09.11.2013 Aufrufe

TOD UND LEBEN

TOD UND LEBEN

TOD UND LEBEN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

169<br />

Wir können hier eine wichtige weltanschauliche Beobachtung machen:<br />

Es ist nicht von ungefähr, daß folgende beiden Erscheinungen<br />

immer.zusammen auftauchen und eine innere sachliche Verbundenheit<br />

offenbaren müssen:<br />

Einmal taucht die Anschauung von der überindividuellen Sinngröße,<br />

in der meine personhafte Einmaligkeit aufgehoben wird und die<br />

mich unsterblich macht, stets in. Verbindung mit dem<br />

zyklischen Zeitbegriff auf. Wenn wir als Beispiel die<br />

uns nächstliegende biologische Weltanschauung anführen dürfen, wird<br />

dieser Tatbestand besonders klar: Auf „mich persönlich", insofern ich<br />

nur Exemplar meines Volkes oder meiner Rasse bin, kommt gar nichts<br />

an, deshalb spielt auch mein Tod keine Rolle, da ich ja in jenen Sinngrößen<br />

aufgehoben werde und darin „fortlebe". Damit hängt es zusammen,<br />

daß mein wesentlicher Ich-Teil, nämlich „ich, sofern ich jene<br />

Sinngrößen repräsentiere", an der zyklischen Zeit, teilnimmt: Volk<br />

und Rasse suchen sich „neue" Verwirklichungen, zeugen sich in<br />

„neuen" Exemplaren fort. Und da sie ja nur in solchen Verwirklichungen<br />

überhaupt „da" sind und Gestalt gewinnen, lebt mein<br />

wesentliches, überindividuelles Ich in jenen kommenden Exemplaren<br />

fort und-fängt in ihnen „von vorne" an, so gewiß eben auch Volk und<br />

Rasse in ihnen „von vorne" anfangen. Der mythisch biologische Begriff<br />

der Ewigkeit, wie er ja auch popularisiert wird, ist eine<br />

Ewigkeit solcher ständigen Selbsterneuerung, solchen „Von vorne<br />

anfangens", und damit ganz und gar Repräsentant der zyklischen Zeit.<br />

Also: Personlosigkeit und zyklischer Zeitbegriff — damit verbunden<br />

dann Todlosigkeit — hängen wesentlich zusammen.<br />

Auf der andern Seite ist es ebenfalls nicht von ungefähr, daß im<br />

biblischen Denken die unvertretbare, im Anruf zustande kommende<br />

Personhaftigkeit des Menschen mit der nicht umkehrbaren, streckenhaften<br />

Zeitlinie — und also mit dem Ernst nehmen des Todes —<br />

zusammenhängt. Dieser Zusammenhang könnte noch viel ausgiebiger<br />

nachgewiesen werden, als es unser umgrenzter Problembereich gestattet.<br />

Denn diese gerichtete Zeitlinie gilt nicht nur für das mikrokosmische<br />

Einzelleben, sondern zugleich für den Makrokosmos des<br />

Gesamt-Weltschicksals, das von Jüngsten Tage und also wiederum<br />

vom Ende, von seinem Eschaton her bestimmt ist. Diese makrokosmische<br />

Zeitlinie ist ebenfalls vom Anruf des Wortes bestimmt: Denn<br />

sie ist die Frist, in der Gottes Botschaft ausgerichtet wird, ist die<br />

„angenehme Zeit" und die Zeit der „Geduld". Das Wissen um Welt-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!