEUBERGER, Ulrike: Image Management, Frankfurt am Main, 2000<br />
GOFFMAN, Erving, Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, New<br />
York 1959, deutsche Ausgabe: München, 1969, zit. nach: PIWINGER,<br />
Manfred / EBERT, Helmut: Impression Management. Zur Selbstdarstellung<br />
von Personen und Institutionen. Schriftenreihe “PR-Kolloquium” Heft 8.<br />
Herausgegeben von der DPRG-Landesgruppe NRW, Wuppertal, 1998<br />
HOWELL, John, 1984, zit. nach: MUMMENDEY, Hans Dieter: Psychologie der<br />
Selbstdarstellung, Göttingen, 1995<br />
LUFT, Joseph: Einführung in die Gruppendynamik, Stuttgart, 1963<br />
LUFT, Joseph / INGHAM, Harry: The Johari-Window, vgl. nach: Spillane, Mary:<br />
Branding Yourself. How to look, sound and behave your ways to success,<br />
London, 2000<br />
MÄRTIN, Doris: Image-Design. Die hohe Kunst der Selbstdarstellung, München,<br />
2000<br />
MÜLLER, Jürgen, in: PFLAUM, Dieter / PIEPER, Wolfgang (Hrsg.): Lexikon der<br />
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FAULSTICH, Werner: Image, Imageanalyse, Imagegestaltung. Einleitung,<br />
Bardowick, 1992<br />
MUMMENDEY, Hans Dieter: Psychologie der Selbstdarstellung,Göttingen, 1995<br />
NESSMANN, Karl: Personal Public Relations. Personenbezogene<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Grundlagen, Klagenfurt, Vorlesung 2004<br />
PIWINGER, Manfred / EBERT, Helmut: Impression Management. Zur<br />
Selbstdarstellung von Personen und Institutionen. Schriftenreihe “PR-<br />
Kolloquium” Heft 8. Herausgegeben von der DPRG-Landesgruppe NRW,<br />
Wuppertal, 1998<br />
PIWINGER / NIEHÜSER, 1997, zit. nach: PIWINGER, Manfred / EBERT, Helmut:<br />
Impression Management. Zur Selbstdarstellung von Personen und
Institutionen. Schriftenreihe “PR-Kolloquium” Heft 8. Herausgegeben von der<br />
DPRG-Landesgruppe NRW, Wuppertal, 1998<br />
RÜHL, Manfred: Images – Ein symbolischer Mechanismus der öffentlichen<br />
Kommunikation zur Vereinfachung unbeständiger Public Relations, in:<br />
ARMBRECHT, Wolfgang / AVENARIUS, Horst / ZABEL, Ulf (Hrsg.):<br />
Image und PR. Kann Image Gegenstand einer Public Relations-Wissenschaft<br />
sein?, Opladen, 1993, S.55-71<br />
SCHLENKER, B.R.: Impression Management: The self-concept, social identity, and<br />
interpersonal relations, Belmont, CA, 1980, zit. nach: PIWINGER, Manfred /<br />
EBERT, Helmut: Impression Management. Zur Selbstdarstellung von<br />
Personen und Institutionen. Schriftenreihe “PR-Kolloquium” Heft 8.<br />
Herausgegeben von der DPRG-Landesgruppe NRW, Wuppertal, 1998<br />
SCHLENKER, B.R.: Impression Management: The self-concept, social identity, and<br />
interpersonal relations, Belmont, CA, 1980, zit.nach MUMMENDEY, Hans<br />
Dieter: Psychologie der Selbstdarstellung,Göttingen, 1995<br />
SPILLANE, Mary: Branding Yourself. How to look, sound and behave the way to<br />
success, London, 2000<br />
SZ-REIHE “100 Wörter des Jahrhunderts”, zit. nach: MÄRTIN, Doris: Image-Design.<br />
Die hohe Kunst der Selbstdarstellung, München, 2001<br />
TEDESCHI, J.T. / LINDSKOLD, S. / ROSENFELD, P.: Introduction to social<br />
psychology., St. Paul, MN, 1985, zit. nach MUMMENDEY, Hans Dieter,<br />
Psychologie der Selbstdarstellung,Göttingen, 1995<br />
Prominenz<br />
BAACKE, Dieter, zit. nach: FAULSTICH, Werner: Von Elvis Presley bis <strong>Michael</strong><br />
<strong>Jackson</strong> – Kleine Startypologie der Rockgeschichte in: FAULSTICH, Werner /<br />
KORTE, Helmut (Hrsg.): Der Star. Geschichte – Rezeption – Bedeutung,<br />
München, 1997, S.155-173<br />
DETERMEYER, Ralf: Personale Publizitätsdynamik. Massenmediale Modifikationen<br />
der bewußten und unbewußten Vermittlung des Menschen, Münster, 1975,<br />
vgl.nach: PETERS, Birgit: Prominenz. Eine soziologische Analyse ihrer<br />
Entstehung und Wirkung, Opladen, 1996<br />
FAULSTICH, Werner: Von Elvis Presley bis <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> – Kleine Startypologie<br />
der Rockgeschichte in: FAULSTICH, Werner / KORTE, Helmut (Hrsg.): Der<br />
