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Kindergesundheit in Baden-Württemberg - Öffentlicher ...

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3 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>K<strong>in</strong>dergesundheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Im Unterschied zur körperlichen Gewalt f<strong>in</strong>det sich für den sexuellen K<strong>in</strong>desmißbrauch<br />

ke<strong>in</strong> Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status (Wetzels,<br />

1997). Wohl aber f<strong>in</strong>den sich H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>en Zusammenhang von sexuellem<br />

Mißbrauch und physischer Mißhandlung. Wenn K<strong>in</strong>der Opfer sexuellen<br />

Mißbrauchs geworden s<strong>in</strong>d, ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit groß, daß sie auch körperliche<br />

Mißhandlung erlitten haben.<br />

Während <strong>in</strong> Fällen von ausschließlich körperlicher Mißhandlung und bei Vernachlässigung<br />

persönlichkeits- und gesellschaftsstrukturbed<strong>in</strong>gte Faktoren<br />

zusammenwirken, werden als Ursache von sexuellem Mißbrauch <strong>in</strong> viel stärkerem<br />

Maße persönliche und familiäre Risikofaktoren angenommen (F<strong>in</strong>kelhor<br />

& Baron, 1986). E<strong>in</strong> häufiger familiärer Risikofaktor ist emotionale Isolation,<br />

was bedeutet, daß alle emotionalen Bedürfnisse der Familienmitglieder <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Familie befriedigt werden müssen. Persönliche Risikofaktoren dafür,<br />

zum Mißhandler zu werden, s<strong>in</strong>d H<strong>in</strong>tergründe <strong>in</strong> der persönlichen Entwicklung<br />

des Täters. Dazu gehören Erfahrungen von Ablehnung, sich im Stich<br />

gelassen fühlen und Verwahrlosung <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit. Je mehr die späteren Täter<br />

<strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>dheit versuchten, Anerkennung, Nähe und Wärme von den für<br />

sie wichtigen Erwachsenen zu bekommen, desto öfter hatten sie das Gefühl<br />

zurückgewiesen zu werden. Viele Täter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit selbst Opfer sexueller<br />

Gewalt gewesen (die Schätzungen liegen zwischen 30 und 50 % aller<br />

Täter) und geben ihre eigene Demütigung weiter. Mögen die Täter <strong>in</strong> der Realität,<br />

im Geschäfts- und Familienleben mächtig und autoritär ersche<strong>in</strong>en, im<br />

Bereich von Beziehungen, Intimität und Sexualität erleben sich alle als ohnmächtig<br />

und unfähig. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bezug auf ihre affektiven Bedürfnisse auf<br />

e<strong>in</strong>em k<strong>in</strong>dlichen Niveau stehengeblieben. Egozentrik und Unfähigkeit sich <strong>in</strong><br />

die Gefühle anderer h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen führen zu Machtausübung <strong>in</strong> erlernten<br />

Verhaltensbahnen. Selbsttäuschung, Bagatellisierung und Rationalisierung s<strong>in</strong>d<br />

wichtige Mittel für den Täter, um vor sich selbst zu bestehen.<br />

Der Präventionsgedanke ist <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe handlungsleitendes<br />

Pr<strong>in</strong>zip. Im Problemfeld Gewalt gegen K<strong>in</strong>der überwiegen <strong>in</strong> weiten Bereichen<br />

der Präventionsarbeit e<strong>in</strong>zelne Programme, Projekte und Initiativen ohne<br />

systematische Evaluation und gezielte Weiterentwicklung. In den letzten Jahren<br />

haben jedoch die Bemühungen um Vernetzung und Kooperation der im<br />

Bereich K<strong>in</strong>desmißhandlung tätigen Institutionen deutlich zugenommen.<br />

Sexueller Mißbrauch<br />

unabhängig von der<br />

Soziallage<br />

Risikofaktoren für<br />

Mißhandlung und<br />

Mißbrauch<br />

Prävention mit<br />

unterschiedlichen<br />

Konzepten<br />

Prävention speziell im Bereich sexuelle Gewalt bee<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong> breites Unterstützungsangebot,<br />

das sich an sehr unterschiedliche Adressaten wendet, verschiedenste<br />

Aspekte berücksichtigt und an die Besonderheiten der jeweiligen<br />

<strong>in</strong>stitutionellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gebunden ist.<br />

Beispiele für Institutionen, die Präventionsmaßnahmen zum Thema sexuelle<br />

Gewalt <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> durchführen:<br />

• Deutscher K<strong>in</strong>derschutzbund (DKSB)<br />

• K<strong>in</strong>derschutzzentren Heidelberg und Stuttgart<br />

• Beratungsstelle KOBRA <strong>in</strong> Stuttgart<br />

• K<strong>in</strong>derschutzambulanzen<br />

• Gesundheitsämter<br />

• Jugendämter<br />

• psychologische Beratungsstellen freier und öffentlicher Träger<br />

• Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen<br />

• Ärztliche Beratungsstellen zur Bekämpfung von Vernachlässigung und Mißhandlung<br />

von K<strong>in</strong>dern<br />

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