Star. Geschichte – Rezeption – Bedeutung, München, 1997 , S.155-173
KELLER, Suzanne: Celebrities as a National Elite, in: Moshe M. Czudnowski<br />
(Hrsg.): Political Elites and Social Change, Dekalb, 1983, vgl. nach PETERS,<br />
Birgit: Prominenz. Eine soziologische Analyse ihrer Entstehung und Wirkung,<br />
Opladen, 1996<br />
LINZ, Gertraud: Literarische Prominenz in der Bundesrepublik, Olten/Freiburg, 1965,<br />
zit. nach: PETERS, Birgit: Prominenz. Eine soziologische Analyse ihrer<br />
Entstehung und Wirkung, Opladen, 1996<br />
LUDES, Peter: Aufstieg und Niedergang von Stars als Teilprozess der<br />
Menscheitsentwicklung, in: FAULSTICH, Werner / KORTE, Helmut (Hrsg.):<br />
Der Star. Geschichte – Rezeption – Bedeutung, München, 1997, S.78-98<br />
PETERS, Birgit: Prominenz. Eine soziologische Analyse ihrer Entstehung und<br />
Wirkung, Opladen, 1996<br />
SCHNEIDER, Ulrich Felix: Medienprominenz. Aus dem prmagazin 7, 2001<br />
SCHWARZ, <strong>Michael</strong>: Das Phänomen des Künstlerstars, in: FAULSTICH, Werner /<br />
KORTE, Helmut (Hrsg.): Der Star. Geschichte – Rezeption – Bedeutung,<br />
München, 1997, S. 195-203<br />
SOMMER, Carlo <strong>Michael</strong>: Stars als Mittel der Identitätskonstruktion. Überlegungen<br />
zum Phänomen des Star-Kults aus sozialpsychologischer Sicht, in:<br />
FAULSTICH, Werner / KORTE, Helmut (Hrsg.): Der Star. Geschichte –<br />
Rezeption – Bedeutung, München, 1997, S. 114-124<br />
STAAB, Joachim Friedrich: Nachrichtenwert-Theorie. Formale Struktur und<br />
empirischer Gehalt, Freiburg/München, 1990<br />
ULLRICH, Wolfgang / SCHIRDEWAHN, Sabine: Stars. Annäherungen an ein<br />
Phänomen, Frankfurt am Main, 2002<br />
ZB. ZukuntsBranchen. Das Magazin für Branche, Beruf und Bildung, September 2004<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong><br />
ANDERSEN, Christopher: <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> Unauthorized, London, 1994<br />
EBMEIER, Jochen: <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> – das Phänomen, Mainz, 1999<br />
FEIGE, Marcel: Das grosse Lexikon über <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>. Das Kompendium des<br />
King of Pop: Alle Singles, Alben, Hits, Flops, Gerüchte und Wahrheiten,<br />
Berlin, 2002<br />
GRANT, Adrian: <strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong>. Die komplette Chronik von 1958 bis heute,<br />
London, 1994, deutsche Ausgabe: Königswinter, 1997<br />
JACKSON, <strong>Michael</strong>: Moonwalk, New York, 1988
NEWS Magazin: Wien, Ausgaben: 48/03, 51/03, 52/03, 37/04<br />
TV-GUIDE Magazin, Interview: “The One and Future King”, USA, Dezember 1999<br />
TV-INTERVIEWS und BERICHTE:<br />
Interview with FOX NEWS Reporter Geraldo Rivera, USA, 19. Jänner 2005<br />
TV-Interview und Bericht: “<strong>Michael</strong> <strong>Jackson</strong> – Ein Sohn unter Verdacht”,<br />
RTL 2, Ende Jänner 2005<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Die Marke. Greisinger, M.: Ihr Ich als unverwechselbare Marke.<br />
Entwickeln Sie sich zu Ihrem persönlichen PR-Manager, Wien, 2000, S.25.............S.7<br />
Abbildung 2: PPR-Markt. Nessmann, K.: Grundlagen der<br />
Öffentlichkeitsarbeit/Public Relations, Klagenfurt, Vorlesung 2001/2002, S.1.......S.25<br />
Abbildung 3: Johari-Fenster. Luft, J./Ingham, H.:The Johari-Window, vgl. nach:<br />
Spillane, Mary: Branding Yourself. How to look, sound and behave your ways to<br />
success, London, 2000, S.33.....................................................................................S.38<br />
Abbildung 4: Wechselbeziehung zwischen Selbst- und Fremdbild in der Impression-<br />
Management-Theorie. Mummendey, H. D: Psychologie der<br />
Selbstdarstellung,Göttingen, 1995, S.129................................................................S. 48<br />
Abbildung 5: Impression-Management-Strategien und -Taktiken. Mummendey, H. D:<br />
Psychologie der Selbstdarstellung, Göttingen, 1995, S.135 ff..................................S.57